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Wilsdruffer Tageblatt : 12.12.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192212127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19221212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19221212
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-12
- Tag 1922-12-12
-
Monat
1922-12
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.12.1922
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O Schweres Flugunglück. Infolge eines Zusammen stoßes in -er Luft kamen bei Langleyfiel- (Ver. Staaten) der Kommandant Ehrhardt, -er Kavitän Devle und vlcr Soldaten der amerikanischen Armee ums Leben. Ebrbar-1 war in einer Fokkermaschine aufgestiegen und stiess an das Steuer eines schweren Kampffliegers, der sich bereits in der Lukt befand. O Petroleumfunde in Palästina. Der englische Major Smaalwood hat, wie man aus Jerusalem berichtet, auf einer Inspektionsreise im Jordantal ausgedehnte Pe troleum auellen entdeckt. Die Funde sollen bedeutend sein. Ans Stadl and Land. Wilsdruff, am 11. Dezember 1922. Mitteilungen aus der Ratssitzung am 9. Dezember 1922. 1. Die Gesuche Lehmann und Engelmann (Feldweg), die Mieten in ihren Häusern (Baukostenzuschußhäuser) zu erhöhen, werden genehmigt. 2. Der Rat beschließt, einen besonderen Gewerbesteuerausschuß nicht zu wählen, vielmehr die diesbez. Arbeiten dem Finanzausschuß zu übertragen. 3. Auf das Gesuch des Kassenrevisionsverbandes „Weißeritztal" um Beitritt zu diesem Verbände wird beschlossen, dieses dem Finanzausschuß zur Vorberatung zu übertragen. 4. In der Angelegenheit zur Einführung der Berufsvvrmundschast beschließt man, auf Grün der Verordnung des Justizministeriums vom 17. 11. und des Schreibens des hiesigen Amtsgerichts vom 1. 12. zunächst ab wartende Stellung einzunehmen, da für Sachsen das Reichs gesetz für Iugendwohlfahrt bereits am 1. 4. 1923 in Kraft treten soll, und hierdurch die Angelegenheit sich von selbst regelt. 5. wird beschlossen, die Entschädigung an die Schreiberlehr- lingc ab 1. 10. 1922 gemäß der Entlohnung der Angestellten- Lehrlinge beim Staate zu regeln mit der Maßgabe, daß die Lehrlinge im 1. Halbjahre des 1. Lehrjahres nur die Hälfte dieser Bezüge erhalten sollen. 6. Auf Ansuchen wird dem Elektrizitätswerke für den Plauenschen Grund 500 000 Vor schuß auf den Dezemberstrom gewährt und im Anschluß hieran beschlossen, von hiesigen Abnehmern die Hälfte des Preises des im November gelieferten Stromes als Vorschuß auf den Dezemberstrom zu erheben. 7. Mit der Strompreisberechnung ab 1. 12. ist man einverstanden, wonach 175 «F für eine Kilowattstunde Licht- und 160 für eine Kilowattstunde Kraft strom zu zahlen ist. — Hierüber wurden noch 9 Punkte erledigt. — Neuer Schnee, die Jugend jubelts hinaus. Jetzt geht auch der Schlitten. Rodel heraus. Ueberall an den abschüssigen Straßen tummeln sich heute Buben und Mädel, rotbäckig und mit kalten Fingern. Die Alten sind froh, daß das naßkalte Matschwetter überwunden ist. Und Schnee in der Landschaft läßt die Weihnachtsnähe deutlich in die Erscheinung treten. — Wintergewitter und Schneefall. Aus dem ganzen Lande treffen Nachrichten ein über schwere Schneefälle, verbunden mit Sturm und Gewitter. In Freiberg wurden in der Nacht zum Freilag ein in der gegenwärtigen Jahreszeit seltenen Gewitter beobachtet. Im Gebirge fiel der Schnee in Masten. In Chemnitz konnte die Straßenbahn nur mit Mühe ihren Betrieb aufrecht erhalten. Im Eisenbahnverkehr trafen sämtliche Züge mit mehr stündigen Verspätungen ein. Die schwersten Störungen machten sich im Fernsprech- und Telegraphenverkehr bemerkbar, da teil weise die Telegraphenmasten reihenweise umgelegt wurden. Plauen war vom Fernsprechverkehr vollständig abgeschnitten. Das Erzgebirgsstädtchen Altenberg war vollständig in Schnee eingehüllt, von den Gartenzäunen war keine Spur mehr zu -sehen, von den vielen Häuschen war das untere Stockwerk vollständig in Schnee begraben. An freien Stellen sind Schneewehen von mehreren Metern Höhe aufgetürmt worden. — Wegen Schneeverwehungen sind bis aus weiteres u. a. folgende Eisenbahnstrecken gesperrt: Schwarzenberg—Johann georgenstadt, Wilzschhaus—Carlsfeld. — Hilsswerl Meißen Stadt und Land. Der Arbeitsaus schuß des Hilfswerkes Meißen Stadt und Land hielt am letzten Mittwoch feine zweite Sitzung ab. Der Vorsitzende Amts- Hauptmann Dr. Sievert berichtete eingehend über die bisher getane Arbeit, konnte mitteilen, daß erfreulicherweise die Zahlungen der an dem Hilfswerk beteiligten Berusskreise zu fließen beginnen, in den letzten Tagen bereits über eine halbe Million Mark vereinnahmt worden sei und nach den vorlie genden Zusagen (die im Getreideeinkaus Meißen Stadt und Land zusammengefchlostenen Getreidehändler und landwirt schaftlichen Genostenschasten werden allein 500 000 spenden) bis Mitte des Monats aus 5 Millionen Mark Eingang gerechnet werden könne, so daß noch vor Weihnachten an die bedürftigen Rentner und Armen die erste Verteilung aus dem Hilsswerk erfolgen werde. Er betonte, daß das Hilfswerk Meißen Stadt und Land einen in- sich ganz selbständigen Teil der Deutschen Notgemeinschaft bezw. der kürzlich gegründeten sächsischen Not gesellschaft bilde, und wies darauf hin, daß Zahlungen im Meißner Bezirk und in der Stadt Meißen nur an das Hilfs- Meißen Stadt und Land wohnenden Klein- und Sozialrentner sind. Die hier gesammelten Beträgt werden nur an die in Meißen Stadt und Land wohnenden Klein- und Sozialrenter wie auch andere Hilfsbedürftige verteilt. Die einzelnen im Arbeitsausschuß tätigen Berufsvertreter berichteten ihrerseits über ihre bisherige Tätigkeit. Die Vertreter der Klein- und Sozialrentner dankten dem Amtshauptmann und dem Arbeits ausschuß für das tatkräftige Eintreten und für die bevorstehende Hilfe. Die nächste Sitzung wird der Ausstellung von Richtlinien über die Verteilung gelten. — Das Sinsvnie-Konzert der Stadtkapelle und Orchester schule zu Wilsdruff am Donnerstag bedeutete einen Höhepunkt der musikalischen Veranstaltungen im vergangenen Jahre. Es wurde eingeleitet durch die Ouvertüre Nr. 3 zur Oper „Leonore" von Beethoven. Diese Ouvertüre ist schwer, so daß selbst größere Kapellen sich selten an sie heranwagen. Unsere Stadt kapelle hat die schwere Aufgabe gut gelöst. Dankbar sind wir Herrn Direktor Römisch, daß er den nordischen Komponisten Edward Grieg wieder einmal zur Geltung kommen ließ. Grieg ist der begabteste und kühnste Vertreter des skandinavischen Nationalismus in der Musik. Seine Musik ist ganz eigenartig und nicht jedermanns Sache. Die Kapelle bot die Per-Gynt- Suite und befriedigte außerordentlich. Prächtig gelang Ases Tod. Im Mittelpunkt des Abends stand die Sinfonie concer- tante für Violine und Viola von W. A. Mozart (1. Allegro maestoso, 2. Andante, 3. Presto). Man bekommt verhältnis mäßig Kompositionen sür diese beiden Instrumente selten zu bören. Herr Direktor Römisch hatte zwei Dresdner Künstler, die Herren Kammermusiker P. Krüger und G. Seifert von der Landesoper gewonnen. Es war ein hoher Genuß, dieser edlen Musik zu lauschen. Wir danken den Herren herzlich, daß sie nach Wilsdruff kamen und dürfen wohl auf ein baldiges Wiedersehen hoffen. Einen würdigen Abschluß fand das Kon zert mit der Ouvertüre zur Oper „Der fliegende Holländer" von Wagner. — Bedauerlicherweise war der Besuch schwach. Für unsere Postbezieher! Nach den postalischen Bestimmungen sind die Zeitungs bestellungen von der Reichspost nur freibleibend bezüglich des Preises entgegengenommen worden. Der Bezieher, der eine vom Ver lag als notwendig erachtete nachträgliche Bezugspreiserhöhung nicht leistet, wird deshalb von der Post aus der Bezieherliste gestrichen (siehe Postnachrichtenblatt Nr. 72, Seite 514). Die Nachzahlung des Bezugspreises für das „Wilsdruffer Tage blatt" beträgt für Monat Dezember 130 Mark. Falls die Nachzahlung bis zum 15. d. M. nicht hier ein gegangen ist, wird die Zustellung unseres Blattes aufhören. — Wir bitten unsere Bezieher dringend, diese durch die Not der Presse erforderlich gewordene postalische Bestimmung zu be achten, damit steine Unterbrechung in der Belieferung eintritt. Geschäftsstelle des „Wilsdruffer Tageblattes". — Erfreuten sich die Veranstaltungen unserer Schule schon immer der besonderen Anteilnahme der gesamten Elternschaft, dann ist das in erhöhtem Maße von den Weihnachtsauffüh rungen zu sagen, die die Lehrerschaft dankenswerterweise auch in diesem Jahre trotz erschwerter Umstände wiederkehren ließ. Sonnabend abend fand die erste Aufführung im vollbesetzten Adlersaale statt. Es waren erbauliche Stunden, die erfolg reiches Lehrermühen und rechtes Kindertun gestalteten. Holst- Winter lieh dazu fein Adventsspiel „Vor der Himmelstür" und W. Ulbricht den „St. Niklasabend". Mit innerer Anteilnahme entledigten sich alle Kinder ihrer zum Teil schwierigen Auf gaben; mochten es nun die Engel oder Belzebuben sein, die auf der Himmeiswiese ihr neckisches Spiel trieben, oder die frischen Jungs und Mädel, zu denen St. Niklas in eigenster Person mit Rute und Sack einkehrte, oder das Christkind und die Märchen darsteller: ihnen allen gebührt ein summarisches Lob. Ein Extralob den wackeren Schwaben! Und Dankesworte den Herren Lehrern, die z. T. selbst mitwirkten oder die mit großer Mühe verbundene Einstudierung übernahmen und das Ganze so zuxn vollen Gelingen sührten. Wer bisher versäumte, die Aufführungen zu besuchen, hat heute Montag abend eine dritte und letzte Gelegenheit zum Besuch. — Erwerbslosenfürsorge in hiesiger Stadt. Im November dieses Jahres sind an insgesamt 47 Personen laufende Erwerbs losenunterstützungen im Gesamtbetrag von 19 270,94 aus gezahlt worben. Die Zahl der Unterstützten setzt sich zusammen aus 17 männlichen und 9 weiblichen Erwerbslosen und 21 Zuschlagsempsängern (Ehefrauen und Kindern). Außerdem waren 23 Kurzarbeiter gemeldet, die aber infolge prozentual zu hohen Verdienstes im Verhältnis zur Erwerbslosenunterstützung keine Entschädigungen erhalten haben. — Erweiterte Volksschulbildung. Infolge der wachsenden Schwierigkeiten des höheren Schulbesuches in den Nachbar städten hat der Stadtrat die Absicht, bei genügender Beteili gung ein 9. und 10. Schuljahr einzurichten. Eltern, die daran Interesse haben, mögen die Bekanntmachung in dieser Nummer beachten. — Elektrische Strompreise. Der Preis sür 1 Kilowatt stunde Licht ist für Dezember auf 175 für Kraft auf 160 festgesetzt worden. — Radfahrer, Ausweise einstecken! Nachdem die Radsahr karte abgeschafft ist, wird den Radfahrern dringend empfohlen, bei ihren Fahrten irgend welche Papiere bei sich zu führen, mit denen sie sich ausweisen können. Nach wie vor müßen die Polizeibeamten natürlich darauf achten, daß von den Rad fahrern die Verkehrsbestimmungen eingehalten werden. Wird nun ein Radfahrer wegen einer Uebertretung angehalten, und ist es erforderlich, seinen Namen festzustellen, so muß er den Weg zur Wache antreten, wenn er sich über seine Person nicht ausweisen kann. — Gegen die Erhöhung der Umsatzsteuer. Wie uns aus Dresden gemeldet wird, äußerte die dortige Handelskammer die schwersten Bedenken gegen die geplante Erhöhung der Um satzsteuer von 2 auf 2*/- Prozent ab 1. Januar 1923. Sie hob hervor, daß die Umsatzsteuer zum Teil nicht mehr abwälzbar sei. Infolge der großen Markerschütterungen sei eine sichere und stete Preisberechnung nicht mehr möglich. Der Zeitpunkt für die Erhöhung der Umsatzsteuer sei also denkbar ungünstig. Die Er höhung werde nur den heimlichen, unsoliden Handel begünstigen, der keine Steuern zahle. Vor allem ist notwendig, die schwer leidenden freien Berufe von der Umsatzsteuer zu befreien, da sie — leider — nicht mit Waren handeln. — Das Notgeld bleibt vorläufig noch gültig. Wiederholt ist die Ausfassung vertreten worden, das Notgeld verliere mit Ende dieses Jahres seine Gültigkeit. Der Verband Sächsischer Idustrieller ist auf Grund von Erkundigungen an zuständiger Stelle in der Lage, zu erklären, daß diese Angaben in ihrer Verallgemeinerung nicht richtig sind. Es wird voraussichtlich demnächst eine Verfügung von Regierungsseite in dieser Ange legenheit an die zur Ausgabe von Notgeld berechtigten Stellen ergehen, so daß diese dann selbst in der Lage sein werden, die Dauer der Gültigkeit des von ihnen verausgabten Notgeldes bekannt zu geben. — Deutsche Christbäume gehen nach England. In letzter Zeit sind in großen Mengen deutsche Tannenbäume für England in Hamburg bestellt worden. Ein Teil hat inzwischen mit den nach London und Leith abgegangenen Dampfern ihren Bestim mungsort erreicht und ist dort zum Verkauf gekommen. Es werden noch mehrere Waggonladungen Tannenbäume zur Aus fuhr nach England in Hamburg erwartet. — Landeslotterie. Bei der Ziehung der 1. Klasse der 182. Sächs. Landeslotterie ist erstmalig das neue System der sogenannten Stichzahlzählung für die niedrigsten Gewinne an gewandt worden. Bei der 1. Klaffe werden drei solcher Stich zahlen gezogen, und zwar sind. es diesmal die Endzahlen 13, 92 und 98. Auf alle Losnummern von 1 bis 130 000, die mit einer dieser Zahlen endigen, entfällt also ein Gewinn von 1680 — Der überlistete Erbonkel. In Leipzig starb ein betagter Witwer, dessen Erbe ein Student der Rechte war. Der Erb onkel verfügte in seinem Testament, daß der Antritt der Erb schaft von der Bedingung abhängig gemacht werde, daß ihm 250 000 ins Grab mitgegeben wurden. Der junge Rechts gelehrte fand aber einen praktischen Ausweg, zu der ihm ein Komilitone behilflich war. „Wo steht denn das geschrieben", sagte dieser, „daß du dem ollen Knaben die Viertelmillion in Gold oder Papier mitgeben sollst? ' Wir stehen doch im Zeichen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs." Und so bekam der alte Erbonkel einen Scheck über 250 000 in den Sarg gelegt. — Die billigste Zigarette 30 Mark. Das Zigarettenkartell E. V. hat den Mindestpreis für Zigaretten auf 30 »L festgesetzt. — Das Recht auf Unterhalt der Kinder. Durch harte Arbeit und teilweise Entbehrung haben die Kleinrentner in frü heren Jahren sich ein Kapital erspart, von dessen Zinsen sie im . Alter leben wollten. Durch die Geldentwertung sind sie um die Früchte ihrer Arbeit gebracht worden. Der Staat greift trotz der Knappheit der Geldmittel fo gut ein, als er kann, und unter stützt sie. Aber meist ist diese Unterstützung ein Tropfen auf den heißen Stein. Ihre Kinder stehen sich oft recht gut, fo daß sie auch ihre Eltern unterstützen könnten. Vor allem beziehen die Jugendlichen, aber auch andere Personen so hohen Lohn oder haben so große Geschäftsgewinne, so daß sie von ihnen recht gut an ihre Eltern abgeben, könnten. Oft entziehen sie sich dieser moralischen Pflicht. Dann zwingt sie das Gesetz. Nach 8 1601 ff. BGB. sind Verwandte in gerader Linie verpflichtet, sich einander Unterhalt zu gewähren. Folglich sind dazu auch Kinder ihren Eltern gegenüber gebunden. Sie sind davon nur befreit, wenn sie, wie 8 1603 sagt, „bei Berücksichtigung -ihrer sonstigen Verhältnisse außer Stande sind, ohne Gefährdung ihres standesgemäßen Unterhalts den Unterhalt zu gewähren." Das wird wohl meist nicht zutreffen. Veranlaßt also nicht schon die Pslicht der Dankbarkeit die Kinder, ihre Eltern in ihrer Not zu unterstützen, so sollen sie durch Gesetz dazu gezwungen werden. Der Unterhalt, den sie ihren Eltern gewähren müssen, umfaßt den gesamten Lebensbedarf. Soweit ihn die Eltern nicht sich aus eigenen Mitteln verschaffen können, müssen, ihn ihnen ihre Kinder nach Maßgabe des 8 1603 BGB. gewähren. Können sie das, so sollte auch die staatliche Unterstützung nicht eingreifen. Sonst wird die für Kleinrentner vorgesehene Unter stützung ohne Recht und Not Personen zugewendet, die sich aus Mitteln ihrer Kinder den Lebensbedarf verschaffen könnten und das Maß der wirklich Bedürftigen beeinträchtigt. Wegen der Unterhaltsbeiträge sind der Arbeitslohn und Gehalt nach 8 850 C. Pr. Ordn. der Pfändung ohne Beschränkung unterworfen; sie können also unbeschränkt durch Zwangsvollstreckung einge hoben werden. — Burkhardswalde. Am Totensonntag weihten die Ge meinden Burkhardswalde, Schmiedewalde und Groitzsch mit Perne ihr gemeinsames Kriegerdenkmal. Im Schatten der Bis marckeiche in Burkhardswalde hat es der Künstler, Herr Bild hauer Dämmig-Dresden, ein Sohn des kürzlich verstorbenen Gemeindevorstandes von Munzig, aufgebaut. Eine mächtige Mauer aus heimischem Gestein trägt ein Relief und zwei Marmorplatten. Das Relief zeigt das Bild treuer Kamerad schaft: ein schwerverwundeter Krieger wird von seinem Kame raden aus dem Schlachtgetümmel gebrächt. Trotz des sehr schlechten Wetters versammelte sich eine große Anzahl Ge meindeglieder im Schulhause, um dann unter Glockengeläute zum Ehrenmal zu ziehen. Hier sangen zunächst die beiden Ober klaffen der Schule unter Leitung des Herrn Kantor Rehm das „Morgenrot". Die Weiherede hielt Herr Pfarrer Horn, der in herrlichen Worten der 27 Gefallenen gedachte, deren Namen der Stein trägt. Er ermahnte dann die Festversammlung, ein gedenk dieses Ehrenmales treue Kameradschaft zu üben; nur so werde und könne das Vaterland gesunden. Als die Hülle fiel, sang der Gesangverein seinen toten Freunden das Lied vom Kameraden. Darauf dankte Herr Gemeindevorstand Döring als Vorsitzender des Denkmalsausschusses allen, die an dem Zustandekommen des Ehrenmales teilhaben. Er übernahm zu gleich als Vertreter der Ortsbehörde das Denkmal in den Schutz der Gemeinde und legte als erster für die Gemeinde Burk hardswalde einen Kranz nieder. Darnach widmeten Herr Gemeindevorstand Pietzsch für Groitzsch, Herr Gemeindevor stand Lippert für Schmiedewalde und Herr Friedrich für den Ortsteil Perne Kränze den gefallenen Gemeindegliedern. Kränze legten ferner nieder der Militärverein, die freiw. Feuer wehr, die Sanitätskolonne, der Männerverein Munzig, der Iugendverein Munzig, der Gesangverein, die Schützengesell schaft, der Obstba-uverein, die Gute Stube, die Jugend der drei Gemeinden und die Schulkinder. Diese hatten schon am Vormittag das Ehrenmal in Munzig geschmückt. Nun folgte die Kranzniederlegung der Anverwandten. Fast reichte die Mauer nicht aus, die Menge der Kränze zu fassen; ein beredtes Zeugnis dafür, wie lieb wir alle die gehabt, die im heiligen Kampfe für das Vaterland ihr Leben ließen. Der allgemeine Gesang des Deutschlandliedes schloß die Feier. — Nossen. Wie bereits gemeldet, wurde in der Nacht vom Sonntag zum Montag voriger Woche ein junger Nossener Arbeiter auf dem Heimwege in Flur Wendischbora angesallen und seiner Barschast in Höhe von einigen hundert Mark be raubt. Der Verdacht lenkte sich auf den angeblichen Schlosser Max Opitz aus Altenburg und den Bergmann Albert Hölbing aus Jena. Die beiden erst 21 Jahre alten Räuber wurden von der Dresdner Polizei sestgenommen. — Lommatzsch. Eine anerkennenswerte Absicht bekunden die hiesigen Molkereibesitzer und Butterhändler. Sie einigten sich mit der Stadt dahin, solange der gegenwärtige Mangel an Butter in der Stadt Lommatzsch besteht, die gesamte von ihnen hergestellte oder zum Handel gekauste Butter zum Ver kauf an die Bevölkerung der Stadt zur Verfügung zu halten. Die Hausfrauen werden ermahnt, die Butter nicht zu Hamstern und mit dem Butterverbrauche sparsam zu sein, die Landwirte werden gebeten, ein Nachlassen der Milch- und Butterbelie ferung nicht eintreten zu lassen. — Freital. Zwischen den Vereinigungskommissionen der Gemeinde Burgk und der Stadt Freital wurde die Einverlei bung der Gemeinde in die Stadt für den 1. April 1923 ver einbart. — Freital. Die 60 Millionen Mark Notgeld, die Freital im November in Gestalt von 500-Mark-Scheinen herausge geben hatte, sind vom Verkehr bereits völlig aufgesaugt worden, so daß sich die Stadt zur Herausgabe neuer Scheine entschloß. Es sind dies 1000-Mark-Scheine, die von dem Dresdner Gravierer.Hahnemann entworfen worden sind. — Dresden. Am Sonntag vormittag fand man den Unter mieter der 60 Jahre alten Arbeiterin Pauline Krause, diese und das fünf Monate alte Pflegekind Bretschneider in der Küche ihrer Wohnung, Görlitzer Straße 44, als Leichen vor. Sie waren zufolge falscher Regulierung des Hängelichts vermutlich schon am Sonnabend abend das Opfer einer Gasvergiftung geworden. Zwei in der Kammer schlafende Pflegekinder waren von dem Unglück verschont geblieben. Kriefkaslen. E. P., Wilsdruff. Was der deutsche Pfennig noch wert ist? Merk auf, mein Freund: Aus meiner Kindheit guten Lehren Noch hör' ich, meine Mutter spricht's: „Den Pfennig, Bübchen, sollst Du ehren, Sonst nützt Dir auch der Taler nichts!" Und ich begrisf's. Die Kupfermünzen, Vier oder fünf, die schafften schon Ein blaues Tütchen Pfeffermünzen, Ein knusprig Brezelchen mit Mohn. Und als die ersten Taler rollten, Das erste Goldstück kam in Sicht, Behielten tapfer, wie sie sollten, Die Pfennigstücke ihr Gewicht. Und sah im Bummel und Gelagen Der Studio seinen Menschenwert — In jedes Monats letzten Tagen Ward auch der Pfennig noch geehrt. ,
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