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Beilage zum Wilsdruffer Tageblatt. Nr 239. 81. Jahrgang. Sonnabend/Sonntag den 21./22. Oktober 1922. n I' '» II«! IM '! II!I BelrWW sm den l». Sonntng nutz Trinitatir. Von Pfarrer Lange, Röhrsdorf. Römer 12, 16. Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Es werden viel schöne Menschenverbrüderungsreden ge halten, und doch kommen die Menschen immer mehr auseinander. Wir haben viel Verkehr, aber wenig Gemeinschaft. Ueberall Klassengegensatz und leidenschaftlicher Kampf um Standes- interesten, Standesrechte, Standesehre! Da haben wir Christen eine wichtige Aufgabe. Wir haben für das höchste Interesse einzutreten, daß die Menschen sich zusammenfinden in dem, was alle einigen könnte. Unfere Kirchgemeinden sollen der Boden sein, wo der Mensch und Christ sich mit dem Mitbruder und Genossen desselben Glaubens verbindet, gleichviel welche Unter schiede sie draußen voneinander trennen. Hier haben wir alle eine heilige Pflicht. Wir wollen nicht nach hohen Dingen trachten, sondern nach dem Allerhöchsten, das wir kennen, zu werden wie unser Herr und Meister, der über allen stand und doch gern der unterste gewesen ist. Hat Gott dich höher gestellt als viele, dann suche deine Ehre in wahrhaft vornehmer Ge sinnung gegen jedermann. Hast du mehr gelernt als viele, dann sei es deine Freude, ihnen damit zu dienen. Je mehr wir find, um so weniger brauchen wir aus uns zu machen, um so mehr können wir den andern sein. Wir werden uns manchmal wehren müssen um unser Recht, aber dann bleibe unreine Leidenschast aus dem Spiel. Wir wollen den Menschen im andern achten, damit wir den Bruder gewinnen. Um den Geist wollen wir ringen, von dem Paul Gerhardt singt: Du bist ein Geist der Liebe, Ein Freund der Freundlichkeit, Willst nicht, daß uns betrübe Zorn, Zank, Haß, Neid und Streit. Der Feinschast bist du feind, Willst, daß durch Liebesflammen Sich wieder tu zusammen Was unversöhnlich scheint. Mleoyfer für Sbsrschlefien. Tas Ernteopfer für Oberschlesien, zu dem sich in bekannter Vaterlandsliebe uno Opfer willigkeit die sämtlichen Organisationen des deutschen Landvolkes bekanntlich zusammengeschlofsen haben, be ginnt zu laufen. Deutsche Landwirte, jetzt muß die Hilfe jedes Einzelnen, die Hilfe jeder landwirt schaftlichen Organisation und die nachdrückliche Hilfe der organisierten Kartoffelhändler einsetzen, damit dieser großzügige Beschluß Eurer Organisationen zu einem gleich großzügigen Ergebnis führen möge. Ein jeder in Stadt und Land weiß, was das Ernteopfer bedeutet. Auf den Verdienst einiger Sack Kartoffeln sollen die deutschen Landwirte wie die oraanikierten Kartoffelaufläufen zugunsten der schwerleidenden, im Kampf auf Leben und Tod stehenden deutschen Brüder in Oberschlesien verzichten. Tie Kartoffelaufkäufer, die allein berechtigt sind, diese Eure Kartoffelspende für Oberfchlesien unentgeltlich entgegenzunehmen, werden den Landwirten drei QuittuuLskarten vorlegen, die sie allein zur Annahme von Spenden- kartosfeln berechtigen. Aus der einen Karte bescheinige der Landwirt dem Aufkäufer/ welche Anzahl Kar toffeln er ihm für das Ernteopfer für Oberschlesien übergeben hat. Der Landwirt erkält hierfür von dem Kartoffelaufkäufer zwei aneinanderhängende Karten, von denen die sine eine Quittung des Oberschlesischen Hilfsbundes darstellt, die in den Händen des Land wirtes verbleibt. Die anhängende Karte muß der Landwirt, um eine sichere Kontrolle zu ermöglichen, nach Fortgang des Aufkäufers selber aussüllen und dem Oberschlesischen Hülfsbund übersenden. Es ist unbedingt notwendig, daß jeder, der sich an dieser großen vaterländischen Arbeit beteiligt, zur Ermög lichung der genauesten Kontrolle sich dieser kleinen Mühe unterzieht. Wer keine Kartoffeln spenden kann, der gebe von den Erträgnissen seines Landes dem Oberschlesi- schen Hilssbund eine entsprechende Geldspende, die bei allen Banken, insbesondere bei den Spar- und Darlehnskassen des ganzen Reiches eingezahlt werden kann. Bei dieser großen einheitlichen Aktion der deut schen Landwirtschaft wird sich ohne Frage von neuem die große Vaterlandsliebe, das oft bewährte Gemein samkeitsgefühl des deutschen Landvolkes, des ganzen Reiches erneut erweisen und so den in Not befindlichen Brüdern eine gewaltige eindrucksvolle Hilfe werden. Darauf vertraut nicht nur das Landvolk Oberschlesiens, sondern auch alle die, die an diesem großen Werke Mitarbeiten wollen, umsomehr, als auch alle übrigen Kreise der deutschen Bevölkerung sich ungeachtet ihrer eigenen Not mit gewaltigen Spenden an dieser gemein samen vaterländischen Arbeit beteiligt haben. Der Rückzug der Amerikaner vom Mein. Oft angekündigt, immer wieder hinausgeschoben, jedenfalls nicht Tatsache geworden, soll nunmehr die Zu rückziehung der amerikanischen Besatzungstruppen aus dem Nheinlande in Wirklichkeit vor sich gehen. Aus Washington wird gemeldet, daß die Regierung der Vereinigten Staaten Maßnahmen vorbereitet, alle ihre Truppen aus dem Nheingebiet zurückzuziehen. Die Sol daten dürsten bereits das nächste Weihnachtsfest in ihrer Heimat verbringen. Dieser Entschluß wurde nach einer Unterredung belanntgegeben, die zwischen dem Präsiden ten Harding, dem Overrommanmerenden General Periyrng und dem Kriegsminister Weeks stattfand. In Washington erklären amtliche Kreise, die Teil nahme Amerikas an der Besetzung der Nheinlande habe ihren Zweck erfüllt und sei daher von jetzt ab nicht mehr notwendig. Nach Ansicht der Ratgeber Hardings wäre es bedenklich, die amerikanischen Soldaten noch länger in Deutschland verbleiben zu lassen, Verdoppelung de? Wgen Postgebühren. In einer Sitzung des Verkehrsbeirats legte Reichs postminister Giesberts seine Vorschläge für die abermalige Erhöhung der Gebühren vor. Nach diesen Vorschlägen sollen Postkarten im Ortsverkehr 3 Mark, im Fernverkehr 6 Mark kosten. Briefe sollen im Ortsverkehr bis 20 Gramm 4 Mark, bis 100 Gramm 8 Mark, bis 250 Gramm 12 Mark kosten, im Fernverkehr entsprechend 12 Mark, 18 Mark, 20 Marr. Die Drucksachengebühr wird für 25 Gramm auf 2 Mark, bis 1 Kilogramm auf 20 Mark erhöht. Die Päckchengebühr ist auf 24 Mark vorgesehen. Die Ver sicherungsgebühr für Wertpakete und Wertbriefe soll 6 Mark für je 1000 Mark der Wertangabe, mindestens 10 Mark betragen. Postanweisungen sollen kosten bis 100 Mark 10 Mark, bis 500 Mark 16 Mark, bis 1006 Mark 20 Mark, bis 2000 Mark 24 Mark, bis 5000 Mafl 30 Mark, bis 10 000 Mark 40 Mark. Im Postscheckverkel r werden die Gebühren auf die Hälfte der Postanweisung - gebühren festgesetzt. Bei Telegrammen soll künftig, ohne Rücksicht auf die Entfernung, eine Grundgebühr von 20 Mark und daneben eine Wortgebühr von 10 Mark er hoben werden; dafür fällt die Mindestgebühr fort. Dir Fernsprechgebühren sollen das Doppelte dcr jetzigen Gebühren einschl. Teuerungszuschläge betragen. Die Erhöhung für die laufenden Gebühren soll mit Wirkung vom 1. Januar 1923, für die Einzelgebühren mit Wirkung ab 1. Dezember 1222 in Kraft treten. Deutscher Reichstag. (258.Sitzung.) 08. Berlin, 18. Oktober. Interpellationen der Deutschnationalen und des Zentrums über die Not der Wissenschaft sollen später beantwortet werden. Die Änderung der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige, Änderung der Verordnung über Lohnpfän dung, Ergänzung des Besoldungsgesetzes und Fest stellung eines Nachtrags zum ReichAhaushaltsplan wurden den Ausschüssen überwiesen, über den Preis für das erste Drittel des Umlagegetreides sprach Minister Fehr, wobei er hervor hob, daß bei der Festsetzung der Preise für das erste Umlage drittel die inzwischen eingetretene katastrophale Entwertung der Mark nicht vorauszusehen war. Weiter verteidigte der Ernäh- rungsminister das Verhalten der Landwirte bei der Ablieferung. >M>. Sitzung.) OL. Berlin, 19. Oktober. Mit kttblcr Gcsckästsmäklakeit vollzoaeu sich auch die beuti- ihren Rauminhalt, und konnte somit berechnen, wieviel Liter Wasser 1 Kubikmeter des betrefsenden Gesteines auszusaugen imstande ist. Da mir immer nur ein Handstück von jedem Gesteine zur Verfügung stand, wird man sich hüten müssen, die von mir gefundenen Werte ungebührlich zu verallgemeinern. Immerhin deuten sie mit genügender Schärfe an, wie sich hinsichtlich der Fähigkeit zur Wasserauf nahme die einzelnen Gesteine von einander unterscheiden. Ich fand folgendes: Raum Wasteraufnahme desgl. für 1 cbm 1. Rotliegendes 161,630 Lcm 10,930 8 67,6 I 2. Mittleres Rotliegendes, Breccientuff 113,370 „ -6,270 „ 81,8 „ 3. Rotliegen-es, Gitterfee 228,930 „ 35,560 „ 155.3 „ 4. Tonschiefer 165,280 „ 13,740 „ 66,0 „ 5. Porphyr von Kestelsdorf 238,690 „ 2,330 „ 9,8 „ 6. Zersetzter Porphyr 97,690 „ 18,080 „ 185,1 „ 7. Syenit, frisch 137,550 „ nicht meßbar 8. Syenit, verwittert 92,720 „ . 6,350 „ 68,5 „ Diese Handstücke hatte ich zunächst 2 Tage im Wasser gelassen. Es war mir interessant zu erfahren, bis zu welcher Vollständigkeit innerhalb dieser Zeit die Steine das Wasser ausgenommen hätten. Ich iegte einige von ihnen deshalb wieder ins Wasser und nahm nach 6 weiteren Tagen die Wägungen von neuem vor. Dabei erhielt ich folgende Ergebnisse: nach 2 Tagen nach 8 Tagen Masten des Erdinnern sich gebildet haben, wie Porphyr und Syenit, in frischem Zustande wenig Wasser aufnehmen. Wenn dagegen die Verwitterung ihr Gefüge gelockert hat, sind sie imstande, ganz erhebliche Wastermengen zu beherbergen. 1. B Rotliegendes Zasteraufnahme für 1 ebm Wasteraufnahme für 1 odm 10,930 8 67,6 l 11,590 8 71,7 I 2. Mittleres Rotliegendes, Breccientuff 9,270 „ 81,8 „ 10,480 „ 92,4 „ 3. Rotliegendes, Gittersee 35,560 „ 155,3 „ 36,210 „ 158,2 „ 4. Porphyr, Kestelsdorf 2,330 „ 9,8 „ 3,350 „ 1.4,0 „ 5. Zersetzter Porphyr 18,080 „ 185,1 „ 18,275 „ 187,1 „ Aus diesen Untersuchungen geht hervor, daß Gesteine, die aus glutslüssigcn Geschichtete Gesteine besitzen eine viel höhere Fähigkeit, Wasser aufzunehmen. Das Rotliegende von Gittersee, das ich untersucht habe, konnte reichlich den 7. Teil seines Rauminhaltes an Wasser sasten, und im ungünstigsten Falle, beim Ton schiefer, beträgt die Wasieraufnahme immer noch mehr als den 16. Teil des Raum inhaltes. Zugleich hat sich herausgestellt, daß selbst bei ganz starker Befeuchtung — die Steine lagen im Wasser — sehr viel Zeit vergeht, bis auch der letzte Hohl raum mit Master gefüllt ist. Das ist insofern von großer Bedeutung, als wir daraus erkennen, daß die Wasteraufnahme in der Natur sich fehr langsam voll ziehen wird, woraus wieder folgt, daß ein erheblicher Teil des niedergegangenen Wassers in der Deckschicht der Gesteine oder auf ihr nach tieferen Stellen geleitet wird. Zugleich erklärt sich für uns daraus die Wahrnehmung, daß der Waster- verlust, den unfere Quellen in Zeiten der Trockenheit erleiden, nur schwer und nur bei starker oder länger anhaltender Nässe ersetzt werden kann. Zugleich stehen die Ergebnisse über die Fähigkeit zur Wasteraufnahme -er Gesteine in guter Uebereinstimmung mit Tatsachen, die ich weiter oben angeführt habe. Im Syenitgebiete, das ist in dem Lausstücke des Saubaches von der Mühle ».Fortsetzung Aus allen diesen Zusammenstellungen sehen wir, daß die Neigung des Ge ländes im Saubachgebiete näher der Mündung im allgemeinen größer ist als in höher gelegenen Teilen des Flußlaufes, und nur das oberste Stück des Baches, in dem er seine Quellwäster sammelt, macht davon eine Ausnahme. Wir erblicken in diesen Befunden den Ausdruck für die Tatsache, daß ein Flußlauf eine um so höhere auswaschende Kraft besitzt, je mehr Wasser er besitzt und erkennen, wie hier Wechselwirkungen im bunten, vielverschlungenen Spiel sich verketten. Denn es ist klar, daß durch die Auswaschung das Gefälle und feine besondere Größe in den einzelnen Laufstücken beeinflußt wird, wie umgekehrt das fo hergestellte Gefälle rück wirkend den weiteren Verlauf der Auswaschung regelt. Diese Tatsachen, welche die Frage der Geländeneigung im Gebiete des Sau baches beleuchten, sind für die Entwickelung der Nebengewässer von großer Be deutung gewesen. Ein flüchtiger Blick auf die Karte lehrt, daß der Saubach in dem Teile feines Laufes von Sachsdorf abwärts bei weitem mehr Zuflüsse besitzt als im oberen Laufe- und wenn auch diese Wasseradern infolge der menschlichen Boden kultur heute nicht alle mehr wasserführend sein sollten, so künden doch die Furchen, die sie in das Gelände gezogen haben, daß sie es noch bis in die jüngste geologische Vergangenheit hinein waren. Noch deutlicher treten uns diese Verhältnisse vor unser Bewußtsein, wenn wir in den verschiedenen Teilen des Saubachlaufes die Mündungen von Nebengewässern zählen und berechnen, wie weit durchschnittlich zwei benachbarte Mündungen von einander entfernt sind. Das Meßtischblatt ver zeichnet auf den Lauf des Saubaches 33 Mündungsstellen von Nebengewässern. Bei einer Länge des Laufes von 20,850 km ergibt das aller 613,5 m die Ein mündung eines Nebenbaches. Auf die vorhin abgegrenzten 5 Laufstücke verteilen sie sich in folgender Weise: Länge Mündungen Entfernung 1. Bis zum Einfluß des Prinzbaches 1,900 km 2 950 m 2. Bis zur Mühle in Sachsdorf 4,900 „ 10 490 „ 3. Bis Wilsdruff 2,750 5 550 „ 4. Bis zum oberen Ende von Grumbach 7,300 „ 9 811 „ 5. Bis zur Quelle 4,000 „ 6 633 „ Diese Zahlen lehren, daß die Nebengewässer sich dort häufen, wo das Ge lände und die Hauptwasferader das größere Gefälle besitzen, und man spürt förm lich die saugende Kraft, mit welcher der Hauptkanal die Wastermassen der Nieder schläge in sein Tal zwingt. Es ist bemerkenswert, wie weitgehend die Verhältnisse am Prinzbach mit denen am Saubach auf das Stück von der Sachsdorfer Mühle bis zur Mündung des Prinzbaches, wo beide Wasserläufe ähnliche Gebietsteile durcheilen, übereinstimmen. Es ergibt sich Saubach Prinzbach Länge 4,900 km 5,050 Km Fall 111 m 150 m Gefälle 1:44 1:34 Mündungsstellen 10 11 Zwischenliegende Fkußstücke 490 m 450 m Die Ausgestaltung des Gewässernetzes steht aber noch in anderer Hinsicht unter dem Einflüsse der Unebenheiten des Bodens. Zwischen Grumbach und Wils druff durchfließt der Saubach einen großen Bogen, zu dem selbst die beiden scharfen Umbiegungen unterhalb der Neudeckmühle keine gleichwertigen Wiederholungen