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rundung der Gepäckfracht bleiben unverändert. Die Mindest- sracht wird aus 2V <^k, bisher 15 -F, festgesetzt. Der Expretz- guttarif entspricht jeweils den um 60 Prozent erhöhten Eilgut- tarif. Die Gebühr für Ausgeben oder Abholen von Zeitungs bahnhofsbriefen wird ebenfalls auf das Vierfache erhöht. Der für 1. Dezember in Aussicht genommene neue Post- taris sieht nach einer dem Verkehrsbeirat vorgelegten Vorlage folgende Sätze vor: Briefe bis 20 Gramm: Ortsverkehr 4 Fernverkehr 12 -F, bis 100 Gramm: 8 F/ und 18 bis 250 Gramm: 12 und 20 Postkarten: im Ortsverkehr: 3 -F, im Fernverkehr 6 -F. Drucksachenmindestgebühr 2 (Gewichtsgrenze statt 20 Gramm 25 Gramm). Postanweisungen 10 bis 40 «L, Pvstscheckverkehr 5 bis 20 -//k, Telegramme das Wort 10 dazu eine Grundgebühr von 20 «L für jedes Tele gramm. Die Fernsprechgebühren werden verdoppelt. ESert bleibt bis 3b. Juni (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 19. Oktober. Die Entscheidung über die Neuwah lvesReichs- Präsidenten ist auf Grund eines Vermittlungsan- trages des Zentrums dahingehend gefallen, daß weder am 3. Dezember gewählt wird, noch die siebenjährige Amts dauer des Präsidenten beschlossen wurde, die die Sozial demokraten vorschlugen, sondern daß einige Zeit nach den im Jahre 1924 bevorstehenden Reichstagswahlen Ende 1924 oder Anfang 1925 die Neuwahl des Präsi denten durch das Volk stattsindet und dann nach einer an gemessenen Übergangszeit mit dem 30. Juni 1925 die Amtsperiode des jetzigen Präsidenten abläuft, sodaß vom 1. Juli 1925 ab entweder ein anderer Politiker oder Herr Ebert nicht mehr als vorläufiger, sondern als definitiver Präsident an der Spitze des Reiches steht. Noch in dieser Woche wird der Reichstag den von der RegiernngZ- koalition und der deutschen Volkspar.tei gemeinsam ein gebrachten Antrag zum Beschluß erheben, daß in den Artikel 180 der Verfassung die Worte eingesetzt werden: „Der von der Nationalversammlung gewählte Reichspräsident führt sein Amt bis zum 30. Jmtt 1925." Da es sich dabei also um eine Änderung der Verfassung handelt, ist für die Beschlußfassung eine Zweidrittelmehr heit erforderlich. Diese ist jedoch absolut gesichert, da die Deutschnationalen und die Kommunisten, die dagegen stimmen werden, zusammen über noch nicht 100 Stimmen von den 469 Mitgliedern des Hauses verfügen. Damit ist die erneute Auspeitschung der politischen Leidenschaften vermieden, die eine Wahl am 3. Dezember für das deutsche Volk mit sich gebracht hätte. Man wird das um so mehr begrüßen, als wir unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten ohnedies genug zu leiden haben. Auch wäre es jetzt vielleicht zu einer Gegenüberstellung der Namen Hindenburg und Ebert gekommen, die einesteils im Interesse des allgemeinen Ansehens, welches die fern vom Parteigetriebe gebliebene Person oes Feld marschalls genießt, unerwünscht erscheinen mußte, und die andererseits, besonders in Bayern und Ostpreußen, sehr leicht zu einer Parole „Monarchie oder Republik" hätte führen können, was nicht ohne schwere innere Erschütte rungen abgegangen wäre. Der Grundgedanke der jetzt getroffenen Regelung ist der, daß nach den Reichstags- Wahlen eine neue politische Lage vorhanden sein wird, die sich dann auch auf die Präsidentschastsfrage aus- wirken mutz. Denn die Reichspräsidentenwahl ist eine hochpolitische Angelegenheit und nicht nur eine Frage der größeren oder geringeren Beliebtheit einer bestimmten Per sönlichkeit. Der Präsident hat verfassungsmäßig weit gehende politische Rechte und muß sonach im Einklang mit den Richtlinien der Regierungsmehrheit stehen. Das Zustandekommen der jetzigen Vereinbarung über den Aufschub der Wahl ist ein Beweis für die weitgehenden Verständigungsmöglichkeiten zwischen der „bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft" und den Sozialdemokraten. Man betrachtet daher dieses Kompromiß als ein gutes Vor zeichen für die weiteren Bemühungen um die Erweite rung der Regierungskoalition nach rechts Lurch Hinzuziehung der Deutschen Volkspartei. Die nächsten Wochen müssen lehren, ob man auf diesem so oft ver geblich beschrittenen Wege jetzt zu einem Ziele gelangen kann. Edith Bürkners Liebe. 22) Rsn.au von Fr. Lehne. „Ditele, so lasse dir doch erklären — ich — „Wir haben uns nichts mehr zu sagen," schnitt sie ihm das Wort ab, „denn die Tatsache kannst du doch nicht ableugnen, daß du Martha Hildebrandts Bräuti gam geworden bist, wie sie mir vor kaum mehr als einer Stunde triumphierend versichert hat. Es ist Loch so? Nun kannst du ja dein Schauspiel in Ruhe schrei ben und dir einen neuen Wintermantel kaufen! Geld genug bekommst du ja jetzt!" Edith war so voller Erbitterung und Groll, so aufgewühlt im Innersten, daß sie ihre Worte nicht wägte. „Ein Frage noch, Lucian — hast du zu Martha gesagt, ich — ich hätte mich dir an den Hals geworfen?" Halb erstickt klang ihre Stimme. „Wie kommst du daraus? Nein —" „Martha hat so gesagt, — wenigstens mußte ick das ihren Worten entnehmen —" „Nein, Ditele, bei Gott nicht!" beteuerte er. „Al lerdings hat Martha versucht, mich auszuforschen; ich habe aber geschwiegen.- Sie hat demnach gelogen, und ich werde sie zur Rede stellen." Seine Stimme bebte in ehrlichem Unwillen. Durchdringend sah sie ihn an. „Lasse es lieber; es hat doch keinen Zweck. Ich glaube dir auch so, und ich danke dir dafür, daß du mich wenigstens nicht in den Schmutz gezogen hast! Nun gehe, Lucian, gehe zu deiner Braut; sie erwartet dich gewiß längst. Ich bin überhaupt verwundert, dich hier zu sehen." „Ich weiß doch, daß du heut' zur Stunde mußt! Ich hab' dich erwartet, um dir eben zu sagen, daß ich nit mehr ein noch aus wußte und in meiner Ver zweiflung nach der Hand griff, die mir so bereitwil lig geboten wurde. Ach, Ditele, was hab' ich gelitten." „Spare jedes Wort, du kannst dich nicht entschul digen. Gehe —" „Nit eher, als bis dn mir verziehen hast! Wenn du mich nur anhören wolltest! Meine Kunst litt schon unter all den Sorgen — noch einmal — verzeihe mir." Traurig schüttelte sie den Kops und übersah seine bittend ausgestreckte Hand. „Wenn ich dich weniger geliebt hätte, dann viel- leickt — so aber nicht! Ich kann nicht! Du mußt ja Der Dollar weil LWsr 3WV! Berlin, 19. Oktober. An der heutigen Börse steigerte sich der Dollarkurs wieder über 3000, namentlich auf ungünstige Nachrichten aus Newyork, wo die Mark erneut gesunken ist. Es wurden Sätze von 3250 und 3275 Mark für den Dollar erreicht und schließlich die amtliche Notiz mit 3192 ausgegeben. Von einigen Seiten wird behauptet, die neue Entwertung der Mark gehe diesmal nicht von Deutschland, sondern vom Auslande aus. ' SV Ähre R.-G.-B. „SiWttkrmz'! „O grüne fort und blühe lang Du edler deutscher Männerfang". Au? ein halbes Jahrhundert regen Schaffens und Strebens kann in diesen Tagen der hiesige M.-G.-V. „Sängerkranz" zurückblicken. Durch frohe und trübe Tage hat ihn die erhebende Macht des deutschen Liedes zu diesem Iubeltage geführt. lieber die zurückgelete Wegstrecke berichtete der Chronist des Vereins, Herr Tischlermeister A. Seifert, kurz zusammengedrängt das folgende: Im Herzen frohe SaNgeslust Ein deutsches Lied aus freier Brust, Das ist's, was uns zusammenhält l Und uns in Freud und Leid gesellt. In diesem Sinne mögen jene fröhlichen Burschen im Herbst 1872 den „Sängerkranz" aus der Taufe gehoben haben. Er freut können wir feststellen, daß noch zwei Mitgründer: Ehren mitglied Oswald Adler in Dölzschen und Sangesbruder Emil Zalesky dem Verein angehören. Gottlieb Günther, der damalige Stadtmusikdirektor und Mitbegründer war der erste Lieder- meister. Unter seiner Leitung und im Geiste Oswald Adlers, der als einer der eifrigsten um Ausbau und Entwicklung des Vereins bemüht war, übte man erst im damaligen Güntherschen Restaurant (Lmdenschlößchen) und später im Ratskeller. Schon im zweiten Jahre wies der Verein eine stattliche Zahl Sänger auf, zumal ein großer Teil des Sängerchors vom Militärverein übergetrelen war. Wer von den ältesten Sangesbrüdern erinnert sich außer an die Mitbegründer Oswald Adler, Emil Zalesky, Andrä und Weißbach nicht gern der Namen Adolf Krippen stapel, Tittmann, Louis Müller, Baumgarten, Fuchs, Gustav und Erdmann Zalesky, Siegel, Joseph Adler, Häntzsch, Körner, Rehme, Gebr. Weigand, Peschel, Robert Geißler, Schönach, Rülker, Cd. Rost, Traugott und Iulius Vogel, Schönstein, Beck, Preisler und wie sie noch alle heißen, die den Verein aus seinen ersten Anfängen heraus getragen und betreut haben, daß er gedeihen konnte. Unmittelbar nach dem Sängerfest des Meißner Bundes in Wilsdruff 1875 erfolgte die Aufnahme in den Bund. 1876 trat er im Lindenschlößchen zum ersten Male öffentlich aus. Richt' immer blieb der Verein auf der erreichten Höhe, besonders nach Liedermeisters Günthers Abgang. 1882/83 er- i reichte er seine niedrigste Stuse. 1886 wurde für 292 die Fahne beschafft und Herr Schuldirektor Gerhardt für auf opfernde Bemühungen im „Sängerkranz" zum Ehrenmitglied ernannt. 1889 wurde Kantor Hientzsch, 1893 Lehrer Hillig Dirigent. 1895 hatte die Mitgliederzahl die hundert über schritten. Das silberne Vereinsjubiläum am 13. Oktober 1897 bildete einen würdigen Abschluß der ersten 25 Jahre, die der Verein, an schönen Erfolgen reich, durchwanderte. Und über seine Schwelle trug uns der Zeiten Welle zu neuem Schaffens drang und sortgediehen ist der Sang. 20 Jahre führte Lehrer Hillig den Taktstock, von 1913-—21 Lehrer Gerhardt und von da an Lehrer Hientzsch. Lehrer Hillig wurde 1913 zum Ehren liedermeister ernannt. Vorsteher war Kürschnermeister Schönach 1873/74, Louis Andrä 74/75, Moritz Fuchs 75/77, Albert Thomas 77/78, Moritz Fuchs 78/85, Moritz Zalesky 85/86, Moritz Hofmann 86/91, R. Täubert 1891/1911, Moritz Zschum- pelt 11, Franz Kirsch 12, Otto Trepte 12/21 und von da an Willy Zienert. Zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden die außerhalb des Vereins stehenden Herren Schuldirektor Ger hardt und Iulius Kunze und die Mitglieder Oswald Adler 189 r, Robert Geißler 1898 (st 1913), Joseph Adler 1899, Robert Täubert 1901 (ß 1913), Moritz Hofmann 1901, Wilhelm Krüger 1902, Otto Legler 1907, Franz Kirsch 1911, Hermann Süßmann 1915, Paul Harder, Paul Hille, Rich. Täubert und Arthur Seifert 1919 und Gustav Fiedler 1921. 1912 stieg- die Mitgliederzahl auf 140. 73 Mitglieder wurden während des Krieges zu den Fahnen gerufen und sieben von ihnen wissen, was du tatest! Glück kann ich dir nicht wün schen, wie das Wohl sonst üblich ist. Ich habe dich sehr lieb gehabt, Lucian —" ihre Stimme brach fast — „aber das muß nun vorüber sein! Du hast mir mehr genommen, als du ahnst— meine ganze unbefangene Lebensfreude ist dahin —" Ihre Worte schnitten ihm ins Herz. „Du mein lieb's Mädele —" Weiter brachte er nichts hervor. In seinen sonst immer so fröhlich blickenden Augen funkelten Tränen. Er fühlte genau, was für eine erbärmliche Nolle er spielte, und er schämte sich dessen. Aber er fand doch nicht die Kraft, sich von Edith zu trennen; es war sicher das letzte Mal, daß er sie allein vor sich sah. „Was willst du noch, Lucian? So gehe doch — zwischen uns ist doch nun für immer alles zu Ende!" Sie stampfte leicht mit dem Fuße auf; sie gab sich ihm gegenüber gar keine Mühe zu verhehlen, wie tief gekränkt sie war. „Edi-, Mädele, willst mir nit wenigstens die Hand geben?" flehte er. „Nein," sagte sie hart, wandte sich um und ging weiter. Traurig blickte er der schlanken Gestalt nach. Ihm war, als ginge da der bessere Teil seines Lebens von ihm! Tief aufseuszend, eine verstohlene Träne aus dem Auge wischend, begab er sich nach der elektrischen Bahn, die ihn zu seiner Braut führte, mit der er sich gegen seines Herzens Glück ein sorgenloses Leben in Reich tum und Glanz eingetauscht hatte. War das aber Wohl des Opfers wert? 8. „Die Verlobung ihrer einzigen Tochter Martha mit Herrn Lucian Waldow, erstem Konzermeister der städtischen Kapelle, beehren sich hierdurch ergebens! anzuzeigen Otto Hildebrandt u. Frau, Auguste, geb. Hofmann. Meine Verlobung mit Fräulein Martha Hilde brandt, der einzigen Tochter des Herrn Rentiers Otto Hildebrandt und seiner Frau Gemahlin Auguste, geb. Hofmann, beehrt sich hierdurch ergebenft anzu zeigen Lucian Waldow, Konzertmeister.' Mit der ersten Post war die Verlobungsanzeige ge- schlummern in fremder Erde der Ewigkeit entgegen. Hatte der Krieg einen Rückschlag gebracht, so blühte nach ihm neues Leben auf. Ueber 200 Mitglieder, darunter über 60 aktive, zählt heute der Verein, in dem das deutsche Lied eine würdige Pflegstätte besitzt. Glück auf! Du lieber Sängerkranz blüh' fort, Allzeit dem Lied getreu. Rein sei dein Sang und deutsch dein Wort, Daß sich das Herz erfreu. * Sein Jubiläum beging der „Sängerkranz", nachdem er am Sonntag bereits im Vormittagsgottesdienste in der Kirche ge sungen und seine Toten geehrt hatte, am Mittwoch abend im „Löwen" durch ein Festkonzert mit bestem Gelingen. Die ver dienten alten, wie die zahlreichen neuen Sängersleute sind zu der Tapferkeit und Ehrlichkeit ihres Wollens warm zu beglück wünschen. Das Hauptverdienst am Erfolg hat — das wissen die Sängerkranzler selbst am besten! — der musikalisch fein fühlige Führer der Schar, Herr Lehrer Hientzsch, der feine Leute straff zusammenzuhalten und feurig fortzureitzen versteht. Zwölf sorglich ausgewählte Gesänge von Liebesfreud und Liebesleid wurden den Hörern, die den Saal bis zum letzten Plätzchen füllten, innerlich nahe gebracht. Den Haupterfolg errang sich der Chor mit der vollendet gebotenen Grieg'schen „Landerkennung". Hier war eine Reinheit und Ausgeglichenheit der Stimmen untereinander festzustellen, wie man sie allen Männerchören nur immer wünschen möchte. Die Stadtkapelle unter Meister Römischs Leitung wand recht wirksam in den Reigen der Darbietungen abwechslungsreiche Motive. Neben der Bachschen Iubelouverture waren die weiteren Orchesterstücke ein eigener Genuß. Und zwischen alledem wurde:» der Worte viel gewechselt. Schwungvoll und herzlich zugleich entbot der Vorsitzende, Herr Willy Zienert, allen Erschie nenen das Willkommen. Namens der Stadt und des Stadt rates beglückwünschte Herr Bürgermeister Dr. Kronfeld den Iubelverein, ihm weiteres Blühen, Wachsen und Gedeihen wünschend. Die Grüße des Städtverordnetenkollegiums über brachte Herr Oberlehrer Hientzsch, der sich auch eines wei teren Auftrages entledigte, indem er mit von Herzen kommenden Worten eine von den Wilsdruffer Vereinen gemachte Stiftung von 5000 -F überreichte. 'Die Sängersrauen spendeten zwei seidene Schärpen für die Fahnenbegleiter. Die Grüße des Sängerbundes des Meißner Landes und des Deutschen Sänger bundes und als äußeres Angebinde einen Fahnennagel über brachte Herr Schumann-Riesa. Verschiedene Glückwunsch schreiben kamen zur Verlesung, die Verdienste des derzeitigen Vorsitzenden und des Liedermeisters wurden entsprechend ge würdigt, dem letzteren ein kostbarer Taktstock überreicht usw. Der Vorsitzende dankte herzlich für die reichen Gaben und die Glückwünsche und schloß mit dem Versprechen, daß der „Sänger kranz" dem deutschen Liede immer die Treue halten werde. Ein schöner Akt voll warmer Herzlichkeit war die Ehrung ver dienter Mitglieder. Der Vorsitzende hatte die Aufgabe, zuerst zwei Männern, die den Verein mit ins Leben gerufen, dankbar zu gedenken: den Herren Oswald Adler und Emil Z alesky , denen die Ehrenmitgliedschast verliehen wurde. Die silberne Ehrennadel für mehr als 25jährige Mitgliedschaft er hielten die Sangesbrüder Lehmann, Christmann, Hoyer, Häntzsch, Heinze und Jünger. Manches „Lied hoch" erklang und in einem allgemeinen Ballvergnügen fanden die Teilnehmer noch einen weiteren Anlaß fröhlichen Beisammenseins, das gelungene Fest zu Ende zu führen. Wenn auch die Welt dir alles nahm, Ein Kleinod hüte, deutsches Herz: Dein deutsches Lied, so wundersam; Mit seinem Klang zieh sonnenwärts. Wilsdruff, am 20. Oktober 1922. Oeffentliche Stadtverordnetensitzung Donnerstag den 19. Oktober, abends 7 Uhr. Anwesend sämtliche Stadtverordnete, am Ratstische außer dem die Herren Bürgermeister Dr. Kronfeld, Stadlräte Wehner und Heinickel. Unter Mitteilungen gab der Vorsteher, Herr Oberlehrer Hientzsch, bekannt, daß das Ministerium des Innern mitgeteilt kommen, und mit fest zusammengepreßten Lippen und brennenden Augen starrte Edith aus die paar Worte. Verächtlich warf Thankmar die große, auf Bütten papier gedruckte, in modernstem Format gehaltene An zeige auf den Tisch. „Elender Wisch!" murmelte er, trank hastig seinen Kaffee aus, griff nach den Büchern und eilte davon, un terwegs aus der Treppe noch schnell sein Frühstücks brötchen essend — es war höchste Zeit. Lucian Waldow scheute sich aber jetzt doch, Edith noch einmal unter die Äugen zu treten. Als er sie nachmittags hatte weggehen sehen, suchte er Frau Bürkner aus, bezahlte seine Miete, auch gleich die für den nächsten Monat, da er doch noch nicht ge kündigt hatte, und verabschiedete sich dann, indem er zugleich viele Grüße an alle Familienmitglieder aus trug. Die Zeit, die er hier gewohnt, würde seine schönste Erinnerung bilden, sagte er. Er wäre gern noch geblieben, wenn es nicht der Wunsch seiner Schwiegereltern und seiner Braut gewesen sei, ihn in der Nähe zu wissen. „Freilich, sreilich, das läßt sich denken! Nein, Herr Waldow, ich habe mich noch gar nicht ordentlich von der Ueberraschung erholt," sagte Frau Bürkner. „Nein, so was! Nun werden wir gar noch miteinander ver wandt! Nicht wahr, Hildebrandts sind nett? Da hät ten Sie eigentlich uns Ihr Glück zu verdanken, Herr Waldow," lachte sie, nicht wissend, welche Pein sie dem jungen Manne mit ihren Worten verursachte. Sie war gar zu arglos, die gute Frau! Nicht im mindesten hatte sie etwas von dem Einverständnis zwi schen Edith und Lucian geahnt! Voller Freude erzählte sie am Abend ihrer Toch ter von Lucians Besuch und bestellte die Grüße. „Vor einer Stunde erst sind seine Sachen abgeholt worden," schloß sie ihren Bericht. Ties aufatmend stand Edith da, bleich das schöne Gesicht. Nun war er fort — nun brauchte sie nicht mehr auf sein Kommen und Gehen zu lauschen, an der Vorsaaltür zu stehen und auf ihn zu warten, flüchtige Küsse mit ihm zu tauschen. — Nun war das alles nicht mehr nötig. Sie ging in das Zimmer, das er bewohnt, und stand dort im Dunkeln — lange, lange! Mit bren nenden Augen starrte sie vor sich hin, bis endlich ein Tränenstrom ihr Erleichterung brachte. Sie kniete' vor dem Sosa nieder, aus dem er zo gern g Liegen urn ,chluchzte in das Kissen hinein, das sie gestickt und für ibn binaeleat. hatte. „ - - .