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Fernsprecher Wilsdruff Ar. 6 Wochenblatt fÜs Wilsdruff UNÜ ilMgLgeNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen deO Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger »»d Dr»«er: Vr1h»r Asch««»e i« WUsdniff. Veraotwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für de» Inseratenteil: Arthnr Zschnnte, »eide in Wiledrnsf. Nr. 114 Mittwoch den 17. Mai 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Die für Montag den SS. Mai 1982 nachmittag« >/z2 Uhr im Verhandlungssaale des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes anberaumte Bgzirksversamml««s der Amt«hauptmannschaft Meißen wird auf Mittwoch de« 31. Mai 1922 verlegt. Tageszeit und Ort der Tagung bleiben unverändert. Weinböhla, am 15. Mai 1S22. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung. 23» l 8. Glöckner, Gemeindevorstand. Montag den 22. Mai 1922 vormittags /,9 Uhr wird im Derhandlungssaal» des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses abgehalten werden. Die Tagesordnung ist vom 17. Ma: 1982 ab im Aushangkssten deS amtsh. DienstgebäudeS angeschlagen. Meißen, am lk. Mai 1922. Nr 23618. Der Amtshauptmanu. Kir Silits ßöfßM, Dzkigts Sir lorMG 10 Ik misziBe». IIIIIIIIIIIIIlIiIIl!»!.I»IiII»II»III!IIIIIIIIII!II»IlIIIIIIIIIIIIIII»!IllI»iIINI!IIIIgIIIIIIIII!I>IIIIIIIINIIII!IIIII»IIIIIIIIII!IIIII!IIIIIIIIIIIiIMIi»IIIIIIIIIIIlIlIII Jie Hasger SüchverstSsdigentüMg. Berlin, 15. Mai. Wie der Sonderberichterstatter des B. T. aus Genua drahtet, wurde in der heutigen Sitzung der Beschluß der russischen Delegierten in ihrem Memorandum vom 11. d. M., in dem eine Sachverständigenzusammenkunst vorgeschlagen wird, angenommen, und zwar soll deren Zusammentritt am 26. Juni erfolgen. Die in Genua versammelten Mächte, mit Ausnahme von Deutschland und Rußland, sollen von dem Präsidenten der Konferenz eingeladen werden, Vertreter zum 15. Juni nach dem Haag zu senden für einen vor läufigen Austausch ihrer Ansichten und zur Festlegung ihrer Ak- tionslinie gegenüber den Russen. Eine gleiche Einladung soll von dem Präsidenten der Eenuakonserenz an die Vereinigten Staaten gerichtet werden, falls Sicherheit darüber besteht, daß sie sich beteiligen. Die eingeladenen Vertreter im Haag werden entscheiden, in welcher Weise die Kommission zusammenzusetzen ist, die mit der Führung der Verhandlungen betraut werden soll. Die bei dem vorläufigen Meinungsaustausch vertretenen Mächte werden auf Grund dieser Beratungen mitteilen, ob sie bereit sind, an den Verhandlungen, die am 26. Juni beginnen, teilzunehmen, falls sie nicht schon vorher dazu Stellung genommen haben. Falls eine der Regierungen nicht bereit ist, an den Verhandlungen teilzu nehmen, ist das kein Grund für die übrigen Regierungen, nicht im Haag zusammenzutreten. Falls nicht innerhalb dreier Monate von der Sachverständigenkonferenz gemeinsame Beschlüsse vor gelegt werden können oder falls nicht gemeinsame Empfehlungen von den betreffenden Regierungen innerhalb eines weiteren Monats erfolgen, wird es jeder Regierung freistehen, selbständig Abmachungen mit der russischen Negierung über diejenigen Gegenstände, die im Anhang des Protokolls bezeichnet werden sollen, zu treffen. Die Delegationen sind übereingekommen, den Regierungen zu empfehlen, private Uebereinkünfte weder anzu erkennen noch zu unterstützen, die von ihren Staatsangehörigen mit der russischen Sowjetregierung getroffen worden sind und die Eigentum betreffen, das anderen Ausländern gehört, bis die Sachverständigenkommission ihre gemeinsamen Beschlüße gefaßt hat, falls es überhaupt dazu kommt. Die französische und die belgische Kommission haben erklärt, daß sie bereit seien, ihren Regierungen die in dem Sitzungsbericht enthaltenen Beschlüße mitzuteilen. Den Rußen ist ein besonderer Vorschlag übergeben worden. In einem Anhang wirb ausgeführt, daß eine Sachverstän digenkommission mit einer russischen Kommission verhandeln soll, die dieselben Vollmachten hat wie die erstgenannte Kommission. Die zu behandelnden Gegenstände werden alle schwebenden Fragen beschäftigen, die sich auf die Schulden, den Privatbesitz und die Kredite beziehen. Den Rußen wird 5 bis 6 Tage zur Antwort gelaßen. R«W»d soll «Mm». Berlin, 15. Mai. Wie der Berichterstatter des Achtuhr- Abendblates aus Genua berichtet, wurde in der heutigen Sitzung der einladenden Mächte beschloßen, morgen eine Sitzung des politischen Unterausschußes abzuhalten, zu der auch Rußland eingeladen wird, um ihm die vereinbarten Vorschläge zu der Zu sammenkunft der beiden Sachverständigenkommissionen im Haag zu unterbreiten und Sowjetrußland zu seiner Anahme auf zufordern. London, 16. Mai. Tschitscherin erklärte in einer Unter redung mit dem Genueser Sonderberichterstatter des Daily Herald: Wir werden es unbedingt ablehnen, irgendeine Kom mission anzuerkennen, die ernannt wird, um sich mit der russischen Frage zu beschäftigen, wenn Rußland nicht in ihr vertreten ist. Wir werden nicht gestatten, Nachforschungen anzustellen. Wir bestehen auch auf unserer vollen Freiheit, Verträge jeder Art mit jeder Nation abzuschließen, sowohl während wie nach der Konferenz. MeWs-ePlolesWeWMWsttKo^ Genua, 15. Mai. Die Haager Konferenz ist kaum geplant, schon wieder gesährdet. Die Rußen wollen nicht, daß sie ohne ihre ausdrückliche Zustimmung einberufen wird. Tschitscherin hat an Schanzer als Präsidenten der politischen Unterkommission eine Note gerichtet, in der er Stellung nimmt zu den Absichten der Mächte: 1. Rußland von der Prüfungskommission im Haag auszuschließen oder ihm nur eine beratende Stimme zuzubilligen; 2. die Teil nehmerstaaten zu verpflichten, während der Dauer der Kom mission keine separaten Verträge mit Rußland zu schließen. Die Note fährt dann fort: Da die russische Delegation keine Möglich keit hat, sich amtlich über die Arbeiten der Unterkommission und insbesondere über die von ihr getroffenen Entscheidungen zu unterrichten, fühlt sie sich verpflichtet, den absolut unannehmbaren Charakter dieser schwerwiegenden Entschlüße zu unterstreichen. Vor allem drückt die russische Delegation ihre Ueberraschung darüber aus, daß sie nicht eingeladen wurde, ihren Standpunkt über einen von ihr selbst gemachten Vorschlag zu erläutern. Was den Schwerpunkt der zu treffenden Entschei dungen anlangt, stellt die russische Delegation fest, daß anstatt das Einvernehmen zwischen Mächten zu erleichtern, die Beschlüße nur den Erfolg haben werden, die bereits erzielte Annäherung zwischen den Mächten und Rußland wieder rückgängig zu machen. Ferner werden sie dazu führen, daß die alten Methoden zur Ord nung des russischen Problems, die sich schon als unfruchtbar und schädlich erwiesen haben, wieder ausleben. Der Ausschluß Rußlands würde den Kommisfionsarbeiten jeden objektiven Charakter und jede moralische Autorität nehmen, nicht nur in den Augen des russischen Volkes, sondern auch bei der ganzen unparteiischen öffentlichen Meinung. Der weitere Entschluß, der die Mächte verpflichtet, kein Ab kommen mit Rußland zu schließen, ist nur eine neue Art maskierter Blockade, die direkt gegen die Intereßen des russischen Volkes gerichtet ist, das darin einen neuen Akt von Feindseligkeit gegen seine Lebens intereßen erblicken würde. Uebrigens würden solche Entschei dungen im offenen Widerspruch stehen zu dem anderen Vorschlag der Mächte, sich jeder Feindseligkeit zu enthalten. Die russische Delegation stellt fest, daß noch jedesmal, wenn ein Abkommen ge troffen werden sollte, gewiße Mächte ihre eigenen Intereßen über die des Friedens stellten. Zum Schluß verlangt die Note an Stelle einer so einseitigen Behandlung der russischen Frage die sofortige Einberufung der politischen Kommission, in der die rus sische Delegation ihre Vorschläge im Hinblick auf die Bildung der Expertenkommißion vorlegen kann. Erst der Gottesfriede — dann Haag. Genua, 15. Mai. Lloyd George erklärte heute seinen Be suchern: Bevor die Haager Konferenz ihre Arbeiten anfange, müße in Genua der Gottesfriede geschloßen sein. Wenn eine Macht ihn nicht unterschreibt, kann sie keine Delegierten in das Wahlkomitee nach dem Haag senden. Der Gottesfriede muß so lange dauern, bis die Konferenz ihre Arbeiten beendet hat, kann aber automatisch verlängert werden. Englands Preße zu Lloyd Georges neuestem Vorschläge. London, 15. Mai. Die Presse Lloyd Georges feiert den gestern erzielten Vergleich als einen großen persönlichen Triumph Lloyd Georges und prophezeit, Poincarö werde kein neues Veto einlegen. Das Arbeiterorgan spricht von einer neuen Kapitulation Lloyd Georges und sieht in dem Vergleich das Ergebnis der amerikanischen Intervention, veranlaßt von dem Intereße der Standard Oil Company. Der Vertreter des „Daily Expreß" erfährt aus zuverläßiger Quelle, daß der amerikanischen Regie rung nahestehende Persönlichkeiten der Konferenz Vorschläge zur Aushebung des Rapallo-Vertrages wie aller anderen Sonder verträge mit Rußland unterbreitet hätten, um neue Verhand lungen auf unbeschriebener Tafel zu beginnen. Noch acht Konferenztage? lieber die Dauer der Konferenz von Genua ist man in Ber liner amtlichen Kreisen der Ansicht, daß sie noch acht Tage währen wird. Die Engländer werden voraussichtlich, soweit bis jetzt Dispositionen vorliegen, am Montag oder Dienstag der nächsten Woche abreisen. Auch die deutsche Delegation wird das Ende der Konferenz abwarten und erst nachher die Rückreise an- treten. Das Orientproblem in den Vordergrund gerückt. Paris, 15. Mai. Sofort nach Schluß der Konferenz von Genua wird das Orientproblem in den Vordergrund der diplo matischen Ereignisse treten. Die Kemalisten hatten vorgeschlagen, daß die Waffenstillstandsverhandlungen in Ismid eröffnet werden sollen. Frankreich und Italien stimmten zu, England lehnte ab. Nunmehr ist ein Bericht der amerikanischen Hilfskommißivn für Anatolien bei der englischen Regierung eingetrosfen, worin die Grausamkeiten und Metzeleien-der Türken gegenüber der grie chischen Bevölkerung eingehend geschildert werden. Das „Foreign Office" teilte diesen Bericht der französischen und der italienischen Regierung mit und erklärte gleichzeitig, daß dadurch sein Stand punkt, die Waffenstillstandsverhandlungen nicht in Ismid statt- finden zu laßen, eine bedeutende Verstärkung erhalten habe. England schlägt Frankreich und Italien die Entsendung einer Untersuchungskommißion nach Anatolien vor, um die Anklage der amerikanischen Hilfskommißivn gegen die kemalistische Negierung festzustellen. Sollten die Berichte der Amerikaner auf Wahr heit beruhen, so würden die Pariser Beschlüße wegen Lösung des Orientproblems von England als nicht mehr gültig ange sehen werdeü. 150 Millionen Lire bereits ausgegeben. Genua, 15. Mai. Die Auslagen der italienischen Regierung für die Konferenz haben die vorgesehene Summe von 150 Mil lionen Lire bereits überstiegen. Dem Parlament wird eine neu« Summe zur Bewilligung vorgeschlagen. .SorMtige EmöWW MWgtM." London, 15. Mai. Daily Telegraph berichtet aus Wa shington: Der Appell Frankreichs an die Vereinigten Staaten, an der geplanten internationalen Kommission zur Untersuchung der russischen Lage teilzunehmen, wird in Washington sorgfältig erwogen werden. Nach einer Kabinettsitzung am Dienstag teilte Präsident Harding den Berichterstattern mit, Genua habe sich im großen und ganzen so entwickelt, wie das Staatsdepartement vorausgesehen hat. Die in Genua gemachten Vorschläge und Taten bedeuteten mehr oder weniger eine Anerkennung de< Grundsätze, die von der Washingtoner Regierung in der russischen Politik niedergelegt worden seien. London, 15. Mai. In der Sunday Times schreibt der ame rikanische Publizist Franc H. Simons: Die große Maße des amerikanischen Volkes habe sich die Ansicht der amerikanischen Regierung zu eigen gemacht, daß es zwecklos sei, sich mit der europäischen Frage zu beschäftigen, bevor Europa die amerika nischen Ansichten in der Abrüstungsfrage sowie in den Fragen des Ausgleichs der Budgets und der Herabsetzung der Repara-i tionen angenommen habe. London, 15. Mai. Die Morning Post berichtet aus Wa shington: Das tatsächliche Scheitern der Konferenz habe merk würdigerweise eine optimistische Stimmung in amerikanischen Re- gierungslreisen erzeugt, die in Leitartikeln der Preße zum Aus druck komme. Es sei informell mitgeteilt worden, die amerika nische Regierung sei der Ansicht, daß die Bolschewisten, nach dem sie versucht hätten, Europa zu sprengen, und dabei einen Mißerfolg davongetragen hätten, jetzt die Notwendigkeit deßen einsehen werden, was Staatssekretär Hughes stets gefordert hat, nämlich, daß sie nicht nur Versprechen geben dürfen, sondern auch Garantien für den Schutz des Lebens und Eigentums. Man sei in Amerika der Ansicht, daß die Lage Rußlands in einigen Mo naten sich noch verschlechtern werde, wenn Rußland von Europa und Amerika kein Geld und keine Kredite erhalte. Die Einladung. Genua, 15. Mai. Die nach Washington gerichtete Anfrage, ob die Vereinigten Staaten in der Kommission sür die russischen Fragen vertreten sein wollten, ist auf Veranlassung Lloyd Georges erfolgt.