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Wilsdruffer Tageblatt : 23.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192208234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220823
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-23
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.08.1922
- Autor
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Er landete an derselben Stelle wie tags zuvor sein Konr- militone Martens. Auch Darmstädter Studenten führten Segelflüge aus, und zeitweilig schwebten mehrere Ma schinen zum Entzücken der Zuschauer in lautloser Still: am Abcndhimmcl. Die Flüge von Martens und Henheu sind mit Eindeckern, konstruiert von der Flugwissenschast lichen Gruppe der Technischen Hochschule und des Vereins für Flugwesen in Hannover, erbaut von der Flngzeugab tcilung der Hannoverschen Waggonfabrik, ausgeführt wor den. Die ältere Maschine, der „Vampyr" von Martens, hat bei 12 600 Millimeter Spannweite 16 Quadratmeter tragender Fläche; Hentzens Eindecker „Greis" ist kleiner, 11 600 Millimeter Spannung, 15 Quadratmeter Areal. Seit Otto Lilienthals Tagen, der, ein Blutzeuge des aufleimenden Flugwesens, 1896 in den Rhinower Bergen den Tbd fand, hat man in Deutschland sich eifrig mit dem Problem befaßt. Besonders die Jugend, der es schwer möglich war, mit Motorflugzeugen zu fliegen, beschäftigte sich mit Gleitflugversucheu, und schon 1908 war aus dem neuen Flugplatz Mars in Bork (dem späteren Arbeitsfelde Hans Grades) ein Abflugturm errichtet worden. Zu be sonderer Bedeutung gelangte das motorlose Fliegen erst nach dem Kriege. Als der Friede von Versailles unser Flugwesen, das in technischer Hinsicht beste der Welt, zer trümmerte, als das Bauverbot die Fabriken lahmlegte, da fand man zurück zum motorlosen Segler der Lüfte. Ein großes Verdienst hat in erster Linie sich der Frankfurter Ingenieur Oskar Ursinus erworben, der in Wort und Schrift und Tat für eine möglichste Verbreitung des In teresses sorgte. Er war der Schöpfer der Rhön-Wettbe- werbe, die jetzt den Ruhm von Deutschlands Flugwesen in aller Welt verbreiten. In diesen Tagen treffen die beiden großen Segel- Doppeldecker des Holländers Fokker auf der Rhön ein; sie übersteigen mit 27 und 36 Quadratmetern an Tragflüchcn- Areal sämtliche bisher dort versammelten Maschinen. Bei dem guten Ruf, den der Holländer als Flugzeug-Konstruk teur besitzt, darf man vielleicht einiges von ihm erwarten. 2SLW «Kv ÄVttSNLrischZft. Wack tasten fremde Werte? Börwnvlütze ÄL 8. 19 . 8. Stans gePcht mreO. gesucht M'grb. 1.^. 11 Lolland 100Gulb. 4'?g ',80 45807,20 18739,0 - 488S1M !7V ^ck. Dänemark 100 Kron. 25368,85 25431,75 27066,10 27133,90 112 . Schweden lOOKron, 3103110 31138,60 33108,26 3Hl.tt- 112 „ Norwegen lOOKron. 8i!4 4,46 20475,60 21672,85 21727,15 112 „ Schweiz 100 Frank 22-82,05 22377,95 2'885,10 L3-44.M 72 , Amerika 1 Dollar 1'68.53 1171,47 1253,93 1264,07 4,40, England 1 Pfd. 5251,40 5266,6» 6602,85 5617.05 20,20. FrankreichlOO Frank 9363,25 9 86,75 !-937,50 lO.ttS.50 60 . Belgien 100Frank 8878 85 8901,15 9508,10 9581,90 8V . Italien 100 Lire 5303 35 6316,68 6632.80 6667.10 80 , D.-Osterr. lOOKron. 1.43 1,47 1,5:02 1.59V- 85 , Ungarn lOOKron. 67,41 67.58 76.90 76,10 86 . Tschechien lOOKron. 3546.55 3654.46 3766,30 3764,70 Berlin, 81. August. Stand der Polenmark: 14 V. * Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichs bank und Post erfolgt in der Woche vom 21. bis 27. August 1922 zum Preise von 3500 Mark für ein Zwanzigmartstück, 1750 Mark für ein Zehnmarkstück. Für ausländische Gold münzen werden entsprechende Preise gezahlt. — Der Ankauf von Reichssilbermünzen durch die Reichsbank und Post erfolgt vom 21. August 1922 bis auf Weiteres zum 80fachen Betrag des Nennwertes. 4- Berliner Viehmarkt vom 19. August. Es standen zum Verkauf 3291 Rinder, 945 Kälber, 9021 Schafe, 5766 Schweine, 67 Ziegen, 162 Schweine aus dem Memelgebiet. — Bezahlt Wurden pro Zentner: Ochsen 3200—50.00 Mark, Bullen 3500 bis 4700 Mark, Kühe 2300—5000 Mark, Kälber 4500—7200 Mark, Schafe 2500—5800 Mark, Schweine 8000—10 000 Mark, Ziegen N00—MOg Mark. — Der Marktverkauf war bei Rindern und Kälbern glatt, bei Schafen in fetter Ware flott, bei Schweinen ruhig. Ausgesuchte Ware über Notiz bezahlt. * Neue Erhöhung der deutschen Gegenwerte für den Goldfran- ken. Infolge der weiteren erheblichen Verschlechterung des deut schen Martkurses ist der deutsche Gegenwert des Goldfranken im Auslandspaketverkehr (bisher 1 Goldfranken — 160 Mark) ab 19. August auf 200 Mark erhöht Worden. Das neue Um- rcchnungsverhälMis ist auch für die Wertangabe auf Paketen und Briesen sowie auf Kästchen mit Wertangabe nach dem Aus« land maßgebend. 4- Keine Rückgängigmachung der ausländischen GeLreideeiu- käufe. Zur Meldung eines schwedischen Blattes, Deutschland sei infolge des katastrophalen Marksturzes genötigt, seine früher abgeschlossenen Weizenläufe in Nord- und Südamerika zu an nullieren, da die hierfür "vorgesehene Valuta für Zahlungen an die Entente gebraucht werde, erfährt man von zuständiger Stelle, daß die Weizenkäufe des Deutschen Reiches bisher sämtlich bezahlt sind, und daß auch sür die am 15. Dezember fälligen Verträge Deckung vorhanden ist. Die Regierung steht der Entente gegenüber nach wie vor aus dem Standpunkt, daß die für lebensnotwendige Getreideeinknufe nötigen Mittel durch die Reparationszahlungen nicht beeinträchtigt werden dürfen. * Höchstbetrag für Postanweisungen im Verkehr mit Öster reich. Vom 21. August an ist der Mehrbetrag einer Postanwei sung aus Deutschland nach Österreich auf 400 000 Kronen, der jenige einer Postanweisung aus Österreich nach Deutschland auf 2000 Mark erhöht. * Russische Waren für die Leipziger Messe. Mit den letzten nach Deutschland abgehenden Dampfern sind für die Leipziger Messe größere Mengen von Erzeugnissen der russischen Heim industrie abgegangen. 4- Neuer deutscher Kabeldampfer. Dieser Tage fand die Probefahrt des neuen Kabeldampfers der deutschen Flotte „Norderney" in der großen Doppelschleuse der dritten Hafen einfahrt zu Wilhelmshaven statt. Die Wasserverdrängung des Dampfers beträgt etwa 2000 Tonnen. Das Schiff vermag 1000 Tonnen Kabel an Bord zu nehmen. Die Geschwindigkeit beträgt 10 Knoten in der Stunde. Außerdem besitzt der Damp fer eine elektrische Anlage und Funkentelegraphie, ferner eine Unterwafferschallsignalanlage. Die Auslegung der Kabel er folgt unter ständiger elektrischer Prüfung, wozu ein besonderer Raum vorhanden ist. Das Schiff ersetzt den abgeliefertcn Kabeldampfer „Großherzog von Oldenburg". Nah und Fern. O Eine wertvolle Chriftuskrone gestohlen. Ans einer Kirche im 3. Stadtbezirk in München wurde von mehreren unbekannten Tätern eine silberne Chriftuskrone entwendet. Die stark feuervergoldete Krone hat eine Höhe und einen Durchmesser von 18 bis 20 Zentimetern unv stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Zeit des Überganges von ver Renaissance zum Barock. Sie ist mit echten Pariser Perlen und 560 Halbedelsteinen besetzt. Der Wert der Krone wird auf mindestens 50 000 Mark geschätzt. O Ans der Gefangenschaft. Nach mehr als sechsjähri ger Gesangenschaft in Frankreich traf der Infanterist Otto Demeter aus Hannover-Linden in Mannheim ein. Im Juni 1916 wurde Demeter bei Thiaumont (Verdun) ge fangengenommen und später wegen angeblichen Dieb stahlsversuchs zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Fe bruar nächsten Jahres wäre die Strafzeit abgelaufen ge wesen, sodaß ihm sieben Monate erlassen worden sind. 27 Kameraden ließ er in Toulon zurück, die sehnsüchtig dem Tag der Freiheit entgegensetzen O Das Geld liegt aus der Straße. Mehrere Berliner Gesellschaften lassen durch Knaben den Tiergarten, die städtischen Parkanlagen, sowie Plätze und Straßen zum größten Verdruß der städtischen Straßenreiniger nach Papier absuchen. Das Geschäft muß lohnend sein, denn die Straßenreiniger vereinnahmten aus dem Erlös des aus gesuchten Papiers jährlich mehrere hunderttausend Mark. Die neuen Gesellschaften sollen angeblich Millionen um- setze». O übcrteuerungs - Unruhen. Auf dem Nürnberger IS Ave Maria. Roman von Felix Neumann. „Rede nicht so, Junge," mahnte Farmer, „es steht dir wahrlich schlecht an. Sie hat dich doch lieb, das sieht man, das weißt du auch selber. Es ist wohl möglich, daß sie dies Haus nicht mehr betritt, denn sie läuft doch immer Gefahr, gesehen zu werden, aber draußen werdet Ihr Euch noch treffen und ein ander nahe bleiben!" Walter setzte sich auf den Bettrand. „Ich werde heute reinen Tisch machen und sie fragen, wie sie sich die Zukunft denkt. Wenn sie mir nur ein Fünkchen Aus sicht für die Zukunft läßt, nur einen Haarbreiten Spalt, durch den ich in ein künftiges seelisches Leben mit ihr zusammen gucken kann, und sie mir die Tür zu dieser Möglichkeit nicht vor der Nase zuwirft, dann sage ich dir, Meister, dann werde ich ar beiten, daß mir das Blut unter den Nägeln hervorkommt" — er sprang auf, „Tag und Nacht werde ich nicht ruhen, bis ich mein Ziel, Ruhm und Geld, erreicht habe! — Hah — mit allen Teufeln werde ich kämpfen, wenn ich weiß, daß ich sie er ringen werde!" Farnier ließ sich müde in die Kissen zurückfallen. Er wollte nicht verraten, wie weh ihm ums Herz war. Selbst wenn es Walter glückte, den Verkehr weiterhin auf recht zu erhalten, so würde er Maria wohl niemals Wiedersehen. Er, der abgerissene, häßliche Musiker war kein Gefährte für das liebreizende Mädchen. Sie war seine letzte und reinste Liebe, damit mußte er sich begnügen — und von der Erinne rung zehren. Walter war zwar auch arm, aber hübsch, jung und talent voll. Da lag doch wenigstens die Möglichkeit vor, daß er noch sür einige Zeit — eine Galgenfrist — Marias Neigung sich er hielt. Einmal mußte ja doch das Ende kommen, das spürte er, wollte es aber in diesem Augenblicke nicht sagen. Nach kurzem Grübeln, während Walter aus dem Fenster blickte, sagte er: „Ich sehe heute aus wie ein Strolch. Unrasiert gleiche ich einem Waldmenschen oder den Höhlenbewohnern vor zweimalhunderttausend Jahren. Auch ist mein Hemde nicht mehr präsentabel. Das andere ist in der Wäsche. Ich möchte daher, daß sich Maria heute nicht die Mühe macht, mich zu besuchen. Sage ihr, daß ich schliefe und der Ruhe bedürfe. Sie wird sich nicht die Augen aus dem Kopfe weinen, wenn sie mich altes Gestell nicht mehr sieht." „Nun fängst du an, ungerecht gegen Maria zu werden. Es ist bei uns beiden dasselbe. Wir sind aufgeregt und gallig, und so kommt es, daß wir selbst den geliebten Gegenstand, der uns aus der Fassung bringt, mit unseren Bemerkungen nicht ver schonen." Der Geiger drehte das Gesicht nach der Wand. Walter hatte recht. Wie ein gütiger Engel war sie durch ihr Leben geschritten. Sein Grollen galt nur seiner eigenen Schwäche. Es war das Beste, er sah sie heute gar nicht mehr, denn wenn sie wirklich an sein Bett träte und sagte: „Nun leben Sie wohl, lieber Meister, meine Mission ist beendet, es heißt Abschied nehmen sür immer," dann würden ihm wahrscheinlich die dicken Tränen in die Augen steigen, und er wollte sich nicht lächerlich machen, er, der alte häßliche Kerl! — Freilich — Spott fürchtete er von Maria nicht. Sie würde ihm die Hand reichen — und — — dann . Ein merkwürdiger Laut drang aus dem Kissen. Walter trat näher. „Ist dir etwas, Meister?" Es war wie ein unterdrücktes Schluchzen gewesen. Aber der Maler mußte sich geirrt haben, denn nach einer kurzen Pause klang es ihm rauh entgegen: „Ich fühle mich heute nicht gut, ich will niemanden empfangen, hörst du, nie- manden —" Da legte Walter dem Kranken noch einmal die Decken zurecht und ging kopfschüttelnd hinaus. 6. Kapitel. Von der St. Ursulakirche in Schwabing schlug es gerade vier Uhr, da öffnete sich leise die Tür zu Walters Atelier und Maria trat ein. Der junge Maler war für einen Augenblick nicht anwesend, da er der Wirtin einige Weisungen Farmers überbrachte. Marias Blick flog über die Blumen, die das Zimmer schmückten. Sie stand einen Augenblick regungslos, und ihr Auge suchte alle Ecken und Winkel des kleinen Raumes, es hastete auf jedem Gegenstände, als ob es Abschied nehmen wolle von Tisch und Stuhl und den Bildern, die an. der getünchten Wand hingen. Langsam nahm sie den Hut mit dem Schleier ab, zog das Jäckchen aus, legte alles auf das Ruhebett und öffnete das Schubfach im Tischchen, das unter dem Spiegel stand. Hier lag das blaue Seidentuch, das Maria als Madonna trug. Sie trat vor den Spiegel, schlang es um den Kopf und ordnete das Haar, das durch den Herbstwind in liebliche Un ordnung geraten war. Da trat Walter ein, stumm reichten sie sich die Hände. Maria sah blaß aus, und die bläulichen Schatten unter den Augen traten stärker denn je hervor. „Maria!" Walter sagte es mit trauriger Stimme. „Nun hast bu dich heute zum letzten Male als Himmels königin geschmückt und tatest es noch dazu umsonst; denn das Bild ist fertig!" „Also — wirklich! Ich fürchtete schon, du würdest eine Frist erbitten, die ich dir nicht hätte gewähren können!" „Maria, was ist dir, du siehst krank und blaß aus, erzähle mir —" Sie wehrte ab. „Laß es gut sein, Walter. Erst will Wocyenmarkt verlangte eine Bäuerin für grüne Bohnen 7 Mark. Als «ine Arbeiterfrau darauf aufmerksam machte, daß der Marktpreis 4—5 Mark betrage, entgegnete die Bäuerin, wenn den Arbeitern 7 Mart zu viel seien, sollen sie Dr... fressen. In kurzer Zeit hatten 'sich über 1000 Personen angesammelt, die den Verkaufsstand der flüch tenden Bäuerin umrannten und den Inhalt der Körbe auf die Erde warfen. Die Polizei konnte weitere Ausschrei tungen verhüten. Gegen die Bäuerin wird wegen Preis- Überforderung und Erregung öffentlichen Ärgernisses An zeige erstattet. V Lloyd George hinter Stacheldraht. Lloyd George verbringt feine Ferien auf feinem Landgut Churt in Sur rey, das er vor einigen Monaten erworben hat. Um in Ruhe seine Memoiren schreiben zu können, hat Lloyd George sein ganzes Besitztum mit Stacheldraht umgeben lassen. Wer diese Umzäunung durchschreiten will, muß mit einer von Lloyd George selbst ausgestellten Bescheini gung versehen sein. O Unerhörter Bildungsdrang. In der Stadt Juarez in Mexiko sind die Schulkinder so lernwütig wie Wohl nirgends sonst in der Welt. Der Stadtsäckel hatte kein Geld, um die Lehrer zu bezahlen. Infolgedessen beurlaub ten die Löhrer sich vor mehreren Monaten selbst, um durch andere Arbeiten ihren Lebensunterhalt zu verdienen. An statt für diese praktische Lösung der Schulfrage dankbar zu sein, taten sich die Kinder Ler Stadt zusammen und mar schierten in einem imposanten Demonstrationszuge nach dem Rathaus, wo sie von dem Bürgermeister verlangten, dass ibre Schule schleunigst wieder geöffnet werden soll G Verdächtige Robinsons. Die kleine Insel Sperck gegenüber Morlaix an der bretonischen Küste ist von Un bekannten in Besitz genommen worden. Sperck ist ein un bewohntes Felseneiland, das nur selten von den Fischern besucht wird. Vor einem Monat sahen einige von ihnen, als sie vorbeifuhren, daß dort ein Zelt ausgestellt war, und daß menschliche Wesen umhergingen. Als dies unter der Fischerbevölkerung bekannt wurde, beschloß man, eine Untersuchung einzuleiten, und einige Tage später fuhren einige Fischer zur Insel. Kaum hatten sie den Fuß ans Land gesetzt, als ein „Cowboy" mit Gewehr und Revolver auf sie zukam und ihnen befahl, sich sofort zu entfernen. Zur Warnung gab er einige Schüsse in die Lust ab. Die Fischer ergriffen die Flucht. Inzwischen ist die französische Admiralität verständigt worden. Im allgemeinen ist man in Morlaix geneigt, zu glauben, daß es Mitglieder einer Filmgesellschaft sind, die einen Nobinson-Crnsoe-Film oder etwas Ähnliches einstudieren. O Das eigene Kind verknust. Aus Mährisch-Ostrau wird berichtet: Der Bergarbeiter Franz Stix hatte vom Trop- pauer Kinderschutzamt die dreijährige Ingeborg Edel traut Schwarz, das Kind einer notorischen Landstreicherin und Säuferin, Mr Erziehung zugswiesen erhalten und nahm sich des Kindes in der liebevollsten Weise an. In der Abwesenheit des Ehepaares Stix erschien die Mutter des Kindes und entführte ihr Kind. Die Mutter, die in zwischen verhaftet wurde, gestand, daß sie ihr Kind für 2000 Kronen einem Manne in der Nähe von Troppau verkauft habe. Den Namen des Mannes wollte die Schwarz unter keinen Umständen nennen, ebensowenig, was der Mcnm mit dem Kind anfangen wolle. Gegen Schwarz wird die Anklage wegen Bagabondage und ge waltsamer Entführung erhoben. O Hitzweke im Polarkreis. Tropische Hitze, die gegen wärtig im äußersten Norden von Norwegen herrscht, ver setzt die an so etwas nicht gewöhnte Bevölkerung in das größte Erstaunen und hat schlimme Folgen. Wie Ko penhagener Blätter berichten, ist eine solche Wärme so hoch im Norden noch niemals beobachtet worden, und die be kannten „ältesten Leute" schütteln die Köpfe. Zahlreiche ich das Bild sehen, dann wollen wir plaudern. Du wirst be greifen, wie ich darauf brenne, das fertige Werk zu bewundern." Da nahm er sie bei der Hand und führte sie zur Staffelei. Ein Griff beseitigte das Tuch, das das Bild verdeckte und eng umschlungen standen sie vor dem Werke. Es war ein weihevoller Augenblick. Zart tönte von drüben des Meisters Geige herüber: „Ave Maria!" Leise sprach es Walter und küßte Marias kalte Hände in inbrünstiger Dankbarkeit. „Ich Lanke dir für das, was du mir schenktest, unter dem Blicke deiner Heiligenaugen bin ich herausgewachsen über den Alltag, ohne dich wäre ich verkommen an staubiger Straße, nie hätte ich geschaffen, was nun. vollendet ist. Ich danke dir!" Maria war tief ergriffen. Ihre Stimme zitterte. „Bin ich das wirklich, Walter? Nein — du irrst! Diese Gottheit borgte nur meine irdischen Züge, du verschöntest sie durch deine Kunst, um sie dann der Himmlischen zu verleihen." Erregt antwortete er: „Nein, Maria, das ist dein süßes Antlitz, das ich studiert habe Zug um Zug, so wie du damals im Parke mich anblicktest, als ich dich zum ersten Male sah, herb und doch verheißend, hoheit.svoll und doch milde, überirdisch und doch wie geschaffen, um Menschen glückselig zu machen!" Er sank vor ihr nieder, preßte ihre Hände an feine Augen, und sie fühlte, wie sie Heitz und feucht waren. „Weißt du denn gar nicht, wie schön du bist?" Sie hob ihn empor. „Walter, du fieberst. Ich bin keine Heilige, die man an betet. Im Gegenteil, krause Gedanken ziehen zuweilen durch meinen Sinn, die, fern von aller himmlischen Schwärmerei, sehr irdisch sind. Warum kam ich zu dir herauf in das Stübchen? War das heilig? Habe ich nicht hundertfach Unrecht getan, meine Mädchenehre gefährdet? Und nie kam es mir deutlicher zur Ge- witzheit, datz ich auf falschem Wege war, als gerade heute, wo dein Werk vollendet ist." Er strich sich das wirr gewordene Haar aus der Stirn. „Maria, wie sprichst du! Jetzt weiß ich es: Du bereust diese Woch«, die nun hinter uns liegen. Beschönige nichts, du be reust, ich spüre es!" Er führte sie zu dem Ruhebett und sie setzten sich. „Weitzt du denn gar nicht mehr, wie alles kam?" Walters Stimme zitterte. „Einern Verzweifelten reichtest du den neuen Lebenstrank. Aus den Schatten der Nacht führtest du mich in den strahlenden Sonnenschein dieser unvergeßlichen Sommermonate. Herz und Sinne wurden mir geblendet von dem Glück, das mich um fing. Leisen Schrittes tratest du einst in mein Leben, und nun willst du wieder gehen! Ich weiß es, ich spüre es schon lange." Sie strich ihm über die Wangen und legte den Arm um seine Schulter. (Fortsetzung folgt.)
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