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Außerdem wurden Sterbekassenbeiträge bis zu 2006 Mark und Lebensversicherungsbeiträge usw. bis zu 16 000 Mart für abzugsfähig erklärt. Die Abzüge für den Steuer pflichtigen und die Ehefrau werden auf 340 Mark bei Ein- kommen bis zu 300 000 Mark und für Kinder auf 610 Mark bei Einkommen bis zu 1 Million festgesetzt. Ab 1. Januar 1923: Für die ersten angesangenen oder vollen 1000 000 M. 10 A für die weiteren angefangenen oder vollen 1000 000 , 15 , , , , „ „ „ 1000 000 , 20 , „ 1000 000 , 25, , , , „ „ , 2 000 000 , 30 , , , , „ „ „ 2 000 000 , 35 , , , . „ „ „ 2 000 000 , 40 , , , , „ „ „ 2 000 000 , 45 , . , , „ „ „ 3 000 000 . 50 , „ . . „ „ „ 3 000 000 , 55 . für weitere Beträge 60 , Die Sterbekassenbeiträge bis zu 8000 Mart und die Lebensversicherungsbeiträge usw. bis zu 48000 Mark sind abzugsfähig. Die Abzüge für den Steuerpflichtigen und seine Ehefrau werden auf 2400 Mark bei Einkommen bis zu 1000 000 und für Kinder auf 12000 Mark bei Ein kommen bis zu 2 000 000 hinaufgesetzt. politische Rundschau. Deutsches Reich. Ter Landwirtschaftsrat über die Ernährung. Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat dem Reichs« ernährungsministerium mit den Beschlüssen der kürzlichen Plenarversammlung eine Denkschrift zugchen lassen, in welcher auf denUnterschied in der Behandlung ernährungs politischer Fragen durch die Landwirtschaft und die Regie rung hingewiesen wird. Die Regierung betonte in erster Linie die ernährungspolitischen Gesichtspunkte der Gegen wart. Die Landwirtschaft glaubt jedoch, daß mehr als bisher die Gesichtspunkte, die für die Erhaltung der Pro duktion maßgebend sind, beachtet werden müssen, nament lich in bezug auf die Zukunft. Der Landwirtschaftsrat ist der Überzeugung, daß die Grundlagen der landwirtschaft lichen Produktion nicht zuletzt durch das Umlagcverfahren auf das stärkste gefährdet sind. Zwangsanleihe und Geldentwertung. Der finanzpolitische Ausschuß des Reichswirtschafts rates beschäftigte sich mit der Änderung der Zwaugsan« leihe. Als Ergebnis der Aussprache wurde folgende Ent schließung einstimmig angenommen: »Der finanzpolitische Ausschuß des Reichswirtschaftsrates nimmt den Stand punkt ein, daß es keinen Zweifel hat, sich seinerseits mit Änderungen des Gesetzes über die Zwangsanleihe zu be fassen, weil es keine Änderung gibt, die das Gesetz in einer Weise praktisch brauchbar zu machen vermöge, die den Fol gen der bisher eingetretenen und möglichen weiteren Geld entwertung Rechnung tragen könnte/ Der auswärtige Ausschuß des Reichstages wurde vom Außenminister v. Rosenberg eingehend über die politische Lage unterrichtet, besonders über die Ostfragen und die Aufgaben, die der Reichsregicrnng daraus erwachsen. Weiter beleuchtete der Minister die be fristeten Forderungen, die die Entente wegen der Um wandlung der militärischen Kontrollkommissionen in Garantiekomitees und wegen der Vorkommnisse in Passau und Ingolstadt jüngst gestellt hat. In der Debatte ergriff außer dem früheren Kanzler Dr. Wirch auch Dr. Helffe rich das Wort. Aus seinen Ausführungen ging hervor, daß die Deutschnationalen scheinbar die Absicht haben, ihre Neutralität aufzugeben und wieder in die Opposi tion zu gehen. Dr. Helfferich sprach der Regierung weder sein Vertrauen aus, noch gab er eine direkte Miß trauenserklärung ab, sondern er sagte einfach, daß seine Partei abwarten werde, welche Politik die Regierung in Zukunft machen werde. Die Deutschnationale Volks- Partei stehe jedoch der Negierung nach dieser Erledigung der Bayern betreffenden Note mit großer Vorsicht gegen über. Großbritannien. X Neue Unruhen in Irland. Vor einigen Tagen wurden bei einem Angriff Aufständischer auf ein von Regie rungstruppen besetztes Dors in der Grafschaft Cork aus der Seite der Regierungstruppen ein Mann getötet und fünf verwundet. In Cork wurde eine Bombe gegen ein Munitionsauto geworfen. Dabei fanden zwei Männer und zwei Frauen den Tod. Zwei der hervorragendsten britischen Rebellenführer sind zusammen mit zwei anderen Führern der Aufständischen in Dublin hin ge richtet worden. Amtlich wird erklärt, daß es sich dabei um eine Vergeltungsmaßnahme für die Ermor dung des Deputierten Hales und um eine feierliche War nung an diejenigen handle, die sich gegen das irische Volk verschworen hätten. Manis. Der Wettkonzernschwindel vor Gericht, s. Berlin, im Dezember. Klante — der Name klingt wie eine Fanfare. Nm etwa Raffke klingt ähnlich herausfordernd, und Klante, dessen ruhmreiche Wettgeschäfte in den nächsten Tagen eine Berliner Strafkammer beschäftigen werden, war ja, auch eine Art Raffle, sozusagen ein Vor-Rasfke, der Typus jener neuzeitlichen Glücksschieber, die bei der Geldmacherei von keinerlei Skrupeln behelligt werden und, wenn sie es „geschafft" haben, von ihrem Klubsessel aus die Welt aus den Angeln heben. Ihr Reichtum stammt von gestern, ihre Bildungsschmiuke von heute nachmittag, und ihr Ge wissen ist noch in Arbeit und kommt erst später. Als Max Klante zu Beginn des vorigen Jahres seinen „Wettkonzern" begründete, legte sich diesem Wohltäter der Menschheit, der alle Welt reich und glücklich sehen wollte, halb Deutschland zu Füßen. Klante ließ sich von denen, die nicht alle weiden, Geld geben, um Wetten auf deutschen und französischen Rennplätzen durchzuführen, und ver sprach den Einzahlern eine Monatsdividende von SO A. Der Erfolg war fabelhast. Alt und jung strömte herbei und bot dem „ollen ehrlichen" Klante, den bis dahin kein Mensch gekannt hatte, ganze Vermögen an: Grundbesitzer verkauften um Klantes willen ihre Häuser, Kausleute machten ihre Geschäfte zu Geld, ehemalige Offiziere warfen ihre Pension in den großen Wettpott, und harmlose Klein bürger, die bis dahin kaum ein Rennpferd von einem Acker gaul hatten unterscheiden können, wurden Turfmagnaten von Klantes Gnaden. Der edle Mann erhöhte die in Aussicht gestellte Dividende von Woche zu Woche, bis sie schließlich gar 100 2S betrug,und das schönste war,daß er sie anfangs auch bezahlte, aber nicht aus Wettgewinnen — denn er hatte auf den Rennplätzen ausgesprochenes Pech und ver lor Riefensummen —, sondern aus den seinem Konzern millionenweise zufließenden Neueinzahlungen. Ungefähr so hatte das vor Jahrzehnten schon Adele Spitzeder, die Begründerin der famosen „Dachauer Bank", gemacht, un gefähr so operierte später in Frankreich die geniale Ma dame Humbert, und ungefähr so wirtschaftete auch, wie man sich erinnern dürfte, die brave Margarete Kupfer. Da man das alles aber längst vergessen Hatte, konnte sich Manie schon wenige Wochen nach der Eröffnung seiner Glücksfabrik eine Villa nebst den dazu gehörigen Autos anschaffen und Hunderte von Personen als Agenten und Werber für seinen Wettkonzern ins Reich hinausschicken. Daß er rasch Nachahmer fand, und daß die Wettkonzerne wie die Pilze aus der Erde schossen, ist männiglich bekannt. Und wäre Max Klante nicht so unklug gewesen, es mit der stärksten Großmacht, dem Finanzamt, zu verderben, indem er sich nämlich um die Steuerzahlung drückte, so hätte er seine volksbeglückende Tätigkeit noch weiß Gott wie lange fortsetzen dürfen und brauchte sich jetzt nicht wegen feiner großangelegten Schwindels vor dem Staatsanwalt zu ver antworten. Rah und Fern. O Aufgeklärter Millionendiebstahl. Die Millionendieb stähle im Schloß zu Sondershausen sind jetzt aufgeklärt worden. Es war festgestellt worden, daß aus dem Silber« gewölbe des Schlosses für 15 Millionen Mark Schüsseln, Teller, Wappen usw. fehlten. Zunächst glaubte man an einen Einbruch, später stellte man fest, daß es sich um Dieb stähle handelte, die sich über einen längeren Zeitraum er streckten. Der Dieb war ein Hausfekretär des Schlosses, der mit einem Händler aus Nordhausen zusammengearbeitet hatte. Dieser Händler stand wieder mit Händlern in Bettin in Verbindung. Der Berliner Kriminalpolizei gelang es, alle Beteiligten festzunehmen. Der größte Teil des ge stohlenen Silbers konnte beschlagnahmt werden. O Die Bluttat in Ludwigshafen. Zu der Bluttat in Ludwigshafen, wo ein französischer Unteroffizier einen deutschen Beamten niederschoß, werden noch folgende Einzelheiten mitgeteilt: Der erst seit kurzem verheiratete Beamte der Reichsvermögensverwaltung Ludwigshafen, Hartmann, wurde von der Frau des französischen Ser geanten und Regimentsschreibers Moulz in die Wohnung gerufen, weil in dem von der Reichsvermögeüsverwaltung der französischen Behörde zur Verfügung gestellten Hause, in dem diese Wohnung sich befindet, die Wasserleitung schadhaft geworden war. Als Hartmann mit der Frau verhandelte, erschien plötzlich der Sergeant im Zimmer, rief: „Was tun Sie bei meiner Fraul?" und gab aus seinem Revolver einen Schuß ab, der Hartmann in den Unterleib traf und ihn schwer verletzte. An seinem Auf kommen wird gezweifelt. Wie von anderer Seite gemeldet wird, erschienen alsbald zwei deutsche Polizeibeamte in der Wohnung des Sergeanten, um den Tatbestand aufzu- uehmen. Ein bereits in der Wohnung anwesender Polizist der französischen Militärpolizei erklärte jedoch, daß dieser Fall die deutsche Polizei nichts angehe, weil er sich in einer französischen Wohnung abgespielt habe. O 16 Dietriche verschluckt. Der Ein- und Ausbrecher Wenzel Hoffmann war in das Amtsgericht in Walden burg eingeliefert worden. Infolge unerklärlicher Magen beschwerden mußte der Verbrecher ins Knappschaftslazarett gebracht und operiert werden. Die Operation ergab die überraschende Tatsache, daß Hoffmann sechzehn Dietriche verschluckt hatte. O Die deutsche zoologische Station in Neapel, die in der Vorkriegszeit eines der bedeutendsten wissenschaftlichen Institute war, ist von der italienischen Regierung der deut schen Wissenschaft zurückgegeben worden. O Furchtbare Brandkatastrophe. Londoner Blätter melden aus Portland (Oregon), daß in der Stadt Astoria ein großer Brand ausgebrochen sei. Die Flammen hätten 6 Häuserkomplexe zerstört und drohten, die ganze Stadt einzuäschern. Man sprengt die Gebäude mit Dynamit, um ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhindern.' Q Erdbeben in Serbien. In Jugoslawien wurden mehrere starke Erdstöße verspürt. Das erste Beben richtete großen Schaden in Monastir und Umgebung an, dann folgten noch sechs bis acht starke Erdstöße. H Antisemitische Ausschreitungen. Im Zusammenhang mit antisemitischen Kundgebungen und Ausschreitungen der Studentenschaft in Klausenburg und Bukarest zog in Jassy, einer Stadt mit überwiegend jüdischer Bevölkerung, nach einer studentischen Versammlung eine 2000 Personen zählende Volksmenge vor die Blätter „Opinia" und „Lumea" und zertrümmerte die Redakttonen und Drucke' reien vollständig. Der Schaden beziffert sich auf Mil lionen. Die jüdischen Geschäfte der Stadt sind geschlossen. Einige Stunden nach den ersten Ausschreitungen kam es zu neuen Unruhen und Zusammenstößen, bei welchen viele Personen verletzt wurden. Edith Bürkners Liebe. 44) Roman von Fr. Lehne. „Das erklärt mir aber immer noch nicht eme Be- kanntschaft." Eine leise Ungeduld klang aus seiner Stimme. „Ganz einfach ist das, Herbert. Während meine Mutter noch lebte, hat er bei uns einige Monate als „möblierter Herr" gewohnt. „Und hat euch eine solche treue Anhänglichkeit be wahrt? In der Tat rührend! Wenn das jeder „möb lierter Herr" tun wollte," meinte er mit leichtem Spott. „Es fragt sich nur, wem sie gilt — dir oder deinem Vater —" „Herbert, nicht in diesem Ton, ich bitte dich! Wal dow hat uns viel zu verdanken, und das hat er nicht vergessen! Mütterchen war zu ihm wie eine Mutter — doch wenn ich dir das alles erzählen wollte, wür dest du es gar nicht verstehen, du, der stets in großen Verhältnissen gelebt hat —" Er trommelte nervös, ungeduldig auf der Tisch decke herum. „Mein Gott, Edith, warum so viele Worte um diesen Musikathleten machen! An solche rührende An hänglichkeit glaube ich einfach nicht! Da steckt etwas anderes dahinter; ich kenne die Welt besser als du — es ist alles Egoismus —" Edith zuckte die Achseln. „Ich kann dich nicht hindern, zu glauben, wie du willst —" „Uebrigens, Edith, muß ich sagen, daß du ein sehr beredter Anwalt für ihn bist —" Er nahm sie an deu Schultern und blickte durch dringend in ihr blasses Gesicht, das ihm seltsam erregt schien. „Weißt du auch, daß mich das auf andere Ver- mutungen bringen könnte?" „Auf was für Vermutungen?" „Nun, daß du sicher eine kleine Schwäche für ihn gehgbt hast! Ich kenne euch Mädchen doch; ihr seht in einem Künstler stets etwas Besonderes, Höherstehen des. Solltest du da eine Ausnahme gemacht haben — du mit deinem lebhaften Sinn und deinem hohen Interesse für die Kunst?" „Das bestreite ich gar nicht, Herbert," entgegnete sie ruhig. „Ah!" Er holte tief Atem — sollte er hier des Rätsels Lösung finden? Er hatte so oft über Edith nachgedacht; er wußte so wenig von ihr, nur, daß sie berauschend schön war! Sein Mißtrauen war erwacht; er wurde unruhig, eifersüchtig; er mußte wissen, ob schon jemand in ih- rem Leben eine Rolle gespielt hatte. „Und er, Edith? Wußte er darum?" ) »Ja, Herbert, er wußte es!" „Und das kannst du mir so' ruhig sagen?" „Du hast mich ja gefragt, Herbett; deshalb habe Z ich dir die Wahrheit gesagt. Es war nichts "»rechtes ° dabei." Er lächelte bitter. „Und das soll ich glauben, Edith?" Es war etwas in ihm, das ihn förmlich zu die- ser Frage trieb. Der Gedanke, daß ein anderer vor ihm dieses Mädchen geküßt, peinigte ihn. „Wenn du so wenig Vertrauen zu deiner Braut hast, Herbert, kann ich dich und mich nur bedauern," sagte Edith mit bebender Stimme, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er sah, daß er zu weit gegangen war. Bereuend faßte er nach ihrer Hand. „Edith, nur meine übergroße Liebe — ich gönne dem anderen nicht, daß du — doch sage mir, wie war es, du und er —" Er suchte und tastete nach Worten. Sie kam ihm zu Hilfe, da sie ihn Wohl verstand. „Ich hatte mich heimlich mit Waldow verlobt. Doch da ich kein Geld hatte und er auch nicht, so konnte eben aus uns beiden nichts werden. Es war die alte Geschichte, Herbert —" Eigentümlich trocken klangen diese Worte, und doch zitterte ein Ton darin, der seinem Gefühl nicht entging. „Du hast ihn sehr geliebt?" „Er war mir viel in meiner freudearmen Jugend, doch das liegt nun so weit hinter mir —" Da trat er zu ihr, hob ihr Kinn in die Höhe u. blickte tief und lange in ihre Augen. Er sah, wie sie eine innere Erregung niederzwang, wie es um ihren Mund zuckte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Da wußte er genug. Ein Ausdruck tiefen Schmerzes trat in sein Ge sicht. „Edith, das ist nicht wahr — du hast ihn noch nicht vergessen! Kannst du mir das mit gutem Ge wissen versichert? Sieh mich doch an, Edith! Warum stehst du weg?" „Herbert — —" Sie schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihren Kopf an seine Brust, damit er ihre Tränen nicht sehen sollte. Leidenschaftlich preßte er ihre schöne Gestalt an sich und suchte ihren Mund mit seinen heißen Küssen. „Edith, Mädchen — ach, du —" Er fühlte, wie sie unter seinen Liebkosungen er bebte; er Hötte ihr leises Weinen. „So sprich doch ein Wort —" Da glitt sie zu seinen Füße« nieder und drückte ihr tränenüberströmtes Gesicht auf seine Hand. „Ach Herbert, ich wußte, es selbst nicht — bis ich ihn gestern wiedersqh. —vergib mir —" so leise sie gesprochen, er hatte es doch gehört. Bis ins Innerste trafen ihn ihre Worte. Ein unge heurer Schmerz faßte ihn. Er trat ans Fenster und starrte hinaus. Bang hingen ihre Augen an seiner hohen Gestalt, und in stummer Qual rang sie die Hände. Sie wußte, was sie ihm angetan mit diesem Bekenntnis — aber hätte sie lügen sollen? Damit hätte sie doch Herberts einmal erwachtes Mißtrauen nicht aus der Welt ge schafft, das jeden Blick, jedes Wort, jeden Gedanken eifersüchtig belauern würde — ihr und ihm selbst zur Qual. Darum war es besser, jetzt Offenheit. Was dann kam, war ihr gleich. Als er sich wieder zu ihr wandte, trug sein Ge- sicht den gewohnten kühlen Ausdruck; meisterhaft ver- stand sich Herbert Thomas zu beherrschen und zu un terdrücken, was in ihm vorging. „Und was meinst du, Edith, was nun werden soll?" Ergeben senkte sie den blonden Kopf. „Was du willst, Herbett," sagte sie leise. Ein bitteres Lächeln verzog seinen Mund — was er wollte! Mit schmerzlichem Blick umfaßte er ihre ganze, le- bensvolle Schönheit — — — ein Glück, um das ihn Fürsten beneidet hätten, hatte er sich an ihrer Seite erträumt; er hatte die Tage gezählt, sie' waren ihm so lang erschienen bis zu dem, an welchem die Geliebte ihm ganz gehören sollte — und ein paar kurze Mi nuten hatten ihm seine seligste Lebenshoffnung zer stört! Er war gewohnt, den Tatsachen — und seien sie noch so schwer — ins Auge zu sehen und sich mit ihnen abzufinden. Hier aber — so schwer war ihm noch nie etwas geworden. Doch er war nicht der Mann, der um die Liebe eines Weibes bettelte, und wenn er es noch so heiß, so mit allen seinen Sinnen liebte! Er gab ein ganzes Herz, ein ganzes Gefühl und wollte es mich so wiederhaben. Mit einem anderen konnte er nicht teilen — mit Halbheiten rechnete " Nicht. Darum mußte nun alles vorbei sein. „Du kennst meine Ansichten, Edith, und weißt, daß mir Klarheit und Reinlichkeit in allen Lebenslagen das Höchste ist. Ich danke dir, daß du mir die gege ben, daß du mich nicht belogen hast. Somit sind wir beide vor einer unglücklichen Ehe bewahrt. Nur den Borwurf mache ich dir, daß du dich nicht rechtzeitiger und gründlicher geprüft hast —" der schwer verletzte Stolz des verschmähten Mannes vrach doch durch, und grollend klang feine Stimme — „dann wäre mir diese Stunde erspart geblieben! Ich habe dich geliebt, Edith, unsagbar — mehr, als du ahnen kannst —" In seinen Auaen brannte ein düsteres Feuer.