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gen folgendes Bild unserer Versorgung: Der Bedarf an Brotgetreide ist bis Anfang Februar gedeckt. Die gesetzliche Umlage beträgt bekanntlich 2'/! Millionen Tonnen, für die Einfuhr waren 2 Millionen vorgesehen. Nun ist die Umlage allerdings erst zum geringen Teile und mit starker Verspätung in die Hände der Reichsgetreide stelle gelangt, die zur ordnungsmäßigen Versorgung der Bevölkerung immer auf sechs Wochen Vorrat haben muß. Bis zum 17. November sind diesmal erst 513 000 Tonnen eingegangen gegenüber 1239 000 Tonnen in der gleichen Zeit des Vorjahres. Ende November läuft die Lieferfrist für das erste Drittel der Umlage ad und man erwartet da her im Ministerium baldige beschleunigte und größere Ein gänge aus der Umlage. Trotz der größeren Auslandsein käufe an Getreide hat die Getreidestelle in diesem Jahr geringere Gesamtbestände in der Hand als im Vorjahre. Die Hauptnrsache dafür erblickt man in der durch die feuchte Witterung verzögerten Ernte. Man beurteilt die Lage der Getreideversorgung an amtlichen Stellen als sehr ernst, sieht sie aber nicht als unmittelbar kritisch an. Einen gewissen Ausgleich wird wohl die Kartoffelernte ergeben. In diesem Jahre wurden 39 249 000 Tonnen gegen 26 000 000 Tonnen des Vorjahres eingebracht, das ergibt 144F Doppelzentner auf den Hektar im Durchschnitt. Die Versorgung derStädtefür den Winter ist im wesentlichen durchgeführt. Eine Streckung des Brotmehls durch Kartoffelmehl oder andere Ersatzstoffe ist jedoch nur für den äußersten Notfall in Aussicht genommen. >» Ein Antrag der sächsischen Regierung. Die sächsische Staatsregierung hat beim Reichstag bean nagt, daß 1. die Reichsgetreidestelle angewiesen wird, von der Befugnis zur Enteignung des nicht rechtzeitig gelieferten Brotgetreides alsbald Gebrauch zu machen, 2. eine mindestens zehnprozentige Streckung des Brotgetreides mit Kartoffel mehl oder Kartofselwalzmehl und 3. den Brauereien die Ver wendung von inländischem Brotgetreide und inländischer Gerste zur Bierbereitung und die Verwendung jeglichen Getreides zur Herstellung von Starkbier zu untersagen. Oie Bekämpfung -er Kapitalflucht. Ein neuer Gesetzentwurf. Die Regierung hat einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, der den Kampf gegen die Kapitalflucht durch Verschär fung der Kontroll- und Strafbestimmun gen erfolgreicher gestalten soll. Dieser Entwurf macht einmal jede Transaktion, die der Kapitalausfuhr dient, also die Zahlungsüberweisung ins Ausland, von der vorherigen Genehmigung des Finanzamtes abhängig; für Ausnahmen muß die zuständige Handels kammer eine Bescheinigung ausgestellt haben. Außerdem soll die verschleierte Kapitalflucht durch Warenexport verhütet werden. „Einem Ausführenden, der den Gegen wert einer ausgeführten Ware in der Absicht, ihn der deutschen Volkswirtschaft vorzuenthalten, zum Schaden der deutschen Wirtschaft ganz oder teilweise im Auslande be läßt, kann die weitere Warenausfuhr untersagt werden." Entscheidend ist hier nicht die Belassung des Erlöses im Auslande, sondern die Absicht der wirtschaftschädigenden Kapitalflucht. Oie Eröffnungssitzung in Lausanne. Mussolinis Front gegen Deutschland. Die Orientkonferenz in Lausanne ist mit einigen Reden von Lord Curzon und Ismet Pascha eröffnet worden. Außerdem werden in Lausanne auch Reparations fragen behandelt, wobei besonders Mussolini für die energische Durchführung des Friedensvertrages ein tritt, im übrigen aber besondere Vorteile für Italien zu erlangen sucht. Nach seinen Aussprüchen soll nicht nur . llkWNHW ««WNWDWWWWWWWMWWMWH ff! IUI AI Edith Bürkners Liebe. 33) Roman von Fr. Lehne. Nicht lange danach las sie in der Zeitung, daß der so beliebte und talentvolle Konzertmeister Lucian Waldow zum größten Bedauern aller Kunstfreunde demnächst die Stadt verlassen wolle. Ihr Gefühl sagte ihr ganz richtig, daß sie daran die Schuld trug! Aber sie hatte nicht anders handeln können — es wäre gegen ihre Natur gewesen! Was ich gefunden dereinst bei dir. Ging schnell und früh zu Grabe, Und wie im Traum nur ist es mir. Daß ich geküßt dich habe! 14. Seit mehr als zwei Jahren hatte Edith Bürkner ihre SIMung bei Thomas u. Wagner inne, die ihr ein angenehmes Leben bot. Sie bekam ein gutes Gehalt, mit dessen größtem Teil sie den Bruder unterstützte. Für sich selbst brauchte sie ja wenig, und sie war glücklich, Thankmar jetzt in dem Maße, wie sie es tat, helfen zu können. Ihre Tätigkeit machte ihr Freude; sie nahm ihre ganze Kraft in Anspruch und ließ sich keine Zeit zu gefährlichen Grübeleien. Es war ihr nicht schwer gefallen, sich einzuarbei ten. Ihre große Umsicht und Tüchtigkeit, sowie ihr Fleiß hatten sie ihrem Chef sehr wert gemacht, der so gar eine besondere Vorliebe für das schöne, erMe Mäd chen gefaßt hatte. Es war ihm nicht unbekannt geblieben, in welcher selbstlosen Weise sie für den Bruder sorgte, und das erfüllte ihn mit Hochachtung vor dem jungen, tatkräfti gen Geschöpf, dessen ungewöhnliche Bildung und gute Erziehung er bald gemerkt hatte. Edith nahm die Stellung einer Privatsekretärin bei ihm ein; ihr Platz war in seinem Kontor, und so lam es, daß er auch ab und zu ein Wort mit ihr sprach, das sich nicht nur auf geschäftliche Sachen be schränkte. Dadurch hatte er erfahren, daß Otto Hildebrandt ihr Oheim war, der das junge Mädchen bei einem Be suche bei Herrn Thomas erstaunt angesehen und dann verlegen begrüßt hatte. Sichtlich hatte ihm die Nichte imponiert, die da mit so ruhiger Selbstverständlichkeit ihren Platz einnahm und die Fragen des Herrn Thomas schnell und sicher beantwortete. Ein Wettermädel — das wußte, was es wollte! Herr AwrsLS üand mit Otto Hildebrandt in. Un Der Dollar am 23. Nov.: 6271,78—6303,22 Mk. oer Anteil Italiens an den Wiederhersiellungszahlungen Deutschlands erhöht werden, Italien müsse vielmehr auch in Kleinasien größere wirtschaftliche Erttwicklungsmöglich- keiten erhalten als bisher. Ebenso müsse der Dodekanesos Italien zugesprochen werden. Die GesamLsttmmung ist sehr pessimistisch, da sich die Türken energisch gegen ein F r i e d e n s d ikt at sträuben. Ser Sinn der Deutschen Notzemeinschaft' Die Organisation des Hilfswerkes. Der Gedanke der Deutschen Notgemeinschaft ist aus der Erkenntnis hervorgegangcn, daß den Mafsennotständen der Jetztzeit gegenüber auch die weitestgehenden staatlichen Hilfsmaßnahmen nicht ausreichen. In der Deutschen Not gemeinschaft soll deshalb in erster Linie der Gemeinschafts- geoanke gegenüber der inneren und äußeren Not insofern zum Ausdruck kommen, als die noch im Erwerbsleben stehenden Kräfte den bereits aus dem Erwerbsprozeß mrs- geschiedenen, und insbesondere den bedürftigsten unter ihnen, helfen sollen. Der Deutschen Notgemeinschaft liegt also in gewissem Umfange der Gedanke der Selbsthilfe zugrunde. Für die Organisation der Deutschen Not gemeinschaft ist nicht beabsichtigt, eine einheitliche Samm lungszentrale zu schaffen. Die in einem Orte aufkommen den Sammlungsergebnisse verbleiben am Orte selbst. Daraus ergibt sich, daß die ganze Werbung auf rein ört licher Basis veranstaltet wird. Bayern hat ein besonderes Hilfswerk bereits in die Wege geleitet. Bei der Durch führung scheiden Straßensammlung und ähnliche Propa gandamaßnahmen selbstverständlich aus, ebenso die sonst vielfach üblichen Veranstaltungen von Festen, Tanzver gnügungen usw. Nach den bisher vorliegenden Mitteilun gen hat die Arbeiterschaft vielerorts sich zur Leistung einer Überstunde zugunsten der Deutschen Notgemeinschaft entschlossen. Eine besondere Bedeutung kommt der Gewährung von Natu ralien durch die Erzeugerkreise zu. Bei der Reichsgeschäfts stelle wird ein Ausgleichsfonds geschaffen. Diesem fließen die Spenden solcher Firmen und Unternehmungen zu, die von einer über ihren Niederlassungsort hinausgehenden wirtschaftlichen Bedeutung sind, ferner Spenden aus dem Auslande sowie solche Beträge, die ausdrücklich für den Ausgleichsfonds bestimmt sind. Diese Beiträge sind ent weder an das Reichsbankgirokonto der Deutschen Not gemeinschaft oder auf die Postscheckkonten Berlin 142 000, Frankfurt a. M. 91400, Köln 115 300, Hamburg 42 900, Köniasbera 18 000 zu überweisen. Qab an<l fern. O Vereitelter Anschlag auf einen D-Zug. In einer der letzten Nächte versuchten unerkannt entkommene Verbrecher das Gleis Harburg—Lüneburg zwischen Winsen und Rad bruch zu zerstören, um den D-Zug Hamburg«—Hannover zum Entgleisen zu bringen. Die Täter hatten eine Schiene in der Kurve so nach innen geklemmt, daß ein Entgleisen unvermeidlich gewesen wäre, wenn das Zugpersonal nicht im letzten Augenblick die Zerstörung bemerkt hätte. Der Zug fuhr vor der zerstörten Stelle mit 90 Kilometern Ge- O Von Hamburg nach den: Kaspischen Meer. Ein klei ner deutscher Dampfer mit Zucker, Schuhwaren und Näh maschinen ist, wie man a"s Teheran in Persien meldet, in Enzeli eingetroffen. Es t. das erste Schiff, das von Ham burg aus direkt nach den: Kaspischen Meer gefahren ist. Es hat folgenden Weg genommen: Kaiser Wilhelm-Kanal —Ostsee—Petersburg und von dort den Kanal zur Wolga. reryandluug wegen eines Terrains. Letzterer besaß noch verschiedene Grundstücke, die er gern veräußern wollte, weil verschiedene Spekulationen ungünstig für ihn ausgefallen waren und er dringend Geld benötigte. Edith hatte das alles erfahren, und sie konnte sich lebhaft die Erregung vorstellen, die jetzt bei Hilde brandts herrschen mußte — der Onkel in seinem chole rischen Temperament, Martha in ihrem anspruchsvollen Sinn, wie würden sic toben! Nun, es schadete ihnen gar nichts, wenn sie nun gezwungen waren, sich ein wenig einzurichten! * * Große Aufregung herrschte heute im Geschäft, da man den einzigen Sohn des Chefs erwartete. Herbert Thomas kam vom Auslande zurück. Er war drei Jahre in Hongkong gewesen und sollte jetzt Mitinhaber der Firma werden, da der alte Thomas etwas leidend war und nicht mehr wie früher seine ganze Kraft dem Geschäft widmen konnte. Als Herbert Thomas Edith Bürkner sah, flog es wie ein Zug des Erstaunens über sein etwas hochmü tiges Gesicht. Seine Verbeugung fiel wohl etwas tie fer aus, als ursprünglich der Kontoristin gegenüber be absichtigt, nachdem sein Vater ihm das junge Mädchen mit einigen herzlichen Worten vorgestellt. Während er mit dem alten Herrn sprach, flog ab und zu ein scharfer Blick zu Edith hinüber, die den blonden Kops aus ihre Arbeit gesenkt hielt und durch seine Gegenwart ganz unbeirrt war. Auf dem Nachhausewege fragte er seinen Vater in etwas nachlässigem Tone: „Dein Schreibmaschinenfräulein da — oder was sie sonst ist —" „Nicht so, Herbert!" unterbrach ihn sein Vater. „In diesem Tone darfst du von Fräulein Bürkner nicht spre- chen; ich schätze sie sehr hoch," und mit einigen Worten klärte er ihn über Edith aus. „So — so," meinte Herbert gleichgültig." Er war der Typus eines. modernen Kaufmanns. Kurz, klar, bestimmt in seinen Anordnungen, brachte er bald einen strafferen Zug ins Geschäft. Er war sehr gerecht und meinte es gut mit seinen Angestell ten; das fühlte man bald und war mit seinem stren geren Regiment ausgesöhnt, wenn auch seine etwas herrische Art anfangs Besorgnis eingeflößt hatte. Sein Kontor befand sich neben dem des Vaters; die Verbindungstür stand meistens offen, und von sei nem Platz aus konnte er gerade in Ediths Gesicht se hen. Oester als einmal ertappte er sich dabei, wie er sie beobachtete. Er ärgert« sich dann jedesmal über sich selbst und war doppelt kurz zu ihr, wenn er ihr Anweisungen zu geben hatte. <L»._trer«LL«: die TanL. andere. Neueste Meldungen. Beschwerderecht im besetzten Gebiet. Köln. Der Landrat eines mederrheinischen Kreises hat aus eine Beschwerde wegen Einstellung des Verfahrens gegen Bc- satzungsangchörige vom Kreisdelegierten den Bescheid erhalten, der belgische Oberkommissar in Koblenz habe entschieden, daß die belgischen Gerichte nicht gehalten seien, den deutschen Behör den Auskünfte über den Ausgang von Strafverfahren zu er teilen. Handwerk und Produktivitätssteigerung. Frankfurt a M. In einer vom Frankfurter Handwerker cat einberufenen Versammlung sprach der Generalsekretär des Reichsverbandes des Deutschen Handwerks Hermann über Handwerkerfragen. Stabilisierung des Geldwertes und wirt schaftlicher Wiederaufbau Deutschlands seien nur durch eine starke Produktionssteigerung möglich, der aber der schematische Achtstundentag und die Halbarbett der „Arbeitsbereitschaft" im Wege stünden. Mißtrauen in Paris gegenüber dem Kabinett Cuno. Paris. Die Nachrichten, die über die mutmaßliche Zusam menstellung des Kabinetts Cuno in Pans eingettofsen sind, haben dort ein unverkennbares Mißtrauen erweckt, das in der Presse deutlich zum Ausdruck kommt. Die Blätter befürchten insbesondere, daß das neue Kabinett nur einen Übergang dar stellen und die Krise verewigen wird. Wenn auch die Persön lichkeit Cunos von der Presse sympathisch beurteilt wird, so befürchtet man doch, daß die Opposition der Sozialdemokratie das Kabinett von vornherein zur Arbeitsunfähigkeit verurteilen würde. Persien bringt Mestapha Kemal Pascha Geschenke dar. Angora. Die persische Regierung hat Salar Nizam Sadik Khan nach Angora delegiert, um Mustapha Kemal Pascha im Namen Persiens Geschenke zu überbringen. Mustapha Kemal sandte dem persischen Premierminister durch den Delegierten einen herzlich gehaltenen Dankesbrief, eine eigenhändig unter zeichnete Photographie und einige Gegengeschenke. Die Türken der alten Regierung fliehen nach Ägypten. Alexandrien. Der frühere Großwefir Tewfik Pascha, der frühere Scheit-ul-Jflam Mustapha Subri und der ehemalige Kriegsminister der Türkei Suleiman, sowie zahlreiche andere Beamte der bisherigen türkischen Regierung sind in Kairo ein- getrofsen. Sie wollen bis auf weiteres in Ägypten bleiben und haben erklärt, daß noch eine große Anzahl anderer Türken in Ägypten eintreffen werde. Ans Stadl and Land. Skt vvockt SM««« -Mr Wilsdruff, am 23. November 1922. Immerwährende Dämmerung. Der November macht diesmal seinem Ruf als trübster, unwirtschaftlichster Monat alle Ehre. Wir haben jetzt Tage, von denen man sagen muß: sie gefallen uns nicht. Sturm, Regen, Schnee, Graupelrvetter und was sonst die Wetter gewalten an Unfreundlichem zu schicken in der Lage sind, lösen einander ab. Es ist naßkalt. Die feuchte Luft läßt die Tem peratur, die ja immer noch über dem Nullpunkt steht, viel tiefer empfinden als trockener Frost. Sie dringt durch alle schützenden Anzüge bis auf die Haut, schleicht sich auch in die Zimmer und läßt auch diese unbehaglich erscheinen, wenn man nicht dem Ofen gehörig Heizstoffe zuführen kann. Dazu hängt der Himmel voll trüber Wolken. Es wird nicht mehr richtig Tag. Wir werden jetzt gewahr, was immerwährende Däm merung bedeutet. — Die nächste Nummer unseres Blattes erscheint Sonnabend nachmittag zur gewohnten Stunde. — Gefahr im Verzüge! Groß ist die Not unter unseren Alten und Schwachen! Dis Differenz zwischen Einkommen und Ausgaben für des Lebens Notdurft und Nahrung ist nicht mehr Heute, kurz bevor Edtty ms Geschäft ging, hatte sie von Thankmar einen langen, da.nkbaren, hoffnungs vollen Brief bekommen. Er schrieb, daß sein Studium ihm viel Freude mache und er mit ganzer Seele dabei sei, erzählte aus- sührlich davon und fügte zum Schluß hinzu, daß er Lucian Waldow gesehen und gesprochen habe. „Weißt Du, Dita, es ist rührend, wie er noch an Dir-,hängt und in Liebe Deiner gedenkt! Trotz der vielen Verlockungen, die ihm, dem Künstler und Mann, geboten sind! Du hättest ihn hören sollen, wie er von Dir sprach! Er sqgte, die Erinnerung an Dich bewahr« ihn davor, leichtsinnig und gewissenlos zu werden; D« seiest der Stern, zu dem er aufdlicke; er wolle nichts lnn, dessen er, wenn es auch nur m Gestritten set, sich vor Dir schämen müsse! Etwas überschwänglich zwar ausgedrückt, aber doch gut gemeint. Uebrigeus finde ich ihn ernster geworden, gereif ter, es steht ihm gut! Er hat seine Stellung in München aufgegeben, ein Vierteljahr nichts weiter getan als geübt und sich wei ter gebildet, um die Höhe zu erreichen, nach der er strebt. Im nächsten Monat will er eine Konzerttour nee durch Nordamerika unternehmen. Danach tritt er seine Stellung hier am Gewandthaus als erster Kon zertmeister an, woraus er sich sehr freut! Seine Liederkompositicnen werden gern gekauft, wie er mir erzählte — alles in einer so bescheidenen Weise angebracht, die unwillkürlich für ihn einnimmt. Vielleicht wunderst Du Dich, daß ich so ausführ lich über diese Begegnung berichte, doch ich möchte Dir sagen, Edith, vergib und vergiß! Er hat auf mich einen so günstigen Eindruck ge macht; er ist ein anderer geworden und er krankt an dem Unrecht, das er Dir zugefügt hat. Er kann nicht froh werden, sein einziger Gedanke ist: gutmachen, was er gefehlt hat. * Längst hätte er Dir geschrieben, doch er wagt es nicht! Ich schreibe Dir das alles — tue, was Du willst, ich will Dich nicht beeinflussen. Doch wünschte ich meinem tapferen Schwesterlein sö sehr ein Ausruhen! Du hättest Deal eigen Heim und brauchtest nichr um das tägliche Brot arbeiten. Ueberlege es Dic, Dita, es würde Dich nur ein Wort kosten — — —" „Nem, nein!" Unwillkürlich zerknitterte Edith das Briefblatt in chren Händen und starrie mit zusammengepreßten Lip pen und tränenvollen Augen vor sich hin. Nein, sie konnte ihm nicht verzeihen! Die Kränkung war zu tief gewesen — nur nicht daran rühren — die Wunde brannte noch immer — es mußte vorbei sein — ihr Stolr an» es nicht a«Lers zu! (Fortsetzung folgt.)