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KWMrAg« Kernsprecher Wilsdruff N-. 6 Ml)chenbl(l^ fÜs UNd ÜMgegtNd Postscheckkoni» Dresden 2S40 Dieses Blatt enthält die amtliche« Bekanntmachnxgrn der AmtshauptMannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zs Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen. PruSier: Arthur Asch««»« i» Wilsdruff. Grrs»r»»rtlicher Schriftleiter: Hermaun Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Asch««»«, Heide t« Wilsdruff. Nr. 176 Ssnntag den 30. Juli 1922 Amtlicher Teil. 81. JahrgaKs Nach Gehör des Ernährungsausschusses werden für das Ge- hjet des Kommunalverbandes Meißen-Stadt und -Land für das aus Amlngegetreide hergestellte Schwarzbrot mit Wirkung vom 31. Juli 1822 »b folgende Preise festgesetzt: 13,80 Mark für 1900 §, 11,— Mark für 3 Pfund, 7,30 Mark für 2 Pfund, 3,65 Mark für 1 Pfund. Die Mehlpreise bleiben wie bisher. Mit Rücksicht auf die jetzige Weizenmehlknappheit dürfen die Bäcker Semmel« aus Umlagemehl auch weiterhin nicht gewerbsmäßig Herstellen und verkaufen. Zuwiderhandlungen werden nach dem Reichsgesetze über die Regelung des Verkehrs mit Geirerde vom 21. Juni 1921 brzw. auf Grund des Höchstpreisgesetzes bestraft. Meißen, am 28. Juli 1922. - Nr. 73 II L. 42ss Kommunalverband Meißen-Stadt und -Land. Eintrag aut Blatt 138 des hiesigen Handelsregisters: Di° Firma „Karl Apelt, Gesellschaft mir beschränkter Haftung" mit dem Sitze Wilsdruff. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung elektrischer Schaltapparate und der Handel mit elektrischen Artikeln. Das Stammkapital beträgt 80000 Mark. Der Gesellschaflsverttag ist am 16. Mai 1222 abgeschlossen worden. Zu Geschäftsführern sind bestellt: n) der Fabrikant Karl Eduard Apelt in Taubenheim, b) der Jnstallanousmsister Ferdi nand Zotter in Wilsdruff. Sind mehrere Geschäftsführer btshlll, so wird die Ge sellschaft durch 2 Geschäftsführer oder einen Geschäftsführer und einen Prokuristen ver treten. Dis Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen nur durch dis fach!. Staalszeiiung. Amtsgericht Wilsdruff, am 25 Juli 1922. R.e§. 102a/22 WUMM SMmLmW MlskGStM. Laut Reichsgesetz vom 23. Juni 1922 ist die Verficherungsgrenze in der Kranken versicherung auf 120000 Mk. festgesetzt und der Grundlohn dis auf 120 Mk. erhöht. Der Kassenvorstand hat demzufolge die Anfügung folgender Lohnftufsw mit der Wirkung ab 31. Juli 1922 vorgenommen. Lohnstufe Grundiohn Tagesverdienst wöchenti. Beitrag 18 90,— Mk. über 80 bis 90,— Mk. 35,10 Mk. 19 100,- . , 90 „ 100,— „ 3S,00 „ 20 110,- „ „ 100 . !10,— „ 42,90 „ 21 120,— . „ 110 Mk. 46,80 „ Die Herren Arbeitgesrr werden siermit aufgeiordert all- Beschäftigten, kuren Tages verdienst den Betrag von 80 Mk. übersteigt, sowie sonstige Lohnänderungen der Kasse innerhalb 8 Tagen zu melden. Meldeformulare sind auf der Kassenstelle zu entnehmen. Wilsdruff, den 2S. Juli 1922. Der Kassenvorftsnd. Paul Neumann, Vorsitzender. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach Pariser Meldungen haben die Vertreter der alliierten Ansglcichsämter einstimmig beschlossen, ihren Regierungen die . Ablehnung des deutschen Moratoriumsgesuchs für die Aus gleichszahlungen zu empfehlen. * Reichspräsident Ebert hat «inen persönlichen Vries an den bayerischen Ministerpräsidenten gesandt, um eine Vermittlung in dem schwebenden Konflikt anzubahnen. * Die Neichsbank hat mit sofortiger Wirkung ihren Diskont satz von 5 auf 6 Prozent heraufgesetzt. * Poincare soll in seinem Antwortschreiben an Lloyd George daraus bestanden haben, daß die Konferenz über die deutschen Reparationszahlungen in der ersten Augustwoche stattfinde. * Der französische Ministerrat beschloß die vorläufige An wendung des Mimmattarifs für die „befreiten' Gebiete in der Frage der deutschen Sachlieserungcn. * Der internationale Friedenskongreß in London verlangte Herabsetzung der deutschen Reparationszahlungen und Revision des Veffailler Vertrages. Gefahr im Verzüge! Die Notzeit der letzten Jahre hat die soziale Gliederung der Bevölkerung Deutschlands bis in die Grundtiefen er schüttert. Diejenigen Schichten, die nur ihre Willigkeit und Fähigkeit einzusetzen hatten, um in geistiger oder manu eller Tätigkeit am Neubau des Staates mitzuwirken, wurden rücksichtslos in den Hintergrund gedrängt. Sie konnten und wollten sich nicht am Kriege bereichern, wie es so zahlreiche Gelegenheitsausnutzer taten trotz der 1914 verkündeten Parole: „An diesem Kriege soll kein Deutscher einen Pfennig verdienen'. Im Gegenteil. Diese Nicht- vcrdiener, die Masse des Werk- und kulturtätigen Volkes, mußten.Entbehrungen und Lasten auf sich nehmen, denen ihr wirtschaftliches Gefüge nicht gewachsen war. Sie ver armten und müssen heute, Jahre nach Beendigung des Krieges, verelenden, so sehr hat sich die Entziehung ihrer früheren Mitbenutzung an den Nationalgütern und die Hinüberleitung der Beute an unersättliche Aussaugepunkte fortgesetzt und entwickelt. Dieser Prozeß hat nur teilweise zu tun mit der Be lastung des Reiches durch die Kriegsschulden. Den Teil der Verantworiung für den verlorenen Krieg, der ihnen zukommt, würden die betroffenen Schichten tragen und tragen müssen. Aber darüber hinaus nimmt das üppig hochgeschosseneAusnutzer-undWucherertum, die hemmungs los entfesselte Gier nach den Konjunktur- und Speku lationsgewinnen im eigenen Lande sie dermaßen in An spruch, daß sie von Tag zu Tag mehr die Hoffnung auf Wiederherstellung und gerechte Verteilung der unvermeid baren Bürden schwinden sehen und stumpfe Verzweiflung sich ihrer bemächtigt. Werden aber einmal diese wert vollen Glieder der Nation mit dem Bewußtsein erfüllt, zum Untergang verurteilt zu fein, dann könnte tatsächlich der Weg Deutschlands nur noch in die Nacht führen. Früher, noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts, nahm man an, daß der einzelne Zeiten der Not und der Armut durchleben könne, ohne aus seiner sozialen Schicht herauszufallen. Trotzdem konnte sich eine verarmte Familie fetten auch nur durch die zweite oder gar dritte Gene ration auf der früheren sozialen Stufe hatten. Beim Fehlen werbender und lohnender Beschäftigung geht der Zerfall heute rapid vor sich. Rentner können unter den heutigen Verhältnissen kaum noch leben. Im Zwangs- anleihegcfetz ist für Rentner über 60 Jahre, die ein Eir» kommen von weniger als 60 000 Marl im Jahre beziehen, das zwangsanleihsfreie Vermögen auf eine Million fest gesetzt. Schreitet die Teuerung auch nur annähernd im Tempo der letzten Wochen fort, "so müssen Mengen privater Rentner in öffentliche Fürsorge genommen werden, wenn sic nicht verderben sollen. In einer gegen früher aller dings wesentlich eingeschränkten Lebenshaltung einiger maßen behaupten können sich zurzeit umfangreiche Kate gorien der Arbeitnehmerschaft, die zu ihrem Gewerk keine besonders hochgetriebene Vorbildung brauchten, wenn auch die Statistiken über den Rückgang der Ernährung (Fleisch, Butter, Milch usw.) und die Teuerung (Tcxiil- stoffe, Schuhe usw.) trübe Ausblicke geben. Dann einige bevorzugte kaufmännische und gewerbliche Angestellte in leitenden Stellungen. Diese aber fallen kaum ins Ge wicht. Breite Gruppen gelernter Handarbeiter und die sog. geistigen Arbeiter vermögen seit Jahren ihre Ein künfte nicht entfernt in dem rasenden Tempo zu steigern, wie die Teuerung oder vielmehr die Geldentwertung zu nimmt. Dieser Vorgang muß, wenn er anhält, bittere Folgen bringen. Aus den vor dem Ruin stehenden Kräften erwuchs die Zukunft der Nation. Es wäre ein Irrtum, wenn man glauben wollte, mit einer entwickelten Industrie, einem ausgebreiteten Handel allein werde ein Volk aus seiner Höhe bleiben und aus die Dauer existieren. Der quali fizierte Handwerker, der geistige Arbeiter, der anspruchs los forschende Mann der Wissenschaft bestellen vereinigt den Mutteracker, aus dem die Führer der wirtschaftlichen und geistigen Blüte eines Volkes hervorwachsen. Unter bindet man diese Möglichkeit, wird den umrissenen Kreisen die Möglichkeit genommen, wenigstens ihre Kinder dem Ideal näherzubringen, dem sie selbst nachstrebten, so siecht das Gemeinwesen auf die Dauer dahin. Es ist eine Pflicht für alle weitschauenden Aufbau politiker, der qualifizierten körperlichen und geistigen Arbeit ihr Recht wiederzugehen, den sozialen Boden zu sichern, auf dein sie stehen können. Läßt man der Entwicklung weiter den Lauf, wie es bisher geschehen ist, drängt sich immer mehr nur das Mitmenschentum an die Oberfläche, das etwas „verdient' ohne Verdienst, das aber nichts schafft an materiellen oder geistigen Gütern, so verlieren wir unersetzliche Bestandteile des nationalen Körpers, die das Fortleben in Frage stellen. H. G. ESsrLs Brief an Lerchenfelve Das übrige Süddeutschland für die Reichsregierung. Am Donnerstag abend fand in Berlin lediglich eine Kabinettssitzung über den Konflikt mit Bayern statt, die keine besonderen Beschlüsse faßte, sondern Mitteilungen des Reichskanzlers über den Stand der Angelegenheit entgegen nahm. Auf Grund der bisherigen Beratungen und der Verhandlungen mit dem Reichskanzler, den bayerischen Mitgliedern der Reichsregierung und dem Reichstagsprä- sidenten hat sich der Reichspräsident entschlossen, an den bayerischen Ministerpräsidenten Grafen v. Lerchenfeld einen Brief zu richten, in dem aus den Ernst der eingetretenen Lage hingewiesen wird. Wortlaut -es Schreibens. Der Brief des Reichspräsidenten betont in der Ein leitung, die Stellungnahme der bayerischen Regierung gegenüber dem Schutzgesetz der Reichsregierung erfülle den Präsidenten mit ernster Sorge und zwinge ihn, dem Grafen Lerchenfeld folgendes mitzuteilen: Die von der bayerischen Regierung erlassene Verordnung sicht nach mcincr und der Reichsregierung Überzeugung im Widerspruch mit der Reichsverfafsung. Sie stellt eine schwere Störung der deutschen Rechtsctnhcit dar,' die bei ähnlichen Schritten auch anderer Länder den Bestand- des Reiches ge fährden müßte. AuS der mir gewordenen Ausgabe als Hüter der Reichsverfafsung und des Reichsgcdankens erwächst mir da her die Pflicht, gemäß Artikel 48 der Reichsvcrfasflmg auf die Aufhebung der bayerischen Verordnung hinzuwirlen. Ich möchte mich zu diesem mir durch die Reichsverfafsung gewiesenen Schritt erst dann entschließen, wenn ich die Über zeugung gewinne, ^aß auch die letzten Mittel über eine schnelle Beilegung dieses Konfliktes erschöpft sind. Ich möchte Sie da her, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, im Interesse unseres deutschen Voltes und Landes, das uns beiden gleichermaßen am Herzen liegt» bitten, nochmals in Erwägungen cinzutreten, ob es nicht möglich erscheint, mir diesen Ihnen und mir so unerwünschten Schritt zu ersparen. Ich benutze diese Gelegen heit, um gegenüber den in Bayern aufgstauchten Befürchtungen mit allem Nachdruck zu betonen, daß es eine irrige Anschauung ist, in dem Gesetze zum Schutze der Republik werde eine syste matische Beeinträchtigung der bayerischen Hohettsrcchte eingc- teitet. Die aus schwerster Zeit der Gegenwart geborenen, und nur für einen gemessenen Zeitraum benötigten Gesetzesbedin- gungen sind Lebensnotwendigkeiten unseres bedrohten staat lichen Daseins. Sie sollen und können aber in ihrem Vollzug in keiner Weise den staatlichen Charakter der Länder beein trächtigen, der — in der Reichsverfassung fest begründet — ge rade die Stärke des Reiches darstekt, und dessen Wahrung während der Dauer meiner Amtsführung ich mir zur beson deren Aufgabe gemacht habe. Zur beschleunigten Klärung der innen- und außenpolitisch gleich gefährlichen Lage und ange sichts der mir aus der Reichsverfassung obliegenden Verpflich tung darf ich mir die Bitte erlauben, mir in tunlichster Bälde Ihre Antwort zukommen zu lassen. Der Freitag morgen in München durch einen beson deren Kurier übermittelte Brief wurde dort alsbald der Re gierung übergeben und veranlaßte den Grafen Lerchen- seld, sofort einen Kabinettsrat zur Beratung der Antwort zuiammenzuberufen. * Keine Auswerfung der WitLelsbacher. Der Verfassuugsausschutz des bayerischen Landtages beriet über den Antrag der Unabhängigen Sozialisten, männliche Mitglieder des Hauses Wittelsbach, die als Krouanwärtcr in ^rage kommen, sofort aus Bayern ans- zuweisen oder, wenn sie auf bayerischem Boden betroffen werden, mit Gefängnis von drei Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen. Ein weiterer Antrag derselben Par tei verlangte Erwirkung eines Rcichsgesetzes, wonach sämtliche Kronanwärler ehemaliger regierender Familien aus Deutschland ausgewiesen werden. Vertreter der baye rischen Volkspartci, der Demokraten und der Regierung sprachen sich energisch gegen diese Anträge aus. Beide An träge wurden schließlich gegen die Stimmen der Unabhän gigen Sozialisten abgelehnt. Die Stimmung in Süddeutschland. Ein Leitartikel der Germania aus Tübingen sühri aus: „Wir können der Reichsregierung versichern, daß sie sämt liche Länder in der Südwestecke des Reiches hinter sich hat. Das Vertrauen der Länder, deren Stimmen doch genau dieselbe Beachtung verdienen, wie die auS Bayern, muß ihr zeigen, das; sie aus dem richtigen Wege ist. Die Einzel- staatcn in der Südwestecke haben die ewigen revolutionären Zuckungen satt, denen unser Reich von links und rechts ausgesetzt ist, und wollen in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen." Aufruf der Gewerkschaften. Der Landesausschuß Bayern des Allgemeinen Deui- schen Gewertschaitsbundes und der Asa-Bund erlassen