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wäre, Dazu wiro es IW wahrscheinlich schon zu spät sein. Versäumnisse sind begangen worden, Hüben und drüben — nur nicht in Frankreich. Dort hat man keinen Augenblick geruht, hat in Klein-Asien den Türken zum Sieg über die Griechen verholfen und in Bayern und am Rhein un ablässig gegen die Reichseinheit gewühlt; hat die Kontroll kommissionen und den Wiederherstellungsausschuß ständig in Atem gehalten, auf daß uns „Verfehlungen"-vorge halten, Bußen abverlangt und Ultimaten gestellt werden konnten, wie sie sonst nur ganz oder halbwilden Neger stämmen noch angesonnen werden; hat keine Gelegenheit vorübergehen lassen, uns bis aufs Blut zu peinigen, immer in der Absicht, uns nur ja nicht zur Ruhe kommen zu lassen, immer neue Zwischenfälle zu schaffen und dann im gegebenen Augenblick loszuschlagen. Bald wird es sich entscheiden müssen, ob der Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist — für die Franzosen. Was uns dann noch zu tun übrig bleibt, das wissen die Götter. Wir können nur sagen, daß in solchen geschichtlichen Momenten jede menschliche Berech nung über den Haufen geworfen werden kann, allen ein gebildeten Sicherheiten zum Trotz. Daß das deutsche Volk auch im Frieden alles mit sich sollte machen lassen, wie es mutwilligen und rachsüchtigen Feinden gerade in den Sinn kommt, das will uns doch nicht in den Kopf. Bereit sein ist alles, sagt der Dichter. Wir waren, 1922, bereit, an einer Besserung unseres Besiegten-Lofes mit allen Kräften mitzuarbeiten, und müssen, 1923, bereit bleiben, einer entscheidenden Wendung zum Schlimmen und Schlimmsten ins Auge zu sehen. Vielleicht ist es in den Sternen so bestimmt, daß uns nichts, aber auch qar- nichts erspart bleiben soll. Dann wollen wir wenigstens mit Würde tragen, was die Vorsehung uns auserlegt? —— Dr. Sv. pomcare will das Ruhrgebiet. EinGegenvorschlagBonarLaws. In einer Unterhaltung mit französischen Pressever tretern hat Poincars geäußert, die Haltung der französi schen Regierung in den bevorstehenden PariserBesprechun- gen werde nach wie vor in erster Linie durch den Grundsatz „kein Moratorium ohne Pfänder" bestimmt werden. Frankreich werde die Maßnahmen, die es vorzuschlagen gedenke, nicht mit dem Hinweis auf das Ausbleiben deutscher Holzlieferungen begründen, sondern mit dem Artikel 248 des Versailler Vertrages, der den Ver bündeten eine Generalhypothek auf das gesamte deutsche Eigentum zuerkenne. Das deutsche Versagen in der Frage der Holzlisferungen könne aber gewisse „Sank- tionen*, wie zum Beispiel die Kontrolle der Staats forsten auf dem linken Rheinuser zur Folge haben. Das Verlangen nach Pfändern bedeutet nach dem „Petit Parisien" noch nicht, daß Poincars entschlossen wäre, aus Zwangsmaßnahmen zu verzichten. Man werde in Las Ruhrgebiet etndringen, um Deutschland zu zwingen, sich seinen allgemeinen Verpflichtungen zu unterwerfen. Auch das „Echo National" schreibt, Poincarü wäre fest entschlossen, das Ruhrgebiet zu besetzen. Dem gegenüber wird Bonar Law in Paris wahrscheinlich einen neuen britischen Plan vorlegen, auf dessen Basts mit Deutschland verhandelt werden soll. Der Hauptgedanke geht darauf hinaus, daß die britische Regierung bereit sei, sich mit den Alliierten über die im Nichtzahlungsfalle gegenüber Deutschland zu ergreifenden Sanktionen zu verständigen unter der Bedingung, daß der von Deutschland zu zahlende Be trag aus eine vernünftige Summe herabgesetzt wird. Oer Hotzlonflitt. Ketne „absichtliche" Verfehlung. Die Note des Wiederherstellungsausschusses über dre. deutschen Holzlieferungen ist in Berlin eingegangen. Aus ihr ergibt sich, daß nur von einer einfachen „Verfehlung", aber nicht von einer „absichtlichen" oder „vorsätzlichen" Verfehlung Deutschlands, wie Havas behauptet hatte, ge sprochen wird. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied, weil nur im zweiten Falle „Sanktionen" der einzelnen Ententemächte möglich wären. Die Reparationskommission hat auch bereits beschlossen, daß an Stelle des zu wenig gelieferten Holzes deutsche Barzahlungen nachgesordert werden sollen. Die englische Auffassung geht übrigens da hin, daß sich die Bestimmungen des Versailler Vertrages über ein absichtliches Verschulden Deutschlands nur auf die Barleistungen, nicht aber auf die Sachlieferungen beziehen können. Das französische Manöver wirkt in London um so unangenehmer, als es offensichtlich daraus gerichtet ist, auf die bevorstehenden Pariser Besprechungen einen Druck auszuüben. Von deutscher Seite ist inzwischen genau nach- gewiesen worden, daß die Hauptschuld an den Minder leistungen daran liegt, daß die gegnerischen Anforderungen mit monatelanger Verzögerung eingegangen sind. Es wurde daher eine VerlängerungderLieferfrist bis zum 1. April 1923 beantragt. Oer Ertrag -er Lohnsteuer. Antrag auf Erhöhung der Abzüge. Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund und die Afa haben der Reichsregierung und dem Steuerausschusse des Reichstages den Antrag vorgelegt, vom 1. Februar 1923 ab eine Neuse stsetzungderAbzüge der Lohn-- steuerpflichtigen zur Einkommensteuer vorzunehmen. Die gewerkschasüicheu Spitzenorganisationen erklären in der Begründung dieses Antrages, daß in den Kreisen der Ge werkschaftsmitglieder eine starke Gegnerschaft gegen die Lohnsteuer vorhanden und im Wachsen sei, und daß es den Gewerkschaftsleitungen ohne die gewünschte Änderung -es Gesetzes äußerst schwer fallen würde, diese» Strömun gen mit Erfolg zu begegnen. Die Lohnsteuerpflichtigen ver weisen im besonderen daraus, daß der von ihnen getragene Anteil der Reichseinkommensteuer im Jahre 1926 20 1921 33ZLL iu diesem Oktober aber 72 A betragen hat. Nah und Fern. O Umwandlung der Berliner Straßenbahn. Der Magistrat der Stadt Berlin beschloß, aus verstärktem Holzschlag der städtischen Forsten eine Milliarde Mark als einmalige, die Wirtschaftlichkeit hebende Ausgabe der Straßenbahn zur Verfügung zu stellen,»nachdem die Straßenbahn in eine städtische Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt ist. O Einschränkung der Tanzlustbarkeiten in Berlin. Ent sprechend den Richtlinien des preußischen Ministeriums des Innern Wer die allgemeine Einschränkung der öffentlichen Tanzlustbarkeiten hat der Polizei präsident für Groß-Berlin verfügt, daß bis auf wei teres neue Tanrerlaubnisse für Lokale jeder Art nickt erteilt An unsere Postbezieher! Bestellen Sie sofort für Monat Januar 1923 Ihre Zeitung das „Wilsdruffer Tageblatt" damit keine Störung in der Lieferung eintritt- werden faiten. Dem Ernst der winschaftiicyen und polni schen Lage unseres Vaterlandes entsprechend, wird ferns- der „Fünfuhrtee", der Tanz in Cafes, Bars, Dielen usw. vom 15. Januar 1923 ab allgemein verboten. Diese Frist wird gegeben, damit die Betriebe sich rechtzeitig darauf ^»richten können. Ab 15. Januar 1923 wird allgemein ein öffentlicher Tanz erst ab 9 Uhr abends erlaubt. O Schließung des Bamberger Domes. Während der öffentlichen Besuchszeit sind im Bamberger Dome so viele Diebstähle vorgekommen, daß die Verwaltung jetzt de». Dom für den öffentlichen Verkehr vollständig gesperrt hat. O Flugpost Königsberg—Moskau. Vom 2. Januar an wird der regelmäßige Flugpostdienst Königsberg i. Pr. —Smolensk—Moskau wieder ausgenommen. Zur Beför derung find nur gewöhnliche und eingeschriebene Briefe und Postkarten zugelassen. Der Zeitgewinn gegenüber der gewöhnlichen Beförderung beträgt etwa vier Tage. Ferner werden Flugpostsendungen nach Bagdad, Bassora, dem übrigen Mesopotamien und Persien vom 11. Januar näch sten Jahres ab alle 14 Tage von München nach Kairo zur Weiterbeförderung mit der englischen Luftpost Kairo—-Bag dad abgesandi. Neueste Meldungen. Generaloberst von Einem 70 Fahre alt. DL Berlin. Generaloberst Karl von Einem, gen. v. Roth-, maler, in Berlin feiert am 1. Januar feinen 7V. Geburtstag. Er war Oberbefehlshaber der 3. Armee. Politische Verhaftungen in Mannheim. Frankfurt a. M. In Mannheim wurden etwa 20 jüngere Leute verhaftet, die einem vor kurzem gegründeten Turnverein bezw. einer Schietzabteilung angehörton. Das beschlagnahmte Vereinsmaterial, Schriftstücke und zwei Gewehre mit Munition, lassen darauf schließen, daß cS sich hier um eine verbotene Ver einigung handelt. Von den Verhafteten sind einige wieder aül freien Fuß gesetzt worden. Die deutschen Sachleistungen von 1922. Paris. In der Kammerkommifsion für auswärtige Am gelegenheiten erklärte der Minister für die befreiten Gebiete, Reibel: Die deutschen Lieferungen an Frankreich betrugen bis zum 1. Oktober in runden Zahlen 171 Millionen, hierin einge schlossen 141 Millionen an Kohlenlieferungem Der Kanaltunnel endgültig abgetan. 0^ London. Auf eine Unterhausanfrage über die Stellung der britischen Regierung zum Bau des Tunnels unter dem Ärmelkanal, dessen gesamte Kosten angeblich von einer eng lischen und einer französischen Eisenbahngesellschast getragen werden sollten, antwortete Bonar Law, er halte diese Frage für endgültig abgetan. Englands Ruf an Amerika. London. Wie erst jetzt bekannt wird, Haben bereits iw den letzten Wochen zwei Vertreter der Bank von England sehr ein gehend mit der amerikanischen Regierung Wer Vie europäische Finanzlage verhandelt und dem Präsidenten Harding eine Katastrophe voransgesagt, wenn die Vereinigten Staaten nicht größere finanzielle Hilfe bringen wollten. Ein neuer Plan Mussolinis. Nom. Mussolini hat einem neuen Plan zur Lösung der Wiederherstellungsfrage vorgelegt. Gleichzeitig überreichte er den Kabinetten von London und Paris eine Note, in der er energisch darauf drängt, daß endlich das Reparationsproblem gelöst Werde, damit nutzlosen Konferenzen ein Ende gemacht werde. Er werde nur unter der Zusicherung einer endgültigen Regelung der schwebenden Fragen an den Pariser Beratungen teilnehuien. Gmerika erwartet günstige Resultate. Newyork. In amerikanischen offiziellen Kreisen erwartet man ungeduldig die Ankunft der englischen Mission mit dem Schatzkanzler Baldwin an der Spitze und hofft, daß die Ver handlungen zu günstigen Resultaten führen werden, die anch einen guten Einfluß auf die Weltwirtschaftslage ausüben würden. Man glaubt im allgemeinen, daß England eine Ver minderung des Zinsfußes fordern würde, außerdem eine Ver längerung der Rückzahlungsfristen von 25 auf wenigstens 35 Jahre. Der Atlantikpakt. Newyork. Trotz der Dementis, wonach Deutschland keiner- lei Vorschläge an Amerika betreffend des Fricdenspaktes der vier Großmächte gemacht hat, um den Frieden für dreißig Jahre zu garantieren, wird diesem Gerücht sehr viel Bedeutung zugemessen. Präsident Harding hat in der Tat mehrere Male bestätigt, daß ein Pakt dieser Art die Schwierigkeiten in Europa lösen könne. Vielleicht sind diese Vorschläge in „nicht offizieller" Weise der amerikanischen Regierung durch Vermittlung des amerikanischen Gesandten in Berlin vorgelegt worden. Ans Stadt und Laud. »M» «I»«»* »M»« »M i»— »MM»« «MM»»«. Wilsdruff, am 30. Dezember 1922. — Ein neues Jahr zieht ius Land: 1923! Kaum daß in unserer an Ereignissen und Borkommnissen aus nahmsweise reichen Gegenwart der Film von 1922 sich vor unseren Augen völlig abgerollt hat — noch zittern und flimmern seine letzten Bilder innerlich in uns nach —, und schon setzt der unermüdliche Regisseur, Schicksal ge nannt, einen neuen Streifen in die Abrollvorrichtung ein. Und wieder sitzen wir da, wie die Kinder im Kino, ge spannt, erwartungsvoll, ungeduldig ob des Kommenden. Bringt doch auch das Jahr 1923 manche verheißenden Versprechungen mit sich! Wie weit sie berufen sein werden, sich zu erfüllen, das vermag allerdings niemand von uns im voraus zu sagen. Aber das ist das merkwürdige: ob auch der Lauf vergangener Zeiten noch so sehr geeignet gewesen sein dürfte, um uns skeptisch und mißtrauisch zu machen — immer wieder treten wir dem neuen Jahr mit neuen Erwartungen und neuen Hoffnungen gegenüber. ES liegt in der Natur des Menschen, immer wieder etwas haben zu müssen, an das sich unser letztes bißchen Hoff nung klammert. Wird das Jahr 1923 diesesmal unsere Hoffnungen erfüllen? Wir wagen diese Frage nicht zu bejahen, aber wünschen wollen wir ehrlich und von Herzen, daß es der Fall sein möge. Und aus dieser heimlichen Hoffnung heraus rufen wir allen Leserinnen und Lesern zu: Ein frohes, glückliches neues Jahr! — Die gesetzliche Miete ist gemäß Reichsmietengesetz vom Stadtrat (vgl. Bekanntmachung) neu festgesetzt worden und zwar beträgt der Zuschlag zur Grundmiete für Wils druff insgesamt 2000 Prozent. Man braucht also die Grundmiete (85 Prozent der am 1. Juli 1914 gezahlten Miete) nur mit 21 zu multiplizieren, um die gesetzliche Miete zu errechnen. Die gesetzliche Untermiete ist auf das 25fache des Friedenspreises erhöht. Eine angemessene Abnutzungsgebühr für geliehene Wäsche kann besonders erhoben werden. — Die Steuerbücher für 1922 (Umschläge mit Ein- lagebogsn) sind im Monat Januar 1928 an das Finanz amt abzuliefern. Viele Gemeindebehörden, jedoch nicht die Stadträte, sind Annahmestellen für dis in der Gemeinde wohnhaften Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Um Zeit und Porto zu ersparen, ist dis Ablieferung an dis Gemeinde behörde dringend zu empfehlen. Die genaue Angabe der Wohnung am 10. Oktober 1922 ist von größter Wichtig keit und erspart unnötige Rückfragen. — Der Allgemeine Turnverein veranstaltet auf vielseitigem Wunsch am Nsujahrstags nachm. ^4 Uhr im „Adler" eine Wiederholung seiner mit so großem Erfolg aufgenommsnen turnerischen und theatralischen Weih nachtsaufführung. (Bgl. Ins.) — Einbrecher statteten in der Nacht zum Freitag dem Gehöft des Gutsbesitzers Leidiger am Markt einen Besuch ab und nahmen 2 Gänse mit, die sie vorher im Stalle abschlachteten. — Am 3. Feiertag machten sich zwei junge Burschen am Schlachthausfenster des Fleischsrmeisters Neubert zu schaffen, jedenfalls in der Absicht, dort ein zubrechen. Sie wurden aber gestört und find unerkannt entkommen. Ul Steuerabzug vom Gehalt oder Lohn av 1. Januar. Der Steuerabzug erfährt eine wesentliche Änderung. Bis her haben die Beträge, um Lie sich Ler von dem Arbeits lohn einzubehaltenLe Betrag von 10 A minderte, airf den Monat gerechnet, je 40 Mart für den Steuerpflichtigen und für seine zu seiner Haushaltung zählende Ehefrau, 80 Mark für jedes zur Haushaltung zählende minderjährige Kind ohne eigenes Arbeitseinkommen oder jedes nicht über 17 Jahre alte Kind mit eigenem Arbeitseinkommen und 90 Mark zur Abgeltung der Werbungskosten und sonstigen Abzüge betragen. Diese Beträge erhöhen sich vom 1. Ja nuar 1923 ab für den Steuerpflichtigen und für seine zu seiner Haushaltung zählende Ehefrau auf je 200 Mart monatlich, für jedes zur Haushaltung zählende minder jährige Kind ohne eigenes Arbeitseinkommen öder jedes nicht über 17 Jahre alte Kind mit eigenem Arbeits einkommen auf 1000 Mark monatlich und zur Abgeltung der Werbungskosten und sonstigen Abzüge ebenfalls auf 1000 Mark monatlich. Der Arbeitgeber ist nach wie vor an die Eintragungen, die von der Gemeindebehörde öder dem Finanzamt auf dem Steuerbuch hinsichtlich der Zahl der bei dem einzelnen Arbeitnehmer zu berücksichtigenden Familienangehörigen gemacht sind, gebunden. lH Neues Hartgelt in höheren Werten. Von den Ersatz münzen im Nennbeträge von 1, 3 und 5 Mark, die aus Grund des Gesetzes vom 26. Mai 1922 ausgeprägt werden sollten, konnte nur der Verfassungstaler ausgegeben wer- den. Im Hinblick auf die weitere Entwertung der Mark hat sich die Reichsfinanzverwaltung entschlossen, Hartgeld in weit höheren Nennwerten zu prägen, als es bisher ge schehen ist. Der Reichsfinanzminister hat dem Reichsrat eine Vorlage zugehen lassen, die die Ausprägung von Er satzmünzen im Nennwerte von 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Mart vorsieht. Da es sich um einen Ersatz für Scheide münzen handelt, soll niemand verpflichtet sein, Ersatz münzen im Betrage von mehr als Lem Zwanzigfachen des Nennwertes der einzelnen Mükzen in Zahlung zu nehmen. — Am 31. Dezember verjähren Forderungen, di im Jahre 1920 entstanden sind. Es müssen also, um die Verjährung zu verhüten, alsbald Mahnbriefe geschrieben und vor Jahrssschluß Klage erhoben werden. Zu bedenken ist allerdings stets, ob der einzuklagende Betrag die Mühe waltung lohnt. — Neujahrskarte« als Drucksache». Auf gedruckten Besuchs-, Weihnachts- und Neujahrskarten ist es zulässig (außer der Bezeichnung des Absenders, Empfängers und Absendungstages) mit höchstens fünf Worten oder den üb lichen Anfangsbuchstaben Glückwünsche, Danksagungen oder andere Höflichkeitsformsln handschriftlich hinzuzufügen. Dem Namen des Absenders darf dis Angabe „und Frau" oder „und Familie", dem Wohnort die Wohnung hinzugefügt werden. Weitere Zusätze sind nicht gestattet. Man darf also z. B. schreiben: Herzlichen Glückwunsch zum Jahres wechsel sendet Kaufmann Georg Müller und Frau. Leip zig-Connewitz, den 31. Dezember 1922, Kaiserstraße 8, 2. Zusätze, wie „Dein — Ihr — sendet — widmet — von" in Verbindung mit den Grüßen usw. werden nicht bean standet, sie sind aber bei der Bemessung der Zusätze auf höchstens fünf Worts mitzurechnen. Eine solche Sendung, die freigemacht werden muß, unterliegt der Drucksachen gebühr. — Die neuen Eisenvahntarife. Mit Wirkung vom 1. Januar werden bekanntlich die Personenfahrpreise gegen über den Dezemberfahrpreisen erheblich erhöht, so daß die Einheitssätze für einen Kilometer betragen: in der ersten Klasse 24 Mk., in der zweiten Klasse 12 Mk., in der dritten Klasse 6 Mk., in der vierten Klasse 4 Mk. Mit dieser Neuordnung ist das Verhältnis der Fahrpreise der einzelnen Klassen wesentlich vereinfacht; die dritte Klasse kostet das Eineinhalbfache der vierten, die zweite das Doppelte der dritten, und die erste das Doppelte der zweiten; Hundekarten kosten die Hälfte der dritten Klasse. Neben den Fahrpreisen für Personenzüge sind auch die Schnellzugszuschläge erhöht — Der sächsische Kriegsgefangene Ott» Reuter uicht heimgekehrt. Obwohl alle Vorbereitungen für den Empfang des letzten, vom Präsidenten der französischen Republik begnadigten erzgebirgischen Kriegsgefangenen Otto Reuter aus Ehrsnfriedersdorf getroffen wordsn waren und die Behö ' bereits mitteilten, daß Reuter am 24. Dezember in Ehrenfriedersdorf eintreffen würde, sind doch noch in letzter Stunde alle Hoffnungen unerfüllt geblieben. Die anderen mit Reuter in Toulon gefangen gewesenen vier deutschen Kameraden reisten bereits am