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MsdmfferMMM Aemsprecher WUsdruff N.. 6 Wochenblatt sÜl WWd'Mff UNd ^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Werleger «md Dritter: Arthur Asch»»»« i« Wilsdrnff. DeranUvortlicher Schriftleiter: Herman» Lässig, für de« Inseratenteil: Arthnr Isch « « » e, beide in WUadrnA Nr. 181 Sonnabend den 5. August 1922. 81. Jahrgang Kleine Zeitung für eklige Leser * Die deutsche Regierung wird auf die Drohnote PoincarSs eine Antwort senden, worin die französischen Forderungen abermals abgelehnt und neue Vorschläge verlangt werden. * Infolge des hohen Dollarstandes, der an der Berliner Börse zeitweise bis 880 stieg und dann wieder auf 830 sank, kauft die deutsche Regierung zurzeit keine Devisen mehr. * Die Antwort des Grafen Lerchenseld an den Reichspräsi denten Ebert wurde in Berlin überreicht. Sie verlangt Ga rantien für die Hoheitsrechte der Länder. * In Berlin starb die bekannte Führern der Frauenbe wegung Minna Lauer. * Die Londoner Konferenz wird jetzt als Vorläufer einer großen internationalen Zusammenkunst angesprochen. Vor läufig Wird nur ein kurzfristiges Moratorium erwartet. * Von der Tschataldschalinie werden andauernde Vorposten- gesechte zwischen Griechen und Türken gemeldet. Mchigs Entschlossenheit! Der lange Leidensweg, den das deutsche Doll seit dem unglücklichen Kriegsende und dem ve rhängnisvollen Frieden zurückgelegt Hat, mußte Wohl auch dem unpolitischsten Kopse im luder so unpolitischen Deutschland inzwischen längst die Erkenntnis eingehämmert haben, daß das Deutsche Reich im Nate der Großmächte der Welt nicht einen Schatten mehr von dem darstellt, was es früher ge wesen ist. Wo es sich um machtpolilische Entscheidungen handelt, müssen wir — die einen zähneknirschend, die ande ren in stummer Resignation — beiseite stehen und abwar ten, was die jetzigen Herren der Welt Pir sich und über uns beschließen. Von den beiden Waffen, die uns noch geblie ben sind, von unserer wirtschaftlichen Bewertung durch alle die Staaten, die «us eine Zusammenarbeit mit uns ange wiesen sind, und schließlich von der moralischen Geltung, die ein Sechzigmillionenvolk aus der hohen Kulturstufe, aus der wir uns- befinden, beanspruchen kann, Hai die franzö sische Zerstörnnyspolltik den stärkeren Faktor, die wirt- schaftKche JnAressenverbindnug mit der übrigen Welt all- mählich zu zerbröckeln verstanden Durch eine fortgesetzte Taktik der Drohungen und Störungen unseres wirtschaft lichen Wiederaufbaues ist es den Revanchepolitikern in Paris, die sich immer noch an das Wort Clemenceaus hal ten, daß es in Deutschland 20 Millionen Deutsche zu viel gibt, gelungen, die deutsche Valuta soweit herunte-rzubrin- WN, daß wir mit Windeseile österreichischen und russischen Zuständen entgegensteuern. In einer solchen Situation muß sich jeder einzelne dar über klar sein, baß wir um so fester und unentwegter uns auf diejenigen' Kräfte stützen müssen, die uns niemand rau ben' kann, wenn wir nicht selbst in Kleinmut und Verzagt heit uns ihrer cutschlagen. Noch haben wir die Einheit des Reiches bewahren können, und noch hat sich trotz alles üblen Zwistes zwischen den politischen Parteien hier und Na immer wieder ein Augenblick ergeben, welcher den Bür ger rind Arbeiter, den Landmann und den Städter Hand in H^d für den Bestand des Reiches und die Ver teidigung seiner letzten Güter entschlossen eintreten sah. Ein solcher Augenblick ist auch jetzt wieder gekommen. Poin- carö hat auf unsere erneute Darlegung, daß bei den durch die französische „starke Methode* vollständig zerrütteten deutschen Fiuvugverhältnissen die Innehaltung der verein barten Ratenzahlungen für die Reparation und für das AusglÄchsve-rsahE ganz undenkbar ist, keine andere Ant wort gewußt, als seine Drohungen mit Zwangsmaßnah men in verschärfter Form zu wiederholen. Er ist zwar weder berechtigt, fax sich allein eine Gesamtforderuug der Alliierten geltend zu machen, ja, er findet dabei sogar energischen Widerspruch aus England und Belgien. Er scheint ferner keinen Anstoß daran zu nehmen, daß man einen Gläubiger, der am 15. August zahlen soll, nicht schon am 5. August pfänden kann. Zwar hat er jetzt zugegeben, daß eudgiMge Maßnahmen nicht von ihm allein, sondern nur aus Grund eines gemeinsamen Beschlusses der Alliier ten ergriffen werden kö nnen, er schränkt jedoch dieses Zuge ständnis schdu dadurch ein, daß er sagt, es müsse sich uni „einstimmige" Beschaffe handeln, womit der Widerstand Frankreichs schon deutlich angekündigt wird. Daneben aber läßt er- unter geflissentlichem Stillschweigen der fran zösischen -amtlichen Stellen durch die von ihm beeinflußte französische Wesse verkünden, daß seine Zwangsmaßnah men gegen Deutschland mit „steigender Kraft" durchgeführt werden sollen und, wenn auch an militärische Sanktionen diesmal augenblicklich nicht gedacht sei, so doch Eingriffe in den deutschen Besitz im Elsaß und im Rheinlande in Aussicht genommen seien, durch die vielleicht größere wirtschaft liche Schäden an gerichtet werden können als durch den Vormarsch einiger Regunenter, durch den er den Unwillen der übrigen Welt wohl in allzustarkem Maße auf sich ziehen würde. , In dieser gefahrvollen SUrration hat die Reichsregie- rung sich nicht darauf beschränkt, im engen Kreise des Ka- binM's darüber zu beraten, welche Haltung gegenüber die sen Bedrohungen einzunehmen ist, sondern sie hat die Führer der deutschen Parteien mit Einschluß der Unabhängige" und der DeAtschnationalen- zusammen- berusen. Auf Grund dieser Besprechung läßt-sie amtlrcy bekanntm-achen, daß die Parteiführer mit der Regierung völlig darin übereinstimmten, daß die gespannte innere und auswärtige Lage des Reiches die ruhige Ent schlossenheit der Regierung und des gan zen Volkes erfordert. Dieser Entschluß und diese Mahnung der Regierung lassen deutlich erkennen, das; im Kabinett und bei den Parteien kein Zweifel daran besteht, daß an der bisherigen Haltung gegenüber Frankreich nichts geä u-d c r t werden kann. Es ist für uns auch nach Maßgabe eines denkbar weitgespanmen Programms in letzter Stunde noch durchsetzen wird. Sie jenigen Zugeständnisse zu machen, die sie über den Rah men jeder Möglichkeit hinaus von uns verlangen. Die deutsche Regierung hofft, -daß der klare Standpunkt des Rechtes, den sie vertritt, sich mit Unterstützung der anderen Staaten in letzter Stunde noch durchsetzen wird. Sie verkennt nicht den Ernst der Lage, und auch -die deutsche Öffentlichkeit weis;, daß wir einer neuen schweren Krisis entgegengehen. Der feste Wille, uns durch nichts erschüt tern zu lassen, und die ruhige Entschlossenheit, auch diesen SchiSsa-lsstürmen in fester Einigkeit die Stirn zu bieten, sind die einzigen moralischen Waffen, mit denen das deutsche Volk dem neuen Angriff des Erbfeindes begegnen kann. Möge der Mahnruf der Regierung nicht ungehört verklingen! —m. -ft Deutschland erwartet neue Osrschlags. Die deutsche Regierung wird im Einvernehmen mit sämtlichen Parteien- des Reichstages dein französischen Ministerpräsidenten aus seine zweite Drohnote in -dem selben Sinne antworten, wsi am 26. Juli, daß die Auf bringung der geforderten AusgleichSratcn ihr unmöglich sei. Di-s deutsche Regierung wird sich aber gleichzeitig be reit erklären, Vorschläge der alliierten Mächte, die eine andere, Deutschland mögliche Art der Regelung der Aus gleichszahlungen zum Inhalt haben, in sorgfältigste Er wägung zu ziehen. Bor LorckM. In Erwartung des Moratoriums. Die Besprechung Poincarös mit Lloyd George wird vielfach als Vorspieltfür wichtigere Verhandlungen an gesehen, in denen das Vankierkomitee wieder eine Rolle spielen wird. Außerdem glaubt man, daß die späteren Konferenzen aller Voraussicht nach den Weg ebnen werden, um eine große internationale Konferenz ein zuberUfen, zn der Amerika ebenfalls eingekaden wird, oder daß Amerika gebeten wird, die Konferenz nach Washington selbst einzuberufen. Vorläufig sagt man, Balfours Note ermögliche eine provisorische Lösung, die vermutlich auch von Amerika angenommen würde. In Erwärmung einer späteren allgemeinen Sch-ul- denregelung würde Frankreich jetzt Deutschland ein Mo ratorium bewilligen mit der Bestimmung, daß Frankreich feine Schulden an England und Amerika nicht abzutragen brauche, solange Deutschland nicht gezahlt habe. , . Poincarös Zahlungsplan. Dor von Poinearö für London ausgearbettete Rc- parationsplan wird sich wahrscheinlich an den alten Plan anschließen, Nach dem nur die 50 Milliarden Goldmark der Obligationen Reihe -1 und L von Deutschland gefordert werden sollen, während die übrigen der Reihe schritt weise im Verhältnis zu den deutschen Zahlungen und der gleichzeitigen Herabsetzung der interalliierten Schulden zu vernichten wären. Als Bedingung für die Herab setzung der deutschen Schuld auf 50 Milliarden würde Finanzen" und „Maßnahmen zur Sanierung" fordern. Finanzen" und „Maßnahmen zur Sanierung fordern. Die Gutschriften im ArlSMichSversahrev Dem Auslände weit voraus! Das dein deutschen Reiche durch den Friedensvertrag aufgezwungene Ausgleichsverfahren bringt eine gewaltige Verzögerung in der Regelung der Verbindlichkeiten aus der Vorkriegszeit mit sich, unter der die betroffenen Privatpersonen ebenso in Deutschland wie in den alliierten Ländern leiden. Gegenüber dem in den alliier ten Ländern immer mehr wachsenden Unwillen des Publikums pflegen nenerdiNgs die alliierten Behörden di-s Verantwortung für diese M-elstände aus das Reichsaus gleichsamt abzuwälzen. Gegenüber diesem Vorwurf muß ausdrücklich betont werden, daß das Rcichsausgleichsamt in der G u tf ch r if t gegnerischer Forderun - g e n den alliierten Ausgleichsämtern weit voraus ist. Nach dem Stande vom 30. 6. 22 hatte z. B. England Deutschland gegenüber anerkannt und gutgeschrieben: 22,99 Prozent der dem gegnerischen Ausglcichsamt ruitge teilten Forderungsbeträge, Deutschland England gegenüber 48,60 Prozent, Frankreich Deutschland gegenüber 26,77 Prozent, Deutschland Frankreich gegenüber 35,64 Prozent, Belgien Deutschland gegen über 0,66 Prozent, Deutschland Belgien gegenüber 19,91 Prozent. Schon diese Zahlen dürfen beweisen, daß die gegnerischen Ausgleichsämter keinen Anlaß haben, sich über die Säumigkeit des Reichsausgleichsamts zu bekla gen. Vielmehr hat z. B. däs französische Amt dem Reichs- ausgleichsamt im Monat Juli überhaupt keinen Betrag gutgeschrieben, während die deutschen Gutschriften gegenüber diesem Amt in- dem genannten Monat 32 Mil lionen Frank betragen. Scharmützel an der TschaMscha-Me. Auswanderung aus Konstantinopel. Trotz des energischen Eingreifens der Alliierten ist die Aufregung in Konstantinopel sehr groß. Die Bevölkerung der europäischen Küste versuchte auf das asiatische Ufer hin über zu gelangen, so daß die interalliierte Polizei die Ver bindung zwischen den beiden Küsten untersagen mußte. Nachrichten aus Tschataldscha zusolge kommt estäg - lich zu Scharmützeln zwischen der türkischen Gen darmerie und griechischen Vorposten. Trotz des Verbots der alliierten Truppen wandert die Bevölkerung in der Gegend von Konstantinopel aus. Bei Kurfalü überschritt eine Abteilung griechischer Kavalleristen die Grenzlinie und geriet mit türkischer Gendarmerie in ein Feuergefecht. Weiter drangen zwei griechische Kavallerie- und Infanterie- Patrouillen in die neutrale Zone ein. Die Zusammenziehung der griechischen Truppen in Thrazien dauert an. Es'werden militärische Vorberei tungen zu Lande und zu Wasser getroffen, um jedem Vor dringen der Griechen über die Grenzlinie Widerstand zu leisten. Die Pforte wird den alliierten Kommissionen eine Protestnote gegen Vie Proklamierung der Autono mie von Smyrna übergeben. Die griechische Regierung will die Kollektivnote der Verbündeten durch eine neue Note beantworten, in der sie auf der Notwendigkeit besteht, einen Druck auf den Feind ausüben zu können. Das Ministerium des Innern hat erklärt, daß die militärische Lage in Thra zien an der Tschataldschalinie unverändert bleibe. Die griechische Armee werde i m A l a r m z ulst a n d v e r h a r - ren, um einen DruckgegenKonstanlinopel aus- znüben. . Politische Rundschau. Deutsches Keich Die alten Hoheitszeichen bei der Post. In einem soeben veröffentlichten Erlasse wendet sich der Reichspostminifter Giesbrrts an die gesamte Be amtenschaft der Postverwaltung. In dem Erlaß wird aus eine Reihe von Beschwerden hingewiesen, die in letzter Zeil beider Verwaltung eingeyangen sind, die sich dagegen wenden, daß auf Posth-ausschildern, Siegel- und Ver- schlukmarken, Stempeln, Vordruckenusw. die Hoheitszeichen der früheren Staatsform nicht genügend oder gar nicht entfernt worden sind. Auch finden sich in den Dienst- und Erfrischungsräumen Bildwerke ähnlichen Charakters. Die Beamten werden ausgefordert, die ergangenen Vorschriften genau zu beachten und mit größter Sorgfalt alles zu ver- meiden, was der Reichsposiv erwaltung und ihren Organen „als Widerstand gegen republikanische Einrichtungen" ge deutet werden kann, d. h. die alten Hoheitszeichen an allen in Trage kommenden Stellen zu beseitigen Frankreichs Politik in« Saargebiet. Der Vorsitzende der französischen Kammer-Finanzkom- mission, Abg. Dariac, hat das besetzt^ Rheinland und das Saargebret -bereist und dem Ministerpräsidenten Poincar« Bericht erstattet. In einem besonderen Brief an Poin- carö erinnert Dariac an die Kundgebungen in der ersten Sitzung des Landesrats im Saargeb'iet, die ausgesprochen franzofW,feindlich gewesen seien. Dariac erklärt die Ver ordnung der Regierungskommission des Saargebiets, durch welche der Landesrat -geschaffen würde, -für unzweckmäßig, wenn nicht gesetzwidrig. Er bittet um Mitteilung der Maß nahmen, die der Ministerpräsident dem Völkerbundsrat vorguschlägen- gedenke, um eine Wiederholung von Zwischenfällen zu vermeiden, durch die die Zukunft der französischen Politik im Sa-argebiet ernstlich gefährdet würde. Märchen aus England. Die Londoner „Times" bringen aus Berlin sie Mit teilung eines ans Rußland zurückgekommenen Reisenden, daß die Motle Sowjetr-ußlands durch Deutsche reorga nisiert worden sei, und däß Deutschland hierzu Munition und Musrüstungsgegenstände geliefert habe. Tie Mit teilung dieses Reisenden beruht auf freier Erfin dung, -wie halbamtlich festgestellt wird. Rußland. X "reundschaftsverhandlungen mit Japan. Der VoM- bennftragte für Auswärtige Angelogouheitrn der Sowjet- cegierung und der Minister des Äußern der Republik deS fernen Tsiens haben eine Antwortnote au die javanische