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oberstes Gesetz — wle »osten oavon werorn wir zu tragen haben. Noch aber ist es nicht ganz so wert, noch trennen uns vier Wochen von dem Zeitpunkt, da sich unser Schicksal im Westen entscheiden muß. Bis dahin bleibt der deutschen Negierung und dem Deutschen Reichstag noch eine kurze Gnadenfrist; von ihr darf keine Minute ungenützt bleiben Erklärung des britischen Premierministers. Bonar Law hat auf eine Anfrage in der Unterhaus sitzung erklärt, daß kein bestehendes Abkommen England verpflichte, seine Truppen am Rhein zu- belassen und eine Politik der Verbündeten zu begünstigen, die die Besetzung deutschen Gebietes vorschreibe. Auf eine weitere Anfrage, ob Poincarö und Mussolini gebeten hätten, die Frage der interalliierten Schulden aus das Lausanner Programm zu setzen, hat Bonar Law geant wortet, daß dies zwar den Tatsachen entspreche, daß aber die englische Regierung volle Freiheit habe, diese Frage von allen Gesichtspunkten aus zu untersuchen. * Der Kriegsrat im Elysee. Paris, 28. Nov. Im Elysee hat gestern unter dem Vor sitz des Präsidenten Millerand eine Konferenz stattgesunden, über die eine offizielle Note ausgegeben worden ist, die die gesamte Morgenpresse wiedergibt, und in der es heißt: Wir glauben zu wißen, daß die Maßnahmen, die in Betracht ge zogen wurden, wir sagen nicht, beschlossen wurden, und die man für geeignet für die Garantierung unserer Rechte erachtet, wenn man diese bestreiten würde, folgende sind: 1. Eine vollständigere Beschlagnahme der Rheinlands, die Frankreich jetzt besetzt hält, eine Beschlagnahme, die- nament lich in der Ersetzung von deutschen durch französische Beamte zum Ausdruck kommen könnte. 2. Besetzung von zwei Dritteln des Ruhrgebietes, ein schließlich Essen und Bochum, jo daß die Frankreich von Deutschland auf Reparationslonto zu liesernden Kohlen und der für die französische Industrie erforderliche Hüttenkoks gesichert würden. Lynchjustiz in Athen. Hinrichtung von fünf ehemaligen griechischen Minister präsidenten. Athen, 28. Nov. In dem Hochverratsprozeß wurden Gunaris, Stratos, Protopapadakis, Theotokis, Bottazzis und General Hadjanestis zum Tode, der Admiral Gondas und Stratiges zu lebenslänglichem Gefängnis und zur Degradation verurteilt. Athen, 28. Nov. Die im Hochverratsprozeß verurteilten Personen wurden sämtlich hingerichtet. Die Russen in Lausanne. Das Recht zum Mitreden. Der Vertreter der Sowjetregierung auf der Konferenz in Lausanne, Rakowski, hat dort eine Note überreicht, in der nachdrücklich die sofortige Zulassung der Russen zu den Arbeiten der Konferenz auf dem Fuße der Gleichberechtigung mit allen andern Großmächten fordert. Das wollen aber die Ententemächte nicht in vollem Umfange zugestehen, vielmehr wird die Antwort Wahrscheinlich dahin gehen, daß Rußland auf derKonse- renz sicher gleichberechtigt neben den anderen Mächten stehen werde, wenn Fragen zur Erörterung kämen, die Rußland berührten. Wie weit dieser Kreis zu ziehen ist, darüber gehen die Meinungen aber weit auseinander. Die Entente glaubt z. B., daß der eigentliche türkisch-griechische Friedensschluß die Sowjctregierung nichts angehe. In zwischen ist auch Edith Bürkners Liebe. 39) Roman von Fr. Lehne. »Wohnen Sie wett?- „Es ist doch ein ganzes Stück — in der Stein straße." Sie verneigte sich leicht. »Gute Nacht, Herr Thomas." »Bekomme ich keine Hand, Fräulein Bürkner?" Nit leichter Verwirrung legte sie ihre Rechte in die ausgestr'eckte Hand Herberts. Zum erstenmal hielt er die schmale Hand des Mäd chens in der seinen. Mit krampfhaftem Druck preßte er die schlanken Finger; er hielt sie fest, bis Edith er rötend ihre Hand befreite. »Kommen Sie gut nach Hause, Fräulein Bürkner! Gute Nacht — schlafen Sie süß —" „O, das tue ich immer!" Sie lächelte ein wenig und die Grübchen in ihren Wangen vertieften sich. Sie hatte die wundervollen sammetdunklcn Augen voll zu ihm aufgeschlagen; sie war hinreißend in die sem Augenblick. Er konnte sich kaum trennen; er wollte ihr noch etwas sagen, aber er besann sich anders, und mit einen: Blick in ihr schönes Gesicht verneigte er sich und kehrte bann zurück zu der Gesellschaft, deren Ende er jetzt sehnlichst herbeiwünschte, da alles Interesse daran für ihr erloschen war. He Dir Nachtluft kühlte Ediths heiße Stirn, als sie nach Hause ging. Sie durchlebte im Geiste den ver- flossenen Abend noch einmal. Wie eine Oase in ihrem so einförmigen Leben war er ihr erschienen und sie freute sich, Gelegenheit gehabt zu haben, daß sie ein wenig Toilette hatte machen können; sie freute sich auch ver Bewunderung ihres jungen Chefs. Ihre Gedanken beschäftigten sich mit ihm. Daß sie ihm nicht mehr gleichgültig war, wußte sie jetzt genau, und an ihr lag es, dieses Gefühl zu verstärken. Nur klug sein, dann hatte sie gewonnenes Spiel! Denn als Frau Herbert Thomas stand sie glänzend da; sie würde eine Rolle in der Gesellschaft spielen, und alle Sorgen hatten ein Ende! Da tauchte plötzlich vor ihrem geistigen Auge ein dunkler Männerkopf auf, dessen blaue Augen sie so vorwurfsvoll anblickten — und wie ein scharfer, feiner Stich ging es ihr da durchs Herz — Trotzig warf sie den Kopf zurück. Was ging Lacian Waldow sie noch an! Wenn ihr jetzt Gelegenheit geboten wurde, sich zu verheiraten — und glänzend zu verheiraten, dann »«re es töricht, diese Cdance nicht zu benutzen. Der Dollar am 28. Nov.: 8753,06—8796,94 Mk. „ „ „ 29.Nov.:8354,06—8395,90Mk. eine neue Note der Angoraregierung nach Konstantinopel gesandt worden, in der auf den Pro test der alliierten Oberkommissare bezüglich der Behand lung des auswärtigen Handels und der Ausländer in Smyrna und anderen befreiten Distrikten geantwortet wird. Die Note erklärt, die Kapitulationen seien veraltet und würden nichtanerkannt. Die Ausländer müßten den Gesetzen und Verordnungen der Nationalver sammlung gehorchen, überall, wo ihre Autorität maß gebend sei. Italien fordert sein Recht. Mussolinivor dem Senat. Im Senat in Rom sand über die Erklärungen der neuen Negierung eine Debatte statt. Nach mehreren im allgemeinen günstigen Reden antwortete Ministerpräsident Mussolini mit einer großen Rede, die fast bei jedem Satz den Beifall des Senats hervorrief. Nach langer Überlegung habe er eine ungesetzliche Aktion durchgeführt. Es hätte eben kein anderes Mittel gegeben, die sehr ermüdete politische Welt mit neuer Kraft zu erfüllen. Aber sofort habe er seine Aktion unterbrochen und mit seinem Siege habe er keinen Mißbrauch getrieben. Er habe aber im Gegenteil alles den höchsten Interessen der Nation untergeordnet. Es sei ihm gelun gen, den Verbündeten und auch den anderen Völkern be greiflich zu machen, daß Italien ein von kräftigem Leben erfüllter Organismus ist, der das Bestreben hat, mit eigener Kraft sein 'Glück in der Zukunft zu machen. Italien wolle den anderen nicht als gehorsame Dienerin folgen, sondern wolle seine Rechte fordern und seine Interessen verteidigen. Der Senat sprach daraufhin einstimmig ver Regierung das Vertrauen aus. Französische Rechenkunsistücke. Unser angeblicher Wohlstand. Die Behauptungen, die Poincarö kürzlich übet die deutschen Leistungen in der französischen Kammer ausge stellt hatte, sind bekanntlich von deutscher Seite gründlich widerlegt worden. Nunmehr veröffentlicht die französische Regierung eine unifangreiche Erklärung auf die deutsche Richtigstellung: diese Erklärung beschäftigt sich in erster Linie mit der Zahl der deutschen Beamten, die im Jahre 1913 bei der Eisenbahn 740 503 betragen hätte, am 1. 4. 22 aber 1 020 000. Bei der Post waren 1913 nur 247174 Angestellte beschäftigt, 1922 aber 319 250. Diese beiden Beispiele genügten, um die deutsche Behauptung zu widerlegen. Die Franzosen weisen ferner auf die Lage der deutschen Industrie und der deutschen Finanzen hin und stellen schließlich die Behauptung aus, Deutschland b a b e nicht für 41 Milliarden Goldmark Zahlungen geleistet, sondern nach den offiziellen Ziffern der Reparationskommission bis zum 30. April nur die Summe von 6 975 567 000. Hierin sei enthalten der Wert der abgetretenen deutschen Güter, deren Lasten Deutschland zufallcn, was zwar eine Verminderung der deutschen Aktiven, aber keinesfalls eine Zahlungsanstren gung bedeute. Endlich wird über die Lage der deut - schrnJndustrieundderdeutschenFinauzen gesagt: Ein Land, das die Wiederherstellung seines in dustriellen Materials, die Vergrößerung seiner Fabriken, die Wiederherstellung seiner Arbeitsstätten und den Bau neuer Wohnhäuser durchführe sowie den Wiederaufbau seiner Handelsflotte und die Vergrößerung seiner Häfen, könne nick.' 'n ast' her Zeit von seinem Elend sprechen. Und Herbert Thomas war ein interessanter Munn, ! dem sie wohl gut sein konnte, wenngleich seine Art— s dieses kühl Ueberlegeude — ihr fremd war. Er war - eben Kaufmann; er hatte keine Künstlernatur! Aber Lucians Bild ließ sich nicht verscheuchen trotz j allen Denkens und Sträubens; es versolgte Edith r auf dem ganzen Weg und stahl sich sogar in ihre s ! Träume hinein, so daß sie ganz ärgerlich wurde! 15. Bei Hildebrandts sah es schlimm aus. Stumpfsinnig saß der alte Hildebrandt da und starrte immerzu auf einen Fleck, kaum daß er etwas aß und trank. . ' Es war ja nicht zu glauben, das Unglück, das Un glück, das über ihn hereingebrochen war! Den größten Teil seines Vermögens hatte er verloren! Sein schönes, gutes Geld! Der Verlust durch die Grundstücksspekulation wäre ja noch auszuhalten gewesen; mußte ihn denn aber der Teufel reiten, daß er, um das Verlorene wieder einzubringen, sich aus Börsengeschäfte einließ, die ihn dem völligen Ruin nahebrachten? Nun saß er da, vor kurzem noch der reiche, an gesehene Mann — und jetzt beinahe ein Bettler! Denn was bedeuteten die kläglichen Neste dessen, was ihm geblieben, gegen seinen früheren Besitz! Grimmig lachte er bei dem Gedanken auf u. schlug mit der Faust auf den Tisch. Martha, die mit dick verweinten Augen am Fen ster saß, zuckte nervös zusammen. „Nicht doch, Papa, wie kannst du einen nur so erschrecken! Du bist doch zu rücksichtslos," fuhr sie ihn an. Das empörte ihn. „Halte den Mund! Und sitze nicht so da! Lasse dein Weinen!" „Nun ja, denkst Lu, daß es mir gleichgültig ist, wenn einem so was passiert? Es ist nicht auszudcuken! Du brauchtest auch nicht so unvorsichtig und leichtsinnig zu sein, Papa, wenn du von solchen Sachen nichts ver stehst," jammerte sie. „All unser schönes Geld!" Da sprang er wie ein gereizter Löwe auf und blieb dicht vor ihr stehen. Die Stumpfheit war end lich von ihm gewichen. Jene Vorwürfe erbitterten ihn aufs äußerste. „Du undankbares Geschöpf!" schrie er sie an. „Mich auch noch anzuklagen! Für wen hab' ich denn so ge- j arbeitet? Für dich, um deine immer größer werden den Airsprüche Zu befriedigen! Dir konnte ja alles nicht nÄel genug sein! Rein verrückt warste gewor- , den! Wo bleibt denn nun dein sauberer Herr Assessor, i für den du nicht genug Mitgist hast kriegen können? s Dünne gemacht hat er sich beizeiten! Warum kam er ' sonst alle Auaenblicke und schickte Blumen und jetzt —" j Ms Verstärkung der deutschen wirtschaftlichen Ausrüstung sei unleugbar. — Man wird selbstverständlich eine gründ liche Widerlegung dieser neuen französischen Nechenkunst- stücke von amtlicher deutscher Seite erwarten können. Gegen Schlemmerei und Tanzwui. Entwurf des Schank st ättengesetzes. Dem Reichstag wird in den nächsten Tagen der Ent wurf des neuen Schankstättengcsetzes zugehen, der so rasch wie möglich erledigt werden soll. Dieses neue Gesetz be zweckt die Eindämmung der übermäßigen Schlemmerei und Tanzwnt, wie sie sich besonders in Dielen, Bars und Kabaretts in den letzten Jahren bemerkbar macht und schon zu übelen außerpolitischen Auswirkungen geführt hat, da dadurch im Auslande die Meinung befestigt wird, Deutschland lebe allgemein in großem Luxus. Das neue Schankstättengesetz gibt den Polizeibehörden eine größere Machtbefugnis. Bekanntlich wird in vielen Dielen, Bars usw. ohne polizeiliche Erlaubnis ge tanzt. Das soll fortan unterbunden werden. Verstößt der Inhaber einer solchen Schankstätte gegen diese Ver ordnung, d. h. läßt er unerlaubt tanzen oder Tanzauf- führungcn vor sich gehen, so erfolgt ohne weiteres Schließung. Die Einrichtung wird unter polizeilichem Gewahrsam in einen Möbelspeicher gebracht, und die so frei gewordenen Räume werden dem Wohnungsamt zur Weitergabe zur Verfügung gestellt. Aber auch dieTanz - lustbarkeiten in den polizeilich konzessionierten Lokalen sollen erheblich eingedämmt werden. Ge plärrt ist nach dem neuen Gesetz, daß nur an den Sonn- und Feiertagen-, dem zweiten Oster-, Pfingst- und Weih nachtsfeiertag und in kleinen Städten an Kirmes- und Karnevalstagen, in den Großstädten höchstens ein- oder zweimal die Woche öffentlicheTanzvergnügun- gen abgehalten werden dürfen. Kommt es in diesen Stätten zu wiederholten alkoholischen Exzessen, so wird auch durch dieses Gesetz der Polizei die Handhabe gegeben, gegen diese Inhaber vorzugehen, die solche Völlr- rei dulden. Das Gesetz soll in Vorbesprechungen bereits die Zustimmung der Parteien gefunden haben Mr Eisenbahnsahrpreise nach Neujahr. 200- bis 350fache Friedenstarife. Mit Wirkung vom 1. Januar 1923 ab werden die Fahrpreise sür allgemeinen Verkehr nach folgenden Ein heitssätzen berechnet: für das Kilometer 4. Klasse 4 Mark (im Frieden 2 Pf ), für das Kilometer 3. Klasse 6 Mark (inr Frieden 3,5 Pf.), für das Kilometer 2. Klasse 12 Mark (im Frieden 5 Ps.), für das Kilometer 1. Klasse 24 Mark (im Frieden 7 Pf ). Die Fahrpreise bis 100 Mark werden auf volle 2 Mark, über 100 Mark bis 500 Mark auf 10 Mark, über 500 bis 1000 Mark auf 20 Mark, über 1000 bis 2000 Mark auf 50 Mark und über 2000 Mark auf 100 Mark abge rundet. An Schnellzugszuschlägen werden in der Zone l (1—75 Kilometer), Zone II (76—150 Kilometer), Zone 111 (über 150 Kilometer) erhoben für die 3. Klasse 100, 200 und 300 Mark, für die 2. Klasse 200, 400 und 600 Mark, für die 1. Klasse 400, 800 und 1200 Mark. Die Gepäckfracht wird von dem selben Tage ab auf 1 Mark (bisher 40 Pfennige) sür je 10 Kilo gramm 1 Kilometer erhöht. Die Mindestfracht wird auf 100 Mark, (bisher 40 Mark) festgesetzt. Der Expreßguttarif ent- Wricht Lem jeweils um 60 ?« erhöhten Eilguttarif. Vom 1. Januar 1923 ab -werden alle fertig gedruckten Fahrkarten nach Reichsbahnstationen, also neben den ein fachen Karten auch die Zeittarten, Sonntagskarten, Arbeiter rückfahrkarten usw. anstatt Les Fahrpreises nur die Kilo- metcrzahl enthalten. Die aus den Schaltcrdruck- maschinen zu verkaufenden Fahrkarten sind nach wie vor mit der Preisangabe versehen. Martha brach in lautes Weinen aus. Das, womit sie sich unausgesetzt beschäftigt hatte, was sie quälte, schleuderte ihr der eigene Vater jetzt so brutal entgegen. „O, ich unglückliches Mädchen! Nun soll ich da ran schuld sein, wenn du alles verspielt hast! Was soll aus mir werden? Ins Wasser könnte ich gehen! Was soll ich nur tun?" Und sie schlug die Hände vor das Gesicht „Arbeiten!" versetzte der Alte lakonisch. Trotz seiner bisherigen blinden Vorliebe sür die Tochter erkannte er jetzt deren krassen Egoismus, dci sie nur an sich denken und sie gänzlich vergessen ließ, was aus den Eltern werden sollte. „Arbeiten?- Fast verständnislos jtarrre sie den Va ter .an. „Ich — arbeiten? Ich kann doch nicht als Dienstmädchen gehen —" „Warum denn nicht, wenn du da Geld verdienen kannst?" versetzte er grimmig. „Ich dächte, du hättest genug gelernt, daß du jetzt nicht in Verlegenheit zu kommen brauchst." Er hatte kein Mitleid mit seiner Tochter» von der er so sehr ein gutes, teilnehmendes Wort erwartet hatte, das ihn in seinen Sorgen aufrichten sollte. Statt dessen überschüttete sie ihn mit kalten Vorwürfen, und fast voll Haß blickten ihre grauen Augen auf ihn, wäh rend ein böser Zug ihr Gesicht entstellte. Ihr Weinen wurde so laut, daß ihre Mutter ins Zimmer trat und besorgt fragte: „Was ist denn, mein Marthachen?" „Ach, Papa ist so schlecht zu mir," schluchzte sie. „Er sagt, ich sei. schuld, daß er unser Geld verloren hat." „Jetzt sei aber still, sonst vergesse ich mich noch!" schrie Herr Hildebrandt erbost. „Ich habe gesagt, ar beiten soll sie! Geld verdienen soll sie! Denk' an Edith; die hat stets gewußt, was sie wollte. Die ist jetzt fein 'raus! Sie verdient schönes Geld bei Tho mas u. Wagner." Da lachte Edith höhnisch auf. „Ja, Edith, natürlich! Die wird einem immer vorgehalten. Du hast ihr auch immer die Stange ge halten, die versteht sich eben einzuschmeicheln!" „Ach was, jetzt hört mal auf! Jetzt wollen wir vernünftig beraten, was nun werden soll. Ich bin gerade in der Stimmung dazu! An dem Geschehenen ist nun nichts zu ändern. Also, vor allem müssen wir die Wohnung hier aufgeben!" Frau und Tochter jammerten. „Ja, aber wohin? Alle Welt zeigt mit Fingern auf uns. Ins Ostviertel auf keinen Fall — ^Den Gefallen will ich euch schon tun! Ich bleibe selber nicht gern hier. Wir verkaufen den ganzen Krempel, in dem ein schönes Stück Geld steckt, lieben in eine andere Stadt."