Volltext Seite (XML)
MdmsferNMa« Fernsprecher Wilsdruff N». 6 'Wochenblatt fÜl WllsdsUff UNd ^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 InserttonäpreN M. ftik die » gespaltene Korpuezelle »der deren Raum, Reklamen, dle r spaltlge Korpuezell» ML Bel Wiederholung UN» Zahresauftrag entsprechender Preletnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil snur »»» BehSrden) die r gespaltene Kerpuszelle Mk. Nachweisungs-Gebühr ZV Pf-, Anzeigenannahme big »ormtttag^ 10 Uhr. Ihr die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Rebatt* anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezo^en werden muß oder der Auftraggeber i» Konkurs geeA, Erscheint seit dem Zähre Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. «erleeer,»d Dr»»er: »rth«r 8fch««»e in Wilsdruff. Bermttw-rtttcher Schriftleiter: Hermann LSssig. für de« Inseratenteil: Arthnr Zschunke, »eide in WUsdruff. Erscheint tägüch mit Ausnahme der Sonn« und Festtag« nachmittags r Uhr für den folgende» Tag. Bezugspreis bei Selbstabholung monatlich Md durch unsere Austräger zugetragen in der Stadt monatlich Mk., auf dem Land« Mk., durch die Post bezogen oierteljäbrlich Mk. mit Zusteüungsgebühr. Alle postanstatten und Postboten sowt, unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Zm Aast« Häberer Gewalt, Krteg »de« sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung »der Kürzung »es Bezugspreises. Rr. 171 Dienstag den 25. Juli 1922. 81. Jahrgaug Amtlicher Teil. Ferkelmarkt ML - «z Dir M, MM tv -smiW 10 Mr aWia. Wilsdruff, am 22. Jul, 1922. «,75 Der Stadtrat. E«»M»»»M»W»»»WW»WW>»WWU»WW«>U««WMM»«W»W>M^^MlUWWW«^W»,^M»W«I MMWM »W ! »IN lasse reme yeufamen Entschlüsss zu. Werde Deutschland für längere Zeit in Ruhe gelassen, so würde es bald seine frühere industrielle Bedeutung wiedererlangen, damit aber auch in seiner Widerstandskraft gegen die Unmöglichkeiten des Versailler Vertrages erstarken. Also könne es die lemgt. Der Staatsches Pilsudski wird nunmehr die Bil dung eines über den Parteien stehenden Kabinetts vor nehmen. Die Drohung des populären Staatsoberhauptes mit dem Rücktritt, falls der unbeliebte Korfanty Minister präsident würde, ftheint zur Erledigung des Zwischenfalls wesentlich beigetragen zu haben. Die Erbitterung der Ar beiterschaft gegen die Ernennung Korfantys zum Minister präsidenten hatte sich bereits in einem großen Proteststreik Lust gemacht und würde durch die Demission des Staats präsidenten noch gesteigert worden sein. Kleine Zeitung für eilige Leser. Die Vereinbarungen des Garantiekomitees mit der deut schen Regierung über die Finanzkontrolle werden amtlich be kanntgegeben. Sie decken sich mit den schon bekannten Tat sachen. * Die deutsch-polnischen Verhandlungen in Warschau habet! ein beide Teile befriedigendes Vorabkommen gebracht. * Die Reparationskommisfion hat Österreich gewisse Er leichterungen zur Herstellung seiner Wirtschaft für «die Dauer von 20 Jahren gewährt. * Die Ministerpräsidentenkaudidatur Korfantys in Polen ist erledigt, Pilsudski bleibt Staatsches. * Orlando wurde mit der Bildung des italienischen Ka binetts betraut. * Der Generalstreik in Mailand ist beendet. In Piemont siebt das Ende des Streiks bevor. „Verfehlung". Unbekümmert um alles, was sonst ringsherum in der Welt vorgeht, hält der französische Ministerpräsident an seinem Ziel fest, es zu keiner Verständigung mit und über Deutschland kommen zu lassen. Den Moment, wo das Garantiekomitee seine mehrwöchigen Arbeiten in Berlin abgeschlossen und darüber an seine Auftraggeber berichtet hat, benutzt Herr Poincarö, um wieder mit der Hetz peitsche in der Hand an den Rand der europäischen Bühne vorzutreten. Er ist jetzt schon davon überzeugt, daß auf deutscher Seite die .vorsätzliche Verfehlung- vorliegt, von deren Feststellung der Versailler Vertrag weitere Straf maßnahmen gegen den Besiegten abhängig macht. Er Weiß heute schon, daß Deutschland seinen Bankrott vorsätz lich herbeigeführt habe, indem es seine den Entente-Regie rungen gegebenen Zusagen nicht erfüllt, bei der Einziehung der Steuern die Zügel am Boden schleifen läßt, sich Aus gaben leistet, auf die es unter den gegebenen Verhältnissen keinen Anspruch hat, und schließlich auch Vie Kapitalflucht gewähren läßt, als hätte es gar keine Rücksichten auf aus wärtige Gläubiger zu nehmen. Das alles sind für Herrn PoincarS bewiesene Tat sachen, ebenso bewiesen wie die alleinige Kriegsschuld, zu deren Anerkennung gegen Wahrheit und Würde man uns in Versailles gezwungen hat. Der französische Minister- Präsident hat diese seine Anschauungen in einer Note an den Vorsitzenden der Reparationskommisfion niedergelegt mit dem Auftrage, dafür zu sorgen, daß demgemäß von dieser Körperschaft verfahren werde. Ein Vorgehen, das zunächst in London mit Überraschung ausgenommen worden ist. Dort sieht man die Reparationskommlssion noch nicht als ein ausschließliches Instrument in den Händen der franzö sischen Regierung an. Nach dem Friedensvertrage ver körpert sie vielmehr einen Teil der Gesamtsouveränität der in ihr vertretenen Regierungen, und wenn Herr Poincarö sich herausnehmen will, sie an seinem Draht tanzen zu lassen, so wird es in den verbündeten Ländern darüber unzweifelhaft böse Gesichter geben. Besonnen, wie man in London nun einmal ist, will man deswegen nicht gleich mit spitzen Gegemeden antworten, macht aber kein Hehl aus dem beträchtlichen Mißtrauen, das diese Einwirkung auf Herrn Dubois notwendig Hervorrufen muß, und daß die ganze Reparationsfrage, wie Frankreich sie auch jet^ noch behandelt wissen möchte, ein sehr ernstes Aus sehen annchme. Gleichviel, ob es Herrn Dubois gelingt, die Mehrheit der Kommissionsmitglieder für seinen Stand punkt zu gewinnen oder nicht, den Gefahren der Lage werde so ganz gewiß nicht Rechnung getragen. Und hieß es noch vor einer Woche, daß die neue Begegnung Poin- carss mit Lloyd George in der zweiten Julihälfte vor sich gehen solle, so sieht es jetzt schon wieder ganz da nach aus, daß auch diese Zusammenkunft wieder verschleppt werden soll, bis es gelungen sein wird, sie völlig zwecklos zu machen. Seit Jahr und Tag schon treibt Frankreich dieses gleiche frevelhafte Spiel mit dem Erfolg, daß die Dinge immer nur noch schlimmer geworden sind. Nicht lange mehr, und niemand wird noch zu sagen wissen, was zur Abwendung der Katastrophe, der wir entgegentreiben, überhaupt noch geschehen kann. Helfen wird es auch nicht, daß ein Mann wie Frank Vanderlip, der sich von den führenden amerikanischen Finanzmännern am meisten persönlich um die Rettung Europas bemüht hat, gerade in diesem kritischen Augen blick wieder einmal seine warnende Stimme erhebt. Man hat bisher nicht auf ihn gehört, und so ist er zweifelhaft geworden, ob es überhaupt noch einen Zweck hat, zu Ein sicht und Vernunft zu raten. Wohl beginne man jetzt selbst in Frankreich die Notwendigkeit einer Abänderung des Versailler Vertrages zuzugeben, aber die furchtbare Angst der Franzosen vor der Möglichkeit einer deutschen Revanche Franzosen nicht reizen, Deutschland erst wreder leistungs fähiger werden zu lassen, weil sie fürchten müßten, daß sie dann erst recht nicht mehr zu ihrem Gerde kommen würden. An dieser Klippe, meint Vanderlip, scheiterten alle Ver- ständigungsversuche, denn eben aus diesem Grunde weigere .sich Frankreich, in eine Abschwächung des Friedensvertrages zu billigen, so lange das überhaupt noch zu verhindern sei, und deshalb werden keine Ausländsanleihen zustande kommen, da für diese eben die Revision des Versailler Ver trages unerläßliche Vorbedingung sei. Insbesondere für dis Amerikaner, die zu einer Niesenanleihe durchaus bereit und fähig seien, während sie kleine Hilfsoperationen als zwecklos ablehnten. Mit dem schönen Gerede von der Gemeinschaftlichkeit der Wirtschaftsintcressen Deutschlands und Frankreichs komme man nickst Weiler, denn cs treffe nicht den wahren Stand der Dinge. Wohl aber sei es richtig, daß bei einem völligen Versagen der deutschen Zahlungsverpflichtungen auch' Frankreich wie ein Karten haus züsammenbrcchen müsse. Daß er eine neue Revolu tion für Deutschland Voraussicht, wenn dem kommenden Elend nicht noch im letzten Augenblick vorgcbeugt würde, sei nur noch nebenher erwähnt. Kurz, dieser Amerikaner hat jede Hoffnung auf Rettung Europas schon so gut wie völlig ausgegeben. Das deutsche Volk aber kann und darf sie noch nicht aufgeben. Die letzte Entscheidung der Rcparationskom» Mission auf unser Stundungsgesuch vom 12. Juli ist uns bis Mitte August in Aussicht gestellt. Bis dahin kann durch Umlenkung zum inneren Frieden, wenn auch nicht viel, so doch immerhin etwas noch zu unserer Rettung getan werden. posiiifche Rurr-scha». Deutsches Mich. Die Nachprüfung der deutschen Finanzen. Amtlich wird der Wortlaut des Memorandums de- kanntgegeben, das die Garantiekommission der deutschen Regierung überreicht und dem diese beigetreten ist. Der Text bringt nichts Neues, sondern bestätigt lediglich die bisher schon bekanntgewordenen Feststellungen. Die Ant wortnote der deutschen Regierung ist bereits nach Paris abgegangen. In den Berliner Beratungen im Auswär tigen Ausschuß stellte die Regierung »est, daß die Zustim mung zu der Aufrichtung einer Finanzkontrolle nur im Zu sammenhang mit dem Moratorium zu denken sei. Sollte das Moratorium nicht zustande kommen, fo wäre selbst verständlich auch die Vereinbarung mit dem Garantir- komitee hinfällig. Die Wahl des Reichspräsidenten. Die ursprünglich für November vorgesehene Neuwahl des Reichspräsidenten sollte nach den neuesten Negierungs absichten auf einen Sonntag im Januar 1923 verschoben werden. Jedoch ist es zweifelhaft geworden, ob es zu dieser Neuwahl kommen wird. Denn, dem Vernehmen nach, beabsichtigt die demokratische Fraktion, einen Antrag einzubringey, die Amtsperiode des Reichspräsidenten um zwei Jahre zu verlängern. Die demokratische Fraktion hat sich bereits mit der bürgerlichen Arbeitsgemeinschaft in Verbindung gesetzt, und voraussichtlich werden das Zen trum und die Deutsche Volkspartei den demokratischen An trag unterstützen. OeutsH-sösterreich. X Wirtschaftliche Erleichterungen für die Regierung. Das Außenministerium erhielt eine Depesche des österrei chischen Gesandten in Paris, der znfolge die Reparations kommission beschlossen hat, dem Antrag der österreichischen Regierung auf Freigabe von Pfändern Folge zu geben. Die Neparationskommission hat jene Pfänder, die für die Zwecke der neuen österreichischen Notenbank erforderlich sind, auf die Dauer von 20 Jahren, hingegen jene Pfänder, die als Grundlage der geplanten ausländischen Anleihe dienen sollen, ohne zeitliche Einschränkung freigegeben. — Wie man dazu erfährt, kommen für die Notenbank die Zölle und Erträgnisse ans Forsten, Domänen und Salinen und für die zu erwartende ausländische Anleihe neben den Zöllen die Einnahmen aus dem Tabakmonopol in Betracht Polen. X Korfanty wird nicht Ministerpräsident. Da der Klub der Verfassungsfreuude Korfanty die weitere Unterstützung versagt hat, ist deffeu .Wahl zum Ministerpräsidenten er- Aus In- und Ausland. Berlin. Reichspräsident Ebert wird auf Einladung de- hamburgifcheu Senats am 17. August an dem Empfang im Rathaus teilnehmen, der anläßlich der Hamburger Überfeewoche statt find et. Berlin. Reichs arbeitsminister Dr. Brauns hat aus Ge sundheitsrücksichten einen längeren Erholungsurlaub ange- rreten. Braunschweig. Rcichstagswbgeordnetcr Heinrich Rieke - (S.P.D.) ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Den ersten deutschen Reichstag nach der Revolution hat Rieke als Alters präsident eröffnet. München. Die bayerische Regierung hat bei der Reichs- regierung die Nbhernfunades Grafen Zech, des Vertreters der Reichsregierung in München, verlangt. Die Abberufung hängt mit der Affäre des verurteilten Spitzels Leoprechting zusammen. Bremen. Der Senat hat die im Staatsgebiet bestehenden Ortsgruppen des Bundes der Aufrechten verboten und aufgelöst. Frankfurt a. M. Der Oderpräsident der Provinz Hessen- Nassau hat jede Veranstaltung, Feier und Sitzung usw. der Orts- und anderen Gruppen des Jungdeutschen Or dens in der Provinz Hessen-Nassau bis auf weiteres ver boten. Paris. Die Neparationskommission hat beschlossen, daß Deutschland in den Monaten August bis Oktober 1725 000 Tonnen Kohle und Koks zu liefern haben wird, darunter 620 000 Tonnen Koks und 100 000 Donnen Steinkohle für Koks bereitung. , Budapest. Alle Urheber der Bandenbewegung gegen die österreichische Grenze sind nunmehr verhaftet worden. Unter ihnen befindet sich ein Umversitätsprofesior, ein Geistlicher und mehrere Offiziere. Insgesamt find 7 Personen verhaftet worden. Melbourne. Das Bundesministerium hat es abgelehnt, die Ernennung deutscher Konsuln in Australien zu geneh migen. Neuregelung der Steuerabzüge. Gültig v o ni 1. August ab. Nach der vom Reichstag kürzlich -beschlossenen Novelle zum Einkommensteuergesetz beträgt der Steuersatz (Steuer abzug) jetzt 10 Prozent bis zu Einkommen von 100 000 Mark. Die zu zahlende Einkommensteuer ermäßigt sich um 480 Mark jährlich sür -den Steuerpflichtigen und für seins Ehefrau bei einem Einkommen dis zu 100 000 Mark, um 960 Mark für jedes zum Haushalt gehörige minderjährige Kind (bei Kindern unter 17 Jahren, auch wenn sie selbst Arbeitseinkommen beziehen) bei einem Einkommen bis zu 300 000 Mark und um 200 Mark bei Personen über 60 Jahre oder solchen, die erwerbsunfähig find, wenn ihr Einkommen 50 000 Mark nicht übersteigt und sich in der Hauptsache aus Kapitaleinkommen, Renten, Pensionen usw. znsammensetzt. Der 10-Prozeut-Steuerabzug vom Arbeitslohn er mäßigt sich demnach für den Steuerpflichtigen und seine Ehesrau um 40 Mark hei monatlicher, um 9,60 Mark hei wöchentlicher, um 1,60 Mark bei täglicher Lohnzahlung, bei stundenweiser Bezahlung um 40 Pfennig für je 2 an- gefangene oder volle Arbeitsstunden. EMfprechend er mäßigt sich der Steuerabzug für jedes Kind um 80 Mark monatlich, 19,20 Mark wöchentlich, 3,20 Mark täglich und 80 Pfennig für je 2 Arbeitsstunden. Hierbei werden aber Kinder, die selbst Arbeitseinkommen beziehen, nicht ge rechnet. Ferner gehen als Abgeltung der sogenannten Wer- bungskosteu vom Steuerabzug ab 90 Mark monatlich, 21,60 Mark wöchentlich, 3,60 Mark täglich oder 90 Pfennig für 2 Arbeitsstunden. Anträge auf Erhöhung der Wer- bungskostenabschreilmng sind zulässig, wenn die Kosten den Betrag von 10 800 um mindestens 1200 Mark über steigen. Die gewannten Sätze von 40 Mark (sür den Steuerpflichtigen» und dessen Ehefrau), 80 Mark (für jedes minderjährige Kind) und 90 Mark (Wcrbungs-kosteu) sind von der errechneten Steuer abzuziehcn. Diefe Vorschriften treten mit dem 1. August in Kraft mit Geltung bei jeder Lohnzahlung für den in der Zeit wach -dem 31. Juli 1922 gezahlten und sür den nach dem 31. IM 1922 fälligen Arbeitslohn.