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MdmfferTageblaü Aernsprecher Wil-onrff 7k. 6 Ävä)enölQ^ fÜk 26lI^-sUff UNd !1MgegM- Postscheckkonto Vre-Vea 2640 Oirses Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», de» Amtsgericht» r» Wilsdruff, de» Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und de« Finanzamt» Nossen. V«»«g«r «» Sem»»»' «»ttz»» Asch««»« t« WUidnch. «««mtwortNcher Schriftleiter: Her»««» LSsst«, für de« Inserat «»teil: »,1h«r Asch««»», »et»« t» MN,dr«G> Dienstag de» 3. Oktober 1922. Nr, 231 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Infolge Uebernahme der Kriminalpolizei auf den Staat geht die Erledigung der kriminalpobzeilichen Geschäfte für den hiesigen Sradtbereich vom I. Oktober d. I. ab auf den Gendarmerieposten Wilsdruff über. Die Diensträume befinden sich in den Wohnungen der Gendarrneriehauptwacht- meister Benath, Töpfergasfe Nr. 244 und Zimmer, Löbtauer Straße 2988. Hinsichtlich der Ausübung der Ordnungs- und Verwaltungspolizei verbleibt es bei dem bisherigen RechtSzustande. Wilsdruff, am 30. September 1922. so Der Stadtrat. Donnerstag den 5. Oktober 1922, abends 7 Uhr öffentl. Sitzung der Stadtverordneten. Wilsdruff, am 2. Oktober 1922. Der Stadtverordnetenvorsteher. Seefisch-Verkauf. Der Seefisch-Verkauf soll erstmalig am 4. Oktober dieses JahreS im Grün» Warengeschäft von Humpisch statifinden und zwar: die Besteller mit Anfangsbuchstaben bis H von 8 bis 9 Uhr l . K . 9 , 10 „ ' „ . „ , 8 „ 2 . 10 . II . Wilsdruff, am 30. September 1922. ri Der Stadtrat. nimmnMMttMuiWiiiWimmiiimnM Vir Mm WM. ZSMi! ff; mmiltsg; 10 Ihr achugM. »kIIIMINNIUMIINtIM!NMINMI!IIIIIIII»NI!Il!!>IIIIIIIIIIIIIIIIII!II!IUI»IIttIIIMNM»»II»IttI»»IttIIIIIIII!,IIII,IM»III„IN,M»NIMaiNIIIIINN» Meine Zeitung für eilige Lesern * Der Reichskanzler hat ausländischen Pressevertretern eine Unterredung über die Schuldfrage am Kriege gewährt. * Die VölkerbundSversammlung in Genf hat ihre diesjährige Tagung geschloffen. * In London befürchtet man, daß der Ausbruch der englisch türkischen Feindseligkeiten am Marmarameer unvermeidlich ist. * Kemal Pascha forderte von den Alliierten die sofortige Herausgabe Konstantinopels und WestthrazienS. * Die Türken haben die neutral« Zone fast vollständig besetzt. Ihre Truppenzusammenziehungen dauern an. Wer andern eine Grobe gräbt... Fast sieht es so aus, als sollte Deutschland in seiner Kriegsschuldenbedrängnis Hilfe von einer Seite her er halten, von der sie zu allerletzt zu erwarten gewesen wäre. Für die Nachfolgestaaten der Donaumonarchie, die sich im Laufe der Zeit als sogenannte »Kleine Entente" aus dem Völkergemisch der Nachkriegszeit zu irgend einem festeren Bund herauszukristallisieren suchten, ist die Flitterwochen zeit der ersten staatlichen Daseinsfreude längst verflogen. Wohl haben die Großmächte bei ihrer Anerkennung und Ausstattung alles für sie getan, was nach dem Zusammen bruch der alten Mittelmächte nur möglich war. Aber schließlich sollten sie ihre Existenzberechtigung und Eristenz- fähigkeit doch selbst nachweisen. Die Herrschaften in der Tschechoslowakei, in Jugoslawien wie in Rumänien mach ten sich über die Sicherung ihrer staatlichen Existenz zu nächst Wohl nicht allzu viel Kopfzerbrechen, denn wenn England und Frankreich von der Hörigkeit Deutschlands dauernd zu profitieren gedachten, so mußte, wenn es mit rechten Dingen zuging, auch die Kleine Entente aus dem Versailler Frieden für sich dauernd Nutzen ziehen können. Es ist, wie man weiß, anders gekommen, schon für England, geschweige denn für die kleinen Nachfolge staaten des ehemaligen Habsburger Reiches. Ihre natio nale Selbständigkeit steht im Grunde genommen auf dem Papier, politisch haben sie sich bisher aus dem britisch französischen Fahrwasser vergebens freizumachen versucht. Wirtschaftlich sind und bleiben sie zu noch engerer Zusam mengehörigkeit mit der gesamten europäischen Ökonomie verurteilt. Eine Erkenntnis, der sich die maßgebenden Herren dieser neugebackenen Staaten je länger desto weni ger verschließen können. Auch sie werden von Sorgen um die Aufrechterhaltung einer geordneten Staatswirtschaft erdrückt und suchen unausgesetzt nach Mitteln und Wegen, die auf ihnen ruhenden Lasten herabzumildern, und so haben sie, als sie wieder einmal in Prag zu gemein samer Beratschlagung versammelt waren, entdeckt, daß das immer noch nicht gelöste Reparationsproblem auch für die Kleine Entente eine Frage auf Leben und Tod bedeute. Ihren Gliedern sind bekanntlich von den Westmächten be stimmte Befreiungs- und Ablöfungslasten auferlegt wor den, die ihnen als früheren Bestandteilen d-r österreichi schen Monarchie selbstverständlich auch von Rechts wegen zukommen. In Prag ist man nun plötzlich dahinterge kommen, diese Summen als Reparationslasten zu bezeich nen, und man findet, daß sie infolge ihrer Schwere die neuen Staaten ebenso wirtschaftlich zugrunde richten müßten wie Deutschland. Ob Deutschland nun wirk lich zugrunde geht oder nicht, bekümmert die Herren ge wiß nur wenig, wohl aber wünschen sie, von den Alliierten noch im Laufe dieses Jahres von den von ihnen angenom menen Leistungen befreit zu werden, zu welchem Zweck sie den europäischen Großmächten Vorschlägen, daß sie gegen seitig ihre Kriegsforderungen untereinander streichen mögen. Dadurch werde, nach ihrer Meinung, die deutsche Neparationslast um einige Milliarden ermäßigt werden, so daß das ganze Problem seine Schärfe verliere. Kein Staat könne heute die ihm auferlegten Reparationslasten noch tragen, und so sei eine allgemeine Revision nicht länger zu umgehen. Da Amerika sich zu einem wirksamen Eingreifen in die europäische Wirtschastskatastrophe nicht entschließen kann, müßten die Alliierten sich endlich zu eigenen Entschließungen aufrasfm, so wie bisher könne es nicht weitergehen. uns Deutschen mutz es zu bitterer Genugtuung ge reichen, daß nun plötzlich auch aus einer ganz anderen europäischen Ecke her so bewegliche Reparationsklagen er- tönen. Die deutsche Regierung hat man in Paris und London, in Cannes und in Genua jammern und stöhnen lassen, daß es Steine hätte erweichen können, und doch eben erst ein kurzfristiges Moratorium zugestanden, ohne dem eigentlichen Grunde des Übels, der Reparationsfrage als solcher auch nur im mindesten zu Leibe zu gehen. Wenn jetzt von Prag und von Belgrad, von Bukarest und von Warschau her um eine grundlegende Neuregelung des Reparationsproblems gebeten wird, so werden diese Vor stellungen vielleicht weniger taube Ohren finden. Schon bat man sich dazu erweichen lassen, eine generelle Erörte rung der Kriegsschuldenfragen vor dem Völkerbund grund sätzlich zuzugestehen; der erste Schritt dieser Art wird wohl doch über kurz oder lang weitere Schritte nach sich ziehen — selbst auf die Gefahr hstr, daß damit auch für Deutsch- land endlich eine bessere Zeit anbrechen sollte. Der Kanzler gegen -Le Gchuldlüge. Eine neue deutsche Artenveröffentlichung. Der Reichskanzler Dr. Wirth hat einer Anzahl Ver tretern von ausländischen Müttern in einer Unterredung über die Schuldfrage u. a. folgendes erklärt: Sie wissen, daß sich in vielen Ländern die Stimmen mehren, die das Problem, wie es zu der furchtbaren Katastrophe des Welt krieges kommen konnte, für ungelöst erklären, und die ver suchen wollen, dem Problem auf den Grund zu gehen, weil sie nicht sich mit der Ansicht bescheiden können, daß ein so maßloses Unglück nur durch die Schuld eines ein zigen der zahlreichen Bettoffenen heraufbeschworen sein kann. Das deutsche Ehrgefühl muß sich gegen eine solche Behauptung sträuben und nur, wenn die Wur zeln der Katastrophe von 1914 restlos ausgedeckt werden» läßt sich ihre Wiederholung für alle Zeiten verhindern. Der Kanzler wies dann darauf hin, daß von deutscher Seite gleich nach dem Friedensschluß damit begonnen wurde, die Dokumente aus den Tagen vor Kriegsausbruch zu veröffentlichen, um in jene Vorgänge Licht hineinzu bringen. Er wies dabei besonders auf eine soeben von dem früheren deutschen Gesandten Freiherrn von Rom- berg herausgegebene Sammlung diplomatischer Doku mente über die Fälschungen des russischen Orangebuches hin. Dieses enthält den vollständigen Telegrammwechsel zwischen der russischen Botschaft in Paris und dem russi schen auswärtigen Amt in Petersburg während der soge nannten „schwarzen Woche' Ende Juli 1914. Aus der Nombergschen Sammlung ergibt sich, daß in dem russischen Orangcbuch vieles weggelassen und entstellt wurde, um von vornherein einen für Deutschland ungün stigen falschen Eindruck zu erwecken. So enthält z. B. eine Depesche des russischen Geschäftsträgers in Paris vom 24. Juli 1914 in ihrer ursprünglichen Fassung einen Satz, der in der russischen Veröffentlichung weggelassen wurde. Dieser lautet: „Deutschland wünscht Heitz die Lokalisierung des Konfliktes, da die Einmischung einer anderen Macht aus Grund der bestehenden Verträge unberechen bare Folgen nach sich ziehen müsste." Der Kanzler sagte hierzu, man habe also auch aufder Gegenseite genau gewußt, daß Deutschland die Entfesselung des Weltkrieges nichtwollte. Ferner sind in der russischen Veröffentlichung die deutschen Ver mittlungsversuche in Paris entstellt und teils so gar unterdrückt worden Der Kanzler schloß mit den Worten: „Es ist eine loh nende Aufgabe für die Forscher unserer Zeit, alles an das Licht des Tages zu ziehen, was für die Lösung der Schuldfrage Neues vorliegt. Die Wissenschaft leistet damit der ganzen Menschheit einen Dienst, wenn sie mithilft in dem Kampfe um die Wabrheit über das tragische Schicksal der Völker von 1914.' Ein englisch-türkischer Krieg? Äusserst gespannte Lage am Maramarameer. Durch den Vormarsch der Türken nach der neutralen Zone am Marmarameer und den Widerstand, den Kemal Pascha den englischen Rückzugsforderungen leistet, ist eine Situation herbeigeführt worden, die in London den stärksten Pessimismus hervorgerufen hat, fo daß man den Ausbruch offener Feindseligkeiten zwischen den Türken und den Engländern fast für unvermeidlich hält. Kemal Pascha hat zwar beschlossen, mit den Alliierten in der nächsten Woche zu einer Vorkonferenz zusammenzu treffen, um die Wafsenftillstandsbedingun- aen zu erörtern, aber die Reaieruna von Anaora bat daran die Bedingung geknüpft, daß Konstantino pel und Westthrazienihr sofort übergeben wer den müssen. Kemal Pascha hat Wetter erklärt, seine Trup pen hätten strengen Befehl, nicht weiter vorzurücken, und er wolle keinerlei Zwischenfälle herbeiführen. Auch werde er die erste Gelegenheit ergreifen, um eine Zusammenkunft mit General Harrington zu haben. Dennoch hat man in London den Eindruck, daß England es wirklich aus einen Krieg mit der Türkei ankommen lassen wird. Die englische Regierung hat ihren Vertre tern in der Türkei mitgeteilt, daß sie die volle Billigung der Regierung hätten, wenn sie die unverzügliche Räu mung der neutralen Zone durch die Kemalisten verlangten. Die Form dieser Mitteilung an Kemal wurde Harrington überlassen. Der „Matin" nennt diese Aufforderung ein Ultimatum. Die türkischen Nationalisten haben jetzt ihre Besetzung der neutralen Zone am Süduser der Dardanellen völlig durchgeführt. Die gesamte Gegend mit Ausnahme von Tschanak ist besetzt. Das türkische Heer wird auf 60 000 bis 7V 000 Mann ohne die Irregulären geschätzt. I m Falle eines Krieges soll das englische Parlament einbcrufen