Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 20.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192205203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220520
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-20
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.05.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Französische Spionage in Deutschland. Nach den Mitteilungen einer Depeschenagentur trifft es zu, daß von französischer Seite ein sehr ausgedehnter geheimer Nachrichtendienst in Deutschland unterhalten wird. Es sind verschiedentlich Persönlichkei ten verhaftet worden, die mit den Franzosen in Ver bindung gestanden haben. Die französischen Agenten haben vor allem versucht, mit Reichswehrsoldalen, mit militäri schen Behörden und mit der Schupo Fühlung zu bekom men. Auch aus Regierungsstellen seien Aktenstücke ent wend-- und d-u » 'n'aehändigt worden. Furcht vor „strategischen" Bahnen. Einen ebenso unbegründeten wie empörenden Be schluß hat die Pariser Botschafterkonferenz gefaßt, die eine Mitteilung an die deutsche Regierung richten will, in der die Einstellung der Arbeiten an gewissen Schie nenwegen von strategischer Bedeutung im Rheinlands und die Beseitigung oder Abänderung gewisser strategischer Eisenbahnlinien vor Ablauf der Befetzungsperiode ver langt werden soll. Großbritancken. X Eine Niederlage der Regierung. Während Llohd George in Genua nicht nur die englische, sondern die europäische Außenpolitik in neue Bahnen zu lenken sucht, hat seine Regierung in der Heimat ganz plötzlich eine Niederlage im Parlament erlitten. Es handelte sich um eine Abstimmung im Unterhause über Ersparnisse bei der Besoldung der englischen Lehrer, bei der die Regierung nur eine Minderheit der Stimmen erhielt. Man betrachtet diese Zufallsniederlage allerdings nicht als einen aus reichenden Grund für einen Rücktritt der Regierung, aber sie läßt doch einen Blick in die Zersetzung der englischen Parteiverhältnisse zu, die leicht eine ernsthaftere Krisis nach sich ziehen kann. Dänemark. X Dänemarks Grenztruppen. Der deutsche Abgeordnete im Kopenhagener Folkething, Schmidt-Wodder, sprach bei der Beratung der Wehrvorlage sich tadelnd darüber aus, daß Dänemark den größten Teil seiner Heeresmacht nach Jütland werfe,-und davon wieder eine recht große Masse in die neuabgetretenen Gebiete. Deutschland könne darin eine Bedrohung und Herausforderung sehen, wenn es auch in ferner jetzigen Schwäche keinen Protest einlege. Er hoffe, daß zwischen Deutschland und Dänemark keine kriege rische Verwicklung mehr entstehen werde, und daß Däne mark so klug sein werde, sich nicht auf die Seite der Feinde Deutschlands drängen zu lassen; die Grenzfrage sei noch nicht endgültig erledigt, aber sie solle nach dem Grundsatz des Selbstbestimmungsrechts entschieden werden. Deuischer Reichstag. M3 Sitzung.) <^- Berlin. 18. Mai. Heute wurde zuerst ein von allen Parteien mit Ausnahme der Kommunisten eingebrachter Gesetzentwurf über den Schutz der Urheberrechte für die Angehörigen der Vereinigten Staaten ohne Auseinandersetzung in allen drei Lesungen an genommen. In dem Entwurf wird den amerikamichen Autoren das gleiche Urheberrecht zugebilligt wie den deuuchen Autoren in Amerika. Sollte in Amerika eine Änderung em- treten, so bleibt der Reichsregierung mit Zustimmung des Ncichsrates die Änderung der deutschen Bestimmungen Vorbe halten Hieraus wurde ein Entwurf zur Verlängerung der Pachtschutzordnung dem Wohnungs- und Siedlungs- ansschuß überwiesen, und darauf kam man zur Fortsetzung der Beratung des Haushaltes des Reichsarbeitsministeriums. Abg Schreck (Soz.) beantragte eine Entschließung, in der ein Gesetzentwurf verlangt wird, der einen aus reichenden Jugend- und Lehrling s s ch u tz vorgeht, wonach Jugendliche und Lehrlinge unter 16 Zähren Wochen- täglich nicht länger als 6 Stunden arbeiten dur,en. Die Über- schreitung des Achtstundentages soll sur Jugendliche und Lehr linge über 16 Jahre verboten fein. Die Pflichtschulzett und die steil für alle Vorbereitungs- und AusranmungsarbcUen soll rn die gesetzliche Arbeitszeit eingerechnet werden. Ausreichende zusammenhängende Ferien im Sommerhalblahr unter Weitcrgcwährung des Lohnes oder aller Vergünstigungen sind zu bewilligen. Die gesetzlichen Jugendschutzbestimmungei,, die sich auf die Arbeitszeit, die Pausen, die Sonntagsruhe, das Verba, der Nachtarbeit usw. betteben, sind aus alle Jugend ¬ lichen bis zum vollendeten 18. Jahre auszudehnen. zzeve Be schäftigung von Kindern unter 14 Jahren in Gewerbe- oder Handelsbetrieben soll verboten sein. Dis Arbeits und Lohnvcrhältnisse aller Jugendlichen und Lehrlinge sollen der Reglung durch Tarifverträge unterliegen. Die ausreichende fachliche Ausbildung der Lehrlinge muß gewährleistet werden. Schließlich.sind alle Bestimmungen, die im Widerspruch mit der Reichsversassung die Vereins- und Versammlungsfreiheit beschränken, ebenso wie die „väterliche Zucht des Lehrherrn" aufzuheben. Abg. Biener (Deutschnatl.): Auch Wir wollen die Jugend schützen, besonders vor gesundheitlichen und sittlichen Schädi gungen. Wir können mit den Antragstellern ein Stück Weges gemeinsam gehen Sie wollen aber nicht Jugendschutz, sondern „I u g e n d f a n g". Diesen Weg gehen wir nicht mit. Abg. Frau Wurm (U. Soz.): Der Abgeordnete Biener als Vertreter seiner Partei, die die Jugend immer noch mit fchwarz-weiß-roten Fahnen um sich zu scharen sucht, macht uns den Vorwurf, wir bettieben Jugendsang, währen- wir den geistigen und körperlichen Schutz verlangen. Unerhört ist es, daß den jungen Mädchen im Haushalt eine übermäßige Arbeitszeit zugemutet wird. Wir wollen Jugendschutz nicht nach mittelalterlichem Rezept. Abg. Esser (Zentt.): Die Forderung des Sechsstunden- Arbeitstages für Lehrlinge ist undenkbar und lächerlich. Wir lehnen auch die Unterstellung der Lehrlinge unter die Tarif- und Arbeitsgerichte ab. An den Grundsätzen des Lehrver hältnisses darf nicht so gerüttelt werden, Wie es in dieser Ent schließung der Sozialdemokratie gefordert wird. Abg. Beythien (D. Vp.): Wir könnten der Sozialdemo, kratie dankbar sein, wenn sie durch diese Entschließung dem Handwerk die Augen darüber öffnete, wie wesensfremd die Sozialdemokratie dem Handwerk gegenübersteht. Sie ver stehen nichts vom Handwerk, umsomehr haben wir Veran lassung, das Gute aus der alten Zeit in der neuen Zeit zu erhalten. Wir wollen die bessere Ausbildung. Dazu brauchen wir den Meister. Deshalb wollen wir den Lehrling nicht in den Tarif Hineinbringen. Alles, was hier vorgebracht worden ist, war agitatorisch. Wir sind die schärfsten Gegner der Gedanken, die in dieser Entschließung zum Ausdruck kom- men. Arbeitsminister Dr. Brauns: Den vom Arbeitsrechtsausschuß vorgelegten Entwurf eines Arbeitsrechts, den wir zur Besprechung stellen, lehnt das Ministerium ab. Das Arbeitsnachweisgesetz muß mög lichst bald verabschiedet werden, da die Konjunktur zurückzu gehen droht und wir mit größerer Arbeitslosigkeit zu r e ch n en haben dürsten. Für die Zwecke der Ansiedlung von Landarbeitern stehen Mittel in hinreichendem Maße zur Verfügung. Die volle Anerkennung des Nationalverbandes deutscher Gewerkschaften, die weiter nichts ist als die Fort setzung der alten gelben Bewegung, kann ich nicht zugestehen. Troy ihres Namens ist sie keine Gewerkschaft (Rufe: „Unerhört" bei der Deutschen Volkspartei). Die anderen Gewerkschafts vertreter würden einfach das Lokal verlassen und mit dieser Organisation zusammen nicht verhandeln. Wenn die Koalition etwas Gutes ist, wie auch die Deutsche Volkspartei anerkennt, kann auch der Zwang nicht unter allen Umständen verwerflich sein. (Großer Lärm rechts.) Was die Entschließung über das Lehrlingswesen anlangt, so stehen Gesetze über die Ar beitszeit und über die berufliche Ausbildung der Lehrlinge in Aussicht. Bedenklich ist es daher, diese Frage in dem vor gebrachten Sinne zu regeln und die Entschließung anzunehmen. Die von den Sozialdemokraten beantragte Entschlie ßung betreffend das Lehrlingswesen wurde darauf ab ge lehnt, und es begann die Aussprache über das Sozialversicherungswesen. Abg. Kaiser (Soz.): Die vielen kleinen Sonderkassen müssen in großen Kassenverbänden ausgehen. Die Landarbeiterver- ficherung muß ausgebaut werden. Die pflichtmätzige Versiehe- rung ist unerläßlich. Die Wochenhilse muß ebenfalls ausge baut werden. Abg. Lambach (Deutschnatl.): Die Sozialdemokratie will alle Veksicherungszweige vereinigen zum Schaden der Ange stellten. Die, Angestellten befürchten, daß durch ein derartiges Aufgehen ihrer Versicherung in anderen Kassen ihre besonderen Wünsche und berechtigten Ansprüche nicht befriedigt werden können. Abg. Karsten (U. Soz.): Das alte Versicherungsprinzip ist überlebt, und schon heute leben die Kaffen von der Hand in den Mund. Arbeitsministsr Brauns teilte mit, daß die Anrechnung von Arbeitseinkommen auf die Invalidenrente im Herbst bei Vorlegung des Unterstützungsgesetzes geregelt werden soll. Daraus wurde ein Antrag auf Erhöhung der Leistungen der Reichswochenhilfe und der Wochensürsorge angenom men. Hieraus folgte die Aussprache über Arbeiterschutz. Dabei beschwerte sich der Abg. Girbig (Soz.) über die Über schreitung der Arbeitszeit in der bayerischen Glasindustrie, worauf Arbeitsminister Dr,. Brauns zugab, daß der Glas- Gräfin LaßbergsMnkelm. Roman von Fr. Lehne. 3) (Nachdruck »erboten.) Schwester Ursula war so lieb und gut gewesen, hatte sie geherzt und geliebkost und mit sanften Worten getröstet. Uno die Großmut er? Draußen rockten zwei schwere Tränen aus ihren be trübten Augen. Kroßmann faßte ihre Hand ganz fest, er fü lte, was in ihr vorging, sie tat ihm so leid, und er zür.te seiner Herrin, daß sie so wenig liebevoll zu dem verwaisten Kinde gewesen war. „Weine nicht, Ivonnchen. Großmama meint es nicht so, du wirst es schon sehen. Sie kann ihre Trauer nicht jo zeigen/ Imune hatte Vertrauen zu dem gutmütig aussehen den Manne. „Großmama sah so böse aus, als ob ich ihr etwas ge an hätte!" mein e sie ängstlich. „Nein, nein, Ivonnchen, du hast ihr nichts getan," entgegnete er, das „du" besonders betonend. „Nun komm nur. Du schlässt schön und dann ist morgen alles gut." Christiane, die Kammerfrau der Gräfin, stand war tend an der Tür von Ivonnes Zimmer. „Da haben wir nun die Bescherung, Kroßmann!" sagte sie mürrisch. „Pst! mach e der und legte den Finger an den Mund. „Hier in der asche sind Ivonnes nötigste Sachen. Dei Koffer mit ihre Kleidern steht noch unten. Ich muß so fort wieder zur Gnädigen." Er streichelte Ivonnes kurzes, dickes Gelock. „Gute Nacht, Ivonnchen. Morgen kommst du zu mir, da zeige ich dir unsere Fohlen. Schlafe gut!" sagte er herzlich und entfernte sich. Das Kind sah sich in dem Zimmer um, schüchtern an der Tür stehen bleibend. Es war ein mäßig großer, sehr Höber Raum, der durch die dürftige Möblierung noch nüchterner wirkte Ein Bett und Waschtisch, Kleiderspind, Bücherregal, eine Kommode, Tisch und zwei Stühle, alles h-chst einfach, das war die ganze Einrichtung. Auf dem Tisch stand ein Teller mit einigen belegten Brotscheiben und ein Glas Milch. „Na, komm! Du kannst doch nicht ewig an der Tür sieben bleiben," meinte Christiane. „Leg' ab und iß!" Als Ivonne der Aufforderung nicht gleich folgte, nahm Christiane sie kurz an den Arm und zog sie ins Zimmer. „So komm doch, und lasse dich nicht lange nötigen. Viel Zeit habe ick nicht." Dow es war dem Kinde nicht möglich, etwas zu ge- meßen; feder Bissen schnürte ihm die Kehle zu. Nach langem Zureden trank es wenigstens das Glas Milch aus. Sie fühlte sich so verlassen, so unglücklich, daß sie am liebsten weit fortgelaufen wäre — wohin, war ihr gleich — nur fort aus diesem düsteren Hause — am liebsten zu rück zur guten Schwester Ursula. Und heute war ihr Ge burtstag - keiner wußte es Wohl — und wie war er im vorigen Jahre gefeiert! Sie seufzte schmerzlich auf. Christiane half ihr beim Entkleiden; dann legte sie das Deckbett über den zarten Kinderkörper, nahm die Lampe mit und ging hinaus. Mit weit offenen Augen lag Ivonne in ihrem Bett und starrte nach dem Fenster. „Papa, lieber, guter Papa, hole mich doch!" schluchzte sie. Sie ries nach ihm, nach Schwester Ursula, doch nie mand kam. Sie lag hier so allein, kein Mensch kümmerte sich um sie in ihrer großen Verlassenheit, und die Erinne rung der vergangenen Tage lastete schwer auf ihr — im mer noch sah sie den geliebten Vater kalt und tot vor sich liegen. Draußen heulte der Wind; er sing sich in den Fen sterläden, daß sie klapperten. Die Wetterfahne knarrte, und ein ferner Donner wurde hörbar. Da war ihr, als ob sich jemand in ihxem Zimmer rührte, wie Schritte, die auf sie zukamen. Entsetzt richtete sie sich auf und lauschte. Unheimlich knackte cs in den Möbeln und raschelte es un ter ihrem Bett. Mit einem Schrei zog sie Lie Decke über sich, und wie im Kramps wurde ihr Körper geschüttelt, bis sie endlich in ihren Tränen einschlies. Die überreizten Nerven forderten ihr Recht. Und das war die erste Nacht im Hause der Groß mutter! Kroßmann berichtete der Gräfin von seiner Reise. Seine Worte versetzten sie in große Aufregung; auf ihrem Gesicht brannten rote Flecken, und nervös ging sie rm Zimmer umher. Er hatte Edgar Lahbergs Brieftasche auf den Tisch gelegt. „Hier sind die Papiere, Frau Gräfin. Der Trauschein des jungen Herrn Grafen" — zuckte die Frau da nicht zu sammen? — „und hier der Geburts- und Taufschein von Komteß Ivonne —und das Testament. „Gut, gut!" sagte sie hastig. „Und das andere — wie?" „Die Schwester sagte mir, daß der junge Herr Graf sanft eingeschlafen sei. Sie ist es auch gewesen, der er den Brief diktiert hat. Todkrank hat man ihn vom Bahn hof in das Hospital gebracht. Und in den ersten Morgen stunden ist er gestorben." Seine Stimme zitterte vor Bewegung. Die Gräfin arvettervervand tn dtejer Beziehung vorstellig geworden set. Dann kam die Frage -es Tarifwesens und des Ar- Leiterrechtes zur Verhandlung. Abg Rosemann (U. So u Für Lie Bergarbeiter ist das Bergarbeuerzeitgesetz absolui unannehmbar. Wir wollen nicht ein besonderes Arbeitszeitgesetz für den Steinkohlenbergbau, sondern sobald als möglich ein Gesetz über die Arbeitszeit für sämtliche gswerblichen Arbeiter und Angestellten. Bergbau wird immer mehr der alte Herrenstandpunkt herausgelehrt. Auch Betriebsratsobleute werden einfach entlassen. Brandkaiasirophe in einem Hospiial. Dreißig Kranke verbrannt. s. Rom, 18. Mai. In dem ältesten und bekanntesten Krankenhaus Roms, Sem Hospital zum Heiligen Geist, ist in der Nacht ein Brand ausgebrochen, Ser sehr großen Umfang angenommen hat. Im Waschraum war ein Haufen Rei sig in Brand geraten, der in kurzer Zeit den größten Teil eines Flügels des Gebäudes, in dem ungefähr 40 Kranke lagen, erfaßte. Ein Saal, in dem weitere 20 Kranke untergebracht waren, brach nach dem unteren Stockwerk durch. Man hat bisher aus den rauchenden Trümmern un gefähr dreißig verkohlte Leichen geborgen. Die wach habende Schwester soll vor Verzweiflung irrsinnig gewor den sein. Das Rettungswerk wurde dadurch erschwert, daß das durch den Keller führende elektrische Kabel gleich bei Be ginn des Brandes beschädigt wurde, so daß das ganze Rettungswerk im Dunkeln erfolgen mutzte. Im Innern des großen Krankenhauses kam es zu dramatischen Szenen, da sich die Kranken be mühten, aus den vom Feuer umgebenen Waudelgängen ins Freie zu gelangen. Ein Teil von ihnen ließ sich an den Bettüchern herab, wobei es eine Reihe von Verwun dungen gab. Das Heiliggeist-Hospital, im Nordosten der Stadt am Tiber gelegen, ist das älteste und größte Krankenhaus Roms. Es wurde 1201 von Papst Innozenz HI. als erstes Spital und Findelhaus gegründet, wurde später durch Kämpfe verwüstet und 1480 von Sixtus IV. neu er baut. Der mittlere Kuppelbau enthält wertvolle Fresko- gemälde. Verlorene Mrchenschähe. In der Gegend von Avignon vergraben. Hm Nachlaß des verstorbenen Papstes Benedikt XV. „hat man, nach einer Mitteilung des „Newyork Herald", einen Briefwechsel gefunden, den der Papst mit der franzö sischen Regierung geführt hat. Es handelt sich um die Aufspürung eines großen Kirchenschatzes, der in der Gegend von Avignon vergraben sein soll. Viele Säcke voll Gold und Silber, französische, englische und deutsche Münzen, goldene Kreuze mit Juwelen besetzt, Kelche und sonstige Gerätschaften, dazu Reliquien der Märtyrer ruhen dort verborgen seit dem vierzehnten Jahrhundert. Der Schatz stammt aus der Zeit der sogenannten „babylonischen Gefangenschaft der Kirche", d. h. aus der Zeit, da der Papst und sein Hof gezwungenermaßen in Avignon ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Es war eine unruhige Zeit, und Frankreich wurde von einer großen Zahl mächtiger Räuberhorden beunruhigt. Unter diesen spielte die „weihe Bande" eine besonders tätige Rolle. Im Jahre 1367 erschien die „Weiße Bande" in der reichen Gegend von Avignon, alles verwüstend und ausplündernd. Die Einwohner der umliegenden Städte und Dörfer flüchteten in Hellen Haufen hinter die schützenden Wälle der Stadt Avignon. Papst Jnnocenz VII., der oft voller Sorgen von seinem hohen Turm die Wachtfeuer der Böse wichter beobachtete, entschloß sich eines Tages, die wert vollen Schätze der Kirche zu verbergen. Zwei Sekretäre des Papstes wurden beauftragt, das Werk zu unternehmen. Die reichen Geldsäcke und die übrigen unschätzbaren Kost barkeiten wurden an einem sicheren Ort innerhalb der Be festigungsmauern der Erde anvertraut. Am nächsten Tage war die „weiße Bande" in der Tat bereits in Avignon eingedrnnaen und belagerte den Papst in seiner Burg. WM», War tief crvlaßr. Sle preßte die Lippen fest aufeinander und trat ans Fenster, ihm den Rücken zukehrend. „Den Augenblick vergesse ich nicht, solange ich lebe. Wie die kleine Komtesse am Sarge ihres Vaters stand und jammerte. Auf der Fahrt nach hier hat sie in einem fort geweint. Auch die Schwester sagte: „Selten Wohl —" „Das weitere auf morgen, Kroßmann." Abwehrend winkte die Gräfin, und ihre Stimme ilang rauh und uw geduldig. Der Hausverwalter entfernte sich. „Hat sie noch immer nicht vergessen?" dachte er. „Wie mag es dem armen Kinde gehen! Ein bißchen Liebe und Freundlichkeit hätten ihm so gut getan. Lieber Gott — auf Rosen wird es nicht gebettet sein." Und betrübt spann er dann seine Befürchtungen mit seiner Frau weiter, die voller Ungeduld schon auf ihn gewartet hatte. Sie reichte ihm das Abendessen, setzte sich zu ihm und ließ sich berichten. Die Lampe erhellte mit ihrem Licht das gemütliche Zimmer, das mit seinem altväterischen Hausrat einen gar traulichen Eindruck machte. Aufmerksam hörte Frau Kroßmann zu, die Hände im Schoß gefaltet, während die Hellen Tränen aus ihren Augen liefen. „Der arme junge Herr! So früh mutzte er dahin- gehen! Weißt du noch, Kroßmann, wie er so ost als Kind bei uns war und wir ihm Geschichten erzählen mutzten? Und wie er dann später, als er erwachsen war, immer noch die alte Anhänglichkeit zeigte, während Komteß Aline noch sto zer als die Mutter geworden war? Und als dann das schöne französische Fräulein hergekommen war — ich ahnte gleich was, — als ich die beiden einmal im Park so unvermutet Arm in Arm traf. Ach Gott, wenn ich an die Zeit zurückdenke! Weißt du's noch, Alter? Finstere Tage kamen. Und sie erging sich weiter in Erinnerungen, zu denen ihr Mann sich zustimmend äußelte. „Wie heißt denn eigentlich das Kind vom jungen Gra fen, und wie sieht's aus?" „Akkurat wie die Mutter, und so heißt es auch — Ivonne. Bildhülsch ist sie, da kann sich die Herta von Komteß Aline nicht mit vergleichen." „Dann wird s die Kleine nicht gut bei der alten Gnä digen haben, Väterchen," meinte sie sorgenvoll. „Wenn sie nur wenigstens wie der Graf Edgar aussehen tüt'." „Nein, Alte, sie hat genan die braunen Locken und dis schwarzen Augen ihrer Mutier. Wenn sie einen damit ansieht, geht's einem durch und durch. Wir wollen uns Nur recht um sie kümmern, wenn es geht."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)