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mäßig mit sich bringt, zu deren Abwicklung Zahlungen «ach dem Auslande notwendig sind. Diese Banken und Bankiers dürfen Verkaufsgeschäfte über ausländische Zahlungsmittel nur abschließen, wenn sie sich über die Person des Antragstellers vergewissert haben. Die Auftraggeber haben vor oder beim Abschluß des Geschäftes einen Beleg in 3 Stücken, Ausländer in 2 Stücken einzureichen, aus dem ihr Name, Stand, ge werbliche Niederlassung, Wohnung, Finanzamt, Gegen- ' stand des Geschäfts und der Verwendungszweck ersichtlich ist. Die fremden Zahlungsmittel dürfen nur zur Bezahlung von Einfuhrwaren, zur Abdeckung von damit zusammenhängenden Verbindlichkeiten oder zu sonstigen im Interesse der deutschen Wirtschaft notwendigen Zwecken verwendet werden. Dazu gehören nicht Käufe von aus ländischen Zahlungsmitteln zu Zwecken der Spekulation oder der Vermögensanlage. Ergibt die Prüfung, daß die ausländischen Zahlungsmittel zu anderen Zwecken erwor ben oder verwendet worden sind, so dürfen diesen Erwer bern künftig ausländische Zahlungsmittel nur nach vor heriger Genehmigung abgegeben werden. Geschäfte, die entgegen dem Verbot des 8 1 abge schlossen werden, sind nichtig. Mit Gefängnis bis zu 3 Jahren und mit Geldstrafein Höhe des Ein- bis Zehnfachen des Wertes der ausländischen Zahlungsmittel oder mit einer dieser Strafen wird bestraft, wer vor sätzlich den Vorschriften dieser Verordnung zuwider- handclt oder ausländische Zahlungsmittel ohne die vor herige Genehmigung der zuständigen Reichsbankanstalt erwirbt. Wer die Tat fahrlässig begeht, wird mit Geldstrafe bis zum Fünffachen des Wertes der auslän dischen Zahlungsmittel bestraft. Bei vorsätzlicher Zu widerhandlung sind dieausländischenZahlungs- mittel, auf die sich die strafbare Handlung bezieht, zu gunsten des Reiches einzuziehen. Wer vorsätzlich oder fahrlässig die vorgeschriebenen Angaben unvollständig oder falsch macht, wird mit Geldstrafe bis zu einer Mil lion Mark bestraft. Die Verordnung, in der auch noch weitere Einzelvor schriften für die Bankiers enthalten sind, tritt mit dem Tage nach der Verkündung in Kraft. Sie ist unter dem Datum des 12. Oktober erlassen. Brotversorgung für 1L92L gesichert. Genügende Auslandsvorräte eingekauft. Der wirtschaftspolitische Ausschuß des Reichswirt schaftsrats beschäftigte sich mit der Abänderung des Ge setzes über die Regelung des Verkehrs mit Getreide. Der Präsident der Reichsgetreidestelle gab in der Sitzung fol gende Erklärung ab: „Die in den letzten Tagen austau chenden Gerüchte, daß die Regierung Aufträge zum so fortigen Einkauf des Getreides im Auslande in Höhe von 100 Millionen Dollar gegeben habe, sind nicht zu treffend. Die Neichsgetreidestelle hat seit Wochen durch die Einfuhrgefellschast für Getreide- und Futtermittel keine Einkäufe auf dem Weltmarkt tätigen lassen. Die im Ausland gekauften und auf die Getreideumlage abge lieferten Getreidemengen reichen aus, um die Brotversor gung Deutschlands bis Ende des Jahres 1922 sicherzu- siellen. Neue Kvnlrvllplane gegen Deutschland. Die Reparationskommission berät. Die Neparationskommission hielt unter dem Vorsitz Barthous eine Sitzung ab, um die finanzielle Lage Deutschlands zu prüfen. Sie hält es angesichts des Mark kurses für notwendig, die neue finanzielle Lage des Deut schen Reiches vor der Brüsseler Konferenz zu untersuchen und will Maßnahmen beraten, um die Kontrolle zu verstärken und wirksamer zu gestalten. Dabei hat sie ück mit einem von Sir John Bradbury vorgelegten Plan beschäftigt, der sofortige Maßnahmen radikalen Charakters enthält, die sehr verschieden seien von denen, die anläßlich der letzten deutschen Moratoriumsforderung zur Sprache gekommen sind. Diese neue Verschärfung der internatio nalen Finanzlage wird von der Haltung Amerikas beeinflußt. In einem Bericht aus Washington heißt es, es sei bekannt geworden, daß die Regierung es ver meide, weitere Anleihen an die Alliierten in Be tracht zu ziehen. Jetzt verlaute überdies, daß auch An leihen durch amerikanische Privatfinanziers entgegenge arbeitet werden solle. Nach Ansicht des Ratgebers des Präsidenten Harding habe die politische Lage in Europa eine Phase erreicht, in der es Wahnsinn wäre, ihre Ver längerung zu ermöglichen, wenn es in der Macht der Ver einigten Staaten stehe, die Länder Europas durch Ab schneidung der finanziellen Unter st ützung an der weiteren Verfolgung ihrer Politik zu hindern. FrieSenskonfsrenz in Gkuian. Abänderungen am Mudania-Vertrag. Der Orientkonflikt soll nach den letzten Meldungen aus einer Friedenskonferenz endgültiggeregelt werden, die etwa am 15. November in Skutari beginnen wird. Die endgültigen Bestimmungen des Abkommens von M u - dania weisen gegenüber dem veröffentlichten Text eine Abänderung auf. Es war ursprünglich vorgesehen, daß die türkische Besetzung Thraziens 30 Tage nach der Räumung beginnen sollte; die Türken und dis Griechen haben es indessen vorgezogen, die erwähnte Periode aus 45 Tage festzusetzen. Die Türken haben sowohl in der Frage der neutralen Zonen als auch in der Beschränkung der Gendarmerie nachgegeben, sodaß die Konferenz von Mudania mit einem befriedigenden Ergebnis ge schlossen werden konnte. Die Macht der Kemalisten. Nach einer Konstantinopeler Meldung hat der Finanz kommissar der Angora-Regierung mitgeteilt, daß alle Abmachungen, Verträge, Kontrakts und Dekrete, die von der Regierung des Sultans seit dem 16. März 1920 verkündet wurden, als null und nichtig anzusehen seien. Ans Stadr und Land. »»»» »»«M« »E VW»» «»»»«««». Wilsdruff, am 13. Oktober 1922. ^Mitteilungen aus der Ratssitzung^ vom 11. Oktober 1922. Kenntnis nimmt man 1. vom Gebührentarif für das Zweiggleis; 2. von der Erhöhung der Gemeindearbeiterlöhne; 3. vom 4. Nachtrag zur Verbandssatzung des Arbeitgeberver bandes sächsischer Gemeinden, die Besoldung der beim Verbände angestellten Beamten betr.; 4. von der Eingabe an die Eisen bahngeneraldirektion wegen Durchführung besserer Zugverbin dungen; 5. von der unterm 30. Sept. 1922 erfolgten Pensionie rung des Schuldirektors Thomas; 6. daß anstelle des weg gehenden Lehrers Köhler Hilfslehrer Ranft aus Blankenstein überwiesen worden ist; 7. von der Regelung der Fürsorge unterstützung in anderen Gemeinden. 8. wird beschlossen, eine neue Orientierungstase! am Bahnhof nicht mehr anzubringen. 9. Das Anschlagwesen soll weiter ausgebaut werden. 10. Der . . Die Wählerlisten liegen bis zum 15. Oktober zur Einsicht auf! Edith Bürkners Liebe. 19) Roman von Fr. Lehne. „Mache du mir noch Vorwürfe," sagte er gereizt. „Erstens saß er nie gut — das Ding war von Anfang an total verpfuscht — und zweitens kann ich mich doch uit wie ein Lumpazi vors Publikum stellen! Du hast 'ne Ahnung —" Aergerlich starrte er vor sich hin. „Ach, Lucian, ich möchte dir so gern helfen," sagte sie, während ihre Augen sich mit Tränen füllten, „wenn ich nur wüßte, wie. Mit einigen hundert Mark ist dir wohl auch nicht geholfen. Die könnte ich dir geben — ich hab' sie mir gespart —" Gerührt streichelte er ihr Gesicht. „Gutes Mädele, nein, nein, behalt' nur deine paar Groschen, hast sie sauer genug verdient; ich will Lich nicht berauben — 's wär' halt doch nur ein Trop fen auf den heißen Stein! Wir zwei sind eben a Paar arme Hascherl! Wie wär's denn, wenn wir bei dei nem Onkel Hildebrandt einen kleinen Pump anlegten? Na, na, sei nur nit gar sy erschrocken; ich scherzte ja nur," sagte er begütigend, als er ihr Erschrecken bei feinen Worten sah. Sie seufzte tief auf. „Ja, ja, da wird mir wohl nix anderes übrig bleiben, als noch in meinem alten Mantel Herumlaujeu! Und da soll man noch Mut und Stimmung zum gei stigen Arbeiten und Schaffen haben! Ich versprach mir Haft so viel von meinem Schauspiel — so fehlt mir aber die Lust! Ich darf keine Sorgen haben, wenn ich etwas Gutes leisten soll, und diese erbärmliche Mi sere drückt mich zu Boden!" Er ging, und traurig sah Edith ihm nach. Wie war ihr mit einem Male doch das Herz schwer geworden^ 7. Von dieser Zeit an sah Edith den Geliebten nm noch selten. Er suchte sie nicht mehr so viel zu treffen, wie früher, wenn sie zur Stunde ging. Sie merkte es wohl, war aber zu stolz, sich ihm auszudrängen, . ob gleich sie sehr unter seinem veränderten Wesen un. Bisher hatte ^sie ja Launen nie an ihm gekannt; er war immer heiter und von sonniger Liebenswürdigkeit gewesen, und nun mit einem Male war er so ver drießlich. Sie entschuldigte ihn vor sich selbst. Er war durch die Konzertsaison so sehr in Anspruch genommen, sollte er da nicht etwas nervös werden? Und dann seine pekuniäre Lage! Er war leichtle big und rechnete nicht. Hatte er Geld, gab er es auch knrolos wieder aus. obne an das Msrgen zu denken. uno nun waren ore morgen dal An seinem Schauspiel arbeitete erfleißig, ohne aber doch so recht vorwärts zu kommen. Beinahe drei Wochen waren auf diese Weise ver gangen, und man schrieb Mitte Dezember. Es war schon spät am Abend, als Waldow leise an die Vorsaaltür klopfte — nach vielen Tagen end lich wieder einmal! Edith war noch in der Küche; er hatte es an dem Lichtschimmer auf dem Vorsaal gesehen. Sie hatte sein Klopfen gehört und öffnete ihm vorsichtig. „Was willst du noch, Lucian?" „Dich sehen, mein süßes Mädele — bist allein?" „Thankmar macht Schularbeiten; Vater sitzt bei ihm. Mutter ist schon zu Bett. Was möchtest du?" „Lasse mich einen kleinen Augenblick herein, ich komme mit in die Küche — doch, Mädele " Trotz ihrer Weigerung trat er ein, fetzte sich auf den Küchenstuhl und sah zu, wie sie mit flinker Hand das Geschirr abtrocknete. Plötzlich nahm er ihr das Tuch aus der Hand. „Laß das jetzt," sagte er rauh, „komm, setze dich zu mir," und er zog sie auf sein Knie. Entrüstet befreite sie sich aus seinem Arm 'und sprang auf. „Was fällt dir ein? Du vergißt dich, Lucian! Ich bin doch kein Dienstmädchen, das seinen Schatz in der Küche empfängt! Gehe zu Thankmar; ich komme gleich nach — aber ^so nicht — du scheinst wenig Ach tung vor mir zu haben," jagte, sie traurig und wandte ihm den Rücken. Da trat er hinter sie, bog ihren blonden Kopf zurück und schaute ihr tief in ihre wunderschönen Äugen. „Mädele, mußt nit so sprechen, da tust du mir weh! Du weißt doch, daß du mir das Liebste und Heiligste auf der Welt bist — du und meine Kunst —" Leise küßte er sie auf die Augen. „Was ist dir nur, Lucian? Du bist so anders heute; ich kenne dich kaum wieder," sagte Edith ver wundert. „Bist du krank?" Er strich über seine Stirn, wie um etwas Unan genehmes hinwegzuscheuchen. „Ja, ich bin krank, Herzele. Doch frag' mich nit — küsse mich lieber! Ich hab' soviel Sehnsucht nach dir, mein Einziges." „Davon hab' ich in letzter Zeit nichts mehr ge merkt. O,'ich war manchmal so traurig darüber," sagte sie vorwurfsvoll. Er errötete und drückte ihren Kopf gegen seine Brust; zärtlich streichelte er ihre weichen Wangen. , „Liebstes, Süßestes, sei gut," flüsterte er, „ich hab' meinen Kopf so voll Sorgen! Sei mir nit bös', denk nit schleckt von mir .— ich liebe dich ia nur allein —" i durch Unwetter schwer heimgesuchten Gemeinde Obersachsen berg werden 300 «L Unterstützung bewilligt. 11. Um die staat liche Beihilfe für die Kleinrentner zu erhalten, wird beschlossen, die erforderliche Hälfte der zu erwartenden Beihilfe bereitzu stellen. 12. Die Kontrollgebühr für die Saalaufsicht bei Tanz vergnügungen wird verdoppelt. 13. Ab 1. Oktober 1922 wird die Kilowatt st un de Kraft ström auf 4 1 und die des Licht st romes auf 45 ^erhöht. Die Zählermietefür di ekle inst enZählerwirdauf 1 -F f e st g e s e tz t. Ueb er dieR eg elung der übrigen Zählermiete sieht man einer Vorlage ent- gegen. 14. Eine Notwendigkeit zur Ausgabe von städtischem Notgeld kann nicht anerkannt werden. Es wird vorläufig von dieser Maßnahme abgesehen. 15. Die Gebühren für die Frei bankkontrolle an Veterinärrat Beeger werden rückwirkend vom 1. Juli 1922 von 25 auf 50 erhöht. 16. Mit dem 1. Nachtrag zur Bekanntmachung über die Kadaverbeseitigung vom 17. Juni 1922 ist man einverstanden. 17. Der Landwirt schaftlichen Schule für Mädchen wird auf Ansuchen bis aus weiteres die städtische Turnhalle zu ihrem Turnunterrichte zur Verfügung gestellt. Für Beheizung der Halle hat die Land wirtschaftliche Schule selbst zu sorgen. 18. Da die Einführung der Lernmittelfreiheit in den städtischen Schulen die städtischen Finanzen ganz bedeutend belasten würde, wird beschlossen, Mittel zur Ausdehnung der Lernmittelfreiheit für die letzten vier Jahrgänge nur in den Fällen, in denen der Fürsorgeaus- fchuß eine dringende Bedürftigkeit anerkennt, bereitzustellen. 19. Zur Errichtung eines allgemeinen Jugendheimes wird das große Zimmer des Kinderhortes zur Verfügung gestellt. Einer baldigen Eröffnung sieht man entgegen. 20. Dsm Verein der Blinden in Dresden u. Umg. werden 250 jährliche Unter stützung gewährt. 21. Für die Sozialrentner sind 38 851 -/H! überwiesen worden. Dazu hat die Stadt aus eigenen Mitteln ein Fünftel bereitzustellen; dieses wird bewilligt. Von der Be stellung angebotener Lebensmittel nimmt man zustimmend Kenntnis. 22. Die Herbstübung der städtischen Feuerwehren soll für dieses Jahr ausfallen. 23. Der Redaktion der Volks zeitung soll die Pauschgebühr sür das laufende Rechnungsjahr auf 3000 «F erhöht werden. Hierüber wurden noch 18 Punkte erledigt. — Eine Protestversammlung gegen die von den städtischen Kollegien beschlossene Soziale Abgabe fand gestern abend 8 Uhr auf Einladung des Industriellen-Berbandes im „Adler" statt. Sie war sehr zahlreich besucht und wurde von Herrn Fabrik besitzer Weinhold geleitet. Das diesbezügliche Referat hielt Herr Fabrikant Schlich enmaier. Er wie alle Dedatte- redner wandten sich gegen die einseitige, ungerechte Besteuerung einzelner Erwerbsgruppen. Nicht gegen die Ausbringung der Mittel, die unbedingt gebraucht werden, war man, wohl aber gegen das Wie der betr. Vorlage. Folgende Entschließung ge langte zur einstimmigen Annahme: „Die am 12. Oktober im Gasthof „Weißer Adler" versammelten und aus den Unter schriften ersichtlichen Handel-, Gewerbe- und Landwirsschaft treibenden erheben hiermit schärfsten Protest gegen die vom Stadtrat und den Stadtverordneten beschlossene Einführung einer Sozialen Abgabe, 1°/o vom bezahlten Arbeitslohn. Wir erklären weiter, daß wir jedes uns geeignet erscheinende Mittel ergreifen, um diese beabsichtigte einseitige und ungerechte Svn- derbesteuerung zu Fall zu bringen. Weiter lehnen wir ein für allemal ab, daß nur Handel und Landwirtschaft, Handwerk und Industrie einseitig durch Steuern belastet werden, die durch die Umsatzsteuer, wie diese erhoben wird, und die Gewerbe steuer schon bis an die Grenze des Erträglichen extra steuerlich belastet werden." Die weitere Verfolgung der Sache wurde dem Industriellcn-Verbande übertragen. — Der diesjährige Herbstjahrmarkt wird Sonntag und Montag unsere Stadt beleben. Außer dem eigentlichen Markt leben, das trotz der Zeitenschwere ein reges zu werden ver spricht, findet in der „Tonhalle" Varietee-Vorstellung und im „Lindenschlößchen" und im „Adler" Ballmusik statt. — Die städtischen Diensträume sind wegen Reinigung am 16. und 17. Oktober geschlossen. WMWSWWMWNMMWMWWMWWWWMWMSMiMlMWWWMl»»»«« Ste verstand kaum, was er iagie; oenn er yane seinen Mund auf ihr schimmerndes Haar gepreßt. Zärtlich schlang sie die Arme um seinen Hals u. schmiegte sich an ihn. Ihre jungen, roten Lippen such ten die seinen, und sie legte all ihre Liebe in den Kuß, den sie ihm gab. „Mein Lucian, sei nicht verzagt! Es wird schon alles gut werden!" Er nahm ihren Kopf in seine beiden Hände und blickte lange in das süße Gesicht der Geliebten, als könne er sich von ihrem Anblick gar nicht trennen. „Ich muß jetzt gehen! Gute Nacht, mein Lieb stes!" Noch ein letzter, heißer Kuß wurde aus getauscht, und vorsichtig und leise entfernte er sich. Lange noch lag Edith an diesem Abend wach im Bett und dachte über den Geliebten nach. Er war jo seltsam gewesen — jo weich — so, wie sie ihn noch nie gesehen! Gewiß drückte ihn ein Kummer; er quälte sich mit etwas — und sie hatte innerlich mit ihm gescholten. Aber das sollte nicht wieder sein! Sie wollte ihn nach dem Grunde seiner Sorgen fragen und sie ihm dann tragen helfen. Er war ja immer gleich so mutlos und verzagt! Und morgen schon sollte er ihr Rede stehen; sie wollte nicht nachlassen — und in diesem Gedanken schlief sie ein. * * Einige Tage darauf kam Martha Hildebrandt, die sich seit jener Unterhaltung mit Edith nicht mehr bei Bürkners hatte sehen lassen. Es war bald sieben Uhr, und Edith war soeben erst nach Hause gekommen. Martha war wieder sehr elegant angezogen. Im stillen bewunderte Frau Bürkner das Jäckchen aus Nerz und taxierte; es. Das Mädchen hatte etwas Triumphie rendes an sich und betrachtete mit eigentümlichem Lä cheln die Kusine, so daß diese ganz ängstlich wurde u. Unheil ahnte. „Wie hübsch, Marthachen, daß du dich wieder mal sehen läßt," sagte Frau Bürkner, hoch erfreut durch den Besuch. »Doch willst du nicht ablegen?" „Nein, danke, Tante, ich habe keine Zeit. Es ist später geworden, als ich dachte. Vor allem wollte- ich sehen, wie es dir.geht." Man wechselte noch einige gleichgültige Worte, bis Wartha langfäm und mit Bedacht etwas sagte, dabei ihre Hellen Handschuhe betrachtend, aber doch Edith nicht aus den Augen lassend. „Ach ja — noch etwas, worüber ihr euch sicher freuen werdet — eine Ueberraschung — ihr sollt es aber zuerst wissen — ich habe mich gestern vexlobt —"