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Fernsprecher Wilsdruff 7K. d Mvä-LNblati fÜs UNd ^IMgLgeNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. W«rl«Ger Dr»««»: Arthur Asch«»», in Wilsdruff. Verautwortltcher Schriftleiter: Hermauu Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschu« »e, Heide tu WtledruA Rr. 193 Sonnabend Len 19. August 1922 81. Jahrgang Amtlicher Teil. MtnmkenallMbe »ad Brotselbftocrssrger. Für die Zeit vom 28. August bis 19. November 1922 find die Brotmarke« für die versorgu«gsberechtigte Zivilbevölkerung von den Gemeindebehörden nach den bisherigen Vorschriften auszugeben. Alle Personen, die zu den Selbstversorgern gehören, dürfen keine Brot marken erhalten. Nack Z 31 Abs. 2 des Gesetzes über die Regelung des Verkehrs mit Getreide vom 4. Juli 1922 (Rsichsgesetzblatt S. 549 flgd.) gelten als Selbstversorger: 1 ., die Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe, wenn sie in der Lage find, für die Dauer des Wirtschaftsjahres sich und die von ihnen beköstigten Per sonen mit je 100 kx Getreide zu versorgen, 2 , die Angehörigen seiner Wirtschaft, 3 ., Naturalberechtigte, soweit sie als Lohn oder Leibgedinge (Altenteil, Auszug, Ausgedinge, Leibzucht) Getreide oder daraus hergestellte Erzeugnisse zu be anspruchen haben, 4 ., alle im landwirtschaftlichen Betriebe ganz oder überwiegend beschäftigten Personen während der Dauer der Beschäftigung sowie deren Angehörige, so weit sie mit ihnen im gleichen Haushalt leben und nicht in anderen Be trieben beschäftigt sind, 5 ., die Geistlichen und Lehrer, die einen wesentlichen Teil ihres Diensteinkommsns als Teil des Pachtzinses vom Pächter aus Verpachtung von Kirchen- und Schulländereien geliefert erhalten. Belriebsunlernkhmer, welche nicht genügend Brotgetreide ernten, um alle Betriebs angehörigen das ganze Jahr hindurch zu dem Satze von 100 lc» Brotgetreide zu er nähren, haben nach einer Verordnung des Wirlschafisministeriums vom 10. August 1922 soviel Personen als Selbstversorger anzugeben, als sie das ganze Wirtschaftsjahr nnt je 100 kg- Brotgetreide versorgen können. Die übrigen Personen sind in die allgemeine Versorgung mit aufzunehmen. Es ist ««zuläffig, Brotgetreide frei z« ver- 8»tzern, soweit es a« sich znr Selbftversorgvng gebraucht würde, und sich daun in die allgemeine Versorgung mit aufnehmcn zu lassen. Wer ein mal als Selbstversorger eingetragen ist, kann grundsätzlich im Laufe des Wirtschaftsjahres nicht Versorgung durch den Kommunalverband ver lange», so lange er in seinem bisherigen Verhältnis zu einem landwirtschaftl chen Be triebe bleibt. Die Gröhe des Betriebes spielt bei Beurteilung dieser Frage keine Rolle. Wer, ohne brotversorgungsberechiigt z« sein, di« Versorgung in Anspruch nimmt, wird nach ß 49 Ziffer 3 des Gesetzes vom 4 Juli 1922 mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu 500000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Die Brotmarken nebst weiteren Unterlagen werden den Gemeindebehörden durch die Druckerei C. E. Klinkicht L Sohn in Meißen zugehen, soweit sie nicht dort abgeholr werden. Die Nachweisung über die neue Ausgabe und die Ausgabelist« nebst Brotmark«« (einschließlich Lieferschein) der abgela«f«uen Zeit vom 5. Juni bis 27. August 1922 sind bis spätesten» den 2. September 1822 einzureichen. Meißen, am 17. August 1922. 44»» Nr. 46 II L Kommuualverband Meißen-Stadt und -Land (Die Amtshauptmavvschaft). Getreideumlage 1922^23. Der nach den Beschlüssen des aus Landwirten aller Gegenden des Bezirks und Leitern von Betrieben der verschiedensten Größen gebildeten Verteilungsausschusses des Kommunalverbandes Meißen-Stadt und -Land ausgestellte Plan über die Verteilung der Getreideumlage 1822/23 auf die Gemeinden des Kommnnalverdands (einschließlich der Rittergüter), aus dem sich di« umlagepflichtige« pflugbare« Fläche« ««d das Lieferuugssoll der einzelne» Gemeinde« ergeben, liegt zum Zwecke der durch das Gesetz über die Regelung des Verkehrs mit Getreide aus der Ernte 1922 vom 4. Juli 1922 vorgeschriebenen öffentlichen Bekanntmachung mm SmmdeO dm 1S. dis Mil Smmdmd dm 28. MM M bei de« Gemeindebehörde« aus und kann von den Beteiligten dort eingesehen werden. Die den Gemeinden auferlegre Getreideumlage ist bis zum 31. August 1922 nach den den Gemeindebehörden noch zugehenden Richtlinien auf die einzelnen Landwirte unterzuverteilen. Meißen, am 16. August l922. 4,?» 192 Kommunalverbavd Meißen-Stadt und -Land (Amtshauptmanuschaft). Die im Laufe sind bis zum 23. dss. MtS. dieser Woche zugestellten von den Grundstücksbesitzern in der Sladtsteuerkasse abzugeben. Wilsdruff, am 17. August 1922 4«?° Der Stadtrat. Holzversteigerung auf Naundorfer Staats- Klotzsches Gasthof zu Naundoif, Mittwoch den 23. August 1922 vormittags 9 Uhr: 71 w. Stämme I0/I7 cm, 4 ht. 532 w, Klötze 8/43 cm, 685 w. Derbstangen 8/10 cm, 22000 w. Reisstangen, 2/7 cm. Einzel- Hölzer Abt. 4/7, 9/11, 20, 28, 30, 38 und 46, Durchforstung: Abt. 1, 3, 14, 17, 29. 37 und 46. 4.78 Forstrevieroerwaltnng Naundorf und Forstrentamt Tharandt. Kieme Lettuna für eilige Leier. * Die Neparationskommiffion will vor einer Beschlußfassung über das deutsche Moratoriumsgesuch Vertreter der deutschen Negierung anbören. Staatssekretär Bergmann soll diese Mission übernehmen. * Der Reichskanzler erläuterte in einer Besprechung mit den Berliner Vertretern der Entenrepvcsse die tatastropbalcn Folgen der Londoner Konferenz und wies die Vorwürfe Poincarvs zurück. * Die Gütertarife der Reichsbahn werden am l. September um 50 Prozent erhöht. * Die bayerischen Koalitwnsparteien lehnen die Aufhebung der bayerischen Notverordnung ab und verlangen neue Ver handlungen mit der Reichsiegierung. * Rach Meldungen aus Prag sind zwei Mitwisser am Ra- ihenanmord dein, überschreiten der ungarischen Grenze ver haftet worden. * Der österreichische Bundeskanzler hat den Präsidenten des Völkcrbnndrates ersucht, für eine möglichst baldige Behandlung der österreichischen Frage zu sorgen. „AM SlerdeheL eines Volkes." Wir haben vom Reichskanzler schon oft genug ernste Worte vernommen. Aber der Ton, in dem er jetzt auf die letzten lügenhaften und auch sonst in jeder Beziehung un verantwortlichen Schmähreden des französischen Minister präsidenten im Kreise ausländischer Journalisten, die eigens zu diesem Zweck in die Reichskanzlei gebeten waren, geantwortet hat, ist denn doch wohl geeignet, auch den widerwilligsten Hörer erschreckt aufhorchen zu lassen. So kann nur ein Mann sprechen, dein die Sorge um das Schick sal des seiner Führung anvertrauten Volkes an die Nerven geht, so nur ein leitender Staatsmann, der sich gar nicht mehr anders zu Helsen weiß, als indem er durch einen alle sonstigen staatsmännischen Rücksichten außer acht lassenden Alarmrus die Gewissen der Völker aufzurütteln sucht. Es muß schon sehr weit mit Europa gekommen sein, wenn eine so ausgesprochene FriedcnLnatur wie Dr. Wirth seinen mächtigsten Gegner ziemlich unverhüllt der Verleum dung zeiht, wenn er ihm nachsagt, daß gemeiner Konkur renzneid seine Handlungen bestimmt, und wenn er im Än- gesülste der ganzen Welt feststeLr, daß Frankreich fortfährt, Segen uns Krieg zu führen — vier Jahre nachdem ^rr die Waffen niedergelegt haben. Der Reichskanzler sieht alles in Trümmer geschlagen, was feit dem Friedensschluß in Deutschland geschehen ist, uni eini germaßen wieder die Rückkehr zu geordneten Verhältnissen zu ermöglichen, und es scheint fast so, als wolle er sich nun mehr aus die erste und letzte Aufgabe zurückziehen, die' ein Staatsmann zu erfüllen hat: Die primitivste öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten gegen die Mächte der Zer störung und des Zusammenbruches, die von außen und von innen her über uns hereinzubrechen drohen. Schmerzlich klagend muß er feststellen, daß Frankreich der jungen deut schen Republik und ihrer demokratischen Politik genau die gleiche Gewaltpolitik entgegensetzt, wie es nur hätte ge schehen können, wenn die Hohenzollerndynastie die Nieder lage überdauert hätte. Und man hat den Eindruck, daß auch er nunmehr ein Kartenhaus zusammenbrechen sicht, wie einst sein Vorgänger Bethmann Hollweg, als England allen unseren Bemühungen, mit ihm in ein gutes Verhält nis zu kommen, zum Trotz die russisch-französische Sache zu seiner eigenen machte. Damals gab es noch ein großes, ein mächtiges Dem-, sches Reich. Heute sind wir ein armes, zerschlagenes und zertretenes Volk, und wir werden bald nicht mehr wissen,' wovon wir den nackten Hunger der Massen bestreiten sollen. Auf Mitleid bei Männern vom Schlage Poincarös dürfen wir nicht rechnen. Wieder einmal taucht das mystische „Ge wissen der Welt" als letzte Hoffnung vor uns auf. Oer Astruf des Reichskanzlers. Die Rede des Reichskanzlers vor den ausländischen Pressevertretern hatte in ihren wesentlichsten Teilen folgen den Wortlaut: Vor der ersten Drohnote der französischen Regierung vom 26. Juli 1922 stand der Dollar noch auf 450, nach her stieg er bis auf 800. Nach Ler zweiten Drohnote vom 5. August 1922 stieg er fast bis 900 und nach dem ergebnis losen Abbruch der Londoner Konferenz auf 1050. Diese Etappen zeigen die wirklichen Gründe für den Marksturz. Wenn auch der französische Ministerpräsident demgegen über in seiner Rede an die Presse in London versucht, Deutschland die Schuld, an dem Marksturz zuzuschieben, so wird er wenige außerhalb der Grenzen Frankreichs finden, 'die ihm das glauben. Welche Folgen dieser Marksturz für Deutschland hat, liegt auf der Hand: .... Weitere Verelend»«* breiter Volksschichten. Zcr störung des Büdgetgleichgewichts, Absperrung der nötig sten Lebensmittel- und Rvhstofszufuhren, Ausverkauf der Lagcrbcstättde, Hungersnot, Verzweifiungsausbrüche der Massen, Unterhöhlung jeder Regirrungsautorität und speziell für diö deutsche Industrie Vernichtung des Betriebs kaprtals und Erlahmen der Produktion. Der französische Ministerpräsident hat bei dieser Ge legenheit auch behauptet, Deutschland habe „der Tschecho slowakei eine Anleihe von 4 Milliarden Mark angcboten" Daran ist kein wahres Wort. Ebenso unrichtig ist die Be hauptung, daß Deutschland „Banken in Dänemark, Nu- . mänien und Holland gegründet hat, mit der Absicht, den Verkauf der Mark im Ausland zu erleichtern". .Die Behauptung des französischen Ministerpräsiden ten, Frankreich brauche eine Beteiligung von 60 Pro zent an der deutschen ch e in i s ch e n In d ust r i e, um die Herstellung von Giftgasen zu verhüten, ist einfach ein Vorwand dafür, daß man in die Geschäftsverfahrcn der deutschen Industrie eindringen und ihre Konkurrenz bc fritigen will. Heute ist die Mark auf ein Zwcihmrdertsünfzigstel ihres Friedcnswertes gesunken. Diese Tatsache macht es unmöglich, für Barzahlungen au die Alliierten ausländische Zahlungsmittel auf dem Devi senmarkt anzukaufen. Auch die internationale An leihe ist zunächst zerschlagen, die allein Frankreich schnell in den Besitz großer LWemittel hätte bringen können. Rathenaus Rus nach Frieden, der in Genua ertönte — wie ist er ausgenommen wor den? Seit Monaten hält der französische Ministerpräsiden! Rede auf Rede, eine drohender und verletzender als die andere. Und die französische Politik verhängt „Netorsio nen", die das deutsche Volk bis in die tiefsten Tiefen er schlittern. Das Elendund d i e V e r zw e i fl u n g de in meiner Heimat angekommenen aus dem Elsaß un v aus Lothringen ausgewiesenen Deutschen ist gren zenlos. Das ist kein Frieden. Das is die Fortsetzung des Krieges, u n v zwar gegen Wehrlose. Die Ausweise gen bringen eine Unruhs in das deutsche VoN. die nur noch überholt wird durch die allgemeine Au, regung, die der Sturz der Äiark herausbeschworen hat. Eine ungeheure nervöse Unruhe hat das ganze Vc - erfaßt. Ich richte an alle Kreise des deutschen Volkes d - ernste Mahnung, dieser Nervosität nicht nachzugebcn, wc t aus ihr das Übel nur schlimmer werden kann. Eine gleiche Entwicklung wie in Österreich würde bei uns ganz andere politische und soziale Auswu-