Volltext Seite (XML)
N. S. Grumbach. Die goldenen Fünfmarkftücke sind seit dem 1. Oktober 1900 nutzer Kurs. A. M., Grumbach. Ihr Kollege hat Recht. Die betr. Ehrendenkmünze ist tatsächlich keine Kriegsauszeichnung. Diese „Ehrendenkmünzen am schwarz-weiss-roten Bande" sind käuflich zu haben. Im übrigen wird mit solchen Auszeichnungen viel Unfug und Mißbrauch getrieben. B. S., Limbach. Die einleitenden Ausführungen zur neuen Reichsverfassung lauten: „Da^ deutsche Volk, einig in feinen Stämmen und von dem Willen beseelt, sein Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern und zu festigen, dem inneren und dem äusseren Frieden zu dienen und den gesellschaftlichen Fort schritt zu sördern, hat sich diese Verfassung gegehen." Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Monat August. Getauft: Charlotte Ruth, Tochter des Ernst Richard Trom mer, Tischler, hier. Johanna Martha, Tochter des Max Paul Hösch ler, Tischler, hier. Rose Marie Käte, Tochter des Iohannes Ernst Max Kühne, Kolonialwarenhändler, hier. Ilse, Tochter des Oswald Paul Kolske, Hilfspostschaffner, hier. Getraut: Kurt Martin Schindler, Anstreicher, hier, und Frieda Gertrud Bischoff, Haustochter, hier. Beerdigt: Elisabeth Margarete, Tochter des Alfred, Max Liebert, Holzplatzarbeiter, hier, 2 I. 8 M. 26 Tg. alt. Marie Agnes Claussnitzer geb. Andrä, Ehefrau des Heinrich August Claussnitzer, Pripatus, hier, 57 I. 1 M. 22 Tg. alt (zur Bestattung nach Grum bach überführt). Amalia Selma Rühle, Aufwärterin, hier, 49 I. 6 M. 13 Tg. alt. Robert Paul Loose, Landwirtschastsgehilfe, hier, 22 I. 4 M. 24 Tg. alt (gest. im hiesigen Bezirkskrankenhause). Jo hann Ernst Wählt, Fleischergeselle, wohnungslos, 60 I. 8 M. 19 Tg. alt (gest. im hiesigen Bezirkskrankenhause). Nossener Produktenbörse am 1. September 1922. Weizen, neu 2500-2700. Roggen, neu 1900-2100. Sommergerste 2300-2500. Wintergerste 2000—2200. Hafer, neu 2300—2500. Hafer, alt 2800. Weizenmehl, Kaiserauszug 4300. Weizenmehl, 70A 4100. Roggen mehl, 75A 3000. Roggenmehl, 85A 2800. Roggenkleie, inländ. 1700. Weizenkleie, grob 1700. Maiskörner 2600. Maisschrot 2750. Kar toffeln, neu, in Ladungen 280—300. Wiesenheu, neu 950. Press- ftroh 450—470. Gebundstroh 400—430 »E die 50 Kg. (Die Preise gelten für auf Lager genommene Waren.) — Nossener Wochenmarkt bericht vom 1. September 1922. Frische Landbutter '/--Pfund-Stück 85—90 frische Landeier Stück 7,50—8,00 Meissner Getreidepreise am 2. September 1922. Weizen 2350 bis 2550", Roggen 1850—2050", Wintergerste 1900—2100", Som mergerste 2300—2450*, Hafer, neu 2200—2400*, Raps, trocken 3000 bis 3300*, Mais 2450—2500"", Rotklee, alt 25000—30000**, Trockenschnitzel 2100"*, Wiesenhcu, fächf. 850*, Futterstroh 430 bis 450*, Streustrvh 400—430", Kleie 1750"*, Kartoffeln 270—280*. Stimmung: Matt. Die mit " bezeichneten Preise sind Erzeugerpreise, die mit ** Handelspreise. Wettermitteilungen und mehrtägige Wettervorhersage. Die allgemeine Druckverteilung hat sich gegen gestern morgen nur wenig verändert. Die grosse Depression ist wiederum etwas flacher geworden und sie wird weiterhin an Intensität verlieren. Eine im Westen lagernde Teilbildung wird jedoch auf unsere Witterung störend einwirken, so daß wir wiederum mit Trübung und Niederschlägen zu rechnen haben. Vom Ozean her rückt ein Hochdruckgebiet vor. Die an seiner Vorderseite vorhandene nördliche Luftströmung wird uns demnächst tressen und Abkühlung sowie weitere Niederschläge bringen. Die un günstige Witterung wird voraussichtlich einige Tage anhalten. o s 0 reifen NUT- an 0 Aeö. 0 K N S am 3. 7922 v 0 ZV Nur für Postbezieher! Der von uns erbetenen Nachzahlung des Bezugspreises von Mark 25.— für die Monate August und September ist von der Mehrzahl der Bezieher entsprochen worden. Alle die jenigen, welche das noch unterlassen haben, werden ge beten, die ihnen übermittelte Zählkarte zu benutzen und un? den Betrag zu übersenden. Es sind nur von uns ver legte Auslagen, die uns durch die misslichen wirtschaftlichen Verhältnisse aufgezwungen worden sind und die uns durch Zahlung der 25 wieder zurückerstattet werden. Hochachtungsvoll Verlag des „Wilsdruffer Tageblattes". Tüchtige Mmer stellt sofort ein E Hermann Burkhardt, Baugeschäft, Wilsdruff. ZMkM.ZeiMMMger oder Austrägerin für Obergrumbach zum 1. Oktober gesucht. Meldung erbittet die Geschäftsstelle dieses Blattes. M.-8.-P. .SSMtms. Dienstag abend 8 Uhr Siugestunde. Der Vorstand. Kime Anzeigt« haben im „Wilsdruffer Tageblatt", das einen weitverzweigten u. kaufkräftigen Leserkreis besitzt, »ich WMU. auf gute 1. Hypothek so fort gesucht Angebote unter 4841 an die Geschäftsstelle d. Bl. 2 SM« «wllunx^ LdL »utvruck- sacke» all. Bwr wsrcksu ^evvissevkakt uncI rrwck bei sauberer ^.ustükruux vrleäixt von der kuckäruckerei voa m Wilsärust, ^eNnerstr. 2». Metallbetten Stahlmatratzen, Kinderbetten dir. an Priv. Kat. 26 R frei. Eisenmöbelfabr Suhl,Thür Pickel! Mitesser! Kostenlos gebe ich jedem gern Auskunft über ein einfaches, oft wunderbares Mittel. Fra» M. Polo»», Han- uooer-L. 3S2, Schließfach 106 80» MM BclShüMI demjenigen, der mir das miserable Subjekt, welches mir v. mein, klein. Stückchen Feld in der Nähe desLindsn- schlößchens wiederholt Kar toffeln gestohlen hat, so an zeigt, daß es kann gericht lich bestraft werden. es«, Ernst Lösel, Grumbach. IWmchMtl sucht für sofort MeM TiMkerg. SWiedeleWo, f.Michaelis od.Ostern gesucht. Osk. Roch, Schmiedemstr., «««« Pennrich Ein jüngerer KchuiickMe 4«« sofort gesucht. LMWeMmiermslk. Steiubach, PostHelbigsdorf Amtshauptm. Meißen. Hauptsache von den Herren von Ziegler" und dem Grafen Zinzendvrf angelegt worden. Unter dem Fürsten von Schönburg hat er bedeutende Erweiterungen und Verschönerungen erfahren, namentlich stammt die äussere Ausführung in der Bau weise der italienischen Renaissance vom Fürsten Otto Viktor. Weit schöner aber als das Schloss selbst dünkt uns der Park, mit seinen Baumriesen, seinen Durch blicken, mit seinen grünen Matten und dem rebenüberkleideten Laubengang. Der Park und die grossen Obstkulturen machten Gauernitz einst zu einer weit bekannten Berühmtheit. Die sächsische Zeitschrift „Suriosü Saxonicn" schreibt 1730: „In Gavertih, welches ein Ritter-Guth, so Ihro Excel!, der verwittibten Frau Gen.-Feldzeugmeisterin Gräfin von Zinzendvrf zuständig, ist ein Lust-Garten, dessen Zierde und Nutzbarkeit höchlich zu bewundern. Er ist von ungemeiner Grösse, wohl ausgebauet, und würdig, von allen Ausländern besehen zu werden, es ist alles darinnen in der schönsten Ordnung rangieret, und ist darbey wohl nichts ver gessen worden. Die Orangerie ist sehr gross und schön, und bestehet in etlichen 100 Citronen- und Pommerantzen-Bäumen, unterschiedliche Arten, weiln solche nun nicht in einem Orte Raum haben, so sind selbige in Mey besondere Orte, da sie die schönste Sonne haben, abgetheilet, daher die Früchte sehr gross werden. Das Gewächs-Hauss ist ein grosser Saal, so im Winter durch etliche Oefen ge- heitzet wird; im Sommer aber, weiln er sehr kühle, der Hochgräffl. Herrschaft offt zum Tafel-Gemach gedienet, weil der Prospect in die gantz nahe stehende Orangerie höchst angenehm, und der Geruch von deroselben Blüthen gantz unvergleichlich. Zween Wasser-Künste sind auch in diesem Hochgräffl. Garten, deren eine das Wasser überaus hoch treibet, dass es, wie ein klarer und dünner Regen, wieder herunter fället, welches bey warmen Sommdr-Tagen die Lufft um sich herum gantz kühl und angenehm machet. Ueberdiß ist noch eine grosse und sehr künstliche Grotte zu sehen, man mag stehen, wo man will, so wird man nass gemacht, wenn man einen vexiren will, denn das Wasser kommt von oben und unten hervor, wie auch von allen Seiten. Die übrigen Früchte in diesem Garten sind in so grosser Menge, daß man nicht weiss, wo man anfangen soll, dieselben zu erzehlen. Nur am Obste Hal man Anno 1717 35 Arten Pflaumen, 21 Arten Pfirschken, 29 Arten Kirschen, 102 Arten Pirnen, 68 Arten Aepffel, 5 Arten Apricosen hier gezeiget. Derer raren und schönen Blumen, als Tulipanen, Narcissen, Nelcken (derer waren 1724 204 Arten gezehlet), Rosen u. s. f. zu schweigen." Auf Pinkowitz zu! Blühende Kirschbäume klettern in fröhlichen Reihen vor uns her, höhenwärts. Klingendes Lerchenlied schwebt über dem Blütenmeer. Wer sich hier sattsehen, wer solches Wunder beschreiben könnte! Wie scharf und kräftig hebt sich das schwarze Astwerk aus der schneeigen Krone! Und wie weit vermag der Blick am Stamm vorbei hinaus ins Land zu eilen, bis hinüber zu den blauen Bergen der Lausitzer Lande. Unten im Tale zieht der Strom unter dem Gitterwerk der Brücke und spült die Ufer der stillen Insel. Ist sie nicht schön, unsere Heimat, reich, ja überreich! Vor uns im Wiesengrunde sonnt sich die Pinkowitz-Mühle. Auf Weg und Stegen quillt's zu ihr heran im schicksten Kleid, im knappsten Stöckelschuh. Abge rissene Worte, Sätze, die wir im Vorübergehen auffangen: Kleiderpreise, Kino besuch. Ausgerechnet unter diesen Blütenbäumen, die nur einen Lenz im Jahre haben. Wahrlich, man möchte die Worte des Naustadter Pfarrers wiederholen, " Die Familie Fiegler stammte aus dem Harz und war durch glückliche Funde in Schaffenberg und Freiberg reich geworden. Meine beiden Begleiterinnen wissen nichts um die Geschichte und Bedeutung dieses Denkmals, doch im Augenblick sind sie gepackt von dessen Ausdruck. Aus streng und derb profiliertem Sockel steht ein Sarkophag. Ein Tuch mit reicher In schrift verhüllt ihn fast gänzlich, geschmückt mit 9 Ahnenwappen. Auf ihm ruht, auf einem mit reichem Blumenschmuck versehenen Polster mit aufgerichtetem Ober körper der sterbende Alexander v. Miltitz mit Allongeperücke und in reichem, fliessendem, sehr fein gefaltetem Gewand, dessen Saum eine Zierkante schmückt. Der Kopf, bedeutend und gross, mit kühner Nase, ist im Begriff zurückzusinken, während die fein gegliederte nervöse linke Hand vor die Brust greift. Die rechte, wundervoll durchgearbeitete und von meinen Begleiterinnen zuerst geschaute Hand hat der Sterbende in die Hand einer allegorischen weiblichen Gestalt gelegt. Sie mag den Glauben oder die Religion darstellen. Sie stützt und hebt den Todkranken, richtet ihn leiblich und seelisch auf und weist ihn auf die Erscheinung, die sich oben auf tut. Zu Füssen des Sterbenden kniet halb schwebend die trauernde Gerechtigkeit, die sich den Formen des' Sarkophags anschmiegt. Der brechende Blick und die Handbewegung des Sterbenden, die ganze Haltung des Glaubens weisen auf die Herrlichkeit des Himmels hin, der sich dem Scheidenden öffnet. Ein reich be kleideter Engel schwebt herab und bietet dem Vollendeten den Lorbeerkranz. Diese Vision spielt sich vor einem prachtvoll fallenden, reich gestickten Baldachinvorhang ab. Drei Wappen, das der Miltitz, Ponickau und Künsperg, die sich auf dem flachen Postament hinter dem Sterbenden erheben, füllen die Leere zwischen dem Schauenden und dem von ihm Geschautxn. Dieses Denkmalst die beglückte Vision eines Sterbenden und halb schon Ver klärten von der ihm sich öffnenden himmlischen Seligkeit, ist geschaffen von dem größten europäischen Porzellankünstler, von Joh. Joachim Kändler, und bedeutet das künstlerisch wertvollste unter seinen Werken der Großplastik. Es ist in Sand stein überaus sorgfältig ausgeführt, 2,30 Meter breit, 4,50 Meter hoch und ist er richtet dem 1738 gestorbenen Kammerherrn A. -v. Miltitz, „ältesten und vorsitzenden würcklichen Geheimden Raths Kurf. Friedrich August II." Dieser A. v. Miltitz hatte 1693 „aus starker Zuneigung zum Landleben als der geruhigsten und un schuldigsten Lebensart" das Stammgut Scharfenberg übernommen, nachdem ihn das Leben viel in Holland, Frankreich und Italien herumgeschlagen. Wir treten wieder hinaus in Sonnenhelle und Lenzeswärme. Gerade hebt die Glocke imi Turm an zu summen und jagt uns vorerst einen jähen Schreck ein, einen eben solchen Schreck, wie er 1680 den M. Samuel Lehmann durchfuhr, als am 8. Sonn tag nach Trinitatis, nach der Nachmittagspredigt und bei verschlossener Kirchtür, die eine Glocke von sich selbst etliche mahl lauten Klang und damit „ein Anzeichen zu böser Heimsuchung" gegebenst Ein letzter Blick trifft rückschauend Kirche und Friedhof: Ernst und gross breitet sich zur Rechten der dreigliedrigen Kirche eine dunkle Kiefer aus. Nun gehts zu Tale, und plötzlich sind vor uns die Türme Scharfenbergs. Soll das das Schloss sein, so tief unter uns? Gruben und Bergwerk, eigenartig Name und Zusammensetzung: Fast nur kleine Anwesen, was um so mehr auffällt, nachdem man die großen Bauerndörfer Röhrsdorf, Naustadt durchwandert hat. Ja, sie sind Gründungen des Berg- 2 Joh. Schoene, Das Miltitzsche Grabdenkmal von Kaendler in der Kirche zu Naustadt. Mitteilungen aus den Sächs. Kunstsammlungen, Iahrg. VI, 1915. 2 Neue Sächs. Kirchengalerie, Ephorie Meißen.