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Reichstags.) Die deEche Regierung hat in der formellen Behandlung der päpstlichen Friedensaktion Fehler began gen, man könne aber nicht sagen, daß die päpstliche Aktion allein daran gescheitert sei, daß Deutschland Belgien nicht frergeben wollte. Aus Zn« und Ausland. Berlin. Der deutsche Gesandte in Brüssel, Landsberg, hat der belgischen Regierung sein Bedauern über den Vor fall in Qberkassel ausgedrückt und gleichzeitig erklärt, daß die deutsche Regierung sich ihre Stellungnahme bis zum Vorliegen des Unterfuchungsergebnistes Vorbehalte. Berlin. Die Parteivorstände der SPD. und USP. beraten seit Montag über die Entwürfe eines gemeinsamen Ak tionsprogramms. Dem Nürnberger Einigungs-Partei tag soll empfohlen werden, eine Programmkommission einzu- scyen, die ein allgemeines Programm schaffen soll. Nürnberg. Hier kam es anläßlich des bayerischenAr- tillerietages zu Zusammenstößen mit der bayerischen Landespolizei und der Bevölkerung. Nur unter strengster Be wachung von Polizei, Lanzenreitern und stark besetzten Polizei autos konnte der Festzug der Artilleristen vor sich gehen. Die neuen EiserZHahniarife. Güter st asfrln und Personen fahrpreise. Vom 1. Oktober 1922 ab gelten folgende Verhältnis wahlen für die horizontale Staffelung im Gütertarif der Neichseiienbahn: Stückgut- WagenlaLungs- klassen klassen. I ll 8. 6. O. 8. Bei den Streckensätzen 180 140 100 73 55 35 26 Bei den Abfertigungsgebühren 120 170 100 95 80 65 50 Hierbei ist insbesondere die Spannung zwischen den Stück gutklassen und der Wagenladungsklasse beträchtlich verringert. Die vertikale Staffelung ist nunmehr für alle Klassen (Wagen ladungen und Stückgut) gleichmäßig gebildet. Die für 100 Kilo meter angenommene Verhältniszahl von 100 senkt sich um 5 für je weitere 100 Kilometer, beziffert sich also bei 1000 Kilo metern auf 55. Bei den Tierfrachten und Ausnahmetari sen sind wesentliche Verschiebungen nicht eingetteten. Auch von einer Änderung der Staffel des Kohlenausnahmetarifes wird abge sehen. Endlich wird im Einverständnis mit dem Reichseisen bahnrat die Mindestentsernnng für die Berechnung der Fracht von 10 Kilometern auf 5 Kilometer herabgesetzt. Die neuen Personenfahrpreise werden ab 1. Dezember in Eil- und PersonenzLigen betra gen: In 4. Klasse 76 Pf., 3. Klasse 108 Pf., 2. Klasse 180 Pf-, 1. Klasse 324 Pf. pro Fahrkilometer, das ist das ZOfache, 36sache, Mache, Mache des Vorkriegspreises. Die Schnellzugszuschläge steigen auf 1. Zone in 1. und 2. Klasse 50 Mark, in 3. Klasse 25 Mark, 2. Zone in 1. bis 2. Klasse 100 Mark, in 3. Klasse 50 Mark, 3. Zone in 1. bis 2. Klasse 150 Mark, in 3. Klasse 75 Mark. Als Preis für Hundekarten wird die Hälfte des Fahrpreises 3. Klasse beibehalten. Der Preis der Bahnsteigkar- ten wird von 1,50 Mark auf 2,50 Mark festgesetzt und die Gebühr für Erlaubniskarten zum Betreten der Bahnsteige zum Aufgeben oder Abholen von Zeitungsbahnhofsbriefen von 30 auf 48 Mark monatlich erhöht. Starke Erhöhung der PoftLarrfe. Der Verkehrsbeirat Les Reichspostministeriums hat mit der Beratung der neuen Postgebührensätze begonnen. Bei der Sitzung, an der auch zum ersten Male Ler 27er- Ausschuß des Reichstages teilnahm, wurde mit Rücksicht auf die neuerlich eingetretene Geldentwertung ein neuer Tarifentwurf auf der Basis von 1V Mark für den einfachen Bries rm Fernverkehr und 4 Mark im Ortsverkehr sowie 6 Mark für die Postkarte im Fernverkehr vorgelegt, der zu einer sehr lebbasten Erörterung führte. Feuer ist darin u. a. vor- I gesehen, daß die TeVgrapheUgebührm im Ortsverkehr das j Wort 3 Mark, mindestens aber 30 Mark für ein Tele gramm, das Wort nach außerhalb 5 Mark, miüdeftens aber 50 Mark für ein Telegramm betragen sollen. Bei den Fernsprechgebühren soll der Zuschlag, der bisher 160 Pro zent betrug, auf 700 Prozent erhöht werden. Eine Ent scheidung ist noch nicht gefällt worden. Die Verhand lungen werden fortgesetzt. Öffentliche drahtlose Telephome. Berlin, im September. Anläßlich der Eröffnung des öffentlichen drahtlosen Telephondienstes, die am 2. Sep tember stattfand, hielt der Staatssekretär beim Reichspost ministerium, Dr. Bredow, vor Vertretern der Presse einen beachtenswerten Vortrag über die Entwicklung des drahtlosen Fernsprechwesens in Deutschland. Es handelt sich bei der drahtlosen Telephonie vor läufig nur um die Übermittlung von Wirtschaft s- nachrichten an Privatteilnehmer von einer Zentralstelle aus. Diese Zentrale ist die Eildienst-Gesell schaft in Berlin. Hier werden die aus allen Weltgegenden auf dem Funkwege eingehenden Meldungen gesammelt und in eine Mikrophonanlage gesprochen, die durch eine direkte Leitung mit der Haupt funkstelle der Reichs post in Königswusterhausen verbunden ist. Dort wird ein drahtloser Telephonie-Sender selbsttätig ausge löst, so daß auf diese Weise von Berlin aus die drahtlos übermittelten Nachrichten über ganz Deutschland verbreitet werden. Das Neichspostministerium hat bereits Vereinbarun gen getroffen, nach denen es möglich sein wird, den bereits eingerichteten telephonischen Nundspruch noch weiter aus zubauen. Bereits im Herbst dieses Jahres will man mit der drahtlosen Verbreitung belehrender und unterhaltender Vorträge und musikalischer Dar bietungen beginnen. Dann können sich die Einwohner auch des kleinste» Dorfes für ein geringes Entgelt eine Stunde der Erbauung und Belehrung leisten. An jedem Abend zu festgesetzter Stunde kann jeder den Saal des Städtchens aufsuchen, in dem ein Empfangsapparat auf gestellt ist. Durch diesen werden dann bekannte Gelehrte, Künstler, Politiker und Schriftsteller zum Publikum sprechen. Auch plant das Reichspostministerium, den An gestellten der Fabriken, in denen geräuschlose und ein tönige Arbeit verrichtet wird, musikalische und andere Un terhaltungen drahtlos zu übermitteln. Der Reichspräsident in Bremen. Eröffnung der Niederdeutschen Woche. Bremen, 4. September. In Gegenwart von Tausenden von Gästen aus Niedersachsen, aus Mecklenburg, Hamburg, Lübeck, Hanno ver, Westfalen, Schleswig-Holstein und Braunschweig ist gestern die „Niederdeutsche Woche" eröffnet worden. Der Reichspräsident, der mit dem Staatsminister Dr. Boelitz und dem Staatssekretär Schulz der Eröffnung beiwohnte, nahm bald nach seiner Ankunft an einer Ger hart-Hauptmann-Feier im Schaufpielhause teil. Hauptmann hielt eine Rede, in der er allen Europäern deutscher Zunge zurief: „Bleibt einig im Hoffen, im Glau ben und in der Gewißheit, daß Deutschland den Hafen er reichen und wiederhsrgestellt werden wird." Inzwischen hatte sich vor dem Schauspielhaus eine große Menge ange sammelt, an die der Reichspäsid ent, lebhaft begrüßt, einige Worte richtete, in denen er die Notwendigkeit be tonte, daß jeder an seinem Teil Mitwirken müsse an den großen Aufgaben der Nation zum Wiederaufbau Deutsch lands. Bei der darauffolgenden Eröffnungsfeier ant wortete Reichspräsident Ebert auf die Ansprachen des Vorstandes der Wesergilde, Gene- rallonsuls Roselius, und des Bürgermeisters Dr. Spitta mit einer längeren Rede, in der er u. a. folgen des ausfühtzte: „Gerade in dieser trüben Gegenwart, in der unser Volk so übwcr wie nie sich unter äußerem Drucke an der Entfaltung seiner freien Kräfte gehindert sieht, ist es nötig, aus der Ver wurzelung mit der Heimat, aus der Erkenntnis ihrer Kräfte und deren Zusammengehörigkeit mit dem großen Vaterland das Vertrauen auf die Zukunft zu schöpfen, das müden und lähmenden Pessimismus bannt und uns stärkt für den harten Weg, den wir noch zu gehen haben. Hanseatischer Geist und niedersächsische Zähigkeit haben, wie ihre Geschichte zeigt, auch in den schwersten Tagen aus den Kräften der Heimat stets Wille und Kraft zum Schaffen und- zu neuem Wagen gefunden. Die Niederdeutsche Woche ist in erster Linie eine Kundgebung der niedersächsischen Stämme; sie will aber auch darüber hinaus eine Kundgebung fein für die Gemeinschaft aller deutschen Volksstämme und ein Bekennt nis für die Notwendigkeit des Zusammen gehens aller Deutschen in den Lebensfragen unseres Vaterlandes. Das tut uns besonders not in dieser schicksals- -chweren Zeit, das Bewußtsein, daß sich auf dem Boden der Heimatsliebe alle Glieder und alle Schichten unseres Volkes eins wissen in der Pflichttreue zur ganzen deutschen Nation. Unzertrennbar verbindet ein hartes Band des Schick sals Heimat und Vaterland, und unlösbar sollen auch die Bande sein, die jeden Deutschen mit beiden verbinden." Für die aus der Niederdeutschen Woche vertretenen Hochschulen und Universitäten sprach der Rektor der Universität Münster. Er gab einen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung niedersächsischen Wesens, der unter dem niederdeutschen Kernspruch stand: „Ehr' ist Zwang genug." Der Reichspräsident begab sich von Bremen nach Kiel, wo auch die Reichsminister Dr. Geßler und Dr. Radbruch eingetroffen waren. Im Rathause be grüßte Oberbürgermeister Dr. Lueken den Reichspräsiden ten mit einer Ansprache. Darauf entbot der Oberpräsident den Willkommensgruß der Provinz Schleswig-Holstein. Der Reichspräsident erwiderte. Nach der Begrüßungs feier begab sich der Reichspräsident mit den Ministern zur Universität. Nie dritte Tagung des Völkerbundes. Von Deutschland ist nicht die Rede. Am Montag wurde in Genf die dritte Tagung des Völkerbundes feierlich eröffnet. Die Stadt Genf hat festlich geflaggt, obgleich das allgemeine Interesse geringer ist als in den Vorjahren. Als Auftakt zur Eröffnungsfeier fan den ein katholischer und ein protestantischer Festgottesdienfi statt. Bis jetzt haben 39 Staaten ihr Erscheinen zugesagt. Man rechnet aber damit, Latz von den 51 Völkerbunds mitgliedern etwa 42 bis 43 Delegationen in Genf weilen werden. Die Gefahr des Abbröckelns der südamerikanischen Völlerbundsmitglieder hofft man dadurch zu beheben, daß man den Vertreter Chiles^ Edwards, zum Präsidenten der Versammlung wählt. Die Tagesordnung der Ver sammlung, deren Dauer auf etwa drei bis vier Wochen berechnet wird, enthält keine besonderen Sensationen, da nach allgemeiner Ausfassung die Frage der Aufnahme Deutschlands in diesem Jahr nicht gestellt wird und auch die Gerüchte über Lloyd Georges persönliche Beteiligung an der Versammlung noch keinerlei Bestätigung finden. Nichtdestoweniger können Lie Frage der Aufnahme Un garns in den Völkerbund, das Problem der österreichischen Krise und die Neuwahl der vier nichtständigen Mitglieder des Völkerbundsrates zu größeren politischen Ausein andersetzungen führen. Wie verlautet, will die Kleine Entente Ungarns Ausnahme in den Völkerbund von vorherigen Zusicherungen, sei es Lurch Ungarn oder den Völkerbund selbst, in der Habsburaer Frage abbänaia Ave Maria. Roman von Felix Neumann. Als er auf den Fußspitzen näher trat, legte ihm die Mutter beide Hände auf die Schulter: „Du hast so viel um sie ver dient, nun sollst du auch dafür belohnt verden, du, der als Vater ihr zur Seite stand." Titus trat neben die Mutter. Da lag Maria in dem großen weißen Bett. Die langen Wimpern beschatteten die geschlossenen Augen. Die blonden Zöpfe ringelten sich auf der hellblauen Daunen decke. Sie ließen Marias jugendliches Antlitz fast kindlich er scheinen. Die eine Hand, an der ein kleiner Brillant blitzte, z war über den Bettrand hinabgesunken. Titus hatte seiner Base den Ring zur Firmelung geschenkt. — Damals ahnte er noch nicht, daß der schlanke blonde Wild fang einst sein ganzes Herz ausfüllen würde. Der feine Mund war ein wenig geöffnet, so daß die weißen Zähne durchschimmerten. Die Lippen schienen sich leicht zu bewegen. Sie stachen von der Weiße des Gesichtes ab. Mutter und Sohn betrachteten die Schläferin. Die Gräfin hielt die Hände gefaltet, als sie leise sagte: „Sie wußte nicht, was sie tat, unsere kleine Sünderin!" Da spürte sie, wie Titus ihren Arm erfaßte. Maria warf das Köpfchen herum, griff mit der einen Hand nach dem Herzen und murmelte: „Nicht böse fein, Titus — ich " Sie schrie kurz auf und — erwachte. Mit großen Augen sah sich um. „Ihr seid es? — Titus!" Er setzte sich zu ihr und streichelte ihre Hand. „Hast du schlecht geträumt?" Sie nickte. „Hast du — von mir geträumt?" Sie nickte wieder. „Ich träumte — du wolltest — nichts mehr von mir ! wissen, du hättest mich verstoßen, fortgejagt !" Er beugte sich dicht zu ihr. z „Träume sind Schäume — siebe Maria! — Ich komme von Leiner Mutter, weißt du, was ich dir mitgebracht habe?" Sie stützte die Hand auf das Kopfkissen und richtete sich empor. Erst jetzt war sie ganz wach geworden. Ihre Augen weiteten sich ängstlich. „Was — ist es, Titus?" Er blickte sie ernst und tief an: „Ich bringe dir — ihre Verzeihung!" Sie schluchzte auf. „Wirklich, Titus?" „Sagte ich je die Unwahrheit?" Da ereignete sich etwas, was noch nie im Leben der beiden, auch bei ihren Spielen und Neckereien nicht, geschehen war: Maria schlang die Arme, von denen das Nachtgewand zurückgeglitten war, um Titus' Hals und küßte ihn auf den schmalen, .strengen Gelehrtenmund. So dankte sie ihm für das, was er für sie gelitten und getan hatte. Ihm war eigen zumute. Weh und wohl zu gleicher Zeit. Schwerfällig erhob er sich. „Nun schlafe gut, Maria!" „Vielen Dank noch einmal, lieber Titus. Nur um eines bange ich noch: Darf ich es dir sagen?" Er neigte sich zu ihr, sie legte den Mund an sein Ohr. „Ich habe Angst um Walter! — Glaubst du, daß er stark genug sein wird daß er — nicht wieder —" Ihre Stimme zitterte. Einen Augenblick schwieg Titus. Er blickte mit zusammen gepreßtem Munde vor sich hin, dann sagte er kurz und herb: „Wenn er nach dem, was geschah, keinen weiteren Ausweg sieht, als den feiger Flucht aus dem Leben, — dann — dann, Maria, reiße die Liebe zu ihm aus deinem Herzen, — dann war er deiner unwert." Er reichte ihr noch einmal die Hand. „Und nun gute Nacht! Morgen werden wir weiter sehen!" Maria blickte ihm nach. „Morgen werden wir weiter sehen!" Was würde dieses „Morgen" bringen? 11. Kapitel. Während die Dunkelheit in allen Ecken brütete, saß Walter regungslos auf einem Stuhle neben der Staffelei. Als Maria das Zimmer verließ, war er aus ihm niedergesunken. Es be durfte erst einer ganzen Weile, bis es ihm gelang, seine Ge danken so weit zu sammeln, daß er sich darüber klar wurde, was eigentlich geschehen war. „Maria von Kronach," murmelte er wie geistesabwesend vor sich hin. „Maria von Kronach!" Nun war der Schleier ge sunken, der ihre Herkunft bisher verhüllte, aber gleichzeitig glitt auch in diesem Drama der Vorhang nieder, der das Ende des Spiels ankündete. Und der Graf, der in Begleitung der Mutter war? Er war der Auserwählte, dem Maria bestimmt schien. Nun hatte er den Kranz der gräflichen Braut mit täppischen Händen zerrissen. Immer wieder bohrten sich seine Gedanken auf denselben Punkt: Du hast sie ins Verderben gebracht, du hast ihre Zukunft zerstört, nie wirst du Gelegenheit haben, dieses Vergehen wieder gut zu machen. Und der Graf? Er dachte über die Erscheinung dieses Mannes nach, der bis zu diesem Zusammenbruche dazu aus ersehen war, Marias Gatte ,zu werden. Er führte sich die Gestalt immer wieder vor die Augen und er hätte so gerne über Titus das Urteil gefällt: Unmöglich für ein Wesen, wie es Maria ist. Er konnte es nicht. Ja — das rein Aeußerliche, wenn es das gewesen wäre. Aber, wenn er an den Augenblick dachte, wo der Graf Marias Hand ergriff, der vornehme, ritterliche Mann vom Scheitel bis zur Sohle, da kam er sich klein und jämmerlich vor. Konnte es. nach diesem Abschlusse des Trauerspiels über haupt noch eine Fortsetzung geben? Er grübelte und grübelte, bis ihn der Kopf schmerzte. Immer tiefer sank er zusammen, und allmählich machten sich seine Gedanken wieder auf die Reise, verließen die kleine Kommer und wanderten wie ruhelose Zugvögel nach der Isar. Er hörte sie rauschen und flüstern. Kühl und stetig floß sie dahin. Laut stöhnte er auf. Nein, nein, nur nicht wieder dieses Zurückfallen in die aste Schwäche. Und er kämpfte einen schweren Kämpf seines gemarterten Gewissens mit dem Leibe, der sich nach Ruhe und Vergessen sehnte. Da hörte er draußen Schritte. Die Tür wurde aufgerissen und in die Dunkelheit hinein tonte die Stimme seiner Wirtin: „Herr Grebenstein, Herr Grebenstein, sind Sie da?" Erst wollte er schweigen, dann aber sagte er müde: „Was ist denn?" „Gott sei Dank, daß Sie da sind. Eilen Sie bitte, Herr Farmer liegt ohnmächtig im Zimmer, Sie müssen mir helfen, ihn ins Bett zu tragen! Walter sprang auf und lief nebenan. Der Geiger lag auf dem Fußboden, das Gesicht zur Erde gekehrt und rührte sich nicht. Aber das Herz schlug. Sie entkleideten den Kranken und trugen ihn ins Bett. Während Frau Gruber den Arzt holte, blieb Walter am Bette des Freundes sitzen. Wie kam Farmer, dem das Aufstehen verboten war, an gekleidet in die Nähe der Tür? Er mußte aufgestanden und dann von einer Ohnmacht überrascht worden sein. Heute war ein Unglückstag, wer konnte wissen, was noch wurde! Der Arzt kam, verordnete Umschläge, schüttelte den Kopf !. und ging. Die Klinke in der Hand, sagte er noch: „Das kommt davon, wenn meine Anordnungen nicht befolgt werden. Heute muß unbedingt jemand wachen, es wird sich Fieber ein^tellen." Walter wehrte Frau Gruber ab. „Ich bleibe hier, ich will die Wache übernehmen." (Fortsetzung folgt.)