Volltext Seite (XML)
Der Loise., Führer auf dem Meer e.> s. Hamburg, im Junk. 1 Die Katastrophe, von der vor einigen Tagen der bra silianische Dampfer „Avare" betroffen wurde, und andere Schiffsunfälle der letzten Zeit, die sich zum Teil gleichfalls ganz in der Nähe von Küsten zutrugen, haben das Augen merk wieder einmal auf den Lotsen, den „Führer der Schiffssührer", gelenkt. Im Binnenland pflegt man sich vom Lotsen und von seiner Tätigkeit nur eine sehr unklare Vorstellung zu machen. Liegt doch dieser Beruf und seine Ausübung allzu sehr außerhalb der Tageseindrücke, als daß man sich häu figer irgendwie mit ihm beschäftigte. Wesentlich anders ist das in den Küstenbezinken. Hier ist ein Teil der Be völkerung schon der Schiffahrt wegen stärker an der Aus übung des Lotsengewerbes interessiert, weiterhin aber spielen berufliche und verwandtschaftliche Beziehungen der Familien in den Hafenorten mit; kurz, man weiß dort lehr genau die Wichtigkeit des Lotsenberufes zu schätzen. Für den Seemann, den Kapitän, den Führer des Schiffes, ist der Lotse schlechthin das, was für den Berg steiger, den Hochtouristen der Bergführer ist. Hier wie dort ein Wegweisen durch gefahrstrotzende Stellen, ein zuverlässiges Hinführen an gewünschte Orte. Und hier wie da bei einem Äusschalten des Führers, des Lotsen, oder auch durch sein Versagen ständige Gefahr mit katastro phalen Folgen. Während aber der Tourist im Hochgebirge nur sich selbst, nur sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, kommt beim Schiffssührer noch das der Mannschaft, der Passagiere, hinzu. Bei den großen Kriegs-, Handels- und Passagierdampfern sowohl wie bei kleinen Fahrzeugen be steht deshalb für den Kapitän die Verpflichtung, die Hilse des Lotsen sowohl an sonnenklaren Tagen wie bei stürmi scher, regenfeuchter, nebelkalter Nacht in Anspruch zu nehmen. Das ist schon im Heimatshafen unumgänglich notwendig, geschweige denn in fremden Gebieten, wo der Seemann mit den Tücken der Küstengewässer noch viel weniger bekannt und vertraut ist. Wie alles andere, so hat auch das Lotsenwesen nach und nach sich zu seiner heutigen Bedeutung entwickelt. In früherer Zeit, als der Schiffsverkehr noch verhältnismäßig gering an Umfang war, auch die Schiffe selbst noch klein waren, genügten ein paar orts- und wasserkundige Leute an Bord des Schiffes, um dieses durch die Küstenschwierig keiten Hindurchzulotsen. Neben dem als Tiefenmesser dienenden Lot boten ihnen Baulichkeiten und Bäume leid lich zuverlässige Anhaltspunkte. Doch schon an einem gänz lich fremden Ort genügten solche Wegweiser nicht mehr, und die Leuchttürme, die an Küstenvorsprüngen oder auch mitten im Wasser standen, dienten nur einer Orientierung in großen, weiten Umrissen. Die enorme Vermehrung der Schiffszahl, der rege Verkehr auf See in der Nähe der Hafenorte, ganz besonders aber die Größe und der starke Tiefgang der heutigen Schiffstypen forderten eine größere Umsicht und Aufmerksamkeit. Aus der Küstenbevölkerung, aus alten Seeleuten heraus bildeten sich die Wasserführer, die Lotsen, die das Schiff vor seinem Einlauf in die Hafen gewässer zu sich heranrief, von denen es durch die Fähilich- keiten glücklich hindurchgesteuert und so seinem Ziel unbeschädigt zugeführt wurde. Im Zeitalter der Dampf schiffahrt wurde der Lotse somit zu einem sehr gewichtigen Faktor, ohne den an ein Einlaufen in den Hafen, durch eine Schleuse oder in eine Flußmündung gar nicht mehr zu denken war. Ein Festsitzen, ein Zusammenstoß mit anderen Fahrzeugen, ein Auflaufen und Stranden auf Un tiefen, ja ein Verschlingen von Schiffet und Kahn durch irgend einen sonstigen unglücklichen Zufall lag in greif bar deutlicher Nähe. Diese an vielen Beispielen kundgewordenen Gefahren hatten zur Folge, daß behördlicherseits die Anmusterung eines Lotsen den Schiffen zuv Vorschrift gemacht wurde. qMWMMWWWMWWMWWWWWWMSWlWMM»»!! Gräfin Laßbergs Enkelin. 34) Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) „Schweig," fuhr er sie heftig an, „wenn du mir weiter nichts zu sagen hast, Kleine! Spare !ir das Schulmeistern, es steht dir gar nicht!" setzte er milder hinzu, da er Tränen in ihren ängstlichen Augen blin ken sah. Heftig preßte er ihre Hand. „Ich Habe eine so rasende Sehnsucht nach diesem süßen Munde, der immer so klug sprechen kann und doch lieber töricht küs sen sollte!"' Er drängte sich an sie heran, und sie fühlte seinen heißen Atem. „Küsse mich wieder, du Süße, dann wird alles gut." „Lutz, du beleidigst mich, und ich meine es doch so gut!" sagte sie empört. „Heute ist nicht zu reden mit dir, Adieu!" Yvonne ließ den jungen Offizier stehen und ging davon. Nach wenigen Schritten sah sie sich um. Er stand noch immer auf derselben Stelle und 'darrte ihr nach. Etwas Gehetztes, Ruheloses lag in seinen Zü gen, und sie hatte Anast. Am liebsten wäre sie um gekehrt, hätte ihn am Arm gefaßt, ihn gerüttelt: „Lutz, sag mir doch, was mit dir ist, ich Weiche nicht von dir, ehe du nicht gesprochen!" Doch die Zeit drängte. Es war gleich sechs, und sie hatte mit Konstanze noch einige Weihnachtsbesor gungen zu machen. Die Damen hatten diesmal einen größeren Wunsch, den sie sich auch ohne weiteres er füllten: ein Automobil! Beinahe kindlich freuten sie sich, als der elegante Kraftwagen zum ersten Male in ihrem Hause einfuhr — als ihr Eigentum! Ein wenig ängstlich waren sie ja, was wohl Lo thar sagen würde! Sie hatten sich Wohl ^ehütet, ihn zu fragen. Er mußte sich eben mit der Tatsache abfin- bcn. Zum Glück war er vom 20. Dezember bis 8. Ja- nuar verreist — und wenn er zurückkam, konnte er nichts mehr an dem Geschehenen ändern. Lothar war ganz mit sich zerfallen; .r mußte einige Wochen fort — andere Luft, andere Umgebung haben. Der Gedanke an Yvonne ließ ihm keine Ruhe finden. Warum ließ er sich von einem Phantom quälen? Sie war ihm doch keine Treue schuldig gewesen. Wenn er jetzt sprach, konnte noch alles gut werden! Aber es war da etwas zwischen ihr und Baron Brücken, das ihn fast bis zum körperlichen Schmerz quälte. Was er mit seinen eigenen Augen gesehen, was er gehört, das.war da — das war ein Hirnge spinst, das ließ sich nicht wegbringen. Wie eine Maner trennte es ihn von dem geliebten Mädchen! Lothar war zurückgekshrt. Die drei Wochen, die er in großer Zurückgezogenheit in einer stillen Pension nor oer Aufnahme ihres Gewerbes haben die Lotsen eine Prüfung in der örtlichen Wasserkenntnis und ihrer sonsti- s gen Zuverlässigkeit über sich ergehen zu lassen. Einzelne Hafen- und Wasserbehörden fordern zudem, daß das an kommende oder auslaufende Schiff sich derjenigen Lotsen bedient hat, die ihm die Hafenbehörde zuweist. Das Schiff bekommt den für das einschlägige Wassergebiet geprüften Lotsen zugesandt. Nicht anders ist es zumeist bei den Kriegsschiffen. Auch hier verfügen im eigenen Laude die Marinebchörden in der Regel über den das Schiff ein- und ausloisenden Führer. Wo ein solcher Lotsenzwang nicht besteht, haben große Schiffahrtsgesellschaften häufig für ihre Zwecke auch ihre eigenen Lotsen, die dann zu ge gebener Stunde in Tätigkeit treten. Darüber hinaus gibt es das freie Lotfenwesen. Diese Lotsen haben sich zu Genossenschaften zusammengetan und versehen der Reihe nach ihren Dienst, warten abwechselnd auf die Schiffe, die sie ansordern, und verteilen dann den erzielten Gewinn untereinander. Sie gondeln als geübte und wetterfeste Seeleute am Rande des Lotsenfahrwassers auf ihrem Boot und warten, bis am Horizont ein Fahr zeug austaucht, das dann, nähergekommen, sich ihrer Hilfe bedient. Das fremde, lotsenbedürftige Schiff verlangt einen kundigen Lotsen bei klarer Sicht durch eine bestimmte Flagge, in der Nacht durch ein Flackerfeuer; das Lotsen boot rudert an den Schiffskoloß heran, und der an der Reihe befindliche Mann wird von dem Schiff ausgenom men. Nach Überwindung gelegentlicher Sprach- und sonstiger Verständigungsschwierigkeiten übernimmt der Lotse das Kommando und leitet von der Kommandobrücke aus das Fahrzeug durch die Gefahren an den gewünschten oder durch die Hafenbehörde angewiesenen Anlegeplatz. Aah und Fern. O Die deutschen Kampffpiele. Der 25. Juni war der Haupttag der in Berlin stattfindenden deutschen Kampf spiele. Von den Zuschauern, deren Zahl auf 30 000 ge schätzt wird, wurden mit ungeheurem Jubel die Abord nungen der Ausländsdeutschen begrüßt. Nach einer mit großer Begeisterung aufgenommenen Ansprache des Prä sidenten des Reichsausschusses der Kampffpiele, Staats sekretärs z. D. Dr. Lewald entwickelte sich im Jnneuraum des Stadions ein reiches turnerisches Leben. O Der diesjährige Derbysieger. In dem in Hamburg gelaufenen, mit einem Siegespreise von 300 000 Mark aus gestatteten Deutschen Derby (2400 Meter) siegte Gestüt Weil; Pferd „Hausfreund". O Eine deutsche Forscherin an die Universität Rio de Janeiro berufen. Fräulein Professor Hedwig Fitzler, eine geborene Pforzheimerin, die sich große Verdienste um die Erforschung des Amazonengebietes erworben hat, erhielt einen Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Rio de Janeiro. Gleichzeitig wurde sie von der Universität zum Ehrendoktor ernannt. O Keine Sondersteuer für Ausländer in Leipzig. Der Rat und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig haben es abgelehnt, für Ausländer, die Leipzig besuchen, besondere Sätze der Beherbergesteuer, wie sie verschiedene andere Städte eingeführt haben, anzunehmen. Trotz des großen Defizits im Stadthaushaltsplan halten sie eine derartige Sonderbesteuerung für nicht geeignet, das Budget auszu gleichen. O Das erste Oberschlesier-Flüchtlingsheim. Im Jndu- strievorort Gorries der Landeshauptstadt von Mecklen burg-Schwerin, bekannt durch die früheren Anlagen der Fokker-Flugzeugwerke, fand die Grundsteinlegung für das erste deutsche Oberschlesier-Flüchtlingsheim im Beisein dec städtischen und staatlichen Behörden-statt. Es ist die An siedlung Von zwanzig vertriebenen Oberschlesiersamilien in einer Kolonie von Reihenhäusern mit reichlich Acker- und Gartenland vorgesehen. Ein Teil der Bauten soll schon I in Gardone verbracht, hatten ihm seine körperliche ! Frische wicdergegeben, die er durch die deftigen neural- „ gischen Schmerzen etwas verloren hatte. Doch Yvonne hatte er nicht vergessen können! Spät am Abend war er gekommen, er harte des halb in einem Hotel in der Stadt geschlafen und machte sich nun am anderen Vormittag aus, die Damen zu.be- grüßen. Er traf Yvonne allein an; sie war damit be schäftigt, im Salon Staub zu wischen. Bei seinem unerwarteten Anblick zitterte sie. Durch sein Verhalten in den letzten Wochen war sie so ein- geschüchtert, und doch freute sie sich über sein gutes Aussehen und sprach das auch aus. Mit ruhiger Höflichkeit antwortete er — ohne jede Wärme im Ton — wie man zu einem Fremden spricht. Das Herz tat ihr Weh. Es fehlte nicht viel, und die Tränen wären ihr unaufhaltsam geflossen; ihre Lippen zitterten, und sie mußte sich abwenden. Wenn sie ahnte, wie schwer ihm sein förmliches Verhalten wurde, wie sehr er sich dazu zwingen mußte! „Hätten die Damen gewußt, daß wir Sie heut' schon erwarten durften, wären sie nicht ausgefahren; sie müssen aber jeden Augenblick wiederkommen," sagte Yvonne. „Ausgefahren?" fragte er erstaunt. „So zeitig? Es ist ja kaum halb zwölf. Uebrigens sah ich doch den Kutscher." „Die Damen sind heute früher aufgestanden, kom men aber bald zurück. Der Chauffeur" — hier flockte sie plötzlich; Lothar wußte ja noch gar nichts von dem neuen Automobil. Wie würde ihm bas in Aus regung bringen! „Sie sagen Chauffeur. Wessen denn?" „Nun, der unsrige." „Was? Hab' ich recht gehört?" „Ja, die Damen haben doch seit Weihnachten ein Automobil," sagte sie mit niedergeschlagenen Augen. „Ein Automobil?" Sie nickte und warf einen scheuen Blick in sein Ge sicht. Ein jäher Zorn flammte darüber hin; er preßte die Lippen fest aufeinander; mit heftigen Schritten ging er einige Male auf und ab. „Bitte, Fräulein Le gens, lassen Sie mein Zimmer lüsten und ein wenig in Ordnung bringen." „Das ist bereits geschehen. Ich — wir erwarteten Sie doch jeden Tag, und da dachten wir —" „Ich danke Ihnen." Er ging hinaus, md betrübt sah sie ihm nach. Ihrs Fürsorge rührte ihn. Denn das war doch nur von ihr ausgegangen, solche Um sicht gab es weder bei Mutter noch bei Schwester. Tas Zimmer war behaglich durchwärmt und blühende Hia- zynthen durchdufteten den Raum. Voller Zorn und Ungeduld stand er am Fenster. Endlich sah er den Wagen kommen und einfahren. Jetzt hörte, er die beiden lachenden Frauenstimmen zum Herbst, der Nest zum Sommer nächsten Jayres ferng- gestellt sein. O Das Schicksal der „Deutschland". Das während des Krieges berühmt gewordene Handels-U-Boot „Deutsch land" ist in Liverpool zum Preise von 200 Pfund Ster ling an die Firma Smith u. Söhne verkauft worden. Diese beabsichtigt, das Schiff abzuwracken und als altes Eisen zu verkaufen. O Ein englisches Arsenal in Flammen. Das Arsenal von Pembroke in Wales ist zum größten Teil durch eins Feuersbrunst eingeäschert worden; u. a. wurde das Archiv gebäude vernichtet, in dem die Pläne sämtlicher Schiffe aufbewahrt werden, die in dem Arsenal seit seiner Grün dung gebaut worden sind. O Ein jüdischer Weltkongreß. Der Kongreß der ameri kanischen Juden hat in seiner letzten Sitzung den Rabbiner Dr- Wise beauftragt, sich mit dem Komitee der jüdischen Delegationen in Paris wegen der Einberufung eines jü dischen Weltkongresses in Verbindung zu setzen. O Die Hamburger Sprengstosfanschläge. Die polizei lichen Ermittlungen in der Angelegenheit der Hamburger Sprengstosfanschläge begründen die Annahme, daß dis Täter einem Verband angehörten, der unter die Verord nung des Reichspräsidenten vom 24. Mai 1921 fällt. Ihr Führer war der 24jährige Warnecke, ein früherer aktiver Offizier. Nur der Ungeschicklichkeit, womit die Anschläge ausgeführt wurden, ist es zu danken, daß nicht größerer Sachschaden angerichtet und keine Personen verletzt wurden. O Schüsse auf Demonstranten. Auf dem Heiligengeist- feld bei Hamburg fanden wegen der Ermordung Rathe- naus Demonstrationen statt. Nach Schluß der Kundgebun gen kam es zu einer Schießerei zwischen Demonstranten und kleinen Abteilungen der Schutzpolizei. Die Schutz polizei hatte entgegen den Anweisungen des Senats mit Gewehren und Maschinengewehren Aufstellung genommen und ein Plakat aufgestellt mit der Inschrift: „Wer weiter geht, wird erschossen!" Die Demonstranten sühlten sich durch das Plakat provoziert und versuchten es zu ent fernen. Die Schutzpolizei gab zunächst Schreckschüsse ab, wodurch jedoch die Demonstranten sich im Vorgehen nicht aufhalten ließen. Der Zusammenstoß forderte auf feiten der Demonstranten einen Toten und sechs Verwundete. O Juwelendiebstahl in Bad Harzburg. In einem Hotel in Bad Harzburg drangen Diebe während der Abendessens zeit in die Zimmer von zwei Kurgästen und stahlen dort Goldsachen und Schmuckgegenstände im Gesamtwert von ungefähr 2 Millionen Mark. Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur. O Bootsunglück aus dem Rhein. Eine Gesellschaft vom Weselsr Buchdruckergesangverein unternahm in ange heitertem Zustande eine Kahnfahrt auf dem Rhein. Ob wohl nur ein kleines Boot für drei Personen zur Verfü gung stand, stiegen die acht Sänger entgegen den Warnun gen ein. Das überlastete Boot schlug um und vier Insassen ertranken, darunter ein Familienvater von zwölf Kindern. D Brotboykott der Bevölkerung durch die Danziger Bäcker. In Danzig und Vororten sind sämtliche Bäckereien und Brotfabriken geschlossen, da das Wirtschaftsamt die verlangte Verdienstspanne nicht erhöht hatte. Der Senat hat, um die Versorgung der Bevölkerung mit Brot zu ge währleisten, die Räume und Einrichtungen der Brotfabrik „Germania" polizeilich beschlagnahmt. Die Herstellung von Brot wird durch die Technische Nothilfe und Beamte, die gelernte Bäcker sind, durchgesührt. D Schwerer Automobilunfall. Das Automobil des Erzbischofs Ghollet von CaMbrai stürzte während einer Fahrt unweit von Marmal bei Berlaimont um und fing Feuer. Der Generalvikar Eertsau, der Erzbischof Chollet und Mn Schofför erlitten schwere Brandwunden und mußten nach Eambrai gebracht werden. auf der Diele deutlich zu sich herauftönen. Dann llrpste es an seine Tür, und das Stubenmädchen meldete, daß man ihn zum Frühstück erwarte. „Ich danke, ich habe bereits gefrühstückt. In un gefähr zehn Minuten komme ich." Daß ihr Stiefsohn sehr erregt war, sah Frau von Steinhagen auf den ersten Blick. Ihr war doch unbe haglich zumute, und sie überschüttete ihn mit einer Flut von Worten, sodaß er schließlich ungeduldig ihren Re defluß abschnitt. „Mir scheint, du hast schlechte Laune mitgebracht, Lothar!" „Meine Laune war gut — bis vorhin, als ich euch kommen sah. Ich habe keine Lust, roße Um schweife zu machen. Also kurz: ihr habt euch ein Auto mobil angeschafft, ohne mir ein Wort davon zu sagen!" „Du warst ja nicht da!" „Spare dir doch diese kindischen Einwürfe, Kon stanze. Mir wäre es im Grunde ganz gleichgültig, wenn ich nicht fürchten müßte, daß diese Anschaffung Steinhagen zur Last fällt." „Damit hast du nicht Unrecht." „Das sagst du, als ob das so selbstverständlich sei. Ihr habt doch die Equipage." „Die nimmst du zurück oder verkaufst sie, dann gleicht sich das aus; ob wir nun Wagen und Pferde oder ein Auto haben, das ist schließlich ganz egal," sagte Konstanze achselzuckend. „Meinst du? Doch deins Rechenkunst kenne ich ja bereits! Ganz abgesehen davon, daß ein Kraftwagen viel mehr zu unterhalten kostet als die Equipage, so muß vor allem auch der Anschaffungspreis in Frage gezogen werden. Darf ich mal um die Rechnung bit ten?!" Er sprach in ganz ruhigem Konversationston, saß auch gemächlich im Sessel, ein Bein über das andere geschlagen, Arme über der Brust verschränkt — nur seine Augen redeten eine andere Sprache, -s wetter leuchtete in ihnen, und ausgeprägter als je war die scharfe Falte über der Nase. Doch etwas zögernd stand jetzt Frau Agathe auf und brachte die Rechnung herbei. „Eine größere An zahlung habe ich schon gemacht!" „Wieviel, bitte?" „Zehntausend Mark." „Gut! Dann lassen wir die Anzahlung verfallen, und ihr gebt den Wagen zurück!" meinte er gleichmütig. „Das geht doch nicht. Was denkst du! Was wür den die Leute dazu sagen! Das ist ja Heller Wahn sinn!" Die Stimmen von Mutter und Tochter klangen er regt durcheinander. „Nicht größerer Wahnsinn als die Anschaffung ei nes Wagens, der eure Verhältnisse bei weitem über steigt." „Das sagst du! Und wir leben so einfach!"