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WiMMerNMIt Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Arrleger «u» Dr«Mer: Arthur Asch««»« ia Wilsdruff. Verauttvorllicher Schriftleiter: Her«««« Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Asch««»«, »eid« 1» Wtlsdrnff. Nr. 153—Dienstag den 4. Juli 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. SeWW AGrderiW zur Abgabe von Voranmeldungen zum Zwecke der Entrichtung Steuers.d Kalenderjahr 1922. Nach Z 37 Absatz 2—4 des Umsatzsteuergesetzes ISIS in der Fassung deS Ab änderungsgesetzes oom 8. April 1S22 (RGVl. Teil I Seite 373) werden die im Finanz amtsbezirke Nossen wohnendenumsatzsteuerpflichtigen Personen aufgefordert, spätestens bis zum 31. Juli 1922 eine kurze Voranmeldung über die im vergangenen Kalenderhalbjahre (1. Januar bis 30. Juni 1922) vereinnahmtrn umsatzsteuerpflichtigen Entgelte (gegebenenfalls der für bewirkte Lieferungen vereinbarten Entgelte) getrennt nach den verschiedenen Steuer sätzen abzugeben und gleichzeitig eine entsprechende Vorauszahlung (2, 5, 10 oder 15 v. H. dieses Betrages) an die Finanzkasse Nossen abzuführen. Die Veranlagung erfolgt erst nach Ablauf des Kalenderjahres 1922. Geht diese Voranmeldung nicht bis zum 31. Juli dieses Jahres beim Finanzamte ein, so wird die Vorauszahlung mindestens auf ein Viertel der für den Steuerabschnitt 1921 festgesetzten Steuer berechnet und ohne weiteres zwangsweise beigetrieben werden. Außerdem ist die nicht rechtzeitig eingehende Vorauszahlung gemäß Z 104 der Reichsabgabenordnung vom 1. August 1922 ah mit 5 v H. zu verzinsen. Von jedem Umsatzsteuerpflichtigen sind weiter jeweils innerhalb eines Monat? nach Ablauf jedes Kalendervierteljahres, also im April, Juli, Oktober und Januar, eine Vor anmeldung über den Gesamtbetrag der im vergangenen Kalendervierteljahr vereinnahmten (der für bewirkte Lieferungen vereinbarten) steuerpflichtigen Entgelte, getrennt nach den verschiedenen Steuersätzen abzugeben und gleichzeitig eine entsprechende Vorauszahlung an die Finanzkaffe Nossen zu leisten. Nach Ablauf des Kalenderjahres werden die Vorauszahlungen auf die nach der Umsatzsteuererklärung zu veranlagende Steuer »errechnet. Wenn die bei der Veranlagung am Schluffe des Steuerabschnitts ermittelte Steuerschuld den Gesamtbetrag der Voraus zahlungen um mehr als 20 v. H. übersteigt, demnach zu geringe Vorauszahlungen ge leistet worden sind, so wird ein Zuschlag zur Steuer in Höhe von 10 v. H. von dem über 20 v. H. der Vorauszahlungen hinausgehenden Betrag des Unterschieds zwischen veranlagter Steuer und Vorauszahlungen erhoben. Nossen, am 30. Juni IS22. Finanzamt. Unter dem 17. Juni 1922 ist eine Bekauntmachnng über die Kadavers beseitignng im Bezirke der Amtshauptmannschaft Meißen, einschließlich der Siädte Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff, mit Wirkung vom 1. April 1922 erlassen worden. Die Bekanntmachung liegt in der Amtshauptmannschaft sowie bei den Stadträtsn und auf den Gemeindeämtern des Bezirks zur Einsichtnahme öffentlich aus. V. X. 32. Meißen, am 30. Juni 1922. Tie Amtshauplmannschaft. Donnerstag den 6. Juli 1922, abends 7 Uhr öffentl. Sitzung der Stadtverordneten. Wilsdruff, am 3. Juli 1922. Z,». Der Skadtverordurtevvorsteher. En-gWgeMaWed.GktttideMage. 217 gegen 137 Stimmen in dritter Lesung. Berlin, 1. Juli. In dritter Lesung und damit endgültig nahm heute der Reichstag das Gesetz über die Getreideumlage mit 217 gegen 137 Stimmen an. Berlin, 1. Juli. Bei Eröffnung der heutigen Reichstags sitzung teilt Präsident Loebe mit, daß vom Danziger Volksrat ein Beileidsschreiben wegen der Ermordung Rathenaus ein gegangen ist. Auf der Tagesordung stand zunächst die dritte Lesung der Getreideumlage. Abg. Dr. Becker-Hessen (D. Vp.) erklärte namens seine Fraktion, eine dauernde ausreichende Versorgung mit Brot zu angemessenen Preisen kann nur erreicht werden durch Maß nahmen, die eine erhebliche Vermehrung der Getreideerzeugung im Inlands sichern. Die Vorlage in ihrer jetzigen Form ist nach unserer Auffassung nicht geeignet, uns diesem Ziele näher zu bringen. Nachdem alle unsere Verbesserungsvorschläge in zweiter Beratung abgelehnt worden sind, müssen wir der Vorlage nun mehr unsere Zustimmung versagen. Wird sie trotzdem Gesetz, so werden wir selbstverständlich mit allen Kräften an ihrer Durch führung Mitarbeiten. — Abg. Koenen (Komm.) erklärt, daß dieses Gesetz eine unerhörte sprunghafte Steigerung des Brot preises zur Folge haben werde. Unter diesen Umständen hätte die angedrohte Reichslagsauflösung unbedingt erfolgen müssen. Abg. Dr. Hertz (U. S. P.) erwidert darauf, wenn man in den letzten Tagen die Hoffnung gehabt habe, mit den Kom munisten gemeinsame Mion zu machen, so sei das wieder hin fällig geworden. (Beifall bei den Sozialdemokraten und Un abhängigen.) Die „Rote Fahne" habe eine ganz verlogene Dar stellung der Situation zur Getreweumlage gegeben. Wenn man es so machen würbe, wie der Abg. Kdenen, und gegen die Vor lage stimmte, bann wirb die Teuerung nicht zweimal, sondern dreimal so hoch werden. Es hieße Verrat an ber Arbeiterschaft treiben, wolle man so handeln, wie es die Kommunisten tun. (Beifall bei den Soz. und Unabh.) Neu eingegangen war ein Antrag Dr. Boehm (Dem.), wonach, wenn die Unterverteilung nach Getreideanbauflächen vor sich geht, zwei Hektar freibleiben sollen, statt fünf Hektar. Reichsernährungsminister Fehr erklärte, daß die Folgen dieses Antrages unübersehbar seien. Er könne dem Antrag nicht zustimmen, sondern bitte ihn abzulehnen. Der Antrag wurde darauf gegen die Stimmen der beiden Rechtsparteien angenommen. Auf eine Anfrage des Abg. Stegerwald (Z.) erklärte Reichsminister Fehr, daß bei der Brotversorgung der minder bemittelten Bevölkerung die besonderen Verhältnisse der ein zelnen Gemeinden berücksicht werden sollen. Die Gesamtabstimmung war namentlich. Für die Vor lage stimmten Sozialdemokraten, Demokraten, Zentrum, Un abhängige und ein Teil der Deutschen Vvlkspartei. Die Vor lage wurde mit 217 gegen 137 Stimmen angenommen. Mt Annchen i« MrWsien. Zusammenstöße von Zivilisten mit französischem Militär. Natibor, 2. Juli. Nach dec „Ostdeutschen Morgenpost" wurde ein französischer Offizier von Zivilisten angegriffen. Eine italienische Patrouille griff ein. Dabei fielen Schüsse, durch die zwei Italiener schwer verletzt wurden. Von welcher Seite die Schüsse fielen, konnte noch nicht festgestellt werden. Die Erregung der Massen wird darauf zurückgeführt, daß im Laufe des gestrigen Nachmittags einige französische Autos hier eintrafen, um die Waffen der in Auflösung begriffenen Apo ab zutransportieren. Es bildeten sich daraufhin große Menschen ansammlungen, die gegen den Abtransport det Wassen demon strierten. Die Stadtverordnetenversammlung wurde in Anbe tracht des Zwischenfalles aufgelöst und dabei bekannt gegeben, daß der Kommandant der Besatzungstruppen aufgefordert habe, auf die Massen beruhigend zu wirken. Wenn nicht binnen einer halben Stunde die Straßen von den Massen geräumt werden, würde er Feuer eröffnen lassen. Die Garnison wurde alarmiert und schritt mit schußbereiten Waffen gegen die Massen ein. Im Zusammenhang mit diesem Zwischenfall ist der Belagerungs zustand über Ratibor verschärft worden. Die Vorgänge in Gleiwitz. Gleiwitz, 1. Juli. Schon heute früh machte sich hier unter der Bevölkerung infolge der Ablieferung der Waffen seitens der Apo an die französischen Besatzungstruppen größere Aufregung bemerkbar. In der Schröterstraße, dem Standort der Apo und am katholischen Vereinshaus kam es zu Zusammen stößen zwischen Zivilisten und französischen Truppen, die gegen Abend großen Umfang annahmcn. Wie verlautet, sind 15 Per sonen, darunter auch ein Franzose, getötet und gegen 2b Per sonen verwundet worden. Im Laufe des Nachmittags fuhren französische Panzerwagen durch die Straßen. Gegen 10 Uhr abends war noch Gewehrseuer zu hören. Ueber Gleiwitz wurde der verschärfte Belagerungszustand verhängt. Oppeln, 2. Juli. Im Laufe der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag dauerten die Schießereien in Gleiwitz an. Am Sonntag mor.,"n war Ruhe. Im Laufe des Sonntag nach mittag begannen die Schießereien erneut. Polnisches Grenzbanditentum. Beuchen, 2. Juli. Ein mit Waffen beladenes Lastauto wurde bei Kars von bewaffneten Banditen überfallen und zum Teil ausgeraubt. Desgleichen wurden zwei nach Gleiwitz fah rende Autos, die Gewehre, Munition und Kleidungsstücke der aufgelösten Gemeindewachen mit sich führten, von Banditen überfallen und zum Teil ausgeraubt. Mit Maschinengewehren und Handgranaten ausgestattete Banditen versuchten in der Nacht zum Sonnabend die polnisch-deutsche Grenze zu über schreiten, wobei es zu einem Feuergefecht kam, das bis zum nächsten Morgen andauerte. Der Versuch wurde vereitelt. Die Plünderungen auf der Ilsegrube in Senftenberg. Berlin, 2. Juli. Ueber die am Sonnabend vvrgekommenen Plünderungen in Senftenberg und auf der Ilsegrube wird im einzelnen noch berichtet: Die Plünderungen sind, wie jetzt fest steht, von den auf der Grube Ilse beschäftigten Arbeitern aus gegangen, und zwar haben hauptsächlich die dort tätigen pol nischen Arbeiter die Veranlassung zu den Vorfällen gegeben, die ein Einschreiten starker Abteilungen der Schupo in Kottbus not wendig machten. Am Sonnabend drangen in den ersten Nachmittagsstunden kleinere Trupps von 10 bis 15 Personen in Lebensmittel- und Konfektionsgeschäfte ein und zwangen die Besitzer zur Hergabe ihrer Vorräte ohne Bezahlung. Gegen 6 Uhr nachmittags fuhr vor einem Warenhause in Senftenberg ein Lastauto vor, dem sechs Mann entstiegen. Mit vorgehal- tenem Revolver drangen die Unbekannten, die sich die Gesichter unkenntlich gemacht hatten, in das Geschäft ein und packten an Kleidern, Wäsche und Tuchballen zusammen, was ihnen in die Hände fiel. Der Inhaber des Geschäfts schaffte einen mit Sal miak gefüllten Glasballon in den Raum, in dem sich die Räuber befanden, und zertrümmerte das Gefäß, um durch die aus strömenden scharfen Dämpfe die Täter zu vertreiben. Diese verließen auch das Warenhaus, kehrten aber nach einigen Minuten mit Gasmasken, die sie im Auto liegen hatten, wieder zurück, und brachten nun ihre Beute im Werte von etwa 3 Millionen Mark in Sicherheit. Vor den Verkaufsspeichern der Ilsegrube versammelten sich gegen abend Hunderte von Bergleuten, hauptsächlich Polen, die mit Gewalt in die Vorratsräume eindrangen und dort Lebens mittel, Kleider, Wäsche und Schuhe stahlen. Die Gruben beamten, die Widerstand leisten wollten, mußten schließlich die Flucht ergreifen. Die Täter flüchteten mit dem erbeuteten Gut. Inzwischen hatte sich die Stadtverwaltung Senftenberg sowie die Direktion der Ilsegrube telephonisch an die Kottbuser Schupo gewandt, die in Lastkraftwagen zwei Hundertschaften nach der Grube und nach Senftenberg in Marsch setzte. Auch das Gewerk- fchaftskartell griff zu Schutzmaßnahmen gegen die Ausschrei tungen namentlich der polnischen Arbeiter. In aller Eile wurden Schutzkommandos gebildet und die Arbeiterschaft übernahm mit starken Patrouillen die Sicherung der Straßen und der Geschäfte und öffentlichen Gebäude. Eine größere Anzahl von Plünderern, die nach dem Eintritt der Dunkelheit in die Geschäftshäuser einzudringen versuchten, wurden festgestellt und der Polizei über geben. Die Diebe, die in das Warenhaus eingedrungen waren, wurden in der Ortschaft Ockwitz ermittelt und ebenfalls ver haftet. Es konnte jedoch nur ein Teil der gestohlenen Waren wieder herbeigeschafft werden, da ein Teil der Bande mit dem Lastauto entkommen ist. Ansder Suche nach Nütheims Mörder». . Die Ermittlungsarbeit. Berlin. In ber Untersuchung des Mordes an Dr. Rathenau sind aus den Vorgefundenen Listen bisher 750 Namen von Per sonen festgestellt worden, die der sogenannten Organisation 0 angeschlossen sind. Es handelt sich meist um junge Offiziere des Refervestandes, um Studenten und einige junge Kaufleute. Da die Persönlichkeiten der Verhafteten nunmehr so sicher gestellt sind, daß eine Verdunkelungsgefahr nicht mehr vorliegt, beschränkt man sich bei der Polizei vorläufig darauf, die beiden noch flüchtigen Hauptbeteiligten, Fischer und Knauer, aufzu spüren. Der in Düsseldorf verhaftete Kauertz ist mit den Mördern nicht identisch. In Chemnitz wurde ein Studienkamerad des am Morde beteiligten Fischer namens Holzweißig festgenommen. Er bestreitet jede Zugehörigkeit zur Brigade Ehrhardt und zur Organisation L und will auch nicht wissen, warum und wohin sich Fischer schon am 10. Juni entfernt hat. Die Neuyorker Polizei verhaftete auf dem Dampfer Präsident Tast einen Deutschen namens Petersen, der sich auf das Schiff gefchlichen hatte. Die Schiffsoffiziere erklärten, daß Petersen es ihnen nicht verborgen habe, daß er der Brigade Ehrhardt angehöre und alle Vorfälle der Ermordung Rathenaus kenne. Er fürchtete, nach Deutschland zurückzukehren, da er dort getötet würde. Zur Verhaftung Küchenmeisters. Berlin, lieber die Verhaftung des Fabrikanten Küchen meister aus Freiberg i. Sa. und über die Beziehungen der beiden Brüder Küchenmeister zu der Mordtat erfährt der Vorwärts noch folgende Einzelheiten: Als das Automobil ge sunden wurde, wurde aus der Nummer festgestellt, daß der Wagen nach Freiberg gehörte. Die Beamten ermittelten dort die beiden Brüder Küchenmeister als Eigentümer. Anwesend war nur der eine, Fritz Küchenmeister. Sei Bruder war in