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Wilsdruffer Tageblatt : 26.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192211269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19221126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19221126
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-26
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 26.11.1922
- Autor
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Unterredung hervor, die er nm dem SonDervenchterstauer ves „Matin" in Lausanne hatte und in der er erklärte: Der irieg ist nicht dir zu seinem natürlichen Ende durchgeführt worden. Wir hätten ihn beenden müssen — die Franzosen in Berlin und wir in Wien. Der Feind hätte an der Gurgel gepackt werden müssen. Die Franzosen täuschen sich nicht darüber, daß Deutschland den festen Willen hat, ihnen nichts zu zahlen, außerdem bildet Deutschland eine Drohung für Frankreich und auch für Italien, denn Tirol ist nur ein geographischer Begriff. Ich sehe Europa vor einem Ckaos. Der Osten ist von der bol schewistischen Torheit ersaßt, die sich auch Deutschlands bemächtigt. Ich glaube nicht an die Widerstandskraft Mittel europas, aber ich glaube an die Stärke und Tüchtigkeit unserer westlichen Zivilisation, wenn alle ihre Kräfte sich vereinigen. Hier sehe ich den großen Faszismus, ich sehe ihn in der Verteidigung unserer Kultur und unserer Gesellschaft'geaen den Haß und gegen die Zersetzung. Schließlich erklärte Musso lini, er sei für ein Abkommen mit Frankreich in wirt schaftlicher, militärischer und politischer Hinsicht. Ein neues Nahrungsmitielgesch. Mitwirkung der Erzeuger und Verbraucher. Mit der Neuregelung der Lebensmittel-Gesetzgebung beschäftigte sich kürzlich in Berlin der Bund Deutscher Nah rungsmittelfabrikanten und -Händler unter regster Mit wirkung von Vertretern der beteiligten Reichs-und Landes- behörden und unter außerordentlich starker Beteiligung aller maßgebenden deutschen Fachverbände des Nahrungs- und Genußmittelgewerües, der Nahrungsmtttclchemiker- und Verbrauchevkreise und der allgemeinen Spitzenorgani sationen. Die Reichsregierung beabsichtigt, an Stelle des alten Nahrungsmittelgesetzes vom Jahre 1879 und der für die Beurteilung einzelner Gruppen von Lebensmitteln bis her maßgebenden Festsetzungen des Reichsgesundheits- amtes rechtsverbindliche Begriffsbestimmungen auf Grund eines allgemeinen Rahmengesetzes zu erlassen. Der vorläufige Reserentenentwurf eines solchen Gesetzs dürfte demnächst umgearbeitet und dann von der Regierung der Öffentlichkeit übergeben werden. Grundsätzlich einigte man sich durch Annahme eines Antrages, der die Mit wirkung des Reichsgesundheils rate s sowie die Anhörung und gutachtliche Mitwirkung einer aus reichenden Vertretung der beteiligten Kreise des Lebensmittelverkehrs (Erzeuger, Händler, Verbraucher und wissenschaftliche Sachverständige) mit dem Recht un mittelbarer Antragstellung für die Ans- fübrunasbestimmunaen vorsiebt. Humor vom Tage. Das Vorrecht des Alters. „Kindchen, Kindchen, du bist erst siebzehn Jahre alt und willst nun schon heiraten. Hast du dir diesen Schritt auch reiflich überlegt? Warte doch noch ein paar Jahre, denn du bist doch noch gar zu iung!" — „Zu fung? Großmcnna, wie oft hast du mir nicht erzählt, daß du schon mit sechzehn Jahren geheiratet hast!" — „Ja, ich! — ich bin ja auch deine Großmutter!" Zeugnisse! Dame, zum stellesuchenden Dienstmädchen: „Ihr bestes Zeugnis scheint das Jmpfzeugnis zu sein!" — „Wieso, gnädige Frau?" — „Es ist das einzige, auf dem ich den Vermerk finde: „Mit Erfolg"!" Parlamentarier unter sich. „Sie sitzen nun schon so viele „p-ahre als Volksvertreter hier, haben aber noch niemals den VMund aufgetan!" — „Oh, da irren Sie doch gewaltig: ich habe bei jeder Ihrer Rehe gegähnt!" Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 25. November 1922. LZ Totenfest. Der auf den Bußtag folgende Sonntag ist das zweite der Totengedenkfeste, die dem November das Gepräge geben. In den ältesten Zeiten schon pflegten die Freunde und Verwandten eines Toten alljährlich eine Gedächtnisfeier durch Gebet und Opfer zu begehen. Der um 993 entstandene Gebrauch der Cluniacenser Mönche, nach der jährlichen Gedächtnisfeier für alle Heiligen eine Gedächtnisfeier auch für alle armen Seelen zu begehen, fand bald die Billigung der Päpste und gelangte darauf » zur Einführung in der Gesamtkirche. So entstand das Fest Allerseelen. Die griechische Kirche bestimmte für die Totenfeier die Sonnabende der zweiten, dritten und vierten Fastenwoche und den Sonnabend vor Pfingsten, die russische außerdem zum Gedächtnis aller im Kriege ge fallenen Soldaten den 21. Oktober. Die Protestantische Kirche verlegte das Totenfest auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres, den 24. Sonntag nach Trinitatis. In weihevoller Weise wird der Verstorbenen gedacht, und alles pilgert hinaus auf die Friedhöfe, um sie mit Blumen und Kränzen zu schmücken und den Teueren, die im kühlen Schoß der Erde den ewigen Schlaf schlafen, zu sagen, daß sie nicht vergessen sind, und daß die Liebe nimmer aufhöret. — Speziell auf den Dachrinnendiebstahl eingestellt hatte sich ein hier wohnhafter 19 Jahre alter von auswärts stammen der Arbeitsloser. Besonders Kausbach halte er sich als Feld seiner Tätigkeit ausersehen und an vier verschiedenen Stellen die Dachrinnen-Abflußrohre abgemacht und als Altmaterial verkauft. Er wurde durch die Gendarmerie ermittelt und fest genommen. — Das gleiche Schicksal erreichte auch einen anderen Einwohner, der unter dem schwindelhaften Vorgeben, er könne billige Gänse und Kartoffeln versorgen, verschiedentlich Geldbeträge im Voraus erhalten hatte. Etwa Geschädigte wollen sich bei der hiesigen Gendarmerie melden. — Die Demokraten zur Regierungsbildung in Sachfen. Der Landesausschuß der Deutsch-demokratischen Partei hielt am Mittwoch den 22. November seine erste Sitzung nach den Landtagswahlen ab. fieber die politische Lage in Sachsen nach den Landtagswahlen verbreitete sich in längeren Ausführungen Kultusminister a. D. Seyfert. Dem Referat schloß sich eine sehr ausführliche Aussprache an, die in allen wesentlichen Punkten eine volle fiebereinstimmung der Partei über die ein zuschlagende Taktik ergab. Die Zusammenstellung des am 1. Dezember zusammentretenden Landtages bedeute für die Demokratische Partei keinen Anlaß, ihrerseits die Initiative in der Frage der Regierungsbildung zu übernehmen. Ihre Stel lungnahme zu diesem Probleme ist durch die Verfassung klar gegeben. Eine Regierung, die — und sei es auch nur teilweise — nicht auf dem Boden der Verfassung steht, wird von der Demo kratischen Partei bekämpft werden. Eine verfassungsmäßige Regierung wird die Partei zu sachlicher Mitarbeit bereit finden. Falls die parlamentarischen Verhältnisse die Partei zu oppo sitioneller Stellungnahme zwingen, wird sie auch in dieser oppositionellen Stellung kräftig positiv zu wirken bestrebt sein. — Der Wahlkreisausschuß der Deutschnationalen Volks partei für den Wahlkreis Ostsachsen hielt am Donnerstag im Ständehaus in Dresden eine Sitzung ab, in der zunächst der Wahlkreisvorsitzende, Rechtsanwalt Dr. Philipp, einen Bericht über den Ausgang der Landtagswahlen und über die Maß nahmen, die sich für die Partei aus dem Wahlausfall ergeben, erstattete. Die eingehende Aussprache ergab völlige fieberein- stimmung mit der Auffassung der Wahlkreisparteileitung über die für die Zukunft einzunehmende politische Haltung und über die Arbeiten, die als die nächsten Aufgaben der Wahlkreis- organisalion bezeichnet wurden. — Wahl des Fräktionsvvrstandes der Deutschen Volks partei. Die Deutsche Volkspattei hielt am Bußtag nachmittag ihre erste Fraktionssitzung ab. Zum Vorsitzenden der Land lagsfraktion wurde Dr. Fritz Kaiser gewählt, als dessen Stell vertreter Geheimrat Dr. Niethammer und Oberbürgermeister Dr. Hübschmann. Zum Geschäftsführer ist wiederum Abg. Anders gewählt worden. — Landwirte gegen die hohen Milchpreise. Auch die Land wirte der Lausitz sind mit der Steigerung der Milchpreise um mehr als das Doppelte unzufrieden. Eine in Burkau bei Bischofswerda abgehaltene Sitzung des landwirtschaftlichen Vereins erhob einstimmig Einspruch gegen die neuerliche Er höhung. Der Landbürgerrat für den Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda beschloß, den landwirtschaftlichen Bezirksverband mit weiteren Schritten in der Frage der Senkung der Milch preise zu beauftragen. — Leichte Preisrückgänge aus der Leipziger Häuteauktion. Der Besuch der Leipziger Häuleauktion am Montag war wieder ein sehr guter. Der Verkauf verlief jedoch, wie erwartet, un regelmäßig. Die Preise stellten sich gegenüber der letzten j Frankfurter Auktion durchschnittlich um 20"/° niedriger. — Der Pfarrer als Fabrikarbeiter. Der zweite Pfarrer ! einer Nachbargemeinde Schandaus ist infolge der mißlichen finanziellen Lage der Kirchgemeinde gezwungen, als Arbeiter Edith Bürkners Liebe. 37) Roman von Fr. Lehne. cslnen vrcken Strich unter die Vergangenheit ge- macht und weiter in harten Fronarbeit das Leben ge fristet! Thankmars Brief hatte aber die Erinnerungen Ediths von neuem mächtig geweckt, und sie konnte nicht verhindern, daß Lucians Bild vor ihr auftanchte, und sie hörte — ach! — so deutlich von ihm flüstern — —mein goldenes Mädele —" Ein verträumtes Lächeln lag um ihren Mund — sie ließ einen Agenblick die Feder sinken — und da — sie hatte wirklich eine Frage des Chefs überhört. Mit einer kleinen scherzhaften Bemerkung wieder- holte er sie. Blutrot im Gesicht entschuldigte sich Edith — das war ihr noch nicht passiert! „Lassen Sie gut sein, Fräulein Bürkner," sagte Herr Thomas lächelnd. „Wer weiß, wohin Ihre Ge danken gingen —" Herbett, der drüben in seinem Kontor saß, be- merkte den kleinen Zwischenfall und Hötte seines Va- ters Worte. Scharf lauschte er aus Edith Erwiderung: mein Bruder hatte geschrieben —" „Ah, der Herr Student! Geht es ihm denn gut?" „Ja, danke, Herr Thomas, er schreibt sehr befrie digt." „So — so!" Sie vertiefte sich wieder in ihre Arbeit und reichte dann den soeben beendeten Brief Herrn Thomas zur Unterschrift. Prüfend überflog er ihn und nickte zustimmend. „Sehr richtig — kurz und klar ausgedrückt! Ihr Englisch ist wirklich ausgezeichnet, Fräulein Bürkner!" „Ich danke Ihnen, Herr Thomas!" Sie errötete vor Freude über dieses Lob, und Herbert drüben dachte etwas ärgerlich: „Der alte Herr wird wirklich geschwätzig. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß sie diese Sprache be herrscht, sonst hätte man sie doch nicht engagiert!" Als ste auf ihren Platz zurückging, fiel ihr Blick unwillkürlich in das Nebengemach, und sie sah di« Augen Herbetts mit merkwürdiaem Ausdruck auf ste ge heftet. Kenn sie geahnt hätte, wie sehr sie die Gedanken ihres jungen Chefs beherrschte! Aber es kam eine Zeit, in der sie mit dem seinen Instinkt des Weibes fühlte, daß sie Herbert Thomas Interesse einflößte. ' Sie mußte sich gestehen, daß diese Erkenntnis sie mit einer gewissen Genugtuung erfüllte, denn wohl keine Frau ist gleichgültig gegen eine solche Entdeckung. Herbert Thomas war eine fesselnde Männererschsi- nung. Aber ihm fehlte das Sonnige, Liebenswürdige, was Lucian Waldow so unwiderstehlich gemacht hatte. Herbert war herrisch und kühl; doch in seinen durch- oringenden grauen Äugen lag ein Ausdruck, der auf ein leidenschaftlich bewegtes Innere schließen ließ; seine Ruhe war nur das Produkt seiner Selbstbeherrschung, seiner Erziehung. Sein scharfgeschnittenes, schmales Gesicht war glatt rasiert; nur neben den Ohren trug er kurze Battstrei fen. Die Kleidung war stets elegant, ohne jedoch gek- kenhast zu sein. Der alte Herr Thomas hatte Geburtstag. Er war siebzig Jahre alt geworden, und dieser Tag sollte fest- sich begangen werden. Die ersten seiner Angestellten nebst deren Frauen hatte er zum Abendessen zu sich geladen, während den anderen auswärts ein kleines Fest bereitet wurde. Herbert war mit der Feier im eigenen Hause nicht so recht einverstanden, doch der Gedanke, daß auch Edith Bürkner kam, söhnte ihn damit aus. Zum erstenmal betrat Edith das Haus des Chefs. Sie hatte ein Weißes Kleid von weichem Stoff angelegt, das ihre wundervolle Gestalt aufs vorteilhaf teste hob. Das blonde, goldig schimmernde Haar hatte sie modern frisiert, lose aus dem Gesicht gekämmt, nur eine Locke tief in die Stirn gezogen. Bildschön sah sie aus, und Herbert war förmlich betroffen von ihrer Erscheinung, als ste ins Zimmer trat. Sie näherte sich der Frau des Hauses, der sie ehr erbietig die Hand küßte und ihren Dank für die Ein ladung aussprach. Mit einem herzlichen Händedruck begrüßte sie der alte Herr Thomas. „Na, das ist schön, Fräulein Bürkner, daß Sie ge- kommen sind," sagte er in wohlwollendem Tone. „Und wie lieb Sie aussehen!" Herbert stand neben seinem Vater und wandte kei- nen Blick von dem jungM,-sKöney. Mädchen, das so in eine Fabrik zu gehen, um für sich und seine Familie den notdürftigen Unterhalt zu beschaffen. — Selbständige Gewerbetreibende als Arbeitsuchende. Die fortschreitende leichte, jedoch stete Verschlechterung der Arbeitsmarktlage hat nach dem letzten Wochenbericht des Lan desamies für Arbeitsvermittlung in der Berichtswoche ange halten. Die Zahl der besetzten und dadurch der vermittelten Stellen ging zurück. Der Zugang an Arbeitsuchenden überwog den Abgang. Vereinzelt konnten Einstellungen von Arbeits kräften durch Entlassungen von verheirateten Frauen erfolgen. In letzter Zeit mehren sich die Fälle, daß selbständige Gewerbe treibende und Handwerker sich zur Vermittlung in Fabriken und andere Lohnarbeit vormelken liehen, da sie infolge Ar beitsmangels und zu geringen Betriebskapitals nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuführen. — Moderne Jugend. In einer Dresdner Fortbildungs schule mußten einige Klassen getrennt werden wegen der Gegen sätzlichkeiten, die sich aus der verschiedenartigen politischen Ge sinnung der Herren Fortbildungsschüler ergaben. In wieder holten Fällen äußerten sich diese Gegensätzlichkeiten sogar in Tätlichkeiten gegeneinander. — Grenzwacht in der Tschechoslowakei. Die tschechoslo wakische Regierung hat eine scharfe fieberwachung der Grenze angeordnet, um gegen den Warenschmuggel aus valutaschwachen Ländern vorzugehen. Die Grenzen werden streng bewacht, unberechtigte Grenzüberschreitungen bestraft und die Verletzung der Zolltarife auf das strengste geahndet. — Neukirchen. In diesen Tagen feierte in aller Stille im Kreise ihrer Kinder und Enkel der in bescheidenen Verhält nissen lebende Schuhmachermeister Herr E. Jentzsch mit seiner ebenfalls hochbetagten Gattin seine goldene Hochzeit, aus wel chem Anlaß dem geschätzten würdigen Paare mannigfache Auf merksamkeiten und Geschenke übermittelt wurden, wodurch das bescheidene Jubelpaar hocherfreut wude. — Neukirchen. Bekanntlich ist in unserem postalischen Bestellbezirk insofern eine Aenderung eingetreten, als seit dem 1. November unser Ort nicht mehr, wie seit vielen Jahren, an Deutschenbora postalisch angeschlossen ist, sondern an das Postamt Reinsberg, so daß die Bezeichnung Post Deutschen bora nicht mehr gültig ist. fim Verspätungen in der Bestellung vorzubeugen, sei auf jene Veränderung besonders hingewiesen, daß zu der Adressierung „Post" Reinsberg beigefügt werde. — Cossebaude. Die staatliche Verwaltung der Straßen bahnlinie Cotta—Cossebaude hat von der hiesigen Gemeinde einen Iahreszu schuß von 3 Millionen Mark ge fordert. Da die Gemeinde eine solche Summe nicht tragen kann, mußte der Gemeinderat die Forderung ablehnen. Die Folge hiervon wird wahrscheinlich die Einstellung des Straßen bahnbetriebes von Cotta bis Cossebaude sein. Die Eisendahn direktion soll deshalb um eine Verbesserung des Zugsverkehres ersucht werden. — Oberwartha. In der Nacht zum Bußtage drangen Diebe in den verschlossenen Stall eines hiesigen Einwohners ein, stachen das einzige Milchschaf ab, weideten es dann drei ßig Meter davon aus und ließen nur Köpf, Füße und Ein geweide zurück. — Chemnitz. Der am Donnerstag morgens 5,07 fihr in Chemnitz fällige Münchner Zug D 115 überfuhr kurz hinter Wüstenbrand seine Vorspannlokomotive. Die Münchner Schnell züge fahren in der Regel bis Wüstenbrand mit Vorspann, wo diese Maschine abgekoppelt wird. Die Vorspannlokomotive wurde sehr schwer beschädigt, der Postwagen des Zuges ein gedrückt. Auch die Schnellzugslokomotive erlitt Beschädigungen. Durch den Zusamenprall wurden die Insassen stark durcheinandergeworfen. Elf Personen wurden leicht verletzt. Der Zug traf mit vierstündiger Verspätung vormittags 9 fihr auf dem Chemnitzer Hauptbahnhofe ein. — Wolkenstein. Ein auf der Probefahrt befindliches Last auto der Mahlwerke in Scharsenstein wurde am Bahnübergang der Straße Venusberg-Scharfenstein vom Zuge erfaßt und völlig zertrümmert. Die Bremsen hatten versagt. Im letzten Augenblick wurde der Motor abgestellt. Das Auto durchbrach die Schranke und blieb auf dem Bahnkörper stehen. Die beiden Begleiter sprangen ab, ohne Schaden zu nehmen; der Chauffeur erlitt Kopf- und Handverletzungen. — Leipzig. Am Abend des 18. November ist eine dicht bei dem Dorfe Seehausen gelegene Feldscheune samt dem In halt — in Ballen gepreßtes Stroh im Werte von etwa 18 Millionen Mark — niedergebrannt. Die unbefangen und fast zutraulich mit dem auen Verra plauderte. Wie weich und modulationsfähig ihre Stimme war! Wie berückend ihr Lachen! Zum erstenmal Hötte er dieses klingende Lachen, das Lucian Waldow schon im mer so entzückt hatte. Unwillkürlich mutzte er daraus lauschen, während er andere der geladenen Gäste begrüßte. Nachher bei Tische saß er Edith gegenüber. Er hatte das einzurichten verstanden, um sich mit ihr zu unterhalten; er konnte sich nicht satt sehen an ihrem wunderschönen Gesicht mit den klugen, dunklen Augen. Im stillen verglich er sie mit den anderen Damen: sie kam ihm vor wie eine fremde, seltene Blume, die aus Versehen in einen Küchengarten geraten war. Im Geiste ließ er seine Bekannten an sich vorüber ziehen — und darunter war nicht eine, die einen Ver gleich mit der blonden Lieblichkeit Ediths aushalte« konnte. Er ging aus seiner Reserve heraus und zeigte sich als ein glänzender Gesellschafter. Er mußte sich große Mühe geben, daß er sich nicht ausschließlich Edith wid mete, er mußte sich ja auch um seine Tischdame küm mern. Edith befand sich in einer sehr gehobenen Slim- mung; die hell erleuchteten Zimmer, die festlich ge schmückte Tafel, die fröhlichen Gesichter, das nzunters Geplauder waren ihr neu und sie genoß das Vergnü gen dieses Abends mit Behagen. Nach den offiziellen Reden und Toasten war di« Unterhaltung lebhafter geworden, wozu auch die aus erlesenen Speisen und die vorzüglichen Weine beitru gen. » Herbert Thomas hob sein Glas gegen Edith: „Wollen Sie nicht auch mit mir anstoßen?". In seinen sonst so kühl blickenden Augen flammte es auf, als sie ihm das ihre entgegenhielt: „Bitte, auch ansehen, Fräulein Bürkner!" Einen Augenblick ruhten beide Augenpaare inein ander — Ediths Hand zitterte ein wenig, als sie das Glas zrnn Munde führte, denn aus Herberts Augen hatte ein Blick ste getroffen, ein Blick, so heiß und selbstvergessen, daß es sie durchschauerte. Nach der Tafel suchte er ihre Nähe. Er hatte so und so viele Pflichtunterhaltungen ab gewickelt, und nun drängte es ihn zu Edith. Deutli cher als je fühlte er, wie dieses junge, schöne Geschöpf all sein Denken beherrschte: wie ein Rausch hatte es ibn erLaLt.
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