Volltext Seite (XML)
MtziMrÄigebW Kernspreche? Wilsdruff 7-. v Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 «„ich m« «-«„-hm. un» E^d-rch E-p-^^n-n» P-stb„.- S-ch-Int s«! Inferi>on«pre!« D». «r »I« « -eipal»-- K°rpu«,-N- »d« d^-n Ti-um, RtNamm, »I. r sp-m-t Korpsqell, ML Bei Mederhslunß und Iahre^aufirag entsprsLender Z>rei-nachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil krür »ss »ehhrden) di- r-tsp-N-n. ML Rachweisung^G<bühr « pfg. «nz-igenaimahm- »>« -.-ml»-«« IO llhr. Kür di- Richtigkeit der d-rch Krrnnif übermittelten Anzeigen übernehmen Mir keine Garantie. Jeder DOham aoshr-ch erlischt, »enn dm »etr«g durch Mage einge,-rien werden muh »der b« Auftraggeber in «onkur« Mechh dem Jahre 4S44 Mieles Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts ^Tharandt und des Finanzamts Noffen. «» Sr,»«- «rth»r zsch«»te in WU«»r»ff. Vermckwortlicher Schristletter: He-«a«, Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschnnke, Heide i» »U,dr«» Nr. 213 Dienstag den 12. September 1922. Amtlicher Teil. 81. Jahrgang Jie Reserve - Abteilung der Wchtsmmehr WMrsss hält Son»«be»d den 16. September d. I. abends 6 Uhr eine Uebung ab. Stellen am Spritzenhaus. Alle männlichen Personen im Alter von 26—25 Jahren haben sich zu dieser Uebung einzufinden. Nichterscheinen oder uncntschuldigtts Fern bleiben wird nach der Feuerlöschordnung streng bestraft. Die Entschuldigungen sind schriftlich vsr Beginn der Uebung beim Branddirektor abzugeben. Als EntschnldignngSgrund gilt n«r Krankheit. Binden sind anzulegen. Wilsdruff, am 9. September 1922. «710 Der Stadtrat. Meine Zeituna für eilige Leser. * Die deutsche Regierung hat den Belgiern einen bositiven MEtievoW 'die Delegierten nach Brune Af NMä^ belgischen Regierung wettergelettet Reickskai'tter Dr. Wirth gedenkt nach Abschluß der Ver- honM-uAu -e» Belgiern c.acn kurzen Urlaub anzutreten. * Der Vertreter des deutschen Handwerks- und Gewerbe- kammertaaes bot Herrn Stinnes die aktive Bc eiligung de» dcufichen Handwerks an den Wiedcraufbauarbeiten m Nord- frankreich an. erlassen einen gemeinsamen du? mr Verteidig« des UberschiMenaLkommens. indem die ttebe verurteilen, die von kommumstsicher und uinomsti- scher Seite betrieben wird. * -rvr in Warschau ausgcbrochene Streik der Post-, Telc- a-avbcn- und Tclephonangcstellten hat sich aus ganz Polen mit Ausnahme des Lemberger und Stamslaucr Bezirkes au.ge- breitct. * Kemal Pascha fordert die Räumung Kleinaslens und Thra ziens als Vorbedingung für einen Waffenstillstand. * Die Stadt Smyrna ist von den Türken umzingelt, sodaß man mit ihrem baldigen Fall rechnet. Die Regierung in Athen ist zurückgetteten. Griechsn-ämmemng. Der blutige Strauß, der jetzt auf den Feldern Klein- Asiens zwischen Griechen und Türken zum Austras ge bracht wird, ist Wohl die — vorläufig — letzte kriegerische Entscheidung, die die bewaffnete Auseinandersetzung der großen Weltmächte mitsamt der frevelhaften Gewaltsam keit ihrer Friedensschlüsse nach sich gezogen hat. Alle Na tionen, die durch das Netzwerk der in und um Paris ge knüpften Verträge in Mitleidenschaft gezogen wurden, haben sich ihnen, mit oder ohne Widerstreben, unterworfen. Nur die Türken nicht, deren Hauptstadt sich zwar dem Willen der fremden Eroberer beugen mußte, .deren inner ster Kern aber weder durch die qualvollen Jahre des Krie ges noch durch die demoralisierenden Erfahrungen des so genannten Fiedensverhandlungen zerbrach. In Konstantinopel sagte man Wohl notgedrungen zu allein Ja und Amen, was die neuen ^Herrscher des Bos porus über das Türkenreich verhängt hatten. Die herz haften Männer aber, die den Untergang ihres Vaterlandes nicht ruhig hinnehmen wollten, zogen sich in die den Fein- ven unZugängfichen entfernten Provinzen des Reiches zurück und organisierten dort aus kleinen Anfängen heraus einen militärischen Widerstand, den kein Zorn der Gewaltigen, kein Schmeicheln heuchlerischer Diplomaten, aber auch kein kriegerischer Anlauf dieser oder jener Macht brechen konnte. Wiederholt war man schon drauf und dran, die scheinbar endlose Krisis im Orient durch einen mehr oder weniger faulen Friedenskompromiß zu beenden, aber Kemal- Pascha, das Haupt dieser wahrhaft jungtürkischen Be wegung, gab sein gutes Schwert nicht aus der Hand — und er wußte wohl warum. Wenn er Smyrna hätte preis geben und ganz Thrazien hätte im Stich lassen wollen, man wäre ihm gewiß mit Kußhand entgegengekommen. Aber für solche Halbheiten war er nicht zu haben, wohl in der Erkenntnis, daß nur aus der ganzen Tat eines ganzen Mannes eine Wiedergeburt seines schmählich genug behandelten Volkes hervorgehen könne. Und so hat er sich durch keinen Waffenerfolg der Griechen, die auch ohne Venizelos auf ihre Großmachtpolitik nicht verzichten wollten, entmutigen lassen. Einen Augenblick 'schien es, als müßte er sein großes Ziel Preisgaben. Er hat es nicht getan, sondern was ein Kampfjahr ihm schuldig blieb, das hat er dem nächsten Vorbehalten. Jetzt hat er endlich m wenigen wuchtigen Schlägen die griechische Armee zu sammengehauen und steht unmittelbar vor der Erfüllung seines Traumes: den türkischen Boden bis an das Ägäische Meer hin von den fremden Eroberern zu säubern. Für den 20. September hatte Lloyd George eine neue Orient- konferenz vorbereitet, von deren Weisheit der türkische Oberbefehlshaber die Entscheidung über das Schicksal sei nes Landes entgegennehmen sollte. Er hak es vorgezogen, diese Entscheidung nicht abzuwarten und den Herren zu zeigen, welche Lösung der Orientfrage e r für angemessen hält. Fragt sich nur, ob diese Lösung nun auch von d?r Genueser Konferenz als das — vorläufig — letzte Wort in dieser Frage anerkannt wenden wird. Der Jubel, den die neuen Türkensiege in Frankreich, und die gar nicht verborgene Mißstimmung, die sie in Eng land wachgerufen haben, sind kein gutes Vorzeichen für den Verlauf der neuen Konferenz. England muß hier wieder einmal sehen, wohin es mit seiner Politik des Gehen- und Geschehenlassens auf die Dauer gekommen ist. Lloyd George liebt es nur zu sehr, notwendigen Entschei dungen aus dem Wege zu gehen, während die Franzosen es recht gut verstehen, mit der diplomatischen Glätte, die sie nach außen hin zeigen, eine Energie des Handelns hinter den Kulissen der großen Weltbühne zu verbinden, deren Früchte ihnen dann noch immer zur rechten Zeit in den Schoß fallen. Kemal Pascha hat gewiß nicht um der schönen Augen der Franzosen willen die Waffen geführt, und er wird sie gewiß nicht eher niederlegen, als bis die Sicherheit der Türkei, so wie e r sie auffaßt, ihm aus reichend verbürgt erscheint. Aber jedenfalls haben die Franzosen in dem orientalischen Spiel jetzt wieder eine Trumpfkarte zur Verfügung, während England einstweilen nur auf seine papierenen „Rechte* pochen kann, die es für unverletzlich erklärt. Die Italiener bemühen sich in ihrer Art, zwischen Gegensätzen zu vermitteln, vie unüberbrück bar sind, und vielleicht wird man in Genua abermals ver suchen zu Überpflastern, was doch nun einmal mit bloßen diplomatischen Mitteln nicht in Ordnung zu bringen ist. Die Türken haben, komme, was auch kommen will, der Welt wieder einmal ein Beispiel dafür gegeben, was unbeugsamer Wille, was Vaterlandsliebe bis in dem Tod auch gegen eine Welt von Feinden zu leisten vermag. * Der Schauplatz der Kämpfe. Nach zwei Richtungen hat sich der Vorstoß der Türken vom Osten her bewegt, nach Norden an die Küste des Mar- marameeres, wo die Stadt Brussa den Hauptstützpunkt der Griechen bildete. Der Fall dieser Stadt wird in neueren griechischen Meldungen allerdings bestritten. Der Haupt stoß richtete sich geradenwegs nach Westen auf Smyrna, während ein Teil des Griechenheeres noch weiter südlich eingeschlossen wurde. Die geographische Lage des Kampf feldes zeigt, daß den Griechen kein Ausweichen mehr bleibt, als unmittelbar vor Smyrna noch eine Entscheidungs schlacht zu suchen, oder da sie dazu offenbar nickt mehr imstande sind, die Trümmer ihrer Armee schleunigst einzu schiffen und in die Heimat zurückzuführen. Smyrna vor dem Fall. Nach den letzten englischen Meldungen ist die Stadt Smyrna bereits umzingelt. Die türkische Kavallerie hatte die Höhen der Umgebung besetzt und die Fufanterie war ini Anmarsch. Türkische Flugzeuge warfen über der Stadt Proklamationen für die Bevölkerung ab. Er herrsche der Eindruck, daß der Fall der Stadt nur eine Frage von Stunden sei. Der Vormarsch der Türken dauert an. Türkische Kavallerieabteilungen sind in « ergama (Pergamon) eingerückt. Die griechische Armee, die ursprünglich 200 000 Mann zählte, hat die Hälfte ihres Effektivbestandes verloren. Ihre Trümmer ziehen sich vor der osmanischen Reiterei in Un ordnung zurück. 910 Geschütze, 1200 Lastautos, 200 Autos, 5000 Maschinengewehre, 450 Waggons Munition und über 40 000 Gewehre fielen den Türken als Beute zu. Kemals Friedcnsbedingungen. Die Negierung von Angora wird folgende Wassenstill- standsbedingungen stellen: 1. Räumung Thraziens, 2. so fortige Räumung Konstantinopels. Vor der Erfüllung dieser Forderungen ist Mustapha Kemal Pascha gegen wärtig nicht geneigt, einen Waffenstillstand abzuschließen. Betreffs Konstantinopels wird es aber große Schwierig keiten geben, denn die Engländer erklären, daß die Türken nicht wieder zu Herren der Meerengen gemacht werden dürften. Regierungswechsel in Athen und Konstantinopel? Die griechische Regierung ist zurückgetreten. Kaloge- ropulus hat die Bildung der neuen Regierung übernom men. Aus Konstantinopel liegen Meldungen vor, daß Sultan Mohammed VI. zugunsten des Thronfolgers Medschid Effendi abdanken wolle, der gute Beziehungen zu Kemal Pascha hat. Auf neuen Wegen? kV o n unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 9. September. Die Berliner Beratungen mit den Belgiern und die Nachwirkungen des Stinnesabkommens sind zwei Faktoren in unserer Gesamtpolitik, die eine sehr beachtliche Rückwir kung auf die allgemeine Lage ausüben. Um das wichtigste kurz zusammengefaßt im voraus zu sagen, begegnet man jetzt in Berliner politischen Kreisen der Auffassung, daß wir nunmehr aus dem Stadium der „provisorischen Lö sungen" und der Behandlung von Einzelfragen anscheinend mit großen Schritten einer Gesamtregelung des Reparationsproblems entgegengehen und daß damit die Hoffnung verbunden ist, die internationale Atmosphäre überhaupt zu beruhigen und zu entgiften. Die Verhandlungen mit Belgien werden in diesem Sinne ganz überwiegend nur als Vorbereitung für die kommende große Konferenz angesprochen, und gerade des halb mißt man ihnen erhöhte Bedeutung bei, weil sie ge wissermaßen ein Vorzeichen für die weitere polifische Ent wicklung sein können. Besonders von englischer Seite ist schon beim Beginn dieser Berliner Besprechungen energisch darauf gedrängt worden, über das Sonderproblem der Garantiefrage hinaus die ganze Reparationsangelegenheit in die Debatte zu ziehen. Das ist geschehen, und man er wartet von einem günstigen Ergebnis der deutsch-belgischen Konferenz eine Rückwirkung auf die weitere Behandlung der umfassenderen Aufgaben. In ähnlichem Sinne wirkt auch der Stinnesvertrag ausgleichend und beruhigend zwischen den Völkern. Die Franzosen sind schon vor einigen Monaten an Herrn Stinnes herangetreten und haben ihn zu dem Vertrags abschluß über die Materiallieferung für den Wiederaufbau ausgefordert. Sie legten ausdrücklich Gewicht darauf, einen Privatvertrag zu schließen, da die Verhandlungen mit der Regierung keinen greifbaren Erfolg gezeitigt hatten, trotz des Wiesbadener Abkommens, übrigens wollen sowohl Stinnes wie Baron Lubersac von den ver einbarten 6 Prozent Provision keinerlei Nutzen ziehen, son dern diese Summen der allgemeinen Wohlfahrtspflege zu wenden. Die politische Bedeutung des Stinnesvertrages liegt darin, daß Stinnes als Vorbedingung eine Änderung in den von Paris aus gegen uns beliebten Methoden gefor dert und zugesagt erhalten hat. Der erste Erfolg davon ist die Wendung in der „Retorsionspolitik" im Elsaß, die, wie jetzt bekannt wird, unmittelbar auf den Abschluß dieses Vertrages zurückzuführen ist. Man erwartet auch in bezug auf die Nheinlandpolitik und die Reparationspolitik der Franzosen weitere für uns günstige Wirkungen. Verfehlt wäre es dagegen, anzunehmen, daß diese „neuen Wege" der internationalen Politik, die einer Ver ständigung zustreben, nun etwa eine Wendung der deutschen Außenpolitik im Sinne einer deutsch-französischen „Konti nentalpolitik" mit einer Spitze gegen England bedeuten könnten. Gerade England hat uns so oft geraten, eine direkte Verständigung mit Paris zu suchen, sodaß jeder der artige Verdacht vollkommen gegenstandslos bleibt. Man glaubt aber zu der'Hoffnung berechtigt zu sein, daß sowohl die deutsch - belgischen wie die deutsch - franröLlcken Ab-