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Streit zwischen Griechen und Türken neutral gewesen. Sie sei vollkommen bereit gewesen, das Ergebnis der griechischen Niederlage in Kleinasien anzu- erkennen und Konstantinopel den Türken zurückzugeben, wenn ein endgültiger Friede mit den Alliierten unter zeichnet würde. Sie sei jedoch entschlossen gewesen, zu ver hindern, daß ein Krieg, der Kleinasien verwüstete, nach Europa getragen Würde, und darauf hinzu arbeiten, daß die Freiheit der Meerengen gewahrt werde. Dadurch, daß die Regierung den General Harrington mit Streitkräften versorgte, um seine Stellung zu halten, habe sie ihren Zweck erreicht, und der Friede Euro pas sei gesichert worden. Die neuen Mparationspläne. Zwei Vorschläge von Bradbury und Barthou. Der in seinen Grundzügen bereits bekannte Morato- riumsvorschlag Bradburys enthält nach Pariser Blätter meldungen folgende drei Punkte: 1. Für die Dauer von fünf Jahren soll Deutschland seine Geldzahlungen ein stellen und sie durch Schuldverschreibungen ersetzen, die den interessierten Gläubigerländern übermittelt werden sollen mit der Aufgabe, sie auf Grund derselben verfügbaren Mittel zu diskontieren. 2. Was die Sachlieferungen Deutschlands be- trefse, so soll Deutschland ebenfalls Schuldverschreibun- gen ausftellen, die durch die Länder gegengezeichnet werden können, die Lieferungen in natura erhalten. Deutschland seiner seits soll diese Wechsel durch ausländische Banken diskontieren, um die deutschen Lieferanten mit ausländischen De visen z« entschädigen und die Inflation nicht zu er höhen. 3. Zur Stabilisierung der Mark soll beschlossen werden, di« Verwendung der Papiermark im Austausch wesent lich zu verringern und sie durch die Goldmark zu ersetzen. Es handelt sich einerseits darum, Deutschland von allen direkten oder indirekten Geldzahlungen für Repara tionen auf die Dauer von fünf Jahren zu befreien, an dererseits darum, die Papiermark bei den meisten Trans aktionen zu ersetzen. Der „Matin" berichtet, daß Bar thou einen eigenen Vorschlag der Öffentlichkeit unter breiten werde. Andererseits habe Barthou angekündigt, daß im Laufe der kommenden Woche die französische Re gierung noch einen vollkommenenPlanüberdie Kontrolle Deutschlands und die Wiederherstellung seiner Finanzen vorleaen werde. ' politische Rundschau. Deutsches Reich. Versicherung für Angestellte. Der Reichstagsausschuß für soziale Angelegenheiten verabschiedete nach längerer Debatte in zweiter Lesung den Gesetzentwurf zur Änderung des Bersicherungsgesetzes für Angestellte. In diesem Gesetz wurde die Selbstverwaltung erweitert, die Spruchbehörden sind für die allgemeine wie für die Angestelltenversicherung nunmehr einheitlich und die Renten an Wanderversicherte sind entsprechend ihren Beitragsleistungen zu dem anderen Versicherungsträger geregelt worden. Die allgemeine Invalidenversicherung wurde entsprechend geändert; die Rentenerhöhung ist auch hier auf 9000 Mark festgesetzt; die Beitragsklassen stimmen nunmehr mit denen der Angestelltenversicherung, für die neue Beitragssätze aufgestellt sind, überein. Der Preis für das Umlagegetreide. Im Reichsrat wurde ohne Erörterung die Vorlage angenommen, die die Preise für das erste Drittel der Ge treideumlage erheblich erhöht. Der Preis für die Tonne Roggen soll von 6900 auf 20 500 Mark, Weizen von 7400 auf 22 500 Mark, Gerste von 6700 auf 19 000 und Hafer von 6600 auf 18 000 Mark erhöht werden. Der Regierungs- vorkchlaa wurde mit 47 aeaen 13 Stimmen angenommen. Edith Bürkners Liebe. 20) Roman von Fr. Lehne. „Verlobt, Marthachen? Nein, so 'was! Und mit wem denn?" „Mit Herrn Waldow!" Während Frau Bürkner nicht Worte genug sand, ihrer Freude und grenzenlosen Ueberraschung Ausdruck zu geben — wie das nur so schnell gekommen sei und daß man doch so gar nichts davon gemerkt habe — stand Edith wie zur Bildsäule erstarrt da, keines Wor tes mächtig. Jeder Blutstropfen war aus ihrem Ge sicht gewichen, und ihre Augen trugen den Ausdruck eines weidwund geschossenen Wildes, als sie die Kusine ansah, die mit einem höhnischen Lächeln vor ihr stand. Darum also, darum — großer Gott, das hätte sie doch nicht für möglich gehalten! Ein würgendes Ge fühl wie Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf — aber nur Fassung, Fassung! Zum Glück hatte sie gelernt, sich zu beherrschen — und es ging! Sie drängte den Schmerzensschrei zurück, der aus ihrem Innern hervorzubrechen drohte, und ihre Ge stalt richtete sich unwillkürlich höher. Kalt und stolz begegnete sie jetzt dem lauernden Blick der Kusine, die nun fragte: „Edith, hast du denn gar keinen Glückwunsch für mich?" „Ich war in der Tat sehr überrascht, Martha — ich wünsche dir für dein ferneres Leben alles Gute." Die Hand konnte Edith der Verwandten aber nicht geben; das war ihr in diesem Augenblick unmöglich. Martha sprach weiter. „Morgen bekommt ihr die offizielle Anzeige und morgen steht es auch in der Zeitung. Ich wollte cs euch aber vorher sagen, deshalb habe ich mir die Zeit förmlich gestohlen. Ihr könnt euch denken, daß wir viel zu tun haben. Dienstag soll großes Diner sein — wir dürfen doch auf euch rechnen?" „Mutter ist ja nicht wohl; da werden wir nicht kommen können!" „Auf mich braucht ihr nicht Rücksicht zu nehmen, Edith, meinetwegen könnt ihr ruhig gehen." „Nein, Mütterchen, Martha nimmt uns das sicher nicht übel! Sieh, wir sind — wir paffen auch gar nicht in die feine Gesellschaft, wir würden zu sehr ab stechen," sagte Edith, ruhig Martha dabei ansehend. „Wir sind mit unserer Garderobe gar nicht darauf ein gerichtet." Martha zuckte die Achseln. „Wenn ihr nicht wollt," sagte sie pikiert, inner lich aber doch froh über Ediths Weigerung, die sie schon vorausgesehen hatte. Dagegen stimmten der Freistaat Sachsen, Hamburg, Meck lenburg-Schwerin, Braunschweig, Anhalt und Lübeck. Nur noch vier deutsche Gefangene in Toulon. Die Meldung über die Begnadigung deutscher Kriegs gefangener in Toulon wird amtlich folgendermaßen er gänzt: Der Präsident der französischen Republik hat von den noch in Toulon zurückgehaltenen 26 deutschen Kriegs gefangenen 22 vollkommen begnadigt und die Strafe der übrigen 4 im Gnadenwege gemindert. Die Entlassung der 22 Begnadigten wird in Deutschland allge mein mit großer Befriedigung ausgenommen werden. Da mit wird sich allerdings der dringende Wunsch verbinden, daß auch den letzten vier Gefangenen bald die Rückkehr in die Heimat ermöglicht wird. Deutsch-Österreich. X Die innere Krise. Die innerpolitische Lage hat sich erneut zugespitzt. Bei der Konstituierung Les Sonderaus schusses für Lie Genfer Konvention beanspruchten die Sozialdemokraten, den Obmann zu stellen. Als dieser An trag von der bürgerlichen Mehrheit abgelehnt wurde, ver zichtete Präsident Seitz auf die ihm angetragene Stelle des zweiten Vorsitzenden. Der sozialdemokratische Redner Seitz kündigte den schärfsten Widerstand seiner Partei bei allen Verhandlungen in den Ausschüssen und im Plenum an. > Schweden. X Die Parlamentswahlcn. Nach Len letzten Ermitt lungen erzielten bei den Landsthingswahlen die Rechte 368 (bisher 264), die Liberalen 192 (bisher 291), die Sozial demokraten 346 (322), die Linkssozialisten, die sich wahr scheinlich mit den Sozialdemokraten vereinigen werden, 24 (bisher 29), die Kommunisten 31 (bisher 21), der Bauern bund 141 (bisher 146) Mandate. Vergebliche Mohrenwäsche. Die Beweise für Frankreichs Schuld am Kriege. Zu den kürzlich veröffentlichten Depeschen vom Juli 1914, durch die Freiherr von Romberg die offene Kriegs treiberei Frankreichs nachgewiefen hatte, versuchte be kanntlich der damalige französische Ministerpräsident einige abschwächende Erläuterungen zu geben. Nunmehr äußerte sich Freiherr von Romberg zu den Bemerkungen des Herrn Viviani über diese Veröffentlichung u. a. folgendermaßen: Wie weit man uns gerade in Frankreich in der Kriegsbereitschaft vorauseilte, zeigt unwiderleglich eine Depesche Iswolskis, die sich in meiner Schrift findet. Sie stammt aus der Nacht vom 31. Juli zum 1. August, also aus einer Zeit, bevor Deutschland Rußland den Krieg erklärt hatte, und lautet: „Der französische Kriegsminister eröffnete mir in gehobe nem herzlichen Tone, daß die Regierung zum Kriege fest entschlossen sei, und bat mich, die Hoffnung des franzö sischen Generalstabs zu bestätigen, daß alle unsere Anstrengun gen gegen Deutschland gerichtet sein werden und Öster reich als eine guanOt« nöglixosblo behandelt werden wird." Danach, so fügt Romberg hinzu, besteht kein Zweifel mehr darüber, wer zu dem Blutvergießen rascher ent schlossen war, Frankreich oder Deutschland. Ein anderes Manöver der Franzosen erklärt er ebenfalls nach seinem wahren Ziel und Zweck. Er weist nach, daß die bekannte Zurückziehung der Truppen um 10 Kilometer nur eine Maßnahme war, um in England die Ansicht zu erwecken, daß Frankreich der überfallene sei. Diese Auffassung geht mit überzeugender Deutlichkeit aus einem neuen Dokument hervor, das gleichfalls in der Rom- bergschen Schrift enthalten ist: Hier meldet der russische Botschafter, er habe dem Präsidenten' der Republik am 1. August kurz vor Mitternacht die Kriegs erklärung Deutschlands an Rußland mitgeteilt, und dieser habe ihm „in der allerkategorischsten Form" erklärt, „daß sowohl er selbst, als auch das aesamte Kabinett fest entschlossen seien, die „Nun erzähle aber doch nur, Marthachen, Wiedas denn so schnell gekommen ist. Und uns so gar nichts davon zu sagen —" Frau Bürkner konnte sich noch immer nicht beru higen. Aber Marthas Absicht, den vernichtenden Schlag gegen Edith selbst zu führen, war glänzend gelungen, deshalb hatte es auch keinen Zweck mehr, länger zu verweilen. „Später, liebe Tante, später," vertröstete sie diese und fügte hinzu: „Ich habe keinen Augenblick Zeit mehr; Lucian wird schon bei uns sein und auf seine saumselige Braut schelten! Ach ja, was ich noch sagen wollte — die Entfernung von euch ist doch so groß, und da mein Bräutigam jetzt so wenig Zeit hat und wir so oft wie möglich zusammen sein wollen, haben wir es für am richtigsten gehalten, wenn er eine Wohnung in unserer Nähe nimmt! Uns gegenüber ist gerade ein hübsches Logis frei, das Herr Leutnant.von Gleichen bisher inne gehabt hat. Papa hat das' für Lucian gemietet, der dann morgen schon ausziehen wird. Den Ausfall an Miete ersetzen wir euch selbstverständlich. Nun wird es aber die höchste Zeit, daß ich gehe! Grüßt Onkel und Thankmar von mir!" Frau Bürkner wollte ihre Nichte mit hinausbeglci- ten; doch die wehrte sehr besorgt. „Nein, nein, liebe Tante, bleibe nur sitzen! Drau ßen ist es so kalt und unfreundlich, und du mußt dich in acht nehmen! Ja, die Grüße werde ich schon aus richten." Edith mußte der Kusine das Geleit geben. Draußen auf dem Vorplatz blieb Martha stehen, langsam ihr Pelzjäckchen zuknöpfend. „Ich denke," begann sie in nachlässigem Tone, „es ist dir auch so am liebsten, dieses Arragement —" „Wieso?" „Nun, ich meine — nach der Eröffnung, die du mir neulich gemacht hast, daß du Waldow liebst!" Martha konnte sich noch gar nicht zum Gehen ent schließen; sie sah mit den geschärften Augen der Eifer sucht, wie ihre Kusine litt, und sie hatte eine grausame Freude daran, trotzdem Edith sich mit fast übermensch licher Anstrengung beherrschte. „Ich hatte dir gesagt, wir sind uns gut," berich tigte Edith, den Ton auf das „wir" legend. „Also war das Gefühl nicht allein auf meiner Seite! Ich, an deiner Stelle, Martha, hätte mich lieber nicht darauf berufen." Da lächelte Martha boshaft. „Je nun, ich kann mir ja denken, lebhaft denken, daß für einen jungen, lebenslustigen Mann eine hüb sche Miu ftoLyiikIis ein ganz angenehmer Zeitvertreib Frankreich durch den Bündnisvertrag austrlegLn Verpflich tungen völlig und ganz zu erfüllen". Aber wegen des franzö sischen Parlaments und „aus Erwägungen, die h « up 1- sächlichEnglandbetreffen, wäre es besser, wenn d i« Kriegserklärung nicht von feiten Frankreichs, sondern von seilen Deutschlands erfolgt." Das also ist die Wahrheit über das „pazifistische" Frankreich, trotz allem, was Herr Viviani an Scheingrün den gegen die deutschen Aktenverösfentlichungen einwen den möchte. Jie Aoi der Sozial- und Kleinrentner. Eine öffentliche Sammlung. Um die schwierige Lage, in welche die Sozial- und Kleinrentner infolge der ständig sinkenden Kaufkraft des deutschen Geldes geraten sind, nach Möglichkeit zu mildern, haben Reich, Länder und Gemeinden schon seit vielen Monaten umfassende Maßnahmen ergriffen. Den Sozialrentnern, d. h. den Rentenempfängern der Invaliden- und Angestelltenversicherung, wird durch das sogenannte Notstandsmaßnahmengesetz vom 7. Dezember 1921 ein bestimmtes Mindestjahreseinkommen gesichert, dessen Höhe die Gemeinden bestimmen. Soweit das von der Gemeinde festgesetzte Gesamtjahreseinkommen durch die Invalidenrente und die sonstigen Einkünfte des Ren tenempfängers nicht erreicht wird, sind von den Gemeinden Unterstützungen bis zu diesem Betrage zu gewähren. Die Grenzen, bis zu denen die Gemeinden bei Ler Gewährung ihrer Unterstützung gehen können, sind entsprechend dem Kursrückgang der Mark wiederholt erweitert worden. Eine neue Erhöhung der Unterstützungen wird Reichsrat und Reichstag in der allernächsten Zeit vorgelegt werden. Neben den Mitteln für eine laufende Unterstützung für Sozialrentner hat das Reich den Ländern neuerdings de» Betrag von 1 Milliarde Mark zur Verfügung gestellt. Für die Kleinrentner sind für das Rechnungs jahr 1922, also für die Zeit vom 1. April 1922 bis zum 30. März 1923, 500 Millionen Mark an Reichsmitteln be reitgestellt worden. Diese Reichsmittel werden auf 1 Mil liarde Mark erhöht, ein größerer Teilbetrag ist ebenfalls den Ländern schon zur Verfügung gestellt. Die Verwen dung der bereitgestellten Mittel ist freier gestaltet, als bet den Sozialrentnern. Die Länder und Gemeinden können sie verwenden zu Einzelunterstützungen der verschiedensten Art, sowie zur Unterstützung von Heimen und Anstalten, die den Kleinrentnern dienen. Auch die freie Wohlfahrts pflege, die sich der Kleinrentner annimmt, kann aus den Mitteln unterstützt werden. Wenn sonach Reich, Länder und Gemeinden nach Maß gabe ihrer Kräfte für die Bedürftigen zu sorgen sich be müht haben, so ist die Hilfe der Behörden angesichts der ungeheuren Not weitester Kreise der Bevölkerung doch nicht ausreichend. Eine allgemeine Sammlung, die in der nächsten Zett eingeleitet werden wird, soll dem Ge danken Ausdruck geben, daß es eine Aufgabe der gesamten deutschen Volksgemeinschaft ist, ihren in Not befindlichen Brüdern in dieser schweren Zeit zu helfen. Das Gesetz über den Meierschuh. Wann darf der Vermieter kündigen? Der Wohnungsbauausfchuß des Reichstages beschäf tigte sich mit dem Mieterschutz-Gesetz. Die Regierungs vorlage will Lem Hausbesitzer das Recht zur Kündigung nicht einräumen, sondern ihn auf den Klageweg unter Beibringung ganz schwerwiegender Gründe beschränken. Demgegenüber beantragten die beiden Rechtsparteien, dem Wirt die Kündigung zu gestatten, aber dem Mieter eine Notfrist von einer Woche zu geben, innerhalb welcher er beim Amtsgericht eine Aufhebung der Kündigung bean tragen kann. Der Antrag wurde abgelehnt. Nach der Vorlage muß also der Vermieter ans Lösung des Verhält nisses klagen; als Grund kann er nur anführen, daß der Mieter oder eine Person, die zu seinem Hausstand oder zu . Edith wurde bleich bis in die Lippen. „Hat — hat Lucian das gesagt?" stieß sie mil tränencrstictter Stimme über diesen Schimpf, der ihr angetan wurde, hervor. „Hat er das wirklich gesagt?" Martha umging die Antwort auf diese Frage. „Gott, ich trage es Lucian ja durchaus nicht nach, dieses''kleine Techtelmechtel mit dir. Ein anderer hätte es auch so gemacht! Und die Künstler werden ja so viel umschwärmt, da nehmen sie es schließlich nicht so genau —" „Martha, ich frage dich, ob Waldow das gesagt hat?" Das schöne blonde Mädchen war fast außer sich, und drohend flammten seine Augen. Hochmütig erstaunt musterte Martha die Kusine, die schneebleich mit wogender Brust vor ihr stand. „Mein Himmel, wie aufgeregt du bist, Edith! Es ist doch lediglich deine Schuld, wenn du dich trügeri schen Hoffnungen aus meinen Verlobten hingegeben hast." Sie wiegte bedauernd den Kopf hin und her. „Er war übrigens sehr unvorsichtig von dir, Kind. Man wirft sich einem Manne, von dem man geheiratet sein will, nicht so an den Hals!" „Das war ihr letzter, stärkster Trumps! Nun schickte sie sich an, zu gehen. „Martha —" Edith preßte die Hand auf den Mund; sie durfte ja nicht schreien, damit die alte Frau da drinnen nicht aufgeregt würde — es wäre deren Tod gewesen! Mit bebender Stimme sagte sic: „Was es auch sei — das hat Lucian nimmer von mir gesagt! Du lügst, Martha! Du lügst ganz er bärmlich! Soll ich ihn fragen — Auge in Auge mit dir?" „Was fällt dir ein, du — du Bettelprinzeß!" zischte die andere. „Wage es meinetwegen! Dann bringst du auch dein Verhältnis mit ihm an den Tag!" Und boshaft kicherte sie in sich hinein. Da richtete sich Edith zu ihrer ganzen schlanken Größe empor. „Ich hätte mich dessen nicht zu schämen brauchen, darauf könnte ich es schon ankommen lassen. Aber nein, ich will dir diese Demütigung ersparen," sagte sie mit unendlicher Verachtung. „Es muß schon beschämend u. drückend genug für dich sein, nur —" sie vollendete aber nicht, was sie hatte sagen wollen: nur um des Geldes willen geheiratet zu werden Es war, als lege sich ihr eineHand auf denMund; sie wollte nicht unfein werden und um den Geliebten, der ihr doch verloren war, feilschen. „Nun?" Herausfordernd sah Martha sie an. „Wa rum vollendest du nicht? Ans deinem Munde kann ich alles bören— "