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FMMWWW^ FMeWW^U ^vUNvMI-^r Wocheubsatt für Wilsdruff' und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff Nr. b Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauytmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« Wilsdruff. 81. Jahrgang. Nr 264 Dienstag / Mittwoch 19 / 20. Dezember 1922. Amtlicher Teil. HölWnise für Milch und MilcherzeWisst. 13. Dezember 1922 für in Sachsen gewonnene Milch und MUcherzeugnifle folgende Er zengerhöchstpreise bei Abgabe a« Wiederverkäufe» festgesetzt. B.. Für Milch s) für den Liter Dollmich 90 Mark b) für den Liter Magermilch 4b „ L. Für Butter und Speifequark mit höchsten« 75 n Wassergehalt I. Für Kuhhalter ab Gehöft I.) Butter für da« Pfund 990 Merk d) Speifequark f. das Pfund 90 „ II. Für gewerbliche Molkereien ab Molkerei a) Butter für das Pfund 1170 Mark b) Speifequark f. das Pfund 108 Auf Grund dieser Verordnung werden für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Meißen sowie der Städte Meißen und Nossen unter Aufhebung der Bekanntmachung vom 29. November 1922 mit sofortiger Wirkung nach Gehör der Preisprüfungsstellen für de« Kleinhandel folgende Höchstpreise festgesetzt: ») Für Vollmilch 100 Mark je Liter beim Erzeuger ab Gehöft (BerliterungspreiS) 120 „ Kleinhändler, beim Verkaufe ab Wagen und in den Verkaufsstellen der Molkereien. b) Für Mager- und Buttermilch b0 Mark je Liter beim Erzeuger ab Gehöft (Verliterungspreis) 60 „ „ , , Kleinhändler, ab Wagen und in den Ver ¬ kaufsstellen der Molkereien. e) Für Butter 1050 1S40 11S0 1340 , je Pfund beim Erzeuger ab Gehöft bei Abgabe a« Verbraucher, , je Pfund ab Molkerei oder deren Verkaufsstellen, , beim Kleinhändler für Landbutter, , je Pfund beim Kleinhändler von sächsischen Molkereien bezogene mit deren Namen ansgeschlageve Butter. (6 Für Tpeisequark mit höchstens 75»^ Wassergehalt 95 Mark je Pfund beim Erzeuger ab Gehöft, 124 „ beim Kleinhändler od. in den Verkaufsstellen der Molkereien. Die in dieser Bekanntmachung festgesetzten Preise sind Höchstpreise im Sinne des Gesetzes betr. Höchstpreise vom 4. August 1914 in der Fassung der Bekanntmachung vom 17. Dezember 1SI4 — Reichsgesetzblatt Seite 516 — mit Nachträgen und verstehen sich einschließlich der Umsatzsteuer. Wer diesen Bestimmungen zuwiderhandelt, wird auf Grund der einschlagenden reichs gesetzlichen Bestimmungen mit Gefängnis und Geldstrafe oder einer dieser Strafen, in schweren Fällen mit Zuchthaus bestraft. Nr. 32 e II 0. Meißen und Nossen, den 16. Dezember 1922. 7,4 Die Amtshanpkmannschaft und die Stadträte zu Meißen und Nossen. die 88 67flg. der Ausführungsbestimmungen zum Einkommensteuergesetz und die dazu erlassenen AusführungS» beftimmungen des Ministeriums des Innern vom 14. Juni 19S2 — Min. V.-Bl. Nr. 12 — sowie dec Landesfinanzämter Dresden und Leipzig vom 24. Juni 1922 (Sächsische Staatszeitung Nr. 151) ist die Verbindung der polizeilichen An- und Abmeldung mit der steuerlichen An- und Abmeldung angeordnet worden. Hierdurch hat sich die Neu aufstellung deS Regulativs über das Meldewesen für den Bezirk der Amtshauptmann schaft erforderlich gemacht. Es ist unter dem 1. Dezember 1922 erlassen worden und liegt in der AmtShauptmannschaft sowie auf den Gemeindeämtern des Bezirks zur Ein sichtnahme öffentl ch aus. Nr. 1463 VI. Meißen, am 18 Dezember 1922. 7» Die Amtshavptmavuschaft. Doumrrota- »ex 21. Dezember abend» « Uhr iffeotliche MmWsllichr SW« des Ms M der StsMmrdueten. Wilsdruff, am 18. Dezember 1922. 7S. Der Bürgermeister. Nir Sille» WM, DzeW Sv Mmllags 10 M »WM. WMWMMWWWWMNMMM^ Amerikas Wue. In Erwartung des Vorschlages. London, 17. Dez. Reuter meldet: In gut unterrich teten Kreisen wird erklärt, daß die auf der Londoner Konferenz vertreten gewesenen Mächte zweifellos jeder von den Ver einigten Staaten zur Lösung der europäischen Finanzlrise ge machten Vorschlag willkommen heißen würden. Gleichzeitig wird aber die Ansicht ausgesprochen, daß die Stabilisierung der Mark der Gewährung einer großen Anleihe an Deutsch land vorausgehen solle. London, 17. Dez. Nach einer Neuyorker Meldung aus Paris hat Poincarö eine inoffizielle Mitteilung erhalten, daß die Vereinigten Staaten gewillt feien, einen Plan zur Rege lung der Reparationssrage in Erwägung zu ziehen. Der Standpunkt Amerikas. Paris, 17. Dez. Wie New Hort Herald aus Washing ton berichtete, hat das Staatsdepartement gestern entschieden in Abrede gestellt, daß die Absicht bestehe, eine internationale Bankierkonferenz einzuberufen. Der amerikanische Standpunkt läßt sich nach dem Blatte wie folgt zusammcnfassen: 1. Amerika zieht unter gewissen Voraussetzungen eine tätige Anteilnahme an der europäischen Politik in Betracht. 2. Amerika ist bereit, eine Regelung vorzuschlagen. Diese Bereitschaft hängt jedoch von der Zustimmung Frankreichs ad. 3. Amerika ist der Ansicht, daß Deutschland nach Maß gabe seiner Leistungsfähigkeit zahlen soll, verlangt aber, wenn Deutschland nicht zahlen kann, daß diese Tatsache anerkannt werde. 4. Amerika steht auf dem Standpunkt, daß eine Bedro hung Deutschlands mit Okkupation und wirtschaftlicher Er drosselung die Welt schädigt. 5. Amerika ist bereit, einen umfangreichen Privatkredit im Interesse Deutschlands gutzuheitzen. 6. Der Kredit ist zu garantieren mittels teilweiser Aus hebung der ersten Hypothek, die die Alliierten auf Grund des Versailler Vertrages besitzen. Das Blatt fügt hinzu, die Regierung würde es als reinen Wahnsinn für die Vereinigten Staaten betrachten, wenn sie sich in die europäische Politik stürzten, ohne die Versicherung erhalten zu haben, daß die Alliierten, namentlich Frankreich, nachgeben. Inoffiziell werde in Washington die Bildung einer Kommission vorgeschlagen, bestehend beispielsweise aus alliierten und amerikanischen Sachverständigen, die die Besteuerung in Deutschland untersuchen und die deutsche Zahlungsfähigkeit abschätzen soll. Die Kabinettssitzung in Washington. London, 17. Dez. Im Staatsdepartement in Washing ton wurde, wie Reuter mitteilt, von zuständiger Stelle erklärt, daß die Frage der Anleihe für Deutschland dem Departement nicht in irgendeiner offiziellen und formellen Weise vorgelegt worden sei. Botschafter Wiedfeldt reiste bald nach einem Besuch im Staatsdepartement nach Neuyork ab. Dem Washingtoner Berichterstatter der New Bork World zufolge glaubt man an maßgebender Stelle, eine Anleihe von 2 Milliarden Dollar könnte von den Vereinigten Staaten allein aufgebracht werden, vorausgesetzt, daß sie vor allen anderen deutschen Staatsschulden den Vorrang erhält. Einen Teil dieser Summe könnte man nach Frankreich gehen lasten, wenn dadurch Frankreich veranlaßt werden könnte, Deutschland gegenüber eine entgegenkommendere Haltung einzunehmen. Der Haupt teil müsse aber Deutschland zum Zwecke seiner Sanierung zu- kommen. * Vertagung der Pariser Konferenz? Paris, 18. Dez. Der Londoner Korrespondent des Petit Journal meldet seinem Blatte, in gewissen Kreisen neige man zu der Annahme, daß die Pariser Konferenz, die für den 2. Januar vorgesehen ist, stark Gefahr laufe, auf später ver schoben zu werden. Im Zusammenhang mit der Reise des eng lischen Schatzkanzlers nach Washington erkläre man anderseits, daß die Premierminister, wenn sie am 2. Januar zusammen treten, unmittelbar darauf wieder auseinandergehen werden und die Lösung der Reparationsfrage, deren tatsächlicher Be stand noch so konfus sei und zu dem noch soviel Unvorher gesehenes hinzukommen könne, den Sachverständigen überlasten würden. Ermordung des polnischen Staatspräsidenten. Warschau, 16. Dez. Heute mittag wurde bei der Er öffnungsfeier der Kunstausstellung im Palais der bildenden Künste auf den Präsidenten der Republik ein Mordanschlag verübt. Der Täter hat schnell hintereinander drei Revolver schüsse gegen den Rücken des Präsidenten abgegeben, infolge derer der Präsident einige Minuten später verschied. Der Täter ist ein Kunstmaler namens Niewiadomski, der festgenommen wurde. Nach der Verfassung übernimmt der Sejmmarfchall Rataj inzwischen das Amt des Präsidenten. Er wird sofort die Nationalversammlung einberufen, die die Wahl des neuen Präsidenten zu vollziehen hat. Warschau, 17. Dez. Der Mörder des Präsidenten Narntowicz hat im Verhör erklärt, daß er aus eigener Ini tiative gehandelt habe, und bestreitet, irgendwelche Helfershelfer gehabt zu haben. Heute wird die Untersuchung abgeschlossen. Der Mörder wird unverzüglich vor ein Standgericht gestellt werden. Kabinett Sikorski. Warschau, 17. Dez. Nach einer Meldung der Pol nischen Telegraphen-Agentur hat der Sejmpräsident Rataj den General Sikorski mit der Bildung des Kabinetts beauftragt. Sikorski hat den Auftrag angenommen. Er selbst übernimmt in dem neuen Kabinett den Vorsitz und das Ministerium des Innern. Der polnische Gesandte in Bukarest Alexander Skrzynski wurde zum Minister des Aeußern und Professor Mikulowfki-Pvmorski zum Unterrichtsminister ernannt. In den anderen Ministerien ist keine Veränderung eingetreten. Warschau, 17. Dez. Sikorski kündigt an, daß er für rücksichtslose Aufrechterhaltung Her Ordnung folgen werde. Entsprechende SicherungsmaßnMnen seinen getroffen. Nach den bisherigen Nachrichten herrscht in Warschau und in der Provinz Ruhe. Sofia, 17. Dez. Als der Minister des Innern Daslalvw die Sobranje verließ und ein Automobil bestieg, wurden von einer unbekannten Person zwei Bomben geschleudert. Der Mi nister blieb unverletzt, auch sonst kam niemand zu Schaden. Der Täter ist entkommen. Deuischs Grenzmarken Sedrohi! !Von Regierungsrat a. D. Dr. v. Volkmann, Direktor des ReichK-Landbundes. »Der Friebe ist schlecht. Der Krieg ist nicht bis zu seinem natürlichen Ende durch- geführt worden. Wir hätten ihn beenden müssen: die Franzosen in Bertin, wir ficke Italiener) in Wien und Budapest, der Feind hätte an der Gurgel gefaßt werden müffelt!" . Mussolini. Seit 2000 Jahren, seit Cäsar das heutige Frankreich Eroberte und mit dem Germanenfürsten Ariovist die Klinge kreuzte, den Cäsars überlegene Feldherrnkunst bei Mül hausen i. Els. vernichtend schlug, stehen die Gernranen in stets wieder erneutem, schwerem Kampfe um ihre Grenz marken, sind die Deutschen gegenüber der Einkreisung von welscher und slawischer Seite gezwungen) zu versuchen, sich durch gewaltsame Gegenstöße Luft zu machen. Wie seiner zeit die Römer Rhein und Dona« als die „natürliche"' Grenze gegen die germanischen Barbaren sich zu sichern strebten — durch Befestigungen, deren Neste uns heute noch mahnen könnten — und in unersättlicher Eroberungssucht von dort aus weiter vorzuftoßen suchten, so strebt jetzt Frankreich, nicht zufrieden damit, Elsaß-Lothringen zum zweitenmal geraubt» das Saargebiet vergewaltigt, das Rheinland besetzt zu haben, weiter nach dem Nuhrrevier. So greift Mussolini, der die Notwendigkeit festeren Zu sammenschlusses der Entente betont, nicht zufrieden damit, durch Italiens Treubruch uns die Heimat Walthers von der Vogelweide und Andreas Hofers gestohlen zu haben, über Süd-Tirol hinaus und plant die Gründung eines neutralen Alpenstaates aus Nord-Tirol, Vorarlberg, Salz burg, Kärnten und Steiermark, eine Konföderation, die in enger Verbindung mit Italien stehen soll. Diese Lehren der Geschichte hätten unsere Pazifisten bedenken sollen, die namentlich gegen Ende des Krieges den Weltfrieden durck