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Wilsdruffer Tageblatt : 14.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192205141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220514
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-14
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.05.1922
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Tbomasmehk, die für die Getreideerzeugung unenweyrncy sind, verloren, so daß der Ernteertrag Europas erheblich vermindert sein wird. Es handelt sich nicht nur um Deutschland allein, sondern um allgemein europäische In teressen! Es wäre erwünscht, derartige Einfuhr- und Aus fuhrverbote in Zukunft zu verhindern. Die Abordnung hofft, daß der Völkerbund sich nunmehr mit diesen Fragen befassen wird. Deutscher Reichstag. <208. Sitzung.) ^L>'. Berlin, 12. Mai Heute wurden, bevor man die Beratung des Haushalts d«S Reichsverkehrsmimsteriums fortsetzte, Kleine Anfra gen erledigt. Aus eine Frage nach dem Erlaß eines Am nestiegesetzes antwortet« ein Regierungsvertreter, daß die Nachprüfung der Urteile der Sondergerichte im Juni beendet lein werde. Dann werde die Frage der Amnestie zu erörtern sein. Abg. Graef»Thür. (Deutschn.) beschwerte sich darüber, daß in der De l e g a t i o n und dem Sachnerständigenkollegium bei der Genueser Konferenz ein, Drittel Juden seien, wäh rend der Anteil der Juden in der Gesamtbovölkerung nur l von 100 betrage. Darauf erwiderte Gesartdter v. Muthius, bei der Auswahl der Herren für Genua sei die ReligionS- und Rassenzugehörigkeit nicht einzeln geprüft worden. Ergänzend fragte nunmehr der Abg. Graef: Will etwa die Reichsregie rung behaupten, daß die erfahrenen Sachverständigen vorwie gend in der jüdischen Bevölkerung zu finden seien? Das wäre «in Armutszeugnis für die deutsche Bwölkerung. Eine Ant wort daraus blieb aus. Die WeiterSeratung des Eisenbahnetats wurde eingeleitet mit einer «Rede des Abg. Dr. Questel (Soz.), der u. a. betonte: Die Sozialisten werden unter keinen Um ständen die Reichsbahnen einer Aktiengesellschaft von Privat- kapitalisten ausliefern, selbst dann nicht, wenn sie nach ihrem vollen Wert bezahlt würden. Der Reichsverband der Indu strie verlangt aber in seiner Denkschrift die Reichsbahnen ge radezu geschenkt. Das Hauptübel ist der übergroße Material- und Personalverbrauch der Eisenbahn. Die kommunistischen Redensarten von den „Lohnsklawen* der Eisenbahn werden schon dadurch widerlegt» daß von Ostern bis Pfingsten 100 Milliarden zur Aufbesserung der Beamtengehälter bewilligt worden seien. Mehr kann man den Steuerzahlern kaum zu- muten. Leider sei der Personalabbau auf die Arbeiter be schränkt geblieben. Der Redner verlangte auch einen Abbau des Beamtenapparates und erklärte schließlich, daß au dem ge setzlichen Achtstundentage unbedingt festgehalten werden müsse. Reichsverkehrsminister Groener: DaS finanzielle Ergebnis der Reichsbahn ist in diesem Jahre wesentlich günstiger als im Vorjahre. Einer Streikge fahr bei der Eisenbahn wird mit aller Entschiedenheit vorge- veugt. (Lebhafte Rufe der Kommunisten: „Das glauben wir!") An dem Aktienkapital der Schlaswagengesellschaft sind wir stark beteiligt. Wir schaffen auch reichseigene Schlafwagen. Das Gutachten des Reichsverbandes der Industrie nehme ich sehr ernst. Neue Reichsbahnen werden jetzt nicht gebaut, sondern es weiden nur die von den Ländern begonnenen Bauten vollendet. Der Löwenanteil fällt auf Bapern. Ich habe verfügt, daß aus Anlaß des Streikes kein« weiteren Disziplinarverfahren mehr ein- geleitet werden sollen. Abg. Geißler (D. Volksv.): Die Auffassung, daß den Be- amten daS Streikrecht zustehe, wird nicht nur von Len Unab hängigen, sondern auch von den Sozialdemokraten, also einer Regierungspartei, vertreten. Mit solchen Anschauungen kön nen wir ein pflichttreue- Eisenbahnpersonal nicht erhalten. Leider steht die Mitschuld der Regierung am Eisenbahnerstreik fest. Sie hat viel getan, um die Streikagitation zu begünsti gen. In die Reihen der Lokomotivführer ist große Erbitterung dadurch getragen worden, daß die Negierung ihr Versprechen, die Lokomotivführer mit den Assistenten gleichzustellen, nicht gehalten hat. Durch die falsche Methode der Regierung ist der gute Geist deS Lokomotivführerstandes allmählich niedergedrückt worden. Gegen einen Beamtenstreik muß sich jeder Staat, auch ein sozialistischer, mit allen Mitteln wehren. Der Verkehrs. Minister hat ausgerechnet, Herrn Menne als Vorsitzenden der Neichsgswerkschaft zum Dienst für diese Gewerkschaft beur laubt, obwohl Herr Menne ISIS der Führer eines Eisenbah nerputsches in Erfurt war. Durch die Begünstigung eines sol- chcn Mannes hat sich der Minister in gewissem Grade mit- schuldig an dem Eisenbahnerstreik gemacht. Di« Sozialdemo, kratie als Regierungspartei ist in noch höherem Grade mit- schuldig, denn ihre Führer bejahen das Beamtenstreikrecht. Weil di« Beamten nur durch die Ungeschicklichkeit der Regierung in den Streik getrieben worden sind, ersuchen wir die Regierung, bei schärfster Durchführung der Richtlinien doch die größte Milde gegen die am Streik Be teiligten walten zu lassen. „Wem nie durch Liede Leid geschah.. Roman von Erich Friesen. 45s (Nachdruck verboten.) „Ich habe es schon versucht — lewer vergebens" erwiderte Holm nervös. „Freilich drüben verdient sie mehr Geld. Aber dn Arnoldsen war sonst doch immer mehr fürs Künst lerische —" „Der Mensch ändert sich manchmal!" rief die Brett schneider, die sich mit der Großmann langsam genähert hatte, spöttisch hin. „Vielleicht, daß sie —" Sie brach ab; denn soeben trat Sigrid Arnoldsen aus ihrer Garderobe und wollte mit raschem Gruß an der Gruppe vorbeieilen. „Warten Sie doch! Ich komme mit!" rief ihr Holm zu und wollte sich Hut und Ueberzieher holen. Doch Sigrid winkte hastig ab. „Lassen Sie mich vorauscilen, lieber Holm! Ich weiß nicht, weshalb — aber mich treibt's nach Hause Wenn nur nichts passiert ist — ich habe solch unbestimmtes Gefühl, als ob Ihrem Kinde Gefahr droht " Und ohne sich durch Winfried abhalten zu lassen, eilte sie davon. Felicie, die mit brennenden Augen aus der Ferne die Szene beobachtet hatte, schnellte empor, als sie an ihr vorbeikam. Schon wollte sie sich auf sie stürzen schon wollte sie ihr eine Beleidigung an den Kopf werden Da mußte Winfried sie bemerkt haben. Mit riesigen Schritten war er bei ihr und umklammerte ihr Hand gelenk wie mit eisernem Griff. „Du — hier?" Mit einem herzzerreißenden Aufschrei stürzte Fe licie zu seinen Füßen nieder. Winfried übersah sofort seine Lage. Vom gefeier ten Helden des Abends sank er urplötzlich herab zum ganz gewöhnlichen Sterblichen — ja noch viel tiefer: zum bemitleidenswerten Gatten einer entlaufenen Strafgefangenen! Von schwindelnder Höhe herab in tiefsten Abgrund! . . . Rauh zog er die Weinende empor. -Komm! Hier ist kein Platz für dich!" Seine Stimme klang heiser vor Erregung. Willenlos gehorchte Felicie. Die Reaktion der Auf. regungen der letzten Stunden begann, sich bei ihr gel tend zu machen. Seine Hand fest umklammernd, so tckwankte sie ein vaar Sckritte weiter. Abg. Breunig (U.-Soz.) machte gettenv, daß man Streiks nicht durch die Technische Nothilfe bekämpfen könne, sondern allein durch ausreichende Bezahlung Die Eisenbahner wür- den sich den Achtstundentag nicht nehmen lassen. Da die Eifen bahnverwaltung bei der Vergebung von Aufträgen einzelne Jnteressenverbände bevorzuge, habe sie an ihrer Übervortei lung und Ausbeutung selber schuld. Nach weiteren Ausführungen der Abgeordneten Seibert (D. Volksp.) und Bartz (Komin.) wurde die allgemeine Aus sprache geschlossen. Das Gehalt des Ministers wurde hierauf bewilligt, und man fuhr in der Einzelberatung deS Haushalts fort. Dienstentlassung Mennes. Das Urteil im Disziplinarverfahren. ». Erfurt, 12. Mai. Die Disziplinarkammer hat gestern nachmittag in dem Verfahren gegen die Urheber des Eisenbahnerstreiks vom März dieses Jahres das Urteil gefällt. Die Angeschuldigten Eiscubahninspcktor Menne, Loko motivführer Thieme und Eisenbahnsekrctär Diblik wur den für schuldig befunden und die Disziplinarlammer er kannte gegen sie auf Dienstentlassung. Von der Gewährung einer Teilpension wurde abgesehen, da keine Gründe für eine milde Beurteilung der Handlungsweise der Beschuldigten vorhanden seien, und außerdem Aussicht be stehe, daß die drei Angeschuldigten in der Reichsgewerkschaft der Deutschen Eisenbahnbeamten und -angestellten einen aus reichenden Lebensunterhalt finden. Die Frage, ob die Ange schuldigten bei der Ausübung ihrer Tat Beamte gewesen seien, wurde bejaht. Ein Streikrecht der Beamten gebe es nicht. Menne hatte in seiner Verteidigungsrede noch ausge führt, daß der Streik beschlossen worden sei, nachdem die Re gierung eine Verhandlung im Sinne des an sie gerichteten Ultimatums abgelehnt hatte. Er selbst habe sich während der Vorbereitung zum Streik als nicht im Beamtenverhältnis stehend betrachtet, da er beurlaubt gewesen sei und währens dieser Zeit kein Gehalt beanspruchst habe. Das Streikrecht hätten die Eisenbahner für selbstverständlich gehalten. Der Anklagevertreter Regierungsrat Fritsche machte diesen Ausführungen gegenüber geltend, daß die Ange- schuldigien während des Streiks ein« Tätigkeit für den Streik ausgeübt haben. Die Frage, ob Beamte während der Be urlaubung im Dienstverhältnis stehen, sei zu bejahen. Es sei zweifellos, daß der Beamte während der Beurlaubung seine Pflichten erfüllen muß. Die Hauptfrage sei: Gibt es ein Streik- recht? Zwischen dem Staat und den Beamten besteh« ein Treuverhältnis. Kein Teil könne vorübergehend von diesem Vertrag zurücktreten, der Beamte dürfe also auch nicht streiken. Nachdem die Verteidiger sich bemüht hatten, nachzu- weisen, daß die Angeschuldigten vor dem Streik und während des Streiks in keinem Beamienverhältnis standen, zog sich das Gericht zur Beratung zurück und fällte das eingangs erwähnte Urteil. . Einers Fälschungen. Freispruch im Münchener Kriegsschuld Prozeß. S München, 12. Mai. In dem Beleidigungsprozeß des früheren Privatsekretärs Eisners Felix Fechenbach gegen den Herausgeber der Süddeutschen Monatshefte, Professor Coßmann, den Schriftleiter der Münchener Neuesten Nachrichten, Emanuel Müller, den Schriftleiter des Bayerischen Kuriers, Oster huber, und den Schriftteiter des Bayerischen Vaterlands, Dr. Adelmaier wurden durch das Urteil des hiesigen Schöffengerichts die ersten drei Beklagten von der Anklage eines Vergehens der üblen Nachrede sreigesprochen, Während Dr. Adelmaier, bei dem das Gericht die Absicht einer Beleidigung als erwiesen erachtete, zu einer Geldstrafe von 500 Mark oder zehn Tagen Gefängnis verurteilt wurde. Der Privatkläger Fechenbach hat die Kosten des Verfahrens gegen die Angeklagten Coßmann, Mül ler und Osterhuber zu tragen. Das Urteil gegen Dr. Adel maier kann der Privatkläger aus Kosten des Beklagten im Bayerischen Vaterland veröffentlichen. In der Urteilsbegründung wird hervorgehoben, daß die Veröffentlichungen Eisners als eine Fälschung im wahren Sinne des Wortes zu betrachten seien, was sich auch aus den Aussagen der verschiedenen Sachverständi gen ergebe. Eisners Veröffentlichungen -eien eines der Hin dernisse im Kampf gegen die Behauptung von Deutschlands Alleinschuld am Weltkriege, eine Behauptung, die auch der Privatkläger nicht aufrecht erhalte. Den Beklagten sei die Wahrnehmung berechtigter Interessen zuge billigt insofern, als das Friedcnsdiktat von Versailles jeden Deutschen treffe. Jeder Deutsche habe deshalb das Reckt, nack Die Kollegen und Kolleginnen, die nur zum Teil Lie Tragik der Situation begriffen, zogen sich etwas zurück. Die „Hopfenstange" aber rief verblüfft: „Meiner Seel! War das nicht die Marloff?" „Wahrhaftig! Felicie!" sagte Luise Großmann. Und während man noch hin und her tuschelte und fragte und sich wunderte, hatte Holm mit seiner Frau das Tkeateraebäude verl"^ XXII. Mit jenem unfehlbaren Vorahuen eines nahenden Unglücks, das manche ticfempfindende Menschen in stinktiv besitzen, war Sigrid Arnoldsen, ohne auf Holm zu warten, nach Hause gefahren. Sie befand 'sich in einer ihrer abgeklärten Natur sonst ganz ungewohnten Unruhe. Hatte sich Felicie vielleicht am Abend im Hause ihres Mannes eingefunden und Frau Giesecke wußte in diesem außerordentlichen Falle nicht, was tun? . . . . Oder war eine neue Botschaft eingetroffen über die aus dem Gefängnis Entflohene, die Holm Unannehmlichkei ten bringen mutzte? . . . Oder war dem Kinde etwas zugcstoßen? . . . Bei dieser letzten Vorstellung schoß Sigrid das Blut zum Herzen. Sie liebte Klein-Walter, wenn sie sich auch nicht viel um ihn kümmern konnte, da ihre Zeit fast übermäßig in Anspruch genommen war. Es war ja sein Kind! Das Kind des Mannes, der ihr seit langem weit mehr galt, als nur Kollege und Freund! Des Mannes, um desfentwillen sie hinüber nach der einen Welt wollte, damit seine und ihre Ehre unangetastet blieben. Als sie die Treppe im Hause Lindenallee 18 hinauf- cilte, meinte sie, einen durchdringenden Gerua) von Rauch zit verspüren, der sich verstärkte, als sie ihre Wohnung betrat. Don einer bangen Ahnung durchzuckt, eilte sie durch Borsaal und Eßzimmer, hin nach dem Kinderzimmer. Als sie die Tür öffnet, dringt ihr ein dicker Qualm entgegen, der ihr fast den Atem raubt und sie für einen Moment halbbetäubt ins Eßzimmer zurücktaumeln läßt. Dann aber raffte sie sich auf. Allmächtiger Gott! Tas Kind, das Kind!! Mit Todesverachtung stürzt sie sich mitten hinein in oen dicken Qualm, aus dem bereits eine große Flamme ihr entgegeuschlägt — hin nach der Seite zu, wo das Kinderbett war. Die Flamme versenkt ihr Haar, ihre Kleider — sie achtet es nicht. Vorwärts, nur vorwärts! Halb ohn mächtig tappt sie sich weiter. Der Qualm kommt von andern Seite des Zimmers, Nom Oken der. Maßgabe feiner Fälligkeiten zu vevfwyen, auf eine «nverrinz des Vertrages hinzuwirken. Dazu gehöre die Entkräftung von unrichtigen Veröffentlichungen, die als Grundlage de« Schuld- spruchcs von unseren Gegnern verwandt wurden. Es sind in dem Prozeß Sachverständige nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus neutralen Ländern, ja sogar aus England und Frankreich vernommen worden, und ihr Ur teil ging einstimmig dahin, daß die von Eisner veröffentlichten diplomatischen Urkunden in ihren wichtigsten Teilen durch Auslassungen und sogar durch eingeschobene Worte und Satz« gefälscht worden sind. Den Schlußstein der Beweisführung setzte Fechenbach selbst mit der Erklärung, daß Eisner seine Veröffentlichung wohl unterlassen haben würde, wenn er die durch den Prozeß zutage gebrachten unbestreitbaren Tatsache» und Vorgänge gekannt hätte. „L)r." Anspach. Die „Kunden" des politischen Hochstaplers. w.Berlin, 12. Mai. Der verhaftete politische Fälscher Erich Anspach will nicht nur schnöden Mammons willen für die Entente gewirkt haben, sondern sozusagen nur, um zu zeigen, wie ein Mann von seinen Qualitäten Geschichte machen und den Gang der Wellereignisse beeinflussen kann. Der mo derne Herostrat hat seiner Kundschaft alles, was sie wünschte, prompt geliefert und sich, wie er behauptet, nur die Selbstkosten erstatten lassen. Hatte er nichts auf Lager, so erfand er rasch etwas. So phantasierte er über die Stellenbesetzung des Neichsheeres, über einen Geheimbund ehemaliger Heeresflieger, über geheime Eisenbahnmobil machungspläne und was dergleichen Dinge mehr sind. Auch Ministerratssitzungen unter dem Vorsitz des Reichs präsidenten lieferte er frei aus dem Handgelenk, und di« Kunden gierten förmlich nach diesen sensationellen Be richten. Aber der Herr „Doktor", der sich hin und wieder auch als „Ministerialassessor" vorstellte und je nach Bedarf sich andere Namen — Paul Kehrbach, Dr. Erich Kehrbach, Frank Walter Heuer, Dr. Erich Burghardt usw. — zu legte, machte nicht nur in äußerer, sondern sehr stark auch in innerer Politik. So fabrizierte er während des Kapp- Putsches ein Dokument, in dem er geheime Abmachungen zwischen den Rechtsradikalen und den ganz links stehenden Kreisen ans Licht brachte. Dieses Dokument gab dann Veranlassung zu einer großen Prehfehde zwischen den Parteien, und der Fälscher lachte sich ins Fäustchen. Er behauptet übrigens, daß einige seiner Auftraggeber genau gewußt hätten, daß sein Material gefälscht oder wenigstens „frisiert" sei. Das wirst, wenn es sich als wahr erweisen sollte, ein ganz besonders schönes Licht auf die Kundschaft dieses hervorragenden Zeitgenossen. Neueste Meldungen. Was Genua kostet. Paris. Verschiedene Korrespondenten der französischen Blätter Nüssen zu -«richten, daß die Konferenz von Genua Italien bereits 50 Millionen Lire gekostet habe. Italien soll jetzt die anwesenden Delegationen bringend ersucht haben, ihre Unkosten bis auf «inen Mimmalbetrag einzuschränken. Im Flugzeug nach dem Nordpol. DH Christiani«. Norwegens bekanntester Flieger, Tryggve Gran, der während des Krieges in der englischen Flieger truppe diente, will den Versuch unternehmen, im Flugzeug den Nordpol zu erreichen. Für Basis -seines Unternebmens will er Spitzbergen machen, von wo er die Flugstrecke in ein oder zwei Etappen zu bewältigen hofft. Ägypten erhebt Ansprüche auf den Sudan. DH. Kairo. Die ägyptische Verfassungskommission hat in ihren zusammenfassenden Bericht einen Beschluß dahinlautend aus genommen, daß der Sudan einen untrennbaren Teil Ägyptens bilde unter der Souveränität des Königs von Ägypten, der den Titel führen müsse „König von Ägypten und des Sudan". Die Verfassungskommission setzt sich mit diesem Beschluß in offenen Gegensatz zu -der englischen Auffassung, daß der Sudan in die staatliche Neuregelung Ägyptens nicht eindezogen wer den dürfe. Amerikanischer Privatkrrdit an Rußland. Chikago. Die Vereinigung der Kletdermacher hat einen Kredit von einer Million Dollar bewilligt, um eine von Lenin dieser Vereinigung gewährte Konzession zur Errichtung von Kleidersabriken in Rußland auszunützen. Die verzweifelnde Angst gibt dem mutigen Weibe Kraft. Mit angehaltenem Atem, die Augen fest ge schlossen vor dem auf sie eindringenden Qualm, strebt sie dem Kinderbett zu. Bereits hat die Flamme ihr Kleid ergriffen. Trotz dem weicht sie nicht zurück. Es gilt ja, das Kind zu retten! Sein Kind!! Jetzt ist sie beim Nettchen. Mit Aufbieten ihrer letz ten Kraft ergreift sie Klein-Walter, birgt ihn unter ihrem Mantel und stürzt mit ihm zurück durch den im mer dicker werdenden Qualm, der bereits das Eßzim mer zu füllen beginnt In diesem Augenblick stürmt todesbleich und atem los Winfried herein, gefolgt von Felicie. „Mein Kind! Mein Kind!" wimmert die unglückliche Mutter. Da streckten sich ihr aus dem brodelnden Qualm zwei Arme mit einem kleinen Körper entgegen. Felicie ergreift ihr Kind und drückt es an ihre Brust. Winfried aber reißt in fliegender Hast das Fenster auf mit dem weithingellenden Ruf: „Feuer! Feuer!" Am nächsten Morgen. Die Feuerwehr hatte ihr Löschungswerk getan. Das Feuer war behoben. Wie durch ein Wunder war das Kind vor dem Erstickungstods bewahrt worden. Und auch die Belebungsversuche an Frau Giesecke, die be reits besinnungslos gewesen, waren von Erfolg gekrönt. Nnr Sigrid lag mit versengtem Haar und schweren Brandwunden bisher ohne Besinnung auf ihrem Lagör, auf das man sie gebettet, nachdem man sie gestern abend ohnmächtig auf der Schwelle des Kinderzimmers liegend vorgesunden hatte. Jetzt war der Arzt da. Er hatte die Schwerverletzte genau untersucht und dann eine Unterredung mit Holm verlangt. Inzwischen lag Felicie drüben an Winfrieds Bett, in dem Klein-Walter die dicken Händchen geballt, ge sunde Röte im Gesichtchen, friedlich schlummerte, auf Len Knieen und wartete angstvollen Herzens auf den Ausspruch des Arztes. Ach, kaum wagte sie, die Stirn des kleinen Geschöpfes mit ihren Lippen zu berühren, bevor sie nicht wußte, wie es Sigrid erging. Ler mutigen Retterin, ohne die ihr heißgeliebtes Kind jetzt tot wäre — erstickt, vielleicht unkenntlich, verbrannt, verkohlt Jetzt hörte sic die Tür drüben gehen .. . jetzt leise Stimmen. . . jetzt Schritte die Treppe hinab-
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