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Wilsdruffer Tageblatt : 05.08.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192208053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220805
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-05
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 05.08.1922
- Autor
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Qsb vn<i fern. O Wer will 15V Jahre alt werden? Ein Schweizer Arzt, Dr. Henri Spahlinyer soll «in ans Pferdeblut herge stelltes Serum erfunden haben, dem er die Eigenschaft bei- legt, das menschliche Leden ganz ungewöhnlich verlängern zu können. Durch die Einspritzung des Serums soll, wie er einer englischen Zeitung mitteilt, eine Verjüngung und Kräftigung des Körpers eintreten, die es ermöglichen soll, das menschliche Leben bis zur Dauer von etwa 150 Jahren zu verlängern. Der Preis der Pferde in der Schiveiz dürfte bald steigen, aber der kluge Arzt wird es ja be zahlen können. Neueste Meldungen. Die 2-Mllionen-Belohnung im Rathenaufall. Oä. Berlin. Wie bekannt wird, erhebt der Korpsdiener eineZ Charlottenburger Korps Anspruch auf die mehr als 2 Millio nen Mark betragenden Belohnung, die für die Ermittlung der Mörder des Ministers Rathenau ausgesetzt waren. Er will als Erster die Spur auf Techow gelenkt haben. Nach seinen Beobachtungen fuhr am Donnerstag, dem Tage vor dem Morde, vor dem Korpshaus ein Auto vor, das Techow steu- erre, und in dem zwei Personen saßen. Diese luden im Korpshaus zwei Koffer ab, die sie am gleichen Tage wieder ab holten. Wohin das Auto fuhr, kann der Korpsdiener nicht sagen. Er hat aber Techow als Führer bestimmt erkannt, da ihm dessen Person genau bekannt war. Als der Korpsdiener die nähere Beschreibung des Autos und der Täter las, wurde in ihm der Verdacht rege, daß Techow zu den Tätern gehöre, und erwachte schon am Sonntag der Polizei Mitteilung, so Daß nach seiner Meinung zuerst die Spur auf die Täter gelenkt worden ist. Internationaler Wohnungslongreß in Nom. l>V Berlin. Ein internationaler Wohnungskonzreß findet vom 21. bis 26. September in Rom statt. Mit dem Kongreß soll zugleich eine Ausstellung vonZeichnungen, Modellen und Skzzen auf dem «Gebiete des Wohnungs- und Städtebaues ver bunden werden. Die italienische Regierung hat das Deutsche Reich zur Teilnahme aufgefordert. Seit Beendigung des Krie ges ist es das erstemal, daß Deutschland eingeladen worden ist, an den internationalen Beratungen in Wohnungs-cagen teil- zunebmsm Die Reichsregierung wird bei dem Kongreß vor aussichtlich durch mehrere Persönlichkeiten vertreten fein. Doppelfelbstmord auf den Schienen. Leipzig. Ein Eiscnbcchnbeamter fand zwischen den Schie nen auf der Strecke Berlin—Hof zwei Personen tot -ruf. Bei den war der Kopf abgefahren. A"s den Vorgefundenen Pa pieren geht hervor, daß es sich -»n einen aus Reichenbach stammenden Richard Seifert und ein Fräulein Ella Oelschlägel aus Kuhnsdorf handelt. Da beide eng umschlungen auf den Schienen aufgefunden wurden, ist anzunehmcn, daß gemein samer Selbstmord vorlicgt. Warnung aus Wien. . Wien. Die der Negierung nahestehende christlich-soziale Neichspost veröffentlicht an leitender Stelle eine Warnung an die Mächte wegen der Verzögerung -der zugesagten Kreditvor- schusse. Sie weist auf den neuen Rückgang der Krone hin und erklärt, es sei noch unabsehbar, welche ungeheuerlichen Umwäl zungen dadurch hervorgerufen würden. Uber die politische Trag weite eines solchen Verhältnisses solle man sich keiner Täu schung hingeben. Buchstäblich jede Stunde bringe Österreich dem Abgrund näher. Lord Cecil über die Abrüstung. London. Lord Robert Cecil sagte gestern in einer Rede in Oxford, der Völkerbund müsse nicht nur gegen den Angriffs krieg auftreten, sondern auch den Geist der internationalen Zu sammenarbeit in der ganzen Welt stärken In Frankreich bestehe eine der Schwierigkeiten darin, daß zahlreiche Leute behaup teten, wenn man Deutschland nicht die Pistole vo die Stirne setze, könne man nichts von im bekommen. Auf der anderen Seite werde Amerika kein Geld geben, so lange Europa seine Hilfsmittel für Rüstungen verschwende. Er sei zu der Über zeugung gekommen, daß die Rüstungen für den Krieg, die im Jahre rN4 zu weit geführt wurden, tatsächlich die Ursache Les Krieges leien. Skandal im ungarischen Abgeordnetenhaus«:. Budapest. In der ungarischen Nationalversammlung gab es heftige Zusammenstöße mit den Sozialdemokraten. Der Präsident drohte mit den strengsten Bestimmungen der Ge schäftsordnung, und die Mehrheit rief zu den Sozialdemokra ten hinüber: „Wir werden Euch hinauswerfen!" Abg. Göm- bös rannte mit geballter Faust in Begleitung mehrerer Abge ordneter zu den sozialdemokratischen Bänken, ebenso der Prä sident Gal selbst, der die Sitzung aufgehoben hatte. Das Ende des italienischen Streiks. Nom. Dem VernÄnnen nach wird der nicht voll in die Erscheinung getretene Generalstreik abgebrochen werden. Von einem Inkrafttreten der von den Faszisten angedrohten Re pressalien ist nichts zu hören, doch baden die Gruppenführer den Befehl erhalten, falls der Streik anfhört, von der „Be setzung der Dlstriktsstationen abzusehen." Kleinere Zwischen fälle werden nur aus Norditalien gemeldet. Die Zeitungen sind wieder erschienen. Hardings Vermittlung im Bahnstreik gescheitert. Washington. Während die Werkstättenarbeiter den Ver- mittlungsvorschlag des Präsidenten Harding aunahmcn, lehn ten ihn die Eisenbahngesellschaften ab. Die gestern in Chicago versammelten Eisenbahner berieten lange über die Vorschläge des Präsidenten Harding, ehe sie diese annahmen. Ihr Be schluß wurde dem Weißen Hause sofort telegraphisch mitge teilt. Gleichzeitig aber lohnten die Direktoren der Eisenbahn- gesellschaften Hardings Vorschläge ab, und mau wartet nun mehr gespannt. waS Harding unternehmen wird. Ans Stadl und Land. Wilsdruff, am 4. August. — Die jächsische Regierung und die Getreideumlage. Die badische Regierung hat, wie verlautet, bei der Reichsregierung angeregt, im Hinblick auf die fortschreitende Geldentwertung den vor einiger Zeit festgesetzten Preis für das llmlagegetreide zu erhöhen. Wie der Sachs. Zeitungsdienst auf Anfrage beim sächsischen Wirtschastsministerium erfährt, hat es die sächsische Regierung abgelehnt, mit einer entsprechenden Anregung an die Reichsregierung heranzutreten. Von derselben Stelle wird uns auch mitgeteilt, daß die hier und da verbreitete Annahme, in folge der schlechten Ernteergebnisse werde das Umlagesoll für Sachsen herabgesetzt, nicht zutreffend ist. Es bleibt für 1922 bei der Umlage von 145 000 Tonnen gegenüber 164 896 Tonnen im Vorjahre. Es wird jedoch erwogen, in einzelnen Fällen unter Umständen eine Verminderung der Umlage eintreten zu fassen und zwar dort, wo die Wetterschäden einen solchen Um sang angenommen haben, daß von einer Missernte gesprochen werden muss. Voraussichtlich weiden in der allernächsten Zeit Kommissionen die aus Vertretern des Wirtschaftsministeriums und der landwirtschaftlichen Organisationen bestehen, Besich- tigungsreisen vornehmen. Wenn auf Grund solcher Besichti gungen in einzelnen Fällen auf eine Herabsetzung der Umlage wenge zugekommen werden sollte, dann mühte der Ausfall innerhalb des Umlagesolls für Sachsen von anderen Erzeugern mit aufgebracht werden. — Unglücksfall. Aus dem Fenster des 1. Stockes gestürzt ist gestern das 7jährige Kind der Ww. Merker hier. Es hatte mit einer Katze am Fenster gespielt, war auf das Fensterbrett ge stiegen und dabei abgerutscht. Das Kind trug einen Beinbruch und Verletzungen davon; es wurde in das hiesige Krankenhaus gebracht. — Keine Aehren in den Mund nehmen. Eine Gewohnheit, zur Zeit der Getreideernte Getreidekörner in den Mund zu nehmen und zu kauen, ist sehr gefährlich. Dem trockenen Ge treide haftet oft ein Pilz an, der Erreger der Strahlenpilz krankheit, die leicht einen gefährlichen Verlauf nehmen kann. Vor einigen Jahren ist in Pössneck eine Person dadurch ums Leben gekommen. — Letzte Frist des Notgeldes. Am 24. Juli hat der Reichs- finanzminister das am 17. Fulk vom Reichstag angenommene Gesetz über die Ausserkurssetzung und die Einlösung des Not geldes unterzeichnet. Mit diesem Tage also ist das Gesetz in Kraft getreten. Ein Vierteljahr ist als ftebergangszeit vorgesehen. Danach muh spätestens am 24. Oktober alles Notgeld außer Kurs gesetzt und eingelöst sein. Neues darf nicht mehr aus gegeben werden. — Der Umfang des Nonnenschadens in Sachsen. Die Ent wicklung der Nonnenplage hat auch in Sachsen stellenweise be reits zu verhängnisvollem Schaden geführt. In den Waldungen der Stadt Zittau sind Holzbestände in einem Umfange kahl gefressen worden, der zwischen 700 und 1000 Hektar geschätzt wird. Im Staätswalde betragen die kahlgefressenen Flächen nur etwa 200 Hektar. Am schlimmsten ist das Hinterherms- dorfer Revier betroffen worden. Im benachbarten Böhmen ist, soweit dos Auge reicht, der Wald rot und tot. In Sachsen hat man das Auftreten der Wipfelkrankheit unter den Nonnen raupen zwar hier und da bemerkt. Die Krankheit hat aber zu spät begonnen. Der Raupenfraß war nahezu beendet und der Schaden geschehen. Hoffentlich tritt die Krankheit im Jahre 1923 früher auf. Andernfalls ist mit einer verhängnisvollen Ausbreitung des Schadens zu rechnen. Die Staatsforstver waltung saht die Möglichkeit auch bereits ins Auge und bereitet die Anlage von Leimringen im Jahre 1923 im großen vor. — Wer will unter die Soldaten ... Die Reichswehr stellt zum 1. Oktober wieder Freiwillige ein. Die Soldaten, die sich auf 12 Dienstjahre verpflichten müssen, sollen nur äußerst ge sunde und kräftige Leute sein. Neben dem militärischen Dienst erhalten die Freiwilligen auch eine gründliche Ausbildung in allen Sportzweigen, wie Leichtathletik, Fußball, Turnen und Schwimmen. Jeder kann nach Maßgabe seiner Kenntnisse und Fähigkeiten zum Offizier befördert werden. Die Soldaten sind in das Reichsbeamtenbesoldungsgesetz einbegriffen. Das Min desteinkommen als Mann beträgt zur Zeit etwa 30 000 -4k, als Unteroffizier 35—40 000 <F jährlich. Die Bekleidung ist frei. Für Unterkunft und Verpflegung werden von der monatlichen Besoldung verhältnismäßig geringe Abzüge gemacht. Während der Dienstzeit erhalten die Soldaten eine weitere Schulaus bildung, die ihnen den späteren Uebergang in den Beamtenberuf oder in eine gewerbliche Tätigkeit nach Ablauf von 12 Jahren erleichtern soll. Jedem Mann werden jährlich mindestens 14 Tage Erholungsurlaub gewährt. Der tägliche militärische Ausbildungsdienst ist streng und erfordert von jedem Soldaten Anspannung aller feiner Kräfte, weshalb sich nur Leute um Einstellung bemühen sollen, die sich mit Freuden dem Soldaten beruf widmen wollen. Der Soldat soll treu und gewissenhaft seine Pflichten gegenüber dem Vaterland erfüllen, Achtung und Gehorsam vor seinen Vorgesetzten besitzen, mit seinen Kame raden in Eintracht leben und ein bescheidenes und rechtschaffenes Leben führen. — Für 20 Pfennig ... Man traut seinen Augen kaum: es ist also wirklich in Deutschland für 20 Pfennig noch etwas zu haben, und zwar kostet so viel eine Anzeigenzeile in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung". Trotzdem wird das Blatt, das diese Ankündigung in seinem Kops ganz bescheiden und un auffällig jetzt veröffentlicht, nicht überlaufen. Da steht nämlich: „... kosten Anzeigen 20 Pfennig — Goldwert". Das muss man sich dann jedesmal umrechnen, zur Zeit also etwa mit hundert multiplizieren. — Wo kommt unsere Butter hin? Aus dem Allgäu (dem bekannten „Käseparadies") wird.geschrieben, dass dort eine Knappheit an Butter und Käse herrscht, wie während des Krieges in Benin. Grund: Ankäufer aus Norddeutschland sausen in Automobilen von Ort zu Ort und kaufen um jeden Preis. Bestimmngsstationen vorwiegend Mainz und Köln. Wo hin von da aus die Transporte weitergeben, das ist nicht schwer zu erraten. Die Engländer und Franzosen werden eben da hintergekommen sein, daß sie mit Hilfe unserer schlechten Va luta die Butter von uns billiger beziehen, als von Dänemark und Holland. — Röhrsdorf. Am nächsten Sonntag findet um 2 Uhr auf dem Friedhof zu Röhrsdorf die Weihe des Kriegerdenk mals der Kirchgemeinde statt. Das Denkmal' wurde von Herrn Architekt Keil in Meißen entworfen und von Herrn Bildhauer Hans in Meißen ausgeführt. — Meißen. Die Deutsche Demokratische Par - t e i veranstaltet am kommenden Sonntag in der Geipelburg in Meissen eine Verfassungsseier. Vormittags 11 Uhr findet eine Versammlung der demokratischen Jugend statt, ft^12 Uhr eine Führung durch die Albrechtsburg oder Besich tigung der Teichertschen Porzellanfabrik. Nach der Mittags pause beginnt ^3 Uhr die eigentliche Festversammlung. Die F^rede h^ Reichstagsabgeordneter Oberbürgermeister Dr. Külz-Zittau übernommen. Musik- und Gesangsvorträge um rahmen die Feier. Von nachmittags 4 Uhr ab Gartenkonzert, Tombola usw. —"-Dresden. Hier sind die Frauen und auch asidere Kreise mit der Dauer der Polizeistunde bis nachts 1 Uhr nicht einver standen. Sie haben im Verein mit dem „Reichsjugendring" so wohl an den Gastwirtsverein wie an das Polizeipräsidium Ge suche um Verkürzung der Polizeistunde gerichtet. — Dresden. Am Dienstag wurde das von der Stadt in der Johann-Vorstadt mit einem Kostenauswand von 3,8 Millionen Mark neu errichtete Licht- und Luftbad „Antons" eröffnet. Das Bad umfaßt ein Areal von 3,2 Hektar und ist für etwa 2000 Personen eingerichtet. — Dresden. Was in der heutigenZeit alles möglich ist. Freitag abend kostete im Cafö König ein Schinkenbrot 20 Am Sonnabend vormittag 40 -/k und am Sonntag vormittag 45 -F. Aus dem Schinkenbrot war zudem ein „Brötchen mit Schinken" geworden, aber nicht nur aus der Speisekarte, sondern auch in Wirklichkeit. Auf den Einspruch eines Gastes beim Kellner am Sonnabend wurde erwidert, dass die Ausländer ja den Preis bezahlen würden! Das war die ganze Rechtfertigung. Ein andrer Kellner meinte allerdings, es müsse ein Irrtum vorliegen, denn bis jetzt sei ein Unterschied gemacht worden zwischen dem Cafö König im Erdgeschoß und der Königsdiele im ersten Stock, wo man ja schließlich noch die i Musik sowie die ganze Aufmachung mit bezahlen müsse. Als s aber das „Brötchen mit Schinken" auf 45 gestiegen war, i wurde man dahin belehrt, dass zwischen Diele und Cafe kein Unterschied mehr gemacht würde. Es bleibt also bei der mehr als hundertprozentigen Preissteigerung innerhalb kurzer Zeit. Wir haben ja in dieser Zeit manches erlebt, aber eine Preis steigerung von hundert Prozent innerhalb zwölf Stunden ist immer noch eine Leistung, die dem Cafe König bis jetzt wohl nur wenige nachzumachen gewagt haben. (Dr. Dz.) — Pirna. Ein seltenes Glück hatte ein junger Mann von hier. Während eines Bummels auf der Vogelwiese gelegentlich der Bierprobe war ihm von einem unbekannten Täter seine wertvolle Uhr mit Kette gestohlen worden. Am nächsten Tage kehrte der Bestohlene in eine Gastwirtschaft ein; er kam gerade dazu, als sich einige Gäste über eine soeben in der Gastwirtschaft versetzte Uhr unterhielten. Aus begreiflichen Gründen neugierig geworden, ließ er sich die Uhr zeigen, die er zu seinem und der anderen Erstaunen als sein Eigentum erkannte. Der Dieb, der die Uhr wegen Mangels an Bargeld versetzt hatte, wurde er mittelt und dem Amtsgericht zugeführt. — Bad Schandau. Steckbrieflich gesucht wird vom Amts gericht zu Bad Schandau der 1900 zu Brünn geborene Tech niker Bohuslaw Holmann, der 50 000 -4k Strafe bezahlen oder an deren Stelle Gefängnis verbüßen soll. Es handelt sich um Grenzvergehen bzw. Schmuggelei. — Bautzen. Tödlich verunglückt ist im nahen Seidau der 56jährige Andreas Bohot. B. war abends noch im Garten gewesen und in der 11. Stunde nach Hause gekom men. Kurz darauf wollte er seinen Hund nach der Hütte führen und hatte dabei ein paar Stufen zu passieren, die von der Woh nung nach dem Hose führen. Bald darauf wurde er vor den Stufen liegend tot aufgefunden. Der Arzt stellte Genickbruch und Gehirnschlag fest. — Grimma. Die Ortsgruppe Grimma des Gewerbever bandes hat an den Rat der Stadt Grimma die Anfrage ge richtet, ob er gewillt und in der Lage sei, solche Mitglieder wirksam in Leben, Gesundheit und Eigentum zu schützen, die einer Aufforderung der Gewerkschaften und Betriebsräte, ihre Läden zu schliessen, nicht Nachkommen würden. — Leipzig. Die gestrige Eröffnungsvorstellung des Kry- stallpalastes-Varietees muhte unterbleiben, da das technische Personal des über eine eigene elektrische Lichtanlage verfügenden Krystallpalastes sich mit den streikenden Kellnern solidarisch er klärt und unmittelbar vor Beginn der Vorstellung mit Lohnfor derungen an die Direktion herangetreten war. Das Publikum hatte sich in grosser Menge, zum Teil mit im Vorverkauf ge lösten Eintrittskarten eingefunden und zeigte sich äußerst auf gebracht. — Hier haben jetzt fast alle größeren Gaststätten der inneren Stadt ihre Pforten geschlossen. Auch das Cafe Felsche, das die Forderungen der Angestellten bewilligt hatte und sein Personal voll beschäftigte, hat, um unliebsame Störungen zu vermeiden, seinen Betrieb eingestellt. Auch die Restauration auf dem Hauptbahnhof hat der Forderung der demonstrierenden Kellnerschaft nachgegeben und ist geschlossen. — Leipzig. Eine unnatürliche Mutter. Einen unheimlichen Fund machten am 2. d. M. die Räumer einer Klosettgrube in der Blücherstraße. Sie bemerkten in der Grube einen Unterarm eines Kindes. Die sofort verständigte Kriminal polizei vermutete zunächst, daß eine Hvtelfremde ein Verbrechen begangen habe. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich aber bei Befragung einer im Hause tätigen 22jährigen Hausange stellten, ob sie dahingehende Beobachtungen gemacht habe, auf diese selbst. Durch ihr ängstliches Verhalten hatte sie sich selbst verraten. Die Hausangestellte gestand denn auch ihre Tat ein. Ohne daß ihr Zustand aufgefallen wäre, wurde sie in der Nacht zum 28. v. M. ihrer Angabe nach durch die Geburt eines toten Mädchens überrascht. In ihrer Angst habe sie den toten Körper mit einem Beile zerstückelt und die einzelnen Teile durch das Klosett in die Grube gespült. Ohne daß jemand etwas bemerkt hatte, verrichtete das Mädchen ihre Arbeit weiter. Es kant zunächst in Haft. Die noch fehlenden Teile der kleinen Leiche wurden ebenfalls in jener Grube gesunden. Inwieweit die An gaben der Beschuldigten auf Wahrheit beruhen, werden die weiteren Erörterungen bzw. wird die ärztliche Untersuchung der Leichenteile ergeben. — Es handelt sich um das Dienstmädchen Johanna Kölbel aus Ammendors bei Halle. Die Angestellte war seit etwa 8 Wochen in Leipzig bzw. bei ihrer jetzigen Herrschaft in Stellung und wird als braves und arbeitsames Mädchen ge schildert. Niemand hätte ihm eine solche Tat zugetraut, und es wäre auch kein Verdacht auf das Mädchen gefallen, wenn nicht seine Aengstlichkeit bei der Befragung durch die Polizei deutlich hervorgetreten wäre. Die Herrschaft des Dienstmädchens er klärt, daß sie im eigenen Hause dem Mädchen alle Hilfe und Pflege hätte zuteil werden lassen, wenn sie darum angegangen worden wäre. Aber niemand hat etwas von dem Zustand des Mädchens und noch weniger von dessen Niederkunft geahnt. Diese erfolgte in den frühen Morgenstunden, pünktlich um 7 Uhr trat es am selben Tage seinen Dienst an und verrichtete ihn in der gewohnten Weise. — Leipzig. Ein Ueberfall, der für einen 11jährigen Kna ben recht schwere gesundheitliche Folgen hatte, wird erst jetzt bekannt. Am vergangenen Sonntag wurde eine Ehefrau mit ihrem 11 Jahre alten Sohn in der 10. Abendstunde kurz vor ihrer Wohnung von zwei Männern überfallen. Während der eine von ihnen den Jungen festhielt und am Schreien zu ver hindern suchte, stürzte der andere auf die erschrockene Frau, packte sie an der Brust und versuchte ihr die Handtasche zu ent reißen. Auf die Hilferufe der Frau ergriffen die beiden Straßen räuber die Flucht. Durch den Schreck hat sich bei dem Jungen, der im Vorjahre längere Zeit an einer schweren Krankheit dar niederlag, das seitdem bestehende nervöse Leiden erheblich ver schlimmert. Er schreit in der Nacht auf und sieht sich nachts im Traum von den Straßenräubern bedroht. In einem solchen Anfall von Verfolgungswahn sprang der Junge aus einem Fenster der im zweiten Stock gelegenen Wohnung auf die Straße, wo er besinnungslos aufgehoben wurde. Die be dauernswerte Mutter brachte das Kind nach der Sanitätswache, wo schwere innere Verletzungen des Kindes festgestellt wurden, das noch jetzt darniederliegt und nicht zu gehen vermag. — Weissenfels. Ein verheerendes Hagelwetter, wie man es hier noch nicht erlebt hat, traf am Montag nachmittag um 5 Uhr einen Teil unseres Kreises. Von Naumburg her kom mend, zog es über Prittitz, Teuchern, an Hohenmölsen vorüber nach Leipzig zu. Das Hagelwetter warf eine fußhohe Schicht großer Schloßen nieder, dauerte über eine Viertelstunde lang und vernichtete die Ernte in dieser Gegend völlig. Hafer, Gerste, Roggen und Weizen liegen wie ausgedroschen, das Stroh ist zerschlagen. Von den Rüben und Kartosfeln sind die Blätter und Stiele abgeschlagen. Das ganze Gelände bietet einen trost losen Anblick. In den Orten sind Hunderte von Fensterscheiben und die Dächer zertrümmert. Der Sturm hat mannsdicke Bäume umgerissen, entwurzelt oder wie Streichhölzer geknickt. Auch an den Obstbäumen wurde großer Schaden angerichtet. Der größte Teil der Obsternte liegt am Boden. — Mittweida. Die Katoffelversorgung der Stadt Mitt weida betraf eine wichtige Besprechung zwischen Vertretern der Amtshauptmannschaft, dem Stadtrat, den Gewerkschaften und den Gemeindevorständen derjenigen Orte, die von der Amts hauptmannschaft angewiesen sind, den Stadtbezirk mit Kar toffeln zu versorgen. Es wurde eine aus zwei Verbrauchern,
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