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Wilsdruffer Tageblatt : 29.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192208293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220829
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-29
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 29.08.1922
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Nah und Fern. O Unrentable Steuern. Die Stadtverordneten von Stenberg jn Thüringen beschlossen, Bierstewer, Katzensteuer und ähnliche Sondersteuern nicht mehr zu erheben, da die Erveoung mehr Aufwand erfordert, als diese Steuern ern- brmaen. O Was Berliner Bettler verdienen. Ein 28 Jahre alter kriegsblinder Korbmacher mit einem Führerhund, der auf den Straßen bettelte, fiel dadurch auf, daß er in der Rahe seines Standortes öfters in einem Lokal verschwand und später unzweifelhaft betrunken hin und her schwankt- Aus diesem Grunde flossen die Gaben spärlicher und er, ärgerlich darüber, hetzte seinen Hund auf die Passanten. Ein herbeigerufener Schutzpolizist führte ihn unter großem Widerstand zur Wache, wo man noch 1168 Mark als Tageserlös bei dem Bettler fand, ungerechnet das Geld, das er für die fo reichlich genossenen Getränke bezahlt hatte. O Riesiger Telcgraphonverkehr der Dollarspekulation in Berlin. Der Sturz der deutschen Mark wirkt auch auf den Tclegraphenverkehr äußerst bedrohlich. Der Ansturm auk das Haupttelegraphenamt Berlin nach Börsenschluß ist derartig, daß es trotz höchster Anspannung der Betriebs mittel und des Personals ganz unmöglich ist, alle nack^ eingehenden Telegramme bis 7 Uhr vormittags an das In- und Ausland abzusctzen. O Beim Alpenrosenpflükken abgestürzt. Dre Holzarbeiter Söll und Weibhauser unternahmen eine Besteigung des Hinterstaufen in Bayern über die Felsabhünge oberhalb der Kochalm. Beim Alpenrosenpflücken stürzten beide ab. Söll blieb mit zerschmetternten Gliedern tot liegen, wäh rend Weibhauser sich an den Latschen fünf Stunden lang festhalten konnte, bis er mit Seilen gerettet wurde. O Eintrittspreis: 4 Kartoffeln. Jn Elsdorf bei Halle, wo jetzt zum Jahrmarktsfest eine Rutschbahn aufgestellt ist, hat der schlaue Besitzer Naturalpreise eingefüyrt, das heißt, er verlangt von den Dorfkindern für einmaliges Rutschen auf der Bahn vier Kartoffeln. Der Besitzer hat von den Dorfkinderu einen riesigen Zuspruch, die jedesmal vor dem Nutschen getreu ihre vier Kartoffeln abliefern. O Eigenartiges Reisegepäck. Jn einem Münchener Fremdenheim mieteten sich kürzlich zwei Männer ein, die keinen besonders zahlungskräftigen Eindruck machten. Die vorsichtige Geschäftsinhaberin öffnete deshalb in der Ab wesenheit der beiden das Gepäck, um zu sehen, ob sie sich nötigenfalls schadlos halten könnte. Die Frau war nicht wenig überrascht, als sie den hauptsächlichen Inhalt sah: 12 Schlüssel, einen Hammer, 3 Zangen, Stemmeisen, Schraubenzieher, Feilen und 4 Gläschen mit einer ätzenden Flüssigkeit. Die beiden wurden fcstgenommcn. Es waren zwei Norddeutsche, die sich im Gefängnis kennengelernt hatten und dermaßen eigenartig ausgerüstet auf eine „Ver gnügungsreise" gegangen sein wollten. O Plünderung eines Dampfers. Beim Einlaufen des Dampfers „Jmgrid Horn" in den Hamburger Hafen wurde Polizei an Bord gerufen. Der Kapitän hatte fest gestellt, daß ein Teil der Mannschaft sich der Güterberau bung in großem Stile schuldig gemacht haue. Sie hatten Waren im Werte von 4^ Millionen Mark gestohlen, in ausländischen Häfen an Land geschmuggelt und verkauft. O Die Damen-Wettkampfe. Bei den internationalen Olympischen Wettkämpfen der Frauen in Paris wurde eine ganze Reihe neuer Welthöchstleistüngen aufgestellt, und zwar im Kugelstoßen beidarmig mit 20,22 Metern von Godbold-Amerika, im 300-Meter-Laufen mit 44,8 Sek. von Lines-England, im 1Ü0-Vards-Hürdenlaufeu mit 14,4 Sek. von Sabie-Amerika, im 60-Meter-Laufen mit 7,6 Sek. von Meizlikova-Tschechoslowakei, in der 440-Nards-Staffel mit 51,8 Sek. von England und im 1000-Meter-Lausen mit 3:12 von Breard-Frankreich. (Das Dard, nach dem hier einige Entfernungen berechnet sind, ist ein englisches Maß und beträgt 914,4 Millimeter.) Im Gesamtergebnis hat England bei den Wettkämpfen mit 50 Punkten vor Amerika 31, Frankreich 29 und der Tschechoslowakei 12 am beste« ab geschnitten. G Autounfall bei Paris. Ein Automobil, in dem sich der niederländische Konsul in Paris mit seiner Gattin und einer anderen Dame befand, erlitt bei Vichy einen Unfall Die Insassen wurden, zum Teil schwer, verletzt. Die mit- sahvende Dame ist ihren Verletzungen erogen. O Die Olympischen Spiele für Frauen. Aus Paris wird gemeldet: Bei den Olympischen Spielen für Frauen siegte England über Amerika, Frankreich und die Tschecho- flowakei. Es wurden mehrere bestehende Rekords ge schlagen. Neueste Meldungen. Die Einigung der sozialistischen Parteien. Berlin. Die Beratungen, die offiziellen und, inoffiziellen Besprechungen «zwischen den Vertretern der beiden sozialistischen Parteien sind nunmehr so weit gediehen, daß als sicher bevor stehendes Resultat heute schon die Einigung der beiden Par teien im Herbst bezeichnet werden kann. Wie man erfährt, wird ver sozialdemokratische Parteitag in Augsburg im September wie auch der Parteitag der unabhängigen Sozialdemokratie Anfang Oktober die entsprechenden Beschlüsse fassen, die die Grundlagen Mr die Zusammenlegung der beiden Pattei apparate bilden sollen. Die Schuld der Alliierten. London. Der amerikanische Finanzier Frank Vanderlip er klärte: „Ich fürchte, es ist zu spät, einzelne Länder des enro- päischen Kontinents vor dem finanziellen Zusammenbruch zu retten. Deutschland verfiel in «dasselbe finanzielle Chaos, das in Österreich besteht. Deutschland fit bankerott, Frankreich in einer kritischen Finanzlage, rmd die finanzielle Lage Italiens ist außerordentlich schwierig. In keinem dieser Länder gibt es Staatsmänner, die den Mut haben, den Ereignissen in das Antlitz zu blicken. Die nächste Sitzung des Bötterbundsrats. Genf. Am 30. August wird der Völkerbundsrat und die sechs großen Kommissionen des Völkerbundes in Genf wieder znsammentreten. Es handelt sich um die Vorbereitungen von Entscheidungen, die durch die dritte Vollversammlung, die am 4. September in Genf beginnt, getroffen werden sollen. Der Völkerbundsrat besaßt sich mit der Zusammensetzung der Kom mission Mr die heiligen Stätten in Palästina und nimmt die Berichte der Mandatskommissionen für die früheren deut schen Kolonien entgegen. Zuckerzwangswittschaft in Danzig. l).4 Danzig. Der Volkstag hat ein neues Zucksr-Notgesetz angenommen. Nach diesem werden die Zuckervorräte im Frei staate Danzig sofort beschlagnahmt und 40 OVO Zentner für die Bevölkerung des Freistaates zurückgestellt. Die Ausfuhr von Zucker ist verboten. Die Abgabe des Zuckers erfolgt auf die Brotkarten, wöchentlich zwei Pfund. Die endgültige gesetzliche Regelung »tust bis zum 10. September 1922 erfolgt sein. Das Zucker-Notgefetz selbst trat am 24. August 1922 in Kraft. Einstellung der englischen Goldzahlungen an Amerika. London. „Daily Expreß" teilt mit. daß die englischen Gold- tMun-gen an Amerika wegen Mangels an Gold eingestellt GGGGGGGGGGGGGGGGGGGG Der von uns erbetenen Nachzahlung des Bezugspreises von Mark 25.— für die Monate August und September ist von der Mehrzahl der Bezieher entsprochen worden. Alle die jenigen, welche das noch unterlassen haben, werden ge beten, die ihnen übermittelte Zahlkarte zu benutzen und uns den Betrag zu übersenden. Es sind nur von uns ver legte Auslagen, die uns durch die mißlichen wirtschaftlichen Verhältnisse aufgezwungen worden sind und die uns durch Zahlung der 25 wieder zurückerstattet werden. Hochachtungsvoll Verlag Les „Wilsdruffer Tageblattes". GOOGGGOGGOGGGGGGGGGG 'mnEi liND. ^n Ben letzten vrer Wochen wurde Gow Mr l Milliarde Pfund Sterling an Amerika abgeliefert. Das Blatt richtete einen Appell an die Bevölkerung, bas gehamsterte Gold wieder an bic Bank von England zurückgehen zu lassen. Letzte Drahtberichte des „Wilsdruffer Tugeblattes". Belgische Schandbuben. Frankfurt a. M., 27. August 5 belgische Soldaten haben abends auf der Landstraße bei Mörs eine 40 Fahre alte Frau überfallen und fünffach geschändet. Poincarss Garantieforderungen. Paris, 27. August. Pvincarö hat Mauclöre und Du bois gegenüber ausdrücklich erklärt, daß die Garantie der Gruben und Forsten auch weiterhin die unerläßlichen Bedingungen eines Moratoriums sein müssen. Streikunruhen in Le Havre. Paris, 27. August. In Le Havre kam es zu blutigen Streikunruhen. Die Ausständigen hatten Barrikaden errichtet, die von der Gendarmerie gestürmt wurden. 3 Arbeiter wurden getötet, VO Arbeiter und Soldaten sind zum Teil schwer verletzt. Ans Stadl und Land. Wilsdruff, am 28. August. Kreditnot im Handwerk. Der Landesausschuß des Sächsischen Handwerks beschäf tigte sich in seiner letzten Vorstandssitzung mit der katastrophalen Wirkung der rapid fortschreitenden Geldentwertung auf die Handwerksbetriebe und die dadurch entstandene Kreditnot. Er berichtet darüber: Die Materialpreise haben sich in allen Berufen im Laufe des Sommerhalbjahres zurzeit im Durchschnitt vervierfacht und sind in noch weiterem Ansteigen. Vom April bis zur Gegen wart stiegen die. Preise der wichtigsten Rohstoffe des Handwerks wie folgt: Eisen pro Kilogramm von 16 auf 30 <^, Kiefern holz pro Kubikmeter von 5000 auf 12 000 Leder pro Kilogramm von 180 au^ 900 -F, Zink pro Quadratmeter von 150 auf 750 -F,. Mehl pro Zentner von 1100 auf 2400 -F, Fleisch pro Kilogramm Lebendgewicht von 60 auf 170 Farben pro Kilogramm von 25 auf 90 Stoffe pro Meter von 400 auf 1600 -U. Viele Handwerksbetriebe stehen infolge des Fehlens der notwendigen Betriebsmittel vor dem Zu sammenbruch, bei allem aber ist der innere Wert gegenüber der Friedenszeit zurückgegangen. Bei den sprunghaft in die Höhe gegangenen Preisen aller Rohstoffe und Löhne reicht das bis herige Betriebskapital nicht aus, um sich mit der gleichen Menge an Rohstoffen und Halbfabrikaten einzudecken. Die Folge ist eine fortschreitende Verarmung der Betriebe. Um die Hand werksbetriebe vor der völligen Zerrüttung zu schützen, hält der Landesausschuß die Anrechnung des Wiedererstehungspreises bei der Preisfestsetzung sür alle Rohstoffe und Halbfabrikate für eine unerläßliche Notwendigkeit. Solange die Regierung das Handwerk gegenüber den Preisringen der Lieferanten und gegen über dem Zurückhalten der notwendigen Rohstoffe bei -der stei genden Konjunktur nicht schützt, muß sie logischer Weise auch die Berechnung des jeweiligen Marktpreises anerkennen. Im be sonderen kann der Handwerker Aufträge zu festen Preisen über haupt nicht mehr übernehmen. Bindet er sich bezüglich des Ma terialpreises, so muß er eine Anzahlung in der Höhe des Ma terialpreises verlangen, um sich sofort wieder eindecken zu können. Die Mehrlöhne, welche durch die dauernden Lohn^ erhöhungen entstehen, müssen ihm ersetzt werden. Die Be hörden sollten zur Linderung der Kreditnot Abschlagszahlungen für die Löhne gewähren. Außer den Mehrlöhnen müssen auch die anteiligen Unkosten nebst des angemessenen Verdienst zuschlages bewilligt werden. Die Einbehaltung von Garantie summen durch die Behörden widerstrebt dem guten Ruf der Handwerksarbeit und führt in der heutigen Zeit zu wirtschaft lichen Schäden. Es ist möglichst auf Barzahlung zu halten. Bei größeren Arbeiten ist sofortige Rechnungslegung zu üben und umgehend Bezahlung zu fordern. Von der Kundschaft darf er wartet werden, daß sie in der heutigen schweren Zeit einsieht, daß langfristige Abzahlungsgeschäfte den wirtschaftlichen Ruin der Betriebe unweigerlich herbeiführen müssen. Die einzelnen Landesverbände des Handwerks haben daher Lieserungs- und Zahlungsbedingungen ausgearbeitet und ihre Mitglieder zur Einhaltung verpflichtet. — Weitere Erhöhung des Preises sür Markenbrot? Für morgen Dienstag ist der Volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstags einberufen worden, um zu der Frage der Getreido- umlage Stellung zp nehmen. Wie wir hören, wird angesichts der in vielen Teilen des Reiches schlechten Getreideernte und der Schwierigkeiten, die sich daraus für die Landwirtschaft hin sichtlich der Ablieferung des Umlagesolls ergeben, im Reichs ernährungsministerium der Gedanke einer weiteren Erhöhung des Preises für Markenbrot erwogen. . — Reichstagsabgeordneter Pinkau-Leipzig ch. In der Nacht zum Sonnabend ist im Leipziger Krankenhaus der mehrheits- sozialistische Reichstagsabgeordnete für den Leipziger Wahlkreis Lithograph Karl Pinkau im Alter von 63 Jahren gestorben. Pinkau hat schon in ziemlich, jungen Jahren eine Rolle in der' sozialdemokratischen Partei gespielt. Im Jahre 1894 wählte man ihn zum erstenmal in den sächsischen Landtag, den er aber schon nach zwei Jahren wieder mit der Leipziger Stadtverordneten versammlung vertauschte. 1906 erhielt er durch Nachwahl einen Sitz im Reichstag, in den er 1912 endgültig einzog, auch der Nationalversammlung in Weimar hat Pinkau angehört. — Schwere Gefahren für das Zeitungsgewerbe. Wie der „Franks. Ztg." aus Branchekreisen mitgeteilt wird, beziehen die deutschen Zellftoffabrikanten gegenwärtig etwa 80 Prozent ihres Holzbedarss aus dem Ausland, und zwar vornehmlich aus Polen und der Tschechoslowakei. Die Holzrechnungen sind in Polen in Psund Sterling oder Dollar, in der Tschechoslowakei in der dortigen Landeswährung zu begleichen. Angesichts dieser Ver hältnisse und der rapiden Devisensteigerung hat sich in den letzten Tagen der Verband der deutschen Zellstofsabriken eingehend mit der Preisfrage beschäftigt, aber noch keine Beschlüsse gefaßt. Bis Monatsende dürften voraussichtlich die gegenwärtigen Preise bestehen bleiben. Der Verband hat aber eine mit weit gehender Vollmacht ausgestattete Kommission gewählt, die an einer für Ende des Monats vom Reichswirtschastsministerium anberaumten Konferenz teilnehmen foll, bei der auch die Ver treter des deutschen Zeitungsgewerbes und der Papierfabriken erscheinen werden, und in der über die Preisfestsetzung für Zell stoff verhandelt werden soll. Nach den gegenwärtigen Um ständen kann man damit rechnen, daß ein etwa 150prozentiger Ausschlag auf die Zellstoffpreise, also eine Steigerung des Preises von 3000 auf etwa 7500 -/t je 100 Kilogramm eintreten wird. Eine derartig ungeheure Preiserhöhung muß natürlich unmittel bare Rückwirkungen auf den Papierpreis und damit auf die gesamte Lage des Zeitungs gewerbes ausüben, das sich von neuem vor schwierigste Verhältnisse gestellt sehen wird. — Beim Spiel verunglückt ist gestern nachmittag auf dem Schützenplatze ein auswärtiger Schulknabe. Als er sich mit gleichaltrigen Gefährten beim Bockspringen vergnügte, stürzte er so unglücklich, daß er den Unterarm brach. Aerztliche Hilse wurde ihm sofort zuteil. — Amtliche Stimmzettelversendung in Sachsen. Die un geheure Verschwendung, -die bisher beim Druck von Stimmzetteln für die Wahlen betrieben worden ist, soll durch einen Antrag der demokratischen Landtagsfraktion eingedämmt werden. Para graph 19 des Landeswahlgesetzes soll folgende Fassung erhalten: „Die Vorschläge werden in -der vom Kreiswahlleiter festgesetzten Form amtlich als Stimmzettel vervielfältigt. Jeder Wähler er hält für jede solcher Vorschlagslisten seines Wahlkreises recht zeitig einen Stimmzettel verschlossen zugesandt. Außerdem wird in einem Vor- oder Nebenraum eines jeden Wahlraumes ein hinreichender Vorrat von jeder Sorte von Stimmzetteln dieses Wahlkreises amtlich ausgelrgt. Andere Stimmzettel sind un gültig. Die Kosten der Stimmzettelherstellung und Versendung sind von der Staatskasse zu tragen." — Eine ähnliche Regelung ist seit mehreren Jähren in Württemberg getroffen worden. — Alle früheren 77er Feldartiüeristen wird es interessieren, zu erfahren, daß das sächsische Ministerium des Innern die Ab haltung einer Gedächtnisfeier für die Gefallenen dieses Regi ments und die Einweihung des auf -dem Südfriedhof in Leipzig errichteten Denkmals genehmigt hat. Die Gedächtnisfeier ist Mr Sonnabend, den 30. September, abends, im Zoologischen Garten in Leipzig vorgesehen, die Enthüllung und Einweihung des Ge- denWeines für die Gefallenen auf dem Südsriedhdf für Sonn tag, den 1. Oktober, vormittags. Ferner hat das Ministerium den Verkauf von künstlerischen Denkmünzen aus Porzellan ge nehmigt; sie sind von den Firmen Scheffer k Schmacht, Leipzig, Plauensche Straße 13, und I. D. Weickert, Leipzig, Ranstädter Steinweg 38, durch Postkartenbestellllng zu beziehen. — Lehrgang zur Bekämpfung der Getreidekrankheiten und -schädlinge. Die Hauptstelle für Pflanzenschutz für den Freistaat Sachsen an der Staatlichen Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Dresden, Stübelallee 2, wird am Freitag, den 8. September, erneut einen kostenlosen Lehrgang über die Bekämpfung der wichtigsten Getreideschädlinge und -krankh-eiten abhalten, zu dem jedermann freien Zutritt hat. Wegen Raummangels ist jedoch vorherige Anmeldung der Teilnehmer bis zum 5. September unbedingt notwendig. r — Die Ameise als Nonnensemd. Von einem ausmerk samen Naturbeobachter wird -der „Reichenberger Zeitung" ge schrieben: „Daß die Ameisen Fleischsress-er sind, ist -eine viel beobachtete Tatsache. In letzter Zeit konnte, ich wiederholt be merken, daß die Ameisen den Nonnen aus den Leib rücken. Ein Fall war aber so interessant, -daß auch andere Beobachter ge wiß -ein Interesse dafür aufbringen werden. Eine Nonne, und zwar ein Weibchen, lag am Boden und schlug heftig mit den Flügeln. Ich trat näher, bemerkte etwa zehn bis zwölf braune Waldameisen, die sich um den Falter zu schassen machten. Sie klammerten sich an seine Flügel und an seinen Leib, aber immer schüttelte die Nonne durch den Flügelfchlag -die Feinde ab. Da verteilten sich endlich die Ameisen und je vier wandten sich rechts und links und packten mit ihren scharfen Freßzangen den Rand- der Flügel und hielten ihn fest. Da lag nun die Nonne hilflos da, und ich beobachtete weiter, wie so ein brauner Geselle von vorn über den Kopf der Nonne emporkletterte, um nun auf der Oberseite der Brust die weichen Wollhaare auszurupfen. Auch diese Arbeit geschah mit großer Raschheit. Drollig sah es aus, wie die Ameise die weißen Wvllhaare in den Freßzangen hielt und dann beiseite warf. Als die Brust einen nackten Fleck zeigte, biß die vbensitzende Ameise kräftig in diese, bog dann den Hinterleib nach vorn und spritzte jedenfalls Ameisensäure in die Wunde. Die Nonne machte noch einige heftige Zuckungen und lag dann regungslos da; sie war ein Opfer der Ameisen ge worden. — Kurze Zeit nachher konnte ich einen ähnlichen Vor fall beobachten, der mir an einer anderen Stelle des Waldes zeigte, daß die Ameisen eifrige Nonnenvertilger sind, wenn sie diese am Boden antreffen." — Der beste Tabakersatz. Die Preise für Tabak sind so sehr gestiegen, daß sich gewiß mancher wie im Kriege nach einem „Ersatz" umsehen wird. Leider hat man mit den allerlei empfohlenen Ersatzkräutern schlimme Erfahrungen gemacht, ganz besonders in Hinsicht -der gesundheitlichen Nachteile. Ein mit leidiger Apotheker offenbart jetzt sein bisher streng gehütetes Ge heimnis zu Nutz und Frommen aller, die nach wirklich bekömm lichen Ersatzmitteln suckM. Et hat alle möglichen Kräuter auf ihren Geschmack und Me Wirkung ausprobiert, aber keinen schöneren Ersatz gefunden als — die Blätter der Tomate! Er behauptet, diese hätten einen geradezu verführerischen Geruch und Geschmack, und obendrein erfordere ihre Genußfähigkeit nur ein einfaches Trocknen im Schatten. Bei solcher Empfehlung dürste es sich wohl lohnen, die Sache einmal auszuprobieren. — Beseitigt das Fallobst. Jetzt sollte kein Obstbaumbesitzer es unterlassen, das Fallobst auflesen zu lassen, damit die in dem selben sich aufhaltenden Maden nicht ausjchlüpfen, wieder auf -die Bäume kriechen, dort ihre verderbliche Tätigkeit aufs neue beginnen und im nächsten Jahre noch viel größeren Schaden anrichten. Alles Fallohst soll aufgelesen werden, und wenn es noch so klein ist. — Die Innungslade gepfändet. Der Fleischer-Innung zu Colditz ist wegen einer von der Innung bestrittenen Forderung der Reichslederstelle in Berlin auf Zahlung einer Kvnjunktur- gewinnabgabe für rohe Häute und Felle ihr Jahrhunderte altes Innungsheiligtum, die Innungslade, abgepfändet worden. Nach altem Innungsbrauch hat vor der geöffneten, im Kerzenschcin strahlenden Innungslade das feierliche „Aufdingen" und „Los- sprechen" zu erfolgen. Ob dies wohl nun durch die — „Reichs-
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