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MimfferTageMI Fernsprecher Wilsdruff 7K. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 264» Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat« zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger Des»«-! Arthur 8sch««»e i« Wilsdneff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann LSssig, für de« Inseratenteil- Arthur 8sch««»e, beide tu Wilsdruff. Nr. 143 Donnerstag den 22. Juni 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Donnerstag den 22. Juni von vormittags s Uhr ab Ver- k«uf von rohem Rindfleisch. Pfund 28 Mark Wilsdruff, am 21. Juni 1922. 37,2 Ter Stadtrat. IIIII!IIIIIIIIIIII!iij!.IIIIIIIII!!IIIII,IIII,I!IIIIII,II>IIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIII!!IIIIIIIII!II!IIIIIIIIIIIII!!IIIIII!!!IIIIIII„I,IIIIII„IiII!IIIIIIIIIIIIMIIIIIIII>II!IIIIIIIIII Nir Wn MM, Iijtizn Sk mnMgr 10 Ihr auszugM. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Poincare und Llovd George haben vereinbart, daß bis zu einer für später geplanten neuen Zusammenkunft zwischen ihnen keine Maßnahmen gegen Deutschland ergriffen werden sollen. * Die Beratungen der Parteien über die Getrcideumlage haben die Wahrscheinlichkeit einer Mehrheit für die Regie rungsvorlage sehr vergrößert. * Polnisches Militär ist in Kattowitz und deutsche Reichs wehr in Kreuzburg und Oberglogau eingerückt. * In den Alpen ist Schneewetter eingctreten. Am Waß mann sind mehrere Touristen im Schnecsturm umgekommen. * Von dem nn Hamburger Hafen gesunkenen Dampfer „Avare" wurden weitere zehn Tote geborgen. Nach dem Frühstück. Ohne den gewaltigen Apparat der allzu üppig ins Kraut geschossenen Konferenzen haben diesmal Lloyd George und Poincarö sich in London zusammen- gefunden und im Anschluß an ein gemeinsames, in kleinem Kreise eingenommenes Frühstück der Lösung jener großen Fragen näherzukommen gesucht, die die europäische Politik nuu schon seit Jahren nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Bei Kasfee und Zigarren läßt sich auch unzweifel haft gemütlicher und fruchtbringender sprechen als vor einem Parterre von Zuhörern, die mehr auf Konflikte und Sensationen als auf Ausgleich und Verständigungen ein gestellt sind. Was aber ist nun diesmal bei dem Stelldichein zu zweien herausgekommen? „Reuter" faßt sich kurz und teilt lediglich mit, daß die Reparationskommifsion eine Unter suchung über die Mittel veranstalten werde, um die deut schen Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. PoincarS werde wahrscheinlich Ende Juli nach England zurück lehren, um den Kommissionsbericht zu erörtern. In der Zwischenzeit aber würden Zwangsmaßnahmen gegen Deutschland nicht in Aussicht genommen. Die französische Nachrichtenagentur ist wortreicher, ohne in der Sache selbst mehr zu verraten. Ihr zufolge würde indessen nicht die Re parationskommission, sondern das jetzt in Berlin eingetrof fene Garantie-Komitee die neue Untersuchung über die Lage der deutschen Finanzen vornehmen und seinerseits darüber nach London und Paris Bericht erstatten. Dem französischen Ausgangspunkte in seinem ganzen Verhalten uns gegenüber entsprechend wird dann noch hinzugefügt, daß, wenn Deutschland sich weigere, die nun zu verhängen den Kontrollmaßnahmen anzunehmen, oder sie umgeht, nachdem es sie angenommen habe, eine beabsichtigte Ver fehlung festgcstellt und danach die entsprechenden Maßnah men ergriffen werden würden. Anders tun es nun einmal die Herren Franzosen nicht — deutsche Verfehlungen sind das zwecke Wort, das sie im Munde führen, dessen sie nicht entraten können, wenn und solange und so oft im Verhält nis zu uuS von Krieg und Frieden und von Kontribution die Rede ist. Ans der Verschiedenheit der englischen und französi schen Berichterstattung über die Londoner Frühstücksunter haltung kann mit ziemlicher Sicherheit die Tatsache ent nommen werden, daß dort gerade über die Unsinnigkeit dieses Ausgangspunktes, sei cs direkt, sei es indirekt, ver handelt worden ist. Die Engländer sind nüchtern genug, dis Dinge nun doch schon etwas mit anderen Äugen anzu sehen, während die Franzosen es nicht besser wissen oder gar nicht besser wissen wollen, als daß lediglich schlechter Wille auf unserer Seite die europäischen Völker immer noch in Atem hält- Hat Herrn Poincarö nicht einmal die Denk schrift des Internationalen Bankenkomitees eines besseren belehrt, so muß er auch den Nachweisungen Lloyd Ge orges und seiner Ministerkollegen gegenüber zum mindesten nach außen hin den Anschein aufrecht erhalten, als wenn sich an seiner Grundauffassung der Verhältnisse nichts ge ändert habe. Wieder einmal ist deshalb irgendeine ma terielle Entscheidung in der brennenden.Reparationsfrage um Wochen hinausgeschoben worden, wieder einmal muß die Lage unserer Finanzen noch erst umständlich „unter sucht" werden — als wenn nicht nachgerade bereits jeder Dilettant mit ihr einigermaßen Bescheid wüßte. Im Hintergründe dieser Verschleppung schlummert aller Wahrscheinlichkeit nach die Hoffnung auf Konflikts zwischen dem neu auftretenden Garantiekomitee und der deutschen Regierung. Seine Befugnisse will natürlich Herr Poincarö soweit als möglich gezogen wissen, und von der Tatsache, daß Deutschland sich mit der Einsetzung dieser Finanzkontrolle nur unter der Voraussetzung des vorheri gen Zustandekommens einer großen Anleihe einverstanden erklärt bat, weiß der französische Ministerpräsident über haupt nichts mehr. Die deutsche Regierung dürfte aber in diesem Punkte doch Wohl ihre frühere Auffassung nicht so ohne weiteres vreisgeben. Ob sie bisher alles getan bat. um den grundsätzlichen Standpunkt ihrer Antwortnote vom 31. Mai mit dem notwendigen Nachdruck aufrechtzuerhal ten, mag vielleicht zweifelhaft erscheinen. Inzwischen aber ist der Reichstag wieder zusammengetreten, und von ihm ist nicht zu erwarten, daß er geneigt sein wird, die Regierung zu vorbehaltloser Unterwerfung unter die For derung des Garantiekomitees zu bevollmächtigen. Die Möglichkeit zu neuen Konflikten ist also in der Tat ge geben — wenn die unhaltbare Betrachtungsweise der Franzosen auch innerhalb der Reparationskommission Sie ger bleibt. Wird Herr Poincaro gewillt und in der Lage sein, bis Ende Juli sich und die Kammer endlich eines besseren zu belehren? Wenn nicht, hätte man sich die Kosten der nächsten „Untersuchung" wirklich sparen können. Ltm die Wahrung der Fmanzhoheii Regierung und Garantiekomitee. Der Hauptpunkt der Verhandlungen, die in diesen Tagen zwischen der Reichsregierung und dem nach Berlin gekommenen Garantiekomitee geführt werden, ist die Frage, inwieweit die in der letzten deutschen Note grund sätzlich zugestandene Finanzkontrolle der Reparationskom- Mission über Deutschland tatsächlich durchführbar erscheint. Jnbezug auf die Prüfung der deutschen Einnahmen und Ausgaben ist daran festzuhalten, daß die Steuersouveränitkt Deutschlands unter allen Umständen unangetastet bleiben muß. Die deutsche Verwaltung ist ein aufs feinste ausgearbeitetes Instrument. Ein unzweckmäßiger Eingriff von außen in diesen komplizierten Apparat würde die schwersten Stockun gen Hervorrufen, und es würde eine die gesamten Funktio nen des Verwaltungs- und Wirtschaftskörpers störende Stockung herbeigeführt und ein Zustand geschaffen, den man schon im Interesse der Zahlungsfähigkeit Deutsch lands zu vermeiden suchen muß. Besonders in der Steuer verwaltung ist unser Apparat ohnehin schon so belastet, daß neue und plötzliche Änderungen das Gegenteil des erhoff ten Erfolges hervorbringen. Weiler ist daran festzuhaltcn, daß das Steuergeheimnis des einzelnen unbedingt gewahrt bleiben muß. Dies ist ein Grundsatz, der in allen modernen Rechtsstaaten Geltung hat, und gerade Frank reich hat immer diesen Grundsatz in den Vordergrund ge stellt. Kapitalflucht und Statistik sind die beiden anderen Beratungsgegenstände des Garan- tielomitees. Zur Verhinderung der Kapitalflucht ist, wo rauf von deutscher Seite immer wieder hingewiesen wurde, die Zusammenarbeit aller Staaten notwendig. Es ist an zunehmen, daß von deutscher Seite dem Komitee Vor schläge hinsichtlich des erfolgreichen Zusammenarbeitens gemacht werden. In der Frage der Statistik besteht auch in Deutschland der Wunsch, unsere Statistik wieder auf den Grad der Exaktheit zu bringen, der sie in der Vor kriegszeit ausgezeichnet hat- Wenn die Garantiekommission in dieser Beziehung bestimmte Vorschläge machen wird, dürfte eine Einigung wohl zu erzielen sein. Die Ruffen und wir. Eine Rechtfertigung des Rapallo Vertrages. Der dem sch-russische Vertrag, der auf der Genueser Konferenz abgeschlossen wurde, hat viels Angriffe er fahren, wurde jedoch stets mit dem Hinweis darauf ver teidigt, daß ohne diesen Vertrag Rußland mit der Entente unter Ausschluß Deutschlands zu einem für uns nachtei- lichen Abkommen 0 langt wäre. Diese Auffassung wird jetzt von Tschitscherin selbst bestätigt, der einem Berliner Pressevertreter erklärte: „Da wir zu Deutschland kein vertraglich gerrgelies Verhältnis hatten, konmcu die Verhandlungen insofern für Deutschland gefähr lich werden, als zwischen Deutschland und uns gegen seitig keine Verpflichtungen bestanden, und wir angesichts der allgemeinen Lage unsere Handlungsfreiheit hätten aus nutzen müssen. Insofern also hätte der' Nichtabschluß des Napallovertrages für Deutschland schlimme Folge» haben können." Im übrigen ist Tschitscherin bemüht, die Bedenken, die man in Deutschland und im übrigen Europa gegen die russische Politik begt, nach Kräften zu zerstreuen. Er be tonte, die Besorgnis, daß Rußland versuchen würde, den Bolschewismus auch in Deutschland durchzusetzen, sei unbegründet. Zwischen der Sowjetregierung und der Dritten Internationale bestehe keinerlei Zusammenhang. Die Russen hätten niemals wirklich daran gedacht, das kommunistische System durchzuführen, sondern strebten immer nur eine Verbindung des tatsächlich Mög lichen mit der kommunistischen Grundidee an. überdies festige sich auch der Rubel dadurch, daß die russische Regie rung den Druck von Papiergeld so weit irgend möglich einschränke. Man könne hoffen, daß eine mittlere >Ernte erzielt werde und daß man der Hungersnot all mählich Herr werden könne. PoUMcke RunLilckao. Deutsches Reich. Eine sächsische Denkschrift zur Teuerung. Die sächsische Negierung hat soeben an die Neichsregie* rung und an den Neichsrat eine Denkschrift über die zu nehmende Teuerung gerichtet. Darin wird gesagt, die jetzigen Preissteigerung lasse sich keinesfalls mehr durch den niedrigen Stand der deutschen Valuta rechtfertigen. Die ungeheure Teuerung sei auch durch keinerlei Lohn- und Gehaltserhöhung mehr völlig auszugleichen. Das be deute, daß eine beständige Herabdrückung der Lebensweise der wirtschaftsschwachen, nur auf Gehalt oder Lohnver- dienst angewiesenen Menschen stattfindet. Die Hauptschuld an der übermäßigen Preistreiberei liege bei den Erzeugern in weiten Gebieten der Industrie und Landwirtschaft. Um eine Herabsetzung der Endpreise zu erreichen, msisse des halb bei den Erzeugern angesange werden. Es werden dann verschiedene Reformvorschläge gemacht, z. B. Wieder einführung der Zwangswirtschaft für Jnlandszucker. Von der Neichsregienmg werden durchgreifende Maßnahmen gegen Wucherer und Schieber verlangt, wenn nicht schwere soziale Erschütterungen eintreten sollen. Deutsch-Österreich. X Der neue Finanzplan der Regierung ist fertiggestellt. Als Garantie für die von der Notenbank auszugebenden Goldobligationen wird eine Generalhypothek auf alle Liegenschaften in Vorschlag gebracht. Das ganze Steuer Wesen soll von Grund auf reformiert werden. Die bestehenden Steuern und Gebühren erfahren sehr be trächtliche Erhöhungen. An neuen Steuern ist sine Kapitalzuwachssteuer in Aussicht gekommen. Die Zölle werden effektiv gegen Gold bezahlt werden müssen. Die industriellen Betriebe des Staates sollen, soweit nicht be- sondere Interessen vorhanden sind, der Privatwirtschaft übergeben werden. Das Tabakmonopol und die Eisen bahn bleiben vorläufig noch im Betriebe des Staates. Im Mittelpunkt aller Ersparungen steht die Frage des Be- amtenabbaues. Auch die Wehrmacht soll auf die Hälfte ihres gegenwärtigen Bestandes reduziert werden. X Die Wahlen im Burgenland. Das voraussichtliche Ergebnis der Nationalratswahlen im Burgen lande ist folgendes: Die Sozialdemokraten erhielten 4 und die Christlich-Sozialen 2 Mandate. Dis restlichen Mandate werden entweder auf die Bauernbündler entfallen, oder Bauernbündler und Großdeutsche werden je ein Mandat erhalten. Das Ergebnis der Lan d ta gs w a h le n im Burgenland ist wahrscheinlich folgendes: 12 Sozialdemo kraten, 9 Christlich-Soziale, 6 Bauernbündler und 3 Groß deutsche. Hierzu kommen 3 Mandate der Nestsiimmen. Frankreich. X Französische Vorbehalte für den Haag. In der vor bereitenden Kommission der Haager Konferenz erklärte der französische Delegierte, Frankreich werde sich bei der am 26. Juni beginnenden Tagung vertreten lassen. Seine Ne- giernng wünsche aber, daß es sich nur um eine Zusammen kunft von Sachverständigen handele und daß jede poli tische Frage von den Bratungen ausgeschlossen sei, ferner, daß feine Regierung sich die Freiheit Vorbe halte, ihre Sachverständigen jederzeit zurückzuziehcn, namentlich, wenn das Auftreten derS 0 wjets dazu Ver anlassung gebe. Großbritannien. X Die Londoner Konferenz der Zweiten Internationale nahm vor Beendigung ihrer Verhandlungen Entschlie ßungen an, in denen erklärt wird, daß die Konferenz nicht länger an den Bemühungen teilnehmen kann, mit der Dritten Internationale zu einem internationalen Abkom men zu gelange«. Eine allgemeine Konferenz der sozia listischen und Arbeiterparteien tritt im Oktober in Ham burg zusammen, um die Wiederherstellung internatio naler Gesichtspunkte zu erwägen, welche die sozialistischen und Arbeiterparteien zu einigen geeignet sind. Aus In. und Ausland. Berlin. Im Reichsministcrium des Innern fand eine Besprechung mit den Vertretern der Parteien über die Änderung der bisherigen Wahlkreise statt; die Regie rung hat einen Gesetzentwurf als Anhang zum Reichswahl gesetz ausgearbeitet. Köln. Die Verhandlung des Prozesses gegen Smeets wegen Beleidigung der Kölner Polizei endete mit einer Ver urteilung des Separatistenführers zu zwei Monaten Gefäng nis, die mit den früheren Strafen zu acht Monaten und zwei Wochen Gefängnis zusammengezogen wurden.