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Fernsprecher Wilsdruff M. 6 Wochenblükk fÜs Ä-llsösUff UNd ilMgLgeNd Postscheckkonto Oresden 2640 Nr. 187 Sonnabend den 12. August 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil krotverlorgung. Nach Gehör des Ernährungsausschusses wird für das Gebiet deS Kommunalver- . bandes Meißen. Stadt und -Land hinsichtlich der ans Amlagegetreide her-e- k stellte« Erzeugniffe a« Mehl »ud Br»t folßmdes bestimmt. D I. Mehlpreise. 1. Der Höchstpreis, den die Bäcker und Mehlhändler für den cke Mehl, frei Bäcker« lager, an die Mühle zu entrichten haben, beträgt ab 16. August 1S22: 1368.— Mark für 85°^igeS Roggenmehl und 7i^igeS Gerstenmehl, 1428.— Mark für L^igeS Weizenmehl. 2. Die Bäcker und Mehlhändler haben vom 16. August 1922 ab bei der AuS- stellung der Bezugsscheine für den ckr Mehl 32 Mark Gebühr zu entrichten. «e. 3. Die bisherigen Bestimmungen über die GesellenauSgleichSgebühren kommen in Wegfall. 4. Für die am 1b August vorhandenen Bestände an Roggen« und Weizenmehl haben die Bäcker und Kleinhändler gemäß Anordnung der ReichSgetreidestelle die Diffe renz zwischen den bisherigen und dem neuen Mehlpreis mit Gebühren an den Kommunal verband zu entrichten. Die Mühlen und Mehlgroßhändler Haden für die am 15 August bei ihnen vorhandenen Mehlbeftände die Differenz zwischen dem vom 16. August ab frei Bäckerlager gültigen und dem bisherigen Mehlpreise an den Kommunalverband abzuführen. 5. Die Mehlhöchstpresie, welche die Bäcker u. Mehlhändler fordern dürfen, betragen für die vom 14. August 1922 ab geltende« Brotmarken beim Bezüge von weniger als 20 für Roggen- und Gerstenmehl: für Weizenmehl: 16— Mark für 1 17.— Mark für 1 kx 18.25 , „ 1140 8 19.40 , „ 1140 8 4.80 „ , 300 8 5.10 „ , 300 8 3.85 , „ 240 § 4.10 , „ 240 § 1.— , . 60 , 1.05 , , 60 8 II. Drotpreise. Die Brotpreise für das Schwarzbrot betragen für die vom 14. August 1922 ab geltenden Brotmarken: 6.85 Mk. für das Pfund, 13.78 Mk. für 2 Pfund, 20.55 Mk. für 3 Pfund und 26.— Mk. für das 1900-e'Brot. Hl. Backvorschriften. Für die Zeit vom 14. August 1922 ab ist das Schwarzbrot zu 100 Teilen aus Roggenmehl herzustellen. An Stelle von Roggenmehl kann den Bäckern auch Gersten« mehl, und zwar bis zu 10'/, der Roggenmehlmenge, zugewiesen werden. AuS 1S0 Pfund Getreidemehl find 136 Pfund Schwarzbrot herzustellen und hier für die entsprechende Anzahl Brotmarken abzuliefern. IV. Verschiedenes. 1. Mit Rücksicht auf den Mangel an Weizenmehl dürfen Semmeln aus Umlage» mehl auch weiterhin noch nicht hergestellt werden. 2. Erfolgt vor dem 14. August eine Verausgabung von Brot« und Mehlmengen auf Brotmarken, die erst am 14. August Gültigkeit erlangen, so sind bereits die neuen Preise zu zahlen, weil die Bäcker auch für diese Waren den unter I, 4 festgesetzten Diffe« renzbelrag zur Abführung an die ReichSgetreidestelle an den Kommunalverband ent« richten müssen. 3. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Bekanntmachung werden nach dem Reichsgesetz über die Regelung deS Verkehrs mit Getreide vom 4. Juli 1922 bezw. auf Grund des Höchstpreisgesetzes bestraft. Meißen, am 10. August 1S22. «oi Nr. 85 II L Kommunalverbaud Meißen-Stadt und -Land (Die AmtShauptmannschaft). bei 1*4 SlA^sl1L>1*6»11* «1111111 Um der hiesigen Einwohnerschaft, die nicht 'N der Lage ist, sich Winterkartoffeln zu beschaffen, Gelegenheit zur Eindeckung zu geben, ist der Stadtrar bemüht, Lieferungs- Verträge abzuschlicßen Es werden deshalb diejenigen Einwohner, die ihren Bedarf durch uns decken müssen, aufgefordert, denselben am 14. «ub 15. b. Mts. im Vermal» tuugsgebäube, Zimmer 2, anzumelden. Wir möchten dabei dringend empfehlen, für den Ankauf von Kartoffeln bereits jetzt schon Sparkonten bei den Arbeitgebern oder dem Stadtrate anzulegen oder Rücklagen zu machen. Wilsdruff, am 10. August 1922. Der Stadtrat. nahmen ausgehen, die den Nachwirkungen aus den kata strophalen Erscheinungen der letzten Wochen begegnen. Der Friedensvertrag baut schwere Hindernisse, aber ein allge meines deutsches Vorkaufsrechtdcs Staates auf alle Verkäufe von Effekten und Grundstücken ohne Unter scheidung zwischen Ausländern und Inländern, lediglich ausgeübt nach volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten, ließe sich verwirklichen und sollte so schnell wie möglich zur Durchführung gelangen. P. welche Vermögensanlagen in Deutschland kein Geld vor handen ist — daß der Handel, obwohl er sämtliche Mittel zur Beschaffung von Warenvorräten aufwendet, tatsäch lich immer mehr verarmt, daß die Industrien trotz für die deutsche Wirtschaft schier unerschwinglichen Preisen, die die Geldentwertung nahezu ausgleichen, doch nicht in der Lage sind, ihre Aktien auf Goldwerthöhe zu halten. Das Miß verhältnis ist so schreiend und auffallend, daß gerade bei den Gesellschaften, die ihr Kapital nicht erhöht haben, bei den also keine Kapitalverwässerung vorliegt, ein Verlust auf ein Zehntel ihres normalen Wertes erfolgt ist. Nur der Umstand, daß die gesamte deutsche Industrie trotz ihrer Scheinblüte dem Auslandskapital keine genügende Verzin sung verbürgen konnte, daß ferner das in Deutschland an gelegte fremde Kapital von der Entwertung mitbetroffen würde, hat es bisher verhindert, daß die Überfremdung überhandgenommen hat. Jetzt allerdings, da die Auslandsdevisen Plötzlich und kn außerordentlichem Maße in die Höhe geschnellt sind, während die deutschen Jndustriewerte, Aktien usw., d. h. alle Effekten, diesen Sprung nicht mitgemacht haben, droht trotzdem ein Aktienausverkaus, und es ist keine Hilfe für Deutschland, wenn Auslandskapital eindringt, sondern es ist eine ungeheure Gefahr, weil bei dem Übergang eines deutschen Werkes an das Ausiandskapital in Deutschland selbst ein viel geringerer Wert wirksam bleibt. Aus einer Wirtschaftskraft von realen tausend Goldmark, die trotz der börsenmätzig geringeren Bewertung vorhanden bleibt, bleibt eine solche von kaum hundert Goldmark im Lande tätig, und das muß mit Naturnotwendigkeit eine Ab schwächung der bisherigen Produktionsmöglichkeit bewir ken. Der Abfluß an realem Volksgut ist zwar ohnehin durch die Valutahausse außerordentlich schwerwiegend, aber tritt deshalb reicht so stark in Erscheinung, weil die Industrie größtenteils aus Auslandsguthaben in fremder Währung ihre Einkäufe an Rohstoffen tätigt, und von Deutschland aus keine übermäßigen Deviseukäufe mit der schwachen Mark getätigt werden. Was an deutscher Mark im Auslände auf den Markt geworfen wird, ist zu höhe rem Kurse eingskaust und bringt deshalb eher eine Ver ringerung der deutschen Auslandsschuld mit sich. Ger Abfluß aber aus Deutschland geht ständig wei ter, da nicht nur die deutsche Zahlungsbilanz, sondern auch die deutsche Handelsbilanz passiv ist, und diese Schä den wachsen immer mehr, da die deutsche Wirtschaft in folge Kapitalmangels trotz guter Beschäftigung immer weniger produktionssähig wird. In London, wo die Führer der Entente sich über die deutsche Note Lie Köpfe zerbrechen, streitet man sich um ein Moratorium und die Bedingungen dazu, also um Maßnahmen, die höchstens eine weitere Verschlechterung aufhalten, aber die Schaden und Folgen der bisherigen Entwicklung nicht abschwächen können. Von Deutschland allein können und müssen Maß AMne Zeitung kür eilige Lese?. * Die Sachverständigen in London haben sich gegen die For derung Poineares nach „produktiven Pfändern' ausgesprochen. * In London erwartet man angesichts der großen Differen zen zwischen Llovd George und Parmars «ine VcrmitUungs- «ttion der Italiener. * Der französische Ministerrat sprach Poincars seine Zustim mung zu seiner Haltung in London aus und forderte ihn auf, auch weiterhin auf den früher gefaßten französischen Beschlüssen bestehen zu bleiben. * Die Berliner Beratungen des Rcichskabinetts mit dem Grafen Lerchenseld haben zu einer Einigung in mehreren wich tigen Fragen geführt. * Nach einer Pariser Blättcrmeldung haben etwa hundert Deutsche in Elsaß-Lothringen einen Ausweisungsbefehl er halten. * Gegen vierzehn angcklagte Sozialrevolutionäre wurde in Moskau das Todesurteil ausgesprochen, di« Ausführung aber ausgeschoben. * An der Südküste Chinas sollen bei einem furchtbaren Wirbelsturm etwa 50 000 Menschen ums Leben gekommen sein. Wieder ein Kompromiß? Ernste Differenzen in London. Die überaus schroffen und alles Maß übersteigenden Forderungen, die Poincarö in London vorgebracht Hst, haben zu schweren Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Lloyd George geführt. Allerdings wird von einem amerikanischen Beobachter erklärt, man glaube nicht an den von englischer Seite zur Schau getragenen äußersten Ernst der Lage, und es verlaute, daß Lloyd George und Poin- carö unabhängig von den Sachverständigen eine tatsäch liche Verständigung erzielt hätten, und zwar in dem Sinne, daß die Konferenz ihre gesamte Aufgabe auf die Reparationskommission ab wälzen und diese ersuchen werde, ein Moratorium zu gewähren, wenn sie es für richtig halte. Genauere Nachrichten als übe: diese angebliche Verständigung liegen über den belgischen Kompromißvorschlag vor. Danach soll Belgien empfehlen, die geplante 26pro- zentige Abgabe von der Ausfuhr und die Einziehung der Zolleinnahmen durchzuführen. Sollten diese Maßnahmen nicht genügen, dann solle dis Beschlagnahme der Staats- bergwerke und Staatswäldsr auf dem linken Nheinufer er folgen. In dritter Linie dürfte man die Aufrichtung der beiden Zollschranken am Rhein nnd im Ruhrgebiet be schließen, aber nicht als Mittel, Zahlungen herbeizuführen, sondern als Sanktion. Die Sachverständigen gegen Poincare. Der Bericht des Sachverftändigen-Ansschnsses über die Vorschläge Poincarös besagt, daß die Vorschläge überhaupt keine außerordentlichen Gelder von Deutsch land einbringen würden. Was insbesondere die vorgs- schlagene Zollinie zwischen dem besetzten Gebiet und dem übrigen Deutschland anlangt, so waren alle Alliierten außer Frankreich der Ansicht, daß eine solche Maßnahme unerwünscht sei. Gegen die Anregung, daß die Alliierten einen Anteil von 60 Prozent an den deutschen chemischen Fabriken übernehmen sollten, erhoben wiederum alle Alli ierten außer Frankreich Widerspruch und betrachteten eine solche Garantie nnr als einen Grund für Deutschland, mehr Papiergeld zu drucken. Die AnffassunL geht dahin, Deutschlands Auszehrung. Von einem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter wird uns über die andauernde Verminderung des deutschen Natio- naleigentums geschrieben: Im Reichssinanzministerium schweben Erwägungen, wie dem gefährlichen Abfluß des deutschen Volksver mögens Einhalt geboten werden kann, zumal die neue nnd in ihrem Ausmaß ungeheuerliche Deviscnhausse eine be sonders kritische Lage erzeugt hat. Das tritt zumal da durch deutlich hervor, daß die deutschen Effekten durchaus die Steigerung nicht nur nicht mitgemacht haben, sonvern eher durchschnittlich gefallen sind. Diese Erscheinung ist Aue Folge des außerordentlichen Zurückbleibens der s ""sgabe hinter der Geldentwertung, wodurch mit er. Sicherheit erwiesen wird, daß die französische Befchuldigung, Deutschland sei an der Markkatastrophe MUidlg und habe sie absichtlich herbeigeführt, volkswirt- schastuq unhaltbar Das Mißverhältnis gerade von Notenausgabe und Markkurs bringt Deutschland den schwersten Schaden und die Verluste und unsichtbaren Ab flüsse des deutschen Volksvermögens wären lange nicht so groß und schmerzhaft, wenn Deutschland die Entwertung des Geldes durch vie Menge der ausgegebenen Noten aus geglichen hatte. Am Goldmaßstab gemessen, sind heute gegenüber dem früheren normalen Zustand in Deutschland ein Drittel bis ein Viertel der Zahlungsmittel im Umlauf, nnd daraus erklärt sich auch die gegenwärtig besonLers furchtbare Kreditnot. Dieke aber wiederum bewirkt, daß Lir iraend- Erfchrln! stlgstch ml! Ausnahme d« Son» und Festtag, »achmltlaHs r Nh, für den f»lgr»de« Ta». 2kz»gspr,1< bet Ä,»stadho1ung monatlich Ml. durch unsere AuttrS-er zug,trage» l» der Stadl monalllch Ml. auf dem Land« Dil., durch die Post bezogen »lertcljäbrllch Ml. mit ZusteNungogebühr. «Ne PostansiaNen und Postboten sowie bnlne Austräger und TesÄäfi,stelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Faste hstberer Gewalt, Krieg »de, künftiger Aetriebsstkrunge» hat »er Lepeher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung »der Kürzung de« Dezugspretfe«. Fnsertlansprrl« Ml. für die « gespaltene Korpuszelle »der deren Naum, NeNamen, die 2 sp-ltlge Korpuszell, ML Del Wiederholung und Zahresauflrog entsprechender prelsnachlaß. Äelanntmachungen Im amtlichen T»Il lnur d»n Dehürden) die rgespalien« Korpus,eile Ml. Nachweifungs-Gebühr SO Mg. Anzeigenannahm« »ist »armlstng« 1» llbr. Für die Nichtig»»» der durch Fernruf übermltielien Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Fed« Nudatd onfpruch erlisch«, werm der Detrag dur» Klage «lngez»^-n werde» muß »der »er Auftraggeber ln K»nMr« Erscheint seit dem Jahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nosien. »«r»«,er >m» DnM«! «rttz»r Asch»«», i« Wil«»r>». Verantwortlicher Schriftleiter: Her»«»« Lässig, für de« Inseratenteil: «ritz», Zsch«»ke, drid« in Wil»de«H.