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rechnen sind. Das Reich hat in jenem Zeitraum dazu noch besonders etwa 3,9 Milliarden Papiermark ausgelegL Eine Schlußabrechnung für die Gesamtkosten der voll ständig unproduktiven, ja die Arbeit zum Wiederaufbau hemmenden Besatzungsarmee ergibt eine Ausgabensumm« von 5 536 954 542 Goldmark und 14VÜÜVV0 000 Papier- mark. Fast sechs Milliarden Goldmark sind also in dieser Zeit nutzlos ausgegeben worden. Nicht mitgercchnet sind die Kosten der neu in vertragswidriger Weise okkupierten Vesatzungsgebiete. (Duisburg, Düsseldorf, Ruhrort.) Was hätte mit diesen Summen für den Aufbau und die Wiederbestellung der europäischen Wirtschaft geschehen können. Von der Verschwendung, Vie getrieben wird, gibt die Denkschrift zahlreiche Beispiele, von denen eines wiedergegeben sei: Mit Note vom 22. August 1921 forderte die Nheinarmee die Legung eines Parkettfußbodens im Schlafzimmer des Oberbefehlshabers im Schlosse in Mainz. Der Fußboden zeigte beim Begehen einige knarrende Stellen und mußte deswegen erneuert werden. Gewöhnlicher Parkettfußboden als Ersatz genügte nicht; es wurde vielmehr ein besonderes Figurenmuster verlangt, das im Handel nicht üblich war und daher nicht vorrätig gehalten wurde. Die einzelnen Bestandteile des ParkettS sind bereits angeliefert. Die Kosten betragen rund 20 000 Mark. Das Oberkommando teilte mit, daß der Ober befehlshaber infolge dieser Jnstandsetzungsarbeiten am 10. September 1921 das Schloß Waldhausen bei Mainz wieder beziehen werde. Aus diesem Anlaß wurde die sofortige und gründliche Instandsetzung, Reinigung und Heizung des Schlosses gefordert. Die beschleunigt in Auftrag ge gebenen Arbeiten erforderten einen Kostenaufwand von 274 000 Mark für bauliche Instandsetzungen; ferner von 9139 Mark für die übrigen Arbeiten. Am 15. September 1921 teilte die Rheinarmee mit, daß der General infolge eines „Falles höherer Gewalt" das Schloß Waldhausen nicht beziehen könne. Die Kosten waren umsonst ver schleudert. Neuisch-nrssischer Konsulaisverirag? Deutsche Generalkonsulate in Petersburg und Moskau- Berlin, 9. Juni Unmittelbar vor der Abreise des Reichskanzlers und des Außenministers Dr. Rathenau in Urlaub ist, wie das 12-Uhr-Mittag-Blatt meldet, ein großes Konsularabkom- men zwischen Deutschland mW Sowjetrußland, über das seit einiger Zeit verhandelt wurde, zum Abschluß gekom men. Deutschland begnügte sich vorläufig mit der Errich tung von zwei großen Generalkonsulaten in Sowjetruß land, die ihren Sitz in Moskau und Petersburg haben werden. Sowjetrußland hat dagegen angekündigt, daß es beabsichtigt, in allen größeren deutschen Städten russische Konsulate zu eröffnen. Ein sehr wichtiges rusUches Kon sulat wird sich in Königsberg befinden, das sich zugleich zur Aufgabe machen wird, an dieser Warenumschlagstelle für den Handelsverkehr nach Rußland die russischen Ein fuhrgüter zu kontrollieren. Prozeß Erzberger. Die Mördersuche in Ungarn. 8 Offenburg, 9. Juni. In der gestrigen Nachmittagssitzung wurde noch einmal Dr. Popp vernommen. Er sollte sich über die Patronen, die bei der Tat Verwendung fanden, äußern und erklärte, daß es sich um Geschosse von 9 und 7,55 Millimetern gehan delt habe. Der Vorsitzende hielt nun dem Angeklagten vor, daß in seiner Wohnung unverbrauchte Geschosse derselben Art gefunden worden seien. Killing er er widerte, er könne sich das nur so erklären, daß die Männer, die das Attentat verübt haben, bei der Abwicklung der Armee durch Zufall Geschosse derselben Art, wie er sie besaß, er halten hätten. Die Sensation des Tages war die Aussage des Kriminaloberinspektors Schumacher aus Karlsruhe, der die Erhebungen über den Aufenthalt von Scbulr und Till essen in Budavest vornaüm. Auf die Spur der beiden jungen Leute waren die deutschen Behörden durch einen in Budapest lebenden Reichsdeutschen namens Kahn gelenkt worden. Er hatte ihre Bilder in einer Zeit schrift gesehen und war dann durch Zufall auf der Straße und später in einer Frühstücksstube mit den lebenden Origi nalen der beiden Bilder zusammengetroffen. Auf der deut schen Gesandtschaft erstattete er Anzeige; dann schrieb er nach Berlin, da er nicht wußte, daß die Staatsanwaltschaft in Offenburg zuständig war. Durch Schumacher, der da raufhin nach Budapest gesandt wurde, wurde festgestellt, daß Schulz und Tillesfen vom 9. bis 21. Dezember im Hotel Astoria gewohnt hatten. Der Pförtner des Hotels er kannte nach den vorgezeigten Photographien Tillesfen ganz bestimmt, Schulz nicht so bestimmt wieder. Im Hotel hatten die beiden häufig Zechgelage veranstaltet. Sie hatten angegeben, daß sie Flüchtlinge aus Rußland seien und sich nur aus der Durchreise in Budapest aufhielten. Weitere Fest stellungen ergaben, daß Schulz und Tillessen auch im Hotel Esplanade übernachtet und sich dort Hermann Siechling und Hartmuth Schwind genannt hatten. Schließlich hatten sie etwa zehn Tage lang auch im Parkhotel gewohnt. Als die Vernehmung Schumachers beendet war, erklärte der eine der Leiden Verteidiger Killingers, daß sich die Be weisaufnahme verkürzen ließe, da die Verteidigung nicht bestreite, daß Schulz und Tillessen in Budapest ge wesen seien. Lokaltermine. Der heutige Tag ist der Besichtigung aller Orte, die bei -er Ermordung Erzbergers eine Rolle spielten, Vorbehalten. Die Richter begaben sich mit den Geschworenen, den Staats anwälten, den Verteidigern, dem Angeklagten und mehreren Zeugen in Kraftwagen zunächst nach Oppenau. Von dort geht es nach Griesbach, wohin eine Reihe von Zeugen bestellt ist. Von Griesbach aus soll die Mord st eile auf gesucht werden. Michsbürgerrai. Eine politische Rede v. Loebells. Bremen, 9. Juul. Hier wurde heute die diesjährige Hauptversammlung des Reichsbürgerrats eröffnet. Der Präsident des Bundes, Staatsminister a. D. v. Loebell, begrüßte die Erschienenen und sagte, das deutsche Volk könne auf keine Lösung der inter nationalen und -er innerstaatlichen Probleme rechnen, so lange es sich noch selbst im Strudel der politischen und wirt schaftlichen Meinungsverschiedenheiten befinde. Deutschland drohe noch immer aus dem Wege des Abstieges zu völliger politischer und wirtschaftlicher Ohnmacht zu geraten. Wenn das deutsche Volk binnen kurzem vor die entschei dende Frage der Annahme oder Ablehnung der Bedingungen einer internationalen Anleihe gestellt werden solle, dann han dele es sich nicht nur um die Überwindung wirtschaftlicher Schwierigkeiten für einen kurzen Zeitraum, sondern um die grundlegende Frage, ob. Deutschland wieder ein politisch und wirtschaftlich freier Staat werden solle. Es gäbe nur ein Ziel für die bürgerliche Bewegung: Hinlenkung des ganzen Volkes ans die Ausgabe, in einheitlicher Front des deutschen Staats- bürgertums die Revision des Versailler Diktates durchzusetzen, und Lis zur Erfüllung dieser unendlich schwierigen Aufgabe alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Vertrages gegen den Staat Lurch eine unendliche Fülle von Kleinarbeit zu überwinden. Die Förderer der Bürger bewegung in der einzelnen Kleinstadt und in der einzelnen kleinen Organisation seien die Vorkämpfer für jenes deutsch« Siaatsburgertum, mit dem einmal das ganze deutsche Voll sich die Freiheit und den Weg in die Welt wiedererringen müsse. j Nah und Kem. O Nothilfe für die akademische Jugend. Dem „Vater landsdank" find von feiten der rheinisch-westfälischen Mon tanindustrie 15 Millionen Mark als Nothilfe für unsere akademische Jugend zugesührt worden. Ein weiterer Er trag von 5 Millionen Mark wurde für die dringend not wendige Erhaltung und Aufbesserung der akademischen Mittagstische bestimmt. O Schiffsunglück im Danziger Hafen. Ein schweres Schiffsunglück ereignete sich im Danziger Hafen beim Ein laufen des D -Polonia" von der United Balic Corporatw D ' Schlepper und Bergungsdampfer» „Weichsel' v a ausgc -n, um der „Polonia" beim Ein laufen behilflich I Die „Weichsel" hatte die Schlepp- trosse des Dampfer -olonia" schon übernommen und Gräfin Lafibergs Enkelin. 20) Roman von Fr. Lehne. . (Nachdruck verboten.) „Ich bin es nur," sagte Dagobert. „Verzeihen Sie mir — ich sah Sie hier knien und dachte, glaubte —" Sie suchte ihr verweintes Gesicht zu verbergen. Halb abgewenoet flüsterte sie: „Ach, es ist nichts, Graf!" Halten Sie mich nicht für ausdringlich, Komtesse. Sie haben geweint. Hat man Ihnen etwas zuleide ge tan- Ich kann Ihre Tränen nicht sehen. Aus Neugier de page ich sicher nicht — nur aus Teilnahme." Seine Summe klang so herzlich und gütig, daß sie dankbar zu ihm ausblickte. „Das weiß ich — doch ich habe ja manchmal Grund zum Weinen, vergessen Sie es —" „Nein, das will ich nicht! So, jetzt setzen Sie sich neben " ich und sagen mir, was Sie quält. Vielleicht kann ich helfen — es war doch etwas mit Lutz." — Sie nickte erglühend; seine Weiche, mitleidige Art tat ihr Wohl. „Auch Lutz war so verstört, als er soeben auf sein Zimmer ging." Er sah, wie sie scheu um sich blickte. „Sprechen Sie ruhig, Komtesse! Baronesse Herta ist augenblicklich bei der Gräsin — also sind wir ungestört. Erleichtern Sie Ihr Herz; ich habe Einfluß aus Lutz — und meiß um Ihr beider Geheimnis —" „Wir haben keine Geheimnisse miteinander, mein Vetter und ich —" „Komtesse! Lutz selbst hat es mir doch anvertraut, daß —" „Ja, Graf, aber das ist nun vorbei — das ist nicht mehr! Sie glauben mir nicht?" sagte sie mit wehem Läch-ln, als sie sein Erschreck-n sah. „Fragen Sie ihn doch selbst, er wird es Ihnen bestätigen." „Ja, aber warum in aller Welt " „Großmama und seine Mutter wollen es nicht—" „Mit diesen Schwierigkeiten hat er aber doch immer schon zu rechnen gehabt, soviel ich weiß. Oder hat sich nun etwas Außergewöhnliches ereignet?" „Ja, durch einen Brief von Fräulein von '' '7- stein an Herta ist unsere heimliche Verlobung osseuvar geworden, und — und — ach, erlassen Sie mir doch all das Schlimme — zu ändern ist nichts mehr daran." Sie Preßte die Lippen fest aufeinander und krampfte die Hände im Schoß zusammen. Da nahm er ganz sachte die eine kleine Hand in die seine und streichelte sie wie etwas Kostbares. „Nein, c ... - UM-««»»»«» Yvonne, jetzt müssen Sie mir etwas sagen, erleichtern Sie sich durch eine Aussprache. Keiner auf der ganzen Welt meint es so aufrichtig mit Ihnen, wie ich." Dankbar sah sie in sein gutes Gesicht, in seine treu en, braunen Augen. Stockend, mit leiser Stimme er zählte sie — sie wollte Lutz ja nicht anklagen. Aber sie tonnte doch nicht verhindern, daß Dagobert aus dem, was zwischen ihren Worten lag, genug gehört hatte, um des Freundes schwache Nachgiebigkeit zu verurteilen. „Also wieder Schulden und doch die Bürgschaft über nommen? Ja, wozu bin ich sein Freund " „Er sa-ämte sich vor Ihnen, weil er Sie schon so oft in Anspruch genommen hatte." „Aber in diesem Fall, da es sein Lebensglück und das Ihre galt, La mutzten alle kleinlichen Bedenken schwinden; nach allem konnte er so sicher auf mich zäh len. Ich begreife ihn nicht." „Und nun ist alles aus," bemerkte sie hoffnungslos traurig. „Wenn ich nun mit Lutz nochmal sprechen würde?" Abwehrend schüttelte sie den Kopf. „Nein, nein, sagen Sie ihm nichts — es hätte kei nen Zweck. Auch hab' ich kein Vertrauen mehr zu ihm," fügte sie ganz leise hinzu, kaum, daß er es hören konnte. Und da überkam es sie wieder, ihre ganze traurige, freudlose Lage. Sie schluchzte wild auf, fassungslos. Liebreich und tröstend legte er den Arm.um sie, drückte ihr Köpfchen gegen seine Brust und ließ sie ihren Schmerz ausweinen. Ihm war es ein schmerzlich süßes Gefühl, das über alles geliebte Mädchen 'm Arm zu halten. Wie gerne hätte er ihr jeden Stein aus dem Wege geräumt, die Hände unter die Füße gebreitet, daß sie zusrieden sei. Wäre ihre Wahl auf ihn gefallen, jeden Tag hätte er den Schöpfer für dieses Glück gedankt. Und der andere achtete des köstlichen Besitzes nicht — der ging hin und verriet sie um schnödes Geld! Ein tiefer Groll, gemischt mit leiser Verachtung, keimte in ihm gegen den Freund empor. Behutsam strich er über das schöne Haar Yvonnes; er legte leise seine Lippen darauf. „Armes, liebes Mädchen!" flüsterte er wehmütig und blickte zärtlich auf die weinende Yvonne. „Sie sind so gut!" sagte sie und drückte dankbar seine Hand. Es tat ihr so wohl, seine echte Teilnahme zu fühlen. „Was wird nun werden?" „Ich weiß es noch nicht. Nur erst sort von hier; dann wird sick> das andere schon finden." war rm Begriff, anzugehen, als sie von der „Poloma' ge rammt wurde. Der Nammstoß war so stark, daß der Schlepper sofort sank. Von der an Bord befindlichen sechs Mann starken Besatzung wurden vier Mann von dem Lotsendampfer gerettet. Einem Mann gelang es, an der Schlepptrosse an Bord der „Polonia" zu klettern. Der Maschinist des Schleppers büßte sein Leben ein. Die „Weichsel" war der stärkste Schlepper der Danziger Handels flotte. O Ein grosser Moorbrand. Im Kreise Zeven in der Nähe des Ortes Carlshöven brennt seit Mei Wochen das Moor. Der Brand konnte bisher nicht eingedämmt wer den. Der Brandherd umfaßt bereits 200 Morgen Moor, und es besteht die Gefahr weiterer Ausdehnung. Das ge samte für die Stadt Harburg äußerst wichtige Torfmoor ist bedroht sowie auch die zahlreichen Notwohnungen, die in Carlshöven angelegt worden sind. Das Feuer ist stellen weise in den Moorboden eingedrungen und hat große Mengen wertvollen Torfes zerstört. O Die Hinterlassenschaft des armen Mannes. In Sund wig bei Iserlohn starb dieser Tage der 65 Jahre alte Schlosser Friedrich Rombach. Der unverheiratete Sonder ling hatte stets sehr kümmerlich gelebt. Um so größer war das Erstaunen, als man bei Durchsicht feines Nachlasses, '.a Lumpen eingewickelt und im Zimmer versteckt, 320 Gold stücke von je 20 Mark und 70 000 Mark Papiergeld voc- fand. Der lachende Erbe ist in diesem Falle der Staat. O Vorzeitiger Beginn der Hundstage. Pariser Blät ter melden, daß der 132 Jahre alte Sergeant Jean Kra sinski, der letzte Grenadier Napoleons I. beschlossen habe, sich in der Provinz Posen zur Ruhe zu setzenc Der vor sintflutliche Herr scheint also bis jetzt noch ein bißchen un ruhig gelebt zu haben. — In der Stadt Harlan in Ken- tnckh wurde nach amerikanischen Blättermeldungen dem Milchhändler Baker das 33. Kind geboren. Baker soll er klärt haben, daß er noch mehr Kinder in die Welt zu setzen gedenke, daß er aber leider die Namen seiner Kinder nicht mehr auseinanderhalten könne. (Diese beiden Nachrichten lassen darauf schließen, datz die Hundstage in diesem Jahre ungewöhnlich früh und sozusagen außerprogrammützig eingesetzt haben.) O Eine Kirchenglockc auf die Strasse gestürzt. Als die Glocken von Antwerpen das Pfingstfest einläuteten, fiel plötzlich die große Glocke Augustinus vom Turm hinab mitten auf die Straße. Glücklicherweise gab es keinen Un fall, obwohl die Bruchstücke in alle Richtungen geschleudert wurden- O Millionenspende für die Opfer von Blumau. Das Bureau des Internationalen Gewerkschaftsbundes stellte in seiner in Amsterdam abgehaltenen Versammlung zu gunsten der Opfer der Munitionsexplosion von Blumau (bei Wien) zehn Millionen Kronen zur Verfüguna die den Arbeitern oder ihren Angehörigen durch die Vermittlung der österreichischen Gewerkschaften überwiesen werd.: sollen. O Heuschreckenplage in Spanien. Wie bei Neapel sind nun auch an verschiedenen Orten Spaniens Heuschrecken schwärme aufgetreten. An einem Orte wurde der Eiscn- bohnzug durch die Insekten zum Halten gebracht; er konnte erst Weiterfahren, nachdem die Schienen freigemacht worein In mehreren Dörfern schneiden die Bauern das noch grime Getreide, um es vor den Heuschrecken in Sicherheit zu bringen. Vermischtes. Wie sich Frauen rächen, über einen Fall grausamer weiblicher Rache berichtet der „Eri de Paris". Seit ge raumer Zeit liegt in einem Pariser Lazarett ein früherer Soldat, der infolge eines schweren Nervenleidens jedes Bewußtsein seiner Persönlichkeit verloren hat, so daß es bei dem Fehlen an Ausweispapieren bisher unmöglich war, seine Identität festzustellen. Man sah sich deshalb ge nötigt, sein Bild in den Blättern zu veröffentlichen. Vor kurzem lief denn auch aus einer französischen Provinzstadt das Schreiben ?iner Frau ein, die mit aller Bestimmtheit in dem Bilde ihren für wt erklärten Sohn wiedererkannte. Die Sache erregte um so größeres Aufsehen, als die Frau „Wie gerne wurde rcy Ihnen em Heim oer meiner Mutter anbieten. Wollen Sie, Yvonne? Sie sehm sich sehr nach einer Tochter; sie kann den Verlust mJerer ge liebten Ruth nicht verwinden." „Ich danke Ihnen mehr, als ich sagen kann. Sie lieber, treuer Freund, doch es kann nicht sein. Lassen Sie mich meinen Weg allein gehen." Yvonne fühlte, er liebte sie, aber sie wollte keine Hoffnungen in ihm erwecken, die sie doch nicht erfüllen konnte. Sie liebte ihn wie einen Bruder, anders nicht Ihr Herz war so wund und zerrissen, und sie sehnte sich nach einem Ausruhen, nach einem Leben in ganz an deren Kreisen, wo sie an nichts mehr erinnert wurde. Beiden war es entgangen, daß Herta sie beobach tet hatte, die Dagobert suchte. Es war Zeit zur Abend mahlzeit. Wie vom Blitz getroffen, war sie zurückgeprellt, als sie Yvonne an seiner Brust sah. Ein unbe-äbmbo.-r Haß gegen die Cousine flammte in ihr aus; mit wut- verzerrtem Gesicht, Tränen in den Augen, sturzre sie da von ins Haus, ins Eßzimmer, in dem die ..ndern schon versammelt waren. „Wir brauchen nicht aus Dagobert zu warten; er hat besseres zu tun," stieß sie halbschluchzend hervor „Draußen im Garten ist er und hält Yvonne in seinem Arm." Die Baronin lachte höhnisch auf. „Siehe, die och ter ihrer Mutter! Das leichte Blut verleugnet sich nicht! Ich gratuliere dir, Lutz!" wandte sie sich an den Sohn, der mit finsterem Gesicht da saß. „Was erdreistet sich Dagobert?" Mit messerscharfer Stimme sagte da die Gräfin zur Enkelin: „Ich muß dich tadeln, Herta! Wie kannst du dem Freunde deines Bruders so nachlaufen! Warum läßt du Herrn von Lichtenfels nicht vom Diener Bescheid sa gen, daß wir ihn erwarten!" „Ich werde ihn holen!" bemerkte da Lutz Seine Stimme klang fester. Mit funkelnden Augen maß ihn die Großmutter. „Du bleibst!" befahl sie. „Gras Lichtenfels wird schon kommen!" Herta stand schluchzend am Fenster. Sie hätte alles zertrümmern können; kaum vermoch t sie sich zu beherrschen. Ihre Hoffnungen waren sich zer stört. Darum hatte Dagobert sich immer noch nutzt er klärt-und nur um Yvonne, nicht um sie hatte er stets den Bruder begleitet! Sie sah ihn kaum an, als er jetzt ins Zimmer trat. Mit einer ritterlichen Vcrnesi auna führte er die Hand der Hausfrau an die Livven.