Volltext Seite (XML)
neue -schwere Opfer zu verlangen. Sie führt jetzt den neuen Finanzplan durch, der neue Wienern, eine innere Anleihe, den Abba» des großen Beamtenapparates vorsieht. Sie hofft durch die neuen Steuergesetze und durch die innere Anleihe ein Gleichgewicht des Budgets zu erzielen und durch die Gründung der österreichischen Nationalbank die Krone zu fundieren. Österreich erwarte nunmehr die Be willigung der AuslandskrMte, was jetzt kein mildes Werk, sondern ein Geschäft für den Geldgeber darstelle. Öster reich biete mehr als genügende Garantien dafür. Nußland. X Grossfürst Kyrill als Thronanwärtcr. Der durch Heirats- und Liebesaffären besonders bekannt gewordene russische Großfürst Kyrill, ein Enkel des Kaisers Alexan der kl. und Detter des ehemaligen Zaren Nikolaus läßt in der französischen Presse eins Erklärung des Inhalts ver öffentlichen, daß er nach dem Erbrecht das jetzige Ober haupt der kaiserlichen Familie der Romanoffs und infolge dessen Thronanwärter sei. Er stelle sich als solcher an die Spitze der Aktion, die die Ordnung in Rußland wiederher- zustellen bestimmt fei. Das Heil Rußlands müsse aus dem Innern kommen. Es wäre Brudermord, wenn die russi schen Streitkräfte sich gegenseitig befehden wollten. Des halb wäre Kyrill, wie er sagt, glücklich, wenn Großfürst Nikolaj Nikolajewitsch sich an die Spitze der ganzen russi schen Armee stellen würde. Polen. X Lebensmittelkrawalie in Oberschleficn. Im polnisch gewordenen Teile Oberschlesiens, und zwar in Kattowitz, haben sich die längst erwarteten ersten schweren Lebens- miüelkrawalle ereignet. In der Markthalle wurden sämt liche Verkaufsstände der Fleisch- und Wurftwarenhändler gestürmt und geplündert. Ähnliche Vorfälle ereigneten sich in Königshütte, da die Lebensmittelbestnndc in Polnisck- Oberschlesicn äußerst knapp geworden sind. Einfuhr argenirmschsu Wisches. Lebendes Vieh und Gefrierfleisch. Der in letzter Zeit in Berlin mit den zuständigen Stellen in Verbindung getretene Haudttsbevollmächtigte der argentinischen Negierung Dr. Bartholomeo Danen ist nach Buenos Aires zurückgereist, nachdem die Verhand lungen, die er im Auftrage seiner Negierung mit dem fchen Syndikaten, an deren Spitze die Fleischeinfuhr-Ge- fellschaft in Hamburg sieht, zum vorläufigen Abschluß ge kommen sind. In kürzester Zeit wird sich ein Vertreter de; Fleischeinfuhr-Gefellschaft nach Argentinien begeben, um die Schlußverhandlungen an Ori und Stelle zu führen. In Aussicht genommen ist vorläufig -ein Mindestimport von 100 000 Tonnen lebendes Vieh und 100 000 Tonnen Ge frierfleisch, die auf deutschen Schiffen verfrachtet werden sollen. Für die Zahlung sind sowohl Barzahlung wie Güterlieferung, sowie Verkaufssendungen in Aussicht ge nommen. Nach Ansicht der Sachverständigen wird es möglich sein, das argentinische- Fleisch mindestens um ein Drittel billiger als deutsches zu liefern. Aah und Fern. O Zur Dorfverfassung zurückgekehrt. Da die Kommunal verwaltung auf Grund der Städteordnung für kleine Städte sich bedeutend teurer stellt als nach der Land gemeindeordnung, sind bereits in einigen Fällen kleine Landstädtchen zur Dorfverfassung zurückgekehrt. So hat jetzt das preußische Staatsministerium eine Verordnung er lassen, wonach der bisherigen Stadtgemeinde Greiffenberg in der Uckermark die Annahme der Landgemeindeordnung gestattet wird. O Hotel für Minderbemittelte. Infolge der steigenden Hotelpreise in München hat die Reichszentrale für deutsche Verkebrswerbuna mit Genehmigung -des Münchener Ave Maria. - Roman von Felix Neumann. Wie ein Fieberhauch glitt diese Vision an ihm vorüber. Da weckte ihn ihre Stimme aus dem Rausch, der seine Pulse klopfen ließ. „Er ist schön, der alte Bordeaux, und er ist selten geworden. Trinken Sie ihn mit Bedacht." Walter drehte, ohne daß sie es merkte, das Glas herum und trank an der nämlichen Stelle, wo sie die Lippen ange setzt hatte. Das Tragische war verscheucht, die beiden jungen Menschen hockten schwatzend und essend nebeneinander im Grase, und Frau Drossel machte die Tafelmusik. Dem jungen, aller Genüsse entwöhnten Künstler rann der feurige Wein prickelnd durch die Adern. Die ganze Welt schien ihm plötzlich wie ausgetauscht. Wo war sein Kleinmut geblieben? Und als sie ihm das letzte Glas einschenkte, da bat er sie, diesen Tropfen in unauslöschlicher Dankbarkeit auf ihr Wohl trinken zu dürfen. / Sie lachte und nickte, während sie die Reste der Mahlzeit in das Täschchen packte. Doch, da hielt er plötzlich inne. Was er bisher nicht ge wagt hatte, mußte er nun versuchen, nämlich ihren Namen zu erfahren. „Ich wollte meiner Huldigung und meinem Dank einige Worte hinzufügen, wie sie mir das Herz gerade eingibt. Aber — vorher möchte ich eine Bitte tun. " Sie blickte ihn voll an. „Bitten Sie immer, Herr Greben stein, wenn es in meiner Macht liegt, soll es an der Gewäh rung nicht mangeln." Da sagte er: „Ich habe Ihnen mein ganzes Herz zu Füßen gelegt, ich habe frei über Dinge zu Ihnen ge sprochen, die sonst niemand weiß. Ich entrollte vor Ihnen mein ganzes armes Leben und gab mein Glück in Ihre Hand, darf ich nun nicht wenigstens als kleine Gegengabe des Vertrauens erfahren, wer Sie sind?" Sie strich sich ein blondes Löckchen aus der Stirn und wurde sehr ernst. „Ich war auf diese Frage vorbereitet und wußte, daß sie kommen würde. Sv bitte ich denn: Nennen Sie mich Maria, so ist mein Vorname, aber fragen Sie nicht weiter. Wenigstens vorläufig nicht. Lassen Sie mich fürderhin Ihre Schwester und Beraterin sein, aber forschen Sie mir nicht nach. Vielleicht sage ich Ihnen später einmal mehr und erzähle auch Ihnen die Ge schichte meines Lebens. Bis es aber soweit ist* bringen Sie mir das Vertrauen entgegen, daß Sie nicht mehr vor mir ver langen!" s Stadtrates ein billiges ttbernachtungsheim mit zunächst 200 Betten eingerichtet. Der Umsatz dieses Heims hat sich so günstig entwickelt, daß der Preis für ein Bett in besse rer Ausstattung von 26 auf 20 Mark und- in einfacher Aus stattung von 16 auf 15 Mark herabgesetzt werden konnte. O Trauriges Ende eines Theaters. Das Hannoversche Ncsidenztheater wird im kommenden Winter seine Pforten nicht wieder auflun, nachdem die Baupolizei sich ins Mittel gelegt hat. Das Theater, an dem Mitterwurzer, Agnes Sorma, Carl Sontag gespielt haben, soll dem Vernehmen nach in eine Autogarage umgewandelt werden! Damit verliert Hannover für das moderne Drama eine darstelle risch wertvolle Ergänzung feiner städtischen Bühne, des früheren Hoftheaters, während die übrigen drei Theater lediglich die Operette und das Kasfenstück pflegen. O Zweiter Stapellauf des Riesendampfers Columbus. Der vom Norddeutschen Lloyd bei der Schiffswerft Schichau zu Danzig in Auftrag gegebene Passagierdampser Columbus, der seinerzeit beim Stapellauf nur zu einem Drittel zu Wasser gelangen konnte, ist nach wiederholten Abschleppungsversuchen jetzt glücklich zu Wasser gebracht worden. Der Schiffsrumpf ist unverletzt. O Beim Baden durch ein elektrisches Kabel getötet. Die 16jährige Tochter des Wiener Advokaten Dr. Bielerna, die im Frauensee bei Gmunden Schwimmübungen unter nahm, fand dadurch den Tod, daß sie sich an einem in den See eingerammten Pflock festhielt, in dem ein elektrisches Leitunaskabel endete. O Zugzusammcustoß in Pommern. Auf Station Pölitz der Bahnlinie Stettin—Groß-Ziegenort konnte beim Un drücken der Lokomotive an den Personeiizug 485 der Lo komotivführer die Lokomotive nicht rechtzeitig zum Stehen bringen, und flchr mit starkem Stoß auf den Zug auf. Ein Reisender und ein Postbeamter wnrden erheblich, 25 Per sonen leichter verletzt. O Schweres Hagelwetter in Württemberg. Im würt- tembergischen Allgäu ging ein heftiges Hagelwetter nieder. In den Oberämtern Leuikirch und Wangen wurde bedeu tender Schaden angerichtet. In manchen Orten wurden die Feldfrüchte vollkommen vernichtet. In wenigen Mi nuten war die ganze Flur in eine Winterlandschaft der- wandelt; das Obst wurde nahezu vollständig von den Bäumen herabgeschla-gen. Der Gesamtschaden an verlore nen Feldfrüchten gebt in die Millionen. O Die Handtasche! Die Armenierinnen und Ungarin nen scheinen ebenso sorglos mit ihren Schätzen umzugehen wie die deutschen Damen. Bahnchofsdiebe stahlen dieser Tage in Berlin einer Dame aus Armenien aus der Hand tasche 87 000 Mark bares Geld und Schmucksachen, die einen Wert von einer halben Million haben. Bald darauf wurde eine Dame aus Neukölln auf demselben Bahnsteig schwer -bestohlen. Auch sie büßte wertvolle Schmucksachen ein, die sie in der Handtasche bei sich trug. Mit der reichen Beute sind die Diebe unerkannt entkommen, da die Ver luste erst geraume Zeit später bemerkt wurden. Einer Frau aus Budapest wurden Schmucksachen im Werte von 200 000 Mark aus der Handtasche entwendet. O Ei» schöner Schaden. Vor vier Wochen reiste ein Beamter aus Berlin mit seiner Familie in die Sommer frische. Wie üblich hatte man mit dem Einpacken der Sachen bis zum letzten Augenblick zu tun, und man langte knapp vor Abgang des Abendzug-es auf dem Stettiner Bahnhof an. Jetzt ist die Familie wieder heimgekehrt. Aber -wer beschreibt den Schrecken, als man das Schlafzim mer betrat. Hier brannte nämlich seit dem Tage der Ab reise seelenvergnügt die Gasampel! Was diese in den vier Wochen an -Gas sortgesresssn hat, wird mit unheim licher Deutlichkeit die nächste Rechnung zeigen. Q Das Kaiserschlost als französische Ferienkolonie. Nach einer Meldung der Zeitung „La Nepublique" hat die fran zösische Behörde beschlossen, das dem Kaiser Wilhelm H. gehörige Schloß Urville, das von einem großen Park so wie von Wiesen und Wäldern umgeben ist,, von Mitte August ab für den Ferienaufenthalt von 400 Kindern aus dem zerstörten Gebiet zu benutzen. O Aktendiebstahl in Paris. Kurz vor Abfahrt des Schnellzuges auf dem Lyoner Bahnhof zu Paris verließ der mit der Begleitung der diplomatischen Post beauf tragte Kurier einen Augenblick seine Koffer auf dem Hand- wageu. Als er zurückkam, stellte er das Verschwinden eines seiner Koffer fest, der diplomatische Schriftstücke für den Völkerbund in Genf enthielt. Man glaubt, daß der Dieb sich keine Rechenschaft über den Inhalt gegeben hat, und daß er eher glaubte, den Koffer einer Privatperson zu entwenden, übrigens sollen die Papiere nicht sehr wichtig gewesen sein. Der gestohlene Koffer gehörte dem Vor sitzenden des Finanzausschusses des Völkerbundes. O Erfolg dcntscher Künstler in Südamerika. Aus Buenos Aires wird gemeldet: Das Gastspiel der deut schen Künstler im Colon-Theater wurde mit Wagners „Ning" unter der Leitung Weingarttiers und Kaisers mit größtem Erfolg beendet. Kirchhoff in den Tenorpartien, Schipper als Wotan, Braun in den Bahrollen, Wildbrunn als Brunhilde, Bandler als Alberich und Bestem als Mime wurden in der Presse mit höchstem Lob besprochen. Das Publikum bereitete den Künstlern Ovationen. Neueste Meldungen. Die beleidigten Franzten. Berlin. Der Reichsminister des Innern hat eine kleine Anfrage wie folgt beantwortet: „Der Landtagsabgeor-dnete Burger hielt am 15. Januar 1922 in seinem Wahlkreis eine Parteiversammlung ab. In seiner Rede erwähnte er, der ehe malige Ministerpräsident Clemenceau habe gesagt, es seinen 20 Millionen Deutsche zu viel da. In -dieser Äußerung erblickte die französische Besatzungsbehörde eine Beleidigung der Be- satzungsarmee. Der Abgeordnete Burger wurde dieserhalb vorn Militärpolizeigericht in Speyer zu einer Geldstrafe von 2000 Mark verurteilt. Die Reichsregierung hat durch die Bot schaft in Paris diplomatische Schritte unternommen, deren Er gebnis noch nicht seststeht." Auflösung des deutschvölkischen Schutzbundes. Leipzig. Der Staatsgerichtshof hat die Beschwerde des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes gegen seine Auf lösung in Sachsen verworfen. Polen entlässt die deutschen Eiscubahnärzte. 0^ Kattowitz. Die polnische Eisenbahnvcrwaltung hat sämt liche im Direktionsbczirk Kattowitz angestelltcn Eisenbahnärzte .»atlassen. Die neuen angestellten 35 Bahnärzte sind sämtlich Polen. Ter letzte Oberschlesier aus seinem Amte entfernt. Kattowitz. Ani 6. August ist vou den Polen der letzte Oberschlesier, der in einer leitenden Verwaltungsstellung in Polnisch-Obrschlcsien sich befunden hat, der Oberregiernngsrat Paul Kempka, Chef der Verwaltungs-Abteilung, aus seinem Amte entfernt worden. Im oberen Nerwaltungswesen der Wojwodschaft Oberschlesien sind also von da ab nur noch Polen beschäftigt. Diese Maßregel erregt in Polmsch-Obrrschlesien außerordentliches Aufsehen. Begnadigung zum Tode Verurteilter. Moskau. Das Präsidium des allrussischen Zentral-Exe- kutivkomitees hat -die vom Petersburger Revolutionstribunal znm Tode verurteilten Angestellten der ehemaligen Firma Nobel, die der Sabotage an der Sowjetregierung beschnldiqt waren, begnadigt. Kulturpropaganda für Deutschland in Rußland. O.z. Moskau. Die wissenschaftliche Abteilung beim Obersten Vollswirtschastsrat hat es sich zur Aufgabe gemacht, in einer Reihe -populär gehaltener Vorträge auf die Bedeutung der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen hinzuweisen. Ms jetzt sind u. a. vorgesehen Referate über „Die Geschichte der deutschen Handelsverträge", „Die politischen und wirtschaftlichen Strömungen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Ab schluß des Napallo-Vertrnges", „Die Bedeutung Deutschlands in der Weltwirtschaft", „Grundsätzliches über die deutsche Tarif- Politik". Da beugte er sich stumm über ihre Hand, küßte sie und leerte schweigend das Glas. Dieses Schweigen sagte mehr, als es die schönsten Worte i hätten ausdrücken können. Nun war es ganz dämmerig geworden und Maria drängte i zum Aufbruch. „Wann sehen wir uns wieder?" Aengstlich und beklommen klang Walters Frage, so daß sie lachen mußte. „Sie trauen mir noch immer nicht. Morgen bin ich ver hindert, aber übermorgen wollen wir uns wieder hier treffen." Und während sie durch die dunklen Anlagen der Stadt zu gingen, mußte er ihr versprechen, beim nächsten Zusammen treffen eines seiner kleineren Bilde'r, die er ihr geschildert hatte, mitzubringen. „Ich habe gute Beziehungen zu Kreisen, bei denen die Kunst hoch in Ansehen steht. Lassen Sie mich nur machen." Nach einigem Zögern willigte er ein. Er stand wie unter einem Bann, er hätte alles getan, was sie verlangte. Am Ende des Englischen Gartens, ehe das Menschengewühl sie störte, trennten sie sich. „Ich werde heute nacht über Ihre Lebensgeschichte nach denken," sagte sie schelmisch ernst. „Vielleicht schickt mir der gütige Traumgott eine Eingebung, wie wir Ihren Lebens tempel, den der Krieg so rauh zerstörte, wieder aufbauen." Als ihre Hände zusammenlagen, sagte er leise und weich: „Leben Sie wohl, Fräulein Maria, ich will von Ihnen träumen und zum erstenmal wieder glücklich sein." Dann gingen sie auseinander. Als Walter nach Hause kam, war alles daheim dunkel, aber aus des Geigers Zimmer tönte fein Spiel. Sollte er stören? Am liebsten wäre er allein mit feinen Gedanken geblieben, denn noch brauste und stürmte alles in ihm, aber er war dem Freunde, der ihm so treu beistand, ein Wort der Aufklärung schuldig. So trat er denn ein. Farmer hatte kein Licht angesteckt. Er hockte wie eine Eule in der Finsternis, die nur wenig durch den Schein von der Straße her erhellt wurde. Das Fenster war offen, der Geiger saß unmittelbar daran und phantasierte leise auf dem herrlichen Instrument, dem Einzigen, was er aus dem Wohlstand des Vaters gerettet hatte. Er hielt auch nicht inne, als der Freund eintrat, sondern hob ein wenig den Kopf. Walter setzte sich Jean gegenüber auf die Fensterbrüstung, wartete bis das Spiel zu Ende war und sagte nichts/ Da stand Farmer auf und machte Licht. Nun erst sah Walter, daß der Geiger den Tisch festlich gedeckt hatte. Zwei Flaschen Bier standen stolz auf der kleinen , Tafel, die kein Tischtuch aufwies, dafür aber prangte in der l Mitte ein Blumenstrauß, der vom Felde stammte. > Farmer hatte augenscheinlich den ganzen Verdienst des t gestrigen Abends für dieses Mahl angelegt, zu dem er im Taumel seines Glückes so spät kam und an das er nicht mehr ; gedacht hatte. Es stieg wie Reue in ihm hoch und er legte den l Arm um Farmers Schulter. „Verzeih mir, Meister, daß ich deine Einladung vergaß, ! aber —" er lächelte, während Jean ihn scharf mit seinen grauen Augen musterte, „ich komme aus dem Paradies einer unver geßlichen Stunde, da habe ich Treuloser des Freundes vergessen!" Der Geiger nickte. „Ich kenne das. Es geht vorüber. Der Rausch verfliegt und du kehrst zu mir zurück, wo dich keine Ent täuschung erwartet. Setz dich und — iß! —" Walter wollte den Freund nicht kränken und nahm auf einer Kiste Platz, während der Geiger den einzigen Stuhl be nutzte. Der Gastgeber öffnete eine Bierflasche. „Also — sie war da?" Walter nickte und goß das kalte Bier hinab, um sein fieberndes Blut abzukühlen. „Ja — sie war da, und ich werde sie übermorgen Wieder sehen." „Du itzt ja nicht?" Nun erzählte Walter ausführlich das Erlebnis des Abends, und Farmer hörte aufmerksam zu. „Sie scheint in der Tat ein eigenartiges Geschöpf zu sein. Aber du wirst mir verzeihen, wenn ich in meiner Ablehnung vorläufig noch beharre. Ich habe auch einmal ein Mädchen kennen gelernt — weltzt du, damals, als ich noch ein schwarz- lockiger Jüngling war und die Geige in meinen Händen Liebes lieder jauchzte. Ich vertraute ihr, dafür betrog mich die Ka naille und bestahl mich um mein letztes Gut. Na — genug davon!" Er fuhr wild empor: „Ich hasse die Menschen, alle, nur dich nicht; auch die Fremde, die dir da in den Weg gelaufen ist, wird so ein gelecktes Püppchen sein. Der Satan hole die Weiber mit ihren falschen Augen und ihrem erbärmlichen Getue!" Walter stand ruhig auf. „Ich gehe! — Du bist kein Genosse, der zu einer Aus sprache nach solchen Stunden taugt —" Aber Farmer vertrat ihm den Weg. Sein Zorn war ebenso wieder verraucht, wie er aufloderte. „Junge — du kennst mich doch! Nimm mich wie ich bin, es meint es keiner so gut mit dir, wie ich! —" Und er nahm Walters Kopf zwischen seine beiden mageren Hände und strich ihm die schmalen Wangen. Dann holte er hinter dem Ofen noch Bier hervor. (E»rts»tzung f»lgt^