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— Meiden. Bei. einem vom hiesigen Bezirk der Deutschen kurnerschaft am 30. August abends in der achten Stunde in der Eide veranstalteten Prüfungsfchwimmen ist in der Nähe der Ueberfähre an der Dresdner Straße der 22 Jahre alte Bankangestellte Z. von hier im Strome verschwunden und ertrunken. — Meißen. Festgenommen und dem Amtsgericht Meißen zugeführt wurde der Landarbeiter Werner ' aus Chemnitz, der sich, wie kürzlich berichtet, in die Wohnung eines Gutsbesitzers in Heynitz eingeschlichen, dort rasiert und einen größeren Geldbetrag gestohlen hatte. Er hatte sich einige Tage später wieder eingeschlichen (wahrscheinlich war der Bart in zwischen wieder gewachsen) und wurde diesmal betroffen. Das Geld hatte er in Leipzig, Dresden, Berlin und Reichenbach verjubelt. — Großenhain. Auf dem Ferkel markt in Großen hain am 29. August wurden gezahlt für das Ferkel 1200 bis 1900 für das Kilogramm 180 bis 200 Auftrieb: 152 Ferkel, Ausnahmen über Notiz. — Dohna. Im hiesigen Rathaus scheint sich der Zwist zwischen dem Bürgermeister und dem Stadt- gemeinderat weiter zuzuspitzen. Da der Stadtgemeinderat ein Arbeiten mit dem Bürgermeister bis zur Klärung der strittigen Sache ablehnt und der Bürgermeister sich weigert, auf Urlaub zu gehen, können keine Sitzungen stattfinden. Auch eine Strafandrohung von 750 -E für jedes unentschuldigte Nichtbesuchen der vom Bürgermeister angesetzten Sitzungen hat keine Aenderung gebracht. — Posta. Die Vereinigung der Landgemeinde Posta mit der Stadt Pirna am 1. Oktober d. I. ist genehmigt worden. — Königsbrück. Ein seltenes militärisches Schauspiel brachte der Abend des 1. September mit einem Zapfenstreich sämtlicher Kapellen der 3. preußischen Division. Trotz der durch den Nachmittagsregen schmutzig gewordenen Wege Halle sich eine wohl lausendköpfige Menschenmenge auf dem Uebungsplatze dicht nördlich des Neuen Lagers eingefunden. In ununterbrochener Reihenfolge wurde das feingewählte Pro gramm von 14 Kapellen zum Vortrag gebracht. Ein Rdgiments- marsch-Potpourri mit dem Lockruf der Tamboure als Zwischen spiel beendete das Programm, dem der eigentliche Zapfenstreich folgte. Erhebend war der ferne Klang einer abseits spielenden Kapelle anzuhören, worauf das von der Gesamtheit gespielte „Niederländische Dankgebet" folgte. Bei präsentiertem Gewehr rauschte das Deutschland-Lied in die Nacht. — Kamenz. Es gibt doch nock ehrliche Menschen. Als ein solcher erwies sich hier ein Handwerksbursche von etwa 60 Jahren. In der Nähe des Bönischplatzes wurde von ihm eine Brieftasche mit über 1000 Inhali gefunden. Er ging zunächst in den Muschickschen Frieseurladen, um dort nach dem Verlierer zu forschen. Aber keinem der Anwesenden gehörte der Fund. Der alte Wandersmann entfernte sich deshalb, ging nach der Polizeiwache und lieferte die wertvolle Tasche getreu lich ab. (Ein Bravo dem Alten!) — Sebnitz. Wegen Hinterziehung von Umsatz- und Einkommensteuer sowie wegen versuchter Hinter ziehung dieser Steuern wurde der Schuhmachermeister W. Bar- tholomey mit einer Geldstrafe in Höhe von 408950 -/k belegt. — Ebersbach. In letzter Zeil kommt es wiederholt zu schweren Auftritten an der Grenze infolge des herausfordernden Betragens der Valutastarken aus der Tschecho slowakei. Kürzlich entwickelte sich ein richtiges Gefecht zwischen diesen und Reichsdeutschen. Einige Nachtschwärmer hatten in Spreedorf mil ihren Stöcken in die Obstbäume an der Straße geschlagen. Als sie von den Pächtern darüber zur Rede gestellt wurden, zog einer den Revolver, andere gingen mit Zaunlatten vor. Dabei brach ein in den 50er Jahren stehender Mann blut überströmt zusammen und mußte zum Arzt gebracht werden. Die Pächter mußten sich schließlich in ein Haus zurückziehen. Die Ausländer drängten nach und zertrümmerten eine Anzahl Fensterscheiben. Die inzwischen herbeigerufene Polizei machte schließlich denz blutigen Kampfe ein Ende. — Penzig (O.-L.) Vom Großfeuer vollständig eingeäschert wurde das Sägewerk der Firma P. Faselt. Das Feuer war noch im Entstehen bemerkt worden, die Feuer wehren konnten aber infolge Wassermangels nicht wirksam ein- greifen, so daß die Flammen mit rasender Schnelligkeit um sich greifen und außer den Gebäuden auch einen großen Teil der Holzvorräte vernichten konnten. Auch die Koks- und Kohlen vorräte sind verbrannt. Da auch die Maschinen zerstört sind, ist. der ganze Betrieb stillgelegt, eine beträchtliche Anzahl Ar beiter ist brotlos. Die Ursache ist in Brandstiftung zu suchen. — Wüstenbrand. Vom Dache stürzte in Ausübung seines Berufes der 19jährige Dachdecker Walter Fischer. Schwerver letzt wurde er dem Kreiskrankenstifte in Zwickau zugeführt. — Waldenburg. Beim Stöckervden im Kirchenholz wurde eine aus Grünstein bestehende Steinaxt unversehrt auf gefunden. — Lichtenstein-C. Da der Stadtrat für die Frei w. Feuerwehr eine Vertrauenserklärung erlassen hat, beschloß, diese, die-ausgesprochene Kündigung des Feuer löschdienstes zurückzunehmen. — Oppelsdorf. Ermordet aufgefunden wurde der Zoll grenzangestellte Blumrich aus Lichtenberg. Er hatte schon im Juli zwei Postkarten erhalten, aus denen ihm angedroht wurde, daß er erschossen werden sollte. In Gegenwart eines zweiten Beamten ist er denn auch nachts auf der Straße Oppelsdorf— Lichtenberg in der Nähe des Oppelsdorfer Wasserbehälters mit einer Pistole erschoßen worden. Die Polizei fahndet nach zwei Schmugglern, von denen der eine den tödlichen Schuß abgegeben hat. Auf seine Ergreifung sind 5000 Belohnung ausgesetzt. — Crottendorf. Der erste Zeitungstod im Erz gebirge. „Durch die letzten sprunghaften Verteuerungen des Papiers und aller anderen Materialien, die zu einer Zeitung gebraucht werden", hat sich jetzt der „Crottendorfer Anzeiger" im 18. Jahre seines Bestehens genötigt gesehen, sein Erscheinen vom 1. September ab. vorläufig einzustellen. — Zwickau. Die städtischen Körperschaften richteten eine Eingabe an die Reichsregierung um sofortige Kontrolle aller fremden Gelds orten und Verbot des freien Verkehrs darin, sowie um Verweisung des Devisenverkehrs an bestimmte Banken. — Zwickau. Trotz der Beschlüße der Hohenstein-Ernst- lhaler Konferenz, auf der von den Vertrauensleuten und Be triebsräten der Bergwerke den Belegschaften das Verfahren einer täglichen Ueberslunde mit großer Mehrheit empfohlen worden war, haben die Belegschaften des großen städtischen Steinkohlenkonzerns (Erzgebirgischer Steinköhlenaktienverein, Bürgerschaft und Vereinsglück) auch diesmal wieder, und zwar mit neun Zehntel Majorität, das Verfahren der Ueber - schichten abgelehnt. Demzufolge werden wohl auch die Belegschaften der Brückcnberg- und Morgenstern-Schächte, bei denen an und für sich Geneigtheit bestand, keine Ueberstunden leisten. — Zwickau. Auf dem Wvchenmarkte kam es zu „lebhaften" Einkäufen. Die Preise für Margarine waren in ganz kurzer Zeit horrend gestiegen. Die Käufer fanden sich in Trupps vor den Händlerständen zusammen und , machten Miene, die Margarine selbst unter die Käufer zu I einem vernünftigen Preise zu verkaufen. Daraufhin willigten die Händler notgedrungenermaßen in den Verkauf ein und die Margarine wurde für 100 verkauft. — Gottleuba-Berggießhübel. Zurzeit schweben Verhand lungen über eine eventuelle Vereinigung der beiden Badestädte Gottleuba — Berggießhübel. Die beiden Stadtgemeinderäte haben bereits gemeinsame Sitzungen abgehalten und Ausschüsse gewählt, die eingehende Vorbera tungen abhallen und feststellen sollen, ob eine Vereinigung für beide Städte und für die Bewohnerschaft nutzbringend ist. Aks Vorsitzender des Sonderausschusses für.die Vereinigung der beiden Städte ist Bürgermeister Hackebeil in Bad Gottleuba gewählt worden. Obst- und Blumenschau Cossebaude. Der Verschönerungsverein für Cossebaude hat auf dem Gelände der Baum- und Rvsenkulturen Viktor Teschendorfs eine eindrucksvolle Ausstellung von Feld- und Gartenerzeug nissen veranstaltet. Der Eröfsnung wohnten Kreishauptmann Dr. Krug v. Nidda und die Amtshauptleute Schulze (Dresden- Altstadt) und Dr. Siebert (Meißen) sowie Vertreter des Landes kulturrates, der Dresdner Gartenbau- und Obstbauvereine und der Cossebauder Ortsvereine bei. Ein Rundgang zeigte vor allem, mit welchem Fleiß die Coßebauder Gärtner und Gartenbesitzer aus die Pflege ertrag reicher und großfrüchtiger Sorten Wert gelegt haben, staunen erregende Riesen von Gurken, Kürbissen, Rettichen, Krautköpfen und Möhren sowie besonders appetitlich anzublickende Tasel- obste zieren die langen Taseln und Einzelstände. Besonderen Beifall fand ein Rosenarrangement der Firma Teschendorfs. Eine wie gründliche Unterstützung das botanische Intereße auch in der Cossebauder Schule findet, zeigte ein von Schülern ge sammeltes Herbarium der einheimischen Flora. Auch an indu striellen Ausstellern fehlte es nicht, Gartengeräte vom einfachen Messer bis zur soeben konstruierten eigenartigen Gartenjäte maschine fanden rege Anteilnahme der fachmännischen Gäste. Die Ausstellung hatte am Sonnabend und Sonntag einen Massenbesuch zu verzeichnen. Am Eröffnungstage wurde den oberen Klassen der Schulen des Dresdner Westens freier Ein tritt gewährt. Das schöne Werk legt Zeugnis ab von der Lei stungsfähigkeit der heimatlichen Fachbetriebe, von dem hohen Stand der Bodenkultur in allen Grund- und Hausbesitzerkreisen des unteren Elbtales. Die Ausstellung ist ein Werk, getragen von dem idealen Gedanken, nur der Allgemeinheit zu dienen und zu nützen. Der Tombola wurde an den beiden Tagen sleißig zugesprochen und mancher kostbare Gewinn nach Hause getragen. Das sonnige Wetter begünstigte außerordentlich das gelungene Unternehmen. Schon am Dienstag sollen sich dessen Pforten wieder schließen. Der Verschönerungsverein hat, das kann man 'chon jetzt behaupten, einen vollen Erfolg zu buchen. Der Be tuch der prachtvollen Früchteschau ist außerordentlich lohnend. Briefkasten. Wette bei B„ Wilsdruff. Wilhelm Voigt, der „Haupt mann von Köpenick", führte am 16. Oktober 1906 seinen Streich gegen die Stadtkaße von Köpenick aus. Treue Nichte. Adressieren Sie: „An Herrn John Rokke- feller, Petroleum-Industrie, Newyork". Versprechen macht Schulden — wann zahlen Sie die süße Belohnung aus? L. S. 154. Auch wenn Sie „über die Grenze ausreiben" können Sie zur Bezahlung der „Ilemente", d. h. zur Unter haltungspflicht, herangezogen werden. manns', den ein „Berggeschrei", d. i. die Kunde von Silberfunden, herbeirief. Markgraf Heinrich der Erlauchte, so weiß die Sage'- geschwätzig zu berichten, ent deckte das silberhaltige Gestein auf einem Iagdzuge, und nun strömten sie herzu, die dem Glücke die Hand bieten, schnell reich werden wollten. Ein Schaffen und Bauen hob an, was an die Arbeit auf amerikanischen Goldfeldern erinnert. Der Name des Schloßes (Scharfenberg von schürfen, nach Erz suchen) war in aller Munde. Das war um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Manch armer Häuer mag — Luthers Vater gleich — zu Reichtum und Ansehen gekommen sein, die Familien der Ziegler, Alnpeck, Monhaupt u. a. m. beweisen es. Doch auch raubende Horden wußten Scharfenberg zu finden, die Hussitten und Truppen Podiebrads, so daß v-iele Gruben erlagen. Aber neues Leben Hub an, als man um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge große Funde machte. Die Jahre 1546—95 zählen -zu den glücklichsten des Scharsenberger Bergbaus, und die Grube Bischof Benno, die Pfaffen- und Reichezeche gaben gute Ausbeute. .Von vielen Gruben und Gängen weiß man heute kaum den Namen noch, ihre Stätte sist vergeßen. Die zer klüfteten Täler machten es ja leicht, Stollen ins Gestein zu treiben. Freuen wir uns der guten Namen, als da sind: Margarethe, Himmlisch Heer, Scharfenberger Glück, Gnade Gottes, St. Ursula, Treue Hilfe Gottes, Fröhliche Auferstehung, Heiland, Junge St. Michael, Gabe Gottes, Tröstung Gottes, Neuglück, Reicher Gott gib Segen, Bescheert Glück-Fundgrube, Edelleutezeche, Römerzug-Stollen, St. Barbara, Friedliebender Nachbar, Längst verlorener und wiedergefundener Bergmann u. a. m. Die reichsten Grusten waren Reichgeschiebe, Güte Gottes und König David Erbstollen, vom Elbtal aus getrieben und von 200 Leuten be fahren. Auch in den Jahren 1609—62 war frohes tüchtiges Leben im Scharfen berger Revier: denn das Silber stand gar hoch im Preise, und die fündigen Erze (Bleiglanz, Weißgiltig — und Fahlcrz, rote und gelbe Blende, Schwefelkies) ge hörten zu den besten Gottesgaben. Doch machten sich technische Unzulänglichkeiten arg fühlbar, es war eine Art Raubbau getrieben worden, und so kam der Berg bau fast zum Erliegen, namentlich nach dem großen Wolkenbruch von 1684. Er erstand um die Mitte des 18. Jahrhunderts indeßen noch einmal zu großer Be deutung. Damals sang C. C. Thiele in seinen „Schönheiten der Natur in den lustigen Gegenden von Meißen bis Dresden": Gott seegne das Bergwerck, die Flöße und Gänge Und gebe reichhaltige Erzte in Menge, Glück auf, Glück auf, so ruf ich euch zu, Gott gebe uns allen Glück, Seegen und Ruh! Doch es ging rückwärts, es fehlte die organisierte Zusammenfassung. Das Betriebskapital war zu gering, um technische Neuerungen einzuführen. Es fehlte eine ausreichende Poch- und Waschanstalt. 1760 gab man die Schmelzhütte auf. Und schließlich machte abermals eine Wasserflut, die die Abhänge hereinschoß, dem gesamten Bergbau ein Ende. Wir lesen in den banales llcclesiae IVsistroppensis: ' A. Klengel, Der Scharfenberger Silberbergbau. Die Meißner Heimat, April 1920. — Der Bergbau zu Scharfenberg bei Meißen. Bon Chr. Gottfried Roscher. Sitzungs berichte der naturwissensch. Gesellschaft Isis in Dresden 1876, S. 113. — Entwurf oder Bergmännische Nachrichten von dem Bergwerke zum Scharffenberg etc. von Balthasar Renkewitz. Leipzig. 8. 1745. — Iahrbuck für den Berg- und Hüttenmann auf 1854. Freiberg, bei Craz L Gerlach; mit C. H. Müllers Arbeit, Scharfenbcrger Bergbau betr. — Grubengeschäftsberichte vom Bergdirektor Tittel. ° Unsere Heimat 1921, S. 110. > " Meißen, gedruckt bei George Schulzen, 1769. 17717. In Scharffenberg ist das Bergwerck ersoffen von dem gewaltigen Guße bei einem Gewitter und sind 8 Personen darinnen umkommen, denn das Waßer ist von Tage hineingeschoßen und hat viel Mühe gekostet, es wieder rauszubringen. Noch erinnern ein halb verfallen Huthaus (seit 1897 aufgelaßen!) und die Ruinen der „Wäsche" an ehemaliges Leben. Wie bald werden nur die Orts namen noch die Erinnerung wachhalten! Nun liegen ganz nahe die braunroten Ziegeldächer des SchlMes^ hinter mai belaubten Zweigen. Wir queren den Lindenplatz, auf dem die Bugend Purzel bäume übt und stehen vor den beiden Tortürmen. Zur Rechten und zur Linken träumende Terraßen des Burggartens in lenzlicher Mittagsfülle. Kein Laut, der diesen Frieden störte. Kein menschliches Wesen. Nur der bärtige Fähnrich schaut auf uns hernieder aus dem Laub des Efeus, dessen Rankenwerk er abzuwehren sucht. Wir schlagen den Psortenring gegen das hohe Tor und erschrecken fast ob des bösen Nachhalls im gewölbten Torgang. Der Atem der Jahrhunderte weht uns entgegen. Wir stehen in einem wenig gepflegten Hof, den große Linden schirmen, den vierseits allerlei An- und Einbauten engen. Efeu am alten Ge mäuer bis über die Butzenscheiben, und in allen Winkeln und Fugen und Fenster augen duckt und kauert Märchen bei Geschichte, Phantasie bei Erinnerung. Da geistert ein Baron, cke la IKotte ?ouguö", aus dem einzigen Sonnenfleck spielt schalk haft lachend sein Töchterlein Undine. Die Treppe herab quillt im Durcheinander, was Apels Phantasie erschuf. In schwerer Herbstnacht wünscht ich hier zu sein, wenn Halle und Verließ die Geister nicht mehr bannen, wenn Spuk um Spuk sich drängt oder wenn — in Sommernächten — draußen auf der Bastton hellfarbiger Atlasschuh über die Stufen gleitet. Es ist ein köstlich Stück Erde, das hier gegen die Elbe vorspringt, bestanden von jahrhunderte alten morschen Linden, in deren Stamm die Dohlen nisten und um deren Fuß Lerchensporn und gelbe Anemone zarte Kränze winden. Von ferne weht ein Nachhall von Menschenlärm, wir sind ganz geborgen. Der Steilabfall wehrt den Zudringlingen, weder Zaun noch Planke, Unser Blick schweift über die Elbweite hinüber zur alten Coswiger Kirche, fliegt über Blütenbäume und Talgrün hinauf zur Gauernitzer Insel und weit in die Ferne zu den Dresdner Höhen. Zu unsern Häupten aber harft der Wind in den Baumkronen und streicht um die hohen Firste der Türme. Dankbaren Herzens steigen wir zu Tale — zum Strom, der uns ein Stück auf wärts führen soll. Der herbe Duft des Wassers nimmt uns in seine Arme. Wir stehen im Bann dieses majestätischen Stromes, der Woge um Woge ruhig und stark zu Tale führt, Von der Höhe winken die wuchtigen und trutzigen Mauern der alters grauen Feste letzten Gruß, künden von Kriegsdrangsal vergangener Jahrhunderte. Doch plötzlich wirkt ein andres auf uns ein. Zwischen den Stäben eines kunstvollen Gartengitters hindurch gleitet unser Auge über weiten grünen Wiesen plan, wo unter blühendem Schlehdorn bunte Kinderkleider fliegen. Anmut, Jauchzen, Kinderhimmel! Und dahinter die feingegliederten Renaissanceformen und der grüne Turm des Schloßes Gauernitz". Ein Bild des Friedens und zugleich eine Schöpfung feinsten Kunst- und Naturverstehens. Der Schlvßhof ist in der ? Nach anderen Angaben 1769. 8 Unsere Heimat 1910, Nr. 8. " O. E. Schmidt, Kursächs. Streifzüge, 3. Bd. " A. Klengel, Gauernitz. Meißner Heimat Nr. 7, 1920 und Landesv. Sachs. Heimatschutz, Heft 1—3, 1921. 102 103