Volltext Seite (XML)
Fernsprecher Wil-t>ruff N.. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend postscheckk-nt-Dreien 2S40 MI. für die s gespattene Koepu«zeIIe oder deren Raum, Reklamen, die r spaWe Korpuszelle MI. Sei Wiederdolung und 2<rhees«uflrag entsprechender Preisnachlaß, »ckannimachungen im amMchea Teil <nur »on Behörden) die rgespaklene Korpuszeile MI. Nachweisungs-Sedühr LV pfg. Anzeigenannahme di« vormittag« 1» llhr. Für die Richtigkeit der durch Fernruf üdermlttoNen Anzeigen übernehmen wir keine Garantt». Jeder Rabatt- anipruch ertiMt, wenn der »«trag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber In Konkurs gertii. dem Jahre Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Rossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke tu Wilsdruff. Verautwortlicher Schriftleiter: Her«««« Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« Wilsdruff. 81. Jahrgang Nr. 121 Donnerstag de» 25. Mai 1S22. Amtlicher Teil. In das hiesige Handelsregisisr ist heute folgendes eingetragen worden: u) auf Blatt 90, die Firma Martin Reichelt in Wilsdruff betr.: Frau Auguste Lydia Reichelt ged. Engel, jetzt verehel. Holzig, ist als Inhaberin ausgeschieden. Inhaber ist der Kaufmann Kurt Holzig in Wilsdruff, auf den das Handelsgeschäft samt der Firma zufolge Vereinbarung übergegangen ist. Die dem Kaufmann Richard Plaue in Wilsdruff erteilte Prokura ist erloschen; b) auf Blatt I37: Die Firma „Richard Schuricht L Sohn, Gesellschaft mit be schränkter Haftung" mit dem Sitze in Wilsdruff. Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb einer Holzgrobhandlung und aller einschlägigen Geschälte. Das Stammkapital beträgt 100000 Mk. Der Gesellschaftsvertrag ist am 15. Mai 1922 abgeschlossen worden. Zum Geschäftsführer ist bestellt der Baumeister Friedlich Richard Schuricht in Wilsdruff. Amtsgericht Wilsdruff, am 19. Mai 1922. S170 Zr 8.SF. 86, 97/22 Kleine Zeitung für eilige Leser * Das Rcichskabinett hat mehrer? Beratungen über Genua und die Anleihefrage abgehalten und auch die Parteiführer informiert. Minister Hermes wird am Donnerstag in Berlin erwartet. * Nach den bisherigen Abmachungen wird die Übergabe Oberschlesicns Mitte Juni beginnen. Polnisches Militär und deutsche Reichswehr werden gleichzeitig einrücken. * Die italienischen Delegierten im Reparationsausschuß in Paris erklärten, sie erwarteten mit Bestimmtheit, daß die Ver handlungen nüt Deutschland zu einer Einigung in der Repa rationsfrage führen. * Nach der Auffassung des belgischen Mitgliedes der Reva- rationskommission Delacroix ist die erste Vorbedingung für eine Anleihe an Deutschland der Verzicht Frankreichs und Belgiens auf künftige Zwangsmaßnahmen. * Das Zentralexekutivkomitee in Moskau hat den deutsch- russischen Vertrag von Rapallo ratifiziert. Jucker uns Kohle. Das Ministerium für Ernährung und Land wirtschaft hat die Einfuhr von Auslands zucker Lis auf weiteres freigegeben. Vor dem Kriege ist Deutschland das größte Zucker exportland gewesen und verbrauchte eine nicht unbeträcht liche Menge ausländischer Kohle. Heute müssen wir «esige Mengen Kohle ausführen. Es findet eine vordem nicht nötige Belastung der Eisenbahn mit Kohlentransporten statt, obwohl wir auch dabei unseren Bedarf nicht befriedi gen können, und Zucker muß aus dem Auslande einge- sührt werden. In dieser Umkehrung unsrer Wirtschaft drängt sich die ganze Not unseres Volles zusammen. Denn die erzwungene Ausfuhr von Kohle, zum größten Teile zu einem Preise, der für Frankreich und Belgien ein Schleuderpreis ist, dabei fiir unseren inländischen Ver brauch und die Produktion viel zu hoch, machen lohnenden Export unmöglich. Auch die Zuckrrknappheit hängt damit zusammen, daß ven Raffinerien nicht unbegrenzt die Kohle, das Urprodukt jeder Produktion, zur Verfügung steht. Wenn Deutschland nun zu Weltmarktpreisen, wie wiederholt verlangt worden ist, gelangen würde, so würde das Ausland lange nicht die für die Devisenbeschaffung nötige Menge der Ausfuhr abnehmen, Deutschland könnte nicht mehr wirksam konkurrieren. Die Gleichstellung der deutschen Preise mit den Weltmarktpreisen ist auch aus dem Grunde unmöglich, weil, sobald infolge höheren Preis standes in Deutschland der Geldumlauf vermehrt werden müßte, in gleicher Weise der Kursstand der Mark gedrückt würde. Eine Angleichung an die Weltmarktpreise ist nur kann denkbar, wenn eine Besserung der deutschen Valuta gleichzeitig eine billigere Produktionsmöglichkeit in Deutschland gestattet. Wir können also vorläufig nichk ° daran denken, Kohlen in erheblicher Menge einzuführen. Da wir aber mehr Kohle brauchen, so muß man an die Erschließung neuer Kohlenfelder gehen, und gleichzeitig die vorhandenen noch nachhaltiger ausbeuten, zugleich aber auch unsere Transportmöglichkeiten verstärken. Das ist eine ungeheure Aufgabe, und in absehbarer Zeit ist sie un möglich zu lösen. Wir sind aus diesem Grunde gezwun gen, viel mehr Fertig- und Halbfertigfabrikate aus dem Auslände einzuführen, als wir bei normaler Wirtschafts lage benötigen würden, obwohl es theoretisch möglich wäre, etwa für eine Goldmilliarde jährlich Zucker auszu führen. An den führenden Stellen hat man den wirtschaft lichen Optimismus immer mehr verloren. Das ist ein gutes Zeichen, denn nur, wenn ldie Größe der Gefahr richtig erkannt wird, ist überhaupt Aussicht vorhanden, daß ihr wirksam begegnet werden kann. In der Neichskags- debatte über die Wirtschastsfragen sind die zut-agegekomme- nen Tatsachen wertvoller als die Anregungen. Von der Linken forderte man die Bewirtschaftung des Zuckers für das ganze Reich. Mau wird bei der gegenwärtigen Zuckerknappheit und Teuerung die allgemeine Mißstim mung verstehen können, zumal infolge des Fortfalls der Preisbindung für den zu Schnäpsen und Leckereien ver arbeiteten Zucker die Fabrikanten in der Lage sind, jede Menge zu jedem Preise auszukaufen. Von anderer Seite wird dazu behauptet, jede Zwangsbewirtschaftung würde die Zuckerproduktion, die jetzt im Aufstieg begriffen sei, wieder erheblich zurückwerfen, und das sei gefährlicher als das mit der Geldentwertung fortschreitende Steigen der Preise. Viel schlimmer noch ist die Lage am Kohlenmarkt. In ¬ folge unserer Ablieferungspflicht an die Entente wird unsere gesamte Produktion eingeschränkt. Namentlich an Koks herrscht ausgesprochener Mangel, sodaß wir unsere eigenen Eisenlager nicht ausbcuten können, und zur Ver arbeitung ausländisches Eism einführen müssen. Das ist ein geradezu katastrophaler Notstand, der die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft zieht. Aus diesem Grunds hat das Hineingleiten in die Weltkrise für Deutschland ganz besondere Schrecken. Arbeitslosigkeit bedeutet bei dem gegenwärtigen Preisstand einfach Hunger der Massen. Man mutz sich mit allem Nachdruck nach Mitteln zur Abhilfe umsehen, und der Angelpunkt liegt iw der Krage, wie trotz allem eine Erhöhung der Produktton all gemein ermöglicht wird. Die Gieger unisr sich. Bonar Laws Kritik an Frankreich. Die bekannten Spannungen in der Entente erfahren H neuerdings eine interessante Beleuchtung durch eine Rede j des englischen Unionistenführers Bonar Law. Er » sprach nicht nur sein Befremden darüber aus, daß Poin- z carö sich auf den Standpunkt gestellt hat, die Franzosen könnten gegebenenfalls auch allein ins Ruhrgebiet ein marschieren, was nach der Ansicht der Engländer das größte Unglück für die Entente heraufbeschwören würde, sondern er zog auch einen vielsagenden Vergleich S zwischen der englischen und der französischen Kriegs beute. Er stellte fest, daß zwar England kolonialen Ge bietszuwachs erhalten habe, daß aber auch das französische Reich in Afrika um mehr als eine halbe Million Qua dratmeilen vergrößert worden sei, und die Zeit allein könne bestimmen, welches Gebiet sich in Zukunft als wert voller erweisen werde. Wenn man E ls a ß - L o t h r r n - gen mitrechne, so sei es fraglos, daß die Franzosen und nicht die Engländer den grössten Zuwachs aus dem Kriege erhalten haben. Uber Deutschland und Frankreich äußerte er sich da hin, er glaube nicht, daß Deutschland von französi schem Militarismus bedroht werde- Ein Land, das in so kurzer Zeit über eine Viertel Million der Besten seiner Bevölkerung verloren habe, kenne keinen Wunsch, der so stark sei wie der Friedenswunsch. Jedermann habe davon gesprochen, daß Deutschland die gesamten Kriegs kosten zahlen müsse, aber jetzt wisse jedermann, daß es un möglich sei. Die Deutschen könnten nicht die gesamten Kriegs kosten bezahlen, sie könnten jedoch einen großen Teil bezahlen. Dis Voraussetzungen einer Anleihe. Morgan in Paris. — Zweimal vier Milliarden? Finanzminister Hermes wird am Donnerstag in Berlin eintreffen, um der Regierung über seine bisherigen Vorverhandlungen über die Reparationsfrage in Paris Bericht zu geben, über die Anleihe hat er noch keine Besprechungen gehabt, diese beginnen erst jetzt, wenn der Anleiheausschutz unter Teilnahme Morgans seine Arbei ten aufnimmt. Dieser Ausschuß wird, nach einer amt lichen Pariser Meldung, „die Mittel prüfen, welche Deutschland behilflich sein sollen, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Die Finanzleute werden versuchen, sich über die Bedingungen zu einigen, unter denen es möglich ist, Deutschland die pekuniäre Hilfe zu bringen, deren es bedarf". Die Bedingungen der Geldgeber richten sich in erster Linie gegen die Entente, denn Ame rika und die Neutralen würden Deutschland nur leihen, wenn ihr Geld nicht gefährdet werde. Frankreich und Bel gien müßten jetzt endgültig die Wahl treffen. Daher wird, wie Delacroix, der Vertreter Wrlgiens im Reparattons- ausschuß meint, die Verständigung nicht leicht sein. Deutsch land werde sich auf die Anleihe nicht einlassen, falls sie ganz den Verbündeten zufallen solle. Die Verbündeten würden dis Anleihe ablehnen, falls der größte Teil des Ertrages für die inneren Bedürfnisse Deutschlands be stimmt ist. Die Geldgeber würden zweifellos verlangen. daß die Verbündeten ein für allemal auf militä rische Sanktionen gegen Deutschland verzichten. In belgischen Kreisen denkt man an eine Anleihe in zwei Abschnitten von je vier Milliarden Goldmark. Der erste Abschnitt könnte gleich gezeichnet werden; die zweiten vier Milliarden hätten Zeit bis zum Jahre 1924. An eine große Anleihe, die eine sofortige Liauidierung der ganzen Wiedergutmachung zur Folge hätte, sei nicht zu denken. Die Schuldenstreichung unter den Verbündeten, die eine Reduzierung der deutschen Schuld auf 50 Milliarden Goldmark ermöglichen würde, sei zurzeit nicht denkbar. Ferner ist die Rede von einer gewissen Finanzkontrolle über Deutschland, die jedoch mehr dem Bankierausschuß als der Reparations kommission eingeräumt sein werde, daß sie also eine Kon trolle auf rein geschäftlicher Basts zwischen Gläubiger und Schuldner darstellen würde. Banderlip über Amerikas Hilfe. Der -bekannte Newporter Bankpräsident Vanderlip bezeich net als allererste Voraussetzung einer Finanzhilfe Amerikas die NeUformung verdeutschen Kriegsschuld, so daß sie für Deutschland erträglichwird. Dadurch muß Europa von dem Gespenst eines Zusammenbruches der deutschen Finanzen oder einer militärischen Invasion seitens Frankreichs befreit werden. Wenn eine vernünftige Ordnung der künftigen Schuldforderungen erreicht und spezielle Sicher heit für die beabsichtigte Anleihe gegeben werden könnte, würde es sich um eine gute Anlage handeln, bei der die Amerikaner sich wohl beteiligen dürften. AslMschs Rundschau. Deutsches Reich. Helfferichs Kritik an der Zwangsanleihe. Der frühere Reichsfinanzminister und jetzige deutscS» nationale Abgeordnete Helfferich übt in der Deuttweu Tageszeitung scharfe Kritik an dem Gesetzentwurf über die Zwangsanleihe. Er schreibt u. a.: Der Augenblick wäre längst gekommen, die Katze aus dem Sack zu lassen, auch vor dem Reichstag und dem deutschen Volke. Dabet trennen uns keine zehn. Tage mehr von dem 31. Mai, dem „Verfalltag" des Herrn Poincarö, bis zu dem alles er ledigt sein soll. Der Reichstag wird also wieder in die Lage kommen, unter dem Druck der französischen Pistole zu arbeiten. Daß die Regierung das steuerlich erfaßbare deutsche Volksvermögen auf nicht mehr als 1200 Mil liarden Papiermark schätzt, gehört zu dem Erstaunlichsten dieser in Unbegreiflichkeiten reichen Zeit. 1200 Milliarden Papiermark sind nur 20 Milliarden Goldmark; bei dem Entwertungssaktor von 75, der dem heutigen Dollarkurs von etwas mehr als 300 entspricht, sogar »ur 16 Mil liarden Goldmark. Ncichszuschüsse an die Gemeinden. > Nach einer amtlichen Meldung hat der preußische Finanzminister eine Verfügung erlassen, wonach den Ge meinden, die die Besoldung ihrer Beamten in Überein stimmung mit dem im Reiche und in Preußen vom 1. April 1922 ab maßgebenden Bestimmungen neu geregelt haben, wird in den nächsten Tagen zur Deckung der dar aus entstehenden Mehrausgaben für das 1. Vierteljahr des Rechnungsjahres 1922 ein Vorschuß aus Neichsmitteln Durch Vermittlung der Landeskassen überwiesen werden. Dieser Vorschuß ist den Gemeinden, denen die Erhebung von Reichseinkommen- und Körperschastssteuer übertragen ist, nur dann in voller Höhe bar auszuzahlen, wenn die Gemeinden zwei Drittel (Reichs- und Staatsanteil) der aufgckommcnen Steuern in voller Höhe bar abgeliefert haben. Koalitionsregierung in Braunschweig. Die Regierungskrise in Braunschweig ist beendet. Mehrheitssozialisten, Demokraten und Deutsche Volkspar tei haben sich zusammcngefunden. Die neue Regierung wird sich nicht mehr wie bisher aus fünf, sondern nur noch aus vier Mitgliedern zusammensetzen, von denen zwei der Fraktion der Mehrbeitssvzialisten und je einer der Fraktion der Deutschen Volkspartei und der Demokraten entnommen sind. Das Kabinett setzt sich aus dein frühe ren Ministerpräsidenten Dr. Jasper (Sozialist), dem bis herigen Arbeits-Minister Steinbrecher (Soz.), dem frühe ren Kultusminister Ronneburg (Demokrat) und dem Füh rer der Deutschen Volkspartei, LandtagsabgeorLneteu Kaefer, zusammen. staken. X Nittis Ansicht über Genua. Der frühere italienische Ministerpräsident Nitti, der in weiten Kreisen als der kommende Mann in Italien betrachtet wird, schreibt in einem Berliner Blatt u. a.: Die Konferenz von Genua hat gezeigt, daß England und Italien von derselben Fricdenssehnsucht erfüllt sind, und daß die Entente heute nickt nur hinsichtlich der Beurteiluua der Ereignisse, son-