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lütigung aller Bolkskreise führen und damit der Ber fa s s u n g des Reiches die Grundlagen entziehen. Angesichts dieser Gefahren rufen die bevollmächtigten Vertreter der deutschen Zeitungsverlegerschaft, besonders auch die den Regierungsparteien nahestehenden Zeitungen Regierungen und Parlamente zu beschleu nigter Abhilfe auf. -i- Gegen die langfristigen Zeitungsbestellungen. Der Reichstagsabgeordnete Dr. Stresemann hat an den Reichspoftminister eine Eingabe gerichtet, worin er im In teresse des Zeitnngsgewerbes die Forderung aufstellt, daß die Reichspostverwaltung mit sofortiger Wirkung die Bestimmung aufheben möge, wonach der Postbezug der Zeitungen aus ein ganzes Vierteljahr im voraus, und zwar 34 Tage vor Beginn des Vierteljahres, sestgelegt werden muß. Es sei für die Zeitungsverleger eine Unmöglichkeit, die Preise für den Bezug der Zeitungen im voraus für einen Zeit raum von vier Monaten festzulegen und sich auf die freiwillige Nachzahlung der Postbezieher zu verlassen. Angesichts der Notlage der Presse sei eine entsprechende beschleunigte Ver» fügung der Reichspostverwaltung unbedingt notwendia. Politische Rundschau. DeltMes Reick. Erhöhung der Beamtengehälter um 30 Prozent. Die mit den Spitzenorganisationen der Beamten, An gestellten und Arbeiter im Reichsfinanzministerinm ge führten Verhandlungen über die Erhöhung der Bezüge führten zu einem Einvernehmen dahin, daß vom 1. Sep tember ab eine Erhöhung der Gcsamtbezüge gegenüber den Augustbezügen um rund 30 Prozent eintritt. Das Reichskabinett und der Reichsrat haben bereits ihre Zustim mung erteilt. Zur Festsetzung der Lohnsätze für die Ar beiter in den Reichsbetrieben und der Neichsverwaltung werden die Verhandlungen im Reichsfinanzministerium kortgesetzt. Der mitteldeutsche Handwerkertag hat in Weimar unter sehr starker Beteiligung stattgefunden. Der Vertreter der deutschen Handwerks- und Gewerbekam- mer Hannover sprach sehr eingehend über das Handwerk im deutschen Staat, Wirtschaft und Recht. Dabei griff er die bestehende Regierungsmethode aufs schärfste an und for derte den Berufsstand an Stelle der jetzt bevorzugten Sozialpolitik. Zwei Vertreter der Regierung lehnten diese Vorwürfe ab und teilten mit, daß das Handwerker gesetz im Reichswirtschaftsrat zur Beratung vorläge und demnächst dem Reichstag zur Beschlußfassung zugehen würde. Schweiz. X Die dritte Völkerbundstagung wählte den Vertreter von Chile, Edwards, zum Präsidenten. Es wurden mehrere Kommissionen für die verschiedenen Arbeitsgebiete gebildet. — Der Völkerbundsrat bestätigte für ein neues Jahr das Mandat des saarländischen Mitgliedes der Regierungskommission des Saargebietes, Dr. Hec tor, trotz der gewaltigen Protestkundgebungen, die sich im ganzen Saargebiet gegen Hector erhoben haben. Nus In- und Auslanö. Berlin. Der Verkehrsbeirat hat sich nicht dazu entschließen können, die Postgebührenerhöhung auf der Basts von 10 Mark für einen Fernbrief gutzuheißen. Vielmehr hielt man eine Verdoppelung der Tarife für das höchste, was zu lässig wäre. Die Verhandlungen werden sortgeführt. Berlin. Fritjof Nansen ist hier eingetroffen und vom Reichskanzler empfangen worden. Wie verlautet, hängt dieser Empfang mit der geplanten neuen Aktion Nansens zu gunsten der Russen zusammen. Berlin. Die Einigungsverhandlungen zwischen S.P.D. und U.S.P. schreiten weiter wrt. Mit der Beratung einiger, speziell organiiatorffcher Fragen wird sich eine engere Kommission, der Mitglieder-beider Parteivorstände angehören, beschäftigen. Paris. Wie »Malin" aus Brüssel meldet, sollen von der französischen und der belgischen Regierung Schritte unternom men worden sein, die große internationale Kon ferenz nach Brüssel einzuberusen. Die Konferenz soll im Dezember stattfinden. Der Reichspräsident in Kis!. Deutschlands Kulturaufgabe. Kiel, 5. September. Der Reichspräsident, der zum Besuch der dritten Kieler Herbstwoche für Kunst und Wissenschaft und zur Eröffnung des Instituts für Weltwirtschaft und Seeverkehr gestern hier eintraf, wurde im Nathause vom Oberbürgermeister Diestel begrüßt. Der Oberbürgermeister bezeichnete die Stadt als eine Völkerbrücke nach dem Norden. Er ging dann auf die Schwierigkeiten der Stadt über, die durch den Krieg die Quelle ihres Lebens, die Marine, fast ganz ver loren habe und nun neue Lebensquellen gewinnen müsse. Auch der Oberpräsiventder Provinz Schleswig-Hol stein gedachte der Umstellung der Stadt aus einer Werkstatt für den Frieden in eine Werkstatt des Friedens. Diese Umstellung, Lie in so kurzer Zeit erfolgt sei, sei ein glän zendes Zeugnis für Deutschlands Kraft und Schaffens freude. Der Oberpräsident gedachte dann noch der Ge fahr der großdänischen Propaganda, die da nach trachte, das ganze ehemalige Herzogtum Schleswig- Holstein Dänemark einzuverleiben. Im Bewußtsein dieser Gefahr sei man in Kiel an der Arbeit zur Abwehr. In seiner Erwiderung sagte der Reichspräsident Ebert: „Sie sind mit kluger Hingabe bestrebt, auch aus dem reichen Schatze unserer Kultur Steine zum deutschen Aufbau zusam menzutragen und aus den Wirren der Zeit alle Schichten der Bevölkerung zu diesem dem ganzen Volke gemeinsamen geistigen Besitz hinzuführen. Diesem schönen Gedanken dient die Kieler Herbstwoche für Kunst und Wissenschaft; Sie haben Ihre künst lerischen und theatralischen Darbietungen diesmal vorwiegend in den Dienst der Romantik gestellt und damit unserer Zeit der Maschinen, der äußerlichen Leistung, des materiellen Lebens und einer harten Wirklichkeit die Kunst eines Zeitalters der zarten Innerlichkeit, des subjektiven Gemütes und der schwärmerischen Phantasie gegenübergestellt. Ein starker Ge gensatz und doch so berechtigt: Wir bedürfen gerade heute nach der harten Arbeit des Tages der ruhigen Stimmung des Abends, des Sichselb st b «sinnens, des Innenlebens; wir müssen uns gerade in der Not der Zeit mehr auf das Gemüt und auf das reiche Heben unserer Kunst, aus die uner meßlichen Schätze unserer Kultur besinnen." Im Lause des Nachmittags besichtigte der Reichs präsident die Hafen- und Industrieanlagen der Stadt Kiel. Im Laufe der Nacht begab er sich dann mit dem Reichsminister an Bord des Kreuzers „Braunschweig" zur Teilnahme an den Marineübungen in der Nordsee. Amundsens Mrdpolflug. Von Point Barrow nach Spitzbergen. Dieser Tage wurde berichtet, daß in Nome (Alaska) »in drahtloses Telegramm eingelaufen fei, in dem mitge ieilt wird, daß Amundsen mit einem Flieger und einem Filmoperateur sich bei Wainwright, 100 englische Meilen südwestlich von Point Barrow, sich befinde und von hier aus seinen Flug zum Nordpol beginnen wolle. Point Barrow ist der nördlichste Punkt Alaskas, und die Verbindungslinie von dort nach Spitzbergen, wohin der Kurs genommen werden soll, führt fast geradlinig über den Nordpol hinweg, ist also gleichzeitig die kürzeste Ver bindung. Die zu durchfliegende Strecke ist rund 4300 Kilo meter lang und führt mitten durch das östliche Polarmeer, dessen Charakter bisher noch völlig unerforscht ist. Wie man weiß, hat Amundsen bereits zweimal, t^mr auch ver geblich. versucht mit keinem Schiff -Maud" eine Trist Ave Maria. Roman von Felix Neumann. „Sie — Herr Grebenstein?" Die gute Frau faltete die Hände. „Du lieber Gott, Sie sehen ja selber aus wie der Tod! — Sind Sieckrank?" „Nein — nein! Nur — nur angegriffen fühle ich mich. Wenn ich hier still sitze, dann geht es schon. Sie müssen morgen früh raus, legen Sie sich nur hin." Und Frau Gruber ging. Walter saß und wachte. Als es auf Mitternacht ging, sing Farmer an, unruhig zu werden, und der Maler suhr aus seinem dumpsen Brüten empor. Die kleine Nachtkerze auf dem Tisch chen slackerte im Luftzug, der durch das Fenster hereinströmte. Ihr spärliches Licht malte lange Schatten an die getünchten Wände. Die roten, mageren Hände des Kranken, aus denen die Adern dick hervortraten, fuschelten unruhig auf der Bettdecke hin und her. Unverständliche Laute kamen aus dem Munde„ und Walter mutzte sich bemühen, den Meister im Bette fest zuhalten, da er Anstalten machte, aufzustehen. Die Temperatur nahm zu, die kühlenden Umschläge fingen an, ihre Wirkung zu versagen. Und dann kamen die Phantasien, in denen der Name „Maria" immer wiederkehrte. „Arme Maria— arme Maria!" Die Hände ballten sich und griffen in die Lust. „Nein — nein — er darf dir nichts tun, ich — ich be schütze dich! Maria!" § Walter war, als ob er durch alle Fegefeuer ginge. Da ritz Jean Farnier die Augen auf und stierte Walter an. „Wer bist du — was willst du hier? He?" Und die Finger krallten sich in des Malers Schultern. Ganz dicht zog der Geiger Walter an sich und die Klar heit kurzen Erkennens dämmerte. „Hinaus, hinaus!" schrie er, „du hast sie auf dem Ge wissen, du hast dein Madonnenbild geschändet, hinaus!" Der Fiebernde wollte aufspringen, Walter hielt ihn unter Aufbietung aller Kräfte zurück. So ging es eine ganze Weile, bis sich der Kranke zu be ruhigen anfing. Walter sank erschöpft auf seinen Stuhl. Von St. Ursula zitterte lang und feierlich ein Schlag durch die nächtliche Stille. Er glaubte, daß eine Ewigkeit verronnen sei, seitdem er mit Farnier rang, und es war erst ein Uhr. Noch lag eine ganze, endlose Nacht vor ihm. Das Nachtlämpchen brannte trübe. Jean Farnier war eingeschlafen, die Atemzüge gingen ruhiger. Nun wußte Walter, daß der Freund am Nachmittag auf gestanden war, um Maria zu suchen. Er erwog den Gedanken, sein Werk zu zerstören, aber er lies; ihn wieder fallen. — Sollte er sich bei Tagesgrauen davon schleichen und den Weg gehen, von dem es keine Wieder kehr gibt? " Er schüttelte das Haupt. Je mehr Zeit verrann, je klarer vor seinen Augen die Er eignisse standen, um so fester wurde er in seinem Entschlusse, allem die Stirn zu bieten, was auch kommen mochte. Eine fast wilde Entschlossenheit stieg in ihm auf. Wo Schuld ist, da kann nur Sühne die Heilung bringen. Wie aber sollte er büßen? Er glaubte zwar nicht, daß er Maria Wiedersehen würde, aber das entband ihn nicht von der Pflicht, sich ihrer, die ihm alles gegeben, würdig zu zeigen. Sollte sie Seele und Leib einem Schwächling, einem feigen Flüchtling geschenkt haben? Er hatte Sünde aus sich geladen, nun wollte er mit eiserner Kraft ans Reinigungswerk gehen, um seinetwillen und um ihretwillen. Was dann auch kommen möge im Wechsel der Zeiten, das Schicksal sollte ihn stark finden. Stark, wie es Maria in dem furchtbaren Augenblicke gewesen war, wo ihr die Mutter das Wort der Verachtung ins Antlitz schleuderte. Und wie er so saß und sann, da ward es allmählich stiller in ihm. Der Sturm legte sich. Langsam schälte sich aus der zerrissenen, zerschmetterten Hülle der kraftvolle Kern einer ganz neuen Weltanschauung. Er war bisher jung und stürmisch ge wesen, nun war er männlich und reif geworden, gereift unter den Gewitterschauern eines Tages und einer Nacht! — Arbeiten wollte er! Das Liebeswerk, das Maria be gann, sollte nun Früchte tragen, Früchte schwer und reis! Seine Stirn glättete sich, die Hände entkrampften sich, alle finsteren Gedanken der Selbstzerstörung sielen von ihm ab, dafür zog langsam ein schmerzlich sützer Friede bei ihm ein, Jede Stunde meines Lebens, jeder Pulsschlag meines Herzens, alles Denken und Tun darf von nun an nur noch ihr gewidmet sein. Ich gehöre nicht mehr mir, mein Leben steht im Dienste Ma rias! Leise stahl sich der matte Schimmer des neuen Tages ins Fenster herein, als Jean Farnier die Augen öffnete. Sie waren klar. Das Fieber hatte ausgetobt. Des Geigers erster Blick traf Wäller. — Der satz zurückgelehnt im Stuhle, die Augen geschlossen und eines der Tücher, mit denen er des Freundes Stirn unausgesetzt gekühlt hatte, hielt er noch in der Hand. Lange — lange betrachtete der Meister die bleichen Züge des Jünglings, der soeben eingcschlasen war. Eben und ruhig ging der Atem. Nur hin und wieder sayrr vurcy Liesen Teil des nördlichen Eismeeres zu unter nehmen und sich durch die Strömung langsam über den Pol hinweg treiben zu lassen, ähnlich wie es Nansen in den Jahren 1893 bis 1896 getan hat. Nansen war aber nustl bis zu 86 Grad 13 Min. nördlicher Breite gelangt. Die großen Schwierigkeiten, die sich Amundsen bei seinen beiden früheren Versuchen in den Weg gestellt haben, ließen in ihm den Plan reifen, den Weg durch den östlichen Teil der Arktis zum Pol statt in Jahren an Bord, binnen weniger Stunden in den Lüften zurückzulegen, um so in denkbar kürzester Frist Aufschluß über den Charakter der östlichen Arktis zu gewinnen. Die Annahme, daß dieser Teil des nördlichen Eismeeres während des größten Teiles des Jahres eine ununterbrochene Eis- und Schnee fläche bildet, kann als ziemlich sicher gelten; immerhin liegt die Möglichkeit vor, daß während des kurzen Hochsommers offene Wasserrinnen entstehen. Völlig ungeklärt aber ist noch die Frage, ob sich in diesem breitesten Teil des nörd lichen Eismeers noch Land, sei es zusammenhängenden Charakters oder in Gestalt kleinerer Inselgruppen, be findet. Daß der Nordpol im Meere liegt, ist seit Pearys Schlittenfahrt, die ihn von Nordwestgrönland zum Pol ge führt hat, erwiesen. Es wäre aber denkbar, daß sich öst lich vom Pol noch ein arktischer Archipel befindet, dessen Vorhandensein vom Flugzeug aus festgcstellt' werden könnte. Weniger wahrscheinlich ist die Existenz einer größeren zusammenhängenden Landmasse in diesem noch unerforschten Gebiet des Eismeeres. Eigentlich hatte Amundsen schon am 10. Juli den Flug über den Pol antreten wollen, also fast genau 25 Jahre nach jenem abenteuerlichen Aufstieg im Freiballon, der dem kühnen Schweden Andrä den Tod brachte. In diesem Vierteljahrhundert aber hat die Menschheit das Luftmeer erobert, und heute ist eine Durchquerung des Eismeers im Flugzeug kein tollkühnes Unternehmen mehr, wenngleich zu seinem Gelingen auch heute noch Glück gehört, das die ganze Welt dem zähen Norweger von Herzen wünscht. Amundsens ursprünglicher Plan ging dahin, vom Pol aus südwestwärts Kurs auf Grönland zu nehmen, wo Kapitän Godfred Hansen auf Kap Columbia ein für drei Männer und vierzehn Tage ausreichendes Lcbensmittel- depot angelegt hat. Amundsen hat diesen ursprünglichen Plan aber wieder fallen gelassen, weil er von Kap Colum bia aus keinerlei, Verbindung mehr mit der Außenwelt hätte, und weil er mehrere Monate brauchen würde, um von dort wieder in bewohnte Gegenden zu gelangen. Man hätte dann erst sehr spät Nachricht vom Gelingen oder Scheitern des Fluges erlangt, wogegen Amundsen aus Spitzbergen sofort drahtlose Verbindung hat und inner halb einer Woche nach Tromsöe im nördlichen Norwegen gelangen kann. Der ursprünglich aus 15 bis 18 Stunden berechnete Flug wird bei Ansteuerung Südwestspitzbergens der größeren Entfernung wegen freilich etwa zwei Stun den länger dauern. Führer des Flugzeuges ist der nor wegische Militärflieger Omdal. Das Flugzeug ist ein ganz aus Metall gebauter Eindecker, mit dem der Rekord des größten bisher erreichten ununterbrochenen Aufenthalts in der Lust — 32 Stunden — ausgestellt worden ist. M. S. Woher kommen unsere Geireidearien? Die Ergebnisse von Züchtung und Kultur. Während in normalen Zeiten unsere hauptsächlichsten Getreidearten Roggen, Weizen, Gerste und Hafer ihre fest begrenzten Verwendungsgebiete in unserer Wirtschaft hat ten, ist jetzt, wie schon in der Kriegszeit, wieder ein Not stand eingetreten, der zu einer Verwendung einzelner Arten zu sonst ungebräuchlichen Zwecken Anlaß gibt. Das legt die Frage nahe, ob denn unsere Getreidearten überhaupt so streng voneinander geschieden sind, und woher sie vor grauen Zeiten ihren Ursprung genommen haben. Zunächst erscheint es klar, daß die angebauten Gewächse von wil- den ArLenberruleiteusind. Dies ailt auch für die huschte ein schmerzliches Zucken um den Mund, der fest ge schlossen war. , Farnier grübelte nach, und je länger er Walter betrachtete, um so mehr legte sich die Welle von Zorn und Verachtung und ebbte zurück. Er ries die Zeit zurück, da er fast zwanzig Jahre jünger gewesen war. . Wenn ihm damals Maria begegnet wäre und die Versuchung hätte vor ihm die Blumenpforten ihres Wunderlandes aufgeschlossen, was hätte er damals getan? Er sand die Antwort nicht, weil er sich schämte, sie sich zu geben. Walter schlies sest. Aus seiner weißen Stirn thronte die Jugend und sprach eindringlich: Richtet nicht, denn Ihr wisset weder Zeit noch Stunde, da man über Euch zu Gerichte sitzen wird. Unter dem forschenden Blicke des Freundes wurde Walter unruhig, und als Farnier eine Bewegung machte, erwachte er. Er fuhr empor und blickte sich verwirrt im Zimmer um. Nur langsam sammelte er die Gedanken. Da flog sein Auge erschreckt über des Meisters Ansitz. Der lächelte und reichte Walter die Hand. „Ich danke dir sür deine aufopfernde Pflege. Es scheint, daß ich das Schlimmste nun hinter mir habe!" Walter wollte fragen, wie es denn gekommen sei, daß man ihn an der Tür liegend gesunden habe, aber das Wort blieb ihm im Halse stecken. Farnier durchschaute das. „Frage m i ch nicht, Walter, und ich werde d i ch nicht fragen!" Da ergriff Walter seine Hand. „Aber ich werde dir erzählen, was sich ereignete und was nun werden soll. Ich bin dir Rechenschaft schuldig, denn ich verdanke dir viel in meinem jungen, noch so ungeklärten Leben!" Und so erfuhr der Meister aus des Malers Munde das, was er noch nicht wußte. Des Geigers Augen irrten unruhig im Zimmer umher. Dann nickte er mit dem Kopfe. „Und — was — soll nun — werden, Walter?" „Wer vermag das zu sagen. Nur das eine weiß ich: Von heute an gilt mein Leben der Arbeit und — ihr!" „So möge denn aus allem Unglück Heil erstehen!" Als die ersten Sonnenstrahlen ins Zimmer fielen, ging Walter hinüber, um zu ruhen. Die Natur forderte ihr Recht. Halb ausgezogen, sank er in seiner Kammer aufs Bett und verfiel in tiefen, traumlosen Schlaf. Als der Arzt erschien, war er mit Farmers Befinden Halb wegs zufrieden. „Sie haben Glück gehabt," murrte er, „es hätte auch anders kommen können. Sie haben, anscheinend eine gute Natur." (Fortsetzung solgt.)