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MsdrufferMeblatt Fernsprecher Wilsdruff fÜs UN- Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. 81. Jahrgang. Ne. 259 Donnerstag / Freitag 7/8. Dezember 1922. Amtlicher Teil Im Einvernehmen mit dem Amtshauptmann wird die Bezirksversammltmg der Amlshauptmannschafr Meißen auf Donnerstag den 21. Dezember 1922, nach mittags V22 Uhr zu einer Tagung im Verhandlungssaale des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes einberufen. Die Tagesordnung ist im Aushangkasten des amtsh. Gebäudes angeschlagen. Weinböhla, am 5. Dezember 1S22. ,« Nr. 627 I 8. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung. Glöckner, Gemeindevorstand. Der 19. Nachtrag zur Gemeindssteuerordnung für die Stadt Wilsdruff vom 5. März 1915, Wohnungsbauabgabe betreffend, hat die oberdehördiichs Genehmi gung gefunden. — Der Nachtrag liegt zu jedermanns Einsicht 14 Tage lang in der Ratskanzlei (Zimmer 14) aus. Wilsdruff, am 4. November 1922. Der Siadtrat. Dir Mn WM, -ijtizn Si; MmttG 1V Air MfMitn. MV Kleine Zeitung für eilige Leser. * In Berlin begannen die Beratungen der versammelten deutschen Ministerpräsiden.ten mit dem Reichskanzler, wobei zu nächst Ernährungs- und Wirtschaftsfragen erörtert wurden. * Die Brüsseler Konferenz wird voraussichtlich nicht vor Mitte Januar eröffnet werden. * Die Russen forderten in Lausanne, daß den Türken das Recht zur Befestigung der Dardanellen erteilt werde. * Das englische Unterhaus hat einen liberalen Antrag auf Aufhebung der Jndustrieschutzgesetze abgelehnt. * Das südslawische Kabinett Paschitsch hat demissioniert. Der König hat das Rücktrittsgesuch angenommen und die Re si :cruna gebeten, die Geschäfte vorläufig weiterzuführen. Gutes Beispiel. Von besonderer. Seite wird uns geschrieben:' Vielen Leuten gefällt der parlamentarische Betrieb im neuen Deutschland nicht. Dabei handelt es sich durchaus nicht etwa nur um grundsätzliche Gegner der politischen Einrichtungen, die uns Kriegsverlust und Zusammenbruch gebracht haben; von ihnen kann mau selbstverständlich nicht ermatten, daß sie an dem Wechsel der Zeiten und Ver hältnisse irgend welchen Gefallen finden. Aber wenn ein Mann, wie der frühere demokratische Preußenminifter des Innern, Dominicus, zur Feder greift, um in einem ganz links stehenden Demokratenblatt des Westens an dem Übermaß parlamentarischer .Arbeit", wie wir es sich tag täglich vor unfern Augen vollziehen sehen, scharfe Kritik zu üben, so ist das niiK zu übersehen. Dominicus fühlt sich als Mitglied des Preußischen Landtages mitverantwortlich für die größtmögliche Sparsamkeit im Staatsbetriebe, da ja auch die heutigen Parlamente den Regierungen nur das Gesetz zur Pflicht machen. Er wirft aber die Frage auf, ob die Par lamente nicht auch in sich selbst dieser Verpflichtung nachkommen müßten, und er findet dabei, daß zurzeit in Deutschland neben Reichstag mit 469 und Reichswirt- schaftsrat mit 326 Abgeordneten sage und schreibe 14 Einzellandtage mit rund 1300 Abgeordneten der Gesetz gebung und der Verwaltungskontrolle obliegen. Dazu kommt, daß der Beruf des Parlamentariers sich immer mehr als Hauptberuf herausgebildet hat. Damit sind die Kosten der Parlamente in einem Umfang gewachsen, der Bedenken erwecken muß. Der Preußische Landtag hat seinen Mitgliedern erst im Oktober Diäten von monatlich 35 000 Mark bewilligt, wozu noch diese und jene Zuschläge hinzukommen. Im November ist diese Summe schon auf 77 000 Mark angeftiegen, was, da auch die Ferien mit bezahlt werden, rund eine Million für das Jahr ausmacht. Daneben erhalten die Ausschuß Mitglieder für Sitzungen an Tagen, an denen keine Vollsitzung stattsindet, noch ein weiteres Tagegeld von 2500 Mark. Man könne danach, meint Dominicus, den Ausspruch eines geistreichen Ab geordneten begreifen, der in liebenswürdiger Selbstironie meinte, daß die Tätigkeit des Abgeordneten heutzutage die einzige geistige Arbeit darstelle, die zurzeit im Deutschen Neiclfe über ihren Wert bezahlt wird. Und die Gegenleistung? 24 Sitzungen in den Mo naten Juli bis Oktober. Was in dieser Zeit geleistet wurde, hätte, immer nach Dominicus, in ungleich kürzeren Wochen bewältigt werden können, ganz abgesehen davon, daß des öfteren vorgekommen ist, daß die gleichen Gegen stände im Reichstage und Landtag zu gleicher Zeit be handelt wurden. Mühselig schleppen sich oft genug die Verhandlungen in Ermangelung wirklich bedeutsamer Ge setzesvorlagen mit der Besprechung von Anträgen und Interpellationen hin, die anscheinend zuweilen nur ein gebracht und behandelt werden, damit überhaupt der Ein druck irgendwelcher Arbeit in der Preußenkammer erzielt wird. Auch jetzt, im November, scheint man überhaupt nur zusammengekommen zu sein, weil es sonst peinlich sein müßte, für den ganzen Monat die Diäten ohne „Gegen arbeit" einzustecken. Dominicus ist der Meinung, daß die Hälfte der Abgeordneten im Preußischen Landtage glatt gestrichen werden kann. Damit allein würde für den Staat eine Ersparnis von mehr als 200 Millioinn entstehen. Darüber hinaus empfiehlt er die Vereinbarung längerer sitzungsfreier Zwischenräume, während deren dann natür lich keirre Diäten zu zahlen wä :n. Dieser Vorschlag hat bisher in der Parteipresse noch kein allzu starkes Echo gesunden. Die Richttgkeit der Dar legungen des früheren demokratischen Ministers konnte nicht gut bestritten werden. Wohl aber Leisten sich hier uns da Ablenkungsmanöver: Warum beim Landtag an- fangen, warum nicht beim Reichstag, beim Reichswirt schaftsrat, beim Staatsrat, oder bei den Parlamenten der kleineren Länder? Herr Dominicus wird darauf wahr scheinlich antworten, er habe gar nichts dagegen, daß auch an anderen Stellen gespart werde, so wie der ungemeine Ernst unserer wirtschaftlichen Lage es erfordert. Ihm aber, als Mitglied des Preußischen Landtages, habe natür lich dieses Beispiel besonders nahegelegen, und wie nach einem bekannten englischen Sprichwort die Wohltätigkeii zu Hause beginnen müsse, so muffe auch jeder, der sparen wolle, damit bei sich selbst den Anfang machen. Ganz gewiß ehrt es den Mann, daß er auf diese Weise den Finger :n eine Wunde gelegt hat, deren Heilung schon im Inter esse des Ansehens unserer Parlamente auf das dringendste zu wünschen wäre. Einstweilen ist die Frage nun wenig stens gestellt. Man sollte dafür sorgen, daß sie nicht wieder von der Tagesordnung verschwinde, bis sie auch gelöst ist. Brüssel nicht vor Mitte Januar. Die Bedeutung der Vorbesprechungen. Die Londoner Besprechung wird voraussicht lich von Sonnabend bis Mittwoch dauern. In London hält man die Vorbesprechung für wichtiger als die Brüsseler Konferenz, denn die Einigung der vier Ministerpräsidenten in London wird der Brüsseler Kon ferenz die festen Richtlinien geben. Mau glaubt daher, daß man Poincarös Zustimmung zu einer Verschiebung der Brüsseler Konferenz aus den 15. Januar erhalten werde. Erst auf der Brüsseler Konferenz wird dann die endgültige Antwort der Ententenote auf die letzte deutsche Note vom 14. November erteilt werden. In Lon- oon sollen nur die leitenden Grundsätze durchbesprochen bzw. beschlossen werden und der Haupt-plan soll erst in Brüssel zur Diskussion gestellt werden. Als die Fragen, welche eine eilige Lösung verlangen, werden genannt: die Stabilisierung der Mark und die Finanz, res 0 rm in Deutschland. Belgien gegen französische Gewaltpläne. Die belgische Regierung hat endgültig zu verstehen gegeben, daß sie nicht mit den französischen Vorschlägen übereinsUmme, die gegen Deutschland in Aussicht genommen wurden für den Kall, daß ein Frankreich nicht befriedigendes Moratorium be schlossen werden sollte. Diese Vorschläge umfaßten, wie ver lautet, die Beschlagnahme der Industrien im Ruhrgebiet. Bewaffnung der Dardanellen? Tschitscherins Forderungen. Die Konferenz von Lausanne erlebt jetzt dramatische Tage durch das energische Auftreten der Russen, welches sich sehr von den vorsichtigen diplomatischen Manöver« der andern Beratungsteiluehmer unterscheidet. Tschitscherin erklärte, dass die türkische Regierung zu einer wirksamen Verteidigung der Meerengen und des Mormara-Meeres gegen irgendeinen Angriff nur dann befähigt sei, wenn ihr ausdrücklich das Recht zuerkannt wird, ihre Küsten zu befestigen uild zu bewaffnen, eine Kriegsflotte zu besitzen und für die Verteidigung der Meerengen und des Marmara-Meeres alle Hilfsmittel der modernen Kriegführung anzuschasfen. Diese Erklärung stößt vor allem bei den Engländern auf großen Widerstand. Man rechnet in den politischen Kreisen von Paris und London mit dem baldigen Ab bruch der Konferenz, da sich ergeben habe, daß eine Einigung über die Meerengcnfrage nicht möglich fei. -ü Neuer Konflikt in Athen. Der König von Griechenland hat jetzt die Auflösung des revolutionären Komitees verlangt. Nur unter dieser Bedin gung erklärte'er sich bereit, weiter zu regieren. In den revo lutionären Kressen Griechenlands hat dieser Schritt des Königs lebhafte Mißstimmung hervorgerufen. Das Komitee plant, nunmehr die Republik auszurusen und dem König die Abreise aus Athen nahezulegen. Ore Mformplane hei -er Poff. Was der neue Po st Minister wünscht. Der Neichspoftminister Stingl äußerte einem Presse vertreter gegenüber: „Sie dürfen überzeugt sein, daß ich, wenn ick, erst die nvtiae Übersicht gewonnen habe, es an organisatorischen Maßnahmen nicht werde fehlen lassen. Vor allen Dingen ist es nicht wahr, daß ich schon in irgend einer Weise eine ablehnende Haltung gegenüber den Inter essen des Publikums einnehme. Im Gegenteil, ich empfinde es sehr schmerzlich, daß wir zu so starken Erhöhungen der Tarife schreiten mutzten. Ich bin ein ausgesprochener Gegner schematischer Gebührenerhöhungen. Sie müssen aber meine schwierige Stellung begreifen, die in einem Lavieren zwischen Finanzverwaltung und Publi kum besteht. Vor allen Dingen gehi es unmöglich so weiter, daß der Post die Ausgaben für die ihr autzerhalü Ler eigentlichen Postgeschäfte obliegenden Kulturauf gaben aufgebürdet werden. Für die Dienste, die wir der Presse, der Rentenversicherung und vielen anderen Zweigen leisten, sowie für Vie Belastung unseres Etats, die die Unterbringung der zahlreichen flüchtigen Beamten darstellt, muß uns in irgendeiner Weise eine Entschädigung zufließen. Wenn wir aus diese Weise entlastet werden, werden wir die Gebührcnbemessuugen auf einer anderen Grundlage vornehmen können. Bei der Erörterung der Reformen im inneren Dienst bekundete der Minister sein be sonderes Interesse für den Bestelldienst. Die Landbestellung sei eine Kulturausgabe; denn sie sei infolge der zu durchlaufenden langen Weg strecken und aus anderen Gründen für die Post ntchtren tabel. Die Versorgung gerade des flachen Landes mit Nachrichten müsse jedoch unbedingt sichergestellt werden. Politilebe RuncllebLv. Die Posttariserhöhung im Rcichsrat. Der Reichsrat hielt eine Vollsitzung ab, in der die Er höhung der Posttarife besprochen wurde. Der Bericht erstatter, der braunschweigische Gesandte Boden, teilte mit, daß das Defizit der Reichspost sich auf 120 Milliarden Mark belaufe und daß eine schleunige Gebührenerhöhung unbedingt notwendig sei. Der Reichsrat genehmigte darauf die Tarifsätze von 25 Mark für den einfachen Fernbrief, 35 Mark für Fernbriese von 20 bis 100 Gramm und 45 Mark für Fernbriese von 100 bis 250 Gramm. Das Porto für die Fernpostkarte soll 15 Mark betragen, der einfache Ortsbries 10 Mark, die Ortspostkarte 5 Mark. Die Telephongebühren wurden vom Verkehrsbeirat nochmals geprüft und ein Teuerungszuschlag von 2000 A vorge schlagen. Da die Post damit noch nicht ausreicht, weil sie allein 93 Milliarden Selbstkosten aüfzubringen hat, be schloß der Reichsrat, zur Regierungsvorlage zurückzu- iehren und einen Teuerungszuschlag von 2900 zu be willigen. Diese Tarife sollen am 15. Dezember in Kraft treten. Deutscher Reichstag. l276. Sitzung.» Qö. Berlin. 5. D-z-mb-r. Vor einem Hause, das wiederum nur schwach besetzt war, wurde heute zuerst eine größere Zahl kleiner Anfragen erledigt. Einige davon verdienen besonders Hervorgehoben zu werden. So fragte der Abg. SchulN-Bromberg (Deutschnatl.) nach der Aufklärung der Verschwörung, die nach den Mitteilungen in der Reichstagssitzuna vom 20. Oktober gegen das Leben des damaligen Reichskanzlers Dr. Wirth angezettelt sein sollte. Ein Regierungsvertreter erwiderte, daß am 16 10. in Hagen i. Wests, ein junger Mann selbst sich der Teilnahme cm einer solchen Verschwöruna bezichtigte. Die Ermittlungen ergaben, daß diese Selbstvezichtigung falsch war. Weiter wies der Abg. Schiffer (Dem.) daraus hin, daß die pol nische Regierung durch die Unterlassung der Einrichtung von M i n d e r h e i 1 s s ch u le n im abgetretenen O b e r s ch l c s 1 e n das Genfer Abkommen vom 15. Mai d. Js. verletzt habe. Ministerialdirektor von Maltzahn antwortete, die deutsche Re gierung werde darauf bedacht sein, daß die Rechte der deutschen Minderheiten nicht verletzt werden. Beratung des Rachtragsetats. Bei der Beratung des Nachtrags zum Haushalt des Reichspräsidenten bezeichnete der Abg. Frölich (Komm.) dSn Reichspräsidenten als eine ganz überflüssige Einrichtung, die erspart «werden könnte. Der Gesetzentwurf über das Ruhegehalt des Reichspräsidenten wurde dem Haushalts- ausschuß überwiesen und die Rachtragsetats des Reichspräsi denten. des Reichstanzl« rs, des R e i ch s w i r 1 s ch a f 1 s- rates und des Reichswehrmini st eriumS ange- nommen. Beim Nachttagsetat des.R e i ch s j u st i zm i n i st e r i u m s fragte Abg. Dr. Rosenfeld (Soz.) den neuen Reichsjustiz. Minister, wie er sich ru dem Entwurf der neuen Straf.