Volltext Seite (XML)
Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt. 81' Jahrgang. Sonntag/Montag den 26./27. November 1922. Zum Totensonntag. Vergilbte Blätter, die zur Erde gleiten — Novembersturm fegt über das öde Land . . Verhärmte Menschen, die zum Friedhof schreiten Ein letztes karges Blühn in müder Hand — So neigen sich des stillen Tages Stunden, Die man den teuren Toten hat geweiht, Den ach so vielen, die nun heimgefunden Aus dieses Lebens. Bitternis und Streit. Und wieder fühlen wir die Wunden brennen, Die unerbittlich uns das Schicksal schlug — Wir hören wieder unsern Namen nennen Aus eines wunden Atems letzten Zug. . . Und wieder ist's das antwortlose Fragen, Das uns in lichtverstoßnen Nächten quält: Wohin zogt Ihr, als in den Erdentagen Der Tod die letzten Stunden abgezählt? Ob wir die Lippen auseinanderpressen In herbem Schmerz um die, die wir geliebt — Ob heiße Tränen unsre Wangen nässen: Wohl niemand, der uns eine Antwort gibt . . : Stehn einst uns jene goldnen Tore offen, Wo Freude wird und ew'ger Friede sein? Ob sich erfüllen wird all Sehnen, Hoffen, Das stündlich uns durchbebt tagaus, tagein? Wird dann das große Rätsel sich enthüllen, Wenn über unserm Sein der Tod einst thront? Wird Gott die heilig-tiefe Sehnsucht stillen, Die in dem stillsten Winkel unsrer Seele wohnt? — Ob wirr die Fragen durcheinandergehen Heut, wo wir klagend zwischen Gräberreihn Verstörten Blicks hinaüs zum Himmel sehen, Indes im West verloht der letzte Schein: Wir wollen uns der Hoffnung nicht verschließen, Daß sie nicht tot, die man hier trug hinaus, Und daß in Sternennächten sie uns grüßen Von Gott und seiner Menschen Heimathaus ... W. L. Betrachtung sir den 21. SmW sch Triaitilis. Von Pfarrer Lindner, Blankenstein. Offenbarung Johannes 21, 4: „Der Tod wird nicht mehr sein/' Das was uns heute so furchtbar schwer auf der Seele liegt, ist das Wort „Tod". Wir stehen alle unter der Macht des Todes. So viele, an deren Gräbern wir heute trauern, «-E W»»««'»' M>N«» »„», hat er dahingerafft, fo viel Glück hat er zerstört, fo viel Tränen und bitteres Herzeleid verursacht! Dazu spüren wir in unserem Volke sein Schreckensregiment seit Jahren schwerer denn je. Erst die jähen Kriegsopfer, nun die schleichenden Opfer der Entbehrung und des Hungers. Der wahre Feind, der hinter den Bedrückungen unserer feindlichen Bedränger lauert, ist der Tod. Von diesem Feind soll es eine Erlösung geben, sagt unser Gotteswort: Der Tod wird nicht mehr sein. Allerdings ganz aufgehoben ist er erst im Reich der Vollendung, wo es nur ewiges Leben gibt, aber seine Macht ist schon hier in dieser Welt des Todes gebrochen. Christus hat dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht. Der Tod ist in der Welt, aber nicht mehr als König der Schrecken, sondern als unser Freund. Sterben wird uns zum Gewinn, weil Christus unser Leben ist. ' „Mit Fried' und Freud' fahr' ich dahin, Der Tod ist mein Schlaf worden." Sitzrmg des Bezirksausschusses der AmLshauptmauuschast Meißen am 20. November 1922 in Coswig. Die heutige Bezirksausschußsitzung wurde im Rathause n oswig abgehalten. Amtshauptmann Dr. Sievert gedacht« i seinen Begrüßungsworten der anregend verlaufenen Tw ungen des Bezirksausschusses in Weinböhla, Leutewitz, Lom mtzsch und Brockwitz und gab seiner Freude darüber Aus- ruck, daß die Sitzung des Bezirksausschusses heute in Coswig bgehalten werde, der zweitgrößten Gemeinde des Bezirks, r der dieser ja durch die in ihr gelegene Bezirksanstalt Wettinstift" schon besondere Beziehungen habe, und die nich ur wegen ihrer industriellen Bedeutung, sondern auch durck , sre landschaftlich bevorzugte Lage, sowie als Ausgangspunk! i zr die Ausflüge in die schönen Moritzburger Waldungen wei! nd breit bekannt sei und in bestem Ansehen stehe. Namem es Bezirksausschusses dankte er dem Eemeinderate zu Coswig ilsbesondere dem Vezirksausschußmitglied Gemeindevertret« -chmidt und dem ebenfalls anwesenden Eemeindeältestei Lhimmig für die Aeberlassung des Sitzungszimmers des Rat auses, wie auch für die Mühe, die mit den Vorbereitungs ubeiten und mit den im Anschlusse an die Sitzung geplanter Sesichtigungen dreier in der Nachoargemeinde Kötitz gelegene adustrieller Betriebe, der deutschen Kunstlederfabrik, der Auto «wbilfabrit der Firma Nacke und der Strohstoffabrik, Verbünde« gewesen seien. Des weiteren wies der Amtshauptmann darau in, daß die Gemeinde Coswig zurzeit von ihrem Gemeinde wrstand verwaist sei, nachdem sich der bisherige Gemeinde wrjtand Künzel aus gesundheitlichen Gründen kürzlich hab ntschließen müssen, sein Amt niederzulegen. Er gedachte de Verdienste, die sich der Eemeindevorstand Künzel in den I! Zähren seiner Amtsführung, insbesondere in den Kriegs- un! llachkriegsjahren, um seine Gemeinde erworben habe, uni «rächte ihm für all leine Arbeit, die nicht nur der Gemeinde andern mittelbar auch dem Bezirk gegolten yaoe, oen Lian »es Bezirksausschusses zum Ausdruck. Ebenso dankte er namem »es Bezirksausschusses dem soeben von seinem Amte zurück getretenen 1. Eemeindeältesten Streller in Coswig für sein mfopfernde und in mehr als 20 Jahren bewährte Tätigkek ils Gemeindeältester. Geschäftsführer Schmidt sprach de! WMommensgruß und für die freundlichen Worte des Amts sauptmanns namens der Gemeinde herzlichen Dank aus. Nach Eintritt in die Tagesordnung berichtete Amtshaupt nanu Dr. Sievert zunächst über ein Schreiben der Reichs »ahndirektion als Sächsische Kraftwagenoerwaltung in Dresden hiernach haben die Teuerungsverhältnisse bei dem Betriebe de taatlichen Kraftwagenlinien zu einer derartig« Steigerung der Betriebsausgaben geführt, daß der Betriel mf fast sämtlichen staatlichen Kraftwagenlinien eingestellt wer »en mußte. Im hiesigen Bezirke wird hiervon die Kraft vagenlinie Meißen—Lommatzsch betroffen. Das Angebot de öeteiligten auf Zahlung einer Gewährsumme von 100 000 Ml >abe nach einer weiteren Erklärung der Reichsbahndirektioi ils durch die Zeitverhältnisse überholt leider abgelehnt werd« Nüssen. Die inzwischen erfolgte Stillegung des Betriebes is mrch die Presse bereits bekanntgegeben worden. Der Bezirks msschuß nahm nur Kenntnis, da weitere Schritte in der An lelegenheit erfolglos sein würden. — Genehmigung fand so »ann nach Maßgabe der abgeschlossenen Einverleibungsverträg benfalls auf Vorschlag des Amtshauptmanns die Vereinigung »es Rittergutes Pinnewitz mit der Gemeinde Pinnewitz mü »es Rittergutes Gödelitz mit der Gemeinde Beicha, letzter lach Streichung eines Paragraphen des Einverleibungsvertrages — Einem Gesuch des Vereins „Krüppelhilfe, e. V." st Dresden-A., mit dessen wesentlicher Unterstützung (Krüppel »eratungspunden und klinische Behandlung) im Meißner Be irk die Krüppelfürsorge sich vollzieht, um Erhöhung des am Sezirksmitteln bisher gewährten jährlichen Beitrages von 100« Nark wurde entsprochen und der Beitrag auf Vorschlag de» ilmtshauptmanns mit Rücksicht auf den gesunkenen Geldwer md die große Notlage, in die der Verein „Krüppelhilfe" durü »ie Teuerung geraten ist, für das laufende Rechnungsjahr au iOOOO Mark festgesetzt. Ueber die Verwendung der Zinsen der Amts Haupt na nn-Dr.-Grille-Stiftung, die bedürftigen Kriegev »ollwaisen oder Kriegerhalbwaisen zugute kommen sollen, be chließt nach den Stiftungsbestimmungen der jeweilige Amts sauptmann von Meißen nach Gehör des Bezirksausschusses Dieser nahm von der für dieses Jahr beabsichtigten satzungs lemäßen Verteilung, nach der zwei in äußerst bedrängter Lag« »efindlichen Kriegervollwaisen in Niedermuschütz bedacht werde« ollen, zustimmend Kenntnis. — Die fortschreitende Geldent vertuns und die damit zusammenhängende sprunghafte Preis teigerung in der Lebenshaltung des letzten Monats zwing« n einer abermaligen, und zwar erheblichen Erhöhung der Ver »flegsätze im Verpflegheim „Wettinstift". Um das Gleichgewich n den Einnahmen und Ausgaben des Stifts herzustellen un! mfrecht zu erhalten, beschloß der Bezirksausschuß, die Verpfleg leider ab 1. November 1922 von 70 auf 135 Mark und vor .. Dezember 1922 ab auf 150 Marl zu erhöhen. Eleichzeitß vurde die Amtsbauvtmannschaft. ermächtigt, künftig die . Er hierzu ist dl. d-wearum D. und kommt entweder an Blättern oder männlichen Blüten vor. 4c, an diesen bei a, von Oehme bei Kotitz gefunden. 5 ist die Knopfgalle dl. numismalis 0., agame Form. Ihr Aussehen ist wie ein übersponnenes Knöpfchen, gegen 3 Millimeter groß, ebenfalls mehrere zu sammensitzend. 5a diese vergrößert. 6 ist die dazugehörige sexuelle Form dH vesiLator 8ok. Sie hat in der Mitte eine kleine Erhöhung, der Rand ist etwas wulstig. Sie sitzt ebenfalls an Blättern, lleberall nicht selten. 7 zeigt bei a die agame ^nckrious nuckus ^., einer kleinen, 1'/- Millimeter großen Knospe ähnlichen Galle an männlichen Blütenkätzchen. Von Oehme aus der Lößnitz. 8 ist dazu die geschlechtliche Form ä. dlalpiLii -1., 5 Millimeter groß, etwas geriest und von verschiedener Form vorkommend, am Knospen. Die Wespe entwickelt si«H erst im 3. Jahre. Aus der Lößnitz von Oehme. 9 zeigt die Gallen bei a von quLtrilmoaius K. an männlichen Staubblüten, gegen 3 Millimeter groß. Es kommen von dieser Art nur Weibchen vor. Die Fort pflanzung geschieht also auf eingeschlechtlichem Wege, partenogenetisch. Die ser rätselhafte Vorgang harrt noch der genauen Aufklärung. Von Oehme bei Kötitz gefunden. In Bild 2 sehen wir an dem verkrüppelten Blatt bei a die sexuelle Form der Galle von curvator tt. Sie ist erbsengroß, kugelig und hart. Bei 2 sehen wir an einer Zweigspitze zwei runde Knospengallen von aollaris N. Die Galle ist hart und gegen 25 Millimeter groß. Es' ist die agame Form zu voriger. Sie scheint überall im Gebiet vorzukommen. Ich fand die Gallen oft von Vögeln an gehackt. 3 ist Cvnips liLmcolu tt. Ich fand die Gallen an einer kleinen Eiche bei Kaufbach. Sie ist gegen 8 Millimeter groß, mit rissiger Oberseite. 3a die Wespe dazu. 4 bei a zeigt zwei Gallen der sexuellen Form von instuwr K. Die Spitzen der Zweige sind keulig aufgetrieben. 5 zeigt bei a die Knospengalle der dazuge hörigen agamen Form Zt. xlobuli ». Von Oehme gefunden. In Fig. 6 sehen wir bei a die schwer zu findende Rindengalle der sexuellen Form von trilineatu^ 6. Oehme entdeckte sie einmal im Saubachtal. Ich fand einmal die dazugehörende agame Form bei Herzogswalde, rackiais ?. Sie ist holzig und sitzt unter der Erde an Wurzeln alter Eichen. Die Größe gleicht einer Nuß. 7 zeigt bei a die Galle, bei b durchschnitten, um die Larvenkammern zu zeigen. In Bild 3 sehen wir bei 1 drei Rindengallen der agamen. Form von /I. 8isbolcki tt. Die kleinen, bis 5 Millimeter meßenden, kegelförmigen Gallen sind gerieft. An jungen Eichen dicht an der Erde. Von Oehme aus dem Saubachtal. Die geschlechtliche Form dazu ist testaLeipes II., welche kleine Auftreibungen des Blattstiels verursacht. Fig. 2. Eine Varietät der agamen Forni hierzu ist -L rbiromas kl., welche reihig angeordnet, in der Rinde nahe am Erdboden sitzen, von harter, kugliger Gestalt. Fig. 3. Die Fluglöcher sind an der Spitze, bei Liedolcki an der Seite. Oehme und ich fanden sie im Saubachtal. Ebenso sitzt nahe des Erdbodens die harte, erbsengroße Galle von VriLcmrwpw megaptera ?., die geschlechtliche Form. Fig. 4. Von Oehme, Saubachtal. Die hierher gehörende agame Form, T. renum 6., lebt in 2 Millimeter großen Gallen an den Blättern. Ein nußgroßes, watteähnliches Gebilde erzeugt die sexuelle Form von rumuli ll. an männlichen Staubblüten. Fig. 5. Die agame Form dazu, 5a, sitzt an Knospen in ungefähr 5 Millimeter Größe. Eine interessante Fruchtgalle zeigt 6 von Cinips callais 6., sie sitzt auf den Eichelbechern und ist längs mit starken Rippen versehen, von Herrn Lehrer Riedel bei Trachenberge gefunden. wurde er am 15. November 1803 gewählt, und zwar ohne Probe. Im Psarrhause hatten sich außer dem Iustizamtmann Beck aus Meißen und dem Sup. Tittmann aus Dresden je zwei Abgeordnete aus den eingepfarrten Ortschaften versammelt. Nachdem Sup. Tittmann eine Ansprache gehalten, wurde dem Lehrer Schmidtgen durch den Iustizamtmann die Vokation und Bestätigung überreicht und Schmidtgen ermahnt, daß er in feinem Dienste nüchtern, mäßig, stille, fromm, eingezogen und friedfertig sein soll, sich gegen seine Vorgesetzten ehrerbietig erweisen, die Kinder in der christlichen Lehre unterrichten, im Rechnen, Lesen, Schreiben, das Singen, Orgelschlagen und Läuten bestmöglichst verrichten, ohne Vorwissen und Einwilligung des Pfarrers nicht verreisen, noch über Nachts aus der Schulwohnung bleiben. Er soll das jährliche Einkommen wie sein Vorgänger haben und genießen und dabei geschützet werden. „Zu Urkund dessen habe ich unter Vordruckung des gnädigst mir anvertrauten Siegels gegenwärtige Vokation eigenhändig abgefertigt und unterschrieben. Prok.-Amt Meißen, den 15. Nov. 1803. Beck." Grumbach — 700 Jahre geschichtlich nachweisbar. Bearbeitet von Lic. Dr. Bönhoff, Dresden. Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Bruno II., von Gottes Gnaden- Bischof der Kirche zu Meißen. Da von dem, was irdisch ist, nichts außer dem, was der Mensch um des Himmels willen Gott zueignet, indem er als Almosen verschenkt, zum ewigen Heile dienen kann, sodaß auch wir durch das, was vergänglich ist, mit unserm Schöpfer für unsere Sünden versöhnt werden können, indem wir denen, die Gott dienen, mit Rat und Tat zur Seite stehen, damit sie durch zeitliche Vorteile gefördert werden und uns ewige dafür verschaffen, f o sei allen gegenwärtigen wie künftigen Christgläubigen kund, daß der Geistliche Gottfried genannt Gutmann 20 Scheffel Korn und Hafer im Dorfe Grumbach (Grömbach), gelegen im Gau Niseni', von 5 Hufen, die daselbst der ehrbare Ritter Borwin (Borowi) hatte, von uns zu Lehn trug und, da dieser besagte Geistliche G. sich nach unserm Rate den Weg aus der Vergänglichkeit in die Ewigkeit bahnen wollte, die erwähnten Scheffel mit gütiger und freudiger Frei gebigkeit für die Kirche zu St. Afra in Meißen samt und sonders in unsere Hände öffentlich aufgelösten hat, damit wir sie eben dieser Kirche verliehen, damit zu Ehren der glorwürdigen Märtyrerin, der Jungfrau Katharina, an ihrem Festtage den Brüdern beregter Kirche eine genügende und ziemliche Ergötzung dargeboten und nach dem Heimgange des Schenkgebers, eben jenes Geistlichen, von diesen Schefseln jährlich das Gedächtnis gehalten werde; wir aber haben diese Scheffel mit allem Ertrage, den sie jetzt gewähren oder noch gewähren können, der erwähnten Kirche verliehen, damit auch unser Gedächtnis in ihr nicht vergehe, und indem wir ihr den Frieden kraft der Gewalt des allmächtigen Gottes und unserer zusichern, be stimmen wir ausdrücklich, daß niemand irgendwie diese Kirche in dem ihr ver liehenen Rechte kränke oder schädige. i Lateinische Urkunde in Cod. dipl. Sax. reg. I 4 Nr. 153 pg. 108 ff. - d. h. rechts des Saubachs. 140 137