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Kartosfelpreis erscheine gegenwärtig nicht über- mäßighoch; an die Wiedereinführung einer Kartoffel- zwMisswirtschaft werde man daher wohl kaum zu denken brauchen. In der Brerfrage habe kein deutscher,Bun desstaat gegen die Herabsetzung der Stammwürze grund sätzlichen Einspruch erhoben; Bayern wünsche nur /eine Ausnahme für sein Erportbier. Das Verbot des B r a n n tw ein a u s sch ank s werde in kurzem weiter erörtert werden. Gegen die Schlemmerei in den Gast wirtschaften befaßen die Gemeinden schon gute Handhaben, da sie die Konzession beschränken können; es solle trotzdem durch ein neues Gesetz die Konzessionspflicht noch verschärft weiden. Gegenüber Wucher und willkürlicher Preiser höhung seien die gesetzlichen Bestimmungen -scharf genug. Beim Zucker dürfte die Rückkehr zur Zwangswirtschaft unvermeidlich sein; leider lasse sie sich Wohl für diese Kampagnenichtmehr durchführen. Die Markflucht. Noch gar keine Entscheidungen seien auf dem finanz politischen Gebiet gefällt. Außer der Devisenkon trolle brauchen wir kurzfristige Goldschatz- Wechsel, um der Flucht aus der deutschen Mark in die fremde Devise entgegenzuwirken. Es sei bekannt, daß man in Dollar zu rechnen und neuerdings sogar in Dollar zu handeln begonnen habe. Wenn gegen diese Mark flucht nichts unternommen werde, werde das ganze Wirt schaftsleben zerrüttet und die Konsumkraft weitester Be- völlerungskreise zerstört werden. Einschränkung der Brotversorgung. Im Reichsministerium für Ernährung und Landwirt schaft ist eine Verordnung ausgrarbeitet worden, durch die die öffentliche Brotversorgung auf die Minderbe mittelten beschränkt werden soll. Als nicht versor gungsberechtigt werden diejenigen Personen erklärt, deren Einkommen 1921 für Alleinstehende 30 000 Mark, für den Haushaltungsvorstand 30 000 Mark und für jede weitere Person im Haushalt 10 000 Mark überstiegen hat. Wer nachweist, daß fein Einkommen 1922/23 das Dreifache des soeben angegebenen Einkommens nicht übersteigt, bleibt versorgungsberechtigt. Hiernach würde also eine Fa milie mit zwei Kindern er st bei einem Ein kommen von mehr als 180000 Mark im nächsten Wirtschaftsjahr von der öffentlichen Brotversorgüng aus geschlossen sein und bleibt mindestens fünf Stunden in Fahrt auf der Streue. Gegen Abend kommt er nach der Station Wahlscheid zurück, um dort über Nacht zu bleiben. Ausgerechnet diesen Güter- wagen hatte sich ein Buchfinkenpärchen in Wahlscheid auser wählt, um unter ihm an einem ^-Träger des Untergestells sein Lager aufzuschlagen, die Eier zu bebrüten und die Jungen flügge zu erziehen. Weder die Erschütterungen des Waggons auf der Fahrt und beim Rangieren, noch die schwierige Rah- rungsarrsnahme auf den Stationen, noch die Unruhe durch die Menschen störten es. Vor einiger Zeit sind die Jungen ausge flogen und das Pärchen hat sich nach einem andern Quartier umgcsehen. Neueste Melangen. Verschärfte Prei'snachprüfung. Berlin. Das preußische Ministerium des Innern hat eine Verordnung erlassen, wonach die Preisgestaltung aller wichtigen Nahrungsmittel und Kleidungsstücke so wie von Holz und Kohle streng zu überwachen ist. Die Preise sollen nach den Grundsätzen der Gestehungskosten nach- geprüft werden. Bilgezeigte Wucherfälle sollen mit größter Bcschlcuniauna der Bestrafung zugeführt werden. Deutsch - polnische Verhandlungen. Dresden. Am 6. September beginnen in Dresden die deutsch-Polnischen Verhandlungen über ein Wirtschafts abkommen. Den Vorsitz der polnischen Delegation wird Minister Olschewsky fuhren, während Ministerialdirektor von Stockhammer die deutsche Delegation führen wird. Dieses Ab kommen wird sich insofern von dem Genfer Abkommen unter scheiden, als Deutschland diesmal als gleichberechtigter Staat auftreten wird. Welt- und Volkswirtschaft. Was kosten fremde Werte? Börsenplätze S. S. gesucht! angeb. L. 9 gesucht 1 augeb. Stand 1.8. »4 Lolland 100Guld? Dänemark 100 Kron. Schweden lOOKron. Norwegen lOOKron. Schweiz lOOKrank Amerika 1 Dollar England 1 Pfü. Frankreich 100 Frank Belgien 1Ü0 Frank Italien 100 Lire D.-Osterr. lOOKron. Ungarn lOOKron. Tschechien lOOKron. 61933,00 28764,00 35436,60 22247,15 23518.06 1348.S4 5987,50 10438,90 9937,55 5892,60 1,90 V2 59,92 4414,45 52965,00 28836,00 35544,40 21302,85 25581,96 1351,69 5982,50 10463,10 9962,45 b«07,40 1.94 V- 60,08 4425,55 48938,75 27765,25 34958,25 21573,00 24569.25 1298.37 5593,00 10087,36 9338,30 66'795 1.78 55,94 3870,15 49061,25 27834,75 36043,75 21627,00 24630,76 1301,08 5607.00 10112,6!- 9361,70 6632,06 1,82 56,97 3379,86 170 Mk. 112 112 112 72 . 4M. 20,20. 80 . 80 . 80 . 85 , 85 . Berlin, 2. September. Stand der Polenmark: 16—16,75 Pf. Leben und Wissen. — Sonderbarer Nestbau. Die Nistgelegenhelten unserer Singvögel sind manchmal recht absonderlicher Natur. Zwischen den Stationen Wahlscheid und Köln verkehrt täglich ein ge schloffener Güterwagen des regelmäßigen Milchtransports halber. Der Wagen bat etwa zweistündigen Aufenthalt in Köln I 1^'. »IM« Auflösung des Northcliffe-KonzrrnS. London. Wie Reuter meldet, hat Sir Campbell Stuart, geschäftssührendcr Direktor der Times, um Entlassung aus feiner Stellung als leitender Herausgeber der „Daily Mail" nachgesucht und ist aus dem Verwaltungsrat der „Daily Mail" "und mehrerer anderer Blätter ausgeschieden. Da er zu Leb zeiten LoÄ> Northclisfes als der Verbindungsmann zwischen den verschiedenen von Northcliffe herausgegebensn Blättern angesehen wurde, so wird angenommen, daß das Eigentum an diesen Blättern in Zukunft in den Händen ganz selbständiger Sonderunternehmen fein wird. Keine neue Oricntkonfercnz? Athen. Die Athener Presse gibt die Schuld für die Nieder lage Per Griechen in Kleinasien jenen Mächten, die sich der Be setzung Konstantinopels, der verwundbarsten Stelle der Türken, widersetzten. Der türkische Vormarsch dauert an der ganzen Front fort. Die Orientkonferenz von Venedig sei unwahrschein lich geworden. Die Amerikaner als — Bollwerk am Rhein. Newyork. General Harbord, der Sondervertreter des Ge neralstabes dementierte die Gerüchte, daß die Amerikaner ihre Truppen vom Rhein zurückzögen und sagte, die amerikanischen Truppen blieben gemäß dem Berliner, nicht dem Versailler Vertrag am Rhein. Ihre Aufgabe sei, den Brückenkopf Ehren breitstein und Koblenz zu bewachen und zu verhindern, vatz der Einfluß von Westen auch weiterhin eine mili tärische Unterwerfung des friedlich gesinnten Deutschlands er reiche. ' , Letzte Drahtberichte des «Wilsdruffer Tageblattes". Me simMMe Monome MeleW. Ucbcrwälligendes Vertrauensvotum für Preußen. Beuth en, 3. Sept. Anläßlich der Abstimmung über die. Autonomisierung Oberfchlesiens stimmten für Preußen 513126, für die Autonomie 50 400. Das Ergebnis in Beuchen. Beuthen, 3. Sept. An der Abstimmung über die ober- jchlesifche Autonomie nahmen hier etwa 70 Prozent der Abstim mungsberechtigten teil. 21836 stimmten für das Verbleiben Oberfchlesiens bei Preußen, 1663 für den Bundesstaat. s- Ave Maria. Roman von Felix Neumann. Als Graf Titus bei Frau von Kronach vorsuhr, sah er noch Licht im Salon. Er atmete auf. Es war gut so, denn er wollte heute noch mit der Tünte ins Reine kommen. Oben saß Klara von Kronach, die Hand vor den Augen und lauschte den halblauten Tröstungen Monsignores. Der geistliche Herr mußte sich im stillen gestehen, daß er in den langen Jahren seiner.Seelsorge noch nie einer so schwierigen Aufgabe gegenübergestanden habe. Die aus allen Himmeln gestürzte Mutter wollte nicht einsehen, daß sie selbst an der Katastrophe ein gerüttelt Maß Schuld trage. Erst, als im Laufe der Aussprache, die fast zu einer Beichte der frommen Frau wurde, das Heiratsprojekt mit Graf Titus zur Sprache kam und auf die dringlichen Fragen Monsignores auch die Erpressung Erwähnung fand, die die Mutter ausgeübt hatte, fand der Beichtvater die Stelle, wo er den Haken einschlagen konnte. „Gnädige Frau! Wäre das alles nicht vorausgegangen, dann glaube ich nicht, daß Fräulein Maria den falschen Weg beschritten hätte. Alle Hochachtung vor Graf Titus, den ich nicht nur schätze, den ich verehre, aber für ein junges lebenshungriges Mädchen ist er als Freier zu alt. Ihre Tochter hat das Schick sal vor Augen gesehen, an der Seite eines Mannes leben zu müßen, der ihr nicht die Liebe darbringen konnte, die sie er hoffte und ersehnte. Und geschüttelt von diesem verzweifelten Gedanken, glaubte sie sich einmal noch zum frischen Quell des Lebens neigen zu müßen, ehe sie die Oede einer falschen Ver bindung umgab. Sie ahnte nicht, da^ sie Gift statt Wein trank, und wird es nun bitter bereuen. Sie — gnädige Frau, haben den Boden vorbereitet, aus dem so traurige Saat entsproß!" Da hatte Frau Klara angesangen, um ihr Seelenheil zu bangen. Die weltfremde Beterin beurteilte ja alles und jedes von dem Gesichtspunkte aus, ob ihr das Fegefeuer oder das Para dies bevorstehe, und sie erkannte zu spät, daß sie mit ihres Kindes Glück ein unrechtmäßig Spiel getrieben hatte. Und Monsignore ließ nicht locker. Wie Stacheln bohrte er seine ruhigen Mahnungen in ihr Gewißen. Immer wieder sprach er, daß Seelenzwang Gott nicht wohlgefällig sei, daß alles, was im Leben geschähe, mit dem Blick der Liebe und des Verständnisses betrachtet werden müße. „Wer sich rein von Fehle weiß, der werfe den ersten Stein auf sie!" Nie im Leben hatte es ein Mensch gewagt, der ver wöhnten Frau so unerbittlich den Spiegel ihres Egoismus vorzuhallen. Und gerade darum wirkte Monsignores Strafpredigt wie ein Sturzbad, das seine reinigende Wirkung Me. Als aber der Seelsorger sah, daß es genug der ernsten Mahnungen war, änderte er klugerweise seine Taktik, utn den Bogen nicht zu überspannen. Er tröstete und suchte die Zukunft' in hellerem Lichte erscheinen zu laßen. Da kam Titus. Frau Klara sprang auf. „Weißt du, wo Maria ist! Ich ängstige mich zu Tode um sie — ich — —" „Sie ist bei 'uns, Tante. Nachdem, was du ihr gesagt — in der ersten Erregung gesagt hattest — konnte und durfte sie nicht hierher kommen. Wir werden sie nicht eher aus unserer Hut laßen, bis du versöhnlicher gestimmt bist." Und nun begann Titus ausführlich und eindringlich zu er zählen, wie Maria Walter Grebenstein kennen lernte, welch edles Werk sie an dem Verzagenden vollbrachte und wie — in allerletzter Stunde die Leidenschaft, die Liebe und der Schmerz den heiligen Altar, den sie errichtet hatten, in Trüm mer fallen ließen. Mit tiefer Bewegung hörte Monsignore, mit Staunen, das kaum begreifen konnte, vernahm Frau von Kronach den schlichten Bericht über den Herzensroman dieses Sommers, den ihr Kind durchlebte. „Ich glaubte — ich meinte, daß ein leichtfertiges Abweichen vom Wege der Pflicht und des Anstandes Maria in diese LagL gebracht habe, — ich " ganz fassungslos drückte Frau Klara das Tuch an die Augen. „Du hast die Aermste ja nicht zu Worte kommen laßen, du schleudertest den Bannstrahl gegen sie, ehe du mit mütterlichem Herzen geprüft hattest, was vorangegangen war. Entschuldigend steht dir zur Seite, liebe Tante, daß die durchaus begreifliche Aufregung und dein Schmerz dir den Blick trübten. Das weiß auch Mariä, und sie wendet sich durch mich noch einmal an dein Herz, das Herz der Mutter, damit du ihr verzeihst und ihr die Hoffnung läßt, daß sie dereinst, wenn die Zeit die frischen Wunden heilen ließ, wieder Aufnahme in deinen Armen findet. Sie haben sich selten genug um sie geschlungen als Stütze und Stab, nun ist ihnen Gelegenheit geboten, das Versäumte nach- zuhvlen, wenn die stunde gekommen ist." Der Graf wandte sich an Herrn Umpfenberg. „Monsignore, ein unglückliches Verhängnis hat Sie zum k Miterleber einer erschütternden Familientragödie gemacht, von der nur die bisher Kenntnis erhielten, die ihr beiwohnten. Sie haben als Tröster und Freund unseres Hauses in so vorbild licher Weise gewirkt, daß ich Sie als zur Familie gehörig rechne und Sie bitte, mir auch fernerhin behilflich zu sein, die Fäden dieser Schickung zu entwirren." Monsignore neigte das Haupt. Zusammenlegung der sozialistischen Zeitungen. Berlin, 2. Sept. Zwischen dem mehrheitssozialistischen Or gan, dem „Vorwärts", und dem unabhängigen Organ, der „Freiheit", finden zurzeit Verhandlungen über die Ausgabe eines gemeinsamen Blattes statt, die schon deshalb notwendig wird, weil von Ende September ab nach dem Einigungspartei lage nur noch ein Organ notwendig sein wird. In Kürze sollen auch in den Provinzstädten Verhandlungen über die Zusammen legung von Zeitungen der beiden Parteien stattfinden. Ans Stadt und Land. Sk d««« »lki» »dm« «Mr t»« Wilsdruff, am 4. September. Hl Das Gute an dem Regenssmmcr. Me vielen Klagen über den verregneten Sommer fordern zur gerechten Beur teilung dieses Vielverlästerten, daß man sich auch mit seinen Vorzügen beschäftigt. Ein englischer Arzt Wilson hebt nun hervor, Vaß solche Regensommer vom hygienischen Standpunkt aus freudig zu begrüßen sind. Es gibt dann wenig oder gar keine Fliegen, so daß diese gefährlichen Krankheitsüberträger nicht wirksam werden. Auch wirken der Regen und die Kälte der Erdoberfläche darauf hin, daß viele gefährliche Bakterien zerstört werden. Jahre mit nassen und kalten Sommern haben stets einen guten Be- völkerrmIszuwachs, denn für die Säuglinge ist die Hitze immer die größte Gefahr. Daher ist auch in diesem Som mer die Säuglingssterblichkeit sehr gering. Ältere Leute leiden nicht unter der Wärme und werden nicht so von ihren Hauptfeinden, Bronchitis und Lungenentzündung, hckimgesscht. Me Sterblichkeitsziffer in England betrug in den letzten nassen Monaten nur 9 auf 1000, dagegen im Januar 30. Man hat auch die Beobachtung gemacht, vaß nach kühlen Sommern keine Epidemien auftretcn, und be sonders ist für den Winter kein starkes Wüten der Influenza zu fürchten. — Zur Einheiksstenographie schreibt Dr. Kurt Schmidt im „Leipz. Tagebl." u. a.: Im Freistaat Sachsen haben wir schon lange die Einheitsstenographie, denn hier wird seit dem Jahre 1873 an den höheren Schulen die Stenographie nach einem System, dem Gabelsbergerschen, von Amts wegen gelehrt, und bei den Behörden, wie auch im Geschäftsleben wird hier fast ausschließlich die Gabelsbergersche Stenographie angewendet. Ebenso verhält es sich in Bayern, in den Ländern der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie und in mehreren deutschen Kleinstaaten. Wenn die Gabelsbergersche Schule, wie zu er warten ist, dem Entwurf zustimmt und wenn daraufhin die neue Schrift von der Regierung als Einheitskurzschrift anerkannt und in allen Schulen des Reichs als Lehrfach eingeführt wird, wird die Stolze-Schreysche Schule ihren Widerspruch auf die Dauer nicht aufrecht erhalten können, und zwar um so weniger, als ihre eigenen Erfahrungen und Bedürfnisse sie früher oder später zu Reformen nötigen würden, die in der Richtung auf den Einheitsentwurf hin liegen müßten. — Erhöhung der Wagenstandgelder. Ab 1. September sind die Standgelder für nicht rechtzeitig ent- oder beladene Eisenbahnwagen erhöht worden und betragen nunmehr für den 1. Tag 200 -F, für den 2. Tag 300 für jeden weiteren Tag 500 — Drohende Einstellung des Perjonendampserverkehrs. Wie gemeldet wird, trägt sich auch -die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft mit dem Plan, in der allernächsten Zeit den Persvnendampferverkehr auf der Elbe sehr erheblich einzuschränken, do der ungeheure Preis für tschechische Braun kohlen jede Verdienstmöglichkeit als absolut ausgeschlossen er scheinen läßt. Sollte es nicht gelingen, deutsche Kohlen für die Elbeschiffahrt frei zu bekommen, so wird wahrscheinlich die völ lige Einstellung der Personenschiffahrt nach der Tschechoslowakei und auch in Sachsen erfolgen müssen. Der kulturelle Schaden, der daraus erwachsen würde, läßt sich gar nicht absehen. „Wie ich mich -Ihnen weiterhin zur Verfügung stelle, so können Sie auch versichert sein, daß ich alles, was ich sah und hörte, wie ein Beichtgeheimnis bewahren werde!" Die beiden Männer reichten sich die Hand. Titus zog die Khr. „Ich fahre nach Hause und werde Sie mitnehmen, Mon signore. Dich, Tante, aber bitte ich um die Ermächtigung, ein einziges Wort sür Maria mitzunehmen, ein Wort, das tröstend in ihre zerrissene Seele fällt, willst du es mir mitgeben auf den Weg?" Frau von Kronach sah Titus an. „Wie ist es möglich, daß du — der du nicht minder furcht bar gelitten hast als ich, der auch eine Hoffnung und ein Glück begrub, so handelt und spricht " Und er sagte: „Ich hätte das nicht gekonnt, lvenn ich Maria nicht über alles liebte. Wer haßt, der verflucht, wer wirklich liebt, der — verzeiht!" Da wendete sich die stolze Frau ab, ging ans Fenster und blickte schwelgend in die Nacht hinaus. Die beiden Herren wechselten nur einen ernsten, bedeutungs vollen Blick. Sie sprachen leise, um die Heiligkeit, dieses ent scheidenden Augenblicks nicht zu stören. Frau von Kronach schritt auf Titus zu. * „Sage ihr, was du für gut hältst, ich habe dich immer ge schätzt; was du wirklich wert bist, erkannte ich erst heute!" Da lächelte er so eigen und schmerzlich. „Wir wachsen erst durch Leid über uns hinaus. Ich danke dir, daß du mir freie Hand läßt. Morgen wirst du mehr von mir hören." Es ging auf Mitternacht, als Titus vorfuhr und die Stufen Hinaufstieg. Der Diener kam ihm entgegen. „Frau Gräfin läßt noch bitten " „Es ist gut! —" Leise klopfte er an. Ebenso leise ward die Tür geöffnet. Titus trat ein, und als er von der Mütter hörte, daß Maria schliefe, berichtete er im Flüstertöne, was er bei der Tante er reicht habe. Frau Mathilde nickte zustimmend und drückte dem Sohne dankbar die Hand. i^mn erhob er. sich. Sein Blick flog zur halboffenen Tür. „Schläft sie wirklich, ich hätte ihr so gern noch der Mutter Wort zur Gutenacht gebracht!" Die Gräfin trat behutsam in den Türrahmen, verweilte dort einen Augenblick und winkte dann dem Sohne mit den Augen. (Fortsetzung folgt.)