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MsdmfferTageblati Fernsprecher Wilsdruff 7k.. 6 Tl)chenölQ^ fÜs UNd j^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Znftrti-nsprel« Mk. ftr die « gespaltene Koepuezeile »dee deren Raum, R-Nam-n, dl, r spaltige Korps«,«»« Ml. »ei Wiederholung und Iahreeauftrag entsprechender Preisnachlaß, »ekanntmachungen Im amMchen Teil snur »»n »ehSrden) di- r gespaltene Korpuszelle Ml. Nachweisungs-Gebühr «> psg. Anzeigenannahme di« »e-mittags 10 Uhr. Für die RIchNgkeli der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehme» wir leine Garantie. Feder Rabatt- «nspruch erlischt, wenn der »«trag durch Klage emgrzaaen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerch. dem Jahre 1841 Dieses Blatt enchLlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts z« Wilsdruff, des Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. W«rl«-er »«» Dnuver: Arthur Asch««Ke i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: Arthnr Asch«« Ke, Heide in WNedrnA Nr. 177 Dienstag den 1?August 1922. 81. Jahrgang »rschrinl täglich mit «usnahmr der Sonn- und Festtag« nachmittags r Uhr für de» folgenden Lag. »ezu,«preis bei ««tbsrabholung monatlich Ml, durch unsere Austräger zugetragen in der Stad« monailich MI, aus d«m Land« Ml, durch die Post bezogen vierteljährlich Ml. mit Zustcliungsgebühr. AN- p-stanNaiien und Postboten sowi« Misere Austräger und S-schäfi«st«Ne nehme» jederzeit 2-stestungen entgegen. Im Fast, häherer Gewalt, Krieg «der sonstiger »eiri-dsstärungen hat der »ezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung »der Kürzung »es »eptgspreises. Msrne Zemm,? für eiliae Leser. * Infolge der französischen Drohnote in der Zahlungsfrage und der innerpolitiichen Verwicklungen mit Bayern sank der DoLarkurs in Berlin an der Sonnabcndbörse auf 606. In Nowuork notierte der Dollar nur 576. * Der bayerische Ministerrat wird wahrscheinlich erst Diens tag die Antwort aus den Brief des Reichspräsidenten an Ler chenfeld absenden. * Poincars soll der englischen Regierung mitgeteilt haben, das; es nach feiner Ansicht noch besser wäre, die Londoner Kon- seren; vor dem 15. August zu versammeln. * Der Jrenführer de Valcra soll Irland heimlich verlassen und sich nach Amerika begeben haben. * Griechenland erklärte, es nehme seine volle Handlungs freiheit im nahen Osten zurück. Es soll einen Vorstoß auf Kon stantinopel beabsichtigen. Alliierte Truppen besetzten die Tscha- taldschaluüe. * Am 1. August findet eine neue Zusammenkunft der Arbeit geber und Arbeiter zur Beilegung des amerikanischen Eisen bahnerstreiks statt. Arlmkrsichs AMenforderung. Von einem finanztechnischen Mitarbeiter wird uns. geschrieben: In Frankreich ist der Plan ausgetaucht, von Deutsch land als Sicherheit für die Reparationsforderung die Ab tretung von Aktien deutscher Unternehmungen zu verlan gen. Man Hai sich drüben niemals Gedanken über die Ausführung einer Forderung gemacht, man hat Steuern gefordert, die Deutschland eben erfinden müßte, und es wäre leichtfertig zu glauben, Frankreich würde von seinem Wunsche abgehen, deutsche Aktien für sich in Anspruch zu nehmen, weil es der deutschen Regierung unmöglich wäre, den französischen Absichten zu genügen. Scheiterte das in Deutschland angeregte Sachwerts-Projekt an dem Wider spruch der Parlamentsmehrheit, so ist es doch immerhin ungewiß, welche Folgen der außenpolitische Druck zeitigen kann, daß es ganz unübersehbar ist, zu welchen Zuständen es führen könnte, sobald die französische Forderung tat sächlich erhoben würde. Da die deutsche Negierung Aktien wirtschaftlicher Unternehmungen nicht in nennenswertem Umfange besitzt, so würde es einen Eingriff in deutsches Privateigentum bedeuten, wenn der Plan Tatsache werden sollte. Seit dem Kriege und noch mehr nach dem Versailler Vertrag ist es nicht mehr wie früher eine völkerrechtliche Selbstver ständlichkeit, daß das Privateigentum international als unantastbar gilt. Der deutsche Privatbesitz in den früher feindlichen Ländern ist liquidiert und haftbar gemacht für deutsche staatliche Verpflichtungen, jetzt soll die Enteignung großen Stils im deutschen Inland beginnen, mit Forde rungen nach neuen Riesensteuern würde der Anfang ge- macht, da die deutsche Industrie noch immer lebensfähig ist, soll durch die Erfassung von Aktien ihr direkt die Axt an die Wurzel gelegt werden. Man hat von dem Gedanken einer Beteiligung des Auslandes an der deutschen Wirt schaft und an ihren Erträgen gesprochen, in der Absicht, das Ausland würde dadurch ein Interesse an der Erhal tung der deutschen Wirtschaft erhalten. Jetzt kehrt dieser Gedanke mit einer Tendenz wieder, die nur in entgegen gesetztem Sinne sich auswirken kann. Die deutsche Regierung kann auf dem freien Markt niemals Aktien deutscher Unternehmungen in wesentlichem Umfange aufbringen, denn der geringste Versuch dazu würde eine Effektenhausse bewirken, die gar keine Grenzen findet und die Aktien der bedeutendsten Unternehmungen, auf die es ankommt, wärm trotzdem auf dem freien Markt nicht zu erhalten. Nun sind an sich gerade die Aktienwerte weit hinter der Geldentwertung zurückgeblieben, selbst wenn man die Kapitalverwässerung hinzurechnet. So kann man die nominelle Steigerung der Aktienwerte mit nicht mehr als dem Dreißigfachen veranschlagen, während sic allgemeine Wertsteigerung, gegenüber Papiermark ge regnet, bis zum 125fachen fortgeschritten ist. Einen Aus gleich würden die Aktien auch dann nicht erreichen, aber die Negierung kann die Mittel zu einem freiwilligen An kauf ohnehin nicht aufbringen, sie könnte sich Aktien nur zwangsweise verschaffen. Aber gerade dann träten die Nachteile infolge Ent wertung besonders kraß hervor, und darin liegt die ver nichtende Wirkung einer Erfassung von Aktien und An teilen begründet. Es ist von untergeordneter Bedeutung, ob die Aktien direkt oder als Sicherheiten ausgeliesert wer den, denn Sicherheiten haben nur einen Sinn, wenn man auf sie zur Befriedigung von Forderungen zurückgrrifen kann. Infolgedessen würden die deutschen Aktien, selbst wenn sie zum Börsenkurse bewertet würden — in der Praxis käme kaum eins andere Form in Betracht, als den Betrieben gewinnberechtigte und rückzahlbare Aktien um zulegen — zu weniger als einem Viertel ihres Realwertes ins Ausland gehen, und das würde ein dauerndes Siech tum für die deutsche Wirtschaft bedeuten, die dann zunächst zum Ausgleich dieses Schadens Jahrzehnte fruchtlos ar beiten müßte. Das ist zweifellos die feindliche Absicht. Verwirklichte sich diese Absicht, dann würde cs wirklich und unwiderruflich mit der Wiederauftichtung Deutsch lands vorbei sein. Wenn auch noch die Leistungskraft Ler deutschen Wirtschaft in den bodenlosen Tops der Repara tionen geworfen werden sollte, dann gibt es keine Existenz möglichkeit weder für das Reich als Ganzes, noch für seine Teile. Der französische Plan der Aktienauslieferung, in wel cher Form er auch auftreten mag, muß deshalb das deutsche Volk in geschloffener Abwehrstellung finden. P. Dis bayerische Enischeiöung vertagt. Geneigtheit zum Nachgeben. Der Brief des Reichspräsidenten an den Grafen Ler chenfeld hat in München ernste Aufmerksamkeit ge funden, doch konnte sich der Ministerrat noch nicht über die Antwort darauf schlüssig werden, sondern hat die Ent scheidung um einige Tage verschoben. Man hofft, bis Dienstag sich äußern zu können. In Berlin erwartet man, da die außenpolitische Lage dringend die volle Auf merksamkeit der Reichsregierung fordert, möglichste Be- fchlcunigung. Es ist notwendig, daß die innerpolitischsn Streitigkeiten nunmehr endgültig und schnell zu Ende ge bracht werden, damit das Reichskabinett, vor allem der Reichskanzler, Zeit gewinnen, um sich mit der nötigen Sorgfalt den schwierigen außenpolitischen Fragen zu wid men. Jede Verzögerung der Lösung des Konflikts muß nachteilig auf die deutsche außenpolitische Lage wirken. Die Ansicht der bayerischen VoWpartsi. Die maßgebende bayerische Volkspartei äußert sich zu dem Briefe des Reichspräsidenten in ihrer Korrespon denz u. a.: „Es muß anerkannt werden, daß Ler Reichs präsident, zu dessen kühler Überlegung sind Besonnenheit man auch in Bayern Vertrauen hat, dem Ernst der Lage insoweit entsprochen hat, als er nicht übereilte Schritte unternimmt, sondern, wie es mij diesem Briefe geschehen ist, den Weg der Verhandlungen zwischen der bayerischen Negierung und der Reichsregierung eröffnet. Das ist die einzige Möglichkeit, eine Verständigung zu erzielen. Zu stimmen kann man dem Reichspräsidenten nicht, wenn er die Auffassung als irrig bezeichnet, daß das Schutzgesetz den staatlichen Charakter der einzelnen Länder beeinträchtige. Die Bestinnnungen über den Staatsgerichtshof seien unleugbar ein tiefer Eingriff in die Polizei- und Justiz- Hoheit der Länder. Eine Stimme aus Augsburg. Der Stadtrat von Augsburg erließ eine Erklärung, worin es heißt: Der Stadtrat von Augsburg tritt den Er klärungen, die der Münchener und der Nürnberger Stadt rat zu dem Vorgehen der bayerischen Negierung gegen über dem Reichsgesetze zum Schutze der Republik abgc- gegeben haben, vollinhaltlich bei. Der Stadtrat sieht in den Wirkungen, die durch die Stellungnahme der baye rischen Negierung ausgelöst werden müssen, schwere Gc- sahren politischer und wirtschaftlicher Natur, auch für un sere Industriestadt. Der Stadtrat von Augsburg steht treu zum Reiche und seinen Gesetzen und erwartet von der bayerischen Regierung die Abkehr von ihren verhängnis vollen Beschlüssen. Das Märchen vom Einsatz der Reichswehr. Halbamtlich wird in Berlin folgende Erklärung ver öffentlicht: „Die München-Augsburger Abendzeitung bringt die Meldung, der Reichskanzler Dr. Wirth habe mit inm Reichspräsidenten Ebert in der bayerischen Angelegenheit eine eingehende Rücksprache gehabt, wobei er dem Reichs präsidenten vorgeschlagen habe, im Notfälle gegen Bayern den Artikel 48 der Verfassung anzuwenden. Das Blatt fügt hinzu, es sei unwahrscheinlich, daß der Reichspräsi dent die Verantwortung auf sich nehmen werde, Reichs wehr nach Bayern zu senden. Die Nachricht ist in vollem Umfange frei erfunden. Der Reichskanzler hat einen solchen Vorschlag weder gegenüber dem Reichs präsidenten noch auch dem Reichskabinett gemacht. Die Zusammenkunft der Staatspräsidenten. Die Staatspräsidenten von Württemberg, Baden und Hessen waren in Bruchsal zu einer Beratung über die durch die Verordnung der bayerischen Regierung vom 24. Juli 1922 geschaffene Lage zusammengetroffen. Sie gelangten zu einer übereinstimmenden Beurteilung der Situation und werden zunächst ihren Kabinetten Bericht erstatten. Zahlung oder Sanktionen! Die französische Drohnote an Deutschland. Wie schon bekannt, hat die französische Regierung das deutsche Gesuch uni eine Stundung oder Herabsetzung der monatlichen Zahlungen abgclehnt. Die Ablehnung ist aber in derartig schroffen Formen erfolgt, daß tatsächlich alles Gerede der letzten Zeit von den Londoner Verhand lungen, von der Sanierung Europas, von einer neuen Bankierkonserenz wesenlos erscheint gegenüber der einen Feststellung, daß die französische Regierung ihren alten Standpunkt, Deutschland auszupressen, gegebenenfalls mit Hilfe brutaler Gewalt und ohne jede Rücksicht auf den drohenden Sturm ganz Mitteleuropas nicht um einen Haaresstrich verlassen hat. Die französische Regierung stellt für den Fall der NiMzabluna der Monatsrate im Ausaleichsversabren die Kündigung des Abkommens vom 26. Juni 1921, die nach ihrer Meinung auch die Aufhebung der späteren Verein barungen zur Folge haben müßte, das Verbot an die französischen Ausgleichsämter, deutsche Forderungen an zuerkennen und das Verlangen der striktesten Durchführung des Friedensvertrages in Aussicht. Dazu würde auch die Aufhebung des Reichsausgleichsgesetzes gehören, in dem die deutsche Regierung zugunsten der deutschen Schuldner weit über, die Verrechnungen aus dem Friedensverlrage hinausgegangen sei. Schließlich verlangt die französische Regierung binnen einer Frist von zehn Tagen, die vom 26. Juli ab läuft, eine Erklärung der deutschen Negierung, daß das deutsche Ansglcichsamt künftig! die Pauschalsumme von 2 Millionen Pfund zahlen wird und kündigt an, daß sie andernfalls ge wisse nicht näher bezeichnete Maßnahmen in Wirksamkeit treten lassen werde. Das ist also eine unmittelbare Drohung an Stelle der heute nur noch möglichen Erwägungen über die Möglich keiten der deutschen Leistungsfähigkeit. Die Note empfiehlt in höhnischer Weise der deutschen Negierung, die deutschen Privatschuldner zur Regulierung ihrer Vorkriegsverpflich- tungen znm Tageskurs zu zwingen, und sie erklärt sich be reit, diejenigen, die diese ungeheure Last nicht aufzubringeu vermögen, durch Veröffentlichung ihrer Namen in einer schwarzen Lifte an den Pranger zu stellen und um ihren Geschäftskredit zu briugen. Die weitere Anregung, Deutschland möge die Entschädigung derjenigen seiner Bürger, deren Eigentum im Auslände enteignet und zwangsliquidiert worden ist, ausschieben oder einftcllcn, steht auf gleicher Höhe. Belgien hat auf das gleiche deutsche Ersuchen um Stundung der Ausgleichszahlungen und um ein Mora torium geantwortet, sie wünsche nur gemeinsam mit den Alliierten zu bandeln. Die noch nicht abgeschlossenen Beratungen in Berlin über die Antwort auf die französische Drohnote sollen sich in dem Sinne bewegen, daß die fran zösischen Vorschläge abzulchnen seien. Als erste Wirkung der französischen Note ist das Steigen des Dollars an der Berliner Börse über 600 zu verzeichnen. Griechenlands Kriegsdrohung. Der Marsch auf Konstantinopel. Die griechischen Unruhestifter scheinen den Sommer nicht vorbejlassen zu wollen, ohne einen neuen Beutezug zu versuchen. Sie sollen einen Handstreich auf Konstan tinopel planen. Der Oberbefehlshaber der alliierten Be- sayungstruppen hat den senegalesischen und den franzö sischen Truppen den Befehl erteilt, den Bezirk von Tscha- taldscha zu besetzen und sich einem etwaigen Vormarsch der Griechen auf Konstantinöpel zu widersetzen. Ter griechische Gesandte in London hat der britischen Regierung erklärt, daß Griechenland seine Handlungsfrei heit in allen Fragen des nahen Ostens zurückgenommen habe. In England wurde eins amtliche Erklärung ver öffentlicht, worin gesagt wird, daß die Alliierten Konstan tinopel als gemeinsames Pfand besetzt hielten und es auch gegen jeden Versuch, es zu besetzen, verteidigen würden, ganz gleich, von welcher Seite dieser Versuch unternom men wüvp«. Llsyb George über Neue Kriegsgefahr. Der verdorrte Ast des deutschen Geldes. Bei einem Frühstück in London, an dem vierhundert Geistliche und Laien tciluahmen, hielt Lloyd Georgs eine Rede, in der er nach längeren -Ausführungen! über die nach dem Kriege eingetretenen Schwierigkeiten sagte, die Völ ker müßten sich zufammcutun, um einen neuen Krieg un möglich zu machen. Auch der Frieden berge Gefahren in sich. Die Welt sei voll davon. Einige lägen offen zu Tage, andere seien aus Tageslicht gekommen, viele lauerten im Verborgenen. Wachet! — sagte Lloyd George — wachet! Das Ge fühl breitet sich aus, daß früher oder später ein neuer Konflikt kommen muß. Nationen, die, ich will nicht sagen, früher nicht bestanden haben, aber Nationen, die versunken und begraben waren, stellen neue Ansprüche aus. Es gibt bei ihnen nationale Erbitterung, nationale Befürchtungen, Argwohn, Abneigungen und künstlich gehegte und über triebene Ansprüche. Aber das ist noch nicht alles. Beob achtet, was geschieht!. Roch fürchterlichere Maschinen, als selbst der letzte Krieg sie gesehen hat, werden gebaut. Diese sollen nicht dem Frieden dienen. Sie sind bestimmt, Bür ger anzugreifen, unbewaffnete und unbowehrte Einwohner. Sie sollen hilflose Frauen und Kinder löten, vergiften, verstümmeln und verbrennen. Wenn die Kirche Christi in ganz Europa und Amerika dulden würde, daß sich etwas derartiges ereignet, so würde sic besser ihre Tore schließen. Der nächste Krieg wird, falls cs so weit -kommen sollte, gegen die Zivilisation selbst geführt werben. Groß britannien hat seine Rüstungen zu Lande, zur See und in der Luft herabgesetzt noch unter die vor dem Kriege mucr- baltcne Stärke. Wenn jede Nation auf der Erde dasselbe tun würde, dann würde es keine Geiabr für den Fristen