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NMMNgeb Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff N.. 6 postscheckkento Dresden 264« Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Werleger ««d Dra»er: »r1h«r Zsch »« ke i» Wilsdrsff. BermlNvortlicher Schriftleiter: Herma«« LSssig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« Wilsdruff. Nr. 155 Donnerstag den 6. Juli 1822. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Einreichung derGerverbesteuererkliirrmg für das Rechnungsjahr 1922. Die Frist zur Abgabe der Gewsrbefteucrerkläcung für das Rechnungsjahr 1922 ist bis zum «»»»«»mm«««««»» IS >>»>»« 11 31. Juli dieses Jahres verlängert worden. Nossen, am 4. Juli 1322. ssi« Finanzamt. Wir bitten höflichst, Anzeigen bis vorm. 10 Uhr aufzngeben Srsttnichs AWte» Mfd. RWßebiet. Paris, 4. Juli. Frankreich enthüllt immer mehr die Ab sichten, welches es mit der Fortdauer der Besetzung Düsseldorfs und Ruhrorts verfolgt. Eine französische parlamentarische Kom mission bereiste kürzlich die Rheinlande und das Ruhrgebiet. Der Führer der Abgeordneten, der Präsident der Kammeriommission für Finanzen, erstattete einen Bericht über die Reise, in dem es heißt: Die Besetzung der Städte Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort bedeutet in den Händen Frankreichs ein Pfand von her vorragender Bedeutung für die Eintreibnug der Summe, welche Deutschland zu zahlen habe. Wenn Frankreich auch nicht das ganze Ruhrgebiet besetzt habe, so beherrsche es doch jetzt schon dessen ganze industrielle Produktion. Infolgedessen könnte nicht daran gedacht werden, dieses Pfand freizugeben, denn das Deutschland der großen Konsortien werden im Auslande stets Kredit finden. Heute könne Frankreich das Deutschland der Pro duktion zerstören. Es könnte ein Einvernehmen zwischen Deutsch land einerseits und den Alliierten anderseits mit einer dauernden Kontrolle der deutschen Produktion getroffen werden. Als Sicher heit müßten die deutschen Kapitalien dienen. * FrMMs Aist« durch De»tschlmd. Paris, 4. Juli. In dem heutigen Ministerrat, der unter Vorsitz Millerands tagte, gab Minister Le Troquer Kenntnis davon, daß die interministerielle Kommission unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Coirat, die mit der Prüfung des großen Arbeitsplanes beauftragt worden ist, der aus Grund des Art. 19, Anhang 2, Abschn. 8, des Versailler Vertrags mit Unterstützung Deutschlands ausgeführt werden soll, vorgeschlagen habe, sofort der Reparationskommisfion die Durchführung einer ersten Serie von öffentlichen Arbeiten vorzuschlagen. Der Ministerrat hat beschlossen, das aufgestellte Arbeitsprogramm der Reparations- kommisskon zu übermitteln, damit es ausgeführt werden könne. * * * Frankreichs Kriegsschulden gehen uns nichts an. Paris, 4. Juli. Der französische Senator Henry de Iove- nelle, Chefredakteur des „ Matin", rechnet in seinem Blatt heute heraus, daß Frankreich den Vereinigten Staaten 13 Milliarden Goldmark schulde, die in 25 Jahren zurückgezahlt und während dieser Zeit mit 4*/- Prozent verzinst werden müssen. Das ergebe eine Iahreszahlung von 876 Millionen Goldmark. An England schuldet Frankreich 11600 Millionen Goldmark, was eine Iahreszahlung von 781 Millionen Goldmark ausmache, im ganzen hätte also Frankreich jährlich 1657 Millionen Goldmark zu zahlen. Während es selbst, wenn Deutschland 3 Milliarden bezahle, gemäß dem Prozentsatz von Boulogne nur 1560 Mil lionen Goldmark erhält. Diese Statistik kann durchaus richtig sein, sie ist aber voll kommen bedeutungslos, weil Iovenelle bewußt die wichtige Tat sache vergißt, daß Deutschland für die Kriegsschulden, die Frank reich und England in Amerika aufnahm, in keiner Weise ver antwortlich sein kann. Dies ist eine ausschließlich innere An gelegenheit Frankreichs, um welche Deutschland sich gemäß den Bestimmungen des Waffenstillstandsabkommens und des Frie densvertrages nicht zu kümmern hat. Deutschland hat nur für die Wiederherstellung der zerstörten Gebiete aufzukommen. Aber die unglaubliche Verwirrung wird immer wieder begangen, die Reparationsschulden Deutschlands mit den Kriegsschulden Frankreichs gegenüber England und Amerika über ein und den selben Kamm zu scheren. Frankreich hat vollkommen die Grund lagen vergessen, auf welchen Wilson den Waffenstillstand ver mittelte. Wenn es sich heute durch seine Kriegsschulden gegen über England und Amerika bedrückt sühlt, so ist das seine An gelegenheit. Es stand in seiner Macht, schon 1917 Frieden zu schließen. Wenn es dies nicht tat, muß es trachten, für seine Kriegsschulden aufzukommen. Auf diesen Punkt kann in der Erörterung zwischen Deutschland und Frankreich nicht nach drücklich genug hingewiesen werden. Die Entente soll die Kohlenleistungen Deutschlands ermäßigen. Auf Antrag des preußischen Staatsministeriums will die Reichsregierung sich demnächst mit der Kohlenfrage Deutsch lands befaßen, da die Gefahr einer Kohlennot für den Winter besteht. Es soll bei der Entente der Antrag auf Ermäßigung der Kohlenlieferungen nach Verlust des wertvollsten Teiles von Oberschlesien gestellt werden WWW des »Mes HMettr. London, 4. Juli. Der politische Berichterstatter der Daily Mail meldet, daß eine wichtige Umbildung des Kabinetts ge plant werde. Es verlaute, daß die davon betroffenen Mitglieder Lord Curzon, Lord Balfour, der Präsident des Handelsamtes Baldwin, der Staatssekretär des Innern Shortt und der Par lamentssekretär des Schatzamtes Mac Curdy feien. Curzons Krankheit fei ernster, als man glaube. Man könne annehmen, daß Balfour das Amt des Staatssekretärs des Aeutzern end gültig übernehmen werde. Anfragen im Unterhause. London, 3. Juli. Im Unterhaufe fragte Kennworthy, ob Poincars, bevor er London verließ, eine Note an die britische Regierung namens der französischen Regierung unterzeichnet habe, in der er erklärt, daß der Friedensvertrag das Recht habe, im Falle einer Nichterfüllung seitens Deutschlands alle Zwangsmaßnahmen zu ergreifen, die Frankreich gegen Deutsch land für geeignet halte, ferner ob die britische Regierung diese Note beantwortet habe, und wenn ja, was und welches die Haltung der britischen Regierung zu dieser Forderung sei. Lloyd George erklärte: Ueber diesen Gegenstand ist ein Schriftenwechsel zwischen den beiden Regierungen ausgetauscht worden. Ich bin vollkommen bereit, die wichtigen Papiere zu veröffentlichen sobald die Zustimmung der sranzösischen Regie rung dazu erreicht ist. Im Verlauf der Unterredung, die ich in London am 19. Juni mit Poincarä hatte, hat dieser die Hoffnung ausgesprochen, daß, wenn weitere Sanktionen ange wandt werden müßten, dies gemeinschaftlich geschehen werde. Wedgwood fragte an, ob dem britischen Botschafter in Berlin, Lord d'Abernon irgendwelche Anweisung gegeben worden fei, hinsichtlich der Haltung, die er einnehmen sollte, falls in Deutsch land ein Aufruhr von der Art des Kapp-Putsches ausbrechen sollte, der dem Fortbestand der deutschen Republik wahrschein lich verderblich sein würde. Lloyd George antwortete: Wedgwood darf versichert sein, daß der britische Botschafter in Berlin in enger Fühlungnahme mit dem britischen Auswärtigen Amt über alle die britische Regierung interessierenden Dinge steht. Wenn aber eine reak tionäre Bewegung, die den vertraglichen Verpflichtungen Deutsch lands feindlich ist, etwa Erfolg haben sollte, so würde dadurch zweifellos eine ernste internationale Lage entstehen, und die Alliierten könnten gegen ein solches Ereignis nicht gleich gültig sein. Ser letzte MiMmechsel i» Mrschlesi«. Beuchen (O.-S.), 4. Juli. Montag vormittag um 10 Uhr holten die Engländer die drei Fahnen der Alliierten nieder, wobei eine englische Kompagnie präsentierte. Darauf wurde die schwarz- rot-goldene Reichsflagge gehißt. Auch hierbei präsentierte die englische Kompagnie, während die ausländischen Offiziere Ehren bezeugungen erwiesen. Die nach vielen Tausenden zählende Menge brach in begeisterte Hochrufe aus. Oberbürgermeister Dr. Stephan richtete an die Bevölkerung eine kurze Ansprache, die in ein Hoch auf das deutsche Vaterland ausklang. Nach dem Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles" grüßte der Vertreter des Landkreises Beuthen die Fahne und brachte ein dreifaches Hoch auf die oberschlesische Heimat aus. Die Mit glieder der interalliierten Kontrollkommission und der Rest der englischen Besatzungstruppen haben die Stadt verlassen. Die Bevölkerung ist in gehobener Stimmung; die Häuser tragen reichen Flaggenschmuck. In Gleiwitz wurde der Flaggenwechsel in schlichter Weise vollzogen. Interalliierte Truppen waren nicht ausgebvten; an der Feier nahmen nur Vertreter der städtischen Behörden teil. Die Mitglieder der interalliierten Kommission und die letzten Besatzungtruppen verließen nach Uebergabe der Regierungs gewalt an die deutschen Behörden die Stadt. Unter der Bevöl kerung herrscht Jubel. Zm MMg «s Me». Berlin. Zum Anschlag auf Harden werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Harden befand sich gegen 8,30 Uhr auf dem Wege zu feiner Wohnung in der Wernerstraße im Grune wald. Auf dem Dachsberg in Grunewald wurde er von zwei jungen Leuten angehalten, die mit Gummiknüppeln auf ihn ein schlugen. Harden trug dabei fünf schwere Verletzungen davon. Er wurde in bewußtlosem Zustande in seine Villa in der Werner straße gebracht. Die Tochter, die ihn in Empfang nahm, eilte sofort zur Polizei, benachrichtigte diese und lief dann sofort zum Grunewald-Sanatorium, um von dort ärztliche Hilfe zu holen. Darauf eilte sofort Geheimrat Borchardt in die Villa und ver band den Schwerverletzten. Harden befand sich, als der Arzt eintraf, bei vollem Bewußtsein. Die Verfolgung der Täter wurde fofort von der Polizei aufgenommen und zwar wurde ein Bursche mit einem Gummiknüppel aufgegriffen, der vermutlich einer der Täter fein dürste. Borchardt verweilte bis in die späten Abend stunden am Bette des Schwerverletzten, der infolge des starken Blutverlustes und des dadurch eingetretenen Schwächezustandes die Besinnung wieder verloren hat. Infolgedessen hat ihn Ge heimrat Borchardt in seine Klinik überführen lasten. Berlin, 4. Juli. Die eingehenden Ermittelungen haben bereits zu einer Aufklärung des Anschlags auf Maximilian Harden geführt. An dem Anschlag hat neben dem fest genommenen landwirtschaftlichen Beamten Herbert Weichardt der Oberleutnant a. D., jetzige Kaufmann Walter Ankermann, geb. am 21. April 1898, teilgenommen. Der Letztgenannte hat mit einem sogenannten Totschläger auf den Kopf Hardens ein geschlagen, während Weichardt aufpaßte, um Ankermann vor Ueberraschungen zu sichern. Es ist bereits erwiesen, daß die beiden Attentäter den Anschlag nicht aus eigenem Entschluß ausgeführt haben, sondern daß sie zu dem Attentat von einer hinter ihnen stehenden geheimen Organisation bestimmt worden sind. Ankermann hält sich nach den bisherigen Feststellungen sicher noch in Berlin auf. Auf seine Ergreifung ist eine Beloh nung von 10 000 -F ausgesetzt. - Berlin, 4. Juli. Der Täter, der den Schriftsteller Harden mit einem Totschläger niederschlug, konnte bisher noch nicht gefaßt werden. Das Befinden Hardens ist leidlich und gibt zu Besorgnis keinen Anlaß. Durch operativen Eingriff mußten dem lleberfallenen mehrere Knochensplitter aus dem Schädel entfernt werden. Der als Mittäter verdächtigte Verhaftete Weichardt ist von mehreren Personen mit Bestimmtheit als einer der jungen Leute erkannt worden, die in den letzten Tagen die Lebensgewohnheiten Hardens sorgfältig beobachteten. In seinem Besitz fand man einen gleichen Totschläger wie er beim Attentat auf Harden gebraucht wurde. Eine Verhaftung zum Rathenaumord in Allenstein. Allenstein, 4. Juli. Nach Mitteilung der Polizeiverwal tung ist gestern auf Veranlassung des Berliner Polizeipräsidiums ein junger Mann unter dem dringenden Verdacht der Mitwisser schaft an der Ermordung Dr. Rathenaus festgenommen worden. Wie das „Allensteiner Volksbl." erfährt, handelt es sich um einen ehemaligen Offizier namens v. Oppen, der jedoch weder tn verwandtschaftlicher noch in irgendwelchen anderen Bezie hungen zu dem Regierungspräsidenten v. Oppen steht. Eis BMruMij «f dir Mmtzemer Bslkshm. Mannheim, 4. Juli. Ein Bombenanschlag ist gestern abend 9.15 Uhr auf das im Zentrum der Stadt gelegene Gewerkschafts haus, dem sogenannten Volkshaus, verübt worden. In der großen Toreinfahrt, die von der Straße in den Hof des großen mehr stöckigen Gebäudes, eines Eckhauses, führt, wurde eine Bombe zur Explosion gebracht. Durch die Gewalt der Explosion wurde die eine Außenwand des großen Versammlungssaales eingedrückt. In dem Saale fand gerade eine Versammlung des Schuhmacherverbandes statt. Der Teilnehmer, die zu etwa Zweidrittel aus Frauen und Mädchen bestanden, bemächtigte sich eine Panik. Sie flüchteten laut schreiend durch die Fenster auf die Straße. Trotz der Schwere der Explosion, deren Knall bis in die Vorstädte ver nehmbar war, hat der Anschlag glücklicherweise kein Todesopfer gefordert. Es wurden nur einige Personen durch Glassplitter verletzt, dagegen ist der Gebäudeschaden sehr groß. Die im Erdgeschoß befindlichen Wirtschafts- und Versammlungsräume sind sehr stark beschädigt. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur. Die Polizei, die mit einem starken Aufgebot an dem Tatort erschien und strenge Absperrungen vornahm, hat sofort umfangreiche Ermittelungen eingeleitet. Zahlreiche Schutz patrouillen streifen die nähere und weitere Umgebung des Tat ortes ab. Die Erregung in der Arbeiterschaft über diesen An schlag ist sehr groß. MdermW zm Schutze der ReusM. Berlin, 4. Juli. Der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Vorstand des Afabundes und die Vor stände der drei sozialistischen Parteien haben folgende Forde rungen an die Reichsregierung und den Reichstag beschlossen: