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haben, lausen die Amerikaner, die Dänen, die Holländer und andere interessante Gäste Deutschlands jetzt einfach unser Geld, und so kann es kommen, daß wir selbst keins haben, wenn wir welches brauchen, und daß für uns ein mal Ultimo mit — Matthäi am letzten zusammensälltl Einsuhrheschränkungen. Berlin, 1. September. Um einem weiteren Sturz der Mark zu begegnen, hat sich die Neichsregierung entschlossen, verschärfte Maß nahmen zur Unterbindung der Einfuhr aller irgend ent behrlichen Waren zu treffen. Zu diesem Zweck hat der Reichswirtschaftsminister die bisherige Einfuhrfreihcit für Rohtabak durch Bekanntmachung vom 30. August d. Js. mit sofortiger Wirkung ausgehoben. Ebenso wird der Reichsernährungsminister auf seinem Gebiet Beschränkun gen der Einfuhrfreiheit vornehmen. Gleichzeitig werden die Außenhandels- und anderen Bewilligungsstellen an gewiesen, für diese Waren und eine Reihe anderer ent behrlicher bereits unter Einfuhrverbot stehender Waren bis aus weiteres Einsuhrbewilliaungen nickt mehr ru erteilen. Das Einfuhrverbot wird wieder aufgehoben werden können, wenn ein genügender Zollschutz durch Erhöhung der Zölle erreicht ist. Der Neichswirtschafts- minister hat alsbald nach Erlaß des Einfuhrverbots für Rohtabake die an der Tabakswirtschaft beteiligten Kreise zu einer Besprechung bei sich eingeladen. Der unter Zoll aufsicht sich vollziehende Veredelungsverkehr wird durch die Aufhebung der Einfuhrfreiheit nicht berührt, da für ihn Einfuhrbewilligung nicht erforderlich ist. AZett» uno Aottswrrischaft. Was kosten irernde Merts? Böt-scnvläye L U. „esiicht! anncb. Ltand gesucht s angkb. 1.8. 1 4 Lolland lOOGutd. Dänemark 100 Kron. Schweden lOOKron. Norwegen lOOKron. Schweiz 100 Frank Amerika 1 Dollar England 1 Pfd. Frankreich 100 Frank Belgien 100 Frank Italien 100 Lire D.-Osterr. lOOKron. Ungarn lOOKron. Tschechien lOOKron. 48038,75 27765,25 34955,25 21573,00 24589,25 1298,37 5593,00 10987,35 9338,30 5617,95 1,78 55,94 3870,15 Berlin, 1. September. 49081,25 27834,75 35043,75 21027,00 24030,75 1301,63 5607,00 10112,65 9361,70 5632.05 1,82 56.,-7 3379^5 68414,35 37453,10 46342,00 29363,25 32858,85 1722,84 7840,15 13183,55 12534,30 7440,15 2,05'72 76,50 5767,75 58585,65 37546,90 46558,00 20436,75 32941,15 1727,16 7859,85 13216,00 12565,70 7459,35 2,09 V- 77,10 5782,20 170 Atk. 112 . 112 . U2 . 72 . 4,40, MW, 80 . 80 . 80 . 85 , 85 . Stand der Polenmark: 16,50 Pf. Memme Erhöhung der ZeituWmeise. Die gesamte deutsche Presse ist ist diesen Tagen gezwungen, die Abonnenten um Bewilligung wesentlich er höhter Bezugspreise zu bitten. Alle Blätter ohne Ausnahme stehen vor dem großen Sprung ins Dunkle, vor der Schicksals frage, ob der Versuch der teilweisen Abwälzung der ungeheuer lichen Mehrbelastungen sie vor dem Ruin bewahren wird. Bis her zweimal täglich erscheinende Blätter suchen einen teilweisen Ausgleich durch Einschränkung ihres Betriebes auf einmaliges Erscheinen, aber trotzdem müssen sie gleichzeitig ihren Bezugs preis beträchtlich erhöhen. Die Hamburger Zeitungen kündigen neue Bezugspreise bis zu 250 °7rk monatlich an, die Berliner Blätter erhöhen ihre Bezugspreise zum Teil bis 300 im Monat. Das „Berliner Tageblatt" wirft die Frage auf, ob der Presse in ihrer Gesamtheit heute noch geholfen werden könne und gibt darauf die Antwort: „N ein! Für einen großen Teil unserer bodenständigen k politischen Presse gilt das bittere Wort: Zu spLt! In we- I nigen Wochen, längstens Monaten, wird viele wertvolle publi zistische Organe das Schicksal unentrinnbar ereilt haben." Mögen die Instanzen, die vor dem Reichswirtschastsmini- sterium in diesen Tagen über den neuen Papierpreis für den Monat September endgültig zu beschließen haben, bedenken, daß sic gleichzeitig über das Schicksal der deutschen Presse entscheiden! Neueste Meldungen. Keine Abgabe von Reichsbankgold. Berlin. Die schon vor einigen Tagen von der Pariser Presse gebrachte Nachricht, daß die deutsche Negierung den Vor schlag gemacht habe, 50 Millionen Goldmark als Sicherung für die Kohlen- und Holzlieferungen in das besetzte Gebiet zu überführen, wird jetzt von einem englischen Blatt als angebliche Mitteilung des Staatssekretärs Dr. Schroeder erneut verbreitet. Demgegenüber wird festgestellt, daß von einer Überführung des Goldes der Reichsbank in das besetzte Gebiet nie die Rede ge wesen ist. Prinz Georg von Serbien wird intermcrt. Belgrad. KönHg Alexander von Südsiattim hat den Prin zen Georg wogen Verbreitung unavahwr Nachrichten in den Zeitungen bestraft, und zwar ,oll Prinz Georg bis auf weite res in Nisch wohnen und aller Ehren, welche einem Mitglied- des königlichen HEfes enogcgewgebrächt werden, auf zwanzig Monate verlustig erklärt werden. Russische „Abrüstung". Moskau: Iw der Konferenz der Kommunisten der Ukrainer Armee teilte der Chef der Heeresobcrlsitung mit, daß die De- Mobilisation nicht weiter fortgesetzt «wird, denn es müsse alles getan werden, damit die Armee >in technischer Hinsicht den euro päischen Armsen nicht wachstehe. Ab 1. September werden in die Rote Armee Freiwillig« ausgenommen, die bis zum Jahre 1923 im Heeresdienst verbleiben müssen. BeirEm U deZ 12. Sonntag nach LMM. Von Psarrer Wolke, Wilsdrufs. Matth. 13,30: „Sammelt zuvor das Un kraut und bindet es in Bündeln, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuern." Ist die Erntezeit da, so erfolgt die Scheidung der Gottlosen von den Gottesfürchtigen. Das Unkraut wird vor der Scheidung in Bündel gebunden und verbrannt, der Weizen aber wird in die Scheunen eingeführt. Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und verbrennt, so werden die Engel des Mensckensohnes aus seinem Reiche alle Aergernisse und die da Unrecht getan haben, sammeln und in den Feuerofen werfen, da wird sein Heulen und Zähneklappern. Dann aber werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reiche. Das erste Ende der Welt ist sür jeden Einzelnen schon da, wenn hier sein Auge bricht, das große Ende für die ganze Menschheit wissen wir nicht. Es wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Sind auch tausend Jahre vor Gott wie ein Tag, das wissen wir, daß über unser ewiges Wohl und Wehe hier schon entschieden, wenn auch dort erst gerichtet wird, und daß die Enget Gottes unsichtbar neben jedem unter uns stehen, uns zu behüten, und wenn wir uns nicht behüten lassen mögen, unsere Schritte zählen, bis sie uns als Unkraut aus dem Weizen scheiden müssen. Wer unter dieser Schnitterhand sollen muß, kann niemand mit Bestimmtheit sagen, aber das wissen wir, es werden auch nicht alle, die Herr, Herr sagen, das Reich Gottes ererben. Der Trost bleibt uns jedoch, daß, wenn auch zuweilen das Unkraut die gute Frucht zu überwachsen scheint, doch solches nur so scheint, weil das Unkraut gewöhnlich hoch ausschießt und obenan steht. Je näher die Erntezeit kommt, desto gewisser zeigt sich dann die gute Frucht. Viel Unkraut dorrt auch ab durch die Sonnenhitze des Lebens und macht dem Fruchthalme Raum. Und wie schlimm es aussehe, nie wird das Unkraut die gute Frucht ganz verderben. Dem hat der große Ernteherr, der Jahr aus Jahr ein auf dem Acker des Geistes seine Ernten halten will, gewehret. Er hat auch der menschlichen Bosheit Ziel und Maß gesetzt und will den Samen seines Wortes nicht um sonst gesät haben. Der Herr der Lebensernte helfe uns trachten nach feinem Reiche und schaffe in uns, daß wir edlen Samen tragen und einst kommen vor sein Angesicht mit Freuden und bringen unsere Garben. SS Ave Maria. Roman von Felix Neumann. Aber allmählich ging sie mehr aus sich heraus und be richtete freier. Nichts verschwieg, nichts beschönigte sie, und auch die Kämpfe schilderte sie, als ihr die Mutter Titus' Antrag überbrachte. Still, ohne Einwendungen, ohne Fragen hörte er zu. Als sie von ihm sprach, war es ihr, als ob er zusammenzucke. Da aber nahm sie seine Hand und legte sie an ihre Wange. „Mein lieber, armer Titus!" Sie hob den Kopf zu ihm. „Sieh, ich bin doch noch zu jung und zu töricht, als daß ich deine stille, reine Liebe hätte verstehen können. Als du heute der „Verworfenen" die Hand gabst, und mir dein Haus als Heimat anbotest, da erst habe ich dein Herz in seiner ganzen Reinheit und Größe erkannt." Der Mond glitt über der Isar langsam empor. Die beiden hatten nicht bemerkt, wie die Zeit dahin gerollt war. Nun hatte sie ihre Erzählung beendet und mit stockendem Atem lauschte sie, was er darauf fagen werde. Titus stand auf. „Komm, Maria. Es wird kühl und von den Wiesen steigen Nebel aus. Wir wollen nach der Stadt wandern und dann einen Wagen nehmen. Ich führe dich zu uns. Und nun noch eins: Ich weiß jetzt alles, möge dir dies Zeichen sagen, wie ich urteile und denke." Er zog ihr Gesichtchen, das geisterhaft bleich zu ihm auf blickte, an sich und küßte sie auf die hohe reine Stirn. „Von heute an will ich dein Vater sein, damit du nicht als Waise durch die Welt gehst." Die schweren gelben Seidenvorhänge waren in dem trau lichen Zimmer, das neben dem Schlafgemach der Gräfin Secken dorf lag, dicht zugezogen. Auf dem Tischchen am Bette brannte, von tieftotem Schleier eingehüllt, ein elektrisches Glühlämpchen. Ein wohliges Halbdunkel breitete seine Flügel über den Raum. Kein Lärm drang von draußen herein. Friede und Ruhe schienen an dem breiten Bette Wache zu stehen, in dem Maria lag. Als Titus die Erschöpfte nach Hause brachte, hatte er seiner Mutter leise zugeflüstert: „Frage nichts!" Und so schloß Frau Mathilde ihre geliebte Nichte nur stumm in die Arme, brachte sie auf des Sohnes Geheiß zu Bett und trat dann erst in den Salon, wo Titus ihr ausführlich die Ereignisse des so folgenschweren Besuches bei Walter Greben stein schilderte. Stumm, die Hände im Schoß gefaltet, hörte die Gräfin zu. Als ob das Haus über ihr Zusammenstürzen wollte, so war f ihr zumute, aber als sie sah, mit wie liebreichen Worten Titus f den inneren Aufruhr feiner Seele zu verdecken wußte, als sie immer nur wieder die Wendung vernahm: „Verzeihe ihr und k verstehe sie!" da war es ruhiger in ihr geworden und sie sah - die Dinge nun mit denselben Augen, wie es der Graf tat. „Und du, Titus?" Frau Mathilde fragte mit zitternder Stimme. „Ich bin in diesen Stunden um vieles klüger geworden, liebe Mutter. Man soll jung und alt nicht zufammenschmieden versuchen, das ist wider die Natur, das rächt sich, mögen die Beweggründe noch so gute sein. Ein Herz läßt sich nicht in ge wisse Bahnen des Empfindens zwängen, es will seinen eigenen Weg gehen. Wer sich dem entgegenstemmt, begeht ein schweres Unrecht. Ich habe den Traum, der mich erfüllte, abgeschüttelt und stehe nun wieder im realen Leben. Es ist mir, der ich ein künstlerisch veranlagter Schwärmer bin, nicht leicht geworden, aber es glückte mir." Seine klugen, weichen Augen suchten die tränenverfchleierten der Mutter. „Wir zwei verstehen uns ja so gut, du bist das schroffe Gegenteil von dem, was der Volksmund unter einer „Stiefmutter" versteht, darum bitte ich dich, mir auf dem Wege zu folgen, den ich um Marias willen einzuschlagen gedenke. Bis alles geklärt ist, schenke deine Liebe auch dem armen Ding, das gehetzt und verwirrt zu uns ins Haus kam." Sie nickte und drückte des großen Sohnes Hände. „Ich habe nun noch eine schwere und wichtige Mission zu erfüllen, die nicht verschoben werden darf, ich will zu Klara fahren und mit ihr sprechen. So zornig sie auch schied, weiß ich . doch, daß sie um Maria bangen wird. Ich kehre sobald es mög lich ist zurück und berichte dir." Titus stand auf. „Alles andere lasse ich bis morgen. Dann will ich weiter s sehen, ob es möglich ist, Marias gestrandetes Schifflein wieder > flott zu machen zu neuer Fahrt ins Meer des Lebens!" Bewundernd blickte die Gräfin zu ihrem Stiefsohne auf. Sie hatte ihn immer geliebt, und da sie kinderlos blieb, z den erwachsenen Mann, den einzigen Sohn ihres Gemahls ins : Herz geschlossen.- Sie wußte auch, welche trefflichen Eigen- ) ! schäften der stille ernste Forscher vor den Menschen verbarg, so ) s seelisch groß aber hätte sie den von der Welt ost Verkannten f doch nicht eingeschätzt. Titus ging, Frau Mathilde be?ab sich i i in Marias Zimmer und setzte sich ans Bett. Und in der Stille ' ' der Nacht sprachen sich Tante und Nichte miteinander aus. H Erst schien es der Gräfin, als ob Maria schlief, als sie aber i ihre weiche, kühle Hand auf die fieberheiße Stirn des jungen Mädchens legte, die sie wie ihre Tochter liebte, schlug Maria z c die Augen auf. Ans Stadt und Land. »M> »Mu« »4, MM»M «MM«««. Wilsdruff, am 2. September. — Ministerpräsident Buck über die Knappheit an Geld scheinen. In der Donnerstagsitzung des Rechtsausschusses hat sich Ministerpräsident Buck auch mit der in diesen Tagey so plötzlich eingetretenen Knappheit an Geldscheinen bei den Banken beschäftigt und dabei mitgeteilt, daß die sächsische Regierung so fort an die in Frage kommenden Reichsstellen herangetreten ist, um diesen Uebelstand zu beseitigen. Irgendwelche Anlässe zur Beunruhigung lägen nicht vor, da diese Dinge nur eine Aus wirkung des seinerzeitigen Buchdruckerstreiks in Berlin und der augenblicklichen kolossalen Entwertung der Mark sind. Die ge samte Oeffentlichkeit würde aufgefordert, Ruhe zu bewahren, da die Aussicht besteht, die besagten Uebelstände in den nächsten Tagen zu beseitigen. — Der Termin der Landtagswahlen. Die der sächsischen Regierung bekanntlich sehr nahe stehende sozialdemokratische „Dresdner Volkszeitung" nimmt für den Fall, daß in der Land tagssitzung vom 14. September die Auslösung endgültig be schlossen wird, an, daß dann die Landtagswahlen am Sonn tag, den 22. Oktober stattfinden werden. — Marltmusik am Sonntag, den 3. September, vorm. 11—12 Uhr: 1. „El Capitain", Marsch von Sousa, 2. „Spa nische Lustspiel-Ouverture" von Keler-Bela, 3. „Das Mutter- Herz", Lied sür Tromba-Solo von Hennig, 4. Wilhelmina- Gavotte von Neumann, 5. Herbstgrüße-Walzcr von Deprel. — Der Streik der Bergarbeiter im Plauenfchen Grunde beigclegt. Das Finanzministerium hat den von den Bergarbeitern geforderten Lohnerhöhungen zugestimmt und eine Abschlagszah lung auf den Septemberlohn in Höhe von 2000 «F für Ver heiratete und 1500 -F für Ledige bewilligt. Die Rückzahlung dieser Abschlagszahlung erfolgt bis 13. Oktober. Da die Ar beiter mit dieser Regelung einverstanden waren, ist die Arbeit wieder ausgenommen worden. — Als Pinkaus Nachfolger im Reichstag wäre der Direktor des Dresdner Arbeitsamtes August Lüttich in Frage gekommen. Lüttich hat aber das Mandat abgelehnt. Nach ihm steht der Redakteur Siebold auf der Reichstagswahlliste der S. P. D., der auch als Nachfolger Pinkaus in den Reichstag ein ziehen wird. — Ein Blitzfunkwort 25V -F. Die Gebühr sür die ver suchsweise auch in Dresden eingeführten Blitzfunktelegramme wird mit Wirkung vom 1. September ab auf 250 für das Wort, mindestens 2500 «-/k sür ein Blitzfunktelegramm, festgesetzt. — Deutsch-polnische Wirtschaftsverhandlungen. Am Mon tag, den 4. September, beginnen in Dresden die Verhandlungen zwischen deutschen und oplnischen Bevollmächtigten, um den Abschluß eines deutsch-polnischen Wirtschaftsvertrages vorzu bereiten. — Die Einfuhr lebender Schlachtrinder aus Argentinien nach den Schlachthöfen Dresden, Chemnitz, Leipzig, Plauen und Zwickau ist vom sächsischen Wirtschaftsministerium unter den gleichen Bedingungen gestattet worden, wie sie für die Einfuhr des Schlachtviehes aus den Vereinigten Staaten von Amerika vorgeschrieben sind. — Die Not der Presse. Der „Allgemeine Anzeiger" in Schirgiswalde wird ab 1. September nur noch dreimal in der Woche (bisher viermal), die tägliche „Dorfzeitung", in Neu gersdorf nur noch viermal in der Woche erscheinen. — Einstellung und Einschränkung des Kaffeeverlaufs. Von den Kaffee-Großgeschäften Leipzigs ist seit Mittwoch der Kaffee verkauf im einzelnen entweder ganz eingestellt worden, und es wird nur Kaffee-Ersatz-Mischung abgegeben (10—15 prvzentig), oder es wird der Kaffee nur noch in Mengen von V, Pfund verkauft. Durch diese Maßnahme sollen die vorhandenen Kaffeebestände gestreckt werden, da bei den äußerst schwankenden Dollarpreiscn ein Kaffee-Einkauf nicht bewirkt werdeir kann, wenn nicht große Verluste entstehen follen. Gegenwärtig be trägt in Leipzig der Preis für ein Pfund besten gebrannten „Hat dir Titus alles gesagt?" Aus den blassen Zügen blickten Angst und Reue. „Ja — mein Kind!" Zärtlich gingen der Tante Hände über Marias Wangen. „Änd — du bist hier —, du — verachtest mich nicht?" Frau Mathilde schüttelte den Köpf. Sie konnte in diesem Augenblicke nicht sprechen, da sie ihre Stimme nicht beherrschte. Sie kniete vor dem Bette nieder und nahm Marias Köpf chen in ihren Arm. „Wir wollen heute gar nicht mehr davon sprechen. Dazu ist morgen noch Zeit genug. Du sollst erst Ruhe haben. Wie deine Wangen glühen, du hast doch kein Fieber?" „Nein, Tantchen, nur mein Herz schlägt so, und — mir ist so heiß!" Die Gräfin erhob sich. „Dein Haar drückt dich gewiß, Liebling. Ich will es dir zur Nacht bequem machen." Sie ging ins Nebenzimmer, holte aus ihrer Toilette Kamm und Haarbürste und setzte sich wieder auf den Bettrand. „Sv, Kindchen, nun richte dich auf, ich will dir das Haar lösen." Maria gehorchte wie ein krankes Kind. Unter der Gräfin Händen fiel wie eine goldene Flut Ma rias Haar herab. Sie ordnete und bürstete es und flocht es dann in zwei langen Zöpfen. „So — nun ruhe dich aus und denke an gar nichts mehr. Ich gehe nebenan und werde noch ein wenig lesen. Wenn dir etwas ist, rufe »ich." „Hattest du nicht Besuch, als wir so unvermutet kamen?" „Ja — einige Damen, die ich wieder fvrtgeschickt habe. Ich sagte, daß du plötzlich krank geworden seist. Sorge dich darum nicht." Maria sank in die Kissen zurück, während die Tante nebenan ein Buch ergriff. Aber sie konnte ebenso wenig lesen, wie es Maria gelang einzuschlafen. Schwer hallten die Glockenfchläge von viertel zu viertel Stunde von den Türmen. Sonst lag alles in tiefem Schweigen. „Tante, liebe Tante Mathilde!" Klagend und bange tönte der Ruf. „Was ist, Maria?" Die Gräfin fuhr aus ihren Gedanken auf uqd eilte an Marias Bett. Die saß aufrecht und blickte ihr mit angstvollen Augen entgegen. „Wo ist Titus? Ich hörte den Wagen noch einmal fort fahren!" „Er ist zu Euch gefahren, Maria. Das war notwendig. Fürchte nichts, deine Sache ist bei ihm in guten Händen." (Fortsetzung folgt.)