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»MrAMÄ Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Fernsprecher Wilsdruff N, . 6 Postscheckkonto Dresden 2640 Sonnabend de» 24. Juni 1S22. Nr. 145 81. Jahrgang Amtlicher Teil Meißen, am 21. Juni 1922. ssw Die Amtshauptmannschaft — Bezirksamt für Kriegerfürsorge. Beschädigte, die eine Rente von weniger als 50 v. H. beziehen, (Leichtbeschädizte) und erwerbsfähig» Witwen können auf Antrag vom 1. Juli 1922 ab ebenfalls Teuerungs- zuschüfse erhalten, wenn sie trotz eifrigen Bemühens und trotz der Mitwirkung der Für. sorgestrlle eine regelmäßige Erwerbstätigkeit nicht haben aufnehmen können und wenn sie neben der Rente ksin Einkommen saus Arbeit, Kapitalzinsen, Pensionen usw j haben, das die jeweiligen Höchstsätze der Erwerbslosenunterstützung um mehr als tv Hälfte übersteigt. Antragsvordrucke sind bei der zuständigen Gemeindebehörde oder beim Bezirksamt für Kriegerfürsorge zu entnehmen. Sie TeuemgszusWe an MMmntMWsöWr sind erhöht und der Personenkreis der Empfangsberechtigten ist erweitert worden, um der aus Anlaß des raschen Fortschreitens der Teuerung in weitesten Kreisen der nicht erwerbs tätigen Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen sowie Altreniner herrschenden Not« läge Rechnung zu tragen. Neben den bisher Empfangsberechtigten, denen die Zuschüsse von Amtswegen weiter- gezahlt werden, können ab l. Juli d. I. auch solche Schwerbeschädigte, Altreniner und Witwen auf Antrag Teuerungszuschüfse erhalten, deren Einkommen ohne die Versorgungs- gebührnisie die jeweiligen Höchstsätze der Erwerbslosenunterstützung um nicht mehr als die Halst« (bisher ein Drittel) übersteigt. Vorschüsse für Nuhegehaltsempsänger. Damit auch die Ruhestandsbeamten usw., soweit mög lich, schnell in den Genuß der ihnen vom 1. T^ril und 1. Mai 1922 an zustehenden Erhöhung ihrer Versorgungs- gebührnisse treten, sind die Zahlstellen der Eisenbahnver- waltung angewiesen, den Ruhegehaltsempfängern, Warte- geldempfängern und Hinterbliebenen sofort einmalige Vor schüsse auf diese Erhöhung zu zahlen. Ausgenommen sind die Empfänger, denen die Versorgungsgebührnisse nur auf bestimmte Zeit oder nur nach den Satzungen ehemaliger Privatbahnpensionskassen bewilligt worden sind. Die Ge bührnisse dieser Empfänger werden indes vorzugsweise umgerechnet werden, sobald die allgemeinen Anweisungen ergangen sind. Die Reichsrcgierung bewilligt die BeamtengehSlter. Nunmehr hat auch das Reichskabinett der Erhöhung der sämtlichen Beamtengehälter zugestimmt. Es erfolgt ein Teuerungszuschlag von 40 Prozent; alle Beamten der selben Gehaltsklasse erhalten den gleichen Zuschlag. Gleich zeitig ist für die Beamten der Reichsministerien ein« Ministerialzulage bewillgt worden. Auf diese Weise will man die besten Beamten in die Ministerien ziehen und den Andrang zu den Ministerialstellen vergrößern. Weiter hat das Kabinett die Kinderzulage um 40 Prozent erhöht. Diese Zulage hat bisher keine Erhöhung erhalten. Verständigung über die Kohlenlieferungen. Mehrere Mitglieder des in Berlin weilenden Garan- tiekomitees haben sich mit der Reichsregierung hinsichtlich der rückständigen Kohlenliefcrungen ins Benehmen gesetzt. Es ist eine Verständigung angebahnt worden, wenngleich formelle Vereinbarungen noch nicht vorliegen. Wie es heißt, sei aber die Verständigung nicht möglich gewesen, ohne der deutschen Industrie wesentliche Opfer aufzuer- legen. Die neuen Löhne der StaatZarbeiier. Im Neichsfmanzministerium sind die Besprechungen über die Lohnerhöhung für die Reichs- und Staatsarbei- ter zu Ende gegangen. Die Erhöhungen sind entsprechend den Aufbesserungen der Beamtengehätter vorgenommen worden. Für alle Ortsklassen wurden folgende Erhöhun gen vorgenommen: Für Lohngruppe 1: 3,70 Mark, für Lohngruppe 2, 3 und 4: 3,60 Mark, für Lohngruppe 5r 3,55 Mark, für Lohngruppe 6: 3,50 Mark für Lohngruppe 7: 3,45 Mark. Die Kinderzulage wurde von 1 Mark auf 1,20 Mark erhöht. Sechzig Papier-Milliarden Zwangsanleihe: Im Neichstagsausfchuß für Steuerfragen entspann sich eine ausführliche Debatte darüber, ob der Betrag, den die Zwangsanleihe erbringen soll, auf den Gegenwert von einer Milliarde Gold festzusetzen fei, oder in einem ent-^ sprechenden Betrage Papiermark. In der Abstimmung wurde ein Antrag Becker-Hessen (D- Volksp.) angenom men, der das Ergebnis der Zwangsanleihe auf 60 Mil« ltardenPapiermark festgesetzt. Gegen diesen Antrag stimmten die Sozialdemokraten und die Unabhängigen. Auf dem Leipziger Gewerkschaftskongreß referierte Professor Sinzheimer über das zukünftige Arbeitsrecht in Deutschland, wobei er ein Arbeitsamt als politische Rundschau. Deutsches Reich. dem Drucke einer 15jährigen Besatzung. Das Saarland muß beides über sich ergehen lassem Der Sinn dieser „Re gelung" liegt klar zutage. Man konnte, nachdem einmal das Nattonalitätenprinzip wenigstens formell verkündet war, dieses Land nicht ohne weiteres rauben. Eine so fortige Abstimmung hätte diese Raubabsichten glatt ver eitelt, da die Bevölkerung fest am deutschen Reiche hält. Also setzte man das unglückliche Land erst dem Fegefeuer einer 15jährigen Befatzungszeit, ja gewissermaßen einer probeweisen Lostrennung vom Reiche aus, um dann durch eine Abstimmung die Entscheidung in dem in Paris ge wünschten Sinne zu erzielen. Man hat auch in der Tat nichts versäumt, um die Vorbereitungszeit auf die Ab stimmung zu einer Leidenszeit für Land und Volk auszu gestalten, von der man offenbar erwartet, daß in ihr der nationale Gedanke bei den Saarländern langsam erstickt und ausgerottet werden kann. Dr. Rathenau hatte ein reichliches Material zur Verfügung, um in seiner Rede nachzuweisen, wie die Verwaltung des Saargebietes mit ihren unhaltbaren politischen Einrichtungen, mit den Zwangsmaßregeln im Wirtschaftsleben und im Schul wesen, mit der offensichtlichen Bevorzugung alles dessen, was französisch ist, den Grundsätzen des Völkerrechts und des für das Saargebiet zurzeit verantwortlichen Völker bundes glatt zuwiderläuft, und wie sich alles in allem Im Saargebiet „das typische Bild einer Fremdherrschaft" er gibt. Vertragswidrig ist es, daß noch immer französische Truppen im Lande stehen, vertragswidrig sind die fran zösischem Schiedsgerichte, vertragswidrig vor allem die Massenausweifung derjenigen deutschen Bewohner, die den französischen Bedrückern irgendwie unbegucn; geworden sind. Ohne Vertrauen steht die Bevölkerung der zumeist landfremden Verwaltung und Regierung gegenüber, aber sie hat es nicht aufgegeben, immer erneut Leim Völker bund gegen die unerträglichen Zumutungen, die an sie ge stellt werden, Protest zu erheben. Die Reichsregierung wird und darf in diesem Ab wehrkampfe nicht hinter der tapferen und treuen Saarbe- völkerung zurückbleiben. - Dr. Rathenau gab in dieser Hin sicht klare und beruhigende Erklärungen ab- Das ganze deutsche Volk aber muß die bedrängten Brüder an der Grenze wissen und empfinden lassen, daß es fest an ihrer Seite steht. Nur in diesem Bewußtsein wird das Saar- gebict die Kraft finden, tiber eine schwere Leidenszeit hin weg für immer am Deutschen Reiche festzuhalten. Havenstein über den Markkurs. In einer Besprechung zwischen dem Reichskanzler und dem Reichsbankprästdenten Havenstein erklärte dieser, man könne noch nicht voraussehen, welche Entwicklung Ler Markturs neh men werde. Nach feiner Auffassung sei es schwierig oder sogar unmöglich, in Zeiten mit starken Kursschwankungen durch Stützungsaktionen den Kurs der Matt einigermaßen stabil zu halten. Sollte in der Tat ein Mattsturz eintreten, so ist amL nach Ansicht des Reichsbankpräsidenten keine Möglichkeit ge geben, die bisherigen Finanzpläne durchzusühren. unternehmen sollten, um das deutsche Budget ins Gleich gewicht zu bringen. Es sei also Pflicht, so weit man dazu imstande sei, die Hemmnisse zu beseitigen, die die Bewilli- gung einer Anleihe verhinderten. WisAsraufnahme der Anleihepläne? Befürwortung aus Frankreich. Sowohl in Paris wie in London wird die Meinung lebhaft vertreten, daß die Bemühungen, eine Anleihe für Deutschland zustandezubringen, alsbald wieder ausgenom men würden. Das kürzlich resultatlos auseinandergegan gene Bankierkomitee würde, wie auch Pariser amtliche Kreise bestätigten, alsbald wieder einberusen werden. Es soll eine neue Besprechung abhalten unter dem Gesichts punkt, eine Verminderung der Kriegsschulden Deutsch lands in Verbindung mit den alliierten Kriegsschulden zu erzielen. Aus London wird über angeblich amtliche Er klärungen berichtet, nach denen die Aufnahme einer An leihe für Deutschland in allernächster Zeit unbedingt notig ist. Man vertritt die Ansicht, daß nichts getan werden dürfe, ui» das Zustandekommen einer Anleihe irgendwie zu verhindern. Das Fehlschlägen der Bemühungen des Vankierkomitccs in Paris dürfe nicht entmutigen, andere Methoden ins Auge zu fassen, die zum Ziele führen könnten. Und der Berichterstatter der „Times" meldet aus Paris, Frankreich werde alle neuen Anleiheversuche bis zum äußersten Matz fördern. Man sei der Ansicht, daß Poincarö und Lloyd George eine Vereinbarung in dieser Frage erzielt hätten. Einv Einladung an die Bankiers würde daher wahrscheinlich zu einem viel früheren Zeit punkt erfolgen, als angenommen wurde. Der Pariser „Temps" sucht in einem viel beachteten Leitartikel den Nachweis zu führen, datz die einzusetzende Kontrolle nicht genüge und daß Deutschland eine Anleihe erhalten müsse. Man könne sagen, daß die Anleihe unerläßlich sei für den Erfolg der Kontrolle, und wenn die Mark einen Sturz er leide. dann lebe man nicht recht ein, was die Kontrolleure Sir Leidenszeit des Saarlandes. Mit wie unerbittlicher Konsequenz und Härte der Ver sailler Vertrag unser gequältes Vaterland zwingt, einen wahren Passionsweg von Demütigungen und Verlusten zu gehen, das wird den meisten Deutschen erst im Laufe dei Jahre bewußt, wenn trotz der langen Zeit, die nun seil dem sogenannten Friedensschluß verstrichen ist, immer und immer wieder ein neues Joch sich auf unsern Nacken legt, immer wieder neue Forderungen an uns herantreten, die sich angeblich auf ein Recht aus dem Versailler Diktat gründen, immer wieder neue Klagen aus den am schwer sten betroffenen Grenzlanden herüberklingen, in denen ein zerstörungssüchtiger Nachbar seiner Katastrophenpolitik am ungehemmtesten den Lauf läßt. Noch stehen wir mitten in den schmerzlichen Tagen, in denen der Pole eine deutsche Stadt nach der andern in dem losgerissenen Teile des deut schen Oberschlesien von seinen Truppen in Besitz nehmen läßt, und schon müssen sich unsere Augen vom Südostzipfel des Reiches nach seiner Westgrenze richten, wo, im Wirbel der andern allzu drängenden Sorgen viel zu wenig be achtet, das deutsche Volk des Saarlandes in zähem gedul digen Abwehrkampf eine lange Leidenszeit durchmachen muß, deren Summe von Ungerechtigkeit und Bedrückung eine Schmach für die „Sieger" bedeutet, auf deren Schuld- konw sie zu buchen ist. Wie stark man, trotz einer oft beklagten, aber doch nur scheinbaren Gleichgültigkeit gegen das Schicksal des Saar gebietes, in allen Kreisen des deutschen Volkes die natio nale Not und Bedrückung dieses Landes empfindet, das bewies die Neichstagssitzung, in der der Außenminister Dr. Rathenau aus Anlaß einer Interpellation des Zen trums eine eingehende, von starkem Natioualbewußtsein getragene Rede über die Zustände im Saargebiet hielt. Selbst die äußerste radikale Linke, die bei solchen Anlässen gern die einmütige Stimmung des Hauses zu stören Pflegt, hielt sich diesmal zurück, und im ganzen Parlament stimmte man mit den Worten des Ministers überein, als dieser zum Schluß mit Stolz auf die Tatsache hinwies, daß die Bevölkerung des Saargebiets in den schweren Jahren der Fremdherrschaft, von denen erst wenige vorübergegangen find, sich um so fester zusammengeschlossen hat, um das zu wahren, was sie als ihr höchstes Gut betrachtet: thr Deutschtum! Ich stehe daher nicht an, so sagte Dr. Rathe nau, zu erklären, daß die Deutschen an der Saar dem gan zen deutschen Volk Vorbild und Muster sind. Das deutsche Volk und die Neichsregierung wissen schon heute, was sie an der Bevölkerung des Saargebiets haben. Ihr muß ihr bestes Wollen und Können gelten in der Hoffnung auf den Lag, an dem auch äußerlich die Wiedervereinigung voll zogen werden wird. Das Saargebiet ist insofern vom Versailler Vertrag mit dem schwersten Schicksal belastet worden, als dort eine raffiniert ausgeklügelte Verbindung von Zwangsvorschrif ten besteht, die den ganz offensichtlichen Zweck verfolgt, die ses rein deutsche Gebiet langsam zu zermürben und dann noch unter einem Schein des Rechts vom Reiche loszurei- ßen. In mehreren Grenzlanden, in Schleswig, in Ost- und Westpreußen, in Oberschlesien waren Abstimmungen über die Staatszugehörigkeit beschlossen. Im Rheinlands, wo eine solche nickt in Fraae kommt, seufzt das Volk unter Meine Zeitung für eilige Lese-. * Der Steuerausschuß des Reichstages hat den Ertrag der Zwangsanleihe aus 60 Milliarden Papiermark begrenzt. * Das Reichskabinett hat beschlossen, die Bezüge der Reichs- beamtcn für den Monat Juli bereits am 24. Juni auszahlen zu lassen. Preußen hat die gleiche Anordnung getroffen. * Auch das Reichskabinett hat der Erhöhung der Beamten gehälter in der bekanntgewordenen Abmessung zngesttmmt. * In Londoner amtlichen Kreisen wurde die Aufnahme einer Anleihe für Deutschland in allernächster Zeit für unbedingt not wendig erklärt. * Zwischen Paris und London sind Verhandlungen ange bahnt, wonach die Franzosen freie Hand gegen Deutschland verlangen und dafür den Engländern Zugeständnisse im Orient machen wollen. . * Der deusch-polnische Amnestievertrag Ist zwischen dem deutschen Gesandten Eckard und dem polnischen Minister Seyda abgeschlossen worden. Erschein! seit dem Jahre 1S41 Srscheini täglich mit «ugnahmr der Sann- und Festtag» nachmittag« 1 Uhr für den folgenden Tag. Sezugsprelg bei Selbstabbolung monatltch Ml„ durch unsere AuKräger zugetragen In der Stadl monatlich Ml., auf dem Lande Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich Ml. mit Zustestungogebühr. Aste Postanstalien und Postboten sowie unsere Austräger und DeschLstofielie nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Fast« HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger Vetrieb«stSrungen hat der Lezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de« Lezugspretsed. ZnserttonHreK Ml. für ble S gespaltene Korpus,eile ober deren Raum, Rellamen, die r spalstge Korpudzeile Ml. Sei Wiederholung und Zahr««aufirag entsprechender Preisnachlaß. Belanntmachungen im amtlichen Teil snur »ori LehSrden) die r gespalten« Korpuszeile Ml. Nachweisungs-Gebühr SO Psg. Anzeigenannahm« bi« »ormlsta^ 10 Uhr. 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