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spitzes Kinn, breites Gesicht, gebräunte, gesunde Gesichts farbe, kräftige, breitschultrige Gestalt, mecklenburgischer Dia lekt. Kleidung: Blauer zweireihiger Sakkoanzug, schwarze Stiefel, weicher Stehkragen, kleine, schwarze Krawatte, Filzhut. Die drei Genannten gehören der Organisation 6 an und waren früher Angehörige der Brigade Ehrhard. Der zu 3. genannte Knauer (Koerner, Kern) war während des Kapp- Putsches bei der sogenannten Stabswache der damaligen Kappschen Reichskanzlei tätig. Festgenommen sind die drei Täter bisher noch nicht. Sie haben sich aus Berlin entfernt. Da sie nach den polizeilichen Feststellungen zur Zeit der Tat nicht über große Geldmittel verfügten und auch keine Pässe besaßen, ist damit zu rechnen, daß die Täter sich im Inland auf halten. Techow ist am Sonntag abend mit dem D-Zug 8 Uhr 35 Min. nach Halle gefahren. Die beiden anderen haben ver mutlich am Dienstag mittag Berlin verlassen und sich nach Norden begeben. Eine Anzahl weiterer Personen, die der Mit täterschaft überführt sind, wurde von der Berliner politischen Polizei bereits festgenommen. Ein Teilnehmer des Mordkomplotts verhaftet. Berlin, 29. Juni, (tu.) Dr. Weiß erklärt zur Er mittelung der Rathenaumörder folgendes: In der Nacht zum Dienstag wurde im äußersten Berlin ein Teilnehmer des Mordkomplotts verhaftet. Durch die Aussagen dieses Mannes und durch das Material, das man bei ihm vorfand, wurde die Polizei auf Spuren hingewiesen, die sich dann auch in der Nacht als wichtig erwiesen haben. Ueber den Namen des ver hafteten Teilnehmers wird vorläufig noch Stillschweigen bewahrt. Kundgebungen und Zwischenfälle. , Die Kundgebungen in Berlin. am Nachmittag des Beisetzungstages wickelten sich ruhig ab. Im Lustgarten, auf dem Schloßplatz und dem Neuen Markt versammelten sich Hunderttausende von Menschen mit Fahnen und Emblemen, zu denen eine Reihe von Rednern sprach. Sie forderten Schutz der Republik und der Verfassung unter großem Beifall der Menge. Ähnliche Kundgebungen fanden in München, Han nover, Essen, Breslau, Königsberg, Frankfurt a. M., Er furt, Lübeck ufw. statt. Unliebsame Vorkommnisse unter blieben hier überall. Dagegen wurden in Karlsruhe Schilder mit Hoflieferaniententiteln und Kronen zertrüm mert. Zu besonders schweren Ausschreitungen kam es vor dem Hause der Geschäftsstelle der Deutschnationalen Volks partei. Hier wurden die Rolläden gewaltsam emporge hoben, eine große Schaufensterscheibe zertrümmert, sämt liches Mobiliar kurz und klein geschlagen und auf die Straße geschleudert. Noch schwerere Zwischenfälle er eigneten sich in Darmstadt. Die Unruhen begannen ebenfalls mit Herunterreißen von Schildern u. dgl. Die Menge soll in die Wohnungen der Volksparteilichen Dingeldey und Dr. Osann eingedrungen sein und Schaden angerichtet haben. Alsdann drang die Menge in die Re daktion der Hessischen Landeszeitung ein, zerschlug die Türen und Fensterscheiben, demolierte das Mobiliar und warf die Zeitungen und Manuskripte auf die Straße. Auch in der Redaktion des Täglichen Anzeigers wurden Vie Fensterscheiben eingeschlagen, das Mobiliar zerstört und die Zeitungen auf die Straße geworfen. Beim Einschrei ten der Polizei feuerte sie nach einigen blinden Schüssen scharf auf die Menge, worauf diese auseinanderstob. Bian spricht von mehreren Toten und Verwundeten. In Heidel berg hielt der Nobelpreisträger Geheimrat Lehn hard, trotz des Verbots des Rektors, am Beisetzungsnachmittag eine Vorlesung in der Universität ab. Darauf erschien eine Volksmenge vor der Universität, die von Studenten mit Hydranten bespritzt und mit Steinen beworfen worden sein soll. Es folgte später unter starkem Polizeiaufgebot die Verhaftung des Geheimrats Lehnhard und einiger Studenten. Maßnahmen gegen die Äot der presse. Umlage auf den Waldbesitz. Die mehrfachen Ankündigungen und Verhandlungen der letzten Zeit haben nunmehr zur Formulierung eines Ge setzentwurfes geführt, das der immer größer werdenden Notlage der deutschen Presse abhelfen soll. Dem Reichsrat ist vom Wirtschaftsministerin«, der Entwurf eines Gesetzes über Maßnahmen gegen die wirt schaftliche Notlage der Presse zugegangen. Die Reichs- regicrung wird darin ermächtigt, auf Grund von Selbst- kvstcnermittlungen die Preise für Holzstoff, Zellstoff- und Druckpapier zu bestimmen. Sie kann diese Preise zu Höchst preisen erklären. Zur Behebung der wirtschaftlichen Notlage der Presse haben ferner die Länder an eine Notkasse der deutschen Presse, die eigene Rechtspersönlichkeit besitzt, vom 1. Juli d. I. an einen Betrag abzuführen, der für das dritte Vierteljahr 1922 auf den Kopf der Bevölkerung zwei Mark ausmacht. Die Länder werden ermächtigt, den von ihnen zu zahlenden Betrag auf die Eigentümer oder sonstigen Nutzungsberechtigten von forstwirtschaftlich genutzten Grundstücken nmzulegen. Der Maßstab bleibt den Län dern überlassen, jedoch ist eine Umlage nach dem Vermögen oder Einkommen nicht zulässig. In der Bekundung wird darauf hingewiesen, daß infolge des Steigens der Löhne, Materialpreise usw. die Gefahr besteht, daß die Struktur des gesamten Zeitungs- und Zeitschriftenwesens zerstört wird und daß eine ge ringe Anzahl von Großbetrieben an Stelle der Mannig faltigkeit und Bodenständigkeit der gegenwärtigen Be triebsform tritt. Schon jetzt ist eine Anzahl Zeitungen in die Hände einzelner Interessengruppen übergegangen. Zu dem ist die Befürchtung nicht unbegründet, daß fremdlän disches Kapital im deutschen Zeitungswesen erheblichen- Einfluß gewinnt. Der Not der Zeitungen und Zeitschrif ten kann nur durch Bereitstellung ausreichender Geldmittel gesteuert werden, die als Rückvergütung aus dem Druck papierpreis den Verlagsunternehmungen unmittelbar zu geführt werden. Man erhofft bei Annahme des Gesetzent wurfes eine Verbilligung des Zeitungspapiers von etwa 2 Mark pro Kilogramm. Verschiedene Vertreter der Län der, die an den Holzerträgen interessiert sind, haben be kanntlich Einspruch im Reichsrat gegen die geplanten Maß nahmen erhoben. politische Deutsches Reich. Die Getreideumlage im Ausschuß angenommen. Der volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstages be schäftigte sich Dienstag erneut mit der Getreidemnlage. Auf Antrag der Sozialdemokraten wurde die Menge des abzuliefernden Getreides unter Wiederherstellung der Ne gierungsvorlage in diesem Punkte mit 2)4 Millionen Ton nen festgesetzt. Die Grenze, Lis zu der kleinere Landwirt schaften von der Umlage befreit sein sollen, wurde nicht nach der Gesamtanbaufläche, sondern nach der Getreidean baufläche auf Zentrumsantrag mit 1)4 Hektar bestimmt. Ferner wurde ein Zentrumsanirag angenommen, der für das c'ste Viertel der Umlage folgende Preise sestsetzt: Roggen 8000 Mark, Weizen 8900 Mark, Gerste 7800 Mark, Hafer 7500 Mark. Die Preise für die anderen drei Viertel werden nach Anhörung eines Ausschusses festgesetzt werden. Die Ausweisungen aus dem besetzten Rheinland. Durch die Presse ist in den letzten Tagen die Meldung gegangen, daß in der Zeit vom 15. Mai bis 15. Juni sie ben, nach einer anderen Lesart 70 Personen, meist deut scher Abstammung, durch die Rheinlandskommission aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen worden seien. Diese Nachricht entspricht nicht den Tatsachen. Tatsächlich sind in der Zeit vr-m 15. Mai bis 15- Juni fünfPersonen. darunter zwei Ausländer, durch die Nheinlandskommtsston aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen worden. Deutsche Armeefragen im englischen Unterhause. Ein Parlamentsmitglied fragte im englischen Unter hanse den Staatssekretär, ob er irgendwelche Kenntnis habe, daß das deutsche Offizierkorps der früheren Armee noch bestehe, und ob es von den deutschen Militärbehörden amtlich anerkannt werde. Staatssekretär Evans erwiderte, die Zahl der Offiziere des regulären deutschen Heeres sei im Friedens-Vertrag auf 4000 beschränkt. Alle anderen re gulären Offiziere seien verabschiedet worden. Die deut schen Behörden erkennten das bestehende Offizierkorps an, andere Offiziersvereinigungen würden nicht anerkannt. Ein anderes Mitglied fragte, ob die deutschen Mobilisie- rungsgesetze ausgehoben worden seien. Evans erwiderte, daß die Interalliierte Kontrollkommission berichtet habe, daß die deutsche Regierung alle die Mobilisation an gehenden Gesetze aufgehoben habe mit Ausnahme des Ge setzes vom 15. Juli 1873 über die Requisitionen zur Zeit der Mobilisierung. Die Kommission habe auch die Auf hebung dieses Gesetzes gefordert. Der Nachfolger Nathenaus. Bekanntlich ist der Reichskanzler vorläufig mit der Führung der Außenpolitik betraut worden, doch ist das natürlich nur ein Übergangszustand, und es muß bald ein neuer Mann Nathenaus Platz einnehmen. Nun laufen aber zurzeit zwischen den Entente-Regierungen, der Repa rationskommission, dem Garantiekomitee und der deutschen Regierung höchst komplizierte Verhandlungen, die nur von einem Manne beherrscht und weitergeführt werden können, der an diesen Verhandlungen in allen ihren Einzelheiten aktiv von Anfang an teilgenommen hat. Diesen Einblick hatten nur drei Männer der Reichsregierung: Dr. Wirth, Rathenau und Dr. Hermes. Es ist daher begreiflich, daß der Übergang des Dr. Hermes vom Reichsfinanzmini sterium ins Auswärtige Amt im Vordergrund der Er wägungen steht, doch wird die Entscheidung über die end- gülttge Neubesetzung des Außenministerpostens wohl erst Anfang Juli fallen. Der Dienstauswand der höchsten Beamten. Der Entwurf eines neuen Nachtragsetats sieht mit Rücksicht auf die steigende Teuerung auch eine Erhöhung der Dienstaufwandsgelder der höheren Reichsbeamten vor. Mit Wirkung vom 1. Juli 1922 sollen erhöht werden: die Dienstauswandsgelder des Reichskanzlers auf 260 000 Mark, der Reichsminister auf 70 000 Mark. Der Reichs minister der Finanzen wird ferner ermächtigt, zur Linde rung der Not der Beamten und der Soldaten der Wehr macht bis zu hundert Millionen Mark zu verausgaben. «Sroßbritannlen. X Arbeiter gegen Lloyd George. Der 22. Jahreskon- gretz der britischen Arbeiterpartei wurde in Edinburgh er öffnet. In seiner Eröffnungsrede sagte der zum Präsiden ten gewählte Jowett u. a.: Lloyd George habe nicht den Mut gehabt, auf den Versailler Vertrag zu verzichten, ob gleich er sich bemüht habe, sich den Konsequenzen des Ver trages zu entziehen. In Großbritannien herrsche eine dau ernde Wirtschaftliche Depression, die zum Teil auf den Ver lust des britischen Außenhandels und auch auf die Ver minderung der Arbeiterlöhne zurückzuführen sei. Rußland. X Lenins Befinden verschlechtert. Nach Berichten aus Moskau hat sich das Befinden Lenins während der aller letzten Tage sehr verschlimmert. Er soll nur mühsam sprechen können, und sein Gedächtnis versage zeitweise der art, daß er nicht imstande sei, die Menschen um sich herum zu erkennen. Zwei bekannte deutsche Ärzte sollen sich aus dem Luftwege nach Moskau befinden. Haag. Auf der internationalen Konferenz «beginnen die ersten Verhandlungen mit den Russen über die Kredit» frage. Gräfin Latzbergs Enkelin. 35) Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Fetzt mußte er doch lachen. Höhnend klang es Lurch den Raum. „In der Tat, eure Lebensführung ist sehr einfach — so einfach, daß sie die Kräfte Steinhagens !.c,enklich übersteigt! Ihr müßt sparsamer leben — nid wr al lem — der Wagen kommt heute noch aus em Hause; ich kann ihn nicht bezahlen!* „Du mußt es — das bist du uns schuldig! Wir geben doch die Equipage dafür aus! Verkauf' außer dem ein Stück Feld, einige Kühe, dann hast du die Summe." „Soll ich nicht gar Steinhagen auch gleich verkau fen?" sagte er grimmig. „Dann hättet ihr ja genug zum Ausgeben. An eure Zukunft denkt chr wohl nicht." „Das beste wär' es! Dann hätte aller Streit ein Ende!" bemerkte Konstanze. „Du solltest dich schämen, Konstanze, das zu den ken, geschweige auszusprechen! Seine Stimme bebte vor Erregung. „Ich habe redlich für euch gearbeitet." „Für dich Wohl nicht?" warf Konstanze schnippisch ein. „Dir gehört wohl Steinhagen nicht?" „Auf dem Papier — allerdings! Toch ihr habt mehr davon als ich!" „Dein guter Vater Lothar, mein seliger Mann, hat besser und nobler für mich gesorgt als du!" sagte Frau Agathe mit weinerlicher Stimme. „Ja, indem er Steinhagen in einer Weise belastete, die allgemeines Kopfschütteln erregte. Und ich habe arbeiten müssen, schlimmer als ein Tagelöhner, um mir den Besitz meiner Väter zu erhalten, um wenigstens die drückendsten Verbindlichkeiten abzulösen." „Wenn es so stand, warum hast du Steinhagen nicht verkauft, damals, als dir Fabrikbesitzer Clemens das so vorteilhafte Angebot machte?! Für das Geld konntest du längst eine andere Klitsche haben!" „Wenn Mama das sagen würde, würde ich es be greiflich finden, da sie aus einer Sphäre stammt, der das Bewußtsein „eigene Scholle" wohl am fremdesten von allem ist." Frau Agathe wollw cw^bren; sie war dunkelrot und schnappte nach Lust. „Bitte, möchtest du etwas erwidern?" fragte er kalt, nach der fassungslosen Frau hinüberblickend. Dann wandte er sich nach oer Schwe ster. „Dir aber, Konstanze, hätte ich doch mehr Herren gefühl zugetraut! Hast du so wenig Stolz und Nn- hönglickfleit — und Verständnis für das. was dir als aus einem alten AdZsaeschlecht das Höchste se>n müßte? qaoe oamars map gezögert und vre umzsrm ausgezogen, trotzdem es mir bitterschwer urde und bin doch ein „Bauer" geworden, wie du so ost höhnend bemerkst. Aber es galt, Steinhagen zu retten — und die Hand des Herrn tat not! Wer sollte für euch sorgen, wenn alles zusammenbrach — damals, als Vater so plötzlich starb " „Und war es nicht in deinem Interesse mit?" „Gewiß! Aber ihr habt nie gefragt, ob es mir leicht wurde ober schwer! Nater hat mir durch seine Bestimmungen wirklich ein Opfer auferlegt. An mich habe ich in den letzten acht Jahren nicht denken können. Einen eigenen Hausstand zu gründen, das wäre auch heute noch schwer." „Ja, natürlich, wenn du ein Mädchen ohne Vermö gen heiraten wolltest! Welcher Landwirt könnte das? Du mußt mir doch mein Kapital auszahlen, sobald ich heirate!" „Das würde mir jetzt unmöglich sein! Jeb habe keine Ersparnisse machen können. Ja, wenn ihr drau ßen in Steinhagen wohntet, wäre es anders gewesen. Aber zwei Haushaltungen wirft es nicht ab. Wozu dieses kostspielige Haus in der Stadt? Man hätte es vermieten können!" „O, o, Lothar, diesen Gedanken laß fallen!" rief Frau Agathe erregt. „Uebrigsns hat mein guter Mann mir dieses Haus als Witwcnsitz bestimmt außer der monatlichen Rente." „Habe ich sie dir einmal nicht gezahlt? Und nicht einmal hast du mir die Zahlungsbedingungen erleich tert während der schwersten Jahre. Ich hab' manch mal nicht gewußt, wo sie hernehmen. Aber ihr brauch tet ja so viel, trotzdem ich auch fast euren ganzen Haus halt bestritt, wozu ich gar nicht verpflichtet war." „Als ob es auf die paar Gänse und Hühner und Eier und das Obst ankäme! Es ist sehr nett, daß du uns deine Wohltaten verwirfst!" Er beachtete Konstanzes Einwurf nicht, sondern fuhr fort: „Was hat dieses Haus allein schon ekostrt! Um die kleinste Reparatur seid ihr gekommen! Ich habe euch Dampfheizung legen lassen und so vieles andere angeschafft, was nicht nötig war. Und allein die viele Dienerschaft: Gesellschafterin, Köchin, Stubenmädchen, Kutscher, Jungfer und was alles noch!" „Bitte, lieber Lothar, mache uns darüber keine Vorschriften. Wir leben nur standesgemäß, nicht an ders! Ich weiß übrigens gar nicht, wohin wir uns verirrt haben. Dis Erörterungen —" „Sind durchaus nötig! Wir müssen ns einmal aussprechen. Ihr scheint gar nicht mehr im Bilds zu fein! Ich muß euch wirklich daran erinnern, daß ihr sticht nur das Recht habt, Geld auszugeben, sondern auch die Pflicht, zusammenzuhalten, zu sparen! Bis letzt Lab' icb nur kür euch und die Zinsen gearbeitet—> vyne nur einmal ein Wort des Dankes zu Haven — als müsse es so sein." „Du hast ja dafür Steinhagen." „Das ich aber nicht länger halten kann, wenn ihr so weiter lebt! Es ist unmöglich! Und eine neue Hy pothek nehme ich unter keinen Umständen auf. Willst du das Auto von deinem Kapital bezahlen, Konstanze, dann meinetwegen — dann will ich versuchen, das Geld aufzutreiben. — Du mußt mir das schriftlich ge ben." , „Fällt mir gar nicht ein! Aber der neue Kuh stall, die neuen Scheunen, dis Arbeitshäuser, ie gar nicht nötla warm» die vielen Anschaffungen für Stein hagen. Das ist wohj alles nur von deinem Gelds ge nommen? Warum steckst du jetzt so viel Geld hinein? Du wirst's wohl' gewußt haben, warum. Daß du Steinhagen recht neu übernimmst." „Sollte ich es denn, wie Vater es leider getan hat, noch mehr verfälscht lassen?" Jetzt war er doch empört über diese Gesinnung der Schwester und mußte es aussprechen. „Konstanze, für so niedrig Lenkend und berechnend hätte ich dich wirklich nicht gehalten; fast muß ich mich deiner schämen! Du nimmst mir wirklich die ganze Freude an Steinhagen, das ich mit so unsäglicher Mühe wieder in die Höhe gebracht habe. Während ihr in Luxus schwelgtet, habe ich — doch wozu euch das sagen — ihr habt gar kein Verständnis, auch nicht das Recht, eine Arbeit zu beurteilen, ihr, die ihr nicht im stande wäret, auch nur das Satz zum Brot zu verdie nen —" „Und deine Reise nach Italien?" fragte Frau Agathe mit malitiösem Lächeln. „Für uns war das Geld nicht da." „Für euch hab' ich mich krank gearbeitet, und dann soll ich nicht einmal an meine Gesundheit denken — das erstemal in den acht Jahren^ Du hast wohl am allerwenigsten Grund, solche Ansprüche zu machen, ich bitte, das zu bedenken! Auch meine Geduld hat ein Ende!" herrschte er Frau Agathe an. Dann atmete er tief auf und mäßigte seine Stimme zu ' er anfäng lichen Ruhe und Kühle. „Justizrat Wendler soll euch in den nächsten Tagen eine genaue Aufstellung aller Einnahmen und Ausga ben von Steinhagen zuschicken, aus denen ihr erleben werdet, daß ich nicht zu meinem Vorteil gewirtschaftet habe. Wenn ich heute aus Steinhagen gehen würde, hätte ich nichts — nein, weniger — ich habe acht schöne, unwiederbringliche Jahre verloren. Ich grüßte von vorn anfangen! Und damit ich nicht ganz "ür umsonst gearbeitet habe, soll es von nun an anders werden. Meine Gutmütigkeit ist zu Ende! Ihr bekommt eure ? Rente — nichts weiter. Seht zu, wie ihr euch einrich- - tet. Mein letztes Wort ist gesprochen. ,