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Wer die meisten Briefe schreibt. Postverkehr und Kulturstand. 'Die fortgesetzten Portoerhöhungen der Reichspost kön? »ten nicht anders als einschränkend auf den Postverkehr wirken. Das ist eine unbestreitbar« Tatsache und wird auch von der Postverwaltung bereits zugegeben. Das kleine Entgegenkommen, das die Post bei den Orts briefen zeigen will, indem diese allein eine Portoer mäßigung erfahren, während alles andere weiter nach oben getrieben wird, ist durch eine Art Streik des Publi kums oder durch Selbsthilfe erzwungen worden. Der Rückschritt dürfte übrigens ziemlich allgemein sein, denn auch in den Siegerstaaten wurde die Protestschraube ange- zogen. Die Statistik hinkt naturgemäß immer hinter den Er eignissen einher, und so sind wir nicht in der Lage, über die jetzigen Verhältnisse schon mit Zahlen aufzuwarten. Bis zum Jahre 1920 sind wir aber gut unterrichtet. Die Zah len des Posiverkehrs sind ein Wertmesser für den Geschäfts^ betrieb eines Landes und für den Kulturstand überhaupt. Den größten Postverkehr haben die Vereinigten Staaten aufzuweisen, mit mehr als 15 Milliarden Post sendungen. Auf den Kopf der Bevölkerung verteilt, Säuglinge, Analphabeten, Männlein und Weiblein einbe griffen, ergibt das eine Ziffer von 146 auf die Person. Unter den 146 Postsendungen ist alles zusammengefaßt, Postkarten, Briefe, Drucksachen, Geldsendungen usw. Nach Amerika kommt mit der größten absoluten Zahl Deutsch land, es bewältigte im Jahre 1920 noch etwas über 7 Milliarden Postsendungen. England hat die dritte Stelle mit fast 6 Milliarden, dann folgt Frankreich mit 4, Japan mit 3^ und Italien mit beinahe 3 Mil liarden. Alle andern Staaten bleiben weit zurück, und von einigen kennen wir nicht einmal die Zahlen. Haben diese Zahlenverl ".liniNe eigentlich wenig Auf fallendes, so wird das Kapitel überraschend interessant, wenn man den relativen Verkehr betrachtet, d. h. wenn man ausrechnet, wieviel Sendungen jährlich in dem be treffenden Lande auf den Kopf der Bevölkerung kommen. Da marschiert an der Spitze Neuseeland! Nicht weniger als 262 Postsendungen kommen da auf den Kopf, wovon 190 Briefe sind. Die zweite Stelle nimmt, eben so merkwürdig, Luxemburg ein; es zählt ans den Kopf 190 Sendungen, darunter 50 Briefe und 20 Karten. Die Vereinigten Staaten weisen, wie schon erwähnt, die Zahl 146 auf, die Schweiz 143 und Deutschland 141, dann fol gen Holland, Schweden, Frankreich, England, Italien, Japan usw. Sortieren wir nun aus diesen Ziffern den Versand von Paketen und Warenproben, von Drucksachen, Prospekten, Katalogen, was so der lebhafte Geschäftsverkehr mit sich bringt, sowie den Geldverkchr und dis Geschäftspapiere, so daß nur die geschriebenen Briese übrig bleiben, so ver schiebt sich das Bild wiederum. Der fleißigste Briesschrei ber ist immer noch der Neuseeländer (190), dann aber kommt der Engländer (82), der Däne (80), darauf der Australier, der Argentinier, der Belgier, der Finnländer, der Kanadier, der Luxemburger, der Norweger und der Scbweizer. Ziemlich tief unten steht der Deutsche mit bloß 39 Briefen, aber er kann sich immer noch sehen lassen, denn es folgt eine ganze Reihe von Leuten, die noch weni ger schreiben. Die unterste Stelle hat Haiti; der Haitianer benutzt die Post im Durchschnitt alle zwei Jahre einmal. Briefmarken von Haiti müßten also, wenn es mit rechten Dingen zuginge, recht selten sein. Ein wenig, aber sehr wenig höher steht das Briefschreiben in Siam, Serbien, Kolumbien, Ecuador, Indien, Indochina, China. Ein Brief oder auch zwei im Jahre ist die Durchschnittsleistung dieser Völker, auf den Kopf berechnet. Demgegenüber bringt es der Grieche auf acht und der Pole sogar auf zehn Briefe im Jahre. K. Nah und Kern. : O Flugplatz Nordholz als Flüchtlingskolonte. Zur Aufnahme oberschlesischer Flüchtlinge ist, soweit der Nau« reicht, der Flugplatz Nordholz der früheren Marinestation Cuxhaven berettgestellt worden. Es ist nach Abbruch der von der Entente bestimmten Gebäude noch eine ganze Reihe Häuser vorhanden, die die Flüchtlinge aufnehmen sollen. Die ersten OLerschlesier, einige hundert mit Frauen und Kindern, sind bereits eingetroffen; viele sind völlig mittellos. Man will die Leute hier dauernd ansiedeln und eine Flüchtlingslolonie schaffen. O Die Verlustliste beim Hamburger Schiffsunglück. Aus Hamburg wird berichtet: Trotz eifrigen Aüsuchsns so wohl des Hafens als auch des Schiffsrumpfes des geken terten brasilianischen Dampfers „Avare" hat man bisher keine Leichen mehr bergen können. Das Heben des Damp fers dürfte schätzungsweise auf 12 Millionen Mark zu stehen kommen. Der Schaden am Schiff ist unübersehbar. Nach den bisherigen Feststellungen werden vermißt von der brasilianischen Besatzung 27 Personen und außerdem 14 deutsche Arbeiter, zusammen 41 Personen. O Übertragung von Tollwut. In Petsa bei Altenburg wurden ein Gutsbesitzer und ein Tierarzt von einem er- krankten Pferd gebissen, worauf beide von der Tollwut be- fallen wurden. Das Pferd war kurz zuvor, Was nachträg lich erst sestgestellt werden konnte, von einem tollwütigen Hund gebissen worden. Der Gutsbesitzer und der Tier arzt wurden in das Pastcursche Institut nach Berlin ge bracht. O Pilsudski erbt 60 Milliarden Polenmark. Aus War schau berichtet man: In Boston starb dieser Tage als Bau unternehmer Ernst Pilsudski, ehemaliger Arbeiter, und hin terließ seinem nächsten Verwandten, dem polnischen Staatschef Pilsudski, 15 Millionen Dollar oder 60 Milliar den Polenmark. O Zur Entgleisung des Grazer Eilzuges. Unter den Trümmern der bei dem Eisenbahnunglück zwischen Bib- torbagy und Herreghalom in Ungarn entgleisten Wagen des Grazer Eilzuges wurden zwei Leichen gefun'den. Eines der Opfer ist die Gemahlin des schlesischen Grundbesitzers Freiherm v. Reitzenstein. Viels Personen, darunter Frei herr v. Reitzenstein, wurden schwer und etwa zwanzig leicht verletzt. D Der Flug Lissabon—Nio de Janeiro vollendet. Bei der Gesandtschaft der Republik Portugal in Berlin ist von der Lissaboner Regierung ein Telegramm eingsgangen, in dem mitgeteilt wird, daß von den portugiesischen Offizie ren Gago Coutta und Sacadura Cabral, die, wie wieder holt ausführlich berichtet wurde, in einigen Etappen den Atlantischen Ozean im Flugzeug überquerten, nunmehr auch alle Etappen an der brasilianischen Küste durchflogen worden sind. Die beiden Flieger sind in Rio de Janeiro gelandet. Damit ist der Flug von der Hauptstadt des por tugiesischen Mutterlandes nach der Hauptstadt des früheren portugiesischen Kolonialreiches glücklich zu Ende geführt. O Ein Naturschutzpark im Spessart. Naturfreunde und Verbände, die den Naturschutz fordern, sind schon wieder holt an die bayerische Negierung mit der Bitte herange- treten, die herrlichen Alteichenbestände bei Rothenbuch- Weibersbrunn vor Abholzung zu schützen. Nunmehr ist dieses Gebiet im Gesamtumfang von 5 Hektar zum Natur schutzpark erklärt worden. Die Bestände werden künftig parkartig bewirtschaftet und in das Verzeichnis der heimat lichen Naturdenkmäler ausgenommen. O Eine geheime Funkenstation. In einem Hause der Tieclstraße in Berlin richtete sich der Techniker Albrecht, der während des Kriegs im Funkendienst Verwendung fand, eine Funkcnflation ein, die er allmählich so ausbaute, daß er von den verschiedensten Richtungen Funkentelegramme aufsangen konnte. Es gelang der Kriminalpolizei, die Apparate nebst Büchern und dazu gehörigen Requisiten zu beschlagnahmen. In einem Heft fand man Funkentele gramme, die Albrecht von der Funkenstation in Moskau aufgesangen hatte, deren Sinn er aber nicht verstanden haben will. Albrecht behauptet, die Station nur zu Stu dienzwecken betrieben zu haben. O Fünf Personen von einem Zuge getötet. Der Land wirt Schuh aus Saarunion im Elsaß, der mit seinen; Fuhrwerk, auf dem fünf Kinder eines Nachbarn Platz ge nommen hatten, vom Felde heimkehrte, veranlaßte den Schrankenwärter, ihm die bereits geschlossene Barriere zu öffnen, daniit er noch vor Durchfahrt des fälligen Zuges über das Gleis fahren könnte. Das Fuhrwerk wurde aber vom Zuge erfaßt, und Schuh mit vier Kindern auf der Stelle getötet. Das fünfte Kind schwebt in Lebensgefahr. O Schiffsuntergang. Die britische Admiralität teilt mit, daß das Schiff „Blue Sky" (199 Tonnen), Las am 12. dieses Monats von Portsmouth nach Jnvergordon abfuhr, mit Ler Besatzung als verloren angesehen werden muß. O Eine ganze Gemäldesammlung verschwunden. Durch Bekanntmachung des Polizeipräsidiums in Frankfurst a. M. wird jetzt erst bekannt, daß am 8. oder 9. November 1918 aus einem Eisenbahnwagen der 2. Garde-Division, der von Brüssel nach Deutschland gesandt worden war, eine Gemäldesammlung gestohlen wurde, die u. a. Bilder von Velasquez, Rubens, van Dyck, Paolo Veronese, Adrian Brouwer und andern alten Meistern enthielt. Auf die Wiedererlangung der gestohlenen Bilder, die einen Wert von vielen Millionen haben, ist eine Belohmmg von einer Million Mark ausgesetzt. O Annahme verboten! In Schweizer Blättern finde! sich folgende vielsagende Notiz^ „Der Annahmekurs füi österreichische Banknoten war am Freitag gleich Null, uni es dürfen solche Noten bis aus weiteres an Bahn- uni Schiffskassenstellen nicht mehr angenommen werden." Mit anderen Worten: die österreichische Banknote hat auf dem Weltmarkt überhaupt keinen Kurs mehr. Vermischtes. Die Schlacht im Irrenhaus. Zu sonderbaren Szenen, bei denen sich der seltsame Fall ereignete, daß die Insassen - eines Irrenhauses Seite an Seite mit ihren Wärtern gegen die Polizei kämpften, kam es gelegentlich eines Streiks, in den das Personal der Provinzialirrenanstalt von Nottingham deshalb getreten war, weil die Direktion die wöchentliche Ruhezeit herabgesetzt hatte. Die Kranken ergriffen so leidenschaftlich Partei für ihre Pfleger, daß sie einen Inspektor, der sich vergewissern wollte, ob sie nicht vernachlässigt würden, schwer mißhandelten, übrigens hatten die Wärter die Pflege der Kranken nicht eingestellt und weigerten sich nur, den Befehlen ihrer Vorgesetzten zu gehorchen, so daß die Beamten der Verwaltung und die Ärzte sich selbst ihre Mahlzeiten kochen und die Betten machen mußten. Der Streik endete schließlich in einer großen Schlacht, die die herbeigerufene Polizei den aus 44 Frauen und 17 Männern bestehenden Streikenden und ihren seltsamen Hilfstruppen lieferte. Wärter und Kranke hatten sich in den Räumen der Anstalt verbarrikadiert und setzten sich mit Besen und anderen Geräten zur Wehr. Mehrere Polizeibeamte wurden von den Irren, die wütend um sich bissen und kratzten, verletzt. Die Belagerten sangen im Chor das „Rule Britania", und die Irren schmetterten fanatisch den Refrain: „Briten werden niemals Sklaven sein!" Infolge der Erbitterung der Verrückten zog sich das Ringen mehrere Stunden hin; dann hatte man sich aller Streikenden bemächtigt und brachte sie auf Autos fort, Während neues Personal sich der Irren, die nur schwer zu beruhigen waren, annahm. Photographierte Geräusche. Dr. Low, ein englischer Arzt, erprobte kürzlich auf der Automobilbahn in Brook lands einen von ihm erfundenen Apparat, der nicht nur Geräusche auf die photographische Platte bannt, sondern auch Erschütterungen und Stöße der Wagen zu messen ver mag. Der Erfinder photographierte das Geräusch der Automobil« auf dem Punkt der größten Steigung des Weges und nahm außerdem noch andere Geräusche auf, so gar das Hüsteln Anwesender. Vorher hatte er bereits die Geräusche auf den Straßen Londons photographisch fest gehalten und dabei einwandfrei nachgewiesen, daß nicht etwa die City mit ihrem ungeheuren Verkehr der lärm reichste Stadtteil Londons ist, sondern das diese fragwürdige Ehre dem vornehmen Westend zu kommt. Sein Apparat, den er „Udometer" nennt, soll aber auch einen großen praktischen Wert besitzen. Die Autoomnibus-Gesellschaft in London hat eine Lärmkommission eingesetzt, vor der neue oder ausgebefserte Fahrzeuge Probefahrten abhalten müssen, ehe sie in den öffentlichen Verkehr eingestellt werden. Dieser Kommission leistet das Audometer sehr wichtige Dienste, denn es mißt nicht nur die Geräusche, sondern der Apparat ist so fein fühlig, daß er auch Fehler des Motors aufdeckt und die defekte Stelle bezeichnet. Der Apparat beruht auf folgen dem Prinzip: Der Ton setzt eine Membrane in Schwingun gen, die mit einem gleichfalls in Schwingungen versetzten Spiegelchen ausgerüstet ist, daß die Tonschwingungen Äl Lichtschwingungen umsetzt, die ihrerseits auf die photogra phische Platte übertragen werden. Neueste Meldungen. Reichskohlcnkommissar und Garantiekomitek Berlin. Der Reichskohlenkommiffar Dr. Stutz hat bereits eine Besprechung mit den Mitgliedern des Garantiekomitees gehabt wegen der rückständigen deutschen Kohlenlieferungen. Das belgische Mitglied des Garantiekomitees Bemelmans er klärte, daß die Rückstände nach Len Berechnungen der Repa- rationskommifsion 28 Prozent betrügen. Der Reichskohlen- kommissar ist dagegen der Auffassung, daß die Rückstände nur etwa 8 Prozent betragen. Es wurde vereinbart, daß in wei teren Verhandlungen ein Weg gefunden werden soll, um die rückständigen Lieferungen so schnell als möglich auszugleichen. Die Toten der „Avare". Hamburg. Aus dem Dampfer „Avare" wurden weitere zehn Leichen, eine weibliche und neun männliche geborgen. -zwei Davon wurven durch Taucher aus dem Schiffsinnern ge hoben, die übrigen durch offene Luken herausgetrieben und längsseits ausgenommen. Die Toten gehören der brasiliani schen Besatzung an. Die Franzosen fürchten die — deutschen Kinder. Paris. Das Blatt „Victoire" befaßt sich mit dem augen blicklichen Geburtenüberschuß in Deutschland. Der Verfasser des Artikels, Gustave Hervö, behauptet, daß Deutschland auf dem Wege des Geburtenüberschusses von 700000 jährlich in 214 Jahren Elsaß-Lothringen, dessen Verlust eine Bevölke- rungsverminderung von 1,8 Millionen bedeute, wiedergcwinne. Ein internationaler Friedenskongreß? Haag. In einer durch das Friedenssekretariat des Inter nationalen Taft-Bundes veranstalteten Sitzung wurde nach einer Mitteilung der niederländischen Zeitung „Het Volk" be schlossen, wenn irgend möglich, eine Weltsricdenskonferenz zu sammen zu berufen. Tschitscherin geht nicht nach dem Haag. Moskau. Litwinow erklärte einem Pressevertreter auf die Frage, ob es wahr sei, daß Tschitscherin nicht nach dem Haag gehen werde, Tschitscherin bedürfe des längeren der Ruhe. Rußland werde im Haag dieselben Richtlinien verfolgen wie in Genua. Die Notenüberflutung in Sowjctrußland. Moskau. Nach der „Ekonomitscheskaja Schisnj" waren am 1. Mai d Js. 121 Trillionen Papierrubel in Umlauf. Ange sichts dieser unerhörten Inflation beschloß die Sowjetregie rung, eine erste Anleihe auf 10 Millionen Pud Roggen aus zuschreiben. Die Realisation dieser Anleihe wurde der Reichs- bauk übertragen, die die Obligationen nach dem von ihr be stimmten Roggenmarktpreis plazieren wird. Dadurch hofft man, 60 Trillionen Papierrubel Hus dem Verkehr zu ziehen. Die Obligationen werden als Bezahlung der Verpflegungs- steuer angenommen. Die Anleihe ist kurzfristig, soll am 31. Januar 1923 getilgt werden und wird durch den Vervfle. gunas- und Goldsouds garantiert. Ans Stadt und Land. «r »kj« »tz«« Mir »MU»« Wilsdruff, am 21. Juni. iH Sommersanfang. Am Donnerstag, den 22. d. Mts.> tritt die Sonne morgens 6 Uhr aus dem Zeichen der Zwillinge, kommt mittags dem Scheitelpunkt am nächsten und bringt die längste Dauer des Tages hervor: es be ginnt der Sommer, der bis zum 23. September 9 Uhr abends dauert. So steht es wenigstens in den Kalendern geschrieben. Ob sich der Wettergott daran halten wird, ist eine andere Sache. Das Wetter Les Frühlings war im großen und ganzen normal. Die Aprilwitterung machte ihrem Namen alle Ehre: kühl, unfreundlich, veränderlich. Um so schönere Tage brachte der Mai. Verschiedentlich wurden in der zweiten Hälfte des Monats Temperaturen über 30 Grad gemessen. Der Landwirtschaft allerdings, die lieber etwas mehr Niederschläge gehabt hätte, war die trockene Witterungsperiode wenig sympathisch. Der Pfingstsonnabend brachte eine grundlegende Änderung in Ler allgemeinen Luftdruckverteilung und damit in der Wetterlage. Wenn auch nach den ersten stärkeren Ge wittern, die auch am Pfingstsonntag vielfach auftraten, nochmals auf kurze Zeit warmes Sommerwetter wieder- kehrte, so wirkten die immer stärker auftretenden Tiefdruck wirbel doch inimer störender. Es folgte eine Periode ziemlich veränderlichen Wetters, die am 17. Juni mit weitverbreiteten Gewittern und stellenweise wolkenbruch- artigen Negenfällen ihren Höhepunkt fand. Für die ganze nächste Zeit scheinen Lie Witterungsaussichten für die Sommerfrischler nicht gerade die erfreulichsten zu sein; um so erfreuter sind die Landwirte, die nichts sehnlicher als kräftige Niederschläge wünschen. Den Sommerfrischlern aber fei zum Trost gesagt: Die Haupthitze haben wir ja programmäßig erst etwa drei Wochen nach Sommersan fang zu erwarten; bis dahin aber haben wir ja noch reich lich Zeit. — Zur Beachtung. Es wird hierdurch nochmals darauf hingewiesen, daß Zuschriften ohne volle Namensunterzeichnung nicht veröffentlicht werden, können. >— Zu Vereinsfestlichkeiten oder -Veranstaltungen werden von der Redaktion aus nur dann Vertreter zur Berichterstattung entsandt, wenn dazu rechtzeitig eine Einladung eingeht. — Erfolg beim Volksbegehren. Weit über 800 000 säch sische Wähler haben durch Eintragung in die Listen für das Volksbegehren zum Ausdruck gebracht, daß sie die Auflösung des Landtages und eine andere Regierung fordern. In den ein zelnen Wahlkreisen war das Ergebnis folgendermaßen (einige unwesentliche Teilresultate stehen noch aus): Dresden-Bautzen 333 281 Eintragungen von 1120 098 Wahlberechtigten, Leip zig 221762 von 785 531, Chemnitz-Plauen 265 459 von 1041 013, in ganz Sachsen 820502 Eintragungen von 2946642 Wahlberechtigten. Während im Gesetz über das Volksbegehren nur die Beteiligung von 10^ aller bei der letzten Landtags wahl stimmberechtigt Gewesenen für die Gültigkeit des Volks begehrens gefordert werden, haben sich rund 28A, also fast dreimal so viel Wahlberechtigte am Volksbegehren beteiligt. Welches sind nun die Folgen des Ausganges des Volks begehrens? Die Einzeichner haben unterschrieben, daß sie die Auflösung des Landtages fordern. Nach dem Gesetz über das Volksbegehren muß nun die sächsische Regierung im Landtage eine Vorlage einbringen, daß der Landtag sich auflöst. Lehnt der Landtag diese Vorlage ab, dann hat die Regierung zum Volksentscheide aufzurufen. Bei diesem hat das Volk mit Ja oder Nein über die Frage, ob der Landtag aufzulösen ist, abzu stimmen, und es müssen sich an dieser Abstimmung mindestens die Hälfte der Wahlberechtigten, also rund 1ft- Millionen, be teiligen. Stimmen dann von diesen mehr als die Hälfte mit Ja, dann muß die Regierung den Landtag auflösen. — Der Kirschenpreis. Die Landespreisprüfungsstelle hat die örtlichen Preisprüfungsstellen angewiesen, regelmäßig als „Eildienstmeldungen" die in den einzelnen Gemeinden ge forderten Kirschenpreise zu berichten. Die Bezirksstelle Ost sachsen wird alsdann sofort nach Eingang der Meldungen die- felben bearbeiten und den Durchschnittspreis, der am Donners tag jeder vergangenen Woche im Kleinhandel gefordert wurde, veröffentlichen. Damit alle Gemeindebehörden des Bezirks Ost sachsen — Regierungsbezirke Dresden und Bautzen — in die Lage versetzt werden, die Preisbildung im Verkehr mit Kirschen zu überwachen, werden die Durchschnittspreise errechnet a) für kleinere Gemeinden, b) für die Städte Riesa, Meißen, Freiberg, Bautzen und Zittau, c) für Dresden. Voraussetzung hierfür ist, daß sämtliche Preisprüfungsstellen anordnungsgemäß beschleu nigt berichten. In ähnlicher Weise wird auch die Preisgestal tung in den übrigen Bezirken Sachsens veröffentlicht werden. — Fernsprechgebührenerhöhung. Die Nachrichtenstelle der Oberpostdirektion teilt mit: Infolge der am 1. Juni in Kraft tretenden Erhöhung der Fernsprechgebühren beträgt im Orts bezirk Dresden die Einzelgebühr 65 und die Grundgebühr für einen einfachen Anschluß 1664 -F jährlich. Im Vororts und Fernverkehr tritt zu den gesetzlichen Gebühren ein Teue rungszuschlag von 160 statt bisher 80 v. H. Wer seinen An schluß aus Anlaß der Gebührenerhöhung, aufgeben will, kann