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MlsdmfferHWblatl Fernsprecher Wilsdruff 7K. 6 Wochenblatt fÜl WllsdpUff UNd' ^MgetzLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger »ud Drucker: Arthur 8 sch«»Ke i« Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 133 Sonnabend den 10. Juni 1922. Amtlicher Teil. 81. Jahrgang 6soi»toKolNA»'s0t»anna Haushaltungen, die über keine Vorräte verfügen, können IhUi»vff^ivk1s0tgMl^ »ule Svenekanoff in in Mengen von nicht über 25 Pfund erhaben. — Anmeldung zum Bezüge im Verwaltungsgebäude — Zimmer 2 — am 10 d. M. Wilsdruff, am 9. Juni 1S22 ,«s« Der Stadtrat. IIIlIIIIIIIIII!IIIIIli!.III!!I!»IIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIII,IIIIIIIIIIIIIII!UII!IIIII<IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIItIIIIIIIII!IIIIIIIlIII!I!»IIIlIIIIIII»IIIII»I!Il»IIIIIIIII»IIIllIIIII Dir Mtr WM, DzkW ßj; MiniilG 10 Ur mszWer. IIIIIII>IIIIIIIIIIIIIIIIIII!III!IIIIIIII»I!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!tII!IIIIIIIIII!IIIII!II»IIIIIIII»IINIIIIIIII»IIIlIIIIIII!»IIIlIIIII»IIIlIIIIIIlI!I!!!IIbIIIIIlIIUIIIIMI Klemr Zeitung für eilige Leser. * Die Unterzeichnung der Udergabebestimmungen für Ober schlesien an die deutsche und polnische Regierung soll am 13. Juni erfolgen. * Der außerordentliche erneute Sturz der österreichischen Krone bat in Wien Bestürzung hervorgerufen. Der Dollar stieg bis zu 17 500 Kronen. * Das französische Kriegsgericht in Mainz verurteilte 17 ehe malige deutsche Offiziere zu Gefängnis- und Geldstrafen we gen Zugehörigkeit zu einer Ortsgruppe des deutschen Offizier« Hundes im besetzten Gebiet. * In der italienischen Kammer hielt der Minister des Kutzern, Schanzer, eine große Rede über Italiens Friedens politik, in dtr er die erfreulichen Beziehungen zu Deutschland Hervorbob. Kronensturz. Darauf wird das neue Ministerium in Asterreich nicht gefaßt gewesen sein, daß der schon ohnehin verzwei felte Stand der Valuta des Landes wenige Tage nach dem vorläufig letzten Ministerwechsel abermals einen ebenso plötzlichen wie gefährlichen Ruck nach unten erfahre« werde. , Natürlich hat diese katastrophale Erscheinung mit den politischen Vorgängen der letzten Tage nichts zu tun. Daß die Leitung der österreichischen Republik nach langwieriger Beherrschung durch die Sozialisten jetzt der Abwechslung halber einmal auf Christlich-soziale und Großdeutsche über« segangen ist, spielt bei -Len Machern der Börsen- und Devft senkurse gewiß nicht die geringste Rolle. Ebensowenig, daß nen neuen Männern, mit dem Prälaten Dr. Seipel an der Spitze, in der Öffentlichkeit eine verhältnismäßig günstige Aufnahme bereitet wurde. Man muß zugeben, daß, wenn es für ein an Haupt und Gliedern jämmerlich zugerichtetes Land überhaupt noch auf Männer ankommen könnte, die Zusammensetzung des neuen Kabinetts einige tröstliche Aussicht für die Zukunft bieten würde. Denn sowohl dem neuen Ministerpräsidenten wie seinem Vize kanzler Dr. Frank, seinem Handclsminister Kraft und sei nem Justizminister Dr. Waber rühmen alle, die sie kennen, Eigenschaften nach, mit denen sich auch nur bei einiger maßen normalen Verhältnissen Wohl schon einiges anfan- gen ließe. Aber die Börse wird heute von ganz anderen Rücksichten beherrscht. Sie hat die Ohnmacht auch starker Ministcrpevsönlichkeiten gegenüber den wild drängenden Triebkräften des Wirtschaftslebens zur Genüge kennen gelernt, um ihnen hemmungslos nachzugeben, sowie von irgendwo her ein neuer Anstoß — nach ober oder nach unten kommt. Ein tieferer Einblick in die Vorgänge der Wiener Börse ist zurzeit noch nicht möglich. Nach außen hin wird zu ihrer 'Erklärung nur auf die Tatsache verwiesen, daß der nun schon seit Jahren angestrebte Aus- landskredit noch immer völlig in der Lust schwebe. Warum aber diese sattsam bekannte Tatsache plötzlich zu einer neuen fieberhaften Panik führen konnte, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Alle fremden Devisen, die deutsche Reichsmark eingeschlossen, kletterten beängsti gend in die Höhe, und man erlebte sogar das noch nicht dagewesene Schauspiel, daß am Effektenmarkt ein bestimm tes Papier, und zwar die Nordbahn-Aktie, einen Kurs von einer Million Kronen erreichte. Die Negierung suchte diese Bewegung ungesäumt durch bestimmte Erklärungen einzu dämmen, insbesondere versicherte sie, daß sie unter keinen Umständen an eine Notenabstempelung oder eine Vermin derung des Papierumlaufs Herangehen werde- Auch sei man fest entschlossen, bei Fortführung der Verhandlungen wegen Gewährung eines Auslandskredites die Kronen besitzer keinesfalls zu gefährden. Indessen, es half alles nichts, und man weiß nicht, was da noch werden mag. Ob diese „Flucht vor der Krone" die Bereitwilligkeit der fremden Kapitalbesitzer zur Hergabe von Subsistenzmitteln für die Republik gerade erhöhen kann? Wenn seit Anfang Mai der Wert der österreichischen Krone im Ausland um mehr als die Hälfte gesunken ist, so muß sich wohl schließ lich jeder Gast mit Grausen wenden. Und man kann nur den Mut der Männer bewundern, die unter solchen Um ständen auf ihrem Posten ausharren und noch nicht jede Hoffnung auf die Zukunft endgülttg fallen lassen. Wieder muß angesichts solcher Erscheinungen die Frage aufgeworfen werden, ob einer Welt, die in so völlig unberechenbarer und Wohl auch völlig unverantwortlicher Weise zum Spielball gemeinster Privatinteressen gemacht wird, überhaupt noch geholfen werden kann. Mit Recht hat der amerikanische Botschafter in Nom, Herr Child, dieser Tage bei einer festlich«« Gelegenheit in Palermo daraus hingewiesen, daß Mkrte die Welt gewiß nicht zu gesunden Zuständen zurückffthren werden. Wir müßten uns auf die Verwirklichung und Vervollkommnung durch die Völker verlassen, die gemeinschaftlich nach Frieden, Ab- ruMng uns ausgrerchensen,reunoMaiuiweu Bezreyunnen . verlangten. Es sei ost gesagt worden, daß Amerika sich nicht von Europa abschließen könne, aber Amerika könne und wolle abgeschlossen bleiben von Len zerstörerischen Mächten, wo sie auch immer aufträten und unter welcher politischen Maske sie erscheinen mögen. Diese Art der Isolierung sei nicht nur sür Amerika gut, und das beste, was Amerika der Welt zu bieten habe, sei die Macht, die gegen zerstörerische Kräfte gebraucht werden könne. Und diese Macht müsse unversehrt erhalten werden, um die wahre aufbauende Tätigkeit der Menschheit zu unter stützen, wobei man über geschriebene Verträge hinausgehen müsse. Regierungen und Banken mögen internationale Anleiheverhandlungen führen, aber wie die Dinge heute liegen, müsse in jedem Lande der Welt, das in einem ande ren Lande Kapital anlege, das Volk, der einzelne, bereit sein, ausländische Papiere zu kaufen. Also sei die Frage die, wie die Kapitalbesitzer zu gewinnen und zu überzeugen seien. Es genüge nicht, daß führende Persönlichkeiten ver handelten, es sei auch nötig, daß das Volk in einem Staate an die Redlichkeit einer anderen Nation und an ihren Fleiß glaube, wenn es die von ausländischen Negierungen oder ausländischen Unternehmungen angebotenen Schuld verschreibungen kaufen solle- Die Redlichkeit — in diesem einen Wort des Amerikaners liegt das ganze Bündel von Schwierigkeiten umschlossen, mit denen heutzutage jeder Versuch, wieder zu leidlichen Zuständen in Europa zu gelangen, zu kämpfen hat. Wer kann heute noch glauben an die Redlichkeit der Wett nach allem, was die letzten furchtbaren- Jahre uns gebracht haben? Oie Frage der Geireideumlage. Neue Verhandlungen. Im Neichsernöhrungsministerium werdm unter Teil nahme zahlreicher Organisationsvertreter die Verhandlun gen über die für die kommende Ernte geplante Getrerve- umlage fortgesetzt. Man verhandelte über den Beschluß des Reichsausschusses der deutschen Landwirtschaft, worin die Landwirtschaft die Gewähr übernimmt, daß sie die zur Sicherung der Brotversorgung erforderlichen Brotgeireide- mengen zur Verfügung stellt, wenn die Neichsregierung eine Erklärung abgibt, daß sie bereit ist, eine Verbilligung des Brolpreises für die wirtschaftlich Schwachen durch die Gesamtheit der wirtschaftlich Leistungsfähigen herbeizu fuhren. Weiter stehen Vorschläge zur Erwägung, die dar auf hinauslaufen, e-imn Weg zu suchen, um eventuell ohne das Umlageverfahren ausgukommen. Diese Vorschläge Wunden zum erstenmal anläßlich des Besuches des Reichs- ernährungsministers in München erörtert. Das unabhängige Organ, die Freiheit, veröffentlicht eine Anzahl von „Richtlinien", die angeblich an die Vertrauens leute der ^Ortsgruppen der die Umlage scharf bekämpfen, sn Landwirtschastsorganisationen versandt sein sollen. Falls das Gesetz Tatsache wird, sollen die Landwirte nach den Richt linicn scharfen Widerstand gegen seine Durchführung leisten, wofür im emzelnen Anweisungen gegeben werden. Eine be stimmte Organisation ist in der Freiheit nicht genannt. Man muß deshalb wohl abwarten, bis Klarheit darüber herrscht, ob die „Richtlinien" echt und von wem sie aufgestellt sind. Ltm dis deuische Anleihe. Das Finanzkomitee in Deutschland? Nach aus Amerika kommenden Meldungen will das in Paris versammelte, zur Hauptsache aus amerikanischen Finanzleuten bestehende Komitee für die geplante Anleihe nunmehr sofort mit seinen Untersuchungen über Deutsch lands Fähigkeit, die Wiedergutmachungen zu bezahlen, be ginnen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Las Anleihe komitee beschließen, Deutschland selbst zu besuchen, um an Ort und Stelle eine Prüfung über die Auflegbarkeit der Anleihe vorzunehmen. Frankreichs Widerstand. Durch die Hartnäckigkeit der Franzosen scheint in der Anleihefrage eine gewisse Krisenstimmung hervorgerufen zu sein. England, Italien und Belgien lehnen es bekannt lich nicht mehr ab, die Neparationssumme selbst daraufhin zu prüfen, ob bei ihrem unangetasteten Bestand überhaupt an eine Regelung zu denken ist. Frankreich aber bleibt hartnäckig ruft) unbelehrbar bei Ler Forderung, Deutsch land muffe nach dem Buchstaben des Londoner Diktats zahlen, zahlen und zahlen, und wenn darüber ganz Europa zugrunde geht. Bei dem Finanzkomitee setzte darob ein lebhafter Meinungsaustausch ein, und es verlautet, daß vor allem Morgan auf eine Aufhebung des französischen Widerstandes dränge. Er soll Lamit gedroht baben. daß. wenn von feiten Frankreichs kein Entgegenkommen veiun- det werde, Amerika die Mittel in der Hand habe, von Frankreich die Rückerstattung der während des Krieges aufgenommenen Anleihen zu verlangen. Poincars bleibt unbesorgt. Der Ministerpräsident der französischen Republik ver sicherte vor dem Senat, von einer Herabsetzung der deut schen Schuld sei gar nicht die Rede gewesen. Es sei in dessen klar, daß das Anleihekomitee bei seinen Anfragen an eine solche Herabsetzung gedacht habe, deshalb habe Frank reich gegen eine Erweiterung der Rechte für das Anleihc- komitee gestimmt und dadurch vielleicht verhütet, daß dis Herabsetzungsfrage klar formuliert werde. Poincarü äußerte weiter, nach seiner Ansicht brauche man es nicht tragisch zu nehmen, wenn die internationale Anleihe jetzt nicht Zustandekommen sollte. Wenn Deutschland etwa seine gesamte Wiedergu Imachungsschuld mobilisieren könnte, würde es den Verbündeten kaum mehr möglich sein, zur Erzwingung der dauernden Abrüstung Sanktionen zu ver hängen. Die Besetzung des linken Rheinufers würde bei einer solchen Regelung vielleicht aufgehoben werden müssen. Auf jeden Fall sei es für Frankreich vorteilhaf ter, noch einige Zeit auf eine Nachzahlung zu verzichten, als seine alten Rechte preiszugeben. — Ihm bleibt also die Besetzung des Rheines wichtiger als jede Regelung der Wirtschaftsordnung — selbst für Frank reich. Der echte Poincaröl Vor ßsr Msraabe ObsrWesiens. Der letzte Akt am 13. Juni. Die Botschafterkonferenz in Paris hat die Weisungen festgestekt, die der Interalliierten Kommission in Ober schlesien hinsichtlich der Räumung des Landes durch die alliierten Truppen gegeben Wörden sollen. Man glaubt, daß eine Mitteilung über den Zeitpunkt dieser Räumung bald ergehen wird. Von zuverlässiger Seite in Oppeln verlauten sie Unterzeichnung der übcrgabrbestimmungen werde wahr scheinlich am Dieirstag, den 13. Juni, erfolgen, worauf so fort die Bekanntgabe durch die Interalliierte Kommission erfolgt und dann die im Friedcnsvcrtrag vorgesehenen Fristen für die Räumung Oberschlesiens zu lausen beginnen. Das Land soll einen Monat nach der Übergabe der Regierungsgcwalt durch die Interalliierte Kommission an die deutsche und polnische Regierung von den Entente- truppen geräumt werden. -i« Nachlassen der Beunruhigung. Der Oberbürgermeister von Benchen nnd die deutschen politischen Parteien und Gewerkschaften in Beuchen erlassen Ausrufe, in denen die Bevölkerung zur Ruhe ermahnt wird. Der letzte Bericht der Fünferkommiffion, die sich aus deut schen und polnischen Gewerkschaftsvertretern zusammensctzt, bringt teilweise beruhigende Mitteilungen. Wie der Bericht sagt, hat in den Werken und Arbeitsstätten der Terror aus- g hört. Das Eingreifen der Gewerkschaften hat einige Ruhe nnd geordnete Zustände gebracht. Leider ist die Fünfertom- ' rission jedoch machtlos gegen den immer noch auslodernden Wohnungs- und Straßenterror. Aus Gleiwitz wird gemeldet, daß auch auf den Straßen Sicherheit herrscht. Die Unruhen, die vielleicht nachts noch hin und wieder Vorkommen, werden durch energisches Durchgreifen der Polizei und Volkswehr unterbunden. In Rybnik ist alles ruhig. In Laurahütte und Kattowitz scheint Ruhe eingetreten zu sein. Die ausgesandtcn Kommissionen haben in Antonienhütte, Lipine und Heinitz- arube sowie in anderen Teilen des deutschbleibenden Ober schlesiens Frieden gestiftet. Besonders bemerkenswert ist die Arbeit der Betriebsräte in den Werken, die sich sehr segens reich bemerkbar machen. Viele Ausschreitungen in den Wer ken und in den Jndustrieorten sind durch die Arbeiterräte verhindert worden. Der Crzbetqer-Prozeß. Die Vernehmung Killingers und die ersten Zeugen. § Offenburg, 8. Juni. Im weiteren Verlauf der Vernehmung des Angeklagten Killing er nahm einen breiten Raum die Erörterung über die geheimnisvolle „Organisation 0" ein. Kittinger b<- zeichnete sie als einen Bund zeitfreiwilliger Offiziere, die sich der Regierung gegen bolschewistische und kommunistische An schläge zur Verfügung stellen wollten. Schulz und Til lessen batten der von ihm selbst gebildeten Abteilung 8 der Organisation angehört. Der Bund habe sich allerdings den neuen Verhältnissen in Deutschland gegenüber ablehnend ver halten, aber niemals einen .gewaltsamen Umsturz geplant. Von einer Beseitigung Erzbergers sei nie die Rede gewesen. Mitglied des Bundes konnte, nach den Satzungen, jeder national denkende Deutsche werden, wogegen jeder Fremd- rassi-ge von der Ausnahme ausgeschlossen gewesen sei. Der Vorsitzende des Gerichtshofes wies darauf hin, daß ein Vara- aravü der Satzungen gelautet Laber