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WiMmfferTageblati Zemsprecher Wilüdmff 7K. 6 fÜs MllsdsUff UNd ÜMgLgLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Nr. 167 81. Jahrgang Donnerstag den 20. Juli 1922. Amtlicher Teil Der Stadtrat. Wilsdruff, «m 17. Juli 1928. ««« ie- nenmms gefetzt, vas Wresvavener und das Berliner Abkommen über die Sachlieferungen in Kraft zu setzen und zwar mit Wirkung vom 20. Juli. Nach der Ansicht des „Petit Parisien" wird Franlreich im Laufe des Jahres 1922 nicht mehr in der Lage sein, für 950 Millionen Goldmark Sachlieferungen aufzunehmen. Man schätzt den Betrag der Lieferungen, die noch in diesem Jahre in Frage kommen könnten, auf 200 Mil. lionen Goldmark. Reichstagssession so viel und so ost von Monsunen ge sprochen worden, noch nie sah es um die geordnete Auf rechterhaltung der Geschäftsführung so schlimm bestellt aus wie in diesem Winter-Sommer 1921/1922. noch nie auch hat der Reichstag jemals früher so furchtbare Stürme erlebt wie in diesen Tagen der Sommersonnenwende, als die Mordtat an Rathenau das ganze Gefüge der Republik bis auf den Grund erbeben ließ. Aber auch diesmal ist man sich schließlich um des lieben Friedens willen — was man heutzutage in Deutschland eben noch „Frieden" nennen kann — von beiden Seiten einigermaßen entgegcngekommen, sodaß nun wenigstens noch ein kampfloser Abschluß des ganzen Tagungsabschnit- tes erreicht werden konnte, übermüdet, abgehetzt und ruhe bedürftig bis zum äußersten gehen die Reichsboten ausein- ander; ihnen wie dem ganzen Volke ist kein dringenderer Wunsch auf den Weg zu geben, als daß die drei Monate Arbeitsruhe, die sie sich vorgenommen haben, auch bis zum letzten Tage ausgeschöpft werden kann. Von außen her wird es an neuen schweren Belastungsproben für den Zusammenhalt des Reiches in dieser Zeit gewiß nicht fehlen. Möchten dafür wenigstens im Innern die Geister des Friedens und der Versöhnlichkeit wieder die Ober hand gewinnen! im Zimmer 9 deS Verwaltungsgebäudes melden. Wer es versäumt, sich zu melden, muß damit rechnen, bei einer einzuleitenden Aktion nicht berücksichtigt zu werden. Oie Meinung des GaraniiekomiLees. Der Streit um das Moratorium. Die Reparationskommission wird voraussichtlich am Donnerstag die Prüfung des Berichts des Garantie- komitees vornehmen und im unmittelbaren Anschluß daran in die Erörterung des deutschen Moraioriuman trages eintreten. Dem „Matin" zufolge ist damit zu rechnen, daß ein Beschluß erst in 14 Tagen gefaßt wird. Gegen Ende des Mona«? will Lloyd George mit Poincard Zusammentreffen. Das große Problem ist es, wie die englisch-französische Eintracht in der Neparationsfrage hergestellt werden kann. Der englische offizielle Standpunkt ist nach wie vor, daß der Zahlungsaufschub bewillig, werden müsse. Andererseits besteht Frankreich hartnäckig auf seinem Verlangen, daß keine Entscheidung getroffen werden kann, ehe nicht die Reparationskommission ein gewolltes Versagen Deutschlands festgestellt hat. Der Garaniieausschuß wird sich in seinem Bericht über seine Berliner Mission auf den Standpunkt stellen, daß Deutschland tatsächlich das verlangte Moratorium brauche, daß es aber in der Lage sei, größere Sachlieferungen zu machen, als bis jetzt verlangt worden seien. Die französischen Sachverständigen bestehen darauf, daß das Garantiekomitee weitergehende überwachungsvollmachten gegenüber allen Einzelheiten der deutschen Finanz- und Handelstransaktionen besitzen müsse. Obwohl das Garantiekomitee so gut wie einstimmig Deutschland zum Teil selbst für seine finanziellen Schwie rigkeiten verantwortlich machen will, fo nimmt man doch an, daß die Reparationskommission diese Verantwortlichkeit nicht als „vorsätzlich" betrachten werde. Inzwischen hat der französische Bot schafter in Berlin, Charles Laurent, die deutsche Regierung von der Entscheidung^ der französischen Negierung in Alle Kleinstreutner, die weniger als 600 Mark Zinseneinkommen jährlich und alle Kleinverdieuer, die weniger als 480G Mark Einkommen jährlich haben, und keine Rente irgend welcher Art beziehen, wollen sich Freitag Le« 21. d. Mts. vormittags 8—1 Ahr Meine Zeitung für ettige Leser. * Das Garantiekomitee wird in seinem Bericht den Stand punkt vertreten, daß die finanziell« Notlage Deutschlands nicht von der deutschen Regierung allein verschuldet sei. * In der Schlußsitzung des Reichstages wurde das Gesetz zum Schutz der Republik mit einer Mehrheit von 303 gegen 102 Stimmen angenommen. * Die Unwetter in ganz Deutschland waren mit Schnee fällen im Schwarzwald, schweren Stürmen an der Ostsee und vielen Störungen der Fernsprechleitungen verbunden. * Der Völkerbundsrat beschloß, Deutschland zur Entsendung eines Vertreters in die Kommission zur Bekämpfung des Mädchenhandels aufzufordern. * In England bestehen schwere Bedenken gegen die weit gehenden Forderungen, die Frankreich in der Reparations- kommlssion gegen Deutschland durchsetzen will. Reichsiagsfenen. Von einem in der Mitte stehenden Politiker erhalten wir folgende Ausführungen über den einstweiligen Ab- schluß der Reichstagsarbeiten und der Beilegung der inner- politischen Krisis: Fast sah es so aus, als sollte die Reichstagssession diesmal überhaupt nicht zu Ende gehen. Wohl ist es auch in früheren Zeiten, als der Reichstag noch nicht der eigent liche Souverän des deutschen Volkes war, vorgekommen, dsß er bis tief in den Hochsommer hinein zusammenblieb und wichtige Staatsaufgaben zu bewältigen hatte. Dann schoben sich aber zwischen die Wochen, in denen gearbeitet wurde, immer wieder Wochen und Monate, in denen die Volksvertretung sich von den gehabten Anstrengungen Wieder erholen konnte, während man diesmal eigentlich, von geringfügigen Feiertagspausen abgesehen, fast un unterbrochen viele Monate hindurch zusammenbleiben mußte. Dementsprechend ist auch ein ungeheures Material an Gesetzen, Verordnungen und Verträgen erledigt worden. Aber der Reichstag sieht sich bei aller Abneigung gegen die unaufhörliche Gesetzfabrikation doch öfter als ihm lieb ist der Verpflichtung ausgesetzt, die Klinke der Gesetzgebung immer wieder in die Hand zu nehmen, weil auch auf die sem Gebiete eine Zwangsläufigkeit herrscht, gegen die leider kein Kraut gewachsen ist. Sei es, daß es sich um Fragen der inneren Ordnung handelt, sei es um Probleme der auswärtigen Politik, in denen wir ganz und gar von dem überstarken Willen unserer Vertragsgegner abhängig sind. Dort sind es namentlich Fragen der Wirsschafts gesetzgebung, die unaufhörlich wieder aufgerührt und wieder neu in Angriff genommen werden mußten, hier die Auswirkung der sogenannten Friedensverträge, mit der wir uns noch nach Jahren und Jahrzehnten werden her umschlagen müssen. In allem Wirrwarr dieser schier unerschöpflichen Ge setzgebungsarbeit den roten Faden nicht zu verlieren, ist nachgerade nur noch ganz überlegenen Sachkennern mög lich. Das führt notwendig dazu, die Last der Bureau- kratie ins Unendliche zu vermehren, statt daß wir wirklich einmal frei würden von einem Übermaß an behördlicher Verwaltungstätigkeit, deren Kostspieligkeit auch angesichts unserer finanziellen Lage gar nicht mehr zu verantworten ist. So kommt es, daß die sozusagen fruchtbare Tätigkeit des Reichstages, d. h. diejenige, die auf positive Arbeit gerichtet ist, kaum noch nach Gebühr gewürdigt werden kann, daß vielmehr die allgemeine Aufmerksamkeit sich le diglich auf die berühmten „Großen Tage" lenkt, dke durch weithinhallende Reden, durch grimmigen Hader unter den Parteien, durch scharfe Zusammenstöße zwischen Regierung und Opposition gekennzeichnet werden. An solchen Schau stellungen hat es in den Tagen des verflossenen Abschnittes des Reichstages gewiß nicht gefehlt; vom Erzberger- bis Zdm Ratbenau-Mord reihte sich eine Redeschlacht an Vie andere, und wenn schon einmal die Gemüter sich einige Kni lang beruhigen zu wollen schienen, so war immer bald wieder für neue Aufregung und damit für neue Entfrem dung unter den Parteien, die doch allesamt schließlich nur Kinder eines Volkes sind, gesorgt. Selten nur fand das ganze Haus sich an Tagen großer nationaler Trauer zu geschlossenen Kundgebungen zusammen, und wenn schon damit nach außen und nach innen ein nennenswerter Ein druck erzielt wurde, so dauerte es immer nur wenige Tage, bis der leidige Dauerzustand des'Zankes und der Selbst zerfleischung wiederhergestellt war. Mehr als einmal drohten die aufgepeisschten Leidenschaften so verfahrene Verhältnisse zu schaffen, daß nur noch der Weg einer Reichstagsauflösung gangbar erschien. In allen diesen Fällen war es insbesondere dem vermittelnden Ein greifen des Reichspräsidenten zu danken, daß man sich schließlich doch wieder zu einigermaßen friedfertigem Schaffen zusammenfand. Noch nie wohl ist während einer SOstluord der Rathenau-Mrder. Auf Burg Saaleck entdeckt. Die beiden flüchtigen Mörder des Ministers Dr. Rathenau, der Ingenieur Hermann Fischer und der frühere Oberleutnant zur See Erwin Kern, genannt Knauer, haben sich, ehe sie verhaftet werden konnten, selbst gerichtet. Die Attentäter waren Sonntag abend durch Kriminal beamte auf der Burg Saaleck bei Bad Köscn ermittelt worden. Zwei an Burg Saaleck vorbeigekommcne Fericn- tonristen meldeten, daß sie im Turm der Burg Licht bemerkt Hütten und dass nach ihren Feststellungen sich dort die Mör der Nathcnaus aufhalten müßten, obwohl der Schrift steller Dr. Stein, der ans der Burg ein Einsiedlerleben führt, verreist sei. Kriminalbeamte aus Halle begaben sich sofort nach Bad Köscn und versuchten am Montag den Zu tritt zu dem abgeschlossenen Turm zu erzwingen. Während Verstärkungen hcrbcigcholt wurden, erschienen die beiden Mörder auf der Balustrade vor dem Turm, winkten den an dem Turm Vorüberkommenden zu und brachten ein Hoch aus Ehrhardt aus. Als die Kriminalbeamten um 7 Uhr abends zurttckkchrten und die Tür mit Axthiebcn - zertrümmert hatten, fanden sie die beiden Mörder mit Kopfschüssen tot aus. Beide trugen die bezeichnete Kleidung. Wie weit der Schriftsteller Dr. Stein, der inzwischen festgenommen worden ist, mit den Mördern im Einverständnis war, bedarf noch der näheren Feststellung. Man darf aber als ziemlich sicher annehmen, daß Fischer und Kern in der Gegend von Kösen Mitwisser und Helfer gehabt haben. Nicht weit von Kösen liegt ja die malerische Rudelsburg, das alljährliche Ziel des Kösener 8. 0. (Seniorenkonvent der Korps) und Lieblingsort für Ver anstaltungen nationalistischer Art. Die Burg Saaleck wird im Gegensatz zur Rudelsburg fast gar nicht besucht. Wer erhält die Belohnung? Von großem Interesse dürfte die Frage nach der Ver teilung der auf die Ergreifung der Mörder ausgesetzten Belohnung von 2 Millionen Mark sein. Wird die große Summe jetzt, wo die Mörder sich der ird! Heu Gerechtigkeit durch einen freiwilligen Tod entzogen haben, überhaupt noch zur Verteilung kommen? Sollte das der Fall sein, so würde die Billigkeit gebieten, daß wenigstens ein Teil des Geldes der Halleschen Polizei zufiele. Aber es dürften sicher noch viele andere „Anwärter" in Frage kommen. Denn daß die Mörder überhaupt gestellt werden konnten, ist ja im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß sich schließlich halb Mitteldeutschland an der großen Fahn dungsaktion direkt oder indirekt beteiligte. Durch die planmäßige Aufklärung der Landbevölkerung, durch Ver breitung von Handzetteln mit den Bildern und dem Signa lement der Gesuchten war es gelungen, die Spuren der Flüchtigen aufzufinden und den Kreis um das gehetzte Wild immer enger zu ziehen, bis es ins Garn gehen mußte. Geld und falsche Pässe aus München. Interessant ist es, zu hören, warum die Täter gerade die Burg Saaleck als Zufluchtsstätte benutzten. Dazu weiß ein Berliner demokratisches Blatt folgendes zu be richten: Es ist festgestellt, daßKernseinerzeit den Oberleutnant Dittmar aus dem Gefängnis befreit hatte. Damals spionierte er als Unterschlupf für ihn die Burg Saaleck aus, wo Dittmar sich dann auch längere Zett verborgen hielt. Als Kern und Fischer, von der Polizei verfolgt, keinen Ausweg mehr wußten, dürfte Kern der Gedanke gekommen fein, nach Burg Saaleck zu fliehen. Wäre die Entdeckung des Schlupfwinkels der Mörder nur einige Stunden später erfolgt, so wären diese wieder entschlüpft, denn sie hatten, wie festgestellt worden sein soll, bereits durch Telephon Fühlung mit München genommen, und von dort waren schon mehrere Helfer mit Geldmitteln und falschen Pässen nach Burg Saaleck unterwegs. Die Helfer sollten Kern und Fischer auch andere Kleidung bringen und sodann beide, aber ge trennt, über die tschechoslowakische Grenze bringen. Das Zentrum als „Verfafsungspartei". Sehr bemerkenswerte Ausführungen über di« politische Nolle, die die Zentrumspartei künftig übernehmen will, macht der Arbeitsminister Brauns in der Germania. Er verweist auf die vor drei Wochen gefaßten Beschlüsse des Reichsaus- schusses der Zentrumspartei, den grundsätzlich stets vertretenen politischen Charakter der Pattei bei den nächsten Wahlen, auch nach außen hin, klar und unzweideutig in die Erscheinung treten zu lassen. Zu dem Zwecke soll eine größere Zahl nichtkatholi scher Kandidaten bei den nächsten Wahlen an sicherer Stelle ausgestellt werden. Die Presse der Partei soll fürderhin in ihrem politischen Teil ausschließlich Politisch und nicht konfessionell gehalten sein. Die Zentrums, panei will eine deutsche Verfassungspolitik sein, die weder vor den Grenzen einer Konfession, noch einer Klass«, noch eines Standes, noch ein«s Landes halt macht. Zur bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft macht die Zentrums-ParlamentAorrespondenz folgende Be- merkungen: „Ist der Gedanke an sich durchaus gesund, so wird man sich vor Übereilungen u-nd Übertreibungen doch hüten wollen. EinS steht jedoch heute bereits fest, daß die Selb ständigkeit der Fraktionen im vollen Umfange gr wahrt bleibt. Es handelt sich nicht um eine programmatisch sondern um eine taktische Annäherung." Der Vorwärts und die Freiheit nehmen zur sozia! de - mokratischen Arbeitsgemeinschaft beide in dein Sinne Stellung, daß künftig an die Stelle der Arbeitsgemein schaft die Fraktionsgemeinschaft, die Organisationsgemeinschast treten müsse, kurzum die Wiederherstellung einer einigen und einheitlichen Sozialdemokratie. Erscheint seit dem Fahre Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. m,» Dr»««: «ritz«» Zfch««», t, Wilsdruff, «eraatwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de« Inseratenteil: Arthrr Zschnnde, deid« in WtlsdrnH. «rfihelnt «»glich mtt »»»nahm« d«r «-nm. und Fest»«,« nachmittag 5 Uh« für d«n folgend,» Ta». Dez»««pr,I» d«i ««wstabholung monaMch Ml, d»rch unser« «»«trüge, »»getragen in h«r «I-»s monatlich Ml., auf d«m Land« Ml, durch »l« Post bezogen vi«rikiMrttch Ml. mit Zustellung,«»Uhr. Aste postanstaUen und Postboten sowi« Unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Destestungen entgegen. Zm Fall« h-htrer Sewall, Krieg »d«r sdnstsgr Detriebsstörungen Hai d«r »«peher Murn Anspruch auf Liefern», d«r Zeitung »der Kürzung dg Dezugspreise«. Znserstonsprel» Ml. für die » gespaltene Korpuszelle »der deren Daum, Reklamen, die r fpaliige Korpu»gll« MH Del Wiederholung und Zahrgaustrag enisprechender Preisnachlaß. Detanntmachungen Im amtlichen Titi stmr »»» Behürden) die r gespalten« Korpus,«», MI. Nachweisungs-Sedühr 50 pfg. «nzeigenannahm« »I» »ormlllag 10 Uhr. Für di« Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeige» übemehmen wir leine Garantie. Z«d«r Dah-äd anspruch erlisch!, wen» d«r Detrag durch Klag «'»gezogen w«rd«u MU» »der der Auftraggeber tu Kontur» grdt.