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Wilsdruffer Tageblatt : 03.09.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192209030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220903
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-09
- Tag 1922-09-03
-
Monat
1922-09
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.09.1922
- Autor
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Kaffee 480 -F. Da augenblicklich Roh-Kaffee nicht unter 470 eingekauft werden kann und durch das Rösten noch ein Gewichts verlust bis zu 20 Prozent entsteht, so müßten die Preise sprung haft in He Höhe gehen. Die Kaffeehändler halten es dafür für richtiger, eine abwartende Stellung einzunehmen. — Wie die Kalaopreife steigen. Am Sonnabend kostete der Kakao bei Sarotti in Dresden 132 <-U, am Montag 240 -F und für den Dienstag wurde der Preis auf 3M -F festgesetzt. — Tatenlos sieht die Wucherpolizei zu. — Die Betriebsräte sämtlicher Druckereien in Görlitz richteten an die Oefsentlichkeit einen Aufruf, in dem sie darauf Hinweisen, daß unter den schwierigen Wirtschaftsverhältnissen das Buchdruckgewerbe, besonders die Zeitungsbetriebe, am stärksten zu leiden haben, so daß immer mehr Zeitungen und Zeitschriften ihr Erscheinen einstellen müssen. Die Bevölkerung glaube, bei den teuren Zeiten zuerst beim Abonnement der Zeitung sparen zu müßen. Dieser Standpunkt sei der verkehr teste für ein geistig hochentwickeltes Volk; denn er schädige nicht nur ein Gewerbe, in dem bereits große Arbeitslosigkeit herrscht, sondern könne zum größten Unglück des deutschen Volkes führen, zur geistigen Armut. Wenn sich zu unserer wirtschaftlichen Ver armung noch die geistige geselle, dann seien wir endgültig ver loren. Das Abonnement sei auch gar nicht so unerschwinglich, seine Erhöhung stehe trotz der riesigen Verteuerung des Papiers und der sonstigen Herstellungskosten der Zeitungen noch in keinem Verhältnis zu den Preissteigerungen der Lebensmittel. Der Ausruf schließt mit der Bitte an die Zeitungsleser in Stadr und Land, das Druckereigewerbe nicht vollends zugrunde zu richten, sondern im Interesse unserer deutschen Kultur auch fernerhin das Zeitungsabonnement zu erneuern. — Steigen der Arbeitslojenzisfer. Die steigende Beun ruhigung des Wirtschaftslebens macht sich beim Landesamt für Arbeitsvermittlung durch ein aus verschiedenen Arbeitsnach weisbezirken gemeldetes Steigen der Arbeitsuchendenzisfer und ein Nachlaßen der Anforderungen an Arbeitskräften deutlich bemerkbar. Das Nachlassen der Nachfrage traf vor allem das Baugewerbe und den Arbeitsmarkt für Ungelernte. In der Landwirtschaft hat stellenweise der Bedarf an Arbeitskräften für die Erntearbeiien und an älteren Knechten über 20 Jahre nachgelassen. Auf dem Arbeitsmarkte der Industrie der Steine und Erden fanden keine größeren Bewegungen statt. In den Ziegeleibetrieben macht sich stellenweise ein Nachlassen des Bedarfs bemerkbar. In der Textilindustrie hielt die in einzelnen Bezirken beobachtete Zurückhaltung in der Bedarfsanmeldung an. Im Nahrungsmittelgewerbe ist das Angebot an Bäckern und Fleischern immer noch erheblich. Aus der Zigarrenindustrie werden Entlassungen gemeldet. Auch in der Tabakindustrie müssen Betriebseinschränkungen vorgenvmmen werden. Die Nachfrage nach Schneidergebilfen scheint nachzulaßen. Im Bau gewerbe sind stellenweise erhebliche Schwankungen eingetreten. Im Handelsgewerbe ist ein Steigen des Angebots, insbesondere an älteren Arbeitskräften, zu beobachten. Im Gastwirtsgewerbe ist das Angebot an männlichem Bedienungspersonal erheblich. Auf dem Arbeitsmarkt für ungelernte Arbeitskräfte zeigen sich ebenfalls erhebliche Schwankungen. Die Zahl der arbeitsuchen den Bau- bnd Erdarbeiter ist gewachsen, ältere ungelernte Arbeitskräfte sind allerorten kaum unterzubringen. — Der Obstgarten im September. Der September ist der wich tigste Monat im Obstgarten. Man beginne mit der Ernte des Herbst und Winterobstes nicht zu früh. Je länger das Obst am Baume hängt, desto bester sind die Früchte. Winterobst zu früh geerntet, schrumpft auf dem Lager leicht zusammen. Sehr wichtig ist das Pflücken. Nach dem Pflücken darf der Boden unter dem Baum nicht mit abgerissenen Zweigen und Blättern bedeckt sein. Man benutze gute Leitern, am besten Doppelleitern, oder die bekannten Stütz- leitern „Sicher" und andere gute Fabrikate. Der beste Pflücker ist die Hand, doch wird man bei wertvollen Früchten, die gewöhnlich an den äußersten Spitzen der Zweige hängen, nur mit dem Obst pflücker arbeiten können. Sie tun bei älteren, hohen Bäumen gute Dienste, besonders auch deswegen, weil man sie an langen Stangen befestigen kann. Vor der Obsternte unterlaste man nicht eine der wichtigsten Arbeiten: das ist die gründliche Säuberung der Auf bewahrungsräume. Wände, Borde, Horden sind gründlich zu säubern, Wände mit frischer Kalkmilch zu streichen, Fußboden zu reinigen, tüchtig zu lüsten usw. Die in diesem Jahre teilweise reichlichen Ernten ermöglichen manchen Haushaltungen die Herstellung von Dörrobst. Da sei daran erinnert, daß namentlich auch Fwetschen, die es besonders reichlich gibt, sich ganz besonders gut dörren laßen. Eine weitere sehr wichtige Arbeit ist nach dem Abernten das Aus putzen, Zurückschneiden und Verjüngen der Obstbäume. Man kann sogar im September ohne Bedenken die Umveredelung älterer Bäume vornehmen. Man benutze als Edelreiser gut ausgereifte Sommer triebe, bei denen man die Blätter unter Belastung des Blattstieles abschneidet. Besonders Bäume, die im Ertrag zurückgcgangen sind, können durch Verjüngen oder Umveredeln im September sehr schnell wieder zu gutem Ertrag gebracht werden. Schon jetzt empfiehlt sich die Düngung der Bäume mit SuPerphosphat und Kali, während man den Stickstoff in Form von schwefelsaurem Ammoniak oder Ammo- niak-Superphosphat auf das Frühjahr verschiebt. Wer Zeit hat, be schäftigt sich schon jetzt mit der Vorbereitung für die Herbstpflanzung. Es sind vor allem die Bäume aus einer leistungsfähigen Baumschule zu beziehen, um nicht nur die gewünschten Sorten, sondern auch gute Qualitäten zu erhalten. Die Baumgruben können ausgcworfen, mit guter Erde gemischt, mit verrottetem Dünger, Kompost oder in Wasser getränktem Torfmull wieder gefüllt werden, nachdem man vorher, was notwendig war, einen Baumpfahl festsetzte. Nach wie vor achte man auf die Beseitigung des Ungeziefers. In vielen Obstgärten haben sich die Nonnenfalter gezeigt. Es ist daher außerordentlich Beach tung auf die Eiablage der Falter zu legen. Man findet sic in den meisten Fällen am Stamme des Baumes. Alle Auskünfte erteilt die Geschäftsstelle des Sächf. Landesobst- und Weinbauvereins, Dres- den-A., Bürgerwiese 6-, und der Bezirksoöstbauverein Meißen (Amtshauptmannschast). Bei schriftlichen Anfragen Rückporto beifügen. — Löbau. Gescheitert sind die Verhandlungen im Land- a r b e i t e r st r e i k. Die Streikenden lehnen den Schiedsspruch ab, der ihnen eine 25prozentige Lohnzulage zuerkennt. Auch die Verhandlungen gewählter Kommissionen mit dem Bezirks verband der Landwirte und — sofern die Staatsgüter betroffen sind — mif dem Wirtschaftsministerium haben zu keinem Er gebnis geführt. Nur darüber hat man sich geeinigt, daß Maß regelungen nicht vorgenommen werden sollen. — Schönberg, O.-L. Beim Ausfüllen des Spiritus kochers explodierte die Flasche, wobei eine hiesige Kriegerwitwe und ein dabei stehendes Kind schwere Brandwunden erlitten. — Zittau. Ein heiteres Vorkommnis ereignete sich auf dem hiesigen Jahrmärkte. Ein valutastarker Grenz bewohner „von drüben" hatte bei seinen Einkäufen einen neuen 5M-Markschein herausbekommen. Er hielt solches Geld nicht für möglich und trachtete danach, die Deutschen damit wieder auszuschmieren. Einen dicken Bürstenhändler erkor er sich als Opfer. Er erhandelte sich eine Bürste für 45 <F, drückte dem. Manne den verdächtigen 500-Marksckein in die Hand und verschwand listig und gewandt im Iahrmarktsgewimmel. Der Bürstenmann rief ihm nach und schwenkte das herauszugebende Geld. Vergeblich, vergeblich! Um es los zu werden, bewirtete er seine Kollegen. — Reichenau bei Zittau. Herbes Mißgeschick beim Paschen betraf eine Dame aus Friedland, die einen Hut, ein Paar Schuhe, ein Hemd und ein Beinkleid in das Land der Edelvaluta bringen wollte. Sie mußte Hut, Schuhe und Wäsche, die bereits in Gebrauch genommen war, ablegen und 175 000 -E Sicherheit zahlen. Nur dadurch, daß eine Verwandte mit einem Paar Ersatzfchuhen herbeieilte, wurde die Dame davor bewahrt, ihre Haftzelle „unbeschuht" verlaßen zu müßen. — Leuben b. Lommatzsch. Von einem größeren Schaden feuer wurde am Donnerstag abend das Besitztum des Herrn Caspari in Eulitz heimgesucht. Bald nach 7 Uhr abends brach in der Gemüsetrockenanstalt Feuer aus, das sehr schnell um sich griff und das Gebäude vollständig in Asche legte. Vermutlich ist das Feuer durch Heißlaufen der Trocknungsmaschine ent standen. Der entstandene Schaden soll sich auf mehrere Mil lionen Mark belaufen. — Riesa. Ein hiesiger Arbeiter wollte von einem Gra - natzünder, den er als Andenken auf dem Vertiko in seiner Wohnung stehen hatte, den Kupferring entfernen. Als er mit einem harten Gegenstand gegen den Ring schlug, explodierte der Zünder. Hierbei wurden dem Arbeiter zwei Finger der einen Hand abgerissen. — Leisnig. An besonders geeigneter Stellung unserer Io- hannistalanlagen erhebt sich das jetzt sertiggestellte, wuchtige Ehrenmal für alle Gefallenen des 179. Inf.-Regts. Ehren halber führen täglich Leisniger Kameraden die Planierungs arbeiten um das Denkmal aus. Die Weihe findet am 17. Sep tember statt. — Chemnitz. Vom Eüterzug 9759, von Aue nach Chem nitz unterwegs, entgleisten gestern abend. Or7 Uhr bei der Einfahrt in den Bahnhof Hilbersdorf die L o k o m o t i v e u n d 5 Wagen. Die Maschine und die beiden folgenden Wagen fuhren die etwa 5 Meter hohe Böschung herab, stürzten auf die Nebengleise und wurden schwer beschädigt. Vom Personal wurde niemand verletzt. Die Ursache des Unfalls ist noch nicht be kannt; es ist möglich, daß es sich um einen Schienenbruch handelt. — Oberlungwitz. Bei Streckenarbeiten auf der Ueberland- bahn Hohenstein-Ernstthal—Oelsnitz wurde der etwa 25 Jahre alte verheiratete Streckenarbeiter Harnack von hier von einem Arbeitskollegen unversehens mit der Spitzhacke in den Rücken getroffen. Schwerverletzt mußte der Getroffene in seine Wohnung gefahren werden. — Oberschmiedeberg i. E. Auf abschüssiger Straße ereignete sich ein schweres Autounglück. Ein Lastkraftwagen der Chemnitzer Schloßbrauerei stürzte, da dem Chauffeur schein bar beim Fahren über eine recht unebene Straßenstelle das Steuer aus der Hand gerißen wurde, eine 2 Meter liefe Bö schung hinab. Ein Begleiter war sofort tot, ein zweiter wurde schwer verletzt. — Leipzig. Eine sprechende Zeitung haben die „Neuesten Nachrichten" auf dem Hauptpostamt eingerichtet, in deren Halle der Lautsprecher die neuesten Drahtmeldungen der Zeitung laut verkündigt. Politische, Handels-, Stadt- und Provinznachrichten erschallen eine Viertelstunde lang in bunter Reihe. Die lebende Zeitung, ein Blatt der höchsten Aktualität, hat eine ausgezeichnete Zukunft! Die Wirkungsweise dieses von der Firma Dr. Erich F. Huth, Gesellschaft für Funkentelegraphie m. b. H., Berlin SW. 48, konstruierten Lautsprechers beruht auf der Verwertung der erst im Jahre 1917 von den Dänen Johnson und Rahbeck gemachten Entdeckungen, daß Metall aus bleipolierten Flächen von Halbleitern (Schiefer, Achat u. a. m.) bei Stromdurchgang haftet. Eine Anziehung von fern nach Art der Magneten, wie z. B. bei Telephon, Motor usw., findet bei dem Lautsprecher nicht statt. — Leipzig. Noch keine Messe ist von Taschendieben so überflutet gewesen, wie die diesjährige Herbstmesse. Die An zeigen von Taschendiebstählen gehen in die Hunderte. Mit welcher Gewandtheit die Diebe arbeiten, geht daraus hervor, daß es einem Langfinger gelang, einem Ausländer eine Brief tasche mit 2000 schwedischen Kronen — etwa 740 000 o-L — aus einer Westentasche im Futter der Weste zu stehlen, indem er am unteren Teile der Weste dos Futter aufsainitt, und zwar im Gedränge vor dem Schalter einer großen Bank. — Wie die Preße für Speise und Trank an den Messetagen hochgesetzt waren, geht aus Angaben au? Speisekarten hervor. Ein ein facher Kalbsbraten mit etwas Kartoffelsalat 160 ein Gänse braten 600 -F, eine Tasse Kaffee 30 ufw. — Leipzig. Die Leipziger Buchdrucker haben durch Urabstimmung mit 2913 gegen 2790 Stimmen den Streik, der Montag beginnen sollte, abgelehnt. -t- Leipzig. Das bekannte Kaufhaus von Theodor Althoff wurde in der vvrvergangenen Nacht von Einbrechern heimgesucht. Die Diebe hatten es hauptsächlich aus die Pelz- abteilung abgesehen. Es sielen ihnen prachtvolle Ausstattungs stücke in die Hände, so ein Persianer Mantel im Werte von 500 000 -F. Der Gesamtwert der gestohlenen Pelzwaren be läuft sich auf drei bis vier Millionen Mark. — Leipzig. Gestern nachmittag wurde auf der Kreuzung der Ost- und Niebeckstraße ein achtjähriger Knabe, der plötz lich vom Fußweg herunter über die Fahrstraße lausen wollte, von einer Kraftdroschke überfahren und tödlich verletzt. 3» Wechsel der Zelte» beachtliche MAW. Wohl allen Lesern dieser Zeilen ist das Gründungsjahr der Firma Ehr. Schubart öc Hesse — 1788 — ebenso bekannt als die Firma selbst. Auch die Ereignisse der letzten Zeiten, wie Uebernahme der Firma durch Herrn Friedrich Böhme im Jahre 1919, Vergröße rung des Innenbetriebes im Jahre 1920, Vergrößerung des Außen- bctriebes im Jahre 1921 durch Eröffnung der Filialen in Eibau, Zittau, Bischofswerda, Meißen, Lommatzsch, Freiberg und Dippoldis walde, Ausnahme der Fabrikation in den eigenen Betrieben Meißen, Eibau, Dippoldiswalde, Lommatzsch — und nunmehr Dresden im Jahre 1922 — sind im mündlich-schriftlichen Verkehr mit der Firma und durch die im Jahre 1921 erneut herausgegebene Hauszeitung der Firma, die an alle Interessenten jeden Monat kostenlos versandt wird, bestens verbreitet worden. Es dürfte daher beachtenswert sein, weiteres zu hören: Im Jahre 1816 wurde der Betrieb von Schreibergassc 30 auf das Grundstück Breite Straße 23 verlegt. Das jetzige sogenannte Ministerhotel an der Seestraße gehörte auch dazu. Dieser Teil wurde jedoch 1843 an den Staatsfiskus verkauft. Christian Schubart war inzwischen 1831 verstorben. Nach Verkauf des Ministerhotels wurden im Jahre 1843 und 44 die bekannten Lagerhäuser an der Breiten Straße erbaut. Dadurch, daß Ende der vierziger Jahre auf Ver anlassung des Regierungsrates Reuning vom Staate gekaufte land wirtschaftliche Maschinen durch die Firma an die Landwirtschaft ab gegeben wurden, wurde das Interesse geweckt und von diesem Zeit punkt an der Handel mit diesen Waren im allgemeinen ausgenommen. 1860 verstarb der Konsul Hesse und nun führte sein Sohn Ludwig, ebenfalls Bayrischer Konsul, die Firma bis zu seinem Tode, 1909, als alleiniger Inhaber sort. Im Dezember 1916 verlegten die Erben den Betrieb in das jetzige Grundstück Friedrichstraße 52. Ein neuer Wendepunkt ist nunmehr wiederum eingetreten: Am 2. August fand im Bankhaus Hermann Schulz, Dresden, die Grün dungssitzung der Friedrich Böhme, vorm. Ehr. Schubart Sc Hesse, Aktiengesellschaft statt. Der gesetzlichen Fassung: „Gründung" steht aber die Tatsache gegenüber, daß mehr von einer Umwandlung die Rede sein muß. Die im Jahre 1919 ausgeschiedenen Vvrbesitzer, die Erben des Herrn Konsul Hesse, sind erneut der Firma wieder bcigetreten. Außerdem sind Mitgründer die Herren Rittergutsbesitzer Kürschner auf Bärenklause durch sein Bankhaus Hermann Schulz und die Herren Thiedtke und Renz. Werden gewöhnlich Firmen gegründet oder umgewandelt, um den Einflüsterungen des Egoismusses im weiteren Sinne zu folgen, so bildet bei der vorliegenden Umwandlung wohl auch der Egoismus eine Rolle, indem die alte Firma in ihrer vergrößerten Form erhalten bleiben soll zur Eristenzbeslreitung der über 200 Angestellten und Arbeiter. Der viel größere und somit eigentliche Zweck ist aber folgender: Die Firma soll gewappnet sein gegenüber den kommenden schweren Zeiten zum Wohle der bedarfhabenden Landwirtschaft. Sie will nicht sein unter der Zahl der vielen, die hinweggefegt werden. Reine Ideale leiten alle die Herren, die als Gründer mitwirkten und besonders die Herren, die die verantwortliche Position der Aufsichts räte übernehmen. Nicht ein neues Glied der Börse soll die Aktien gesellschaft heute schon werden, sondern sie will vielmehr einen großen Kreis von landwirtschaftlichen Interessenten darstellen, die als Ak tionäre und Landwirte wissen, warum sie Aktionäre sind und wosür die Aktiengesellschaft eigentlich besteht: Zum Nutzen und im Interesse der Landwirtschaft! Schon bei der Auswahl des ersten Aufsichtsrates ist deswegen die Wahrung der landwirtschaftlichen Interessen bestens und allein Leit- faden gewesen. Den Vorsitz haben die in der Landwirtschaft voll kommen bekannten Herren Iuftizrat Meding in Dresden und Stadt- gutsbesitzer Friedrich Kaiser, Dresden-Naußlitz, übernommen. Als Aufsichtsrat sind sowohl Herr Rittergutsbesitzer Kürschner als auch Herr Koch landwirtschaftliche Interessenvertreter, während hingegen die Herren Kommerzienrat Woerner, München, Bankier Schulz und Kaufmann Thiedtke, Dresden, als großzügige Kaufleute die Sorgen des inneren Geschäftsganges mit zu tragen haben. Mögen die in Angriff genommenen Vergrößerungen und die kommenden Kapitalerhöhungen vielen Landwirten Gelegenheit bieten, durch Eintritt als Aktionäre im eigenen Interesse wie im Gesamt- inlercsse unserer Landwirtschaft, insbesondere unserer sächsischen Land wirtschaft am weiteren Ausbau mitzuarbeiten. Viele Herren haben sich heute schon hierfür bei der Firma im voraus vormerken lassen. Die Firma bittet diese Herren noch um etwas Geduld und hofft, daß weitere Herren ihr Interesse der Firma alsbald mitteilen, um für die nächste Erweiterung nicht zu spät zu kommen. Unseres Erachtens nach ist die Firma sicher, daß die bisherige treue Kundschaft das Unternehmen in seiner neuen, die Wahrung landwirtschaftlicher Interessen ganz besonders und noch besser zum Ausdruck bringenden Form weiterhin unterstützen wird, im eigenen Interesse der Firma späterhin selbst als Aktionär beitritt und Freunde für dieses gemeinschaftliche landwirtschaftliche Unternehmen wirbt. Wie die Firma heute schon vorforgt, mögen nachstehende Zeilen beleuchten: Wie eingangs erwähnt wurde, gibt die Firma ihre eigene Haus zeitung an alle Interessenten monatlich kostenlos ab. Die Verbreitung beträgt zur Zeit etwa 83 000 Exemplare. Sicherlich sind die Kosten hierfür keine geringen. Herr Friedrich Böhme hat es aber durch weit zurückliegenden Kauf des Papieres und durch Aufnahme von Inse raten in die Zeitung ermöglicht, daß die Herausgabe der Zeitung der Firma geringere Unkosten bereitet, als irgend eine Reklame irgend welcher Konkurrenzfirmen diesen Firmen kostet, daß wohl aber ein großzügiges Hilfsmittel geschaffen worden ist für durchgreifende beste Verbreitung aller die Landwirtschaft interessierenden wichtigen Mitteilungen. Es gibt innerhalb Sachsens keine landwirtschaftliche Fachzeitung, die auch nur eine annähernd so große Verbreitung auf zuzeigen hat. Der Firma ist von der pflanzenphysiologischen Ver suchsanstalt Dresden bestätigt worden, daß landwirtschaftliche Schuh- und Interessenaufsätze am besten nur durch diese Hauszeitung ver breitet werben können. In der uns vorliegenden Augustnummer weist die Firma nach einführenden Worten, die die Preissteigerung erklären und beleuchten, wiederum darauf hin, was den Landwirten heute Not tut. Die Forderung bes Tages ist für heute und die Zukunft, zehn mal so gut hauszuhalten als in den Tagen unserer Väter. Noch vor dem Kriege war es nicht nötig, etwas im Vorrat im voraus zu kaufen. 1900 kostete der Grasmäher soviel als 1901 oder gar 1914 und man konnte Geld sparen bis zum Zeitpunkt der Anschaffungs notwendigkeit. Heute jeboch — und es wird in absehbarer Zeit nicht besser werden-muß man dauernd mit Preissteigerungen rechnen. Heute darf jeder nur am Zeitpunkt der Benötigung von barem Gelbe für Neuanschaffungen seine Produktion verkaufen. Bares Geld darf man nicht mehr liegen lassen, als der Betrieb für seine Tagesunkosten verlangt. Alle anderen Mittel sind in Werten liegen zu lassen oder in Werten anzulegen, die man später bei Bedarf durch Verkauf zum Tagespreise wieder zu Geld machen kann. Sorgt die Firma für die Landwirtschaft durch ihre Zeitung und durch Verbreitung von Ratschlägen, so sorgt sie andererseits auch für bie Landwirtschaft durch Unterhaltung großer Lagerbestände. Uns wird mitgeteilt, daß zur Zeit Vorräte von über 30 Millionen geschaffen worden sind trotz der überaus schwierigen Einkaufsmöglich keit. Die Firma sammelt diese Bestände für die Abgabe an die säch sische Landwirtschaft direkt und nimmt Aufträge aus dem übrigen Deutschland kaum, aus dem Ausland überhaupt nicht entgegen. Ob wohl sie heute sür den Grasmäher vom Auslande beispielsweise genau den doppelten Preis erhalten würde als was sie vom sächsischen Land wirt dafür verlangt. Wer also der Annahme ist, daß die Preise in absehbarer Zeit im Inlanbe fallen werden, möge sich dieses Gras mäherbeispiel für seine Berechnung dienen lassen. Es ist sehr zu empfehlen, diese Vorsorge, die die Firma durch Ansammlung von Lagerbeständen getroffen hat, sich durch Kauftätigkeit nutzbar zu machen. In Verbindung durch ihr Bankhaus kommt die Firma der Lanbwirtschaft entgegen, indem sie Verkäufe durch das von der Reichsbank empfohlene und im Interesse der Reduzierung des Pa piergeldumlaufes gewünschte Hereinnehmen von Akzepten tätigt. Aus all dem Vorstehenden kann man nur Großzügigkeit ersehen und ist der Firma zu wünschen, daß sie den Dank der Landwirtschaft dadurch erntet, inbem sie die restlose Kundschaft aller beteiligten Kreise erhält. TA. Geben ist seliger denn nehmen! Ob der Wiesenboden auch so denkt? Wohl kaum, denn dessen Erträge nehmen in rückständigen Gegenden von Jahr zu Jahr ab. 50 Kg. Kalk, 100 Kg. Kali, 30 Kg. Phosphocsäurc und 80 Kg. Stickstoff entnimmt eine mittlere Heu- und Grummctcrnte alljährlich dem Hektar Wiese, und was gibt bieser der Landwirt dafür zurück? Der in Flußtälern meist nichts, der verläßt sich auf die Hochwässer, welche aber seit Jahrzehnten immer seltener werden und wenn doch eintreten, längst nicht mehr so befruchtend wirken wie früher. Ja man hat hie und da leider feststellen müssen, daß die vielen chemischen Bestandteile, welche das Hochwasser mit sich bringt, ost sogar schädigend wirkten. Wie der Acker, so muß auch die Wiese regel- und planmäßig bearbeitet und gedüngt werden. Auf Gelegenheitsernten kann und darf sich der sorgsame Tierzüchter nicht mehr verlassen. Er muß durch reichliche Düngung mit Kali und Phosphorsäure im Herbst, sowie dann auf dieser Grundlage im Früh jahr mit Stickstosf die vorstehend angegebenen Nährstoffe der Wiese ersetzen, falls er knochenstarke, leistungsfähige Tiere heranziehen will. Wocherrsptelpkan Dresdner Theater vom 3. bis mit 11. September. Opernhaus. Sonntag (3.): „Carmen" (7 bis gegen 0-11). Mon tag: „Der Mann im Mond" (0-8—10). Dienstag: „Der Freischütz" (7—10). Mittwoch: „Hofsmanns Erzählungen" (0-8—0,11). Don nerstag: „Der Rosenkavalier" (0-7—10). Freitag: „Die Boheme" (0-8—10). Sonnabend: „Martha" (7—0,10). Sonntag (10.): „Die Meistersinger von Nürnberg" (4—9). Montag: „Carmen" (7 bis gegen 0-11). Schauspielhaus. Sonntag (3.): „Hasemanns Töchter" (O28 bis 0-11). Montag: „Michael Kramer" 0/28—0,11.). Dienstag: „Va° santafena" (0-8—10). Mittwoch: „Schneider Wibbel" (0-8—10). Donnerstag: „Vasantascna" (0-8—10). Freitag: „Das Opfer" (7 bis 10). Sonnabend: „Was ihr wollt" (7—0,11). Sonntag (10.): „Va- santasena" (0-8—10). Montag: „Die Journalisten" (0-8—0-11). Residenztheater. Sonntag (3.), nachm.: „Alt-Heidelberg". Jeden abend: „Die Mädels von Davos". Wettermitteilungen und mehrtägige Wettervorhersage. Die umfangreiche Depression, welche den größten Teil Europas bedeckt, ist etwas flacher geworden. Sie weist aber noch zahlreiche Teilbildungen auf, unter deren Einfluß das un beständige Wetter anhalten wird. Anzeichen für eine durch greifende Aenderung der Witterung in den nächsten Tagen sind nicht zu erkennen.
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