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hoffe immer noch, daß Sie meinem Antrag entsprechen werden." Carla und Maria sahen sich erstaunt an. Das war doch kaum möglich. Carla sagte schnell: „Unseretwegen sind Sie in Mos kau?" „Allerdings! Ich nehme an, daß die Verhandlungen, an denen Sie beteiligt sind, nicht so lange dauern werden. Jetzt macht es mir nichts aus, noch eine kurze Zeit zu warten. Dann hoffe ich, Sie geneigter zu finden." Carla sah auf Maria. In ihrem Blick lag die Frage: „Was sagst du nun? Wie denkst du?" , Maria sagte lächelnd: „Ihre Ausdauer erkennen wir an, Herr Galfeyl Es heißt .. . Ausdauer findet seinen Lohn! Vielleicht! Wir wollen abwarten." Das Gespräch kam auf andere Themen. John Galsey erkundigte sich höflich, wie es ihnen in Moskau gefalle, erkundigte sich vor allen Dingen näher über das Palais Mentschikoff. Alle Einzelheiten interessierten ihn. Er begründete auch sein Interesse, sagte, daß er zwei Filme in Vorbereitung habe, der eine spiele teilweise in Rußland und er habe schon eine ganze Reihe Paläste be augenscheinigt. Das Palais Mentschikoff allerdings noch nicht, denn der Hausherr sei wenig freundlich und wolle davon nichts wissen. „Würde es Ihnen angenehm sein, wenn ich Sie ein mal besuche?" „Uns schon, Herr Gaifeh!" sagte Maria freundlich, „aber ... ob es unserem Gastgeber angenehm ist... das möchte ich bezweifeln." „Ich weiß, gnädige Frau!" sagte Galsey, „daß Sie Oberst Hassotsch umwirbt." „Das wissen Sie?" „Schon in Berlin stellte ich das fest. Wenn ich Ihnen aber einen Freundesrat geben kann: Hüten Sie sich vor Hassotsch. Er trägt den Namen „Der rote Bluthund" nicht zu Unrecht. Dieser Mann ist durch Ströme Blut «watä, bis er zu dieser exponierten Stellung gekommen rst. Soll ich Ihnen erzählen von dem Masakre in Niko- lewskaja oder von der Hinrichtung des 17. Regiments, das meuterte?" .- Den beiden Mädchen schauderte. ! - Sie hörten Grauenhaftes über Hassotsch. „Genug", sagte schließlich Maria. „Ich mag nichts mehr hören. Sie können recht haben, aber ich kann nicht nachprufen, ob es an dem ist. Oberst Hassotsch ist unser Gastgeber." „Sie sind sehr gerecht, gnädige Frau!" sagte Galsey. „Gut, ich will nicht weiter über den Obersten sprechen." Nach einer knappen halben Stunde verabschiedete er fich dann. Carla hatte plötzlich einen Gedanken. "»Du, Maria . . . gestern bei dem Empfang beim Präsidenten habe ich auch mit dem berühmten Regisseur Eisenstein gesprochen. Wollen wir einmal nach seinen LtelierS fahren?" „Was wollen wir dort?" „Um Rat wollen wir ihn fragen. Weißt du, Liebste, die Geschichte mit diesem John Galfey und seinem^ Rie senhonorar, das er uns bietet, die erscheint mir je länger ich darüber nachdenke . . . unheimlich. Ich habe das Ge fühl, hier steckt etwas anderes dahinter." „Was denn, Carla?" „Ja, das weiß ich selber nicht, Maria. Aber wir wollen Herrn Eisenstein bitten, uns einmal zu filmen, da mit wir feststellen, ob wir überhaupt Filmgesichter haben." Maria war sofort damit einverstanden. Sie bezahlten und nahmen ein Auto, das sie nach Eisensteins Atelier, das außerhalb Moskaus lag, ent führte. Eisenstein, der berühmte Regisseur war zufällig an wesend und sie wurden auch gleich vorgelassen. Sehr liebenswürdig, fast herzlich war die Begrüßung. , Mir hätten eine.Bitte an Sie,.Herr Eisenstein",..be gann Carla, sich der französischen Sprache bedienend, die Unterhaltung. „Ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, meine Damen." „Es ist uns um Ihr Urteil zu tun. Sie find als Regisseur und Film^achmann vielleicht Rußlands erste Kapazität. Bitte haben Sie die Güte und prüfen Sie unsere Gesichter, unsere Figur.«, ob wir für den Film in Frage kommen." „Sie wollen filmen?" rief Eisenstein überrascht. Maria nahm das Wort und sagte: „Nein, wir wollen es nicht, aber es ist uns von einem amerikanischen Film regisseur ein Angebot gemacht worden und man bot uns bei dieser Gelegenheit ein fabelhaftes Honorar, das uns stutzig machte. Wir fühlen uns nicht als künftige Film stars, wenigstens ich kann mir absolut nicht denken, daß ich auf der Leinwand wirke. Meine Freundin vielleicht eher." Eisenstein hatte sehr interessiert zugehört. Er schüttelte den Kopf. „Meine Damen, ganz ehrlich gesprochen, auf Grund meiner Erfahrungen halte ich Sie beide nicht für ausgesprochen filmgeeignet. Aber... das Auge täuscht sich manchmal. Kommen Sie meine Damen, ich lasse Sie beide filmgerecht schminken und zurechtmachen und dann werden wir eine Probeaufnahme machen." Gemeinsam begaben sie sich in das Atelier, wo man Maria und Carla erst ungeschminkt aufnahm. Eine ganz einfache Szene mußten sie darstellen. Maria saß im bequemen Sessel, las in einem Buche und Carla kam zu Besuch. Sie begrüßten sich, lachten und machten fröh liche Gesichter. „Ausgezeichnet!" sagte Eisenstein. „Spielen würden Sie können. Da ließe sich aus Ihnen wahrscheinlich alles machen. Aber... die Wirksamkeit der Gesichter. Das müssen wir abwarten. So, jetzt lasse ich Sie schminken und dann spielen Sie die kleine Szene noch einmal." Das geschah auch und nach einer halben Stunde war man eifrig beschäftigt, die wenigen Filmmeter zu ent wickeln. Währenddessen hatte Eisenstein die beiden Damen zu einer Tasse Tee eingeladen und interessiert mit ihnen ge plaudert. Bis man meldete, daß beide Filme vorführungs- bereit seien. Man begab sich gemeinsam in das kleine Vorführungs zimmer. Der Film begann zu laufen. Erst die ungeschminkte Aufnahme. X. Maria und Carla lachten vergnügt. In dieser Auf nahme hatten sie beide keine Filmgesichter. Das stellten sie ganz ehrlich fest. > Die zweite Aufnahme. Maria und Carla starrten auf die Leinwand... Das sollten sie sein, diese zwei ihnen so gänzlich fremd an- mutenden Gestalten. (Fortsetzung folgt.» Nach Feierabend. Deutlich. Sie: „Du, guck' mal her, der Photograph hat mir zwei Abzüge von den Aufnahmen geschickt! Gefallen sie dir?« — Er: „Gut getroffen bist du nicht! Aber ich würde mir doch welche davon bestellen, sie sind ganz hübsch!" Der liebe Leser. „Immer haben Sie einen Roman neben dem Teller liegen! Lesen Sie denn so gern beim Essen?" — „Ach ja, wenn ich ein schönes Buch habe, kann ich stundenlang essen!" Die arme« Eltern. Der Künstler: „Wissen Sie, Herr Doktor, Künstler werden eben geboren, nicht erzogen!" Der Kritiker: „Ja, ja! Schieben Sie nur die Schuld auf Ihre armen Eltern!" * Der Wandel. „Es ist sonderbar, wenn ich an einer Kneipe vorbeikomme, kann ich nicht widerstehen, und wenn ich dann wieder auf der Straße bin, kann ich dann wieder nicht stehen!" . _