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amten käme der Streik aber überhaupt nicht in Frage, da sie in einem demokratischen Staate lebten, der für sie sorge. Das von ihnen mit gewählte Parlament und die demokratische Staatsverfasfung müßten genug vertrauenswürdige Faktoren sein. Nur Vertrauen könne den neuen Staat in seinem Bestände sichern. — Das Gold eine amerikanische Münze. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika besitzen jetzt 6000 Tonnen Gold, d. h. ungefähr den dritten Teil des gesamten Goldvorrates der Welt. Das Gold ist deshalb nur noch eine amerikanische Münze, aber keine europäische mehr. Praktisch ist das Gold längst aus dem üblichen Verkehr geschwunden; die wenigen kleinen Staaten, die, wie die Schweiz, Goldmünzen wieder in Umlauf gesetzt haben, befinden sich in sehr schwierigen wirtschaft lichen Verhältnissen. — 2500 für ein Zwanzigmarlstück. Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 7. bis 13. d. M. zum Preise von 2500 für ein Zwanzigmarkstück, 1250 für ein Zehnmarkstück. Für ausländische Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. Der Ankauf von Reichssilbermünzen durch die Reichsbank und Post erfolgt vom 7. d. M. bis aus weiteres zum 60fachen Be trag des Nennwertes. — Das goldene Zwanzigmarkstück ist also heute glücklich 2500 in Papier wert. So mancher, der im Kriege seinen Vorrat an Goldmünzen auf dem Altar des Vaterlandes opferte, wird heute bedauern, daß er sich kein späteres Rücktausch- oder Ersatzrecht sicherte, und das ist er klärlich, da viele dieser Opferwilligen heute übel dran sind. Aber in dieser außerordentlich hohen Wertveränderung des Zwanzigmarkstückes liegt für jeden, der seine Einnahmen in Kassenscheinen bündelt, eine ernste Mahnung, daran zu denken, wie viel dazu gehört, von dem Scheinwert der Papiermark zum soliden Wert der alten Goldmark zurück zu gelangen. Wie viel hat früher dazu gehört, um 1000 zusammenzubringen? Sie haben Schweiß gekostet, aber sie waren den Schweiß wert. Heute kann man auf 10-, 20- und 30 000 usw. nicht sicher ausruhen, sondern muß abwarten, was das Schicksal bringt. — Auch das Auswandern wird teurer. Infolge des wei teren Fortschreitens der Markentwertung haben die nach Süd amerika verkehrenden deutschen Schifsahrtslinien sowie der Holländische Lloyd die Fahrpreise für die 3. Klaffe nach den Häfen Südamerikas wie folgt erhöht: 12000 für einen Platz im Wohndeck, 15 000 für einen Kammerplatz. — Die Schürze als Topflappen. Eine ernste Mahnung enthält folgende Meldung: Die im 47. Jahre stehende Ehefrau eines Arbeiters in E. benutzte zur Wegnahme des Topfes vom brennenden Gaskocher ihre Schürze als Topflappen. Dabei fingen die Schürze und die Oberkleidung der Frau Feuer, durch das die Frau schwere Brandwunden am Unterleib erlitt, denen sie nach gräßlichen Schmerzen erlegen ist. Die 19jährige Tochter erlitt beim Löschen der brennenden Kleidung ihrer Mutter Brandwunden an den Händen. — Dresden. Eine in Weißer Hirsch zur Kur weilende Dame wurde am 4. August um Schmucksachen im Werte von 3*/- Millionen Mark bestohlen. Als Diebe hierzu wurden der ebenfalls seit längerer Zeit in Weißer Hirsch als angeblicher Fabrikant Rußwyl und dessen angebliche Ehefrau ermittelt und auf Veranlassung der hiesigen Kriminalpolizei in Hannover, wohin sie beide geflüchtet waren, festgenommen. Die gestohlenen Sachen wurden bei dem Diebespaar vorge- funden und beschlagnahmt. — Dresden. Ueber das Verschwinden der Stepperin Frieda Kappler im Juni 1920, über das der Pvlizeiberichl seinerzeit wiederholt berichtet, scheint sich jetzt der Schleier zu lüsten. Pilzsucher fanden am 4. August im sogenannten Buch holz des Ritterguts Sachsendorf bei Wurzen in einem etwa 30 Zentimeter tiefen, 35 Zentimeter breiten unb 140 Zentimeter langen Loche das Skelett einer Frauensperson mit weißem Leinenhemb unb schwarzen, mit hohen Absätzen versehenen Schnürschuhen. Die übrigen Kleidungsstücke waren in der Hauptsache verwest. Das Skelett ist offenbar von Wild auf- gescharrt worden. In seiner nächsten Nähe lag ein kleiner Schädel, offenbar von einem menschlichen Fötus herrührend. Das Skelett wurde mit den Kleiderresten nach Leipzig in das Institut für gerichtliche Medizin des Herrn Prof. Kockel zur Untersuchung gebracht. Ganz wahrscheinlich hat man es mit der damals verschwundenen Käppler zu tun, die im 9. Monat schwanger war und in intimem Verkehr mit dem Monteur Otto Lachmann stand. Sie wollte sich in Sachsendorf zu der nahe bevorstehenden Niederkunst Kindenväsche holen. Am 13. Juni 9,55 Uhr vormittags fuhr sie mit dem vom Hauptbahnhof nach Leipzig verkehrenden Personenzuge bis Dvrnreichenbach. Von da aus beabsichtigte sie, nach dem 1'/- Stunden entfernten Sachsendorf zu Fuß zu gehen. Sie mußte dabei den Wald des Rittergutes Sachsendorf durchqueren. In Sachsendorf ist die Käppler nicht eingetroffen, und es fehlte bis jetzt jede Spur von ihr. Offenbar ist sie bei dem Gange durch den Wald umge bracht und an der Fundstelle verscharrt worden. Starker Ver dacht, die Käppler beseitigt zu haben, bestand nun früher gegen den Monteur Lachmann. Man nahm an, daß er sich durch deren Beseitigung der Vaterschaft habe entziehen wollen? Lach mann wurde damals in Haft genommen, mußte aber mangels genügender Beweise, obgleich er damals zur selben Zeit in jener Gegend gesehen worden war, wieder sreigelaffen werden. Jetzt ist Lachmann von der Gendarmeriebrigade Leipzig und der hiesigen Kriminalpolizei erneut wegen dringenden Verdachts der Ermordung der Käppler festgenommen worden. Die wei teren Erörterungen sind noch im Gange. — Niedersedlitz. Ein tödlicher llnglücksfall er eignete sich Dienstag früh in der Fabrik der Firma Höntzsch Le Co. In der Abteilung Schweißerei geriet der 31 Jahre alte, verheiratete Arbeiter Dittmann aus Kleinzschachwitz in die Transmission. Der Verunglückte erlitt schwere innere Ver letzungen, an deren Folgen er, ohne die Besinnung wieder er langt zu haben, bald nach dem Unfall starb. — Pirna. Beim hiesigen Wohnungsamt waren Ende Juli 1070 Wohnungsuchende eingetragen. Gewünscht werden: 25 Ein-Zimmer-, 140 Zwei-Zimmer-, 532 Drei- Zimmer-, 253 Vier-Zimmer-, 70 Fünf-Zimmer-, 27 Sechs- Zimmer-, 12 Sieben-Zimmer-, 11 Acht- und Mehr-Zimmer- Wohnungen. Von den Wohnungsuchenden wohnen 176 aus wärts, 31 sind von auswärts zugezogen, 348 können Räume zum Tausch zur Verfügung stellen. Die Durchführung der Zivil einquartierung ist im Gange. — Hochkirch bei Bautzen. Ein drei st er Raub wurde am Sonntag nachmittag auf dem Pommritzer Bahnhof aus geführt, wo ein Fräulein ihr Gepäck einige Minuten aus dem Auge gelaffen hatte. Diese Gelegenheit benutzte ein unbekannter Mann in den mittleren Jahren, um ihr das Geldtäschchen zu entwenden und damit das Weite zu suchen. Der Täter wandte sich nach Rodewitz zu. Die Verfolgung wurde sofort ausge nommen. Es beteiligte sich daran auch ein Bahnbeamter zu Rad, dem es gelang, den Dieb einzuholen und festzunehmen. Er wurde nach dem Bahnhof zurückgebracht, wo er in einem unbewachten Augenblick ein Fläschchen öffnete und Gist zu sich nahm. Ein sofort herbeigerufener Arzt verabreichte Gegen mittel, trotzdem blieb der Selbstmordkandidat bis zu seiner lleberführung nach Bautzen in halbem Starrkrampf liegen. Bei der Durchsuchung des Festgenommenen fand man einen Dolch (Hirschfänger), sowie einige Patronen, aber keine Schüße waffe. Da sich der Zustand des Räubers nicht besserte, mußte er in Bautzen dem Stadtkrankenhause zugeführt werden. — Großschönau. Ein bedauerlicher Zwischen fall ereignete sich am Freitag gegen Abend an der Warns- dorfer Grenze. 'Ein Warnsdorfer Einwohner, namens Ullrich, der ein paar Schuhe über die Grenze schmuggeln wollte, wurde von einem hiesigen Grenzbeamten angerufen. Da er dem Rufe, stehen zu bleiben, nicht nachkam, machte der Beamte von seiner Waffe Gebrauch und schoß U. in den Unterleib. Auf dem Transport nach dem Krankenhaus ist ll. gestorben. U., der 35 Jahre alt ist, stand kurz vor seiner Verheiratung. — Brand-Erbisdvrf. Die Stadtverordneten haben mit geringer Mehrheit beschlossen, bei der Oberpostdirek tion die Versetzung des Postmeisters Richter zu beantragen. — Oschatz. Die reichhaltige wichtige Tagesordung für die letzte Stadt verordneten-Sitzung blieb unerledigt, weil die Mehrheit der Stadtverordneten unmittelbar nach Beginn der Sitzung, vor Eintritt in die Tagesordnung sich entfernte und darum das Kollegium beschlußunfähig machte. Veranlassung dazu gab die Festsetzung der Zuschläge zur Grundmiete durch den Stadtrat. — Oederan. Am Montag morgen gegen '/-7 Uhr wurde am Bahnwärterhäuschen an den Schwemmteichen ein 15jäh° riger Arbeiter aus Memmendorf schwer verletzt aufgefunden. Er ist nach seinen eigenen Angaben an der Straßengabelung Memmendorf-Hainichener Straße mit der Hochspan nungsleitung in Berührung gekommen, wobei ihm durch den Starkstrom der rechte Arm fast völlig abge rissen wurde. Er wurde durch zwei Bahnbeamte dem hiesigen Krankenhaus, zugeführt, wo eine sofortige Amputation des ganzen rechten Armes vorgenommen werden mußte. Es be steht kaum Aussicht, ihn am Leben zu erhalten. — Chemnitz. Der Kleiderzerschneider erschien am Sonntag neuerdings auf der Bildfläche. Während des Beutenbergfestes des Erzgebirgsvereins schnitt er in dichtem Menschengedränge einem Herrn das Jackett auf dem Rücken entzwei. — Hohenstein-Ernstthal. In Brand geriet hier ein mit Streichhölzern beladenes Lastauto einer Chemnitzer Firma auf der Badstraße. Der Wagenführer wurde erst durch Zurufe von Straßenpaffanten auf den Brand aufmerksam ge macht. Auf der Bismarckstraße wurde der Wagen, als bereits die Hellen Flammen herausschlugen, zum Halten gebracht und der Brand gelöscht. Hohenstein-Ernstthal. Der im Hüttengrund zu Besuch weilende 39jährige Studienrat Dr. Millner aus Dresden wurde bei einer Radpartie von einem tödlichen Gehirnschlag getroffen. — Aus dem Zuge stürzte infolge Unachtsam keit ein etwa 40jähriger Arbeiter aus Chemnitz. Schwerverletzt wurde er dem Krankenhause zugeführt. — Meerane. Ein Raubmordversuch ist gestern an dem 20 Jahre alten Sohn des Kinobesitzers Paul Müller hier ausgeführt worden. Der junge Müller saß in seinem Bureau am Schreibtisch, vor sich eine Aktenmappe mit Geld liegend, das er zur Bank bringen wollte. Plötzlich erhielt er einen wuch tigen Schlag mit einem Hammer auf den Kops, der den jungen Mann aber nicht besinnungslos machen konnte. M. besaß noch die Geistesgegenwart, aufzuspringen und dem Angreifer einen wuchtigen Stoß zu versetzen, worauf dieser die Flucht ergriff. Dieser ist von dem Verletzten als der wohnungslose, arbeits scheue, 1902 geborene Dentist Erich Kühling erkannt worden. Er hatte es anscheinend auf Beraubung des jungen Mannes abgesehen und zur Ausführung der Tat mit einem Hammer auf M. eingeschlagem Kriminalbeamte verfolgten den Schandbuben mittels Auto. Der bedauernswerte junge Müller befindet sich in ärztlicher Behandlung. Die Verletzung besteht in einer großen klaffenden Wunde an der rechten Stirnseite. — Crimmitschau. Der Rat hat beschlossen, ein Stadt- b a d mit einem Kostenaufwand von 4^/- bis 5 Millionen Mark zu schaffen. Hiervon sollen etwa 2*/- Millionen Mark durch freiwillige Beiträge aus der Einwohnerschaft aufgebracht werden, während die Restsumme durch eine städtische Anleihe gedeckt werden soll. Während sich die Vertreter der sozialistischen Parteien einmütig für den Ratsbeschluß erklärten, stimmte der Vertreter der kommunistischen Partei dagegen, da er die Linde rung der Wohnungsnot durch Errichtung neuer Wohnhäuser für dringender hält, als die Errichtung eines Stadtbades. Auch fand der Beschluß einer Betriebsräteversammlung, wonach jeder Arbeiter und jede Arbeiterin einen Betrag von 100 für das Stadtbad entrichten soll, nicht den Beifall des kommunistischen Vertreters. — Aue. Einem auf dem hiesigen Rangierbahnhof beschäf tigten 16jährigen Schlosserlehrling wurden von einer Lokomo tive ein Arm und ein Bein abgefahren. Der Be dauernswerte starb an den Folgen der schweren Verletzung. — Bad Brambach. Nach einem Beschlusse des Mini steriums des Innern führt die Gemeinde Brambach künftig den Namen „Bad Bramba ch". Wettermitteilungen u»d mehrtägige Wettervorhersage. Das westliche Tiefdruckgebiet, welches gestern früh bis nach Deutschland reichte, hat uns bei seinem Vorübergang Ge witter gebracht. Es ist schwächer geworden und liegt heute im Ostseegebiet. Es wirb für unser Wetter nicht mehr von Be deutung sein. Die Depression, welche gestern morgen über dem Ozean lag, ist ostwärts vorgedrungen und reicht heute ihrerseits bis nach Deutschland. Sie wird ihre Bewegung nur langsam forksetzen und morgen bei uns nur zeitweise Trübung sowie Ge witter Hervorrufen, während sich eine weitergehende Verschlech terung des Wetters voraussichtlich erst während der nach folgenden Tage einstellen wird. Vorübergehender Bewölkungs rückgang wird bei uns Temperaturanstieg zur Folge haben. Kleine Anzeigen haben immer Erfolg! taxlicb naokmittaKS ckie neuesten Uelckunxen uns aller ^Velt. Ls bietet Ibnen BelebrunKS- u. llnterbaltun^s- stokf. Lervakrsn Lie ibrn ckafür ckie Treue als Abonnent und empkeblen Lis clen ksrux des ,TaA8blattes" bei Ibren kreuncken und Bekannten. Testern vormittag verschied sanft und ruhig nach schwerem Leiden meine liebe Tochter, unsere treusorgende Schwester, Schwägerin und Tante Amlie Selma Mhle im 50. Lebensjahre. Wilsdruff und Meißen, am 9. August 1S22. Heinrich Rühle nebst Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Freilag nachmittag 3 Uhr von der Halle des städtischen Friedhofes aus statt. «Z7, MMm'. Der Wanderabend nach Sora findet erst Freitag den 18 August statt. Abmarsch 1/28 Uhr Adler 4377 Zu verkaufen: Ell Mer MM» MttWstSWW. Gierisch, Pesterwitz S4. Tüchtiger junger «7, SWedesesellc sucht Stellung. Angebote unter 4379 an die Geschäftsstelle d. Bl. vraeksLeksn liefert sauber und schnell di« Tageblattdruckerei. 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