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Wilsdruffer Tageblatt : 14.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192206144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220614
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220614
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-14
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.06.1922
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Mr langsam Vorgehm. Bei der Dürre Des letzten som mers, bei der manche Wiesen und Weiden vollständig ver trockneten, mußte der Wald wieder dem hungernden Vieh geöffnet werden. Auch die preußischen Staatsforsten waren im vorigen Sommer und Herbst in ausgedehntem Maße für die Waldweide freigegeben. Jetzt hat der Mi nister bestimmt, daß wegen der Nachwirkungen der Dürre, des langen Winters und des kalten Frühjahrs in diesem Jahre noch bis zum 31. August die Walidweide zugelassen werden kann, daß von diesem Zeitpunkt ab aber das Vieh wieder aus den Erträgnissen der eigenen Landwirtschaft ernährt werden müsse. So können die landwirtschaftlichen Betriebe ihre eigene Weide gut eingrünen lassen, den ersten Wiesenschnitt einbringen und brauchen erst dann ihr Vieh aus eigenen Futtermitteln zu unterhalten. und Bolkswrttschaft. Mas kosten fremde Werte? („Vries' - angeboten. „Geld' - gesucht.) Berlin, 12. Juni. Polenmark an der heutigen Börse 7.85 Pf. Börsenplätze ir. 6. 1». v. Geld j Brie? Stand 1.^14 Geld Bries Holland 100 Guld. 2134,40 12465,60 IO 85,50 11614,50 17) Mt. Dänemark 100 Kron. 7001,20 7018,80 6581,80 6 4 VW 112 , Schweden 100 Kron. 8209,00 8521,40 77 0/0 7749.70 112 . Norwegen 100 Kron. 5568,00 '5582,00 5 >>8.4 5241,55 112 . Schweiz 100 Frank — — —— —- 5670,40 56'4,69 72 . Amerika 1 Dollar 318,10 318,90 205,6? 297,8 4,40^ England 1 Pfd. 1438,20 1431,80 1333,30 1336,70 20,20. Frankreich 100 Fram 2851,40 2856,60 2686 63 269^.40 80 , Belgien 100Fran> 2636,70 2643,80 24-6,85 2493,1- 80 . Italien 100 Lire 1622,95 1627,05 1525,55 1529/5 80 , D.-Osterr. 100 Kron. 1,53 1,57 1,78 1.82 85 , Ungarn 100 Kron. 32,95 83,05 82,85 32.95 85 , Tschechien KiOKron. 611,20 612,80 570,25 57175 Folgen der Ernährungsnoi. Auftreten von Skorbut. über Skorbut lasen wir früher in den Erzählungen von langen Seefahrten, als man noch die Dampfschiffe nicht kannte und das Segel monatelang in Windstillen schlaff hing. Die Matrosen bekamen dann bloß noch trocke nes Brot, sogenannten Schifsszwieback, Speck im günstigen Falle, trübes Wasser. Infolge dieser Ernährung trat Skorbut e'i; wenn die Leute später glücklich wieder an Land kämm und bessere, abwechslungsreichere Nahrung erhielten, ging die Krankheit von selbst zurück. Jetzt, wo der Dampf die Schiffahrt von den Unbilden des Windes und seiner Unzuverlässigkeit unabhängig gestellt hat, hörte man von Skorbut höchstens noch in den Berichten der Nordpolfahrer. Ähnliche Erscheinungen wie Skorbut bie ten bekanntlich die asiatische Beriberi, die amerikanische Pellagra und andere Krankheiten, die entstehen, wenn der Mensch einseitig mit Mais oder mit Reis, mit einem Worte nicht abwechslungsreich genug ernährt wird. D - n, daß Skorbut einmal in Deutschland austreren könnte, u man wohl noch nicht gedacht- Es gibt zahl reiche Ärzte, die niemals einen Skorbutfall zu Gesicht be kamen. Leider ist diese Zeit, da Skorbut bei uns etwas äußerst Seltenes war, vorbei. Professor Friedrich Umber in Berlin-Westend teilte kürzlich in der medizinischen Ge sellschaft mit, daß er allein in den letzten fünf Monaten nicht weniger als sieben schwere Fälle behandelt hat. Als er zuerst davon in einer gelehrten Gesellschaft Mitteilung machte, meldeten sich sofort andere Berliner Ärzte, die gleichfalls Skorbutfälle in ihrer Praxis hatten, und bald kamen auch Zuschriften aus weiteren Städten. Die Krank heit ist also nicht mehr selten, und sie ist schon weit ver breitet. Der Skorbut beginnt immer mit großer Schwäche und Müdigkeit. Die Stimmung ist gedrückt, die Gesichtsfarbe fahl, die Augen eingefallen. Rheumatische Schmerzen in den Gelenken treten auf. Das Zahnfleisch beginnt zu schwellen, wird dunkelbläulich, hebt sich von den Zähnen ab; es zeigt auf der Oberfläche eine weiche, weißfarbige Masse, später Geschwüre. Diese Erkrankung des Zahn fleisches, die sehr schmerzhaft ist und die Ernährung fast unmöglich macht, ist das untrügliche Zeichen des Skorbuts. Später erscheinen bläuliche Flecken auf der Körperhaut, Ge schwüre entstehen, Blutungen erfolgen aus der Nase, dem Darm. Blutarmut mit heftigem Fieber stellt sich ein, schließlich erfolgt der Tod durch Entkräftung. Eine Behandlung des Skorbuts ist eigentlich völlig überflüssig, da sofort Besserung eintritt, wenn der Er krankte wieder Gemüse, Salat, Milch, Eier, abwechslungs reiche gemischte Kost erhält. Die Geschwüre usw. zu be seitigen hat dann keine Schwierigkeiten für den Arzt. Die Skorbuterkrankungen wie auch Beriberi und Pel lagra hängen mit dem Fehlen der Vitamine zusammen. Das sind gewisse eiweißähnliche Verbindungen im frischen Gemüse, im Eigelb, in der Butter usw. Schweineschmalz und Margarine besitzen keine Vitamine; das Volk hat da einen" gesunden Instinkt gehabt, wenn es sich nicht allein auf Kalorien festnageln ließ. Diese Vitamine sind an scheinend nur in sehr geringen Mengen vorhanden, aber sie sind nötig, um im Magen die Derdauungstätigkeit rich tig anzuregen. Fehlen sie, so verdaut der Magen auch, aber es mangeln die natürlichen Sekrete, um die Flüssig keit in den Magenwände und die Blutbahnen zu führen. Es ist bis jetzt noch keinem Chemiker gelungen, die Vita mine aus den Gemüsen usw. herauszupräpariercn und auf den Tisch zu legen. Aber trotzdem kann man mit ihnen Versuche machen, indem man Tiere mit diesen und jenen einseitigen Nahrungsmitteln, die gnügend Kohlehydrate, Fett und Eiweiß enthalten können, füttert und dann die Wirkung abwartet. Man kennt sogar auf diese Weise schon drei verschiedene Vitamine ziemlich genau, vielleicht gibt cs noch mehr Arten. Die Vitamine A und 8 sind wichtig für das Wachstum der Kinder, für Muskel- und Nerven entwicklung. Ihr Fehlen bekämpfte man früher, ohne zu wissen, wie die Sache zusammenhing, mit Lebertran, einem sehr vitaminreichen Fett. Das Vitamin 0 ist dasjenige, dessen gehlen den Skorbut bedingt. Die drei Vitamine unterscheiden sich auch in ihrem Verhalten beim Erhitzen; das ist wichtig bei dem Zunehmen des Genusses von Kon serven. Manche Vitamine werden durch Kochen bald zer stört, ander halten mehr aus. Die Erkrankungen der letzten Zeit werden als Folgen der Kartoffelknappheit aufgefatzt und auch wohl des lan gen Winters, der die Entwicklung der Gemüse zurückhielt. Es ist bezeichnend, daß fast sämtliche Erkrankten in Berlin alte Junggesellen waren, die vom WirtshanSessen lebten; die einzige Fran, die auch erkrankte, war gleichfalls eine ledige, berufstätige Dame. U. Nah und Fern. O Das große deutsche Automobilrennen würde, wie aus Berlin gemeldet wird, auf der Avusstraße im Grune wald unter Beteiligung der bedeutendsten Firmen der Automobilindustrie ausgefahren. In der ersten Klasse starteten 17 sechssteuerpferdige Wagen, die eine Strecke von 140 Kilometern in sieben Runden liefen. Den ersten und Den zweiten Preis trugen zwei Dixiwagen der Fahr- zeugsabrik Eisenach davon. Gebser auf Dixi legte die Strecke in 73 Minuten 42 Sekunden zurück. Die Fahrt der zehnsteuerpferdigen Wagen sah 15 Fahrzeuge am Start. Sie ging über 200 Kilometer und gestaltete sich zu einem Siege der Nationalen Automobil-Gesellschaft in Berlin- Oberschöneweide. Die NAG.-Wageck errangen den ersten, zweiten und dritten Preis. Riecken als erster brauchte 88 Minuten 18 Sekunden, ihm folgten Berthold mit 89 Minu ten 22 Sekunden und Zerbst mit 91 Minuten 11 Sekunden. Den Beschluß der Rennen bildete eine 18v-Kilometer-Fahrt der achtsteuerpferdlgen Wagen, an der 22 Fahrzeuge teil nahmen. In scharfem Kampf errang hier der frühere Flie ger Oberleutnant Jacobs auf einer Brennabormaschine den 1. Preis in 87 Minuten 20 Sekunden O 21 Häuser eingeäschert. Bei einem Brande in Gellen- tin auf Usedom, der durch zigarettenrauchende Kinder ver ursacht worden war, sind 21 Gebäude eingeäschert worden. — Bei einem Moorbrande in der Gegend von Pyritz wur den sieben Millionen Stück Torf vernichtet. O Großfcuer. Auf dem Holzlagerplatz der Kistenfabrik Andresen und Jochimsen in Altona brach ein Großfeuer aus, das viele Dächer der umliegenden Häuser ergriff. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Die vernichte ten Werte belaufen sich auf mehrere Millionen. O Vildtclcgraphie Rom—Amerika. Zum erstenmal ist dieser Tage drahtlos eine Photographie von Europa nach Amerika übermittelt worden, und zwar von der drahtlosen Station San Paolo bei Rom über Nauen, Bar Harbour gn die Zeitung „New Uork World". Die Übermittlung er folgte mit Hilfe der Kornschen Selenmet'hode, die im Lause der letzten Jahre für die drahtlose Übermittlung eingerich tet worden ist. O Stapcllauf in Bremen. Auf der Werft der Aktienge sellschaft Weser in Bremen ging in Gegenwart Tausender von Zuschauern der Stapellauf des für den Norddeutschen Lloyd erbauten Personen- und Frachtdampfers „Weser" (9000 Tonnen) vor sich. Die Taufe vollzog der frühere Direktor des Norddeutschen Lloyds Leist. Der für etwa 100 Passagiere und für Beförderung großer Frachtmengen eingerichtete Dampfer wird am 11. November in den Ost asiendienst eingestellt. Damit wird der Passagierdienst des Norddeutschen Lloyds nach den Häfen des fernen Ostens wieder ausgenommen. O Pockenepidcmie in Heilbronn. Nach amtlichen Fest stellungen sind in Heilbronn sieben Fälle von Pockener- krankuug vorgekommcn, davon zwei schwere. Als Au- stcckungsherd vermutet man alte Lumpen oder auch Papier geld. O Auch Opels Begleiter aufgefunden. Wie aus Salz burg gemeldet wird, wurde nunmehr auch die Leiche des Begleiters des im März während einer Skisahrt von einer Lawine verschütteten Heinz v. Opel aufgefunden. O Unwetter in Nordwestfrankreich. Im französischen Departement Calvados, westlich von Le Havre, ging ein furchtbares Hagelwetter nieder. Die Straßen wurden drei Zentimeter hoch mit nußgroßen Hagelstücken bedeckt. Gleichzeitig folgte ein furchtbarer Regensturm. Die ganze Ernte im Umkreis von mehreren tausend Hektar ist ver nichtet. Große Bäume wurden entwurzelt. Die Flüsse steigen zusehends. O Ein neuer Brennstoff Von einer Londoner Groß firma ist ein neuer Brennstoff für Motoren in den Handel gebracht worden. Er besteht aus gleichen Teilen Benzol und Benzin und erzielt gegenüber den jetzt gebräuchlichen Brennstoffen eine Mehrenergie von ungefähr 30 Prozent. O Ein außerordentlich starkes Erdbeben wurde, wie man t-.is Stockholm berichtet, in verschiedenen Orten der schwedischen Provinz Wermland beobachet. . Neueste Meldungen. Wolfgang Kapp ß. Leipzig, 12. Juni. Generallandschaftsdirektor a. D. Kapp ist heute morgen an den Folgen seiner Augenkrankheit gestorben. Auslanvspropaganda gegen die Dresdner Ausstellung Dresden. In den letzten Tagen sind außerordentlich viel Anmeldungen zum Besuch der Dresdner Ausstellung „Jahres schau deutscher Arbeit" zurückgezogen worden, so daß die erste, große internationale Veranstaltung, eine nordische Woche, fal len gelassen werden mußte. Ebenso wie gegen Bayern macht sich auch gegen Dresden eine Agitation bemerkbar wegen der Prcisfordcrung gegenüber Ausländern. Bentfchen Übergangsstation für Waren nach dem Westen. VA Posen. Die Posener Eisenbahndirektion verfügte,'daß alle Warensendungen, die nach Deutschland oder im Durchgangs verkehr nach Deutschland gehen, über Bentschen zu dirigieren sind. Die Durchfuhr darf über keine andere Station erfolgen. Anträgen, Waren über eine andere Grenzstation zu leiten, kann nicht stattgegeben werden. Die verspätete Übergabe Westungarns. VA Haag. Die Königin der Niederlande ernannte den Rotter damer Bürgermeister Zimmermann zum Präsidenten des Schiedsgerichts, das die Höhe der Entschädigung sestsetzen soll, die Ungarn an Österreich für die verspätete Übergabe der west- ungarischen Bezirke zu zahlen hat. Schweizer Forderungen an Rußland. Paris. Nach den aus Genf vorliegenden Meldungen re klamieren die vor dem Kriege in Rußland lebenden Schweizer Bürger und Geschäftsleute von der Sowjetregierung insge samt 530 Millionen Zarenrubel, 170 Millionen Schweizer Frank uns .30 Millionen Reichsmark. Waffenstillstand in China. VL. London. Drahtverichten aus Peking zufolge ist auf Er suchen Tschang-Tso-Lins soeben zwischen den Truppen dieses und denen des Generals Wu-Pei-Fu ein Wassenstillstand ab geschlossen worden. In dem Waffenstillstand ist die Schaffung einer neutralen Zone vorgesehen sowie die unmittelbare Wiederausnahme des Verkehrs auf der Eisenbahnstrecke Peking—Mulden. Mit der Einstellung der Feindseligkeiten sind zwar zunächst die Schwierigkeiten militärischer Natur be- semgt, die politische Lage in China bleibt aber nach wie vor höchst verworren. Die amerikanische Anleihe in Jugoslawien abgelehnt. DA Belgrad. Das jugoslawische Parlament hat wider Er warten das zwischen dem Finanzminister Kumanudi nnd der amerikanischen Finanzgruppe abgeschlossene Anleihoabkommen, durch welches Jugoslawien ein Hundert-Millioneu-Dinare- Kredit zur Rekonstruktion der Landeseisenbahnen gewahrt wurde, nicht genehmigt. Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 13. Juni. — Tagesordnung für die Stadlverordnetensitzung Don nerstag den 15. Juni 1922, abends 7 Uhr. 1. Eingänge und Mitteilungen. 2. Beitritt zum Reichsverband der Eigentümer von Mietpostgrundstücken. 3. Erhöhung der Entschädigung für Instandhaltung der Schul- und Rathausuhr. 4. Abtragung der Senkgrube auf dem Spielplätze. 5. Reinigen des Freibades. 6. Nachtrag zum Ortsstatut der Freibank. 7. Gesuch des Ge flügel- und Kaninchenzüchtervereins um Ueberlassung der Turn halle zu Ausstellungszwecken vom 27. Dezember 1922 bis 3. Ja nuar 1923. 8. Kirschenpachtung. 9. Uebernahme des oberen Teils der Bismarckstrasze. 10. Aenderung von Ziffer 8 Absatz 2 Satz 1 des 8. Nachtrags zur Lokalschulordnung. 11. Festsetzung des Schulgeldes sür auswärtige Schüler. 12. Beschaffung von Minimaxapparaten für die Schule. 13. Erhöhung des Teue rungsfaktors für den von Deuben bezogenen Strom. 14. Kennt nisnahme von Grundstücksverkäusen. 15. Baukostenzuschüsse. 16. Aufstellung einer Wegesäule am Kreuzungspunkte auf dem Markte durch den Verein für Natur- und Heimatkunde. 17. Tierschau des landwirtschaftlichen Kreisvereins Dresden am 21. Juli 1922. 18. Bauliche Aenderungen im Verwaltungs gebäude. 19. Ankauf von Brennholz. 20. Verwendung der alten Treibriemen. 21. Verschiedenes. — Ablehnung von städtischen Sozialsteuern. Der Landes- ausschuß des sächsischen Handwerks schreibt uns: „Nach dem Vorbild von Chemnitz und Leipzig gingen zahlreiche Städte und Gmeinden dazu über, zur Deckung der sozialen Lasten von den gewerblichen Betrieben eine Abgabe von 1 Prozent der gezahlten Löhne an Arbeiter, Beamte und Dienstboten zu er heben. Auch in Dresden war die Einsührung einer derartigen Sozialsteuer beabsichtigt. Der Name ist durchaus versührend, denn es handelt sich im Grunde genommen um eine neue Ge werbesteuer. Der Landesausschuß des sächsischen Handwerks er hob bereits auf seiner Mitgliederversammlung am 7. April da gegen energischen Einspruch bei den zuständigen Landes- und Reichsbehörden unter der Begründung, daß die neue Steuer gegen das Landesgewerbesteuergesetz verstoße. Das sächsische Finanzministerium hatte bis jetzt diesen Einspruch als berechtigt anerkannt und dieser Sozialsteuer die Genehmigung versagt. Nunmehr hat aber auch der Reichsfinanzminister entschieden, daß die Sozialsteuer den ZA 2 und 3 des Landessteuergesetzes zuwiderläuft, da überwiegende Interessen der Reichsfinanzen entgegenstehen. Es ist sehr erfreulich, daß diese neue Gewerbe steuer nicht genehmigt wurde, da berechtigter Anlaß zu der Be fürchtung vorlag, daß sie zu einer Erdrosselungssteuer ange spannt würde." — Umfangreiche Waldbrände in Nordostsachsen. Am Sonntag entstand aus dem Zeithainer Truppenübungsplatz ein großer Waldbrand, der etwa 100 Ha. jungen Waldbestand ver nichtete. Der umsangreiche Brand wurde durch Reichswehr und Ortsseuerwehren nach stundenlangen Bemühungen gelöscht. Als Ursache wird die Unvorsichtigkeit von Waldbesuchern im Hantieren mit Feuer angegeben. — Ein ähnlicher Waldbrand entstand am Sonnabend bei Großenhain, wo etwa 50 Ha. junger Kiesernbestand vernichtet wurde. — Gardereitertag. In Dresden fand am Sonnabend und Sonntag ein Gardereitertag statt, zu dem viele Tausende ehe malige Angehörige des Gardereiterregiments in Dresden er schienen waren. Nach einem Festkommers am Sonnabend folgte am Sonntag der Festgottesdienst und eine Denkmalsfeier am Gardereiterdenkmal. Bei dieser letzten Gelegenheit sand ein Vorbeimarsch von etwa 2000 ehemaligen Gardereitern und ein Paraderitt einer Reichswehreskadron statt. Am Sonntag fand die Tagung ihren Abschluß mit einer Fahrt in die Sächsg^e Schweiz. — Regimenistag der Vereinigung ehemaliger sächsischer 23er. Die sich über ganz Sachsen erstreckende Vereinigung veranstaltet am 22. und 23. Juli ihren ersten Regimentstag in Dresden im Städtischen Ausstellungspalast. Am Sonnabend den 22. Juli abends 7*Uhr Begrüßungsabend im Kvnzertsaal des Städtischen Ausstellungspalastes. Sonntag vormittag 1/2IO Uhr Tagung im Tucherbräu. Anfragen sind an die Ge schäftsstelle der Vereinigung Dresden-A., Grunaer Str. 5, 3., zu richten. — Ein Geheimfonds im Ministerium des Innern. Wie die Regierung bekannt gibt, wird gegen den Ministerialdirektor Dr. Schmidt ein Disziplinarverfahren eingeleitet, weil er nach der Revolution weder den früheren noch den jetzigen Ministern Kenntnis gegeben hat von dem Bestehen eines Geheimfonds im Ministerium des Innern. Der Geheimfonds ist jetzt aufgehoben worden. Das Geld soll für ein Heim für minderbemittelte Kinder in Bad Elster Verwendung finden. lll Das Fronleichnamsfest. (15. Juni.) Schon der Name kennzeichnet die Bedeutung des Fronleichnamsfestes; denn die mittelhochdeutschen Worte „vione" und „lichname" be deuteten Herr und Leib. Als Fest zum Gedächtnis an den Leib des Herrn, den der christliche Glaube in der beim Abendmahl genossenen Hostie versinnbildlicht, wurde das Fronleichnamsfest, das höchste und glanzvollste Fest der katholischen Kirche, denn auch eingesetzt. Die Einführung des Fronleichnamsfestes fällt, wenigstens im Vergleich zu den übrigen Kirchenfesten, in einen verhältnismäßig späten Zeitabschnitt. Erst im 13. Jahrhundert wurde es zum erstenmal gefeiert, auf die Auregung einer Nonne hin, die in einer Vision den Gedanken zur Einsetzung eines Festes zu Ehren des Leibes Jesn empfangen hatte. Maßgebend für die Einführung des Festes war indes auch eine andere mysteriöse Erscheinung, die man das „Wunder von Bol- sena" nannte. Während des Meßopfers in einer Kirche der Stadt Bolsena in Italien begann nämlich die Hostie auf einmal zu bluten, und da man aus den Flecken, die das Blut hinterlassen hatte, die Form der Hostie zu erkennen glaubte, war zur Feier des ohnehin schon beschlossenen „Herrenleibfestes" noch ein bedeutungsvoller Grund ge geben. Seine Einsetzung, die der Papst bestätigt hatte, be gegnete jedoch so vielen Schwierigkeiten, daß es eigent lich erst im 14. Jahrhundert wirkliche Verbreitung fand. Diese späte Einsetzung erklärt es auch, daß das Fronleich namsfest zu den Kirchenfesten gehört, deren Ursprung auf rein christlicher Unterlage beruht. Es knüpfen sich denn in der Tat an das Fest keine andern als religiösen Bräuche. An den Prozessionen nahmen in den größeren Städten die Handwerkskünste und viele Vereine und Schulen teil. — Keine Badehose mehr! Dem „Drängen gewisser Kreise" nachgebend, hat die Deputation der Stadtwasserkunst in Ham burg den Bekleidungszwang in der Badeanstalt Barmoeck auf gehoben! (Nelte Zustände!) — Verheiratet — hereingefallen. Im Rathausbriefkasten von Lauban befand sich jüngst, wie die „Görlltzer Zeitung" schreibt, folgender Brief, den wir hier wörtlich wiedergeben: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er denn auch 'ne Woh nung findet!" — Ich möchte einer wohllöblichen Stadtverwal-
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