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Wilsdruffer Tageblatt : 28.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192211285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19221128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19221128
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-28
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 28.11.1922
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Untergang der deutschen «utturgeschtchte. In den Verhältnissen im Innern ist eine Beruhigung soweit nnyetreten, daß das Kabinett prüfen könnte, wann in den republikanischen Schutzgebieten, deren Annahme seinerzeit not wendig war, diejenigen Bestimmungen aufgehoben werden könnten, die nicht der Bestrafung der Mörderorgamsationen dienen, sondern tatsächlich das Recht der freien Meinungs äußerung außerordentlich stark beschränken. Weiter ging der Redner auf die auswärtige Politik ein. In Italien, bemerkte er, haben sich die politischen Verhältnisse zu unseren ungunsten verändert. Wir brauchen vor allem bessere Wirt schafts-Verbindungen mit Amerika. Die Weltwirtschaft würde einen schweren Schlag erleiden, wenn ein schon gebrochenes Deutschland im Bolschewismus versinkt. Die Erkenntnis dieser Gefahr in der Weltwirtschaft kann allein unseren Untergang aufhalten. Frankreich war nie so mächtig in der Welt wie heute. Es gibt dort Kreise, die auf Deutschlands Untergang hinarbeiten. Als der Weltkrieg begann, wurde Frankreich von den Deutschen nicht so gehaßt, höchstens England. Wenn es jetzt anders geworden ist, so liegt es nicht an dem Friedens- Vertrag, sondern an der Fortsetzung des Krieges nach dem Friedensschluß. (Allseitige Zustimmung.) Zum Schluß be- tonte der Redner wir brauchen eine endgültige Lösung der Neparationsfrage. Das deutsche Volk muß wissen, was es zu leisten hat. Wir billigen das Programm des Reichskanzlers und Haffen, daß es ihm gelingen werde, alle Kräfte zusammen zufassen zu gemeinsamer Arbeit. (Lebhafter Beifall.) Abg. Dr. Leicht (Bayer. Volkspartei) bedauerte, daß in dieser Stunde der Rot die Sozialdemokraten -sich nicht dem Bei spiel der bürgerlichen Parteien angeschlossen haben, um dem neuen Kabinett keine Schwierigkeiten zu machen. Dr. Breit- scheid, der angeblich für den Posten des Außenministers in Aussicht genommen war, habe mit seiner gestrigen Rede den Befähigungsnachweis dafür nicht erbracht. Der Redner wies sodann die von Mussolini und PoincarS ausgestellte Behaup tung zurück, Deutschland habe seinen Währungsverfall künstlich herbeigeführt. Er besprach, daß das furchtbare Elend, das überall in Deutschland herrscht, die schreckliche Wohnungsnot, die entsetzliche Notlage der Studenten und bemerkte, jetzt müsse die Losung gelten »Erst Brot, dann Reparationen". In dieser ernsten Zett mutz dringend vor Terror und Gewalttätigkeit ge warnt weiden. Am Schlüsse hieß es der Redner willkommen, daß der Reichskanzler sich für die Schonung der Eigenart der Länder und gegen die schrankenlose Durchführung des Ein heitsstaates ausgesprochen hab«. Kommunistischer Mitztrauensantrag. Von den Kommunisten war inzwischen ein Mißtrauens votum oingegangen, in dem es hieß: Die Erklärung der Reichs- regievuny entspricht nicht den Anschauungen des Reichstages. Besonders mißbilligt der Reichstag die auf Grund der Note dom 13. November 1922 angekündigte Durchbrechung des Acht stundentages, die in Aussicht gestellte Massenentlassung behörd licher Angestellter und Arbeiter, die Beseitigung der Getreide umlage und danach angekündigte neue Brotpreissteigerung usw. Abg. Graefe (D.-Völkisch.), der die jetzige Gruppierung der Parteien für veraltet und überlebt erklärte, führte aus: In zwei Lager könne man die Abgeordneten aller Parteien teilen. Die eine Richtung, der hervorragende Mitglieder der Parteien von den Sozialdemokraten bis zu den Deutschnationalen ange hören, für die Lösung der politischen Zeitfragen durch die kapitalistische Internationale. Dieser Richtung stehe entgegen die völkisch-idealistische Bewegung. Das jetzige Kabinett zeige sich schwach darin, daß es sich nicht klar bekenne als Vertreter eines neuen Kurses nach dem jüdischen Marxismus. Wenn der Reichskanzler die alte Wirtschaftspolitik fortführen will, und wenn er so tiefe Sehnsucht nach dem Wiedereintritt der Sozialdemokratie äußert, so kann er auf die Unterstützung der Deutschvölkischcn dabei nicht rechnen. Abg. Müller-Franken (Soz.) betonte u. a., die völkischen Verbände werden niemals den Wiederaufbau fördern. Wir kennen diese Verbände, die in Oberschlesien nickt Arbeit, son dern Straßenräuberei betrieben Laben. Hierauf wurde ein Antrag der Demokraten auf Schluß der Debatte gegen die Kommunisten angenommen. Abg. Sollmann (Soz.) erklärte in einer persönlichen Be merkung, er habe böi der gestrigen Besprechung bei dem Reichs justizminister Dr. Heinze keinen einzigen seiner Vorwürfe gegen Dr. Müller zurückgenommen, und dieser habe keinen dieser Vorwürfe widerlegen können. Annahme des Vertrauensantrages. Nach erregter Geschästsordnungsdebatte wurde sodann be schlossen über das kommunistische Mißtrauensvotum zuerst civ- zustimmen. Ein kommunistischer Antrag auf namentliche Ab stimmung Wurde nicht ausreichend unterstützt. In einfacher Ab stimmung wurde das Mißtrauen gegen die Stimmen der Kon» munisten, Unabhängigen und Deutschvölkjschen abgelehnt. Der von den Demokraten eingcbrachte Vertrauensantrag, die wie folgt lautet: „Der Reichstag hat die Erklärung der Rerchsregierung zur Kenntnis genommen. Er billigt, daß sie die Note vom 13. November zur Grundlage ihrer Politik mache» will", wurde gegen die Stimmen der Kommunisten, Unabhängigen und der Deutschvölkischcn ange nommen. Dafür haben also alle übrigen Parteien, die Sozial demokraten und Deutschnationalen eingeschlossen, gestimmt. Hierauf nahm das Haus noch schnell ohne Auseinander setzung di« Novelle zum Branntweinmonopol an, und alsdann vertagte sich das. Haus auf Montag, den t. Dczc.uöcr. Edith Bürkners Liebe. 38) Roman von Fr. Lehne. Er fand sie im Gespräch mit seiner Mutter, die anscheinend ein großes Wohlgefallen an dem schönen, bescheidenen Mädchen gesunden hatte; denn sie unter- hielt sich in liebenswürdigster Weise mit Edith Bürk ner. Herbert hörte gerade, wie sie Edith nach ihrem Al ter fragte. „O, es fehlt nicht mehr viel an dreiundzwanzig, gnädige Frau." „Da sind Sie ja noch sehr jung, liebes Fräulein!' „Aber alt an Erfahrung, gnädige Frau. Mein Va ter ist leidend, meine Mutter ist vor einigen Jahren gestorben; mein Leben ist reich an Kummer gewesen." „Haben Sie noch Geschwister?" „Einen Bruder, der jetzt in Leipzig Medizin stu- Siert. Wir beide verstehen uns sehr gut; er ist ein Jahr jünger als ich, ein prächtiger Mensch! Er ist mein bester Freund!" „Haben Sie hier nicht auch Freundinnen und Ver wandte?" „Biel Zeit, die sogenannten Mädchenfreundschasten zu pflegen, hatte Äh nicht! Und mit meinen Verwand te» — Hildebrandts in der Parkstraße — Herr Hilde brandt ist der Bnwer meiner verstorbenen Mutter —" „Ah, das elegante Fräulein Hildebrandt ist dem nach Ihre Kusine?" unterbrach Frau Thomas das junge Mädchen. „Sirgen Sie, Fräulein Bürkner, ist es wahr, daß sie sich demnächst mit Assessor Martim verloben wird? Ich hörte neulich davon." „Ich weiß es nicht, gnädige Frau; wir kommen gar nicht zusammen." Und auf einer erstaunten Blick der alten Dame fügte sie hinzu: „Die Verschiedenheit unserer Lebensstellung — ich war genötigt, mir durch Nnterrichtgeben einen Erwerb zu suchen —" „Was Sie in meinen Augen nur hebt und ehrt!" „Ganz meine Ansicht, Mama," warf da Herbert ein, hinter den Damen hervortretend. kUt's erlaubt?" der Auttshauptmannschaft MeitzeK am 20. November 1922 in Coswig. «Schluß.) Regierungsrat Frhr. v. Miltitz berichtete hierauf über einen Beschluß des Eemeinderates in Sörnewitz, nach dem der dortige Polizeiwachtmeister nach Gruppe V der Besoldungs- ordnnng cingereiht werden soll und diese Einreihung als persön lich zu gelten habe. Der Bezirksausschuß genehmigte den Ge- meinderatsbeschluß. — Weiter genehmigte er auf Vorschlag desselben Berichterstatters den II. Nachtrag zum Ortsgesetz der Gemeinde Kotitz über Tagegelder usw. an Eemeinderatsmit- glieder und Gemeindebeamte und ermächtigte die Amtshaupt mannschaft, Nachträge zu Gemeindesteuerordnungen, die Hunde steuer betr., soweit sie dem von der Amtshaupimannschaft auf- gestellten Musterentwurfe entsprechen, namens des Bezirksaus schusses zu genehmigen. — In der Gemeinde Weistropp haben vier Gemeinderatsmitglieder ihre Armier niedergelegt. Ueber das Vorhandensein von Austriitsgründe» entscheidet nach der Landgemeindeordnung in erster Instanz der Gemeinderat, in zweiter Instanz die Amtshaupimannschaft mit dem Bezirks ausschüsse. Durch die Verweigerung weiterer Mitwirkung dieser Gemeinderatsmitglieder ist der Eemrinderat beschlußunfähig ge worden und eine Entscheidung der Amtshaupimannschaft mit dem Bezirksausschüsse über die Zulässigkeit der Ablehnungsgründe notwendig. Der Berichterstatter Regierungsrat Frhr. v. Miltitz schlug vor, die Anträge ans Niederlcgnng der Aemter, weil un gesetzlich, abzulehnen und nach den Bestimmungen des Gesetzes weiter zu verfahren, die Beteiligten zur Wetterführung ihres Amtes evenil. unter Androhung von Ordnungsstrafen gemäß 2 27 der Landgemcindcordnung aufzufordern. Der Bezirksaus schuß beschloß vorschlagsgemäß, ersuchte jedoch zunächst die Amts hauptmannschaft. im Wege einer mündlichen Verhandlung mit dem Gcmc-mdcroir eine Einigung herbeizuführen. Nach Genehmigung einer Erundstückszergliederung m Neucoswig beschloß der Bezirksausschuß, der Bezirksver sammlung die Wiederwahl des Amtshauptmanns Dr. Sie vert, Lagerhalter Reichenbach in Brockwitz und Bürger meister Wunderlich in Sicbenlehn in den Pflegeausschuß des Wohlfahrtsamtes vorzuschlagen. — Wie Amtshauptmann Dr. Sievert bekannt gab, haben die Finnen Chemisches Werk Carl Tiedemann. Schmidt u. Hintzen, sowie Knorr u. Riegler in Coswig für das im Vsrpflegheim „Wettinstift" in der Ein richtung bcgrifsene Kinderheim kürzlich eine größere Menge weiße Farben unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Ta- vckcusabrik, G. in. b. H. in Eoswig, hat das Heim durch Iiifiung von Kinderfriesen verschonen helfen. Die vier Firmen haben dazu beigetragen, daß das Kinderheim eine Helle freund liche Stätte werden wird. Der Amtshauptmann habe bereits schriftlich gedankt und möchte nicht verfehlen, auch den Bezirks ausschuß zu unterrichten. Der Bezirksausschuß nahm unter 'Ausdruck des Dankes für diese Stistungen Kenntnis. Amtshauptmann Dr. Sievert gab ferner Mitteilung davon, daß die Mitgliedsbeiträge für den Verband der sächsischen Bezirksverbände aus das Eeschä tsjahr 1922 nochmals, und zwar von 70 Mk. auf 120 Mk. für das Tausend der Bezirkseinwohner erhöht worden seien, weil die Unkosten des Verbandes in der letzten Zeit über altes Er warten gestiegen seien. Der nachzuzahlende Betrag belaufe sich aus 4700 Mk. Der Bezirksausschuß nahm zustimmend Kenntnis. — Der Landesverein „Sächsischer Heimat schutz" in Dresden, dessen Bedeutung für die heimatlichen Bestrebungen allgemein bekannt ist, richtet auch au den Be zirksoerband der Amtshaupimannschaft Meißen die Bitte, ihm einen einmaligen Sonderbeitrag in einer dem heutigen Geld werte möglichst entsprechenden Weise zu stiften, um dadurch sein Weiterbeskehen und das Weitererscheinen seiner Mittei lungen und „grünen Hefte" zu ermöglichen. In Anbetracht der für die Heimat überaus wertvollen Tätigkeit des Sachs. Heimatschußes wurde seiner Bitte um eine besonder« Hilfe ent sprochen, ein einmaliger Betrag in Höhe von 2000 Mk. be willigt und für das neue Geschäftsjahr eine wesentliche Erhöhung des jetzt 50 Mk. betragenden Jahresbeitrages des Bezirks in Aussicht genommen. — Nach der Satzung de» Verpfkegheims „Wettinstift" in Coswig sind die Verpfleggelder oen Ortsarmenverbändeu purleliührlick als Nachzahlung zu be rechnen. Wie die Direktton des Stiftes mitteilt. ist es un möglich, weiterhin mit den« bisherigen Verfahren der oiertel- .lhrlich »achiräglichen B«>echvmig der Verpflegkosten durch- zukommen, da alle Liejercinic» icyt sofortige Bezahlung bean- üruche». Der Bezirksausschuß beschloß, die Beträge durch die Direlnon monatlich m.chttägkich von den Gemeinden ein- ohcbeu und evtlvcechcnde Abänderung der Satzung der Be- , U'lsvenamm.pvg vorzuschlagen. — Auch die Verpflegung der . nsassen des Ez i« b u n g s h e i m s Bohnitzsch kann mit oen oishengen Verpslegsätzc» nicht mehr durchgesührt werden, o daß sich der Bezirksausschuß auf Grund der vom Amts- .'aupiülcum oorgeiragenen Anlerlagen gezwungen sah, die täg lichen Velpflegsätze mit Wirkung vom 1. Dezember 1922 ab auch in Bohnitzsch auf 130 Vik. zu erhöhen. Bei dieser Gelegen heit regte Gutsbesitzer Tro schütz in Diera als Vorsteher des Erziehungsheims an, für die Insassen eine Kleiderablage Herstellen zu lassen. Der Bezirksausschuß trat der Anregung bei und sieht der Vorlegung eines Kostenanschlages entgegen. Zur K - v n r e i ch n u n a der Weaest recken, die an Er zog einen Stuhl zu sich heran unv nahm ne- ven den beiden Damen Platz, doch so, daß er Edith beobachten konnte. „Wie heißen Sie eigentlich mit Ihrem Vornamen, Fräulein Bürkner? Denken Sie, es interessiert mich stets, zu wissen, wie diejenigen, mit denen ich zusam- menkomme, mit dem Vornamen beißen," sagte Frau Thomas lächelnd. „Ich heiße Edith — Marie, Isolde, Edith." „Drei ausgewählt schöne Namen." „Ja, gnädige Frau, und ich freue mich auch dar über! Mein Bruder heißt Thankmar. Unser lieber Vater hat die Namen ausgesucht; er ist nicht so sür das Alltägliche —" So sprach man hin und her, bis Haussrauenpflich- ten Frau Thomas geboten, sich auch in den anderen Räumen zu zeigen. Herbert und Edith waren allein. Sie hatte vor seinen heißen Blicken die Augen gesenkt, deren breite, dunkle Wimpern auf ihren rosigen Wangen lagen. In seiner Nähe wurde ihr so eigen; sie kühlte sich befangen, wie von einem mächtigen Einfluß ge bannt. „Also Edith heißen Sie — wie der Name zu Ih nen paßt!" sagte er leise, und dann: „Fräulein Bürk ner, Sie sind wunderschön —" Verletzt hob sie die Lider empor und sah ihn an. „Herr Thomas, würden Sie das wohl ohne wei teres einer Dame aus Ihren Kreisen sagen? Ich bin heute als Gast Ihrer Eltern hier —" ihre Stimme bebte und hatte einen fast traurigen Klang. Er zögerte ein wenig mit der Antwort; dann lä chelte er, was ihm wunderbar gut stand. „Nein, Fräulein Bürkner, denn zu einer solchen Behauptung würde mir vollständig die Veranlassung fehlen." Sie errötete und mußte nun wider Willen eben- falls lächeln. In diesem Augenblick trat Herberts Vater zu den beiden. „Hier sind Sie — meine Fra« schickt mich! Nun geben Sie mir Ihr Händchen, daß ich Sie nach dem Klavier führe, «ns etwas vorrufvielen I" iSonu- uud Festtage« für ^rafNaffrzeuge se- ! sperrt werden, sollen im ganzen Reichsgebiete einheitlich«! ! Verbotstafeln ausgestellt werden, deren Beschaffung i» > wachsen den Gemeinden als Polizeiaufwand zur Last fällt. Die ' Tafeln sollen etwa 50X50 Zentimeter groß sein und in gelber Farbe hergestellt werden, nach dem Muster der Takeln, die für die Kennzeichnung von dauernd für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrten Wegestrecken eingeführt sind, nur mit dem Unter schiede. daß nur ein schwarzer Punkt aufzumalen ist, und daß Angaben über die Sperrzeit (in Sachsen von 8 Uhr vor mittags bis 8 Uhr abends) in schwarzer Schrift am oberen Ende der Tafel angebracht werden. Für den hiesigen Bezirk werden vorläufig 10 Sperrtafeln gebraucht, und zwar für die Bezirks- und Verbandsstraße Meißen—Gauernitz— Niederwartha, die Straße Coswig—Spitzgrundmühle—Auer, die Straße Auer—Großdobritz, die Muldentalstraße Nossen— Roßwein, die Straße Nossen—Zella—Marbach (Ortsteil Dreierhäuser) und die Auental-Straße von Marbach nach Gleis berg. Da die Tafeln bei Lieferung in gutem, wetterbeständigem Material unter den gegenwärtigen Verhältnissen erhebliche» Kostenaufwand verursachen werden, die Gemeinden finanziell nur schwer in der Lage sein würden, diesen Aufwand zu tragen, und überdies ein über die Gemeinden hinaus gehendes allge meines Interesse an der Straßensperrung dieser Straße» an Sonn- und Festtagen für den Kraftwagenverkehr vorhanden ist, beschloß der Bezirksausschuß aus Vorschlag des Referenten, Regierungsrats Dr. Benecke, die Kosten für 10 Sperrtafeln auf die Bezirkskasse zu übernehmen. Genehmigung fanden ferner Nachträge zu Verbandssatzungen der Hebammenbezirke Groitzsch, Krögis und Meißen, desgleichen ein Ortsgesetz über die Ge bühren der Leichenfrauen des Leichenfrauenbezirks Kesselsdorf. Im Anschlusse an letztere Genehmigungen ermächtigte der Be zirksausschuß die Amtshauptmannschaft, ähnliche ortsgesetzlichc Bestimmungen künftig namens des Bezirksausschusses selbst zu genehmigen. Nach 8 14 der Ausführungsverordnung zum Reichsmieten gesetz vom 24. Juni 1922 (S. G. S. 229) hat die Amts hauptmannschaft unter Zuziehung von je zwei Beisitzer» der Vermieter- und Mieterorganisationen des Be zirkes die Beschwerden zu entscheiden, die etwa gegen die g»- mätz 8 3 dieser Verordnung von den Gemeindebehörde» vor- genommenen Festsetzung der Hundertsätze eingelegt werden. Die Beisitzer bestimmt der Bezirksausschuß auf die Dauer von 4 Jahren. Die heute vorzunehmende Wahl fiel auf Maler meister Gustav Dietze in Coswig und Richard Wo Hanka in Weinböhla als Vermieter, sowie Lagerhalter Herman» Schach und kaufmännischer Beamter Arnold in Weinböhla aus den Kreisen der Mieter. Als Stellvertreter wurden H»go Kranke, Vermieter, und Viktor Pawlenka, Mieter, beide in Meisatal. bestellt. — Von den Bezirken und wegebaupflichtigen Gemriuden (Gemeindeverbände) sind für die Tätigkeit der Amtsstraßenmeister mit Bezirk in Konrmumkations- wegesachen an die Staatskasse jährlich, und zwar seit dem Jahre 1910, Vergütungen zu zahlen, nachdem der Staat di« Bezüge der Amtsstraßenmeister, die diese oo» den Gemeinde« früher unmittelbar erhielten, mit übernommen hat. Im Hin blick auf die außerordentliche Geldentwertung könne» die bis herigen Vergütungen der Bezirke und Gemeinde» an die Staatskasse nicht niehr als angemessen erachtet werden. Das Finanzministerium hat daher im Einvernehmen mit dem Mi nisterium des Innern die Vergütung auf das Lsache erhöht, von 200 Mk. jährlich auf 1200 Mk. für jeden Amtsstraßei» meister mit Bezirk. Die vorgeschlagenen Erhöhungen bleibe» noch hinter der eingetretenen außerordentlichen Geldentwertung zurück. Der Bezirksausschuß beschloß daher, die beantragte Erhöhung bei der Bezirksversammlung zu befürworten und weiter einen Antrag der Ämtsjtraßemrieisier, ihre gesamten Dienft- aufwandsentschädigungen zu erhöhen, befürwortend an das Fi nanzministerium weiterzugeben. Nach Genehmigung eurer Gruudstückszergticderung in Rob- schütz, die unter der Bedingung der Hinzuschlagung und der Zergtiedernngsbeschränkung erteilt wurde, befürwortete der B» zirtSausschuß die Bestellung des Gcmeindevorstandes Stiegler in Kesselsdors zum Grurrdsteuertomnussar daselbst und die Genehmigung eines II. Nachtrages zum Ortsgcsetz, Ueberwachuna des Bauwesens der Gemeinde Coswig bett. — Direktor Schaufuß berichtete über ein Gesuch des Vereins der Freunde Heimdall in Bad Elster. Dieser Verein habe die Ausgabe, die Von Geh. Sanitätsrat Dr. Köhler in Bad Elster errichtete Son- ne n- Licht- H c i lstät t e zu fördern. In der Heilstätte werden ann« Linder, die an chirurgischer Tuberkulose oder Skrofulös« leiden, bcha«dclt. D«r Bezirk hab« bisher in 12 Fällen von der Heilstätte Gebrauch gemacht und habe weitere S Kinkel zur Aus nähme angemeldet. Di« Unterstützung des Vereins wird vom Landesverein sür Wohlfahrtspflege warm empfohlen und auch vom Verband« der sächsischen Bezirksverbände befürwortet. Dem Vorschläge des Berichterstatters gemäß beschloß der Bezirksaus schuß, dem Unterstützungsanttage zu entsprechen und ihm nach der Satzung als „Ehrensörderer" mit einer einmaligen Zahlung von 5000 Mk. beizutteten. — Schließlich wurden noch 2 Grund stückszergliederungen in Coswig und Weinböhla genehmigt. Der öffentliche» Sitzung folgte eine nichtöffentliche. — Im An schlusse hieran besichtigten sämtliche Mitglieder des Bezirksausschusses und die Dezernenten der Amtshauptmaunschaft die Deutsche Kunst leder-Aktiengesellschaft, die Lastkrafiwagenfabrik von Emil Nake und die Vereinigte Strohstoff-Fabrik, A.-G., in Kötttz, deren Bettiebs- einrichtungcn und Arbeitsweise sämtlich das grünte Interesse erregte». „Gern, Herr Thomas," sagte Edith ohne jede Zie rerei; „aber Sie müssen ein milder Kritiker sein, denn so groß ist mein Können nicht." „Ich will kein milder Kritiker, nein, nur ein dankbarer Zuhörer sein! Man sagte mir, daß Sie sehr gut spielen; bei mir wird leider gar nicht musi ziert; wir find eine sehr unmusikalische Familie und ich höre so gern zu." Galant öffnete Herr Thomas dem jungen Mädchen das Klavier und setzte sich dann bequem in einen Klub sessel, die Hände über der weißen Weste gefaltet. „Spielen Sie, was Sie wollen, Fräulein Bürkner; Noten sind genug da," sagte er aus Ediths Frage. „Nur nichts Trauriges oder Klassisches, vielleicht etwas aus „Zar und Zimmermann" oder dem „Freischütz" oder „Waffenschmied"; das sind meine liebsten Opern." Edith begann zu spielen. Ihr Anschlag war weich, aber doch fern jeder falschen Sentimentalität. Ein klei ner Kreis von Zuhöhrern hatte sich um sie gebildet. Sie gab sich ganz dem Genüsse hin, aus diesem vor züglichen, klangschönen Instrument zu spielen. Als sie aufhörte, klatschte Herr Thomas begeistert in die Hände. „Bravo, bravo, Sie spielen ja ausgezeichnet, lie bes Fräulein!" Und vergnügt summte er vor sich hin: „Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar —" Edith mochte nicht lange zu bleiben. Sie nahm möglichst unauffällig Gelegenheit, sich von ihren Gast gebern zu verabschieden, herzlich für den schönen Abend dankend. Herbert hatte es bemerkt. „Sie wollen schon gehen, Fräulein Bürkner? Das ist schade." Ein unverhülltes Bedauern Nana aus seiner Stimme. „Ja, es wird Zeit für mich." „Und fürchten Sie sich nicht, den Weg in der Nacht allein zu machen?" Lächelnd schüttelte sie den Kops. „Nein. Uebrigens hoffe ich, eine Droschke zu be kommen!" (Fortsetzung folgt.)
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